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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 67

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 67 — im Laufe der geschichtlichen Entwickelung entstanden sind. Die Kolonien sind: 1. Das Kapland, das amtlich jetzt Kap der Guten Hoffnung heißt, 2. Natal an der Südostküste, 3. der Oranjefreistaat, 4. Transvaal; Schutzgebiete: 1. Basutolaud am obern Oranje, 2. Betschuanaland, w. von Transvaal, 3. Rhodesia, das fast den ganzen N. umfaßt, und 4. Njassaland (früher Britisch-Zentralafrika) am Njaffafee und Schire. Tie vier Kolonien haben sich 1910 zum Südafrikanischen Bnnde zusammen- geschlossen, nachdem sie schon 1903 einen Zollverein gegründet hatten. Der Leiter des Staatenbundes ist ein von der englischen Krone ernannter Statthalter (General-Gouver- neur), der seinen Sitz abwechselnd in Kapstadt und Pretoria hat. Ihm zur Seite steht ein Senat von 40 und eine Volksvertretung von 121 Mitgliedern. Wählbar sind nur Weiße, wahlberechtigt im Kaplande auch die Schwarzen. Die Amtssprache ist englisch und holländisch. Da man sich über eine gemeinsame Hauptstadt nicht einigen konnte, hat man Pretoria zum Sitz der Verwaltung, Kapstadt zum Versammlungsort des Senats und der Volksvertretung bestimmt. Geschichtliches. Es hat lange gedauert, bis sich eine europäische Macht zu Nieder- lassungen an der Südküste Afrikas entschloß. Hier lockte kein Gold und Silber, und die Portugiesen, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts den Seeweg nach Ostindien um das Kap der Guten Hoffnung herum entdeckt hatten, eilten stets daran vorüber. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts ließen sich Europäer, und zwar Holländer, in der Nähe des Kaps nieder, um einen Haltepunkt für ihre nach Ostindien segelnden Schiffe zu ge- Winnen. Bald folgten holländische Bauern (Buren) nach und siedelten sich im Innern des Landes an, wo sie durch Viehzucht und Ackerbau ihren Lebensunterhalt erwarben. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege besetzten die Engländer das Kapland, das ihnen dann 1814 gegen eine Entschädigung von 60 Mill. Mk. förmlich abgetreten wurde. Die Buren waren aber unter der englischen Herrschast mancherlei Bedrückungen ausgesetzt: die holländischen Gerichte wurden aufgehoben, das Englische zur allgemeinen Gerichtssprache gemacht und die Sklaverei ohne genügende Entschädigung abgeschafft. Das veranlaßte 1837 einen Teil der Buren, nach N.-O. auszuwandern (trekken), wo sie in Natal einen unabhängigen Staat mit der Stadt Pietermaritzburg gründeten. Als dann die Engländer auch dieses Land in Besitz nahmen, wanderten die Buren wieder aus und suchten eine neue Heimat jenseits des Oranjeslusses. Doch auch dieses Gebiet wurde von den Engländern besetzt, worauf die „Trekkburen" abermals wichen, den Baal überschritten und dort mehrere Frei- staaten (Potschefstrom, Zoutpansberg und Lydenburg) gründeten, die später zum Trans- vaalstaat vereinigt wurden. Kriege mit den Kaffern hinderten die Engländer vorläufig, ihr Gebiet weiter auszudehnen, ja sie gaben sogar den Oranjestaat wieder auf (1854). Aber in der Folgezeit wußten sie die beiden Burenstaaten wieder in eine gewisse Abhängigkeit von sich zu bringen, trotz einer empfindlichen Niederlage, die sie 1881 am Majubaberge erlitten. Indessen hatten sich die Briten nach und nach der umliegenden Gebiete be- mächtigt: des Kassernlandes (1865), des Basntolandes und der weiten Länder w. von den Burenstaaten. Die Entdeckung reicher Goldfelder in Transvaal lockte die Engländer zu neuen Versuchen, sich die Buren zu unterwerfen. Ein räuberischer Einfall unter vr. Jameson (dschehms'n) endete mit einer Niederlage (1896). Weitere Bedrohungen veranlaßten die beiden Burenstaaten zu einem engen Bündnis und endlich, als die Quer- treibereien der Engländer gar kein Ende nahmen, zum Kriege gegen England (1899—1901). Die anfangs überall siegreichen Buren erlagen aber nach langen Kämpfen endlich der britischen Über- 5*

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 22

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 22 — mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor- ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor- rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen- tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind. Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen, und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann. „In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo- meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er- hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten- gegenden seinen Einfluß geltend machen kann. Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken- bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 75

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 75 — mit den notwendigsten Gegenständen versorgen und wohin diese ihre Erzeugnisse auf den Markt bringen" (Passarge). Größere Ansiedlungen gibt es nur an der Küste, in den dein Ackerbau dienenden Gegenden und in den Bergwerksbezirken. 1. Die Hauptstadt des Kaplandes, die Kapstadt (70000, mit den Vorstädten 170000 E.), liegt am Südrande der nach N.-W. offenen, geräumigen und tiefen Tafelbai, die den Schiffen einen guten Ankerplatz bietet und jetzt durch große Dämme auch vor den Nordweststürmen gesichert ist. Unmittelbar hinter der Stadt erhebt sich der Tafelberg (1080 m), eine bis zur Höhe des Brockens fast senkrecht emporsteigende, gewaltige, oben ganz flache Felsmasse, und daneben der Löwen opf (665 m). Beide bilden eine 4 km lange Mauer, die der Stadt gegen die heftigen Süd- und Südostwinde Schutz gewähren. Die Kapstadt ist eine der schönsten Städte Afrikas, regelmäßig gebaut, mit ansehnlichen öffentlichen Bauwerken und prächtigen Park- und Gartenanlagen in der Umgebung. Sie ist das wichtigste Eingangstor Südafrikas und darum der Ausgangspunkt mehrerer Eisen- bahnen und ein wichtiger Haltepunkt für die den Erdteil umsegelnden Schiffe. Noch wich- tiger als Handelsplatz ist Port Elisabeth (31000 E.) an der Algoabai, der Haupthafen für den mittleren und ö. Teil der Kolonie und die n. davon gelegenen Gebiete. Die Ber- bindung nach dem Innern ist von hier aus viel kürzer als von der Kapstadt. Die bedeutendste Stadt im Innern ist Kimberley (31000 E.) inmitten des wichtigsten Diamantenbezirks. Etwa 800 Weiße und gegen 2000 Schwarze sind in den Bergwerken beschäftigt. 2. In Natal ist Durban (70000 E., darunter 32000 Weiße) ein bedeutender Hafen und der Ausgangspunkt mehrerer Bahnen. An der Hauptlinie, die nach Transvaal führt, Pietermaritzburg (30000 E.), der Sitz der Regierung, eine ganz europäisch gebaute, von großen Gärten und schönen Landhäusern umgebene Stadt. 3. Die Hanptstadt vom Oranjesreistaat ist Bloemfontein (27000 E.), die von Transvaal Pretoria (50000 E.). Eine weit größere Bedeutung hat Johannisburg (240000 E.). Die Stadt ist innerhalb einiger Jahrzehnte mit fast beispielloser Schnelligkeit emporgeblüht. Noch 1886 war die Gegend eine ziemlich wertlose Viehweide. Heute „herrscht ein sehr großstädtisches Leben in der reichen Bergwerksstadt und eine sehr leichtlebige, genußsüchtige Bevölkerung. Die breiten Straßen, die zahlreichen öffentlichen Gebäude, die Klubhäuser, Theater, Börse und vor allem die großen Kaufhäuser machen einen imponierenden Eindruck, und in den Vorstädten hat man es verstanden, schmucke, grüne Gärten anzulegen, die von schnellwachsenden hohen Eukalyptusbäumen überschattet werden an Stellen, wo sich vor einigen Jahren noch ödes Grasland ausdehnte" (Passarge). d) Portugiesisch-Ostafrika. (760000 qkm, 3,1 Mill. E., 4 auf 1 qkm). Die Kolonie reicht von der Delagöabai bis zum Rovuma, der Grenze gegen Deutsch-Ostafrika. Sie umfaßt im wesentlichen das bis 400 km breite, feuchtheiße und fruchtbare, aber ungesunde Küstenvorland, greift indessen auch noch in das Stufenland und am Sambesi und Njassasee bis auf das Hoch- land über. Das Land ist schon seit Jahrhunderten in portugiesischem Besitz, doch sind die heutigen Grenzen erst in neuster Zeit durch Verträge mit den Engländern festgelegt worden. Früher zogen die Portugiesen hauptsächlich durch den Sklavenhandel Nutzen aus dieser Kolonie. Der Anbau wurde dagegen ganz vernachlässigt, und als der Sklavenhandel

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 76

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — aufhörte, sank der Wert der Besitzungen immer mehr. Erst in den letzten Jahrzehnten hat die Kolonie, hauptsächlich durch die Hilfe englischen Geldes, einen Aufschwung genommen. Das Land erzeugt Mais, Hirse, Reis, Bananen, Zuckerrohr, Kaffee, Kautschuk usw. und enthält Gold- und Erdöllager. Die Ausfuhr hatte 1910 einen Wert von 28 Mill. Mk. — Die Kolonie gliedert sich in zwei Teile: Mossambik, n. vom Sambesi, undsosala, s. davon, beide benannt nach den gleichnamigen kleineu Hafenplätzen. Der weitaus wichtigste Hafen ist aber Lorenzo Marques (10000 E.) an der Delagoabai, weil von hier aus die wichtige Eisenbahn nach Transvaal führt. V. Die afrikanischen Inseln. Afrika ist arm an Inseln. Nur 617 000 qkm, etwa 1j50 vom Gesamt- flächeninhalte des Erdteils, entfalten auf sie. Und von dieser Fläche nimmt Madagaskar allein 590000 qkm ein, so daß für die andern mir ein Gebiet von der Größe der Rheinprovinz übrig bleibt. Die Inseln sind fast sämtlich gebirgig und mit Ausnahme von Madagaskar, Sokotra und einigen Korallen- eilanden vulkanischen Ursprungs. a) Inseln im Atlantischen Ozean. 1. Die Azoren (2400 qkm, 256000 E.) liegen 1500 km w. von Portugal, in der Breite von Lissabon, und werden vom Golfstrom umspült. Daher ist das Klima warm und sehr gleichmäßig, so daß selbst tropische Gewächse gedeihen. Die Inseln erzengen viel Ananas und Südfrüchte, insbesondere Apfelsinen, von denen ganze Schiffs- laduugen nach London gehen. 2. Madeira (madera, 815 qkm, 150000 E., 185 auf 1 qkm) ist eine von Gieß- bächen stark zerfurchte Vulkanmasse, deren bedeutendster Gipfel den Rigi überragt. Die dicht bewohnte Insel ist gut angebaut und erzeugt Getreide, Südfrüchte und den berühmten feurigen Madeiraweiu. Unter den Erzeugnissen des Gewerbefleißes verdienen die feinen Stickereien erwähnt zu werden. Das milde, gleichmäßige Klima hat Madeira zu einem vielbesuchten Winterkurort für Brustkranke gemacht. Die Hauptstadt Funchal (funtfchal, 20000 E.) hat lebhaften Verkehr, und deutsche, englische und französische Dampfer legen hier an. 3. Die Kanarischen Inseln (7300 qkm, 400000 E.) liegen dcr n. Sahara gegenüber in nur geringer Entfernung vom Festlande. Sieben von ihnen sind bewohnt, darunter als bekannteste Tenerife und Ferro, das früher der Ausgangspunkt für die Zählung der Meridiane war. Auf jener erhebt sich der 3700 m hohe Pik von Tenerife, ein Feuerberg, der 1798 seinen letzten Ausbruch hatte. Sein schlanker Kegel, der im Winter eine Schneedecke trägt, ist schon aus weiter Ferne den Schiffern sichtbar. Die Inseln haben ein sehr angenehmes, gleichmäßiges Klima und sind durch Schönheit und Fruchtbarkeit ausgezeichnet. Schon die Römer bezeichneten sie als die „Glücklichen Inseln." Sie sind die Heimat der Kanarienvögel. Die größte Stadt ist Las Palmas (20000 E.) auf Gran Kanaria. 4. Die Inseln des Grünen Vorgebirges oder Kapverden (3800 qkm. 150000 E., 38 auf 1 qkm) liegen der Senegalmündung gegenüber, 600 km von der Küste. Das Klima ist heiß und trocken, der Boden daher wenig fruchtbar. Gut gedeihen die Kokos- und die Dattelpalme. Die bekannteste Insel der Gruppe, St. Vincent, ist wichtig als Anlegestelle für Schiffe mit weiter Fahrt, die hier Kohlen, Mundvorrat und Wasser einnehmen.

5. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 55

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 55 — hat Portugal seinen Besitz vernachlässigt. Man trieb hauptsächlich Tausch- und Sklaven- Handel. In den letzten Jahrzehnten ist indessen ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Man hat Kaffee-, Tabak- und Zuckerpflanzungen angelegt, Bahnen gebaut, Telegraphen- Verbindungen geschaffen und angefangen, durch Errichtung von Niederlassungen das Innere zu erschließen. (1909: A. 20, E. 20 Mill. Mk.). Die Hauptorte liegen an der Küste: Loanda (20000 E.), Benguella (22000 E.) und Mossamedes (4000 E.). Zu Angola wird auch der kleine Bezirk Kabinda, n. der Kongomündung, gerechnet. 4. Belgisch-Kongo (2380000 qkm, 15 Mill. E.), der frühere Kongo- staat, umfaßt die Länder am mittleren und oberen Kongo und dessen Neben- slüssen. Nach O. reicht es bis zum Tanganjika- und Albert Ednard-See und wird hier von Deutsch- und Britisch-Ostafrika begrenzt. Den Atlantischen Ozean berührt es nur mit einem 37 km breiten Streifen am rechten Ufer der Kongo- mündung. Der Kongostaat ist eine Schöpfung König Leopolds Ii. von Belgien. Angeregt durch die Ergebnisse neuer Forschungsreisen in Afrika, berief der König 1876 nach Brüssel eine Versammlung angesehener Geographen und Reisender, die zur Gründung der „Jnter- nationalen Afrikanischen Gesellschaft" führte. Diese stellte sich die Aufgabe, Inner- afrika zu erforschen und dem Handel zu erschließen. In ihrem Auftrage unternahm dann Stanley, der inzwischen, von O. kommend, den oberen und mittleren Kongolauf entdeckt hatte, 1879 von der Kongomündung aus eine vorzüglich ausgerüstete Forschungsreise ins Innere und legte eine ganze Reihe von Niederlassungen an. Damit nicht die erforschten Gebiete etwa von andern in Besitz genommen würden, ging die Gesellschaft, die inzwischen den Namen „Internationale Kongo-Gesellschast" angenommen hatte, daran, einen eigenen selbständigen Staat zu gründen. Die Bemühungen führten 1885 zur Einberufung der Kongoke-nferenz nach Berlin. Nach langen Verhandlungen wurde zwischen der Gesellschaft und den Staaten Frankreich und Portugal, die aus große Gebiete des Kongo- landes Ansprüche erhoben, eine Einigung über die Grenzen erzielt, worauf alle Mächte das neue Staatswesen anerkannten. Nach Genehmigung durch die Kammern übernahm König Leopold die Herrschaft des Kongostaates, der also nur durch Personalunion mit Belgien verbunden und wie dieses für neutral erklärt wurde. 1908 ist das große afrika- nifche Reich als Kolonie in den Besitz des belgischen Staates übergegangen. Das Kongoland ist reich an natürlichen Hilfsquellen, und seit Gründung des Staates ist viel zur wirtschaftlichen Erschließung geschehen. Handels- gefellfchaften und selbständige Geschäftshäuser haben eine Menge von Nieder- lassungen gegründet. Auf dem mittleren Kongo und seinen Nebenflüssen fahren bereits über 50 Dampfer. Um eine Verbindung zwischen dem Unter- und Mittellauf des Flusses herzustellen, hat man (1890—98) mit einem Kosten- aufwande von 48 Mill. Mk. die 400 km lange Kongobahn erbaut, die das Durchbruchstal umgeht. Eine zweite Bahn sührt an den Stanleyfällen entlang. Welche Bedeutung die Kolonie bereits erlangt hat, geht daraus hervor, daß die Ausfuhr 1911 einen Wert von 43 Mill., die Einfuhr von 40 Mill. Mk. hatte. Unter den Ausfuhrerzeugnissen nimmt jetzt Kautschuk weitaus die erste Stelle ein (1911: 27 Mill. Mk.). Die Gewinnung von Elfenbein, die früher an erster Stelle stand, geht beständig zurück (1907: 11, 1911: 4,5 Mill.), da die Elefanten immer seltener werden und die früher aufgespeicherten Zähne längst verkauft sind. Andere Ausfuhr-

6. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

7. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 354

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 354 — In ein paar Tagen aber hat sich das Wasser wieder verlaufen; es verdunstet oder versinkt in dem Boden, und selten erreicht ein Fluß das Meer. Doch findet sich im tiefen Sande des Bettes gewöhnlich das ganze Jahr hindurch Wasser, das man leicht durch Löcher erschließen kann. Man gliedert das Hochland in drei Abschnitte, die man nach den es bewohnenden Volksstämmen benennt. Der s. Teil, Grotz-Namaland, besteht aus großen, mit med- rigem Strauchwerk bestandenen Hochflächen, aus denen sich zahlreiche Tafelberge und „Kopjes" erheben. Das Hochland wird von tiefen, meist südwärts gerichteten Schluchten durchzogen, und an vielen Stellen ist es derartig durchfurcht, daß die Landschaften an die Sächsische Schweiz erinnern. Der Hauptfluß ist der Große Fischfluß, der dem Oranje zuströmt, aber auch nur zur Regenzeit Wasser sührt. Weiter n. liegt das Tamaraland, das höchste Gebiet der Kolonie. Hier zeigt das Land den größten Wechsel. Mächtige Ge- birgsstöcke und wild zerrissene Bergketten erheben sich über die Hochländer. Der Omatako steigt bis 2700 m, der Höhe des Watzmanns, empor. Weiter n. erhebt sich der 100 km lange Waterberg, um den zur Zeit des Hereroaufstandes so heftig gekämpft wurde. Er verdankt seinen Namen den zahlreichen an ihm entspringenden Quellen. Tie Täler, die auch hier oft gewaltige Schluchten bilden, sind im Damaralande nach W. gerichtet. Das wichtigste ist das des Swakop. Den N. des Schutzgebietes nimmt das Ovamboland mit dem Kaokoseld ein. Es ist nur etwa 1000 m hoch und größtenteils eben. Der hier reichlicher fallende Regen erzeugt einen üppigeren Graswuchs, und an vielen Stellen wird die Steppe auch von Baumgruppen unterbrochen. Das Land ist nicht nur zur Viehzucht, sondern auch zum Ackerbau geeignet. Aber Europäer werden sich hier kaum als Ansiedler niederlassen können, da das Klima zu heiß ist und auch das Fieber vorkommt. Eigeu- tümlich sind dem Lande zahlreiche flache Becken, sog. Pfannen, die sich zur Regenzeit mit Wasser füllen, das in der Trockenzeit ganz oder größtenteils wieder verdunstet, wobei sich der Boden mit einer dicken, blendendweißen Salzkruste überzieht. Die größte ist die Etoschapsanne. c) Nach O. senkt sich das Hochland zu dem großen Becken der Kalahari, von der aber nur ein kleiner Teil zu Deutschland gehört. Sie bildet ein an Gras, Bäumen und Buschwerk reiches Gebiet, das sich vorzüglich als Weideland eignet (S. 69). Das Klima zeigt bei der großen Ausdehnung und den bedeutenden Höhenabstufungen des Landes naturgemäß große Unterschiede. Insbesondere besteht ein Gegensatz zwischen der Küste und dem Hochlande, zwischen dem tropischen N. und dem der gemäßigten Zone angehörigen S. Das Küstenland hat ein ziemlich gleichmäßiges, für die Breitenlage kühles Klima mit einem Jahresmittel von 16—17 °. Es ist dies auf den kalten Benguelaftrom zurückzuführen, der an der Westseite Südafrikas entlang zieht. Er verursacht auch die Regenarmut des Landes. Die hier häusig wehenden Südwestwinde werden durch ihn so abgekühlt, daß sie sich bereits auf dem Meere ausregnen und völlig trocken sind, wenn sie auf dem Lande ankommen. Das Küstenland ist vielleicht das regenärmste Gebiet der Erde. Manchmal vergehen Jahre, ehe ein Tropfen fällt. Doch entstehen häufig dichte, kalte Nacht- und Morgennebel, die vom Winde bis zur Grenze der Namib getrieben werden. Das meerfernere Hochland hat scharfe Wärmegegensätze zwischen Sommer und Winter, Tag und Nacht. In der heißen Jahreszeit steigt das Thermometer auf 40—45 °, im Winter ist Frost eine keineswegs seltene Erscheinung, obwohl die Tage auch dann noch recht warm find. Der Regen ist auch hier spärlich und auf die Sommerzeit beschränkt. Er nimmt im

8. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 68

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— 68 — macht, und die beiden Freistaaten wurden als Oranje- und Transvaalkolonie den andern britischen Besitzungen angegliedert. Die natürlichen Landschaften, a) Das Kapland verdankt seinen Namen dem Kap der Guten Hoffnung, das sein Entdecker, der Portugiese Vasko da Gama (1486), für die Südspitze Afrikas hielt. Es reicht von der Südküste bis über den Oranjefluß und besteht aus mehreren übereinanderliegenden Stufen, die durch Gebirgszüge getrennt sind. Von S. kommend betritt man zuerst die etwa 25 km breite Küstenebene. Sie erhebt sich 66—80 m über den Meeres- spiegel, ist von einzelnen Bergen und Berggruppen durchsetzt und fällt steil zum Meere ab. Die Küste zeigt einige Gliederung, aber die Buchteu sind sämtlich offen und der Brandung ausgesetzt. Am wichtigsten sind die Tafelbai und die Falsche Bai im W., zwischen denen die schmale, 50 km lange bergige Halbinsel des Kips der Guten Hoffnung nach S. vorspringt. Die Tafelbai, an der die Kapstadt liegt, hat ihren Namen von dem in ihrem Hintergrunde sich erhebenden Tafelberge, der sie gegen die Südwinde schützt (S. 75). Die Küstenebene ist an der Westseite des Kaplandes trocken und sandig, im S. und O. dagegen gut bewässert, da hier der Südostpassat Regen bringt. Die Jahres- wärme ist etwa die Süditaliens. Aber die Gegensätze sind infolge der Meeresnähe geringer. Die Wälder enthalten viele oliven- und lorbeerartige Formen und Bäume mit sehr festem, sog. Eisenholz. Es gedeihen hier alle europäischen Getreide- und Fruchtarten, besonders Weizen, Südfrüchte und Weiu. Aus der Küstenebene erhebt sich ein oft mauerartig steil ansteigendes Gebirge, das an einzelnen Stellen 1766 in erreicht. Enge, spaltenartige, ties eingeschnittene Quertäler, Klooss (Hufs) genannt, durchbrechen die Gebirgsketten. Durch diese Schluchten, von denen man erst im vorigen Jahrhundert einige mit vieler Mühe wegsam gemacht hat, gelangt man auf die zweite Stufe, die Kleine Karrü, eine kleine, schmale und öde Hochebene von 566—766 m Höhe. Dann folgt ein zweiter, aber höherer Gebirgszug vou gleicher Beschaffenheit, der in den Schwarzen Bergen bis fast 2466 m ansteigt. Jenseits dieser Gebirgskette liegt eine bedeutend größere Hochebene, die Große Karrü. Sie steigt von 566 m im W. bis auf 966 m im O. an und hat ungefähr die doppelte Größe der Rheinprovinz. Im N. wird sie von mehreren Gebirgszügen, darunter den Nieuveveldbergeu, begrenzt. Der Kompaßberg im O. erreicht 2666 in. Die Karru ist nicht überall eben, sondern mit zahlreichen vereinzelten Tafelbergen und kleinen Berggrnppen besetzt. Ter Name, von einem hottentottischen Worte karu«a abgeleitet, bedeutet soviel wie kahl, wüste. Die Karru ist ein Steppenland, aber von durchaus eigenartigem Gepräge. Der Boden besteht aus einem rötlichen, stark eisenhaltigen Lehm oder Ton, der in der langen, 9 Monate dauernden Trockenzeit steinhart wird. Die wenigen Flüsse führen nur zur Regenzeit Wasser. Die Bedingungen für den Pflanzenwuchs sind also recht ungünstig. Bäume finden sich nur vereinzelt in den Flußbetten, wo der Boden etwas mehr Feuchtig-

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 74

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 74 — de Beers-Gefellfchaft zu vereinigen (1888), die seitdem den Abbau mit allen technischen Hilfsmitteln der Neuzeit betreibt. „Man hat berechnet, daß bis zum Jahre 1901 Süd- afrika allem während eines knappen Menschenalters mehr als */5 aller auf der Welt jemals gewonnenen Diamanten geliefert hat." 1906 erreichte die Ausbeute den Wert von 135, 1907 von 180 Mill. M. 1895 fand man einen riesigen, roh 200 g wiegenden Diamanten, den man zu Ehren des 60 jährigen Regierungsjubiläums der Königin Viktoria als Jubiläumsdiamanten bezeichnet hat. Er wog geschliffen noch 49 g und übertraf nicht bloß an Größe, sondern auch an Glanz und „hellem Wasser" alle bisher bekannten Diamanten. Sein Wert wird auf 8 Mill. Mk. geschätzt. Er wird aber noch weit über- troffen durch einen 1905 in Transvaal entdeckten, der den vierfachen Umfang, etwa Faust- große, hat. Transvaal hat ihn aus Dankbarkeit für die ihm verliehene freie Verfassung aufgekauft und dem Könige von England zum Geschenk gemacht. Kohlen finden sich hauptsächlich in Transvaal und Natal, in geringeren Mengen auch im ö. Kapland und iu Südrhodesia. Ihr Vorkommen ist aber nicht so bedeutend, daß sich an ihren Fundorten größere Jndustriebezirke wie in Europa entwickeln könnten. Wichtig sind sie insbesondere für die Versorgung der Südafrika anlaufenden Dampfer. 1908 wurden in Transvaal 2,7, in Natal 1,7 Mill. t gefördert. Der Hauptfundort für Kupfer ist das w. Kapland, s. vom Oranjefluß (Klein-Namaland). Eine Eisenbahn ver- bindet jetzt den Bezirk mit der Küste. In den Jahren 1904—7 wurden durchschnittlich 82000 t, 1908 109000 t Erze gefördert. Silber gibt es iu Transvaal und Rhodefia (1908: 2350000 Mk.). Verkehr und Handel. In früheren Zeiten vollzog sich der Verkehr aus- schließlich auf Lasttieren und Wagen, die bei dem Mangel an ordentlichen Wegen außerordentlich schwer und klobig gebaut waren und von 12—20 Ochsen gezogen wurden. Die Engländer haben aber, um das Land zu erschließen, Großartiges im Bau von Verkehrswegen geleistet. Drei Eisenbahnlinien gehen von der Südküste aus nach N. und verzweigen sich im Junern nach W. und O. Die eine verläuft von der Kapstadt an erst ö., dann nö., berührt in der Nähe des Vaal die Diamantenstadt Kimberley, weiterhin Maseking und die Goldstadt Bulawayo, weudet sich dann nach N.-W., überschreitet bei den Vikloriasällen den Sambesi und reicht jetzt bis Katanga im Kongostaat. Sie bildet einen Teil der geplanten Überlandbahn, die die Kapstadt mit Kairo verbinden soll und von N. her bis Khartum vorgerückt ist. Der Ausgangspunkt der zweiten Linie ist Port Elisabeth. Die Bahn verläuft über Bloemfontein im Oranjefreistaat, Johannis- burg, Pretoria und endet bei Pietersbnrg. Von Johannisburg und Pretoria führen Seitenlinien nach Durban und Lorenzo Marques (S. 76). Die dritte Linie zieht von East London nw. und vereinigt sich mit der zweiten Linie. Die Gesamtlänge der Bahnen in Britisch-Südasrika betrug 1910: 15500 km. Der Außenhandel hatte 1911 einen Wert von 1795 Mill. Mk. (A. 1098, E. 697). Es wurden ausgeführt: Gold (752 Mill. Mk.), Diamanten (166), Wolle (78), Straußen- federn (44), Häute und Felle (24). Siedlnngen. Die Hauptform der Anfiedlung ist die zerstreut liegender Einzelsarmen, die mit Stacheldrahtzäunen gegeneinander abgegrenzt sind. Eine solche Farm besteht aus einem Wohnhaus mit Garten und im besten Falle noch aus einigen Scheunen. „Die Heimstätten — so nennt sie dcr Bur — liegen oft stundenweit voneinander entfernt, und das Leben der Besitzer ist das denkbar einfachste, einsamste und eintönigste. Als Mittel- punkte der Kultur haben sich auf dem Lande kleine Städtchen entwickelt, die die Farmer

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 214

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 214 — Knüppel, mit dem man nach Wurzeln, Knollen und Insekten gräbt. Als Gefäße benutzt man Muscheln, mit Harz dichtgemachte Menschenschädel, Schildkrötengehäuse, ausgehöhlte Holzstücke und Baumrinden. Außerdem werden aus Stengeln, Blättern und Fasern Körbchen, Taschen und Fischnetze geknüpft. Als Waffen dienen schmale, aus Holz oder Rinde verfertigte Schilde, Holz- keulen, Steinbeile, Speere, deren Spitzen im Feuer gehärtet oder mit scharfen Kieseln versehen sind, und ein eigentümliches Wurfholz, der B um er an g. Dieses Werkzeug ist die ge- fährlichste Waffe der Australier und ihre ureigenste Erfindung, da man es sonst nirgends auf der Welt gefunden hat. Der Bumerang ist ein schwach sichel- oder kniesörmig ge- gebogenes, flaches, glattes Holzstück von 60—100 cm Länge. Er hat die merkwürdige Eigentümlichkeit, daß er, geschickt geworfen, wieder zu seinem Ausgangspunkte zurückkehrt, wobei er sich mit großer Schnelligkeit wie um einen Zapfen dreht, eine elliptische, all- mählich zu bedeutender Höhe ansteigende und dann sich in gleicher Weise wieder senkende Flugbahn beschreibt. Wenn er sein Ziel trifft, fällt er natürlich zu Boden. „Ein er- fahrener Werfer kann dieser Waffe fast jede beliebige Wendung geben; zur Verstärkung des Schlages wird sie indessen gewöhnlich flach gegen den Erdbaden geschleudert, von dem sie abprallt und sich zu bedeutender Höhe erhebt. Die Eingeborenen sind imstande, mit dem Bumerang Vögel oder kleinere Säugetiere bis zu der bedeutenden Entfernung von ungefähr 200 Schritt zu erlegen. Im Kriege ist diese Waffe besonders dadurch gefährlich, daß es fast unmöglich ist, in dem Augenblicke, in welchem man sie in der Luft erblickt, zu beur- teilen, welchen Weg sie nehmen oder wo sie niederschlagen wird" (Ratzel). Merkwürdig ist, daß Bogen und Pfeile, die man sonst bei allen Wilden findet, nur bei einigen Stämmen im N.-O. bekannt sind, die sie wahrscheinlich von den Papuas entlehnt haben. Von Religion ist bei den Australiern wenig vorhanden. Götterverehrung, Opfer und Gebet sind unbekannt. Dagegen besteht allgemein der Glaube an gute und böse Geister, die man sür die Seelen der Verstorbenen hält. Die ersteren werden wenig beachtet; die Dämonen aber, die des Nachts ihr Wesen treiben, sind sehr gefürchtet. Das wirksamste Mittel gegen sie ist das Feuer, das man daher auch des Nachts nie erlöschen läßt. Hohes Ansehen genießen die Zauberer, von denen man glaubt, daß sie Geister bannen, Kranke gesund und Gesunde krank machen können. Die eingewanderte Bevölkerung (4,7 Mill.) ist zu fast 96 °/0 britischer Herkunft; den Rest bilden Deutsche (etwa 100 000), andre Europäer, Chinesen (28000), Japaner (3500), Jndier (3300), Polynesier (Kanaken 2000) und Malaien (1100). Ungefähr 70 v. H. bekennen sich zum evangelischen Glauben, 25 v. H. sind katholisch. Australien ist der zuletzt bekannt gewordene Erdteil. Seine ersten Entdecker waren die Holländer zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Die niedrige Kultur der Eingeborenen,, die geringwertige Tier- und Pflanzenwelt wie das ungünstige Klima waren aber so wenig verlockend, daß man weder Niederlassungen gründete, noch Handelsbeziehungen anknüpfte. 1770 entdeckte der englische Weltumsegler Cook (kuck) die begünstiglere Ostküste, die er, da sie ihm der Südküste von Wales ähnlich schien, als Neu-Südwales bezeichnete. Bei seiner Rückkehr empfahl er der englischen Regierung das Land als Ansiedlungsgebiet. Da Eng- land um diese Zeit seine amerikanischen Besitzungen verlor, in die es bisher seine Verbrecher verbannt hatte, faßte es den neuen Erdteil zunächst als Verschickungsort ins Auge. 1768 landete der erste Sträflingslrupp, zusammen mit den Beamten und Soldaten 1030 Personen, darunter */4 Frauen, an der Jacksonbai und gründete eine Ortschaft, die nach dem damaligen englischen Minister Sidney genannt wurde. Wenn ein Sträfling Besserung zeigte, konnte
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