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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 44

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
44 nach Rom zum Papste Gregor Ii. und ließ sich von ihm zu seinem Missionsdienste bevollmächtigen. Er wandte sich dann wieder nach Friesland. wo er drei Jahre als Gehilfe seines Landsmannes Willibrord thätig war. Von hier pilgerte er zu den Thüringern und Hessen 723 und verkündete ihnen die Lehre Christi mit Erfolg. 723 war er wieder in Rom. Gregor Ii. weihte ihn zum Bischöfe, und Winfried oder Bonifacius leistete bei der Gelegenheit am sogenannten Grabe der Apostel Petrus und Paulus dem Oberhaupte der abendländischen Kirche folgenden Eid: „Ich schwöre, daß ich nie das Geringste auf irgend eines Menschen Rat gegen die Einheit der katholischen Kirche unternehmen, sondern Dir und Deiner Kirche, welcher vom Herrn die Macht des Bindens und Lösens verliehen ist, unverbrüchliche Treue und Reinheit des Glaubens weihen werde." Nachdem er sich so feierlich verpflichtet hatte, diejenigen, welche er zu bekehren auszog, der kirchlichen Oberhoheit Roms zu unterwerfen, empfing er von dem Papste Empfehlungsbriefe an den fränkischen Hausmeier Karl Martell und wanderte zunächst nach dem Hofe desselben. Herzog Karl nahm ihn ehrerbietig auf. Er versprach dem frommen Glaubensboten Schutz, und Förderung, wogegen Bonifacius sich unter die fränkische Herrschaft stellte und die fränkischen Interessen zu wahren gelobte. Sein Weg führte ihn hierauf zu den Hessen zurück. Hier war der früher ausgestreute Same des Wortes Gottes bereits wieder überwuchert von den wilden Schößlingen heidnischen Wesens. Willibald, ein Presbyter zu St. Viktor in Mainz, der im Aufträge zweier Schüler von Bonifacius, des Erzbischofs Lullus in Mainz und des Bischofs Megingoz in Würzburg, das Leben desselben geschildert hat, berichtet folgendes darüber: „Noch opferten sie Bäumen und Quellen im Verborgenen oder auch offen, andere übten noch Seherei und Wahrsagung. Wunder und Zauberkünste im Geheimen und vor den Menschen, andere schauten auf den Flug der Vögel und die Zukunft kündende Vorzeichen und erfüllten mannigfachen Opferbrauch." Bonifacius nahm den Kampf gegen diese Verirrungen sofort auf. seiner eindringlichen und überzeugenden Predigt gelang es, die Gemüter wieder auf den rechten Weg zu führen, sein scharfes Auge entdeckte häufig die Ursachen der Verderbnis, die er dann ohne Zögern und ohne Furcht vor dem leidenschaftlichen Hasse der Heiden beseitigte. So fällte er bei dem Dorfe Gäsmere (Geismar) die berühmte Jovis- oder Donarseiche und erbaute aus ihrem Holze zu Ehren des Apostels Petrus ein Kirch-

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 164

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
164 Bcrn- ward von Hildes heim. Weberei, Erz-, Gold- und Silberschmiedekunst, während dieser Periode wenigstens in ihren Anfängen sich zu entwickeln. Ein frommer Sinn suchte die heiligen Bauten auch im Innern auf jede Weise auszuschmücken. Ein besonderer Zweig der Malerei, die sogenannte Miniaturmalerei'. diente zur Verzierung von Handschriften, besonders solcher mit religiösem Inhalt." Schon an anderer Stelle ist der segensreichen Wirksamkeit der Bischöfe Bernward von Hildesheim und Meinwerk von Paderborn gedacht worden. Diese beiden Männer haben sich nicht nur als Geistliche und Lehrer einen Namen gemacht, sondern sind auch durch ihre Kenntnisse und technischen Fertigkeiten in der Baukunst, Bildnerei und Malerei die Führer ihres Volkes geworden. Bernward wird der erste Erzgießer seiner Zeit genannt. Er schuf 1015 die ehernen Thüren des Dornes zu Hildesheim, welche aus dem Raume unter dem Westturme zu dem Innern der Kirche führen. Aus viereckigen, in zwei Reihen übereinander stehenden Feldern enthält der nördliche Thürflügel acht Reliefs, die absteigend die Schöpfungsgeschichte bis zum Morde Abels darstellen, nämlich 1. die Schöpfung des ersten Menschen; 2. die Zuführung des Weibes zu Adam; 3. der Sündenfall; 4. das Verhör; 5. die Vertreibung aus dem Paradiese; 6. Adam arbeitet im Schweiße seines Angesichts; 7. das Opfer Kains und Abels; 8. der Brudermord. Veranschaulicht diese Reihenfolge das Sinken der Menschheit in die Sünde, so zeigen die acht Reliefs des zweiten Thürflügels aufsteigend die Erlösung des Menschengeschlechtes. Sie enthalten 1. die Verkündigung; 2. die Geburt Jesu; 3. die Anbetung der Weisen; 4. die Darstellung im Tempel; 5. Jesus vor Pilatus; 6. die Kreuzigung; 7. der Engel verkündigt den Weibkrn die Auferstehung des Herrn; 8. die Höllenfahrt oder die Einfahrt in das Paradies. Von Bernward stammt ebenfalls eine 14 Fuß hohe eherne Säule, die bis zum Jahre 1893 auf dem Domhofe stand. Da dem Schöpfer derselben in dem genannten Jahre ein Denkmal errichtet werden sollte, für welches man den Domhof ausersehen hatte, so mußte die Säule im Dome selbst ihren Platz erhalten, wo sie früher bereis gestanden hat. Sie war damals in Gefahr eingeschmolzen zu werden, als man noch zu rechter Zeit ihren Wert erkannte und sie ans Sicht zog. Sie ist ohne Frage der Trajanssäule in Rom nachgebildet. Auf einem spiralförmig herumlaufenden Bande enthält sie in achtundzwanzig

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 70

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
70 um seinen Hals geredet hätte. Eine verwandte Erscheinung im Mittelalter zeigte sich in der Neigung des Volkes zu Neckereien, die nur zu leicht über alle Grenzen der Menschlichkeit hinausgingen und nicht selten Gesundheit und Leben des Betroffenen ernstlich gefährdeten. Die Geschichte der hansischen Höse in Bergen bietet Belege dafür. 'Spiele- Unter den dreizehn sogen. ,Spielen', an denen Jung und Alt im Bergen, bergischen Hause seine Freude fand, waren das Rauch-, das Staupen-und das Wasserspiel die beliebtesten. „Tie älteren Bewohner des Kaushofes zogen zu demselben unter rohem, wüstem Schreien und Johlen in die Schnstergasse und füllten hier Gefäße jeder Art mit dem Kehricht der Straße an, mit Schnitzeln von altem Leder u. s. w. Narren und Masken, Bauernweiber n. dergl. begleiteten den Zug, warfen einander und pritschten nach Weise des deutschen Hanswurst die Zuschauer. Nach einem solchen Umzuge ging's aus das Komptoir zurück. Hier wurden die Lehrlinge an einen Strick gebunden und im ,Schütting' bis zu der in der Decke befindlichen Öffnung emporgezogen, worauf die unsauberu Stoffe unter ihnen entzündet wurden. Dann legte man den Gepeinigten allerlei sonderbare Fragen vor, die sie im Qualm beantworten mußten. Nach ausgestandener ,Prüfung', bei der die meisten ohnmächtig wurden, ließ man den Ärmsten herunter, schleppte ihn in den Hof und brachte ihn durch Übergießen mit kaltem Wasser wieder zu sich. Das ,Wasserspiel' wurde um Pfingsten gehalten. Die Lehrlinge mußten sich entkleiden und wurden dann in das oft noch eiskalte Wasser getaucht, auch wohl unter dem Kiel des Schiffes durchgezogen. Beim Heraufziehen der halb erstarrten Lehrlinge geschah es wohl, daß denselben durch hervorstehende Nägel u. dgl. lebensgefährliche Verletzungen beigebracht wurden. Wenige Tage später fand das,Staupenspiel' statt. Während die Knaben auf Befehl der Meister nach einem benachbarten Walde fuhren, um dort Maienzweige zu holen, richteten Meister und Gesellen im Schütting das sogen. ,Paradies' ein. Sie kleideten nämlich mit Teppichen eine Ecke des großen Saales ab, stellten dort eine Bank auf und legten Rutenbündel zurecht. Am nächsten Tage ging’s in feierlichem Aufzuge nach einem außerhalb des Thores gelegenen Garten. Zwei jüngere Hauswirte, stattlich mit fchwarzen Mänteln angethan und mit Schwertern bewaffnet, führten den Zug. Nebenher liefen wieder der Narr nut Pritsche (Holzwerkzeug zum klatschenden Schlagen) und Kappe, der verkleidete Bauer und

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 121

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
121 „Wo ist das ehrbare Handwerk der Maurer in Deutschland aufgerichtet worden?" „Zu Magdeburg auf dem Dome." „Unter was für einem Monarchen?" „Unter Kaiser Karl Ii. (Karl d. Dicke), von der christlichen Religion an der Fünfte, im Jahre 876." „Wie lange hat dieser Kaiser regiert?" „Drei Jahre." „Wie hat der erste Maurer geheißen?" „Anton Hieronymus (Hiram v. Tyrus, Salomos Freund?) und das Werkzeug hat Wolkam (wahrscheinlich der Thubalkain der heiligen Schrift) erfunden." „Wieviel hat der Maurer Worte?" „Sieben." „Wie lauten diese Worte?" „Gott grüße die Ehrbarkeit! Gott grüße die ehrbare Weisheit! Gott grüße das ehrbare Handwerk der Maurer! Gott grüße einen ehrbaren Meister! Gott grüße einen ehrbaren Polier! (von Polierer; einer, der die grobe Arbeit abschleift, die Feinheit herausarbeitet; Stellvertreter des Meisters). Gott grüße eine ehrbare Gesellschaft! Gott grüße eine ehrbare Beförderung hier und aller Orten, zu Waffer und zu Lande!" — „Was ist Heimlichkeit an sich selbst?" „Erde, Feuer, Luft und Schnee, Wodurch ich auf ehrbare Beförderung geh'!" — „Was trägst du unter deinem Hut?" „Eine Hochlöbliche Weisheit!" „Warum trägst du einen Schurz?" „Dem ehrbaren Handwerk zu Ehren und mir zum Vorteil." „Was ist die Stärke bei unserm Handwerk?" „Dasjenige, was Feuer und Wasser nicht verzehren kann." „Was ist das Beste an einer Mauer?" „Das Wasser!" — Der neue Genosse mußte daraus in drei Zügen einen sogen. „Schauer" d. i. ein Becher von Zinn oder Silber, der mit zwei Quart Bier nebst

5. Geschichts-Bilder - S. 149

1878 - Langensalza : Greßler
149 Heiden; bewaffnet kamen sie auf Bonifacius und die Seinen zu; ihre Absicht war nicht schwer zu erkennen. Die Begleiter des Bonifacius schickten sich zur Vertheidigung an, aber er selbst wehrte es ihnen und wies auf den unmittelbaren Beistand Gottes hin und auf das Wort der Schrift: »Vergeltet nicht Böses mit Bösem.« Hier aber fanb fein Wirken ein Ziel. Bonifacius erlag den Streichen der ergrimmten Feinde. Nach einer langen Wirksamkeit für Ausbreitung des Christenthums fanb er feinen Tod im Jahre 755. Mit Recht heißt er »der Apostel der Deutschen«. Denn wenngleich die Friesen und die Sachsen erst nach ihm für das Christenthum gewonnen würden, so hat er boch das Verbienst, in vielen Gegenben Deutschlanbs die Lehre Jesu zuerst verkündigt, in anberen aber, wo sie schon geprebigt war, sie gereinigt zu haben. In der Domkirche zu Fulba würde Bonifacius Leichnam beigesetzt, in der auch noch sein Bischofsstab, fein Evangelienbuch und der Dolch, mit dem er ermorbet würde, aufbewahrt wirb. Pipin von Hcrstall, Karl Martel und Pipin der Kleine.*) Nach Klobwigs Tode warb das mächtige Frankreich in zwei Theile, in Auftrien, den östlichen, und in Neuftrien, den westlichen, getheilt. Längst schon waren nicht mehr die schwachen Könige aus dem Geschlechte der Merowinger die eigentlichen Herrscher in Frankreich gewesen. Sie selbst führten nur den Königsnamen, die Königsmacht aber lag in den Hänben eines ihrer obersten Hofbeamten, des sogenannten Hausmeiers ober Majorbomus. Dieser sorgte für die Ordnung und Ausstattung des Rittergefolges des Königs und verwaltete die Güter der Krone. Dadurch ward es ihm nicht allzufchwer, sich in Besitz der königlichen Macht zu setzen. — Die drei vornehmsten unter den Hausmeiern waren Pipin von Her st all, Karl Martel und Pipin der Kleine. Pipin von Herstall, so benannt von seinem Lieblingssitz an der Maas, war Majorbomus in Auftrien, währenb in Neustrien !£Heuberich, der Sohn Klobwigs Ii., regierte. Als kluger und tapferer Mann zog Pipin die Aufmerksamkeit der Neuftrier auf sich, die, unzufrieben mit ihrem schwachen König, nicht säumten, ihm die Herrschaft auch über Neustrien anzutragen. Aber wie sie gewinnen? Nicht anders als mit Hülfe des Schwertes. Und biefes führte in Pipin's Hänben zum Siege in der Schlacht bei Testri (687). Theuberich mußte sich bequemen, Pipin als Herzog und Fürst der Franken anzuerkennen und zu bestätigen. Bis zum Jahre 714 hatte Pipin mit starker Hattb die Zügel geführt. Als er nun starb, brohte abermals das vereinigte Reich auseinanber zu fallen. Aber fein Sohn Karl, anfangs eingekerkert, *) Nach Bkrnatzli und Th. Weiter.

6. Geschichts-Bilder - S. 155

1878 - Langensalza : Greßler
155 hatte der unglückliche Vater gegen den eigenen Sohn zu kämpfen. Der Schmerz über seine Kinder riß den Kaiser 840 in's Grab. Nun brach der Zwiespalt unter seinen Söhnen aus, welche sich in blutigen Kriegen befehdeten. 843 schlossen sie jedoch den Vertrag von Verdün ab. Durch diesen Vertrag erhielt Karl der Kahle Frankreich, Ludwig der Deutsche alle Länder auf dem rechten Ufer des Rheins, und damit er auch Weinberge hätte, die Städte Worms, Speier und Mainz. Lothar empfing die Kaiserkrone, Italien und einen Strich Landes am linken Rheinufer von dem mittelländischen Meere bis zur Nordsee (Lothringen). So ist Deutschland ein eigenes Reich geworden. Aber auf dem Geschlechte Karls ruhete kein Segen; glorreich hatte es mit dem großen Kaiser begonnen; ruhmlos und fast verachtet endete es 911, in welchem Jahre der letzte des Stammes, Ludwig das Kind, in's Grab sank. Alfred der Große, König von England.*) (871-901.) Im 9. Jahrhundert wurden die Küstenländer Europas von den verheerenden Einfällen der Normannen heimgesucht; auch England wurde vielfach von den Angriffen dieser Abenteuern, die man hier Dänen nannte, beunruhigt. Stets durch neue Schaaren aus der Heimath verstärkt, durchzogen sie sengend und mordend das Land. Da trat unter den hartbedrängten Angelsachsen, die Britannien seit dem 5. Jahrhundert besaßen, Ethelwolfs Sohn, Alfred, als Retter seines Vaterlandes auf. Gleich nach seiner Thronbesteigung eröffnete _ der 22jährige Alfred zu Wasser und zu Lande den Krieg gegen die Normannen. Obschon er dieselben in einem Jahre in acht großen Treffen schlug, so konnte er sie doch nicht unterwerfen, weil immer neue L>chaaren landeten und die gefallenen Kämpfer ersetzten. Endlich zwang er ihnen (877) einen Vertrag ab, worin sie wenigstens den westlichen Theil Englands zu schonen versprachen. Dennoch fielen sie treulos sogar in diesen Landestheil ein. Alfred, von Feinden umringt und von seinen verzweifelnden Unterthanen verlassen, wollte sich schon in den dichtesten Feindeshaufen stürzen und den Heldentod sterben. Jedoch den Bitten feiner Freunde nachgebend, floh er und verbarg sich den Winter hindurch unerkannt in der Hütte eines Hirten. — Ein Sage erzählt, daß ihm die Frau des Hirten, die ihn nicht kannte, einst, als er am Herde sitzend Bogen und Pfeile schnitzte, die Aufsicht über die Brote im Ofen übertragen habe. Aber Alfred dachte an sein Volk und an die Maßregeln gegen die Dänen; er hatte nicht Acht auf das Brot, so daß es verbrannte. * Nach Spieß, Sieger und Vogel.

7. Geschichts-Bilder - S. 160

1878 - Langensalza : Greßler
160 aus Feigheit hatte er Tribut versprochen, sondern, weil sein Verstand ihm sagte, es müßten, um Deutschland gänzlich von der Ungarnplage zu befreien, große Vorkehrungen getroffen werden. Daher benutzte er die neunjährige Waffenruhe mit Weisheit und Klugheit. Er übte die Deutschen in geschickten Kämpfen, gab ihnen bessere Waffen, ließ Grenzfestungen bauen, damit die Ungarn nicht in das Innere des Reiches eindringen konnten, legte den Grund zur Erbauung mehrerer Städte und wählte aus der waffenfähigen Mannschaft der freien Ackerbauer den neunten Mann, welcher in die festen Plätze ziehen und hier für sich und für seine acht Gefährten Wohnungen, Speicher und Vorrathskammern Herrichten mußte, denn der dritte Theil aller Feldsrüchte wurde in die Stadt gebracht und dort aufgespeichert. Die acht aber, die draußen waren, bestellten für den in der Stadt das Feld. So gewöhnte Heinrich die Sachsen zuerst an das Leben hinter Stadtmauern und Thoren, und bald bildeten sich hauptsächlich um die großem Festen und um die Bischofssitze berühmte Kirchen oder Klöster und volkreiche Städte. Das ist es, warum man Heinrich den »Städtebauer« genannt hat. Nachdem Heinrich diese Einrichtungen getroffen hatte, wollte er ihre Brauchbarkeit gegen einen schwachem Feind versuchen. Die Gelegenheit hierzu boten ihm die Wenden, die sich gegen ihn empört hatten. Heinrich drang bis zu ihrer Hauptfeste Brennabor (Brandenburg) vor. Die Stadt lag rings von der Havel umflossen und darum fürchteten die Feinde den Angriff nicht. Aber mitten im Winter (927—928) belagerte Heinrich die Feste, marfchirte auf dem Eise gegen die feindliche Stadt und eroberte sie. Die Wenden waren besiegt. Unterdessen war der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen. Ihre Gesandten erschienen, um den fälligen Tribut zu holen, Heinrich aber ließ ihnen einen verstümmelten Hund überreichen. Das ist Alles, was ich für euch habe? sagte er mit Entschlossenheit. Ein Racheschwur und ein Fußtritt gegen den Hund war der Gesandten Antwort, die sich fluchend entfernten. Daheim aber erzählten sie die erlittene Beschimpfung. In Folge dessen brachen die ausgebrachten Ungarn mit einem großen Heere auf und drangen im Jahre 933 in Sachsen und Thüringen ein. Doch die Deutschen zogen ihnen bis in die Gegend von Merseburg muthig entgegen. Vertrauensvoll blickten sie ans die Reichsfahne und auf ihren König, der vor Allen hervorragend, sie gegen den Feind führte. Die Ungarn fochten mit einer Wuth und Erbitterung, wie man sie bisher noch nie an ihnen gesehen hatte; aber deutsche Tapferkeit siegte, überall, wo die geschlossenen Schaaren Heinrichs erschienen, warfen sie den Feind vor sich nieder, den endlich Schrecken ergriff und ihn in eilige Flucht trieb. Noch jetzt erhält ein jährlicher mit einem Volksfeste verbundener

8. Geschichts-Bilder - S. 163

1878 - Langensalza : Greßler
163 Werden die Bisthümer Havelberg, Brandenburg und das Erzbisthum Magdeburg, die wie wohlthätige Sterne die Nacht des Heidenthums im Osten immer mehr erhellten. Eben so siegreich war er gegen die Dänen. Er zog verheerend über die Eider und eroberte Jütland bis an den Meerbusen Limfiord. Der Ort, wo er zum Andenken seiner Anwesenheit seine Lanze ins Meer schleuderte, heißt Ottensund bis auf den heutigen Tag. Kaum war (im Jahre 954) der Friede zur Freude aller Wohlgesinnten geschlossen, so kamen im nächsten Jahre die Ungarn zurück ins Baierland und drohten übermüthig, daß ihre Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten. Dieses Mal wurden sie von Otto's eigenem Sohne und von seinem Schwiegersöhne, Herzog Konrad, herbeigerufen, ein Beweis, wie hart er seine nächsten Verwandten gekränkt haben mußte. Zahlloses Bolk (es wird erzählt, daß ihrer 100,000 gewesen) tobte gegen Baiern heran und legte sich an den Lech vor Augsburg. In dieser Stadt war der Bischof Ulrich, ein gar frommer und muthiger Mann; der machte die Augsburger wehrhaft und stärkte sie im Vertrauen auf Gott. Wie nun die Ungarn eines Morgens zu den Mauern aufschauten und sie von lauter Harnischen und Schwertern leuchten sahen, ward ihnen plötzlich Botschaft, daß der König mit dem deutschen Heerbann wider sie auf's Lechfeld herangezogen sei; das breitet sich zwischen dem Lech und der Wertach zehn Wegstunden weit aus. Da mochten die Ungarn vor Kampflust nicht länger vor Augsburg liegen bleiben und ritten dem König entgegen an den Lech. Schnell zogen nun auch die Augsburger mit dem Bischof Ulrich zu dem Heerbann hinaus. Der König theilte denselben in acht Haufen, drei davon waren lauter Baiern, die führte Graf Eberhard von Sempt und Ebersberg an (weil Herzog Heinrich krank lag), den vierten Haufen bildeten die Franken, an ihrer Spitze stand Herzog Konrad, der voll Scham über seinen Verrath war und vor Begier brannte, ihn durch einen ehrlichen Tod in der Schlacht zu büßen; der fünfte Haufe bestand aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres, der König selbst war ihr Vorfechter, und vor ihm her flog der Erzengel Michael, wie vor seinem Vater bei Merseburg; den sechsten und siebenten Hausen bildeten die Schwaben mit ihrem Herzog Burkhard und den achten die Böhmen; — alle diese Völker schwuren sich unter einander Treu' und Hilfe wie leibliche Brüder. Das war am 9ten August 955. Wie nun die Ungarn das deutsche Heer in Schlachtordnung erblickten, schwammen sie voll Ungeduld auf ihren Rossen durch den Lech ans linke Ufer; dort umringten sie die Schlachtordnung der ii*

9. Geschichts-Bilder - S. 164

1878 - Langensalza : Greßler
Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul auf die Böhmen. Diese hielten die Pfeilregen nicht lange aus, flohen und überließen voll Schrecken den Troß. Da brachen die Sieger schnell auch auf die Schwaben los, welche sich mannhaft wehrten, aber endlich dennoch weichen mußten. Wie der König diese Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken; wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreiete alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem König. Am andern Morgen (es war der Festtag des heiligen Laurentius) betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes überwinden helfe, dem heiligen Laurentius ein Bisthum zu stiften. Dann las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem knieenden König den Leib des Herrn. Wie sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: »Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden, aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus mit seinen Schaaren. So laßt uns aushalten und lieber sterben, als weichen. Doch wozu viel Worte? Statt der Zunge rede das Schwert!« Hoch zu Roß, den Schild am Arm, die heilige Lanze schwingend, sprengt er jetzt, im Glanz der Morgensonne, seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran; vor deutscher Einigkeit und deutscher Begeisterung wird ihr blinder Ungestüm zu Schanden. Schon weichen sie auseinander; um so heißer wird ihre Wuth; viel deutsche Helden müssen sie büßen. Da sinken Graf Theobald (der Bruder des Bischofs Ulrich) und sein Vetter Reginald ; Herzog Konrad von Franken löst sich in der Hitze den Helm los, ba trifft ihn ein Pfeil in die Kehle, und so löset ihn der Tod von seiner Schuld. Wie nun die Ungar-Haufen zersprengt werden, schreiten die Deutschen über die, welche noch widerstehen wollen, zermalmend hinweg. Jetzt wird die Verwirrung der Ungarn allgemein, ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtlingen; die Deutschen über sie herein, wie der Zorn Gottes! Heulend sprengen die Ungarn in den Lech, aber der ist gut deutsch und läßt weder Roß noch Reiter los; Leichen füllen das Flußbett, die blut-gefärbten Wasser schwellen über. So wird das mächtige Volk vernichtet ; nur Wenige entrinnen dem heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutschlands Befreiung. Nur sieben Männer von den 100,000, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach Ungarn heimgebracht haben. — Darnach hielt Herzog Heinrich zu Regensburg ein strenges Gericht über alle Verräther des Vaterlandes, welche sie herbeigerufen. Die Ungarn aber wagten sich feit der Zeit nicht weiter

10. Geschichts-Bilder - S. 457

1878 - Langensalza : Greßler
457 den Thermopylen ein türkisches Heer, und mehrere feste Städte fielen in die Hand der Griechen. Im gebildeten Europa fand die Sache der Griechen lebhaften Anklang; viele junge Leute zogen unter dem Namen der Philhellenen (Griechenfreunde) nach Griechenland, um an dem Kampfe Theil zu nehmen. Der berühmte englische Dichter Lord Byron zeichnete sich unter diesen besonders aus. Während dessen war die türkische Flotte (April 1822) auf Chios gelandet; die Türken hatten die schöne Insel verwüstet und unter den Bewohnern ein fürchterliches Blutbad angerichtet. Da sammelten die Griechen ihre Flotte, und ihre Brander (Schiffe, die mit brennbaren Stoffen gefüllt, angezündet auf die feindlichen Schiffe getrieben wurden, um sie in Brand zu stecken) sprengten bei Lesbos das türkische Admiralschiff von 130 Kanonen mit dem Kapudan Pascha und 1100 Mann in die Luft. So währte der Aufstand bis zum Jahre 1825, ohne daß die Türken ihn ersticken konnten. Endlich riefen sie das nach europäischem Muster gebildete ägyptische Heer des Paschas Mehemed Ali zu Hülse. Sein kriegserfahrener Sohn Ibrahim landete auf Morea, verwüstete und unterwarf mit schrecklichem Blutvergießen die Halbinsel und verkaufte die Gefangenen, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, als Sklaven. Im April des Jahres 1826 fiel auch nach langer tapferer Vertheidigung Miffolunghi in seine Hände. Siegreich hatte es der dritten und vierten Belagerung widerstanden — der fünften aber unterlag es. Eine kleine Heldenschaar kämpfte hier Monate lang gegen die feindliche Macht von 25000 Mann Landtruppen und eine ganze Flotte. Der Hunger wüthete in der Stadt; an Ersatz war nicht mehr zu denken. Da verließ am Abend des 22. April der Rest der Vertheidiger, 1800 Bewaffnete, worunter mehrere Frauen in Männertracht, die Festung. Tapfer schlugen sich die Helden mit dem Verluste des Drittheils ihrer Zahl durch das Belagerungsheer durch. Vor der Wuth der ägyptischen Truppen stürzten sich viele Frauen in die Brunnen, in das Meer, oder in die Flammen der brennenden Häuser. Gegen 2000 sprengten sich mit dem Pulvermagazin sammt vielen ihrer Verfolger in die Luft. Diese Greuelscenen erregten immer größere Erbitterung. Da die Pforte jede Vermittlung der europäischen Mächte ablehnte, so schlossen Rußland, England und Frankreich einen Vertrag, der die Beendigung des Kampfes bezweckte. Die französischen, englischen und russischen Flotten legten sich der ägyptisch-türkischen Flotte bei Navarino am 20. Okt. 1827 gegenüber. Die gegenseitige Erbitterung war groß; aber beide Theile wollten den Schein, als hätten sie die Feindseligkeiten begonnen, vermeiden. Endlich, zu Codrington's (des englischen Admirals) großer Freude, thaten die Türken den ersten Schuß. Im Nu war die Schlacht allgemein.
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