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1. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 10

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
10 Griechische verstand er. In der Fhrung der Sboffen und in allen ritterlichen Knsten wurde er von seinem Vater unterwiesen. Persnlichkeit. Im krftigsten Mannesalter wurde Karl König der Franken. Er war eine stattliche Erscheinung. Sein mchtiger Krper ma fiebert seiner Schuhe. Seme Haltung war wrdevoll. Stets zeigte er ein freundliches Gesicht. Um Nacken und Schultern flo volles Haar in langen Locken. Seine feste Gesundheit suchte er durch Schwimmen, Reiten und Jagen zu krftigen. - Ein Hufeisen zerbrach er mit leichter Mhe; einen geharnischten Ritter hob er tote ein Kind empor; mit einem Hiebe spaltete er dem Feinde Kopf und Leib. Karls Kleidung war ein-fach. Er trug leinene Unterkleider, darber ein Wams mit seidenen Streifen. Die Strmpfe und leinenen Beinkleider waren mit farbigen Bndern kreuzweise um-Willibert. An den Fen trug er Leberschuhe. Nur im Winter warf sich Kart um Schulter und Brust einen Seehunds- ober Otterpelz. Stets hing ein breites Schwert mit golbenem Griff an seiner Seite. Auf Reichstagen und an hohen Festen schmckte ihn eine kostbare Krone und ein lang wallenber Mantel mit golbenen Bienen. Im Essen und Trinken war Karl sehr mig. Nur vier Gerichte wrben aufgetragen. Selten mehr als breimal pflegte er bei Tische zu trinken. Gern hrte er dann Musik und Scherze, noch lieber Erzhlungen von den Taten groer Männer. Sein Schlaf war kurz. Des Nachts stand er auch wohl auf und bte sich im Malen schner Anfangsbuchstaben, oberer betete ober betrachtete mit Bewunbernng und Erfurcht den gestirnten Himmel. Karl besa ein ebles Gemt. Seine Mutter und seine Schwester ehrte und liebte er, seine Kinder erzog er sorgfltig. Fr fromme Stiftungen und notleibenbe Untertanen hatte er eine offene Hand. Seine kniglichen Geschenke gingen bis zu den Christen im fernen Morgenlonbe. Karls Sachseukneg. Karl wollte alle deutschen Volksstmme zu einem groen christlichen Reiche vereinigen. stlich von dem Lande der Franken wohnten die Sachsen; sie waren ein wildes, kriegerisches Volk. Kaiser Karl der Groe.

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 75

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
75 Kleinodien, lie sie zu Como ergreifen und wie eine gemeine Verbrecherin in einen schauerlichen Kerker werfen, wo sie die rgsten Mihandlungen erduldet haben soll. Von hier wurde sie spter auf eine Burg am Garda-See geschleppt, wo sie vier lange Monate in einem grauenhaften Gefng-nisse schmachten mute. Nur eine treue Kammerfrau und ihr Hofkaplan hatten Zutritt zu ihr und trsteten sie in diesen Tagen ihrer tiefsten Er-niedrignng und unsglichen Leiden. 2. Ihre Flucht und Rettung. Angeregt und ermutigt durch den Bischof Adelhard von Reggio in Oberitalien, der ihr einen sicheren Auf-enthalt versprochen hatte, fate Adelheid den Entschlu, zu entfliehen. Dnrch einen Gang, der uuter der Mauer ihres Kerkers herfhrte, ge-langte sie ins Freie. Im Dunkel der Nacht und auf einsamen Wegen, begleitet von ihren treuen Gefhrten, suchte sie ihr Ziel zu erreichen. Bei Tage verbargen sie sich in Hhlen und Grotten, in Wldern und Feldern, um den Hschern, die ihnen bereits auf der Ferse folgten, zu entrinnen. Von Hunger gepeinigt und gnzlich erschpft durch die an-strengende und aufregende Flucht, gelangten sie, wie durch ein Wunder gerettet, zum Bischof Adelhard nach Reggio. Er lie die schwer geprfte Frau von einer gewasfneten Schar abholen, ging ihr selber entgegen und berwies ihr das feste Schlo Canossa als sicheren Wohnsitz. 3. Adelheid als Kaiserin. Auch Otto I. hatte von den Be-drngnissen und Leiden der Knigin Adelheid gehrt, und da seine erste Gemahlin Editha gestorben war, beschlo er. die junge Frstin, von deren Anmut, Liebenswrdigkeit und edlen Sitten er gehrt hatte, zu be-freien und ihr dann feine Hand und seinen Thron anzubieten. Aus diese Weise hoffte er auch, sich des italischen Knigreiches zu bemchtigen und dann das abendlndische Kaisertum wieder aufrichten zu knnen. Mit Heeresmacht zog Otto der den Brenner, gelangte glcklich nach Italien, wo er als Befreier von der Herrschaft Berengars empfangen und begrt wurde. Die.stdte Oberitaliens ffneten ihm freiwillig ihre Tore, das deutsche Heer drang, ohne Widerstand zu siudeu. immer weiter vor, Berengar floh wie ein gehetztes Wild davon, und selbst seine Hauptstadt Pavia konnte ohne Schwertstreich genommen werden. Otto war in Wirklichkeit Herr in Italien, und von Pavia aus sandte er eine Gesandtschaft, ausgerstet mit den reichsten Geschenken, nach Ca-nossa und lie um Adelheids Hand werben. Adelheid, die in dem Könige ihren Erretter ehrte, war gern bereit, ihni ihre Hand zum ehelichen Bnnde zu reichen. Otto lie die junge Knigin, die er aus der Tiefe des Elends zu der glnzendsten Stellung erheben wollte, Von seinem Bruder Heinrich als Brautfhrer und einer kniglichen Leib-

3. Geschichte des Mittelalters - S. 56

1872 - Münster : Coppenrath
56 mit innigem Vertrauen sah das Volk zu ihm hinauf. Auch der König ehrte ihn, wie der Schwache den Starken ehrt. Ihm war es ein Leichtes, die Hausmeierwrde in seiner Familie erblich zu machen. Nach ihm wurde sein Sohn Karl Martell Haus-meier (717 741). Am berhmtesten hat ihn der Sieg gemacht, welchen er im Jahre 732 der die Araber erfocht. Seit jenem Siege, der die ganze Christenheit von der grten Gefahr be-freite, erscholl der Name der Frauken und ihres gefeierten Helden weit der die Grenzen Europas hinaus und wurde berall mit Achtung und Bewunderung genannt. Nach diesem Siege konnte der krftige Mann seine Waffen auch wieder gegen die unruhigen Grenznachbaren richten. Er unterwarf sich die Friesen und zwang die Sachsen zu einem Tribute. Nach seinem Tode theilteu sich seine beide Shne, Karl-mann, der vterlichen Verfgung zufolge als Major domus, und Pipin, mit dem Beinamen der Kleine, das Reich, gleichsam als ob es bereits ein erbliches wre. Daraus kmpften sie in brderlicher Eintracht gegen die Herzoge von Aquitanien, Bayern und Schwaben, welche sich fr den letzten Merovinger, den geistesschwachen Chilberich Iii., erhoben hatten. In Karl-mann's Gemthe hatte sich jedoch inzwischen der Entschu befestigt, der Welt zu entsagen und die Herrschaft mit dem Kloster zu vertauschen. Von Pipm in dem fromm'en Vorsatze bestrkt, begab er sich nach Rom, wo er von dem Pauste Zacharias zum Priester geweiht wrbe. Nachdem er bort auch das Klostergelbde des hl. Benedikt abgelegt hatte, bszog er eine einsame Zelle des Klosters Monte Cassino, in welcher er seine Tage verlebte. Pipin, nun alleiniger Herr des Reiches, befestigte die Herrschaft theils durch Waffen, theils durch friedliche Mittel. Er war nur klein von Krper und erhielt deshalb auch den Namen der Kleine", aber von riesenmiger Kraft. Einst, erzhlt man, als bei einem Thiergefechte der feine kleine Figur gescherzt wrbe, nahm er sein Schwert, trat auf den Kampfplatz und hieb einem Lwen, der auf einen Bffel gesprungen war,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 290

1872 - Münster : Coppenrath
290 Mannschaft von 8000 Reitern und 6000 Fugngern. Er hielt sich der kniglichen Wrde so gewi, da er bereits die Kleinodien zu seiner Krnung mit sich gebracht, selbst schon die Krnungsfeierlichkeit im Dom zu Trier veranstaltet hatte. Frie-brich aber verlangte vor der Krnung die Verlobung seines Sohnes, und ba Karl zauberte, wrbe er in seinem Mitrauen bestrkt, welches Karl's grter Feind, der eiferschtige König von Frankreich, Ludwig Xi., ihm eingeflt hatte, als strebe der ehrschtige Herzog selbst nach der Kaiserkrone. Sogleich brach er die Unterhanblungen mit dem Herzoge ab, bessm Stolz und unmige Pracht ihn auch wohl beleibigt haben mochten, und reifete, ohne einmal Abschieb von ihm zu nehmen, pltzlich von Trier nach Kln. Tief gekrnkt verlie auch Karl die Stadt, mit dem Vorsatze, seine Tochter nicht dem Sohne des Kaisers zu geben, so lieb er auch den Mhenben Jngling gewonnen hatte, der in allen ritterlichen Hebungen ein Meister war. Nach der Rckkehr entwarf er feiner Tochter das schnste Bild von dem Klaiferfohne, fo ba sie eine stille Neigung zu ihm hegte und sich ihm nachher in einem Briefe verlobte. Der ehrschtige Herzog, dem thatenlose Ruhe unertrglich war, griff balb darauf, im Jahre 1476, seinen Grenznachbar, den Herzog Renatus von Lothringen, und die mit demselben verbndeten Schweizer an, um ihr Land zu dem feinigen zu schlagen. Er eroberte die Hauptstadt Nancy und verjagte den Herzog. Dann brang er mit groer Heeresmacht weiter, um die Schweizer tn ihrem eigenen Lanbe aufzusuchen. Diese schickten eiligst Gesanbte an ihn und baten um Frieden. Sie stellten ihm vor, ihr Laub sei nur arm; alles, was er bei ihnen gewinnen knne, sei nicht so viel weith, als die Sporen feiner Ritter. Allein biefe bemthige Vorstellung beugte des Stolzen Sinn nicht. Mit 60,000 Mann brang er in das ebirgmartb, eroberte die Stadt ranfon und lie gegen fein Versprechen den grten Theil der Besatzung, die sich das Leben ausbe-bungen hatte, theils an Bumen aufknpfen, theils ersufen.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 31

1861 - Münster : Coppenrath
31 Das Gericht wurde öffentlich unter freiem Himmel gehal- ten, gewöhnlich unter großen Bäumen, die überhaupt die Ver- sammlungsplätze bezeichneten (noch jetzt ist in Ostfricsland der Upstalsboom bekannt), oder auch bei großen Steinen (Mal- stein). In jeder Gemeinde war der Vorsteher oder Graf Richter. Die Erfahrensten der Gemeinde halfen ihm das Urtheil finden oder schöpfen und hießen deshalb Schöppen. Die Art der Erforschung der Wahrheit war sehr einfach; auf weitläufige Untersuchungen ließ man sich nicht ein. Am meisten gab mare auf Zeugen, welche die streitenden Parteien vorführten, und auf Eidesleistungen. Nicht genug, daß der Kläger oder Ver- klagte die Schuld oder Unschuld eidlich erhärteten; auch Eides- helfer wurden zugelassen, die gleichsam die Wahrheit des ab- gelegten Eides bekräftigten. Konnte aber weder durch Zeugen, noch durch Eidschwur die Wahrheit ermittelt werden, so nahm man seine Zuflucht zu Unschuldsproben, die man Ordalc oder Gottesurtheile nannte. Man setzte nämlich voraus, der gerechte Gott werde dem Unschuldigen beistehen und ihn in den mit ihm vorzunehmenden Proben durch ein Wunder retten. Solche Un- schuldsproben hatte man mehrere. Wer seine Hand unverletzt aus einem Kessel siedenden Wassers ziehen, wer über glühendes Eisen gehen, wer im Zweikampfe siegen, wer einen geweiheten Bissen, ohne zu bersten, verschlingen, oder am längsten mit aus- gespannten Armen in Kreuzesform stehen konnte, galt für un- schuldig. In späteren Zeiten vermehrte man noch die Zahl solcher Gottesurtheile, die zum Theil noch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert vorkommen. — Obgleich das alte ger- manische Gerichtswesen überhaupt durch die römische Gerichts- verfassung längst verdrängt ist, so haben sich doch, besonders im nordwestlichen Deutschland, manche Spuren der alten Volksge- richte hin und wieder bis auf unsere Zeiten erhalten. Das L e h n w e se n. — Das merkwürdigste Verhältniß, wel- ches die Germanen in allen eroberten Ländern geltend machten, ist das Feudal- oder Lehnwesen. Die Folgen desselben

6. Geschichte des Mittelalters - S. 56

1861 - Münster : Coppenrath
56 den geistesschwachen Childerich Iii., erhoben hatten. In Karl- rnann's Gemüthe hatte sich jedoch inzwischen der Entschluß be- festigt, der Welt zu entsagen und die Herrschaft mit dem Kloster zu vertauschen. Von Pipin in dem frommen Vorsatze bestärkt, begab er sich nach Nom, wo er von dem Papste Zacharias zum Priester geweiht wurde. Nachdem er dort auch das Klosterge- lübde des h. Benedikt abgelegt hatte, bezog er eine einsame Zelle des Klosters Monte Cassino, in welcher er seine Tage verlebte. Pipin, nun alleiniger Herr des Reiches, befestigte die Herrschaft theils durch Waffen, theils durch friedliche Mittel. Er war nur klein von Körper und erhielt deshalb auch den Namen „der Kleine", aber von riesenmäßiger Kraft. Einst, erzählt man, als bei einem Thiergefechte über seine kleine Figur gescherzt wurde, nahm er sein Schwert, trat ans den Kampfplatz und Ihicb einem Löwen, der ans einen Büffel gesprungen war, mit einem so fürchterlichen Hiebe den Kopf ab, daß das Schwert selbst dem Büffel nocp tief in den Nacken fuhr! Bereits im Be- sitze der königlichen Macht, welche die schwachen Merovinger zu behaupten schon längst nicht mehr im Stande waren, wünschte er nun auch die äußere Anerkennung und Auszeichnung. Er schickte deshalb Gesandte an den Papst Zacharias und ließ fragen: „ob es besser fei, daß derjenige König sei und heiße, welcher alle Macht besitze, oder der, welcher ohne königliche Gewalt nur den königlichen Namen führe?" Die Antwort, welche für Pipin günstig lautete, konnte derselbe als eine päpst- liche Anerkennung und Gutheißung seiner Herrschaft betrachten. Pipin wurde alsdann auf einem Reichstage zu Soissons 752 zum Könige ausgerufen und nun unter Genehmigung des Pap- stes von Bouifacius, dem Erzbischöfe von Mainz, der in seinen Bemühungen um die Gründung des Christenthums in Deutsch- land von Pipin auf das eifrigste unterstützt worden war, zum Könige der Franken gekrönt. Mit ihm beginnt die Reihe der karolingischen Könige. Der letzte Merovinger aber, der blödsinnige Child erich, war der Regierung unfähig und Endete im Kloster. In der That wurde das völlig entartete

7. Geschichte des Mittelalters - S. 84

1861 - Münster : Coppenrath
84 selbst suchten aus der Schwäche ihrer Könige Vortheile zu ziehen, und 4>ie Verwirrung und Gesetzlosigkeit erreichten den höchsten Grad. Jeder Graf, jeder Herzog, umgab sich mit einem Hofe und denselben Hofbeamten, wie sein König. Keiner hörte auf die Befehle seines rechtmäßigen Königes, Jeder trotzte auf eigene Macht. Um diese trotzigen Vasallen nur in Ruhe und Ge- horsam zu erhalten, mußte ihnen ein Vorrecht nach dem ande- ren eingeräumt werden; viele erhielten sogar ihre Besitzungen erblich. Durch die vielen Verschenknngen wurden die Könige nach und nach so arm, daß ihnen fast nichts, als die Krone, zur demüthigen Erinnerung an ihre ehemalige Gewalt und Hoheit, übrig blieb. Als endlich der letzte karolingische König, Ludwig der Faule, der nur noch die Stadt Laon mit der Umgegend besaß, im Jahre 987 starb, bemächtigte sich Hugo Capet, ein mächtiger Graf von Paris, des Thrones. Seine Nachfolger hießen Capetinger. Unter der Regierung dieses neuen Herrscher- geschlechtes wurde die Macht der übermüthigen Großen allmälig gebrochen, und ein Lehen nach dem anderen wieder eingezogen. Von Hugo Capet stammen alle folgenden Könige von Frankreich ab bis auf die neueste Zeit. Ostsranken. — Ludwig der Deutsche (843—876), der fähigste und tüchtigste unter den Söhnen Ludwig des From- men, hatte seinen Sitz zu Regensburg unter den Bayern, die ihn seit 825 als ihren Regenten besaßen und liebten. Seine Regierung war fast ein fortwährender Kampf nicht nur mit den Slaven und Normannen, sondern auch mit den übermüthigen Großen des Reiches. Dazu hatte er noch, wie einst sein Vater, gegen aufrührerische Söhne zu kämpfen. — Sein Sohn Karl Hi., der Dicke (876—887), erbte, durch den früh- zeitigen Tod seiner beiden älteren Brüder und nächsten Verwand- ten begünstiget, das ganze Reich seines Vaters nebst Italien und der Kaiserkrone. Und da ihm auch an der Stelle des un- mündigen Königes von Westfranken, Karl des Einfältigen, des einzigen noch übrigen Enkels Karl des Kahlen, die westfränkische

8. Die alte Geschichte - S. 132

1846 - Münster : Coppenrath
132 er Entscheidung wünschte, schriftlich eingereicht hatte, wurde die Pythia — so hieß immer die Priesterin — in das Aller- heiligste des Tempels geführt. Dort setzte sie sich, mit Lorbeeren umkränzt, aus einen Dreifuß nieder, der gerade über der Kluft gestellt war. Und kaum hatte sie sich niedergelassen, so wurde sie von den auffteigenden Dünsten betäubt. Ihr ganzer Körper gerieth in krampfhafte Zuckungen, das Gesicht wurde bald roth bald blaß, der Schaum trat ihr vor den Mund, wild rollten die Augen, es sträubte sich das Haar. Mit Gewalt mußten die Priester sie halten. Die einzelnen Worte, die sie in diesem fürch- terlichen Zustande, den man für eine göttliche Begeisterung hielt- ausrief, wurden von den Priestern sorgfältig ausgezeichnet und hieraus eine Antwort für den Fragenden zusammengesetzt. In der Regel ging die Antwort wirklich in Erfüllung; denn die Priester waren schlau genug, sich zuvor nach allen Umständen der Fragenden genau zu erkundigen, um hiernach die richtige Entscheidung treffen zu können. In zweifelhaften Fällen aber wurden absichtlich lunkele Antworten gegeben, die eine dem Ergebnisse gemäße Deu- tung zuließen, und der blinden Mißdeutnng des Fragers selbst die Schulv zugeschoben, wenn er sich über Nichterfüllung beschwerte. Ein auffallendes Beispiel hievon fanden wir oben beim Könige Krösus. Lange hielt sich das Ansehen der Orakel. Mit der steigenden Bildung der Griechen aber schwand auch ihr Zauber, und unbemerkt hörte mit dem Untergange der griechischen Freiheit ihre Thätigkeit ans. 2. Der Amphikti onenbund.*)— Da Griechenland in eine Menge kleiner unabhänger Staaten getheilt war, deren Grenzen überall nahe zusammenstießen, so war des Zankens und Streitens unter ihnen kein Ende. Das vielfache Unglück, welches sie hiedurch über sich selbst brachten, veranlagte den gegenseitigen Wunsch, ihre Streitigkeiten aus milderem Wege, nach Urthckl *) Der Name „Amphiktionen" ist griechisch und bedeutet so viel als Anwohner oder Nachbaren; denn von solchen war dieffr Bund ursprünglich ausgegangen.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 33

1840 - Münster : Coppenrath
, t — 33 — ohne Widerrede vollzogen. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an und schloß sie enge ein. Da rannte der Prophet, mit einem langen Sperre bewaffnet, durch die Stadt und schrie: „Gott sei ihm im Traume erschienen und habe ihm versprochen, die Feinde in seine Hände zu liefern; darum wolle er mit wenigen Männern ausziehen und die Scharen der Ungläu- bigen erschlagen." Und sogleich machte er mit dreißig entschlossenen Kämpfern einen wüthenden Ausfall. Allein der neue Gideon fand bei diesem Wagnisse seinen Tod, und nur ein einziger von der verwegenen Schar entging dem Verderben. 10. Fortsetzung. Johann von Leyden, König von Zion, 1534. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, der bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, Führer der unsinnigen Rotte. Damals machte Knipperdölling, vielleicht in dem Wahne, daß größere Tollheit auch zu größerem Ansehen führe, den Vorschlag, die Spitzen der Thürme abzutra- gen, da geschrieben stehe, daß alles Hohe erniedrigt werden müsse. Nach eben diesem Ausspruche mußte er es sich aber auch gefallen lassen, daß ihn Johann von Leyden von dem höchsten Amte der Stadt, dem des Bürgermeisters, zu dem geringsten, dem des Scharfrichters, erniedrigte. Von nun an hatte Johann von Leyden Erscheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und schrie: „der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm den Auftrag gegeben, den ganzen Rath abzustellen; denn fortan müsse Münster, der Berg Zion, von zwölf Richtern unter dem Vorsitze Johann's von Leyden, des zweiten Moses, wie die Stamme Israels regnrt werden." Einige Wochen spater trat er mit dem Vorschläge auf, daß die Heiligen Gottes in Münster, nach den; Beispiele der Patriarchen und Könige des alten Bun- des, mehre Frauen nehmen sollten. Er selbst ging mit dem Bei- spiele voran. Erst nahm er nur drei Weiber, nach und nach Ul. Theil. 4 Aufl. 3

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 58

1840 - Münster : Coppenrath
58 auch der Segen ist, den dieses berühmte Concilium auf alle Zeiten für die katholische Kirche hat; in Beziehung aus die Protestanten erreichte es jedoch, wie auch vorauszusehen war, den erwünsch- ten Zweck nicht, sondern machte die Spaltung nur noch größer; denn eben die Lehren der katholischen Kirche, welche die Protestan- ten angefochten hatten, mußte das Concilium in ihrem ganzen Umfange bestätigen. So war nun alle Hoffnung zur Wiedervereinigung erloschen; eine dumpse Währung herrschte fortan unter beiden Parteien, mit ängstlicher Besorgniß beobachtete die eine die andere, und so groß war das Mißtrauen, daß, wie ein Zeitgenosse sich ausdrückt, jedes rauschende Blatt Anlaß zum Verdachte gab. Immer dunkeler und dunkeler zog sich der Himmel über Deutschland zusammen und drohete eine furchtbare Entladung. Gerade in dieser bedenklichen Zeit war der Zustand der Pro- testanten höchst traurig; denn immer größer wurde unter ihnen der Zwiespalt und die Parteiung. Zunächst gab es Lutheraner und Reformirte, die sich auf das bitterste haßten und verfolgten. Dann zerfielen die Lutheraner selbst wieder in zwei Parteien; die gemäßigtere folgte den Grundsätzen des Melanchthon, wahrend die strengere sich genau an Luther's Wort hielt, als ob seine Schriftauslegung die einzig wahre und deßhalb die Richtschnur des Glaubens für alle Zeiten hatte sein können. Beide Parteien verfolgten sich lieblos unter einander und gaben so den Katholiken die Waffen gegen sich selbst in die Hand. Darum hatte der Kaiser Ferdinand wohl recht, wenn er in seinem Testamente, in welchem er seine Söhne auf das dringendste ermahnte, fest, be- ständig und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten, christlichen Religion, wie seine Vorsahren, von den Protestanten damaliger Zeit sagte: „Da sie gar nicht einig, noch einhellig seien, sondern vielmehr uneinig und getrennt, wie es recht und gut sein könne, was sie glauben? Es könne nicht viel, sondern nur Einen Glau- den geben. Weil sie nun selber nicht laugnen mögen, daß sie viel Glauben haben, so könne der Gott der Wahrheit nicht bei ihnen sein." — Eben das war auch der Grund, daß an vielen
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