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31. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 157

1894 - Dresden : Jacobi
In der Frhe des Schlachttages strkte sich das Herr abermals durch einen feierlichen Gottesdienst und rckte dann mutig mit fliegenden Fahnen aus dem Lager, acht Heerhaufen zhlend, jeder ungefhr 1000 Reiter stark.*) Den ersten, zweiten und dritten Haufen bildeten die Bayern, an ihrer Spitze die Feldherrn Heinrichs (er selbst lag an einer Krank-hett, woran er auch bald starb, schwer danieder); den vierten bildeten die Franken, deren Fhrer war der khne Konrad, der Schwiegersohn Ottos; im fnften, dem kniglichen Haufen, befand sich Otto selbst, um-geben von den Auserlesenen aus allen Streitern und von den mutig-steil und tapfersten Jnglingen; vor diesem Haufen wurde die siegge-wohnte Reichsfahne, mit dem Erzengel Michael geschmckt, einhergetragen; den sechsten und siebenten Haufen machten die Schwaben unter ihrem Her-zge Bnrchard aus. Die achte Schar, die bhmischen Ritter, bildeten den Nachtrab; unter ihrer Obhut stand alles Gepck und der ganze Tro. In der Nacht war ein Teil des feindlichen Heeres unbemerkt der den Flu gegangen. Diese Schar fiel pltzlich mit ungeheurem Geschrei dem deutschen Heere in den Rcken, zerstreute die Bhmen und bemchtigte sich des ganzen Gepckes. Ebenso wurden die Schwaben geworfen. Der Feind bedrohte nun den kniglichen Haufen. Da rckte der tapfere Konrad mit seinen Franken todesmutig gegen den grimmen Feind vor, gebot seinem Vordringen Einhalt, verjagte ihn und eroberte das Gepck zurck. Als so die Gefahr im Rcken beseitigt war, hielt Otto eine be-geisterte Ansprache an seine junge Schar, ergriff seinen Schild und die heilige Lanze und sprengte khn in den Feind hinein, er an der Spitze, allen voran; seine Ritter folgten ihm und hieben wacker in den Feind. Solchem Ansturm konnten die Feinde nicht widerstehen. Nach kurzer Zeit waren die feindlichen Reihen auseinander gesprengt, und das Heer der Ungarn lste sich in wilder Flucht auf. Furchtbar hauste in ihren Reihen das Schwert der Deutschen; viele Tausende kamen im Kampfe oder bei der Verfolgung um; nur einige entkamen. Otto verfolgte die fliehenden Ungarn bis Regensburg. Hier hielt er strenges Gericht der die gefangenen Mordbrenner; viele, selbst vor-nehme Ungarn lie er als Ruber aufknpfen. Im Kampfe waren aber auch viele Deutsche umgekommen. Am meisten wurde der Tod des tapfern Konrad beklagt. Seit dieser Niederlage verging den Ungarn die Lust zur Rckkehr. Bald darnach wurden sie sehaft, nahmen das Christentum an und grn-deten um das Jahr 1000 das heutige Knigreich Ungarn (unter Stephan dem Heiligen). 7. Otto gewinnt Italien und die Kaiserwrde, a) Berengar abgesetzt. Die Zeit der inneren Unruhen hatte Berengar dazu benutzt, seine beschworenen Lehnspflichten abzuschtteln; auch machte er sich vieler *) Beispiel einer Ritterschlacht nach dem Berichte Widukinds.

32. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 472

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
472 Mit Karthago dauerte es nun nicht lange mehr. Die Sünden- gräuel nahmen überhand, und das Blut der geopferten Kinder schrie wie Abels Blut gen Himmel. Da ließ es Gott den Römern zu, ih- ren Muth an Karthago zu kühlen und die Stadt schmählich zu Grunde zu richten. — Es ist wahr, die Karthager vertheidigten sich noch zu- letzt außerordentlich tapfer, wie später die Juden in Jerusalem. Die Häuser wurden niedergerissen und aus den Balken Schiffe gebanet. Die Weiber gaben ihre schönen, langen Haare zu Bogensehnen her. Wer stark war, zog in's Feld wider die Römer, und wer nicht konnte, schmiedete zu Hause- Waffen für die Krieger. Es half aber Alles Nichts. Karthago's Stunde hatte geschlagen. Die Römer drangen in die Stadt, erkämpften unter vielem Blutvergießen in sechs Tagen und sechs Nächten eine Straße nach der andern, plünderten die Häuser und steckten sie in Brand. Siebzehn Tage lang brannte die schöne, große Stadt; — da war sie Nichts mehr, als ein dampfender Schutt- haufen, und von ihren 700,000 Einwohnern waren nur noch 40,000 am Leben (146 v. Chr.) 600 Jahre später traf Rom ein ähnliches Schicksal. v Kappe. 123. Marius gegen die Cimbern und Teutonen. (113 v. Chr.) - Hundert und dreizehn Jahre v. Chr. sielen die ersten Deutschen in das römische Reich ein. Ans ihren großen, bretternen Schilden glitten sie zum Schrecken der Römer pfeilschnell die schnee- und eis- bedeckten Alpen hinab. Der Etschftrom war ihnen im Wege. Da wälzten sie große Massen Bäunw und Steine hinein, und gingen darauf hinüber. Die Römer ersckwacken schon genug, wenn sie nur die Riesengestalten mit den knochigen Körpern erblickten. Brüllten ihnen diese aber vollends durch ihre hohlen Schilde entgegen, als wären sie grimmige Löwen, dann stieg ihre Angst auf's Höchste. Ganz Italien zitterte und bebte vor den schrecklichen Cimbern und Teu- tonen — so nannte man diese schlimmen Feinde — und Niemand be- gehrte Heerführer gegen sie zu sein; denn noch jeder hatte sammt sei- nem Kriegsheere vor ihnen fliehen müssen. Da fand sich doch endlich ein alter, berühmter General, Marius mit Namen, aus niederm Stande. Der wagte es, gegen die Gefürchteten zu kämpfen. Er stellte sich so, daß die Augustsonne den Cimbern in's Angesicht brannte und der Sturm ihnen Sand und Staub in die 'Augen wehte. Das hals. Obgleich die vorderste Reihe sich mit einer Kette Mann an Mann festgebunden hatte; obgleich die Weiber hinter den Reihen jeden Flüchtling mit Beilen niederhieben: so wurde doch das deutsche Heer geschlagen und beinah gänzlich vertilgt. Hundert und vierzigtausend sollen auf der Stelle umgekommen sein. Kappe.

33. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 159

1809 - Leipzig Dresden : Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
-;s . 29w März. 166z. Johann Michael Wansleben reiset, als Missionär, nach Aegypten und Abyssinien. Herzog Ernst der Fromme hatte, wie bekannt (s. 2 6. März) die frommeidee, ftlbstaussereuropäi- schen Nationen das Evangelium predigen zu las- sen. Dazu veranlaßte ihn besonders Hiob Lu- dolf, der Lehrer seines ältesten Prinzen, ein Mann, welcher in der orientalischen Literatur mehr zu Hause war, als in der deutschen. Die- ser hatte nämlich in Rom einen gebornen Abyssinier, Abbas Gregorius, kennen ler- nen , welchen er dem Herzog zum Missionär em- pfahl. Ernst lies ihn nicht nur nach Gotha kommen, sondern sogar im Lateinischen unterrichten. Ludolf benutzte lhn zugleich bei Ausarbeitung eines äthio- pischen Wörterbuchs. Nachdem der Abyssinier genug vorbereitet mx, trat er die Rückreise in sein Vaterland an, versehen mit Geld und einem, in' äthiopischer Sprache abgefaßten Schreiben an den Kaiser von Abyssinien. Allein Gregorius fand unterwegs, durch Schiffbruch, sein Grab in den Wellen und damit scheiterte also auch der Bekeh- rungsplan des frommen Herzogs. Doch fand sich auf Ludolfs Verwenden bald . ein andrerheidenbote. I. M. Wansleben, ein geborner Erfurter (geb. 1. Nov. 1635) hatte zu -

34. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 19

1911 - Dresden : Huhle
— 19 — Mönche sollen unverbrüchlich und streng nach der Regel leben. Weltlicher Schwäche sollen sie sich nicht schuldig machen. Unmäßigkeit im Essen und Trinken soll man vermeiden. Keiner soll sich außerhalb des Klosters aufhalten. Die Jungsrauenklöster sollen streng überwacht werden. Bischöfe, Äbte und Geistliche sollen nicht zum Jagen Hunde, Habichte, Falken oder Sperber besitzen." Verfall des Frankenreiches, Karls des Großen Sohn, Ludwig der Fromme, konnte das gewaltige Reich nicht allein beherrschen. Deswegen teilte er es 817 unter seine drei Söhne: Lothar, Pippin und Ludwig. Als aber später Ludwig der Fromme auch seinem jüngsten Sohne, Karl dem Kahlen, einen Teil geben wollte, da empörten sich seine älteren Söhne und nahmen 833 ihren Vater auf dem Lügenselde bei Kolmar in Lothringen gefangen. Lothar brachte ihn sogar in ein Kloster und ließ ihn öffentlich Kirchenbuße tun. Da die anderen Söhne befürchteten, Lothar möchte die Alleinherrschaft erwerben, befreiten sie ihren Vater aus der Gefangenschaft. Nach deffen Tode und nach einer blutigen Schlacht kam es 843 zu dem Vertrag von Verdun. Lothar erhielt Italien mit der Kaiserwürde und einen Landgürtel vom Mittelmeer bis zur Nordsee längs der Rhone und des Rheins. Der mittlere Teil erhielt von seinem Sohne Lothar den Namen Lotharingien (• Lothars Reich), Lothringen. Karl der Kahle bekam Westsranken, das heutige Frankreich, Ludwig der Deutsche Ostfranken, das heutige Deutschland; Pippin war vorher gestorben. Ludwig ist der erste deutsche König und 843 das eigentliche Geburtsjahr Deutschlands. Als Lothars Geschlecht ausstarb, erhielt Ludwig die Städte von Elsaß und Lothringen. Beinrich I. (919 936). 1. Heinrichs Wahl und Einigung des Reiches. Aus dem großen Frankenreiche waren drei Reiche entstanden: Frankreich, Italien und Deutschland. Als 911 die Karolinger ausstarben, wählten die Deutschen Konrad, den Herzog der Franken am Main, zu ihrem Könige. Nach dessen Tode wählten die Sachsen und Franken zu Fritzlar den tapfern Sachsenherzog Heinrich. Zuerst stellte der auf friedlichem Wege die Einheit des Reiches her, indem er es so weit brachte, daß ihn auch die Herzöge zu Schwaben, Bayern und Lothringen als deutschen König anerkannten. Danach suchte er das Land von seinen äußern Feinden zu befreien. 2. Heinrichs Kriege mit den Ungarn, a) Der Ungarn Raubzüge-Zu den Hauptfeinden der Deutschen gehörten die Ungarn oder Madjaren. Sie waren gleich den Hunnen aus Asien gekommen und erschienen aus ihren kleinen Pferden pfeilschnell, verschwanden aber auch ebenso plötzlich. Ihre gefährlichste Waffe war die Schlinge, die sie um den Hals des Gegners warfen, um ihn dann in rasendem Galopp davonzuschleppen. Die Deutschen kämpften zumeist zu Fuß : deshalb vermochten sie nichts gegen diesen Erbfeind auszurichten, welcher Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben, ja Elsaß-Lothringen furchtbar verheerte. Endlich gelang es Heinrich, einen ungarischen Anführer gefangen zu nehmen. Er schloß nun mit den Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand, indem er den gefangenen Anführer freigab und außerdem eine jährliche Abgabe oder einen Tribut bezahlte. d) Heinrich schützt Deutschland. Während des Waffenstillstandes übte er sein Heer, indem er Wettkämpfe und Kriegsübungen (Manöver) anstellte. Sodann errichtete er aus Lehnsleuten eine Reiterei und übte sie in den Kämpfen gegen die Wenden. Mit ihren Schilden mußten die Krieger den feindlichen Pfeilregen abwehren. Damit sich die Bewohner vor den räuberischen 2*

35. Ottonen und Salier - S. 43

1910 - Gotha : Thienemann
— 4-3 — seiner Familie. Dynastische Tatsachen bekommen Einslnß auf den Laus der Volksgeschichte (vgl. Ii § 24, 5). Der Psalzgras ehemals oberster Richter an Königs Statt in der Zentralstelle (s. Ii § 37, 1), jetzt in einem Teil des Reiches. Damit war der Weg betreten, daß mehrere Pfalzgrafenämter entstehen konnten. f) Aufstand Thankmars und Eberhardts 938. König Otto stand noch gegen seine Widersacher in Bayern; da vereinigten sich seine Feinde in Franken und Sachsen, Eberhardt und Thankmar, gegen ihn. Herzog Eberhardt überfiel aufs neue den Sachsen Brüning; es entbrannte ein allgemeiner Kampf der Hessen und Sachsen; der Streit zwischen Lehensherrn und Lehensmann um die Lehenspflicht wurde zu einem Streit der Stämme um die erste Stelle in der Nation. Thankmar brachte eine starke Schar zusammen und belagerte mit ihr die Burg Badiliki (jetzt Belicke südlich von Lippstadt), in der sich Heinrich, Ottos Bruder, befand. Er gewann die Burg und ihre Mannen, zog ab und führte Heinrich wie einen gemeinen Knecht mit sich fort. Dann setzte er sich in der Eresburg fest und übergab Heinrich als Pfand ihres Bündnisses an Eberhardt. Beobachtung: Neid und Rachsucht töten die Bruderliebe. Rasch eilte Otto herbei; die Bürger der Eresburg öffneten ihm die Tore, Thankmar floh in die Kirche. Die Verfolger zerschlugen die Kirchentüren und drangen mit Gewalt in das Heiligtum ein. Am Altar stand Thankmar, auf dem Altar lagen seine Waffen und die goldene Kette. Warum verteidigte er sich nicht? Der Altar war Asylort. Asyl: in heidnischer Zeit der Herd, Donar geweiht (I § 20, 3); in christlicher Zeit der Altar, Christus geweiht (Ii § 33, 4). Aber der Grimm der Verfolger besänftigte sich nicht am heiligen Ort. Sie warfen von vorn Speere auf ihn, einer schlug ihm eine Wunde, Thankmar ergriff sein Schwert — da durchbohrte ihn ein Speer, von außen durch ein Altarfenster geworfen. Kraftvolle Kampfgier mißachtete den heiligen Ort und das heilige Recht (Asyl) und war doch Rächerin des Frevels am Frieden der königlichen Familie und des Landes. „Als der König, welcher nicht zugegen war und von diesen Vorfällen nichts wußte, davon hörte, zürnte er ob des Frevels seiner Vasallen; doch durfte er, während der Bürgerkrieg noch loderte, nicht mit Strenge gegen dieselben verfahren. Er beklagte aber seines Bruders Schicksal und zeigte seines Gemütes Milde, indem er Thankmars kriegerischer Tüchtigkeit lobend gedachte." (Widukind Ii, 11.)

36. Die deutsche Urzeit - S. 109

1905 - Gotha : Thienemann
— 109 — Athalbero, Adalbero = adeliger Bär, einer von Adel, der so stark war wie der Bär. Athalbraht, Adalbert (braht, bert = glänzend, hervorragend) = der glänzende, hervorragende Edeling, nhd. Albrecht und Albert. Athalfrid, Alfrit, Alfred (frida = Friede) = der den Frieden liebende Edeling. Adalfrida. Adalfnns, Alfuns, Alfons (funs = rüstig, entschlossen) = der rüstige, entschlossene Edeling; bei den Westgoten viel gebraucht, und darum in Spanien heute noch häufig, dort sogar Königsname, König Alfons Xiii. Athalgifil (gifil = Geisel = Kriegsgefangener) = ein Kriegsgefangener von Adel; ein Adaliger, der Pfand der Treue ist, so Armin in Rom. Adalhelm und Adalgrim (grima = Maske,Larve,Helm) = ein Mann von Adel, der einen Helm trägt; ein Name, vermutlich in der Zeit geschaffen, da ein Helm von Bronze oder Eisen, weil kostbar, nur selten getragen ward und darum ein auffälliges, den Träger von andern unterscheidendes Merkmal war. Adelgrima. Adalhardt (Hardt, hart = kräftig, tüchtig). Adalman, nhd. Adelmann und Edelmann. Adalmund (mund = Schützer, Vormund). Adalrad, nhd. Alrath. Athalaric, Adalrlch, Alrich — der an Adel, an vornehmer Verwandtschaft reich ist. Adalwald, Adalald, Adalold, nhd. Adelt — der waltende Edeling. Athalwin, Adalwin (ahd. wini = Freund) = nhd. Alwin, der adelige Freund. A dal Wolf. Athalpurc, Athalburg, nhd. Alburg = ein adeliges Weib, das schützt, sein Heim, seine Ehre; (bürg wohl von ahd. bergan = schützen, schirmen). Adaldrud, Adaltrud = Edeltraut, ein liebes, trautes Mädchen von Adel. Athalgard, Edelgard, ein adeliges Mädchen in der 9tüftunq* vgl. Brünnhilde. Adalgund, Edelgund (ahd. gund — Kampf, Streit). Adalhaid, Adelheit (ahd. haid = eine weibliche Person von schöner, vornehmer Gestalt). Adalhild (ahd. hild — Kampf). Adallinda (ahd. lind — die Schlange, das biegsame, elastische Tier) = ein Weib, das elastisch, gelenkig ist.

37. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 63

1906 - Gotha : Thienemann
— 63 — Aus diesem Kampfe muß ein Ereignis herausgehoben werden, das für Chlodovechs Stellung als König und für sein Verhalten gegen die katholische Kirche außerordentlich bezeichnend ist. „Damals wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Jrrsal befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebft dem andern Schmuck des geistlichen Dienstes weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und forderte, daß seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhalte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: , Folge mir nach Soiffons; denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fällt, so will ich tun, was der heilige Vater will/ Darauf kam er nach Soiffons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. , Ich bitte euch, heldenhafte Krieger/ sagte der König, ,erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß zu geben? Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen die Verständigeren: ,Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen; auch wir selbst sind ja deiner Herrschaft untertan. Tue jetzt, was dir gefällt, denn keiner kann deiner Macht widerstehen? Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer, unbedachtsamer Mann mit lauter Stimme: ,Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt/ erhob seine Doppelaxt und schlug auf den Krug, ohne ihn zu zerschmettern. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in feiner Brust den Groll. Und als ein Jahr verflossen war, entbot er das ganze Heer in feiner Wasfenrüstung zu sich, auf dem Märzfeld. Am ersten März jedes Jahrs erschien das ganze Volk in Waffen vor dem Könige zur Musterung, den Glanz feiner Waffen darzuweifen. Als er aber hier alle bedächtig durchmusterte, von einem zum andern schreitend, kam er auch an den, der damals auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: ,Keiner hat so schlechte Waffen mitgebracht als du, denn weder dein Speer noch dein Schwert, noch dein Beil taugt etwas? Und er nahm dessen Beil und warf es auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um es aufzuheben, da holte der König aus und hieb ihn mit feiner Axt in den Kopf. ,@o‘, sagte er, , hast du es zu Soiffons einst mit dem Kruge gemacht.1 Der Mann war tot. Die übrigen ließ er nach Hause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein." (Aus Gregor von Tours, Übersetzung von Dahn, Iii, 46—47.) Beobachtungen. 1. Das Märzfeld ist eine Versammlung der fränkischen Heermänner, d. i. der wehrhaften Männer des Volkes. Noch ist die Heeresversammlung Volksversammlung (vgl. I § 10). Zweck der Versammlung ist aber nicht Beratung oder Beschlußfassung, sondern nur Waffen-

38. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 195

1906 - Gotha : Thienemann
- 195 — biete, die oft Hunderte von Geviertmeilen umfaßten. Sie gaben es an Getreue (S. 202) und empfingen dafür Kriegsdienst. Des Frankenkönigs Macht ruhte im Königsland. Das Königsland, als Lehen an Große des Landes ausgegeben, gab ihnen kriegerische Macht. Der König war der oberste der Senioren; unter ihm standen die kleineren Senioren, unter denen die Vasallen. Gefolgschaft und Lehen, Treue und Gabe, das verband den König mit dem Vasallenheer. Ein anschauliches Bild von dem Aufgebot eines Seniors mit seinen Vassen gibt uns ein Schreiben Karls des Großen, verfaßt zwischen 804 und 811, gerichtet an einen Abt Fulrad, wahrscheinlich von St. Quentin im nördlichen Frankreich. „Es wird dem Abt mitgeteilt, die Reichsversammlung werde in diesem Jahre in Staßfurt an der Bode, im östlichen Sachsen, stattfinden. Dort soll sich der Abt mit allen seinen gut bewaffneten und ausgerüsteten Leuten am 16. Juni einfinden und bereit sein, von da, wohin es beschlossen werde, ins Feld zu ziehen. Jeder Reiter soll Schild, Lanze, Schwert, Dolchmesser, Bogen und Köcher mit Pfeilen haben. Auf den Karren sollen alle Art Utensilien vorhanden sein, die im Kriege nötig sind, Äxte, Beile, Bohrer, Hauen, Spaten, Spitzhacken. Die mitzubringenden Lebensmittel sollen von Staßfurt an noch auf drei Monate, Waffen und Kleider auf ein halbes Jahr reichen. Die Mannschaften sollen friedlich durchs Land ziehen und nichts außer Grünfutter, Holz und Wasser nehmen. Die Herren sollen bei den Karren und Reitern bleiben, damit kein Unrecht geschehe." (Delbrück Ii, 454.) Delbrück hat ausgerechnet, daß zu dem Zuge eines Seniors mit bloß 100 Kriegern gegen 50 Wagen und Karren gehörten, daß die Zahl der Tiere: Reitpferde, Zugpferde, Zugochsen, Schlachtvieh, weit über doppelt so groß war als die Zahl der Krieger, und faßt seine Ansicht dann so zusammen: „Ein Heereszug in die Ferne war zur Zeit der Naturalwirtschaft ein großes Werk und eine schwere Last. Selbst wenn das Kloster St. Quentin sehr reich war, wird Abt Fulrad wohl noch recht viel weniger als 100 Krieger zu einem Feldzug nach Sachsen gestellt haben." (Ii, 457.) _ Die Vasallen waren Reiter, nicht Krieger zu Fuß. Wie war es dahin gekommen? In allen westgermanischen Heeren der Urzeit überwog weit der Krieger zu Fuß; es gab nur wenige Reiter (I § 10, 3). So war es bei den Franken auch noch am Ausgang des 6. Jahrhunderts. Aber vom Ende des 9. Jahrhunderts wird berichtet, daß es bei den Franken gebräuchlich sei, zu Pferd zu kämpfen. In diesen drei Jahrhunderten hatte sich die Wandlung vollzogen. Durch drei Ursachen. Die Kämpfe mit den Eimbern und Teutonen hatten Marius gezwungen, die römische Heeresverfassung (Söldnerheer) und die Waffentechnik (Pilum) zu ändern (I § 4, 5 u. 6). Marius lernte damals, daß beide nicht für sich 13*

39. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 68

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
68 Iv. Vom Vertrag zu Verdun bis zum Ende des Interregnums. Krone war zu einem Spielball mächtiger, miteinander streitender Geschlechter geworden. 951 starb König Lothar Ii. Markgraf Berengar von Jvrea im Piemontesischen, ein ehrgeiziger und gewalttätiger Mann, erhob sich und eignete sich die italienische Krone an. Um sie fest an seine Familie zu fesseln, suchte er die Witwe Lothars, die schöne und geistreiche Adelheid, mit seinem Sohne zu vermählen. Als sich dieselbe gegen den verhaßten Ehebund sträubte, ließ sie Berengar in einem Schlosse am Gardasee einkerkern. Allein die Unglückliche mtkam und bat den mächtigen und ritterlichen Otto I. um Befreiung aus ihrer bedrängten' Lage. Otto folgte dem Rufe und gewann mit geringen Anstrengungen Berengars Hauptstadt Pavia. Nun vermählte er sich (er war schon mehrere Jahre Witwer gewesen) mit Adelheid und brachte so das lombardische Italien in seinen Besitz. Berengar wurde begnadigt und, nachdem er sich gedemütigt und Treue geschworen hatte, mit Obe^ri-taüen belehnt. 4 Erhebung., 5. Ottos Freude über seinen letzten Erfolg blieb nicht "ohne Bitter- keit. Die Vermählung mit Adelheid beschwor den Geist der Empörung' von neuem heraus. Ludolf, Ottos ältester Sohn und Herzog von Schwaben, glaubte, ein daraus hervorgehender Sprosse könnte ihm die deutsche Krone, die ihm bereits in Aussicht gestellt war, streitig machen. Dies und andere Umstände bestimmten ihn, sowie Ottos Schwiegersohn Konrad v. Lothringen zum Aufstand. Beide wurden bezwungen und erhielten Vergebung. In ihre Herzogtümer aber wurden sie nicht mehr eingesetzt. Lothringen bekam Ottos Bruder, der Erzbischof Bruno von Köln, der das Land später in zwei Herzogtümer, Ober- und Niederlothringen, teilte. Die ludolfinische Erhebung hatte ein blutiges Nachspiel. Die Kunde von den Zerwürfnissen im Reich reizte die Ungarn zur Wiederholung ihrer verheerenden Einfälle. In großer Zahl ergossen sie sich 955, das Land verwüstend und die Städte plündernd, über Bayern und Schwaben. Ihre Angriffe richteten sich namentlich auf Sseäbeu955emaugsburg.^ Der Bischof Udalrich, ein frommer und furchtloser Held, spornte durch fein Beispiel die Bürger der Stadt zu opferwilliger und mannhafter Verteidigung an, indem er sich ohne Panzer und Schild, nur mit der Stola bekleidet, dem Pfeilregen aussetzte und an das Bibelwort erinnerte: „Ob ich schon wanderte im finstern Tale, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich." Als die Not am ärgsten war, erschien Otto I. an der Spitze eines gesamtdeutschen Aufgebotes und brachte den Ungarn auf dem Lechfelde nach heißem Kampfe eine so vollständige Niederlage bei, daß sie fortan die deutschen Grenzen nicht mehr belästigten. (Gedichte: Deutsches Aufgebot, von Geibel; Deutsches Heerbannlied, von Lingg.) Das neue befestigte Königtum hatte sich als einigende und t e , W f zw1 vy-Z" - k c.tt -f 7- y\/C- 2 • '"** [!' *
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