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1. Geschichte des Mittelalters - S. 99

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 2. Heinrich I. 99 924 brachen sie aufs neue gewaltsam und grausam in das deutsche Reich ein. Heinrich gelang es, einen ihrer Hauptanführer gefangen zu nehmen; er erzwang sich dadurch einen neunjährigen W a f f e n st i l l -stand, verpflichtete sich aber zu einem jährlichen Ehrengeschenk. Diese Zusage wurde gehalten, die Zeit der Waffenruhe aber dazu benutzt, feste Plätze zu schaffen und kriegstüchtige Streiter zu bilden; denn nur am Rhein und an der Donau, wo vor Zeiten die Römer geherrscht hatten, gab es eigentliche, durch Wall und Graben befestigte Städte. Jetzt erst wurden in Sachsen und Thüringen Burgen errichtet, aus welchen später Städte entstanden, wie Merseburg, Meißen, Quedlinburg, Goslar rc. Die Burgen wurden so geräumig angelegt, daß bei feindlichen Überfällen das anwohnende Landvolk aufgenommen werden konnte. Jedesmal der neunte Mann von der durch verliehene Ländereien kriegspflichtig gemachten Bevölkerung sollte in die Stadt ziehen, daselbst wohnen und sich von den auf dem Lande Zurückgebliebenen ein Drittel der Ernte zur Aufspeicherung abliefern lassen, damit es in Zeiten der Not nicht an Mundvorrat mangele. So wurde Heinrich zum „Städteerbauer". Außer dem Heerbanne, der nur zu Fuße kämpfte, bedurfte es den berittenen Ungarn gegenüber einer tüchtigen Reiterei. Eine solche einzurichten war Heinrichs zweite Sorge. Nach diesen Vorkehrungen führte er mehrere Kriege gegen slawische Völkerschaften. Er überschritt die Elbe, besiegte die Haveller 927 an der Havel, nahm ihre Hauptstadt Brannibor ein und machte ihren Fürsten tributpflichtig. Gegen neue Einfälle errichtete er die Markgrafschaften Nordsachsen (später Altmark genannt) und Meißen, in die er Markgrafen als Richter, Heerführer und Grenzwächter einsetzte. Ebenso zwang er die Böhmen zur Tributzahlung. Als der Ablauf des Waffenstillstandes mit den Ungarn nahte, erschien eine ungarische Gesandtschaft, um das jährliche Ehrengeschenk zu fordern. Heinrich -entließ sie mit harten Worten, und die Gesandten entfernten sich mit furchtbaren Drohungen. Schon im folgenden Jahre (933) zogen die Ungarn in zwei Heerhaufen heran. Die Deutschen waren aber jetzt auf den Reiterkampf eingeübt, und die Ungarn konnten sich ihnen nicht mehr durch schnelle Flucht auf ihren leichten Rossen entziehen. Der eine Heerhaufe wurde von den Sachsen und Thüringern teils ausgerieben, teils zersprengt, der andere, der daraufhin die Belagerung von Merseburg aufgab, wurde von Heinrich 933 „auf dem Ried" bei Merseburg (vielleicht Rietheburg an der Unstrut) so vollständig geschlagen, daß Deutschland nun 22 Jahre von den Einfällen der

2. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 100

1885 - Wiesbaden : Bergmann
\ 00 Karls des Großen Fürsorge für Wissenschaft, Bildung, Kunst. d-en nannten ihn Mette."Anch Orgeln führte Karl in den größeren Kirchen ein. Für die Pflege der B aukunst gab Karl einen kräftigen Anstoß durch manche von ihm selbst errichtete Pracht- und geschmackvolle «anten, die Paläste (Pfalzen) zu Ingelheim, Nymwegen, Tribnr, den Dom zu Aachen, die Kirche zu Michelstadt. Als Muster dienten ihm italienische Santen, besonders der prächtige Palast des Gothenkönigs Theodorich zu Ravenna. Von dort bezog er auch Säulen und Ornamente, Baumeister und Werkleute. Der Palast zu Ingelheim ruhte auf hundert Läulen von Marmor und Granit. Der Dom zu Aachen bildete ein Achteck nach dem Muster der Kirche San Vitale in Ravenna. In der Kirche zu Ingelheim waren an den Thüren Szenen ans dem Alten und Neuen Testamente angebracht, auch soll darin die ganze heilige Geschichte von Adam bis auf Christi Himmelfahrt abgebildet gewesen sein, ebenso wie im Palaste daselbst die Weltgeschichte von Ninus an bis auf Karl den Großen. Auf die sittliche Bildung seines Volkes suchte Karl zu wirken teils durch Ermahnungen, teils durch Verbote. In einem Kapituliere von 802 verbreitet er sich ausführlich über die Lebensweise der Welt-nnd Klostergeistlichkeit. Den letzteren legt er strenge Jnnehaltung der Ordensregeln ans Herz; Bischöfe und Äbte mahnt er, der Jagdpassion zu entsagen, sämtliche Geistliche aber, kein Ärgernis in ihrem Hause zu geben. Wider die Sittlichkeitsvergehen erläßt er strenge Verbote, ebenso wider das Vagabunden- und Räuberwesen und gegen die Trunksucht. Dagegen empfiehlt er Weltlichen wie Geistlicher: die Übung der alten germanischen Tugend der Gastlichkeit gegen Fremde. Gewissen Arten des Aberglaubens, die sehr herrschend sein mochten (z. B. dem Wettermachen), tritt er entschieden entgegen, noch mehr den „heidnischen Gebräuchen" der „Totenopfer, Weissagungen, Zaubereien." Ebenso warnt er vor den, aus der Römerzeit überkommenen, Gauklern und Possenreißern. Genug, es giebt kaum eine Seite des sittlichen, häuslichen, religiösen Lebens, welche Karl nicht durch seine Anordnungen zu treffen, in die er nicht mahnend, belehrend, ge- oder verbietend einzugreifen versucht hätte. *) Nach anderen käme das Wort Mette von caiitilena matutina. Früh-gesang.

3. Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 - S. 143

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Umgestaltungen im Kriegswesen. 143 im Auslande, auch wohl gegen Deutschland. Hatte der eine Kriegsherr sie entlassen, so suchten sie einen andern, zogen im Land umher gleich wandernden Handwerksburschen. Der Krieg war für sie nichts als ein Handwerk; sie achteten ihres Lebens wenig, aber ebenso wenig des Lebens oder des Eigentums Anderer. Von bürgerlicher Ordnung und Sitte wußten sie nichts, waren daher, wo sie einfielen, (auch im Frieden) eine Landplage und überall gefürchtet. Im Volkslied und in der bürgerlichen Dichtung jener Zeit spielen sie eine große Rolle.*) Eine besser geordnete, auch besser ausgerüstete Fußtruppe war jene städtische Soldateska, deren oben gedacht ward. Sie ward im Frieden fortwährend geübt oder übte sich selbst, besonders auch im Gebrauch Der Schußwaffe, früher der Armbrust, später der „Hakenbüchse". Anfänglich geschahen diese Übungen wohl meist innungsweise, wie denn auch im wirklichen Kampfe die Innungen zusammenstanden und fochten; später bildeten sich besondere „Schützengesellschaften". Zur Erprobung und Bekundung der erlangten Fertigkeit dienten regelmäßige Schützenfeste, teils in den einzelnen Städten, teils vieler Städte gemeinsam. Eines der berühmtesten dieser letzten ist das große Straßburger Schießen von 1456, ans welchem n. a. eine wackere Schar Züricher Schützen erschien, welche die ganze Reise zu Wasser gemacht hatten, und zwar so schnell, daß ein Kessel voll Hirsebrei, den sie glühend heiß daheim ins Schiff geladen, noch nicht gänzlich verkühlt in Straßburg anlangte. Damit wollten sie zeigen, daß sie, wenn auch fern, doch nicht so fern seien, daß sie nicht den Rheinstädten im Falle der Not Hilfe bringen könnten.**) Eine gewaltige Umgestaltung des ganzen Kriegswesens brachte die Anwendung des Schießpulvers (in Deutschland etwa seit dem Jahre 1340) hervor.***) Sie verschaffte dem mit der Feuerwaffe bewehrten Fußsoldaten ein entschiedenes Übergewicht über den mit Speer und Schwert ausgerüsteten Reiter und beugte damit das, nur auf die Stärke des Armes und die Schnelligkeit des Rosses trotzende Rittertum unter die mit elementaren Kräften gewaffneten ’) Z. B. bei Hans Sachs, so in dem Schwank: „St. Peter und die Landsknechte". St. Peter hat aus Versehen eine Menge Landsknechte in den Himmel eingelassen, die nun den Himmel durch ihr wüstes Wesen in Unordnung bringen und nicht wieder sortzubringen sind, bis St. Peter vor der Himmelsthür die Trommel rühren läßt, wo dann die Landsknechte eilig hinausstürzen. **) Derselbe Vorgang wiederholte sich 1576; diese zweite Fahrt hat Fischart in seinem prächtigen Gedichte: „Das glückhaft Schiff von Zürich" verherrlicht. ***) Daß Berthold Schwarz das Pulver erfunden ist unrichtig.

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 47

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — ihre oberste Pflicht, dem Kaiser zum Reichskrieg zu folgen (Sachsenkrieg!); und als ihnen der Papst durch den Bann einen guten Vorwand giebt, verweigern sie sogar allen Gehorsam, setzen ihren König ab und geben einem auswärtigen Fürsten, dem Papst, die Verfügung über die Krone. Die Hauptquelle dieser Macht war die Erblichkeit ihrer Lehen (daher unabsetzbar) und ihr Zusammenhalten gegen den König. Iv. 2. Die Fürsten unter Karl d. G.: Beamte; unter Heinrich I.: selbständige Stammeshäupter und Landesherren; unter Otto J.: absetzbare Beamte; unter Heinrich Iv.: erbliche Landesherren, die das Reich mitregieren und sich sogar Über den König stellen. Iii. 3. Vergleich des Abfalles der Sachsen und der Fürsten mit dem Abfall Absaloms von David, Israels von Rehabeam (Beweggründe, schlimme Folgen, Unrecht gegen Gottes Gebot und Treubruch). Die Fürsten entschuldigen zwar ihren Abfall vor der Welt mit dem Bann, der alle Eide löse. Aber reicht diese Entschuldigung aus vor dem Gewissen und vor dem Worte Gottes? Das Gewissen sagt uns: Jedes Versprechen, das wir gegeben, und jede Pflicht, die wir auf uns genommen haben, müssen wir erfüllen; nur der, dem wir etwas gelobt haben, kann uns davon entbinden, sonst niemand. Die Fürsten begingen also einen Wortbruch und Treubruch, und das ist eine Sünde wider das Gewissen und ihren Herrn. Sie begingen aber auch eine Sünde Qe9et\ Gott, benn sie hatten Treue und Gehorsam unter feierlicher Anrufung Gottes geschworen, und biefer Eib konnte von keinem Menschen, auch nicht vom Papst gelöst werben. Und sie brachen diesen Eid nur, um eine neue Sünde gegen Gott hinzuzufügen; denn wenn sie ihre Obrigkeit, den König, mißachten, so mißachten sie auch Gott der die Obrigkeit eingesetzt hat (vergl. 1. Einheit Iv. 3. Röm. 13, 1—7). 3u dieser Sünde sind sie auch nur durch Habsucht und Herrschsucht gebracht worden, und die Folge dieser Sünde war die Schande ihres Königs und die Schande des Reiches, für dessen Ehre sie doch sorgen sollen. Was lernen wir daraus'? Iv. 3. Der Eid i)t unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); Darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2, 17.) Iv. 4. Kulturhistorisches: Rechte des Königs (in Sachsen); Ritterheer und Bauernheer (Überlegenheit, Haß); Kirchenschändung; Auftreten und Vorrechte der Stadt Worms. V. Durchlaufen und Verbinben der Thatsachen der 1. und der 2. Einheit.

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 59

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 59 — dem eroberten Lande zu geben, ihn zu betrügen. So entsteht auch hier ein Unrecht aus dem anderen, wie bei Adam und Eva, Kain, Josephs Brüdern, bei Ludwig dem Springer, als er die Wartburg baute; auch hier gilt das Sprüchwort: Eine Sünde ist der anderen Mutter. 3. Der Frankenkönig? — Dieser hätte dem Boten antworten sollen: „Sage Deinem Herrn, daß ich mich mit solchen schlechten Dingen nicht abgebe. Ich fange nur Krieg an, wenn ich gerechte Ursache habe, aber nicht ans Habsucht. Auch will ich nicht helfen. daß ein Bruder den andern beraubt und tötet, denn Brüder sollen sich lieben!" So sagt aber der Frankenkönig leider nicht, denn er ist auch herrsch- und habsüchtig, und es ist ihm ganz gleichgültig, ob das Werk, zu dem er sich mit dem Thüringerkönig verbindet, ein gutes oder schlechtes ist. Darum geschieht es ihm ganz recht, daß er von dem Thüringerkönig betrogen wird. Der eine ist so schlecht wie der andere. Iii. 1. Ihr kennt schon eine Geschichte, in welcher erzählt wird, wie eine Frau einen Mann zum Bösen verführen will. — Die Frau Potiphars wollte Joseph zur Sünde verleiten, aber Joseph ließ sich nicht verführen, sondern antwortete: „Wie sollt' ich ein so großes Übel thun und wider meinen Gott sündigen!" Nun war freilich der Thüringerkönig noch ein Heide und kannte Gott nicht, aber das wissen auch die Heiden, daß man seinen Bruder nicht berauben und gar töten darf. Auch die Heiden haben ein Gewissen. (Iv, 1.) 2. Vergleich mit dem Brudermord Kains. — Kain wurde nicht durch eine andere Person gereizt, sondern durch seine eigenen schlechten Gedanken, durch Neid und Haß. Diese Gedanken verleiten ihn zum Mord an seinem Bruder („wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger") wie das falsche Ehrgefühl und die Herrschsucht den Thüringerkönig. Weder Kain noch der Thüringerkönig herrschen über die Sünde, wie Gott es von den Menfchen verlangt, und wie es Jofeph that, fondern lassen ihr ihren Willen. Wie Ketin Neid und Haß hätte unterdrücken sollen, so hätte der Thüringerkönig den Anreizungen seiner Frau und den Einflüsterungen seiner eignen Herrschsucht widerstehen sollen, ebenso der Frankenkönig. (Iv, 2.) 3. Erinnerung an den Mord Ludwigs des Springers. 4. Früher herrschte über Thüringen ein König, später ein Landgraf. — Der König hatte niemand über sich, der Landgraf den Kaiser. Ein König ist selbständig. (Iv, 3.) Iv. 1. „Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest und thust wider Gottes Gebot!" — Du sollst nicht töten! (5. Gebot.) 2. „Wenn du fromm bist, so bist du (Gott) angenehm, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie!" 3. Stichwort: „König''. (Dieser Titel ist wohl schon früher aufgetreten, aber daß derselbe den Begriff der Selbständigkeit in sich schließt, wird erst durch obigen Vergleich klar.) (Einzutragen.)

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 17

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 17 — Sollte aber das Bedenken entstehen, daß so geartete Stoffe bester aus dem Unterricht wegblieben, so wolle man nicht übersehen, daß — was den Ehebruch der Pfalzgräfin betrifft — die Schule jedenfalls die Pflicht hat, solche Stoffe zu behandeln, und daß diese Pflicht eine große Schwierigkeit in sich birgt. Je früher und je ernster man dieser Schwierigkeit zu Leibe geht, um so besser. In der früheren Jugend ist die Gefahr, daß die Phautasie abschweift, weniger groß, es ist eher zu erwarten, daß eine reine Verurteilung eintritt und so eine klare, kräftige Vorstellung sich bilde, auf welche bei späteren Veranlassungen mit Erfolg zurückgegriffen werden kann. Was aber die listige Flucht des Grafen betrifft, so ist es gerade ein Vorteil für den Unterricht, wenn er Gelegenheit bekommt, schwierige Fälle der ethischen Wertschätzung der Kinder zu unterbreiten, und solche Gelegenheiten müssen ebenfalls frühzeitig geboten werden, damit die Zöglinge sich bald daran gewöhnen, nicht ohne weiteres die ersten Regungen eines oberflächlichen Gefühls für richtig zu halten. Ziel: Warum Ludwig gefangen wurde, und ob er Buße that. Dieses Ziel wird von den Kindern gefunden, indem man sie an die Vermutung erinnert, daß Ludwig gewiß nicht ohne Grund vom Kaiser gefangen genommen wurde, und die Frage aufwirft, ob er wohl bis an sein Lebensende so schlecht geblieben sei. I. Ihr kennt das Wort „Buße". — Von der Predigt Johannes des Täufers. Was wollte er mit seiner Predigt? — Die Menschen sollten ihre Sünden erkennen, bereuen und nicht wieder thun. Wir haben jährlich zwei Bußtage, an welchen wir uns mit solchen Gedanken beschästigen sollen. Wenn nun Ludwig der Springer Buße gethan hat: — so muß er wohl vor seiner Gefangenschaft eine Sünde begangen haben. „„ Ii Ja, er hatte eine große Sünde gethan, eine Sünde gegen das fünfte Gebot. — Ludwig der Springer hatte einen Menschen getötet, wie Kain seinen Bruder Abel. Er tötete Friedrich, den Pfalzgrafen zu Sachsen, dessen schönes schloß an der Unstrut stand, auf der Jagd. — Vielleicht ans Versehen; vielleicht in einem Streit. Nein, weil Ludwig die Gemahlin des Pfalzgrafen für sich als Gemahlin haben wollte. — Da sündigte er nicht nur wie Kain gegen das fünfte Gebot, sondern auch gegen das sechste Gebot: Du sollst' nicht ehe-brechen- Diese Sünde beging auch die Frau des Pfalzgrafen. Denn, wenn sie nicht einverstanden gewesen wäre, hätte Ludwig ihren Gemahl nicht getötet. (Diese Antwort erfordert mehrere Hilfsfragen. Ist das sechste Gebot noch unbekannt, so ist zu fragen, ob das Begehren Ludwigs recht gewesen, und die ausgesprochene Verurteilung bestätigt der Lehrer mit dem Darbieten des sechsten Gebots.) Ihr könnt euch nun denken, was weiter geschah. — Der Kaiser ersuhr alles und ließ Ludwig gefangen nehmen. Staubt u. Göpfert, Präparationen. 2

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 63

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 63 — 2. Wie handeln die Sachsen? — Auch die Sachsen fangen sofort den Krieg an, als sie die Botschaft des Frankenkönigs erhalten haben, olme eine gerechte Ursache zu haben. Sie führen Krieg, weil sie den Thüringern ihr Land rauben wollen, also ans Habsucht. Auch bedenken sie sich nicht lange: in den Krieg zu ziehen, war ihnen ein Vergnügen. Sie sind noch Heiden, wie bic Thüringer, darum machen sie auch die Überlebenden zu Sklaven. 3. Etwas müssen wir aber doch an den Heiden loben. — Die Sachsen und die Thüringer, ebenso anch die Franken, sind sehr tapfer. Zwei Tage kämpfen Franken und Thüringer, ohne zu ermatten. Die Sachsen erstürmten nach ihrer Anknnft gleich die Vorstadt; die Thüringer aber wnrden dadnrch nicht mutlos, auch dachten sie nicht. Wir haben nun zwei Feinde zu bekämpfen, da werden wir gewiß besiegt, sondern sie kämpften tapfer weiter bis in die Nacht. 4. Was mißfällt uns aber an den Thüringern? — (Denkt daran, wie die Sachsen die Mauern ersteigen!) Die Thüringer find nicht wachsam; sie verlassen sich darauf, daß ihre Feinde geradeso müde sind, als sie selbst, und lassen die Manern ohne Wachen. Wären die Thüringer wachsam gewesen, so wäre ihr Königreich vielleicht noch nicht untergegangen. 5. Wie zeigen sich die Sachsen nach dem Siege? — Sie sind zwar Heiden, aber sie opfern doch fofort nach beirt Siege ihren Göttern, um sich für benfeiben bankbar zu erweisen. Es sinb fromme Hciben. 6. Aber der Frankenkönig benimmt sich noch schlechter, als vorher. — Er lockt beit Thüringerkönig zu sich und ist jebcnfalls der Anstifter von feinem Tode, obgleich er ihm fein Wort gegeben hat, es solle ihm nichts Böses geschehen. Der Frankenkönig ist hinterlistig, wortbrüchig und ein Mörber. 7. Mit dem Thüringerkönig will freilich auch kein rechtes Mit leib in uns aufkommen. — Er vor allen hätte für gute Bewachung der Stadt sorgen müssen. Als er aber nach seiner Flucht die Einlabnng des Frankenkönigs erhielt, bürste er nicht so „leichtgläubig" ihr Folge leisten; denn er konnte wissen, daß bein Frankenkönige nicht zu trauen war, er mußte baran benfen, daß er ihm die Treue gebrochen hatte und ihm jetzt im Wege war. Aber er war wie mit Blindheit geschlagen, er raunte sozusagen in sein Unglück. Das war die Folge seiner Schlechtigkeit und gewiß auch die Strafe dafür. Iii. 1. Welches waren die Gedanken des Thüringerkönigs von Anfang an? —~ Er dachte, er allein fei zu schwach, um feinem Bruder das Reich zu nehmen, der Frankenkönig sollte ihm dabei helfen. Den diesem versprochenen Lohn aber wollte er auch behalten. Freilich war diese Rechnung falsch, er verlor nicht nur das Land, das er seinem Brnder abgenommen hatte, sondern kam dabei auch um sein ganzes Königreich und um sein Leben. (Iv, 1.) 2. Zweimal werden in diesen Kriegen Verbündete gesucht. — Der Thüringerkönig suchte zuerst Hülfe gegen seinen Bruder — die Franken

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 64

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — suchen später Hülfe bei den Sachsen. Der Thüringerkönig verspricht dem Bundesgenossen die Hälfte des eroberten Landes — der Frankenkönig verspricht den Sachsen ganz Thüringen. Der erstere hält sein Versprechen gar nicht, der letztere wenigstens halb. (Iv, 4.) 3. Zusammenstellung der auf den Krieg bezüglichen Ausdrücke (die so oft von Schülern verwechselt werden). — Krieg, Angriff, Schlacht, Sieg, Niederlage, Belagerung, Ausfall, Eroberung. — Zu jedem dieser Begriffe ist ein Satz zu sagen: aber nicht etwa eine Definition („ein Krieg ist, wenn . . . ."), sondern etwa: Die Franken führten Krieg gegen die Thüringer, indem ein fränkisches Heer gegen die Thüringer zog; — Es kam zur „Schlacht", als die Heere aneinander gerieten und zu-fammen kämpften 2c. (Iv, 4.) 4. Stellt die Ereignisse, welche wir in den letzten Geschichten kennen gelernt haben, kurz zusammen! — (Aus dieser Zusammenstellung ergeben sich die beiden ersten Sätze von Iv, 2.) 5. Die Sachsen sehen ganz anders aus als die Franken! — Die Sachsen haben andere Tracht (weite Gewänder, die Franken enge), andere Waffen (lange Messer, jene Streitäxte), sie tragen die Haare lang herabfallend, die Franken kurz geschnitten, sie sind ruhig und ernst, die Franken beweglich. (Merkwürdig ist, daß sie sich gegenseitig fremd sind und diese Verschiedenheiten nicht kennen. —) Sie sind sich gegenseitig unbekannt und wohnen doch beide in Deutschland. Heute könnte das nicht mehr vorkommen. Aber in jener Zeit lebten die Völker für sich abgeschlossen. Damals reisten die Leute nicht so umher wie heutzutage; da gab es noch keine Vergnügnngs- und noch keine Geschäftsreisenden. Jeder wohnte für sich abgeschlossen, und nur im Kriege kam man in andere Länder. (Iv, 2.) 6. Wir haben Schlechtes, aber auch Gutes von den alten heidnischen Thüringern, Franken und Sachsen kennen gelernt. — Sie sind habsüchtig, und wenn sie hoffen können, einen Gewinn davon zu tragen, scheuen sie sich nicht, unrecht zu thun, dann kommt es vor, daß sie die nächsten Verwandten verraten und verderben, daß sie das gegebene Wort brechen, wie wir an dem Thüringerkönig gesehen haben; daß sie ohne weiteres und ohne lange zu überlegen, einen mörderischen Krieg ansangen, wie die Franken und Sachsen; daß sie hinterlistig ihren Gegner morden, wie der Frankenkönig. — Dabei sind sie aber sehr tapfer und unverzagt, auch vergessen sie in der Siegesfreude nicht ihrer Götter, sie sind in ihrer heidnischen Weise fromm. (Iv, 2.) 7. Da war es in der Zeit der Landgrafen doch anders. — Wenn auch Ludwig der Springer mehrmals gegen Gottes Gebote sündigte, so that er doch zuletzt Buße. Davon hören wir in der alten Zeit nichts, obgleich sich Unrecht auf Unrecht häuft. (An welche Personen müssen wir denken, um die Verschiedenheit der Zeiten recht deutlich einzusehen? —) Am besten sehen wir den Unterschied, wenn wir den Thüringer König und seine Gemahlin vergleichen mit dem Landgrafen Ludwig und seiner Gemahlin Elisabeth. Die Königin verführt den König zum Bösen; dieser leistet ihr keinen Widerstand, sondern fügt ein Unrecht zum andern,

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 65

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 65 — bis er verdirbt. Ludwig und Elisabeth streben beide danach, nur Gutes zu thun, alles geben sie hin, um dem lieben Gott und Christus zu gefallen. Darin helfen sie sich gegenseitig. Beide haben darum ein seliges Ende. — In der alten Zeit hören wir nur von Unrecht, von Krieg, Mord und Totschlag, in der späteren Zeit wohl auch noch, aber doch mehr davon, wie die Menschen sich gegenseitig unterstützen, Ordnung und Friede zu stiften (der Schmied von Ruhla, Ludwig der Eiserne, die Landgräfin Sophie, Klingsor, Ludwig und der Krämer) und Not und Elend zu lindern (Ludwig und Elisabeth). (Wie kommt das? —) Das kommt daher, daß die alten Thüringer noch Heiden sind, in der Landgrafenzeit aber schon das Christentum eingeführt war. (Iv, 3.) Iv. 1. Untreue schlägt ihren eignen Herrn. — Unrecht Gut gedeihet nicht. 2. Es wird eingetragen: Um das Jahr 500 war Thüringen ein Königreich. Die Franken und Sachsen besiegten die Thüringer und teilten ihr Reich. Die Thüringer waren noch Heiden: schlechte Eigenschaften — gute Eigenschaften. Verschiedene Trachten und Waffen. Abgeschlossenheit. 3. Das Christentum hat die Thüringer veredelt. (Einzutragen; ebenso:) 4. Stichworte: „Bündnis". „Krieg"; „Angriff"; „Schlacht"; „Sieg"; „Niederlage"; „Belagerung"; „Ausfall"; „Eroberung". V. Wie war es denn mit dem Kriege im Jahre 1870? — Napoleon hatte keinen gerechten Grund, mit den Deutschen Krieg anzufangen; die Deutschen hatten ihm nichts zuleide gethan, ebensowenig wie der Bruder des Thüringerkönigs diesem und dem Frankenkönig, und ebensowenig wie die Thüringer den Sachsen etwas zuleide gethan hatten; da war Napoleon ein schlechter Christ. — Aber Landgraf Ludwig hatte Grund, gegen den Bischof von Würzburg und seine räuberischen Ritter Krieg zu führen. Sie hatten den Krämer beraubt und seinen Geleitsbries nicht beachtet. Auch in der letzten Geschichte folgt ein Unrecht aus dem andern — Nachweis. Wie unterscheiden sich die Worte: „Krieg" und „Schlacht"? <^n der Zeit bis zu den Landgrafen i)t vieles anders geworden. — In diesen 500 Jahren ist aus Thüringen eine Landgrasschast geworden; es ist ebenso wie das Frankenland ein Teil des Deutschen Reiches geworden rc. Zusammenstellung der Zahlen. Die Thüringer, Franken, Sachsen waren Deutsche — ihr Krieg war also ein Bruderkrieg. Heutzutage ist Deutschland ein einiges Reich. Staude u. Göpfert, Präparationen. 5
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TM Hauptwörter (200)200

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