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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 171

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 171 — keines Wortes würdigten. Vielmehr erhielt er die niederschmetternde Antwort, daß er russischer Gefangener sei und sich nach Berlin zu begeben habe. 9. Sachsens Teilung. Sachsen ward zuerst von Rußland (Repnin), dann von Preußen verwaltet. Schwer hatte es in den Kriegen gelitten. Franzosen, Österreicher, Polen, Russen, namentlich die asiatischen Horden, die Kirgisen, Kosaken und Baschkiren, hatten das Land ausgesogen. Die Kassenscheine waren bis auf die Hälfte entwertet. Die fremde Regierung half, so gut sie konnte; aber doch mußte das erschöpfte Land noch 40000 Mann gegen Napoleon zusammenbringen, welche in Belgien und vor Mainz ehrenvoll stritten. Auf dem Wiener Kongreß wurde heftig über Sachsens künftiges Schicksal verhandelt. Endlich einigte man sich. Um Preußen für die an^ Rußland abgetretenen polnischen Gebiete zu entschädigen, ward Sachsen geteilt. 368 Geviertmeilen (20000 qkm) fielen als Herzogtum Sachsen an Preußen und der Neustüdter Kreis an Weimar, während der kleinere, aber dichter bevölkerte Teil dem König Friedrich August I. verblieb. Nach langem Zögern unterzeichnete dieser 1815 den ihn so tief schmerzenden Vertrag. Er trat dem Kriegsbunde gegen Napoleon, der die Insel Elba verlassen hatte, und dem neugegründeten Deutschen Bunde bei und kehrte in sein zerstückeltes Land zurück. Mit großer Freude ward er empfangen. Die Herzen aller treuen Untertanen fchlugen ihm in Liebe und Dankbarkeit entgegen. 10. Seine Letzten Lebens- und Regierungsjahre. Friedrich August I. mischte sich nicht in die äußere Politik eiu, welche er ganz und gar der heiligen Allianz überließ. Es war natürlich, daß er sich nach außen möglichst abschloß und vornehmlich gegen Preußen eine tiefe Abneigung zeigte. Um fo rühriger ward gearbeitet, das Wohl des verkleinerten Landes zu heben. In der Verfassung und Verwaltung wurde nichts von Belang geändert; nur die meißnische Stiftsregierung verlor ihre Selbständigkeit, und die Oberlausitz nahm jetzt teil an dem erbländischen Landtage. Der zerrüttete Staatskredit wurde bald wieder hergestellt, trotzdem 1816—1817 eine große Teuerung das Land schwer schädigte. Das Heer wurde fortan nur aus Landeskindern gebildet; gleichwohl behielt man die Stellvertretung noch bei. Da Annaburg an Preußen gefallen war, gründete der König in Struppen eine Soldatenknaben-Erziehungsanstalt. Um die Offiziere genügend vorzubilden, ward die Militärakademie und für die Oberleitung der Generalstab gegründet. 1818 feierte der schwergeprüfte Greis sein 50 jähriges Herrscherjubelfest, das unter allen Wettinern nur noch Heinrich dem Erlauchten

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 188

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 188 — Herrschaft über Quedlinburg (1477) und über Erfurt (1483) erlangten, ja 1482 Thüringen wieder erbten; aber durch die Teilung von 1485 zerrissen sie die wettinischen Lande für immer in zwei Linien, in die ernestinische und albertinische, zwischen denen sich in der Folge ein tiefer Gegensatz herausbildete. Die albertinische Linie führte 1499 die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt ein und machte somit den verderblichen Teilungen ein Ende, wovon allerdings Johann Georg I. noch eine Ausnahme machte. Die Erwerbung von Friesland war nicht bloß von kurzer Dauer (1494—1514), sondern auch für Sachsen kein Vorteil, da dieser Besitz zu entlegen war. Der Schmalkaldische Krieg brachte neue und bleibende Gebietsveränderungen für Sachsen. Infolge der Wittenberger Kapitulation verlor 1547 die ernestinische Linie die Kurwürde und das Kurfürstentum Sachsen, sowie den östlichen Teil vom Pleißnerlande bis an die Weiße Elster samt allen Ansprüchen auf Magdeburg und Halberstadt an das albertinische Herrscherhaus, während das Vogtland als böhmisches Lehen an das Haus Reuß fiel. Hiervon gab zwar Vater August im Vertrage zu Naumburg 1554 Altenburg und den Neustädter Kreis zurück, dafür aber erwarb er von Johann Friedrich dem Mittleren die vier Ämter Weida, Ziegenrück, Arnshaugk und Sachsenburg, sowie 1569 von dem verschuldeten Grasen Reuß-Plauen den vvgtländischen Kreis, ferner die Grafschaft Henneberg, Mansfeld und die drei Bistümer Merseburg (1561), Naumburg (1564) und Meißen (1581), so daß sein Land gegen 550 Geviertmeilen umfaßte. Johann Georg I. vergrößerte fein Gebiet beträchtlich, indem er die beiden Lausitzen 1623 pfandweise und 1635 durch den Prager Sonderfrieden erblich erwarb, allein er teilte das Land und stiftete so die drei selbständigen Fürstentümer Sachsen-Weißenfels (1652—1746), Sachsen-Merseburg (1652—1738) und Sachsen-Zeitz (1652 — 1718). Zum Glück für das albertinische Fürstenhaus fielen diese später wieder an das Stammhaus zurück. Friedrich August I. erlangte zwar Polen, aber dafür veräußerte er das Amt Petersberg und das Schutzrecht über Quedlinburg und Nordhaufen an Preußen, die Ansprüche auf Sachsen-Lauenburg an Hannover. Friedrich August Iii. erlangte 1779 im Frieden zu Teschen, daß Österreich auf die Lehenshoheit der Schönburgifchen Lande verzichtete und diese ihm zuerkannte. Im Frieden zu Posen 1806 erhielt er für einige abgetretene thüringische Ämter den Kreis Kottbus und außerdem im Frieden zu Tilsit 1807 das Herzogtum Warschau, das von Napoleon später durch Galizien vergrößert ward. Im Jahre 1815 hingegen verlor Sachsen durch die Teilung außer Polen noch 368 Geviertmeilen an Preußen und den Neustädter Kreis an Weimar. Es war dies die letzte große und entscheidende Gebietsveränderung. 1845 und 1848 trat Österreich Schirgiswalde nebst mehreren Ortschaften an unser Vaterland ab. So

3. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 24

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Wir verurteilen aber ganz und gar ihre große Grausamkeit und Raubgier. Rauben und morden, plündern und zerstören nichts weiter wollten sie in Sachsen. Sie hausten ebenso schlimm wie ernst die wilden Ungarn und die Raubritter. Durch sie erlitt Sachsen ungeheuren Schaden, denn sie haben viele Tausende von wehrlosen Einwohnern erschlagen, sie haben die Felder, Gärten und Weinberge verwüstet, viele Hunderte von Dörfern und Städten vollständig niedergebrannt und unermeßliche Beute fortgeschleppt. In den Husiiteu kam der Haß der Tschechen gegen die Deutschen zum Ausbruch. Glaubens- und Völkerhaß vereinigten sich mit der Mord-nnd Raubgier zum schrecklichen Bunde. 5. Rückblick auf die Wettiner. Im Jahre 1127 erhielten die Wettiner die Mark Meißen als erbliches Besitztum. Konrad von Wettin ist der Stammvater unseres Fürstenhauses. Heinrich der Erlauchte erwarb Thüringen und das Pleißnerland. Friedrich der Streitbare erhielt das Herzogtum Sachsen und den Kurfürstennamen. Als Kurfürsten konnten die Wettiner den neuen König wühlen. Noch heute heißen die Könige von Sachsen auch Herzog von Sachsen. 6. Rückblick auf Sachsen. Die alten Sachsen bewohnten das Land zwischen Rhein und Elbe und zwischen der Nordsee und dem Harze. Sie wurden von Herzogen beherrscht. Einer von den berühmtesten ist Widukiud, der mit Karl dem Großen viele Kriege führte und sich endlich unterwarf und sich taufen ließ. Herzog Heinrich wurde 919 deutscher König und begann das sächsische Kaiserhaus. Unter dem Hohenstauseu Friedrich Rotbart wurde das Herzogtum Sachsen geteilt. Nur der kleine Teil an der Elbe behielt den Namen Sachsen; der übrige bekam andere Namen, wie z. B. Braunschweig, Westfalen usw. Die Hauptstadt des kleinen Herzogtums war Wittenberg. Die Herzöge von Sachsen waren Kurfürsten, denn sie wählten den deutschen König mit. Unter Kaiser Sigismund bekamen 1423 die Wettiner Sachsen. Seit der Zeit hießen die Länder der Wettiner Sachsen, obwohl sie nicht von den alten Sachsen bewohnt wurden. So wanderte der Name Sachsen von Norden nach Süden. Jetzt gibt es ein Königreich Sachsen, vier sächsische Herzogtümer und die Provinz Sachsen, die zu Preußen gehört.

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 168

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 168 — gegen dasselbe erhob, konnte er nicht länger untätig bleiben. Die Sachsen fochten im Verein mit den Preußen rühmlich bei Kaiserslautern und später bei Wetzlar. Da aber 1795 Preußen mit Frankreich einen Sondervertrag zu Basel schloß, ließ er sich gleichfalls int Vertrage zu Erlangen 1796 zur Neutralität bestimmen und sein Land war durch die preußische Grenz- oder Demarkationslinie. vor dem Einfalle der Franzosen geschützt. ^Preußen hatte 1806 schon mit Sachsen und Rurhessen über die Stiftung eines norddeutschen Bundes verhandelt, als der Krieg ausbrach. Friedrich August schloß sich an Preußen an und stellte ihm ein Heer von 22000 Mann. Leider war ihnen das Kriegsglück abhold. 7000 davon gerieten bei Jena in französische Gefangenschaft. Der allgefürchtete Eroberer zeigte sich gegen Sachsen nicht so streng, als man erwartete. Zwar besetzte er ohne weiteres Leipzig und Dresden und verlangte große Lieferungen und hohe Kriegsauflagen (sieben Millionen), aber er entließ die Gefangenen in ihre Heimat und schloß mit Friedrich August sogar einen Waffenstillstand, dem bald darnach der Friede zu Posen (am 11. Dezember 1806) folgte.*) 7. Sachsens Erhebung zum Königreiche. Dieser Friedensschluß hat für Sachsen und die Wettiner eine außerordentliche Bedeutung erlangt, obgleich Sachsen keinen Fuß breit Land gewann oder verlor. Es ward jedoch zum unabhängigen Königreiche erhoben und Friedrich August hieß nun der Erste, nicht mehr der Dritte. So erlangten jetzt die Wettiner ohne ihren, vielleicht gegen ihren Willen die sächsische Königskrone. Die Reichsverfassung war *) In klug berechneter Weise wußte Napoleon den Haß und das Mißtrauen der Sachsen gegen Preußen zu entfachen. Schon vor der Schlacht bei Jena schrieb er in seinem Aufrufe: Die Preußen wollen Sachsen zwingen, seiner Unabhängigkeit zu entsagen, indem sie es schon zu ihren Provinzen zählen. Er aber wolle die sächsische Unabhängigkeit, Verfassung und Freiheit schützen. Nach der Schlacht bei Jena ließ er in der „Leipziger Zeitung" ausführen, daß Preußen der Störer des allgemeinen Weltfriedens, die Königin Luise die persönliche Veranlass enrt des Krieges, Napoleon hingegen der Schirmherr des Friedens sei. Da seine Truppen Sachsen, obgleich es noch als feindlich galt, ausnahmsweise milde behandelten, söhnte man sich bald mit dem Umschwung der Verhältnisse aus und verehrte in Napoleon den großen Kaiser, den unwiderstehlichen Sieger und Friedensbringer. Aber da dann Sachsen unaufhörlich Truppen stellen mußte, gewann auch die franzosenfeindliche Richtung an Boben. Insbesondre 1809 wünschten „viele Sachsen Österreich den Sieg. Infolgedessen ließ Napoleon eine scharfe Überwachung der Zeitungen einführen. Außerdem erregten die Verbrennungen englischer Waren in Leipzig und die drückenden Durchzüge der Truppen nach Rußland das Volk tief. Schon machte sich die Unzufriedenheit in allerlei verächtlichen Ausdrücken über Napoleon, den „Räuber", den „Mörder", den „Vielfraß an Ländern" Luft und Ende 1812 ward es auch manchem Sachsen klar, daß man 1813 unerhörte Dinge erleben, daß die Rache den großen Verbrecher ereilen, die „Dreizehn" ihre schlimme Eigenschaft bewähren werde.

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 169

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 169 — zertrümmert, und deshalb war Friedrich August an sich schon selbständig. Leider wurde ihm und seinem Volke die Freude über diese unerwartete Rangerhöhung vergällt; denn der schlaue Korse gab nichts, ohne einen Gegendienst zu verlangen. Der neue König mußte dem Rheinbünde beitreten und dem Kaiser von Frankreich ein Hilfsheer von 6000 Mann stellen, für später mehr versprechen. So mußte jetzt Sachsen abermals seine Waffen gegen Preußen kehren. Nach dem Frieden zu Tilsit übertrug ihm Napoleon das neugebildete Herzogtum Warschau; so ward Friedrich August nun auch Herrscher über Polen, trotzdem er früher die politische Königskrone, durch welche über Sachsen soviel Unheil gebracht worden war, abgelehnt hatte. Dies Geschenk war auch jetzt durchaus kein Borteil für Sachsen, denn wiederum mußte sächsisches Geld nach Polen wandern*), und außerdem ward Sachsen vollends mit Preußen verfeindet und ganz und gar an das korsische Weltreich gekettet. 8. Sachsen im Bunde mit Frankreich. Bei aller Größe und bei allem äußeren Glanze fühlte sich das Land nicht glücklich. Es hatte ja alle Selbständigkeit verloren und sowohl das Volk als der König waren der Willkür des sremden Eroberers schutzlos preisgegeben. Fort und fort gab es Einquartierungen und Durchmärsche. Der Handel war durch die Festlandssperre geschädigt. Die Sachsen mußten zu seiner Ehre ihr Blut im Auslande , namentlich in Spanien, verspritzen. 1809 fochten sie 16000 Mann stark gegen Österreich und zeichneten sich durch ihre Kaltblütigkeit bei Wagram aus, ernteten allerdings dafür in den amtlichen Schlachtenberichten nur Undank und Verunglimpfung, jedenfalls um den Ruhm der großen Nation nicht zu schmälern. Unterdessen hatten die Österreicher Dresden besetzt und die schwarzen Husaren des Herzogs von Braunschweig die Einwohner gebrandschatzt. Im Frieden zu Preßburg erhielt es dafür einige böhmische Enklaven in der Oberlausitz, sowie die sächsischen Güter des ausgelösten Deutschen Ritterordens. Unterdessen ward das Heer vollständig nach französischem Muster umgestaltet, neu bewaffnet und neu eingeübt. Dann baute Sachsen auf Napoleons Machtgebot für 6—7 Millionen Taler die Festung Torgau, während die Festungswerke von Dresden niedergerissen wurden. Für den ungeheuern und übermütigen Zug Napoleons nach Rußland mußte es 21000 Mann in trefflicher Ausrüstung und 7000 Pferde samt 48 Geschützen stellen, die zumeist mit den Österreichern nach Südrußland hineinmarschierten. Nur 3 Reiterregimenter waren bei dem Hauptheere. Sie erstürmten bei Borodino *) Ein Pfarrer dichtete damals: „Sei gegrüßt, des Vaterlandes Vater! . . . ruft die polnische Nation . . . Komm bald wieder in die Königsstadt, die jetzt keinen Vater hat!" ruft jeder Sachse.

6. Neuzeit - S. III

1897 - Leipzig : Wunderlich
Vorwort Wegen Krankheit des Verfassers hat dessen Bruder den 2. Teil vollendet und herausgegeben. Da die preußische Geschichte vom großen Kurfürsten an im Zusammenhange ausführlich aufgenommen worden ist, so ist ein besonderer Anhang für die preußische Geschichte nicht nötig. Wie im ersten Teile, sind auch im zweiten die entsprechenden kulturgeschichtlichen Bilder von Lehmann, die mit Recht vielfach als Anschauungsmittel verwendet werden, an den passenden Stellen erläutert werden. Dies wird jedenfalls vielen Berufsgenossen ebenso willkommen sein als die Aufnahme mehrerer Lebensbilder von den hervorragendsten Herrscherinnen Preußens. Wenn anscheinend im zweiten Teile der Kulturgeschichte weniger Umfang gegönnt worden ist, so wolle man beachten, daß dieselbe zumeist in die Ereignisgeschichte verflochten worden ist. Ferner spielen in der neuern Geschichte die Kriege eine Hauptrolle. Es ist nicht meine Ansicht, daß der ganze gebotene Stoff, namentlich der über die Kriegsgeschichte, in jeder einzelnen Schule samt und sonders behandelt werden soll, sondern jede soll zumeist das, was ihrer Heimat am nächsten liegt, ausführlich, das übrige nur den Hauptzügen nach behandeln. Das gilt für alle nichtpreußischen Schulen von der preußischen Geschichte. Dieselbe verdient jedoch auch in ihnen angemessene Berücksichtigung, denn von 1640 an bilden die Hohenzollern die eigentlichen Träger der deutschen Geschichte, von da an zeigt es sich immer deutlicher, daß eine Neugestaltung des Reiches durch die Hohenzollern eine gebieterische Notwendigkeit ist. In den Besprechungen ist dieser Gedanke stets gebührend hervorgehoben worden.

7. Neuzeit - S. 185

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 185 — der gerade eine Festung belagerte. Bewundernd rief dieser aus: „Vetter, Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich Breda eroberte. Wer schon so früh sich selbst zu überwinden weiß, der ist zu großen Thaten fähig." Dadurch wuchs seine Willenskraft noch mehr. Obgleich er noch jung war, kehrte er doch als gereifter Mann nach Brandenburg zurück,, das damals zu feinem großen Leidwesen sowohl von Freundes- wie von Feindeshand verheert wurde. 3. Der entschlossene und umsichtige Retter des Landes. a. Seine Sorge für Frieden und Unabhängigkeit, für den Landesschutz. Erst zwanzig Jahre war Friedrich Wilhelm, als ihn der Tod seines Vaters auf den Thron berief. Trotz seiner Jugend war er sogleich fest entschlossen, seinem unglücklichen Lande zu helfen. Aber wie sollte er helfen, da er doch eigentlich gar nicht der Herrscher des Landes war? Dies lag nicht eng beisammen, es bildete kein Ganzes, sondern drei weit von einander liegende Stücke: Brandenburg in der Mitte, Preußen im Osten und Kleve im Westen. Über Preußen hatte der Polenkönig eigentlich mehr Gewalt als er. Selbst in Brandenburg blieb ihm keine Macht, da die Truppen dem Kaiser vereidigt waren und-da noch immer der katholische Graf Schwarzenberg die Regierungsgewalt ausübte. Zum Glücke starb dieser bald, und nun erhielt Friedrich Wilhelm freie Hand. Aber immer noch bedrängten ihn die Schweden auf der einen Seite und der Kaiser auf der andern. Daher suchte er zuerstr ein eignes Heer zum Schutze seines Landes aufzustellen. Alle die Obersten und Soldaten, welche nicht ihm allein gehorchen wollten, entließ er, während er aus den übrigen ein stehendes Heer von 3000 Mann bildete. Es mußte ihm den Eid der Treue leisten und nur ihm dienen. Nach und nach vermehrte er es, bis es am Ende seines Lebensüb er 20000 Mann zählte. Es bestand fast ausschließlich aus Landeskindern, war gleichmäßig gekleidet, erhielt von den Kammern die Waffen und die Kleidung und wurde genau nach seinen Vorschriften im Kriegsdienste geübt, so daß es die Söldnerheere an Tüchtigkeit weit übertraf. Auf fein Heer gestützt, schloß er zuerst mit den Schweden einen Waffenstillstand und dann Frieden. Seitdem atmete sein Land auf und erholte sich langsam von den schrecklichen Verwüstungen. b. Seine kluge Vergrößerung des Landes. Bei den westfälischen Friedensunterhandlungen konnte Friedrich Wilhelm infolge seiner Macht ein entscheidendes Wort reden. Er hatte aus Grund alter Erbverträge Anspruch auf ganz Pommern. Zwar nahmen ihm die Schweden Vorpommern, aber dafür setzte er es durch, daß er als Ersatz das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden und Kammin erhielt. Dadurch wurde Brandenburg mehr mit den rheinischen Besitzungen verbunden. Gleichwohl schmerzte ihn der Verlust Vorpommerns und Stettins, da er gern wichtige Seehäfen gehabt hätte.

8. Neuzeit - S. 314

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 314 — Königinnen trugen der Braut die Schleppe. Glücklich war Napoleon, als ihm im nächsten Jahre ein Sohn geschenkt wurde. In einer silbernen Wiege lag der Kronprinz, der sogleich den stolzen Namen „König von Rom" erhielt, weil Rom die älteste Kaisersladt Europas war. Königliche Ehren mußten schon dem kleinen Knaben erwiesen werden. So große Ehren ihm noch bevorstanden, so hat er doch nie eine Krone getragen, denn er starb als Jüngling von 21 Jahren in Wien. 9. Napoleons Zwingherrschaft. Man hatte gehofft, daß Napoleons Herrschgier nach diesen unglaublichen Erfolgen gesättigt sein werde. Denn beinahe ganz Europa beugte sich unter sein Machtgebot, selbst der Zar führte in seinem Reiche die englische Handelssperre ein. Aber darin hatte man sich sehr getäuscht. Immer neue haarsträubende Beweise seiner unerträglichen Zwingherrschaft gab er. Niemand war vor seiner Willkürgewalt sicher. Wenn es ihm gefiel, stürzte er heute den, welchen er gestern erhoben hatte. So zwang er seinen Bruder, den er zum Könige von Holland gemacht hatte, zur Abdankung, weil dieser die Handelssperre, welche gerade Holland am schwersten traf, nicht scharf genug durchführte. Da nach Napoleons großem Verstände Holland doch nur der Anschwemmung französischer Flüsse sein Dasein verdankte, so gebühre es sich auch, daß es zu Frankreich gehöre, und damit verband er es mit seinem Reiche. Darauf schlug er die Hansastädte Hamburg, Lübeck und Bremen, sowie das Herzogtum Oldenburg und den nördlichen Teil von Hannover zu seinem Lande, angeblich um dem englischen Schmuggel Einhalt zu thun. Sein Reich reichte somit im Süden bis nach Neapel, im Norden bis an die Nord-und Ostsee. In Spanien, Portugal, in der Schweiz, in Italien und Westfalen herrschten seine Verwandten, in dem Rheinbünde und in Dänemark seine Verbündeten. Preußen war erschöpft, Österreich sogar durch Familienbande an ihn gekettet. So war er gewaltiger als sein „Vorfahr Karl der Große". Keinen Widerspruch duldete er. Alle mußten sich ihm knechtisch furchtsam fügen. Selbst in der Schule ward den Kindern diese Knechtesfurcht vor dem Kaiser eingeflößt. So lernten sie aus dem Katechismus: „Unsern Kaiser Napoleon ehren, heißt, Gott selbst ehren. Wer seine Pflicht gegen den Kaiser nicht erfüllt, verfällt der ewigen Verdammnis." Nun, Napoleon sorgte schon gewöhnlich dafür, daß die Ungehorsamen zunächst der zeitlichen Verdammnis verfielen. Einst sprach bei der Siegesfeier nach der Schlacht bei Austerlitz der deutschgesinnte Prinz Ludwig von Bayern: „Das sollte mir die liebste Siegesfeier fein, wenn Straßburg wieder eine deutsche Stadt würde." Als Napoleon dies erfuhr, zwang er den König von Bayern, seinen ungeratenen Sohn vom Hofe zu verbannen, und drohte mit den Worten: „Was hindert mich, diesen Prinzen erschießen zu lassen?" Gewiß, ihn hinderte niemand, da niemand sich wagen konnte, ihm zu widerstehen.

9. Neuzeit - S. 351

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 351 — preisen, wer den Tod fürs Vatersland auf freierkämpfter Erde starbf beweinenswert war hingegen das Los derer, die aus schweren Wunden blutend hilflos auf der meilenweiten Walstatt umherlagen und in der Kälte jammerten, weil sie weder Nahrung noch Pflege erhalten konnten. Es fehlte an Ärzten, an Verbandzeug, selbst an Stroh. Man nahm in der Not selbst Binden aus Dürrenberger Salzsäcken und Dachschindeln zum Schienen der zerbrochenen Glieder. Die meisten erlagen den Qualen der Wunden, dem Hunger und Durst bei Tage und dem Froste in den rauhen Oktobernächten. So hat die Befreiung Deutschlands vom Joche der welschen Zwingherrschaft unzählige Opfer gekostet, Ströme von Blut erfordert. 9. Der Kampf bei Hanau. Eilig zog sich Napoleon mit seinem Heere zurück. Die Verbündeten konnten ihm hierbei nur wenig Schaden zufügen, da sie nur langsam nachrückten. Nur die Bayern verlegten ihm bei Hanau am Main den Rückzug. Der König von Bayern war nämlich schon vor der Völkerschlacht bei Leipzig aus dem Rheinbünde ausgetreten, als er sah, daß Napoleons-Stern im Verbleichen begriffen war, und hatte sich den Verbündeten angeschlossen. Daher kehrten jetzt die Bayern ihre Waffen gegen den Korsen, unter welchem sie so oft gegen Deutsche gefochten hatten. 5t6er Napoleon warf sie zurück und bahnte sich seinen Weg zum Rhein, den er unbehelligt bei Mainz überschritt. Von den 70000 Kriegern, die nach Frankreich zurückkehrten, war jedoch die Hälfte krank und siech, f» daß Napoleon nur ein Zehntel von den 400000 Mann, die er beim Beginne des Feldzuges zusammen getrieben hatte, behielt. So war Napoleon endlich aus Deutschland vertrieben, Deutschland war frei; denn eine Festuug nach der andern, worin noch französische Besatzungen lagen^ streckte die Waffen. Der Rheinbund löste sich auf. Das Königreich Westfalen verschwand wieder von der Landkarte, hingegen erstanden von neuem die Länder Hannover, Oldenburg, Hessen und Braunschweig^ Preußen nahm seine verlorenen Provinzen in Besitz. Der Rhein bildete wiederum die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. B. Besprechung. l- Wie war es möglich, Napoleon zu stürzen? a. Napoleons Macht und Ansehen hatte durch den verhängnisvollen Zug nach Rußland einen derben Stoß erlitten. b. Preußen erhob sich mit aller Macht gegen ihn und setzte alle seine Kräfte an die Befreiung.

10. Neuzeit - S. 364

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 364 — 5 Königreiche, nämlich Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen und Hannover; 1 Kurfürstentum, nämlich Hessen-Kassel; 7 Großherzogtümer, nämlich Baden, Hessen-Darmstadt, Sachsen-Weimar, Oldenburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Luxemburg. 9 Herzogtümer, nämlich Nassau, Braunschweig, Holstein, Anhalt-Köthen, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Meiningen, Altenburg und Koburg-Gotha; 10 Fürstentümer, nämlich Waldeck, Lichtenstein, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Lippe-Schaumburg, Lippe-Detmold, Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Siegmaringen; 4 Reichsstädte, nämlich Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt am Main. Der Deutsche Bund bestand aus lauter selbständigen Staaten, die kein gemeinsames Oberhaupt anerkannten. Ihre gemeinsamen Angelegenheiten wurden auf dem Bundestage zu Frankfurt am Main beraten. Österreich führte hierbei den Vorsitz. Zum Landesschutze des Bundes diente das Bundesheer und eine Reihe von Bundesfestungen, wie z. B. Mainz, Luxemburg, Landau, Ulm und Rastatt. Des Bundes Zweck war die Erhaltung der äußern und innern Sicherheit Deutschlands und die Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der deutschen Bundesstaaten. Alle Bundesmitglieder besaßen gleiche Rechte und versprachen, mit einander gegen jeden Angriff zu stehen, in Kriegszeiten aber nicht einseitig vorzugehen und sich untereinander unter keinerlei Vorwand zu bekriegen, sondern ihre Streitigkeiten beim Bundestage vorzubringen. B. Besprechung. Welche Vorteile brachte Preußen die Neugestaltung? Die neue Gestaltung war für Preußen sehr wichtig; sie brachte ihm folgende Vorteile: a. Während vormals ein namhafter Teil seiner Bewohner aus Polen bestand, so sind von da an die Deutschen in der weitaus überwiegenden Mehrzahl. b. Früher bildeten die Polen stets eine große Gefahr für Preußen, und es mußte fortwährend seine Kräfte darauf verwenden, sich dieser Gefahr zu erwehren. Von 1815 an fiel diese Sorge hinweg, da die Polen nur noch einen kleinen Bruchteil der Bevölkerung ausmachten.
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