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1. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 141

1911 - Leipzig : Wunderlich
Würdigung König Friedrich Wilhelms I. 141 war die des Oberquartiers Geldern aus der oranischen Erbschaft. Hier am Niederrhein gedachte er aber kraft seiner Ansprüche auf die Erbschaft von Jülich-Berg noch weitere, viel erheblichere Gebietsstücke für Preußen zu erlangen, insbesondere die ausgedehnten Herzogtümer Jülich-Berg mit ihren Bodenschätzen und der schönen Stadt Düsseldorf, in der das pfälzische Haus nach dem Aussterben der bergischen Herzoge eine der blühendsten Kunststätten geschaffen hatte. Diese Konsolidierung des preußischen Besitzes am Rhein wurde der Gedanke der auswärtigen Politik des Königs. Seine Verwirklichung hoffte er dadurch zu erreichen, daß er sich ganz in den Dienst Habsburgs stellte, in dem holder: Wahn, daß dies Hans seine Treue belohnen würde. Am 12. Oktober 1726 schloß er deswegen mit Österreich in seinem geliebten Wusterhausen, jenem wenige Meilen südöstlich von Berlin in märkischer Waldesstille gelegenen Jagdschloß, wo eine der eigenartigsten Tafelrunden der Weltgeschichte, das Tabakskollegium, tagte, einen Vertrag ab, der im Dezember 1728 zu einem engen Bündnis zwischen beiden Mächten führte. Dieser Allianz zuliebe scheute er nicht davor zurück, es auf die schlimmsten häuslichen Zerwürfnisse ankommen zu lassen und Lieblingsgedanken seiner nächsten Angehörigen mit beispielloser Rücksichtslosigkeit entgegenzutreten. Nach langen Jahren, bei Abschluß des Bündnisses zwischen Österreich und Frankreich am 3. Oktober 1735, mußte er es schließlich erleben, daß alle seine Liebesmüh umsonst gewesen, daß er völlig hinters Licht geführt, von Österreich treulos im Stich gelassen worden war. Schon bei einer Zusammenkunft mit Kaiser Karl Vi. in Böhmen im Jahre 1732 hatte er erfahren, daß er von dessen Freundschaft nicht viel zu erwarten hatte, indem man ihm damals trocken erklärte, daß er mit einem Teile des Herzogtums Berg vorlieb nehmen und auf Düsseldorf verzichten müsse. Sein treuer Minister Heinrich von Podewils durfte darum nachher schreiben: „Die Zusammenkunft zu Prag wurde das Grab der Freundschaft mit dem Kaiser." Seit 1735 aber hatte es der allzu vertrauensselige König verbrieft und besiegelt, daß er nichts mehr wegen Jülich und Berg zu hoffen habe. Die Verträge, die er mit Österreich geschlossen, hatte Habsburg schmählich zerrissen. Sein uraltes Recht auf die niederrheinischen Besitzungen war ihm endgültig verweigert worden. Alle Hilfe, die er dem Kaiser in gefährlichen Zeiten geleistet hatte, war umsonst gewesen. In der Erkenntnis dieser Sachlage und zur Abwehr gegen Entstellungen hat Friedrich Wilhelm im Februar 1736 seinem Sekretär jene „Speziesfakti" über seine Politik seit 1725 diktiert, um sein Herz und sein Gewissen zu erleichtern und Österreichs Untreue vor seinem Nachfolger zu brandmarken. Rührend ist die Klage des um seine Hoffnungen Betrogenen zu seinem mnftigen Nachfolger: „Mein lieber Sohn, ich sage dir, daß ich meinen ^od zu Priort geholt habe" (wo er mit dem kaiserlichen Gesandten Graf Seckendorfs ein Gespräch hatte, das ihn die Sachlage zum erstenmal

2. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 146

1911 - Leipzig : Wunderlich
146 Reinhold Koser. Um von der Ausdehnung der Frondienste ein Bild zu gewinnen, ließ sich Friedrich 1748 von dem Generaldirektorium eine nach Provinzen geordnete Zusammenstellung einreichen. Das Ergebnis war für die Laude jenseits der Weser ein sehr günstiges. Im Herzogtum Kleve leistete die Mehrzahl der Bauern das ganze Jahr über nur zwei, vier oder sechs Tagesftonen, die Schlüterei Kleve ausgenommen, wo die einen wöchentlich zu zwei, die andern monatlich zu zwei oder auch nur einem Dienste verpflichtet waren. Ebenso waren die Untertanen in Geldern im ganzen Jahre höchstens zu viermaligem Dienste, teilweise nur zu drei-, zwei- oder einmaligem gehalten. In Ostfriesland waren bis aus wenige Ausnahmen die Dienste schon seit 1611 in eine geringe Geldleistung verwandelt. In Minden und den übrigen westfälischen Landesteilen hatten die Bauern, soweit sie erbuntertänig waren, allerdings regelmäßig zu fronen, aber doch nie tagtäglich, und überall waren die Verpflichtungen schriftlich festgestellt, während die geleisteten Dienste in Quittungsbüchern bescheinigt wurden. Je zufriedener der König mit dieser Sachlage war, um so mehr beklagte er die Uberbürduug der Bauern in den mittleren und östlichen Provinzen. Daß auf Bauernhöfen die Verpflichtung zu täglicher Stellung eines Gespanns lastete, gehörte nicht zu den Ausnahmen, oder die Fronen waren gar ungemessene, ganz in die Willkür der Grundherrschaft gestellt. In Pommern gab es Domänen, denen Hand- und Spanndienste in einer Zahl geschuldet wurden, daß der Pächter nicht nötig hatte, eigenes Gespann oder Gesinde zu halten. Der König stellte jetzt für die Erneuerung der Pachtverträge den Grundsatz auf, daß die Untertanen nirgends mehr als drei- bis viertägigen Wochendienst leisten sollten; den adeligen Grundherrschaften ließ er vorstellen, daß die gleiche Einrichtung zu ihrem eigenen Vorteile gereichen würde. Noch bestärkt wurde er in seiner Abneigung gegen das Fronwesen durch eine Darlegung des Obersten Retzow, daß erfahrungsmäßig die im Frondienst bestellten Acker bei weitem nicht den Ertrag der Wirtschaft mit eigenem Gespann ergäben; er verfügte deshalb 1755, daß bei den Ämterverpachtungen in Zukunft die Spanndienste durchgängig auf ein Dienstgeld umgerechnet werden sollten. Gegen körperliche Mißhandlung hatte wieder schon Friedrich Wilhelm I. die Bauern schützen zu wollen erklärt. 1738 sah man ein Prügelmandat öffentlich in den Dorfkrügen ausgehängt, das den Domänenpächtern und ihren Wirtschaftshilfen „das barbarische Wesen, die Untertanen mit Prügeln oder Peitschen wie das Vieh anzutreiben," bei schwerer Ahndung verbot; immerhin hatte Friedrich Wilhelm dabei Littauen und Preußen ausdrücklich ausnehmen zu müssen geglaubt, da das Volk dort noch gar zu faul und gottlos fei. Friedrich Ii. ließ diese traurige Ausnahmestellung einer großen Provinz aufhören und wachte überhaupt ungleich stetiger als sein Vorgänger über die Einhaltung der zur Abschreckung erlassenen Gebote. Wo er auf einer Reife einen Do-

3. Das Altertum - S. I

1913 - Leipzig : Wunderlich
Lektüre zur Geschichte aus Meisterwerken der Geschichtschreibung 111. Teil! Das Altertum Für höhere Lehranstalten herausgegeben von Prof. Dr. phil. 3. Schmied Georg-Eckert-Institut für inl:>rr aiicnale Schulbuchforoch urig Bräunschweig ■3chulbuchbibliothek Preis M. 1.20 n M. 1.6 ^Ste^ //: c Leipzig 19l\* Verlag von Ernst & Inventarisiert untsr Isßl-Sti 8310

4. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 128

1910 - Leipzig : Wunderlich
128 Otto Fürst v. Bismarck. Haft, daß wir die Errungenschaften des Feldzuges in ferneren Kriegen zu verteidigen haben würden, wie Friedrich der Große die Ergebnisse seiner beiden ersten schleichen Kriege in dem schärferen Feuer des Siebenjährigen. Daß ein französischer Krieg auf den österreichischen folgen werde, lag in der historischen Konsequenz, selbst dann, wenn wir dem Kaiser Napoleon die kleinen Spesen, die er für seine Neutralität von uns erwartete, hätten bewilligen können. Auch nach russischer Seite hin konnte man zweifeln, welche Wirkung eintreten werde, wenn man sich dort klar machte, welche Erstarkung für uns in der nationalen Ent- Wicklung Deutschlands lag. Wie sich die späteren Kriege um die Be- hauptung des Gewonnenen gestalten würden, war nicht vorauszusehen; in allen Fällen aber war es von hoher Wichtigkeit, ob die Stimmung, die wir bei unseren Gegnern hinterließen, unversöhnlich, die Wunden, die wir ihnen und ihrem Selbstgefühl geschlagen, unheilbar sein würden. In dieser Erwägung lag für mich ein politischer Grund, einen trinmphie- renden Einzug in Wien, nach Napoleonischer Art, eher zu verhüten als herbeizuführen. In Lagen, wie die uuferige damals war, ist es politisch geboten, sich nach einem Siege nicht zu fragen, wie viel man dem Gegner abdrücken kann, sondern nur zu erstreben, was politisches Bedürfnis ist. Die Verstimmung, die mein Verhalten mir in militärischen Kreisen ein-- trug, habe ich als die Wirkung einer militärischen Ressortpolitik be- trachtet, der ich den entscheidenden Einfluß auf die Staatspolitik und deren Zukunft nicht einräumen konnte. Iii. Als es darauf ankam, zu dem Telegramm Napoleons vom 4. Juli Stellung zu uehmeu, hatte der König die Friedensbedingungen so skizziert: Bundesreform unter preußischer Leitung, Erwerb Schleswig- Holsteins, Osterreichisch-Schlesiens, eines böhmischen Grenzstrichs, Ost- srieslands, Ersetzung der feindlichen Souveräne von Hannover, Kur- Hessen, Meiningen, Nassau durch ihre Thronfolger. Später traten andere Wünsche hervor, die teils in dem Könige selbst entstanden, teils durch äußere Einflüsse erzeugt waren. Der König wollte Teile von Sachsen, Hannover, Hessen annektieren, besonders aber Ansbach und Bayreuth wieder an sein Haus bringen. Seinem starken und berech- tigten Familiengesühl lag der Rückerwerb der fränkischen Fürstentümer nahe. Ich erinnere mich, auf einem der ersten Hofseste, denen ich in den dreißiger Jahren beiwohnte, einem Kostümballe bei dem damaligen Prinzen Wilhelm, diesen in der Tracht des Kurfürsten Friedrich I. ge- sehen zu haben. Die Wahl des Kostüms außerhalb der Richtung der übrigen war der Ausdruck des Familiengefühls, der Abstammung, und selten wird dieses Kostüm natürlicher und kleidsamer getragen worden sein als von dem damals etwa 37 Jahre alten Prinzen Wilhelm, dessen

5. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 129

1910 - Leipzig : Wunderlich
Nikolsburg. 129 Bild darin mir stets gegenwärtig geblieben ist. Der starke dynastische Familiensinn war vielleicht in Kaiser Friedrich Iii. noch schärfer aus- geprägt, aber gewiß ist, daß 1866 der König auf Ansbach und Bayreuth noch schwerer verzichtete als auf Osterreichisch-Schlesien, Deutsch- Böhmen und Teile von Sachsen. Ich legte an Erwerbungen von Oster- reich und Bayern den Maßstab der Frage, ob die Einwohner in etwaigen Kriegen bei einem Rückzüge der preußischen Behörden und Truppen dem Könige von Preußen noch treu bleiben, Befehle von ihm annehmen würden, und ich hatte nicht den Eindruck, daß die Bevölkerung dieser Gebiete, die in die bayerischen und österreichischen Verhältnisse eingelebt ist, in ihrer Gesinnung den Hohenzollernschen Neigungen entgegen- kommen würde. Das alte Stammland der Brandenburger Markgrafen im Süden und Osten von Nürnberg etwa zu einer preußischen Provinz mit Nürn- berg als Hauptstadt gemacht, wäre kaum ein Landesteil gewesen, den Preußen in Kriegsfällen von Streitkräften entblößen und unter den Schutz seiner dynastischen Anhänglichkeit hätte stellen können. Die letztere hat während der kurzen Zeit des preußischen Besitzes keine tiefen Wurzeln geschlagen, trotz der geschickten Verwaltung durch Hardenberg, und war seither in der bayerischen Zeit vergessen, soweit sie nicht durch konfessionelle Vorgänge in Erinnerung gebracht wurde, was selten und vorübergehend der Fall war. Wenn auch gelegentlich das Gefühl der bayerischen Protestanten verletzt wurde, so hat sich die Empfindlichkeit darüber niemals in Gestalt einer Erinnerung an Preußen geäußert. Übrigens wäre auch nach einer solchen Beschneidung der bayerische Stamm von den Alpen bis zur Oberpfalz in der Verbitterung, in welche die Verstümmelung des Königreichs ihn versetzt haben würde, immer als ein schwer zu versöhnendes und nach der ihm innewohnenden Stärke gefährliches Element für die zukünftige Einigkeit zu betrachten gewesen. Es gelang mir jedoch in Nikolsburg nicht, dem Könige meine Ansichten über den zu schließenden Frieden annehmbar zu machen. Ich mußte daher Herrn von der Psordten, der am 24. Juli dorthin gekommen war, nnverrichteter Sache abreisen lassen und mich mit einer Kritik seines Verhaltens vor dem Kriege begnügen. Er war ängstlich, die österreichische Anlehnung vollständig aufzugeben, obgleich er sich auch dem Wiener Einfluß gern entzogen hätte, wenn es ohne Gefahr möglich war; aber Rheinbunds-Velleitäten, Reminiszenzen an die Stellung, die die deutschen Kleinstaaten unter französischem Schutze von 1806 bis 1814 gehabt hatten, waren bei ihm nicht vorhanden — ein ehrlicher und gelehrter, aber politisch nicht geschickter deutscher Professor. Dieselbe Erwägung wie in betreff der fränkischen Fürstentümer machte ich Sr. Majestät gegenüber geltend in betreff Österreichisch- Schlesiens, das eine der kaifertrenesten Provinzen, überdies vorwiegend flawisch bevölkert ist, und in betreff der böhmischen Gebiete, die der Schmie der, Lektüre zur Gesch. des 19. Jahrh. g

6. Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts - S. 134

1910 - Leipzig : Wunderlich
134 Otto Fürst v. Bismarck. den könnte; es würden das unzuverlässige Bundesgenossen werden. Dasselbe würde der Fall sein, wenn man zur Entschädigung Sachsens etwa Würzburg oder Nürnberg von Bayern verlangen wollte, ein Plan, der außerdem mit der dynastischen Vorliebe Sr. Majestät für Ansbach in Konkurrenz treten würde. Ebenso hatte ich Pläne zu be= kämpfen, die auf eine Vergrößerung des Großherzogtums Baden hinausliefen, Annexion der bayerischen Pfalz, und eine Ausdehnung in der unteren Maingegend. Das Afchaffenburger Gebiet Bayerns wurde dabei als geeignet angesehen, um Hessen-Darmstadt für den durch die Maingrenze gebotenen Verlust von Oberhessen zu entschädigen. Später in Berlin stand von diesen Plänen nur noch zur Verhandlung die Ab- tretung des auf dem rechten Mainufer gelegenen bayerischen Gebietes, einschließlich der Stadt Bayreuth, an Preußen, wobei die Frage zur Erörterung kam, ob die Grenze auf dem nördlichen roten oder südlichen weißen Main gehen sollte. Vorwiegend schien mir bei Sr. Majestät die von militärischer Seite gepflegte Abneigung gegen die Unter- brechung des Siegeslaufes der Armee. Der Widerstand, den ich den Absichten Sr. Majestät in betreff der Ausnutzung der militärischen Er- folge und seiner Neigung, den Siegeslauf fortzusetzen, meiner Über- zeugung gemäß leisten mußte, führte eine so lebhafte Erregung des Königs herbei, daß eine Verlängerung der Erörterung unmöglich war und ich mit dem Eindruck, meine Auffassung sei abgelehnt, das Zimmer verließ mit dem Gedanken, den König zu bitten, daß er mir erlaubeu möge, in meiner Eigenschaft als Offizier in mein Regiment einzn- treten. In mein Zimmer zurückgekehrt, war ich in der Stimmung, daß mir der Gedanke nahe trat, ob es nicht besser sei, aus dem offen- stehenden, vier Stock hohen Fenster zu fallen, und ich sah mich nicht um, als ich die Tür öffnen hörte, obwohl ich vermutete, daß der Ein- tretende der Kronprinz fei, an dessen Zimmer ich auf dem Korridor vorübergegangen war. Ich fühlte seine Hand auf meiner Schulter, während er sagte: „Sie wissen, daß ich gegen den Krieg gewesen bin. Sie haben ihn für notwendig gehalten und tragen die Verantwortlich- keit dafür. Wenn Sie nun überzeugt sind, daß der Zweck erreicht ist und jetzt Friede geschlossen werden muß, so bin ich bereit, Ihnen beizn- stehen und Ihre Meinung bei meinem Vater zu vertreten." Er begab sich dann zum Könige, kam nach einer kleinen halben Stunde zurück in derselben ruhigen und freundlichen Stimmung, aber mit den Worten: „Es hat sehr schwer gehalten, aber mein Vater hat zugestimmt." Diese Zustimmung hatte ihren Ausdruck gefunden in einem mit Bleistift an den Rand einer meiner letzten Eingaben geschriebenen Marginale un- gesähr des Inhalts: „Nachdem mein Ministerpräsident mich vor dem Feinde im Stiche läßt und ich hier außerstande bin, ihn zu ersetzen, habe ich die Frage mit meinem Sohne erörtert, und da sich derselbe der Aus- fassung des Ministerpräsidenten angeschlossen hat, sehe ich mich zu

7. Lektüre zur Erdkunde - S. 131

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 131 — der Niederlande, ferner die Mainfranken samt den wesentlich fränkischen Pfälzern, die Schwaben und die Bayern. Aber es ist eine bisher zu wenig beachtete Tatsache, daß die ftaat- liche Weiterentwicklung sich nicht im Rahmen dieser Stammesgebiete vollzogen hat, sondern je länger je mehr hierbei Leitmotive zutage traten, die dem Zusammenwohnen in physisch geschlossenen Verkehrsprovinzen erwuchsen. Das geographische Moment erwies sich mithin machtvoller als die Stämmegliederung. Das Stammland der Sachsen blieb zwar bis zum territorialen Zerfall des spätmittelalterlichen Deutschlands über- Haupt noch längere Zeit eine politische Einheit, befaßte es doch bis auf den ins Rheinische Schiefergebirge reichenden Südzipfel, den heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, das gut geeinte Stück Tiefebene von Hol- stein bis gegen den Niederrhein. Ihm schlössen sich die wahlverwandten ostelbischen Slawenlande zum guten Teil an, die durch ihr Plattdeutsch noch zur Stunde die Macht der niedersächsischen Kolonisation verkünden. Auch Hessen und Thüringen gaben in der so ungeographischen, meist rein dynastisch bedingten Herausschälung kleiner und kleinster Sonder- gebiete ihre Landeseinheit noch einigermaßen zu erkennen. Indessen der im Bodenbau gar nicht wurzelnde Grenzzug des lothringischen Herzog- tums verschwand gar bald, auch die Pfalz schied sich von Mainfranken, das Schwabenland zertrennte sich in seine geographischen Elemente, die fast ausschließlich von den Bayern besiedelten deutsch-österreichischen Lande, die dämm ursprünglich nur Marken unter der Oberhoheit des bayrischen Stammesherzogtums ausmachten, verselbständigten sich als alpine Wohnräume dieses Stammes, nur durch den Donaustrom ver- knüpft mit dem nunmehr auf das Alpenvorland nebst den ihm durch Isar und Itter angeschlossenen Randgliedern der nördlichen Kalkalpen beschränkten Herzogtum, dem fortan allein der Bayernname verblieb. Die Entfaltung des mitteleuropäischen Staatensystems unserer Tage hat gar nichts gemein mit der Grenzabsonderung der Teilstämme unserer Nation. Bruchstückweise sind letztere an die fünf Staaten auf- geteilt. In den Niederlanden, Flämisch-Belgien und Luxemburg wohnen außer den friesischen Strandleuten Niedersachsen und Franken, in der Schweiz mit Romanen unter einem Dach Schwaben, in Österreich mit Slawen in friedloser Ehe Bayern. Nur die innerdeutschen Stämme der Thüringer und Hessen sind dem im neuen Deutschland zusammen- gefaßten Hauptrest Mitteleuropas ganz treu geblieben. Unser heutiges Deutsches Reich ist der Inbegriff sämtlicher Stämme unserer Nation, soweit sie nicht ausgerankt sind in die peripherisch abgegliederten mittel- europäischen Staaten oder hinausgezogen nach Großbritannien, Sieben- bürgen, Rußland und in transozeanische Fernen. Wohl haben einstmals Stammesinteressen der politischen Einung unseres Volkes widerstrebt, als es noch keine mitteleuropäische Pentarchie gab. Der Sachsenstamm trägt noch immer seinen Widukind im Herzen, 9*

8. Lektüre zur Erdkunde - S. 181

1912 - Leipzig : Wunderlich
—. 181 — der Eroberung Schlesiens an dem Nachteil einer Verteilung auf einzelne Striche einer^lang von Westen nach Osten gestreckten Zone. Die Mark mit Pommern und den sächsischen Besitzungen bildet den Kern zwischen den weit abliegenden Gebieten im äußersten Westen und Osten Nord- deutschlands. Es war ein Staatsganzes, entschieden befähigt, unter einer energischen Erweiterungspolitik groß und mächtig zu werden. Aber selbst wenn durch Annexion Westpreußens die Verbindung Ostpreußens mit Pommern gelang, blieb der Hauptteil des Staates, weit längs der Ostsee ausgedehnt, schwer Zu verteidigen. Durch die Eroberung Schle- siens bekam Preußen erst den Ansatz zu einer größeren binnenländischen Ausbreitung und besonders den Antrieb zu weiterer Abrundung im Osten. Der Besitz Posens ward nun für Preußen eine politische Not- wendigkeit. Schlesiens Eroberung trug sicher viel dazu bei, die preußische Politik auf die Bahn der Teilungen Polens zu drängen. In diesem Streben nach dem Gewinn einer geschlossenen Ländermasse hat Preußen unter dem Nachfolger des großen Königs die verständigen Grenzen überschritten. Dazu mochte wohl vor allem der Wunsch treiben, auch die Verbindung Oberschlesiens mit Ostpreußen durch Eroberung des mittleren Weichselgebietes herzustellen. Schlesien hat für diese Ver- irrung der preußischen Politik mit büßen müssen. Aber gerade die härteste Prüfungszeit bewies, wie fest in einem halben Jahrhundert Schlesien schon verwachsen war mit dem Staatsganzen. Unter den wenigen Festungen, die beim Zusammenbruch der alten Heeresmacht heldenmütig aushielten, stehen neben Kolberg und Graudenz mit Ehren auch die Namen dreier schlesischer Plätze: Glatz, Silberberg und Kosel. So fest hing damals die Provinz schon an dem Herrscherhause, daß in ihr der Versuch gemacht werden konnte, nach der völligen Niederlage der geschulten Heeresmacht einen Volkskrieg wider den Eroberer zu organisieren. Von den Resten, welche der Tilsiter Friede von der Monarchie noch übrig ließ, war Schlesien der Volkszahl nach der dritte Teil, dem Wohlstande nach vertrat es einen noch höheren Teil der preußischen Volkskraft, da die anderen Provinzen, namentlich Preußen, weit schwerer durch den Krieg gelitten hatten. So kommt denn auch den Schlesiern ein rühmlicher Anteil zu an der Wiedergeburt des preußi- schen Staates. Schon 1809 regten sich hier ungeduldig feurige Patrioten. Und als die Vernichtung der großen Armee alle Hoffnungen wachrief, ward Schlesien zu dem Herde, auf dem die schon dem Erlöschen nahe Lebensflamme des Staates wieder lebendig aufzulodern begann. Von Breslau aus erging des Königs zündender Ruf an sein Volk. Hier sammelte sich die aus allen Teilen der Monarchie zusammenströmende todesfreudige Jugend. Hier erst fand der gebeugte Herrscher das Ver-- trauen zu seinem Volke völlig wieder. Nach zwei heißen Schlachten, besiegt und doch ungebrochenen Mutes sammelten dann die Heere Preußens und Rußlands auf Schlesiens Boden in der Waffenruhe
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