Sächsische Geschichte.
Die alten Sachsen.
Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es
uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie
waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon
im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name
Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter
den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren
Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder
Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von
Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte
niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das
Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König-
reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen
Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und
dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von
Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald
ausfindig machen.
Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo
sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer,
sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der
mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange-
füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr
Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be-
nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war
eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch
eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den
dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste
Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern.
Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und
wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der
Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging
er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt
zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen
Otto, Kinderfreund. 1
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Extrahierte Personennamen: Weidenruthen
Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Christi Sachsen Deutschland Sachsen Deutschland Nordsee Rheine Deutschland Sachsen Sachsen
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leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die
eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen
Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus
machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden
raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven
wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an-
genommen: „Gewalt geht vor Recht."
Wittekind der Große.
Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes,
tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige
Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen,
und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den
Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg
zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich
taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der
Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen,
wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der
Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen
tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen
seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt
wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte
die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre
alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ
sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der
Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich
nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl
mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken,
weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten
Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten
sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten
Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im
heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die
Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an
den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt
und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach-
sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer
Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören,
was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene
Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die
Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm,
welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der
Große Karl Hermann Karl Karl Karl Karl
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den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite
der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage
erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung
verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu
Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden
sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft
der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen
Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen
den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den
großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses
Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der
fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden
Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen
das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich
taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser
Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl
legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen
Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes
und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der
Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen
Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab-
götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu
geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung
der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den
gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören.
Larl der Große.
Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen.
Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine
Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings
nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im
geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das
nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre
alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine
Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder
sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und
brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst
lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er
regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß.
Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und
rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen
konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Bertha Karl Karl
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stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau-
sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte
saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von
Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber.
Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum
sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem
und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund-
liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es
nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete
ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall
Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten
Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten.
Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann
seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch
Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu
bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte
Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus-
plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige
Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal
da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein
an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der
König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht
seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft
Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr
flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht
folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem
auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges
gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich,
von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un-
ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in
Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem
Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel
Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet,
z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der
Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454.
So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich
im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende
gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über
den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei
Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte
von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben
liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Ungarn Deutschland Rhein Rheinstrom Worms Mainz Frankreich Frankreich Westgothen Sachsen Europa Italien Mailand
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wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die
barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo-
dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil
werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen.
Die Hunnenschlacht bei Merseburg.
Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten,
hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten
Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen-
fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben,
Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die
Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert.
Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die
Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das
waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum
Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit
Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen
Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen,
noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen
in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer
gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich
behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von
9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol-
daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die
nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit
ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen-
stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und
anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren
nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm
verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten
räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem
Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines
bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott
aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü-
ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen
ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten
die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte;
Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich
bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr
die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer
Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An-
strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Merseburg Deutschland Sachsen Sachsen Merseburg Wido Magdeburg Merseburg
o ä ch s i s ch e Geschickte.
Die alten Sachsen.
>E^ir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher
muß cs uns wichtig seyn, zu erfahren, wo unsre Vorältern
wohnten, wer sie waren und wie sie allmalig ein gebildetes
Volk geworden sind. . Schon im zweiten Jahrhunderte nach
Christi Geburt kommt der Name: Sachsen in der Ge-
schichte vor. Vor dieser Zeit lebten sie unbekannt unter den
großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten.
Ihren Namen haben sie entweder von dem.worte Sax,
d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei
sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen blei-
den, weil sie sich an. einem bestimmten Orte niederließen.
Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das
Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen
des Königreichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die
Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der
Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben
ist. Seht euch nun um auf der Charte von Deutschland,
und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald aus-
findig machen.
Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die
Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine
Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts,
als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthie-
ren, Auerochsen und anderm Wild angefüllt war. tlm sich
vor diesen wilden Thieren zu schützen, und um ihr Fleisch
zur Nahrung, ihre Haute zur Kleidung und Ruhestätte zu
benutzen, so waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen.
Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein
Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet
wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Christi Sachsen Deutschland Sachsen Deutschland Nordsee Rheine Deutschland Sachsen
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heit der alten Sachsen muß man dennoch Manche Tugend
an ihnen loben. Sie zeichneten sich durch Treue und Red-
lichkeit aus. Hatte ein Sachse dem andern Etwas ver-
sprochen, so hielt er cs gewiß; das Ja oder Nein hatte
bei ihnen mehr Werth als in unsern Tagen bei - vielen
Lügnern ein Schwur; da hieß cs kurz: Ein Wort, ein
Mann. Dabei liebten sie die Gastfreiheit; jeder Fremde,
der in ihre Hütte trat, konnte auf ihren Schutz rechnen,
auch bekam er Speise und Trank, ohne dafür Etwas be-
zahlen zu müsten. Vorzüglich ist ihre Keuschheit, zu loben;
was zu einem ehrbaren und züchtigen Leben gehört, das
sahen und lernten die Kinder von ihren Aeltern und allen
Erwachsenen; ja der Unkeusche ward nicht nur für einen
ehrlosen Menschen erklärt, sondern in manchen Fallen selbst
mit dem Tode bestraft. Mir Recht loben wir solche Tugen-
den an ihnen; aber wir tadeln auch auf der andern Seite,
daß sie im Genusse berauschender Getränke unmäßig waren
und in der Trunkenheit gewöhnlich blutigen Streit anfingen,
weil sie überall niit ihren Massen erschienen; daß sie der
Spielsucht leidenschaftlich ergeben waren, und oft ihr letztes
Eigenthum, selbst die eigne Freiheit auf den Würfel setzten;
daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber
überfielen, und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie
die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Heerden raubten
und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Scla-
ven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen
Grundsatz angenommen: „Gewalt geht vor Recht."
Witteklnd der Große.
Die- Nachbarn der Sachsen waren die Franken,
ein großes, tapferes Volk, über welche Karl der Große
herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das
Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grau-
samkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu
dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu
überziehen, und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen,
daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen.
Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772.
Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie
1 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl
daher der Städte gründer oder Städteerbauer.
Er baute aber die Städte an, damit seine Unterthanen, die
auf den Dörfern wohnten, vor den Einfällen der wilden
Sorben sicher seyn möchten. Zu diesem Zwecke befestigte
er jene, verordnete, daß allemal der neunte Landbewohner
in die Stadt ziehen, die übrigen acht aber das Feld bauen
mußten. Die Bewohner einer befestigten Stadt oder Burg
hießen Bürger; die Dorfbewohner, die den Acker anbauten,
wurden Bauern genannt. Von jenen Sorbenwenden giebt
cs noch jetzt Abkömmlinge unter dem Namen der Wenden,
die in großer Anzahl in der Lausitz sich aufhalten, die wen-
dische Sprache reden, und ihre eigenthümliche Kleidung ha-
den. Auch die Altenburger Bauern gehören hierher,
die sich durch ihren Anzug bis auf diese Stunde auszeichnen.
Wenn Heinrich mit der Besiegung der Sorbenwenden viel-
fältig beschäftigt war, so durfte er als deutscher König die
barbarischen Hunnen eben so we»ig aus den Augen lassen,
und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchter-
lichen Feind auf eine längere Zeit zu demüthigen.
Die Hunnenschlacht bei Merseburg.
Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn nieder-
gelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhi-
gen. Besonders mußte Thüringen und Sachsen ihre Bar-
barei schmerzlich empfinden. Waffenfähige Mannspersonen
wurden todt geschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber
und Mädchen mit den- Haaren zusammengebunden und vor
die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und
zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich
die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das
Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage
für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner
Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern
umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese
festen Plätze gerettet werden konnte. Allein cs lag ihm
schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In
einem Streite mit den Hunnen 'bekam er einmal einen ihrer
Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei
haben wollten. Heinrich behielt ihn aber, und erzwang da-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Merseburg Ungarn Deutschland Sachsen
für da- höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre
Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tap-
fern Sachsen, Namens Wittckind, zu ihrem Anführer,
der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte
der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung
seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich,
zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und
ihren alten Gottesdienst untergraben wolle und ließ sie bei
seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber
in der Schlacht zu sterben, als. sich zu Sclaven machen,
oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten's, und
der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrech-
ungen, fast 32 Fahre lang dauerte. Die Franken , weit
zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfind-
lichsten Niederlagen bei. Allein, waren die letzteren auch
geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs'für besiegt,
sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto
größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Fm heutigen
Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten
die Sachsen ihre berühmte Fr mensa ule, bei deren An-
blick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der
im Fahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deut-
schen gerettet hatte. Heilig war jedem Sachsen diese Säule;
denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Un-
abhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ daher die Frmen-
saule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag
war, als eure verlorne Schlacht. Sie dachten daher auf
Rache. Als nun Karl gegen die S o r b e n zu Felde zog,
und er die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche
von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen
sie den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen
sich auf die Seite der Sorben, und bewirkten dadurch, daß
er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große
Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der
Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Ver-
den, einer Stadt in Hannover, an dem Flusse Aller, be-
fanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten
in d'ie Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was
that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmt-
lich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Namens_Wittckind Hermann Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
s
niederschlug, um Schiffe zu bauen und seine Truppen über
den Nheinstrom zu schiffen, die Städte Straß bürg,
S p e i e r^ W o r m s, Mainz und andre mehr ausplün-
derte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das
heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht wi-
derstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf /00,000 Mann
vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frank-
reich stellte sich ihm Theodorich, der König der West-
gothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine
Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein,
werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben,
auch wenn ihr sticht. Richtet eure Augen auf mich, ich
schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes."
Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die
Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila, seines
Sieges gewiß zu seyn, als Thorismund, der Sohn
des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab auf die
Hunnen einstürmte, und sie in Unordnung brachte. Das
war wohl die blutigste Schlacht, dieste in Europa geliefert
worden ist, denn 160,000 Tobte lagen auf dem Schlacht-
felde. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte
Geisel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne
Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glücke über-
eilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht ge-
wiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig
er sonst lebte, so hatte er doch bet einem Hochzeitmahle sich
im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell
ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten
Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen
Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von
Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Nie-
mand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege.
Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht
hatten, so wie alle die Unglücklichen, welche bei seiner Be-
erdigung zugegen gewesen waren, erwürgt. Ihres Anführers
beraubt, kehrten die Hunnen bald in ihr Vaterland zurück,
aber nur in der Absicht, um späterhin wieder zu kommen,
und den Sachsen, ja allen Deutschen, vom neuen furchtbar
zu werden.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreich Frank- Sachsen Europa Gottes Italien Mailand Sachsen