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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 13

1868 - Leipzig : Arnoldi
13 Sachsen und Baiern mit ihren langen Lanzen gingen in dichten Reihen auf den Feind los, und bald hatte Otto den herrlichsten Sieg errungen. In der grössten Unordnung flohen die Hunnen; viele stürzten sich auf der Flucht in den Lech und ertranken; die Gefangenen wurden verstümmelt, oder lebendig begraben, oder gekreuzigt und durch langsame Qualen getödtet, und das ganze feindliche Lager mit einer Menge silberner Ketten und mit andern kostbaren Gegenständen fiel in die Hände der Deut- schen. Seit dieser Zeit verging den Hunnen der Muth, den deutschen Boden wieder zu betreten; sie setzten sich im heutigen Ungarn fest und stifteten daselbst ein eigenes Königreich, das bis auf diese Stunde unter dem Namen des Königreichs Ungarn bekannt ist. Unter Otto dem Grossen war es auch, dass die reichen Silbergruben auf dem Harze entdeckt wurden. Von der Art und Weise dieser Entdeckung erzählt man Folgendes: Ein Herr, Namens Ramm, ritt einst auf die Jagd, und um das Wild in dem dichten Walde besser verfolgen zu können, band er sein Pferd an einen Baum. Unterdessen stampfte es mit dem Fusse ein Stück Erz aus der Erde. Wie erstaunt war sein Herr, als er bei seiner Rückkunft bemerkte, dass der herausgescharrte Stein sehr viel Silber enthalte. Nun säumte man nicht, auf diesem Orte Bergwerke anzulegen. So entstanden die reichen Silbergruben unweit der Stadt Goslar auf dem sogenannten Rammelsberge, der, wie man glaubt, vom Herrn Ramm seinen Namen erhalten hat. Jene zufällige Entdeckung geschah im Jahre 968, von wo an das goldene Zeitalter seinen Anfang nahm. Denn Deutschland ward dadurch nicht nur ein reiches Land, sondern es konnten auch mit Hilfe des vielen Geldes, das in Umlauf kam, manche Verbesserungen vorgenommen werden; eine Menge Menschen fand bei den neuen Bergwerken hin- längliche Beschäftigung und in den Handel und Wandel kam ein weit regeres Leben. Ludwig der Springer erbaut das Schloß Wartburg. Das Schloß Wartburg ist durch Martin Luther berühmt geworden. Hier war es, wo er 11 Monate als Gegangener lebte und m seiner Einsamkeit den Anfang machte, die Bibel in unsere Mutter- sprache zu übersetzen. Ihm verdanken wir es also, daß wir die Bibel lesen können. Jene Burg selbst liegt auf einer ziemlichen Anhöhe des Thüringer Waldes, ganz nahe bei der Stadt Eisenach, und man hat von da eine herrliche Aussicht in die fruchtbare Umgegend. Der

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 145

1868 - Leipzig : Arnoldi
145 Geht diese Kugel durch einen unglücklichen Fall aus der Pfanne, z. B. Lei dem Schenkel oder bei dem Arme, so sagt man, man habe sich die Kugel ausgefallen. Durch den Knorpel an den Knochenenden wird das Reiben verhütet, welches uns sehr scknnerzhast sein würde. An deut Kopfe macht den obersten Theil der Hirnschädel aus, in dessen Höhle das Gehirn liegt, und den Gott darum so fest gebildet hat, damit das Gehirn nicht so leicht verletzt werden könne; denn geschieht dieß, so ist der Tod unvermeidlich. An dem Gesicht-unterscheiden wir die beiden Kinnladen. In jeder Kinnlade findet man in der Mitte vier breite Schneidezähne, neben denen auf jeder Seite ein spitziger sogenannter Hundszahn steht, worauf an jeder Seite vier breite Backenzähne folgen, so daß mithin ein erwachsener Mensch 28 Zähne hat. Mit dem Kopfe hängt das Rückgrat genau zusammen, das aus 24 Wirbelbeinen besteht, wodurch es möglich wird, daß wir uns bald bücken, bald seitwärts biegen, bald gerade halten. Wer das Rückgrat bricht, verliert sein Leben augenblicklich. An das Rückgrat schließen sich 24 Rippen, von denen auf jeder Seite 12 sitzen; sie sind bieg- sam und reichen bis an das starke Brustbein, das unsere Brust wie ein Panzer schützt. In den Armen, wie in den Beinen, haben wir eben- falls Knochen, die mit Gelenken versehen sind und uns zu den manch- saltigsten Geschäften brauchbar machen. Im Oberarme, der von der Achsel bis an den Ellenbogen reicht, befindet sich eine einzige Röhre; im Vorderarme dagegen, der von dem Ellenbogen bis an die Hand sich fortzieht, giebt es deren zwei. Dasselbe Verhältniß findet in den Beinen statt. Der obere Theil derselben hat ebenfalls nur eine einzige Röhre; der untere dagegen, der von der Kniescheibe bis an die Knöchel sich erstreckt, hat wiederum zwei, wovon die vordere das Schienbein genannt wird. Wie die Hand so hat auch der Fuß eine Menge kleiner Knochen, welcke unter dem Namen der Finger und Zehen bekannt sind und große Aehnlichkeit mit einander haben; denn die sogenannte großezehe besteht, wie der Daumen, aus zwei Gliedern, die übrigen Finger und Zehen hingegen sämmtlich aus dreien. Bei den Fingern nimmt man dieß sogleich wahr; man betrachte nur den Zeigefinger, den Mittelfinger, den Ring- oder Goldfinger und den klei- nen Finger. Die Haut und die Muskeln. Jene Knochen sind mit Fleisch überzogen, welches man die Mus- keln zu nennen pflegt. Jeder Muskel ist aus einer Menge langer Fasern zusammengesetzt. Am Ende derselben befindet sich die Sehne, welche in einen Knochen eingesenkt ist, und wovon die Bewegung un- serer Gliedmaßen abhängt. Heben wir Etwas mit unserem Arme in Otto, Kinderfreund. ly

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 148

1868 - Leipzig : Arnoldi
148 Blut in das Herz geführt, so zieht sich die rechte Herzkammer zusam- men und treibt das Blut durch die Lungenpulsader in die Lunge, da- mit sich jenes abkühle und von den schädlichen Zusätzen reinige, die wir beim Ausathmen fortschaffen. Ist dieß geschehen, dann schafft die Lungenblutader das Blut wieder in die linke Herzkammer, woraus es mittels der Pulsader in alle Theile des menschlichen Körpers fortgeführt wird. Die Zusammenziehung und Erweiterung der beiden Herzkammern verursacht das sogenannte Herzklopfen, was desto stärker wird, je mehr das Blut nach dem Herzen strömt. Würde es durch die Lungen nicht abgekühlt, so würde es sich sehr erhitzen, in Fäulniß übergehen und das Lebensende beschleunigen; denn die Schnelligkeit beim Kreisläufe des Blutes ist so groß, daß dasselbe binnen 5 Minuten einen Weg von 75 Ellen zurücklegt und das Herz muß sich binnen einer Minute 60 bis 80 mal zusammenziehen, um das Blut so schnell fortzutreiben. Gleichwohl geschieht dieß Alles ohne unsere Mitwirkung. Der Magen und die Gedärme. Wir müssen zur Unterhaltung des Körpers Speisen und Getränke zu uns nehmen, durch deren Verdauung wir neue Kräfte erhalten. Jene Nahrungsmittel gehen durch die Speiseröhre in den Magen, der wie ein schief liegender Beutel gestaltet ist und aus mehren Häuten besteht. Die Oesfnung, durch welche die Speise aus der Speiseröhre in den Magen geht, heißt der obere Magenmund. Sind jene in den Magen hinabgegangen, so werden sie durch die zusammenziehende und ausdehnende Kraft desselben unter einander gemischt, durch die innere Wärme noch mehr aufgelöst und in einen Brei verwandelt, bis sie zuletzt durch den untern Magenmund ihren Ausgang nehmen. Auch trägt zur Verdauung der Speisen besonders der sogenannte Magensaft bei, welche Feuchtigkeit sowohl die Austrocknung des Magens verhütet, als auch diesen gegen den Reiz der Schärfe, die sich in vielen Nahrungsmitteln befindet, sichert. Damit es nun an dem nöthigen Magensaste niemals fehle, so schwitzt diese seifenartige Feuch- tigkeit fortwährend aus der engen Mündung der feinen Pulsadern hervor, womit der Magen versehen ist. Hieraus kann man für die Erhaltung der Gesundheit soviel lernen, daß man bei dem Genusse der Speisen nicht zu viel trinken darf, weil in solchem Falle der Magen- saft zu sehr verdünnt und zur Verdauung untüchtig gemacht wird. Sogleich bei dem 'untersten Magenmunde nehmen die Gedärme ihren Anfang, welche in einer einzigen Röhre bestehen, die verschiedene Krümmungen hat und wegen ihrer Gestalt auch verschiedene Namen bekommt. Man redet daher von dicken und dünnen Gedärmen, von dem Zwölffingerdärme, von dem Mastdarme u. s. w. Der Nutzen der

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 149

1868 - Leipzig : Arnoldi
149 Gedärme ist sehr groß; denn sie dienen nicht nur zur Fortschaffung des Unrathes, sondern sie sind auch bestimmt, die Verdauung der Speisen zu vollenden und den Nahrungssaft, aus welchem das Blut entsteht, zu Wege zu bringen, weshalb sie eine wurmförmige Gestalt haben und, wenn man sie ausdehnt, sechsmal länger sind als der Mensch. Ist nämlich der Nahrungsbrei aus dem Magen in dem sogenannten Zwölffingerdärme angelangt, so vermischt er sich daselbst mit der Galle und mit anderen dazu gekommenen Feuchtigkeiten, wodurch er das Ansehen eines milchartigen Saftes erhält. Dieser Saft wird darauf von den feinen Gefäßen, die aus den Gedärmen hervorragen, eingesogen, nach und nach immer mehr verdünnt und zuletzt in die Blutadern zurückgeführt, worauf er in das Herz selbst übergeht und nach seinem Durchgänge durch die Lungen vollkommen zu Blute wird. Was nicht zur Nahrung dient, das wird durch die wurmförmige Be- wegung der Gedärme aus dem Leibe fortgeschafft. Man sieht aus dieser kunstvollen Verwandlung der Nahrungsmittel, wie durch eine heilsame Bewegung des Körpers die Verdauung eben so sehr befördert, als die Gesundheit gefährdet wird, sobald der Mensch durch scharfe Speisen und Getränke das Blut über die Maaße erhitzt. Die Nerven. Wie viele Thiere, so hat auch der Mensch fünf Sinne; denn er kann hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen. Dieß wäre nicht möglich ohne die Nerven, worunter man lange, weiße, schnurenförmige Fasern zu verstehen hat, die sich itr unendlich vielen Zweigen durch den ganzen Körper verbreiten und mit den Hauptnerven im Gehirne und Rückenmarke zusammenhängen. Die beiden Geruchsnerven haben ihren Ursprung im Gehirn und breiten sich in der Nase in verschiedene Zweige aus. Weil nun die Nervenspitzen in der Nase ziemlich bloß liegen, so würden sie gegen die Wirkung der Luft nicht verwahrt sein, wenn die Nase inwendig nicht mit einer Schleimhaut überzogen wäre, die beständig eine schlei- mige Feuchtigkeit absondert. Mittelst der Geruchsnerven sind wir im Stande zu riechen, und dieß geschieht alsdann, wenn die Ausdünstungen gewisser Körper, die wir mit der Luft einathmen, unsere Geruchsnerven reizen. Wir sprechen daher von angenehmen und unangenehmen Ge- rüchen; wir unterscheiden den Geruch der Blume, des Aases, des Pul- verdampfes, der Speisen, der Getränke, mit großer Sicherheit. Und dieß Alles nicht umsonst. Auch hierdurch wollte Gott unser Wohlsein fördern. Unzählige Genüsse verschafft uns der Wohlgeruch der Blu- men, und das sind Freuden, die sich der ärmste Mensch zu verschaffen im Stande ist. Indeß auch vo» manchem Schaden soll uns der Sinn

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 150

1868 - Leipzig : Arnoldi
150 des Geruches sicher stellen. Ist z. B. eine Speise in Flulniß überge- gangen, so erzeugt sie schon durch ihren Gestank einen natürlichen Ekel, und ich werde dadurch veranlaßt, sie nicht zu genießen. Auch kann ich durch den Geruch ein verborgenes Feuer entdecken, und dadurch einem Brandunglücke begegnen. Befinde ich mich an einetn Orte, wo ver- dorbene Luft eingeschlossen ist, so werde ich ebenfalls durch den Ge- ruch gewarnt, nicht länger daselbst zu verweilen, um durch das Ein- athmen solcher Ausdünstungen meiner Gesundheit nicht zu schaden. Die beiden Sehnerven entspringen ebenfalls im Gehirne und senken sich in der Gestalt einer starken Schnur, die an Dicke fast einer Federspuhle gleicht, in die Augenhöhlen, wo sie sich in zarte Fasern ausbreiten. Das Auge selbst, als das Werkzeug der Sehkraft, ist von Gott mit bewundernswürdiger Weisheit eingerichtet; denn man zählt 6 über einander liegende Häutchen, die den Augapfel bilden, und durch welche die Lichtstrahlen dringen, um sich in der sogenannten Krystall- linse zu brechen, welche das Ansehen eines linsenförmig geschliffenen Glases oder Krystalles hat. Weil die sechste Haut, welche die Trau- benhaut heißt, nicht durchsichtig ist, wie die darüber liegende Horn- haut, so hat sie in der Mitte eine runde Oeffnung, die unter dem Namen des Sternes bekannt ist und sich nach Belieben erweitern und zusammenziehen läßt. Bei einem schwachen Lichte erweitern wir den Stern, um eine hinlängliche Menge von Lichtstrahlen in unser Auge zu bkommen; bei zu starkem Lichte hingegen verengern wir den Stern, damit nicht mehr Licht eindringe, als das Auge zu ertragen vermag. Die Bilder nun, welche die wahrgenommenen Gegenstände in unserem Auge, wie in einem Spiegel, hervorbringen, werden mittels der Seh- nerven bis in das Gehirn fortgepflanzt, wodurch unsere Seele deutliche Vorstellungen von den abgebildeten Gegenständen empfängt. Wer möchte dieses Wunder der göttlichen Weisheit begreifen? Selbst der äußere Bau des Auges zieht unsere ganze Aufmerksamkeit aussich. Damit es nicht so leicht beschädigt werde, ruht es in einer Höhle und ist durch die Augenknochen geschützt. Die Augenbrauen fangen den scharfen Schweiß auf, damit er nicht dem Auge nachtheilig werde. Will zu viel Licht, oder Staub, oder ein kleines Jnsect in dasselbe dringen, so schließen wir die Augenlider, die zu gleichem Zwecke mit den soge- nannten Augenwimpern bedeckt sind. Und um den Augapfel mit der größten Schnelligkeit nach allen Seiten bewegen zu können, so liegt er auf einer Lage von Fett, damit seine Bewegung, die durch 6 beson- dere Muskeln bewerkstelligt wird, keine starke Reibung auszustehen habe. Man begreift leicht, wie man einen so zarten Theil des mensch- lichen Körpers zu schonen habe. Ein Stoß, ein Fall, ein Stich, wo- durch das Auge gefährlich verletzt wikd, bringt uns um das Gesicht.
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