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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 28

1868 - Leipzig : Arnoldi
28 1471. Dieser Bergsegen veranlaßte die Erbauung der Stadt Schnee- berg im Jahre 1477. Nicht weniger ergiebig zeigten sich im Jahre 1477 die neuen Silbergruben am Schreckenberge, weshalb Georg, Sohn des Herzogs Albert, den 21. September 1496 am Fuße des Pölberges die sreie Bergstadt Annaberg gründete. Dadurch ward Sachsen ein sehr reiches Land; denn man grub so viel Silber heraus, daß nicht genug geprägt werden konnte, und daß die Arbeiter in den Bergwerken nicht mit Geld, sondern mit Silberstufen bezahlt wurden. Einst wollte man Albert dem Beherzten in einer Grube ein glänzendes Gastmahl bereiten. Zu dem Ende ließ der Bergmeister eine große gediegene Silberstufe wie einen Tisch bearbeiten, und selbst die Bänke bestanden aus gediegenem Silber. Jetzt setzte sich der Herzog Albert mit seinen Hofleuten an die Tafel, die drei Ellen breit und sechs Ellen lang war' und genoß die aufgesetzten Speisen. Voll Freuden sagte er: „Der Kaiser Friedrich Iii. ist wohl gewaltig reich; gleichwohl weiß ich ganz gewiß, daß er keinen so stattlichen Tisch hat." Solches geschah 1477. Als man darauf jenen Silberklumpen wog, betrug sein Gewicht gegen 400 Centner, und es konnte beinahe 1 Million Thaler daraus geprägt werden. Friedrich der Weise. Friedrich war der älteste Sohn des Churfürsten Ernst und zu Torgau am 17. Januar 1463 geboren. Seine Mutter hieß Elisa- beth. Mit Recht hat er den Beinamen des Weisen erhalten; denn er schätzte nicht nur die Wissenschaften und Künste, indem er sich selbst mit ihnen bekannt machte, sondern er suchte sie auch in seinem Lande auf alle Weise zu befördern. Vorzüglich zeigte er sich als einen Freund der Kirche; nichts galt bei ihm so viel als das Wort Gottes, und er bewies es durch sein ganzes Leben, daß der wahre Weise auch zugleich der beste und frömmste Mensch sein müsse. Nach Fürstensitte der da- maligen Zeit unternahm er 1493 eine Pilgerreise in das gelobte Land. Mit seinem Bruder Johann lebte er in herzlicher brüderlicher Einig- keit; ja das gegenseitige Vertrauen dieser Brüder ging so weit, daß keiner einen Diener für sich wählte, wenn der andere nicht seine Zu- stimmung dazu gab. Die Kinder hatte er herzlich lieb; sah er auf dem Wege mehre versammelt, so ließ er jedem derselben ein Geldstück reichen und sagte dem Kammerdiener, der ihn begleitete: „Gieb ja den Kindern Etwas; denn heute oder morgen werden sie sagen: es zog einstens ein Herzog vorüber und ließ uns Kindern allen geben." Auch den Armen konnte er nicht ungerecht behandeln sehen. Als er daher eines Tages wahrnahm, wie ein Hofjunker ohne Noth durch das Kornfeld einiger Bauern ritt, ließ er dem Junker bei der Abendmahlzeit kein Brod vor-

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 43

1868 - Leipzig : Arnoldi
43 Teich, in Italien u. s. w. seinen Geist noch mehr auszubilden, gab er zuweilen die ausfallendsten Proben seiner Stärke. Als er sich einst in Wien befand, bestieg er den hohen Stephansthurm. Absichtlich nahm er 2 Trompeter mit sich hinaus. Angelangt auf dem höchsten Altane des Thurmes, setzte er den einen auf die rechte und den andern auf die linke Hand, hielt sie eine geraume Zeit in's Freie hinaus und ließ sie in dieser gefährlichen Stellung blasen. Bei seinem Aufenthalte in Spanien wohnte er einem Stiergefechte bei, welches die Spanier leiden- schaftlich lieben. Bald bat er, man möge ihm die Schranken öffnen, um auf den stärksten und wildesten Stier losgehen und ihn tobten zu können. Niemand wollte dieß für möglich halten. Indeß Prinz August schritt beherzt auf das Thier zu, und in einem Augenblicke fiel auf einen Hieb der Kopf desselben auf die Erde. Zinnerne Schüsseln und Teller wie Papier zusammenzurollen, galt ihm für ein Leichtes. Eben so zerbrach er Hufeisen ohne alle Anstrengung. Von Letzterem gab er einen Beweis in Ungarn. Sein Pferd hatte nämlich die Hufeisen ver- loren, und er wollte es in einer Stadt wieder beschlagen lassen. Der Schmied brachte die Eisen, der Prinz nahm sie in die Hand, zerbrach sie in kleine Stücke und warf sie mit den Worten auf die Erde: ,,Was für elendes Eisen habt ihr hier zu Lande!" Sowohl der Meister als der Gesell machten große Augen und schlugen andere Eisen auf, wofür sie 2 Speciesthaler erhielten. Jetzt wollte August weiter reisen. Allein der Schmiedegeselle, ebenfalls ein sehr kraftvoller Mensch, bat ihn, noch so lange zu warten, bis er die beiden Speciesthaler probirt habe. Er nahm jeden einzelnen, zerbrach ihn in zwei Hälften, warf sie auf die Erde und sprach; „Was für elendes Silber ist zu diesem Gelde!" Der Prinz gewann ihn deshalb so lieb, daß er ihn augenblicklich in seine Dienste nahm. Als er die Stadt Nürnberg und das dasige Zeughaus besah, versuchte er seine riesenmäßige Kraft an einer unge- heuren eisernen Kugel im dasigen Zeughause, die ein einziger Mensch zu bewegen gar nicht im Stande war, und die von 4 starken Männern uur mit der größten Mühe einen Messerrücken hoch gehoben werden konnte. Wie sehr erstaunte man, als August diese Last zwei Spannen hoch von der Erde hielt. Auch in anderen körperlichen Fertigkeiten hatte er es sehr weit gebracht. Er war ein eben so guter Schütze als kühner Reiter. In einem Saale zu Nürnberg versprach er, das bren- nende Licht, das am entgegengesetzten Ende des Saales stand, mit der Pistolenkugel zu treffen; er zielte, drückte die Pistole ab, und der bren- nende Docht erlosch. M^ seinem Bruder ritt er einmal von Wurzen nach Leipzig um die Wette und legte den Weg, welcher 3 Meilen beträgt, in der kurzen Zeit von 5 Viertelstunden zurück. An den Höfen zu Lissabon, Madrid, Paris, so wie in Italien,

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 133

1868 - Leipzig : Arnoldi
133 Witter erweicht. Kurz, wir würden, wenn es kein Gewitter gäbe, nicht nur ein herrliches Schauspiel in der Natur entbehren, sondern es würden aucb eine Menge von Nahrungsmitteln verschmachten, und Krankheiten entstehen, die bei einer erhitzten Luft unvermeidlich sind. Selbst, wenn, vom Donnersturm bedräng Erschrocken Länder zittern, Strömt Stärkung, Segen, Fruchtbarkeit Aus Nacht und Ungewittern. Dann bricht die Sonne neu bervor, Und Alles jauchzt zu ihm empor, Vor dem die Welten schweigen. Lei vorsichtig beim Gewitter. Vor dem Donner hat man sich durchaus nicht zu fürchten; denn er ist nichts als eine heftige Erschütterung der Luft. Wegen des Blitzes dagegen sind gewisse Regeln der Vorsicht nöthig, wodurch man seine zerstörende Gewalt abzuwenden vermag. Schon oben haben wir ge- hört, daß es viele Körper giebt, welche die elektrische Kraft an sich ziehen; hierher rechneten wir die Metalle, das Glas, die Bäume u. s. w. Daraus folgt, daß man sich bei einem Gewitter nicht zu nahe an das Fenster oder an einen eisernen Ofen setzen darf, weil das Glas des Fensters, sowie das daran befindliche Eisenwerk, und das Eisen beim Ofen das elektrische Feuer des Blitzes in seine Nähe leiten. Man halte sich also mehr in der Mitte des Zimmers auf, als an den Wän- den desselbeu, da der Blitz immer an den Wänden herabfährt und von der Wand sehr leicht auf den Menschen überspringt. Wie thöricht es sei, bei Entstehung eines Gewitters unter einen Baum zu treten, be- greift ihr leicht; denn der Baum, und namentlich die Eichen, ziehen den Blitz an sich, und Mancher, der durch das Treten unter einen großen Baum sich zu schützen gedachte, verlor sein Leben. Zst man im Freien auf dem Felde, und hat man um sich keinen höheren Gegen- stand, so kann man leicht vom Blitze getroffen werden. Am sichersten also legt man sich in diesem Falle gerade auf die Erde und läßt sich lieber tüchtig naß machen, als todtschlagen. Auch hüte man sich, während des Gewitters Metalle an sich zu tragen; denn der Blitz geht gerade nach solchen Körpern, die ihm den stärksten Widerstand entgegensetzen. Nicht weniger muß man sich in Acht nehmen, in der Küche, wo das Feuer auf dem Heerde brennt, zu verweilen; denn durch das Feuer dehnt sich die Luft aus, es eni steht mithin Zugluft, und der Blitz findet desto leichter den Weg in den Schornstein. Befindet man sich während eines Donnerwetters in einem Wagen, der mit Pferden bespannt ist, so sei man ebenfalls vorsichtig, weil die Ausdünstungen der Pferde, das metallene Geschirr desselben, und das Eisen am Wagen

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 137

1868 - Leipzig : Arnoldi
137 darf man die Hände und Füße nicht schnell an den heißen Ofen halten; denn die Ofenwärme dringt plötzlich in die erstarrten Glieder und bringt eine große Zerstörung hervor. Man muß vielmehr den Kör- per an einem kühlern Orte allmählig der Wärme aussetzen oder ihn durch Reiben erwärmen. Hat man ein Glied erfroren, so tödtet man es ebenfalls durch plötzliche Stubenwärme, weil diese mit Schnelligkeit in dasselbe zieht und es vollends zerstört. Sicherer erhält man es, wenn man es in Schnee oder in kaltes Wasser hält. Denn im Schnee und im kalten Wasser sind ebenfalls Feuertheilchen, die all- mählig das scheinbar erfrorene Glied wieder beleben. Gewöhnlich sagt man, daß der Schnee den Frost herausziehe. Daß dieser Ausdruck falsch sei, sieht Jeder leicht ein. Einen gleichen Versuch stellt man mit dem erfrorenen Obste an. Wer es schnell in die warme Stube bringt, der bemerkt, daß es bald welk wird und seinen Geschmack verliert. Warum aber? Weil die schnelle Wärme, die hineingedrungen ist, es zerstört. Wer es dagegen in ein Gefäß mit kaltem Wasser thut, der sieht, wie sich in kurzer Zeit eine Eisrmde um das Obst ansetzt. Dieß kommt daher, daß das Wasser seine Wärme dem kalten Obste mittheilt und natürlich in der Nähe desselben sich in Eis verwandelt. Thaut das Eis aus, so hat das Wasser und das Obst eine gleiche Wärme; letzteres schrumpft nicht zusamnien und behält auch ziemlich seinen ur- sprünglichen Geschmack. Reicht kann man sich es nun erklären, wie er- frorene Menschen augenblicklich sterben müssen, wenn man sie in ein geheiztes Zimmer, oder in ein warmes Bett bringt. Sind sie noch zu retten, so reibe man sie mit Schnee. Kommen sie auch dann nicht wieder zum Leben, so ist es ein Beweis, daß kein Funke von Lebens- wärme mehr in ihnen zu finden sei. Gleichwohl muß man sich hüten, erfrorene Menschen frühzeitig zu begraben; denn man hat traurige Beispiele aufzuweisen, daß solche Erstarrte, die zu zeitig beerdigt worden waren, in dem kalten Grabe erwachten, ohne durch ihr ängst- liches Klaggeschrei eine menschliche Stimme herbeirufen zu können. Fortsetz nng. Wie kann man Wärme und Feuer hervorbringen? Dieß ist auf verschiedene Art möglich. Vor allen Dingen durch das Reiben, wodurch die Wärmetheilchen, die in einem Körper verschlossen sind, in stärkere Bewegung gesetzt werden. Frieren wir zum Beispiel im Win- ter an die Hände, so Pflegen wir sie zu reiben, und wir finden bald, daß die erstarrten Hände sich erwärmen. Zersägen wir ein Stück Holz, so erhitzt sich die Säge, je länger wir sägen, so, daß wir sie vor Hitze nicht angreifen können. Ja man ist sogar im Stande, durch Reiben gewisse Körper anzubrennen. Man denke nur an die Wilden. Diese

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 140

1868 - Leipzig : Arnoldi
140 Röhre, so ist dieses ein Zeichen, daß die Wärme zugenommen hat, weil durch die zunehmende Wärme das Quecksilber oder der Spiritus ausgedehnt wird; fällt sie aber, so sieht man daraus, daß sich die Wärme vermindert hat, oder daß es kälter geworden ist, weil durch die vermehrte Kälte eine flüssige Materie zusammengezogen wird. Ohne Luft kann kein Feuer brennen. Je reiner die Luft ist, desto Heller ist das Feuer. Deckt man daher das brennende Oel, den bren- nenden Speck schnell mit einem Gesäße zu, oder schüttet man Asche und andere unbrennbare Körper darüber, so benimmt man dem Feuer die Luft, und es erstickt. Daher verlischt eine Laterne ohne Luftloch; daher handelt man ganz unvernünftig, wenn man in einer Stube, wo die Flanime um sich gegriffen hat, Fenster und Thüren öffnet, weil nun die Flamme durch die frische Luft erst rechte Nahrung bekommt; daher gießt man bei einer Feuersbrunst Wasser oder, was noch besser ist, Mistjauche in die Gluth, damit die äußere Luft aufhöre, auf den brennenden Körper einzudringen; daher erstickt man das Feuer in dem brennenden Schornsteine durch einen eisernen Schieber, oder in der entzündeten Ofenröhe durch eine eiserne Klappe, welche herumgedreht wird und der Luft jeden Zug unmöglich macht. In der unreinen Luft finden wir das Feuer nur matt. In einer Stube z. B. wo viele Menschen sind, wo sich viel Tabaksrauch befindet, wo Wasserdämpfe aufsteigen, oder wo mehre Kranke ausdünsten, da verzehrt sich das Talglicht sehr langsani, und wir sehen eine äußerst schwache Flamme; dagegen brennt es augenblicklich Heller, wenn die Fenster sich öffnen, und frische Lust dem Lichte zuströmt. Wer dieses Gesetz der Natur kennt, der wird es sogleich sehr abergläubig finden, wenn unverständige Leute sagen, daß der Patient sterben werde, sobalv in der Krankenstube das Lecht nur matt scheint; der wird den Unverstand derer bedauern, die da meinen, es gebe Personen, welche das Feuer durch Zaubersprüche und andere Gaukeleien versprechen können. Beschluß. Wohl ist es wahr, das Feuer richtet oft die größten Verheerungen an. Durch den Blitz, durch Unvorsichigkeit oder durch die ruchlose Hand des Mordbrenners wird ein Haus angezündet, die Flamme greift mit aller Gewalt um sich und legt zuweilen in einigen Stunden ein ganzes Dorf, einen großen Theil einer Stadt in Asä>e. Ach! es ist ein erschütternder Anblick, wenn die armen Bewohner an den rauchenden Brandstätten ihrer Wohnungen jammern, weil sie um ihr Obdach, um ihre Aernte, um ihre Habseligkeiten gekommen sind. Greift das Feuer in der Mitte der Nacht uni sich, wo die Menschen im tiefsten Schlafe liegen, so müssen sie ihr Vieh in den Ställen verbrennen lassen, oder
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