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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 143

1868 - Leipzig : Arnoldi
143 reiche sind 1) das Thierreich, 2) das Pflanzenreich, 3) das Mineralreich. Ter Unterschied zwischen diesen Körpern ist dieser: Tie Thiere leben, waü sen und empfinden; die Pflanzen wachsen und leben; die Mineralien wachsen ohne zu leben und zu empfinden. Also lebt auch die Pflanze wie das Thier? Allerdings. Zeoe Pflanze ist nämlich so gebaut, daß sich in ihrem Innern die Säfte freiwillig be- wegen, welche Bewegung man das Leben zu neunen pflegt. Eben deß- wegen sagen wir, daß der Mensch, das Thier und die Pflanzen leben, weil sich in den festen Theilen dieser Körper flüssige Säfte hin- und herbewegen, so daß sie folglich todt sind, sobald jene flüssige Materie stillsteht. Anders ist das bei den Mineralien. Zwar wäck st auch der Stein; allein bei ihm setzt sich die Masse von Außen an, wodurch er größer wird, und an ern Leben und an eine Empfindung desselben ist gar nicht zu denken. Was nun zuerst das Thierreich betrifft, so gehört dazu auch der Mensch, welcher in Ansehung seines Körpers eine große Ähnlich- keit mit den Thieren hat. Tie Thiere selbst theilt man bequem in sechs Classen. Sie heißen vierfüßige Thiere, Bögel, Amphibien, Fische, Jusecten und Würmer. Tenn die Thiere haben ent- weder wirkliches rothes Blut, oker statt dessen nur einen Saft, den man auch weißes Blut zu nennen pflegt. Bon denen, bei welchen man rothes Blut antrifft, haben einige warmes, andere kaltes Blut. Die- jenigen, welche warmes Blut haben, gehen entweder auf vier oder auf zwei Füßen; jene sind die vierfüßigen Tbiere, diese die Bögel. Bon denen, welche kaltes Blut haben, sind einige mit Floßfedern ver- sehen, wie die Fische, noch andere haben keine Floßfedern, wie die Amphibien. Bon den Thieren, welche weißes Blut haben, tragen einige Fühlhörner am Krpfe, wie die Z u se cten. andere nicht, wie die Würmer. Die vierfüßigen Thiere bringen lebendige Zunge zur Welt, wie das Pferd, die Kuh. das C chaf, der Hund, die Katze u. f w.; auch nähren die Mütter ihre Zungen, indem sie dieselben an ihrer Brust saugen lasfin. Znsofern heißen sie E äugethiere. Weil nun dasselbe auch bei dem Walfische, der im Meere lebt, stattfindet, so zählt man ihn nicht zu den Ftschen, sondern zu den Säugethreren. Der Jtrti sch. Ueber die Thiere herrscht der Mensch, welchen Gott nach seinem Bilde geschaffen hat. Schon rücksichilich des Körpers steht der Menich Höher als jedes Thier; denn er hat eine aufrechte Stellung, so daß er frei zum Himmel blicken kann; er ist fähig, unter jedem Himmelsstriche zu leben, die verschiedensten Fertigkeiten mit seinen Glidern zu erlernen und srch vielseitige Geuüffe zu verschaffen. Auch erreicht er ein höheres

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 154

1868 - Leipzig : Arnoldi
154 daß sie sich augenblicklich über Unpäßlichkeit beklagen, sobald ihre Ner- ven auf ungewöhnliche Weise berührt werden. Daß übrigens der Sinn des Gefühls, wie jeder andere Sinn, durch Uebung sehr gestärkt werden könne, das sieht man an den Blinden, die durch Hilfe des Ge- fühls die Körper von einander unterscheiden und sehr feine Arbeiten zu liefern im Stande sind. Die Säugethiere. Schon oben haben wir gelesen, daß man das ganze Thierreich in 6 Classen zerlegt, nämlich in vierfüßige Thiere, in Vögel, in Amphibien, in Fische, in Jnsecten und in Würmer. Jetzt wollen wir von jeder dieser Classen eine kurze Beschreibung geben. Was zuerst die viersüßigen Thiere betrifft, so haben sie alle rothes, warmes Blut und auf ihrem Körper entweder Haare, oder Schuppen, oder Stacheln, oder einen Panzer. Sie bringen lebendige Junge zur Welt und säugen sie, weshalb sie auch Säugethiere heißen. Eben so besitzen sie fünf Sinne wie der Mensch, nämlich Gefühl, Geschmack, Gesicht, Geruch und Gehör. Nimmt man auf die Beschaffenheit ihrer Füße Rücksicht, so haben einige vierfüßige Thiere Hufe, d. h. hornartige Schalen, womit der untere Theil des Fußes umgeben ist; andere haben Zehen, die mit Nägeln oder Klauen versehen sind. Daher theilt man die Säugethiere in einhu.fige, deren Huf nicht gespalten ist, wie bei dem Pferde, dem Esel, dem Maulesel, dem Zebra; in zweihufige, deren Huf in zwei Theile gespalten ist, wie bei dem Ochsen, der Kuh, dem Schafe, der Ziege, der Gemse, dem Steinbocke, dem Hirsche, dem Rehe, dem Elenthiere, demrennthiere; in dreihufige, z. B. das Nashorn; in vierhufige, z. B. das Flußpferd; in fünfchufige, z. B. der Elephant. Die mit Zehen versehenen haben entweder zwei Zehen, wie das Kameel oder Dromedar; oder drei Zehen, wie das Faul- thier; oder vier Zehen, wie die Hyäne, das Meerschwein, das Murmelthier; oder fünf Zehen, wie das Panzerthier, der Hase, das Eichhörnchen, die Ratte, die Maus, der Hamster, der Maulwurf, die Fledermaus, der Igel, der Affe, der Hund, der Wolf, der Fuchs, die Katze, der Tiger, der Löwe, der Bär. Bekanntlich leben die Säuge- thiere bald unter der Erde, wie der Hamster und der Maulwurf, balv auf der Erde und im Wasser abwechselnd, wie der Seebär und der Biber, bald einzig und allein auf der Erde, wie die meisten viersüßigen Thiere. Daß ihr Nutzen außerordentlich groß sei, ist bekannt. Wir essen das Fleisch des Ochsen, des Schweines, des Schafes, der Ziege, des Hasen, des Hirsches, des Rehes; ja hier und da dient das Fleisch des Pferdes und des Hundes dem Menschen zur Nahrung. Die Häute

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 156

1868 - Leipzig : Arnoldi
156 seinen Federn, welche zunächst an der Haut sitzen, nennt man Flaum- federn. Jede Feder besteht nämlich aus zwei Haupttheilen, und zwar aus dem Kiele und aus der Fahne. Betrachtet man den Körperbau des Vogels, so nimmt man ebenfalls wahr, daß er zum Fluge am ge- schicktesten sei. Denn der spitzige Schnabel, der kleine Kopf und die längliche Gestalt des Leibes vermindern den Widerstand der Luft, so daß der Vogel an Geschwindigkeit seiner Bewegung alle übrigen Thiere weit übertrifft. Man bewundert schon die englischen Pferde, die in einer Stunde drei deutsche Meilen zurücklegen. Aber noch mehr wun- dert man sich, wenn man bedenkt, daß ein Vogel binnen drei Minuten eine halbe Meile zu durchfliegen vermag; also in einer einzigen Stunde zehn Meilen. Man beobachte nur den Flug der Schwalbe, und man hat sie bald aus dem Gesichte verloren. Die Lebensart der Vögel ist sehr verschieden. Einige leben am liebsten im Wasser, wie die Schwimmvögel, die zwischen ihren Zehen eine Schwimmhaut haben; hierher gehören der Schwan, die Gans, die Ente; andere suchen ihre Nahrung im Sumpfe, wie die Sumpfvögel, z.b. der Storch, der Kranich, der Reiher; andere fürch- ten das Element des Wassers, wie die Naubv ö g el, z. B. der Adler, der Geier, der Uhu, die Eule, der Falke oder wie die hühnerartigen Vögel, z. B. das Haushuhn, das Birkhuhn, das Perlhuhn, das Auer- huhn, das Rebhuhn; oder wie die spechtartigen Vögel, z. B. der Rabe, die Elster, der Wiedehopf, der Kuckuck, der Papagei; oder wie die Singvögel, z. B. die Lerche, der Sperling, der Finke, das Roth- kehlchen, die Meise, die Schwalbe, der Zeisig, die Nachtigall, die Gras- mücke, die Wachtel. Viele Vögel suchen ihre Nahrung blos in wärmeren Ländern aus, andere nur in kalten Gegenden, so daß sie ihren Aufenthaltsort nie- mals verändern. Einige Gattungen jedoch ziehen im rauhesten Herbste in warme Himmelsstriche, weil es ihnen sonst im Winter an Nahrung fehlen würde, und sie kehren erst mit dem Frühling an ihren vorigen Wohnort zurück. Weil sie hin und her ziehen, so hat man sie Zug- vögel genannt. Das sieht man deutlich in unserem Vaterlande. Nahet sich der Herbst, so treten der Staar, die Lerche, der Finke, die Schwalbe, das Rothkeblchen, der Rothschwanz, die Wachtel, der Kuckuck und andere Vögel ihre Rückreise in das südliche Deutschland oder Italien an, und wir hören ihren Gesang nicht eher wieder, als bis die warme Früh- lingssonne scheint. Wir freuen uns daher allemal auf ihre Wieder- kunft, weil sie uns sicher eine bessere Jahreszeit verkündigen. Eine große Geschicklichkeit und Klugheit zeigen die Vögel bei dem Baue ihrer Nester. Einige verstecken dieselben in hohle Bäume, damit sie von ihren Feinden nicht so leicht entdeckt werden können. Andere

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 158

1868 - Leipzig : Arnoldi
158 bringen, weit beträchtlicher als der Nachtheil, den uns einige derselben verursachen. Die Amphibien. Die Amphibien können sowohl im Wasser, als auch auf der Erde leben, weßhalb sie zweilebige Thiere heißen. Sie haben rothes kaltes Blut, und dadurch unterscheiden sie sich von den Säuge- thieren und Vögeln, Lei denen sich rothes warmes Blut vorfindet. Jedoch schöpfen sie die Luft durch die Lungen, und insofern sind sie von den Fischen verschieden, welche durch die Kiemen athmen. Einige Amphibien sind vierfüßig, wohin man den Frosch, die gemeine Kröte, die Schildkröte, die Eidechse rechnet; ihr Gang ist langsam, und man nennt sie kriechende Amphibien. Zu den schleichenden rechnet man die Schlangen, die der Füße ganz entbehren und sich nur dadurch fortbewegen, daß sie ihren Körper zusammenziehen und wieder vor- wärts strecken. Bei einigen Amphibien ist der Körper blos mit einer Schleimhaut bedeckt, wie bei den Fröschen, Eidechsen, Kröten und Schlangen; bei andern finden wir eine Schuppendecke, wie bei dem Krokodill; bei noch andern ein starkes Schild, wie bei der Schildkröte. Viele Schlangen und Eidechsen finden wir mit einer schönen, buntge- sieckten Haut geziert. Das Leben der meisten Amphibien ist äußerst zäh. Eine Kröte kann mehre Monate hindurch in einem feuchten Keller zubringen, ohne zu verhungern, indem sie sich dann blos von der feuchten Kellerluft nährt; ja die Schildkröte vermag länger als ein ganzes Jahr zu hungern. Wegen dieser Zähigkeit läßt sich diese Thiergattung auch schwer tobten; denn die Eidechse bewegt sich noch lange fort, wenn man ihr auch den Kopf abgeschnitten hat. Im Winter fallen sie in eine Erstarrung, wo sie wie todt in kalten Mauern, in der starren Erde, oder in hohlen Bäumen liegen und nicht eher wieder erwachen, als bis der Frühling erscheint. Besonders merkwürdig bei ihnen bleibt der Umstand, daß die verlornen Glieder in einiger Zeit wieder wachsen. Mit Unrecht halten manche Leute die Kröte und Eidechse für giftige Thiere. Dieß gilt nur von einigen Schlangen, z. B. von der Klapper- schlange, von der Brillenschlange, die ihren Feind verwunden und durch das Gift, das in die Wunde stießt, tödten. Fast alle Amphibien legen Eier. Zu den größten Amphibien gehören die Riesenschildkröte, das Krokodill und die Riesenschlange. Die Riesenschildkröte, die von ihrer riesenhaften Größe den Namen hat, lebt im Meere und wird oft so groß, daß sie 800 Pfund wiegt. Am beßten fängt man sie, wenn sie an's Land gekommen ist und schläft. Man wendet sie dann plötzlich um, daß sie auf den Rücken zu liegen kommt; in dieser Lage kann sie sich schwer umwenden, und so schlägt man sie todt. Ihr Fleisch wird

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 159

1868 - Leipzig : Arnoldi
159 genossen. Das Krokodill, eine Art von Eidechse, hat einen mit Schup- pen bedeckten Körper, einen weiten mit spitzen Zähnen versehenen Rachen und einen langen Schwanz. Sein Schuppenpanzer ist so dicht, daß keine Flintenkugel hindurchgeht. Im Nil, einem Flusse Aegyptens in Afrika, wohnen die größten Krokodille. Dieses furchtbare Geschöpf wird 10—12 Ellen lang, nährt sich von Fischen und allerhand Land- thieren, welche letztere es am Ufer erhascht, und fällt selbst Menschen an. Zum Glück kann man ihm leicht ausweichen, weil es sich wegen seines gepanzerten Körpers nicht umlenken kann. Es legt seine Eier zu Hunderten in den Sand, um sie von der Sonne ausbrüten zu lassen. Damit nun nicht zu viel solcher schädlicher Thiere entstehen sollen, schuf Gott den fuchsartigen I chneumon, welcher die Krokodill- eier, die an Größe den Gänseeiern gleichkommen, aufsucht und frißt. Die Riesenschlange, die wegen ihrerschönheit auch Königsschlange heißt, ist 10—15 Ellen lang, so dick wie ein erwachsener Mensch und von solcher Stärke, daß sie nicht nur Hirsche und Rehe, sondern auch Tiger und Büffelochsen erdrosselt. Sie hält sich meistentheils aus Bäumen auf, um aus ihre Beute zu lauern, schlingt den Schwanz um einen Baum, um sich festzuhalten, und springt dann schnell auf das vorübergehende Thier, dem sie die Knochen zerbricht. Bor allen Dingen saugt sie ihm das Blut aus und verschlingt es sodann allmählich. Hat sie sich auf diese Weise gesättigt, so bleibt sie träge liegen und ist zu jeder Vertheidigung ungeschickt, in welchem Zustande sie von einem einzigen Menschen mit leichter Mühe getödtet werden kann. Die Fische. Die Fische haben rothes kaltes Blut; ihr Körper ist mit Schuppen bedeckt, und sie holen nicht durch Lungen, sondern durch die Kiemen Athem; auch unterscheiden sie sich durch die Flossen, welche bei ihnen die Stelle der Hände und Füße vertreten, auf dem Rücken, an der Brust, am Bauche und am Schwänze sitzen und dazu beitragen, daß sich diese Thiere leicht in die Höhe heben, sicher bewegen und umwenden können. Die Kiemen, welche an beiden Seiten des Kopfes liegen, sind Werkzeuge, die dem Fische vom Schöpfer zum Athemholen gegeben und gewöhnlich mit dem Kiemendeckel versehen sind. Will das Thier nun athmen, so öffnet es das Maul, um das Wasser hineinzulassen, und macht es sodann wieder zu, damit das eingedrungene Wasser zu den Kiemen herausfließe. Auf diese Weise zieht der Fisch die in dem Wasser befindliche Luft ein. Bei Mangel an Luft erstickt er. Dieß ge- schieht, sobald ein Teich oder ein Fluß mit dickem Eise bedeckt ist, weß- halb auch die Fischer im strengen Winter große Löcher in das Eis hauen, damit es den Fischen an der nöthigen Luft nicht fehle. Zum
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