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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 5

1868 - Leipzig : Arnoldi
das Volk durch Anlegung von Schulen zu bilden, und er sah ganz richtig voraus, daß ein verständiges Volk nicht nur besser und gesitteter, sondern auch thätiger und gehorsamer gegen den Fürsten werden müsse. In allen Klöstern wurden daher Schulen angelegt; seine eigenen Kinder mußten fleißig in der Schule lernen, und er besuchte die Schulen oft. Einst trat er auch hinein, hörte den Unterricht eine Zeit lang mit an und ließ sich die Arbeiten der Kinder zeigen. Da fand er, daß die armen Kinder fleißig, die reichen dagegen faul waren. Sogleich ließ er die armen und fleißigen Schüler zu seiner Rechten treten und sprach: „Ich freue mich, meine lieben Kinder, daß ihr fo gut einschlagt. Der allmächtige Gott wolle euren Verstand und eure Geschicklichkeit segnen und vermehren! Fahrt also fort, wie ihr angefangen habt, seidfronim und fleißig und werdet immer vollkommener, dann will ich euch zu seiner Zeit mit hohen Würden und Ehrenstellen belohnen; Bischöfe, kaiserliche Kanzler und Räthe will ich aus euch machen, und ihr sollt die Ehre haben, zu meiner Rechten zu sitzen. Land und Leute sollt ihr regieren, meine Vögte, Richter und Amtleute sollt ihr sein, Gut und Geld will ich euch schenken und euch vor allen Andern lieb und werth haben." Darauf stellte er die reichen und faulen Schüler zu seiner Linken und sprach zornig also: „Ihr feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt, des Wissens nicht nöthig zu haben meint und Leichtfertigkeit, Müssiggang und andere Laster den Wissenschaften und Tugenden vorzieht, ihr habt nichts Gutes zu hoffen; keinen Vortheil, keine Ehrenstellen sollt ihr von eurem Kaiser erhalten, dessen Befehl und Willen ihr verachtet habt, und diese Armen und Geringen sollen euch vorgezogen werden, wofern ihr nicht in euch geht und eure Faul- heit durch Fleiß wieder gut macht." Auch auf das Singen in den Schulen hielt er viel, damit der Kirchengesang verbessert werden möchte; denn damals konnte die Gemeinde in der Kirche nicht mit singen, weil sie es in der Schule nicht gelernt hatte, sondern die Geist- lichen sangen auf dem Chore allein. Damit es nun mit dem Kirchen- gesange immer besser werde, ließ Karl gute Sänger sogar aus Italien kommen, welche den Franken Unterricht im Singen ertheilen mußten. So sorgte der große König für Schule und Kirche. Wie er das Wohl seines großes Reiches stets vor Augen hatte, so sorgte er auch für seine Familie. Er selbst lebte einfach; er speiste mit seinen Kindern an einem und demselben Tische; er ließ seine Söhne und Töchter nicht durch großen Putz eitel werden, wie er denn ge- wöhnlich selbst einen Schafpelz trug; er bekümmerte sich darum, wie viel Obstbäume man jährlich auf seinen Gütern angepflanzt hatte; er- sah daraus, daß seine Töchter fleißig weben und spinnen mußten. Kurz, er zeigte sich als einen guten Hausvater. Als er im späten Alter

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 9

1868 - Leipzig : Arnoldi
9 vorschlägt. Ehe er starb, ließ er daher seinen Bruder Eberhardt, der sich schon lange Hoffnung auf den Thron gemacht hatte, zu sich kommen, und sagte: „Gott will, daß ich nun sterben soll; merke daher auf den letzten Rath deines Bruders. Die Sachsen sind auf dem Gipfel der Macht, und ihr Herzog übertrifft alle Uebrigen an Tapferkeit, Weisheit, Verstand, edlen Sitten und Frömmigkeit. Warum wolltest du mit dem Volke der Franken durch seine Hand fallen? Nimm das Schwert, die goldene Krone, den Scepter und Reichsapfel und überbringe sie ihm. Er wird ein König der Völker und ewig dein Freund fein." So ehrte Konrad auch an dem gefährlichsten Feinde das Gute; und er täuschte sich in seinen Erwartungen nicht im Geringsten. Heinrich ward Eberhardt's treuer Freund, ein mächtiger Regent und ein Wohl- thäter für ganz Deutschland. Eberhardt, von mehren Großen des Reichs begleitet, überbrachte ihm die Krone nebst den übrigen Ehren- zeichen der königlichen Würde, als dieser mit seiner Gemahlin Ma- thilde in einer Laube faß und beim Vogelheerde mit Vogelfängen sich beschäftigte, weßhalb man ihn in der Geschichte Heinrich denfinkler, oder Vogler, oder Vogelsteller genannt hat. Als deutscher König zeichnete sich Heinrich rühmlich aus. In der schönen Meißener Gegend lebten damals die heidnischen Sorben- wenden, die häufig Einfälle in das Gebiet der Sachsen unternahmen. Um nun diese schlimmen Gäste im Zaume zu halten, mußte er sie be- kriegen. Er war glücklich gegen sie, und damit er Ruhe vor ihnen haben möchte, baute er an den Grenzen von Meißen mehrere feste Schlösser, in die er sogenannte Markgrafen, d. h. Grenzausseher, setzte, welche die unruhigen Nachbarn bewachen sollten. So entstand durch ihn im Jahre 922 die Stadt Meißen, welche ihren Namen von dem nahen Flüßchen Misni oder Meisse hat. Auch noch andere Städte wurden unter feiner Regierung erbaut, z.b. Gotha, Bremen, Merseburg. Mit Recht heißt er daher der Städtegründer oder Städteerbauer. Er baute aber die Städte an, damit seine Unter- thanen, die aus den Dörfern wohnten, vor den Einfällen der wilden Sorben sicher sein möchten. Zu diesem Zwecke befestigte er jene und verordnete, daß allemal der neunte Landbewohner in die Stadt ziehen, die übrigen acht aber das Feld bauen sollten. Die Bewohner einer befestigten Stadt oder Burg hießen Bürger; die Dorfbewohner, die den Acker anbauten, wurden Bauern genannt. Von jenen Sorben- wenden giebt es noch Abkömmlinge unter dem Namen der Wenden, die in großer Anzahl in der Lausitz sich aushalten, die wendrsche Sprache reden und ihre eigenthümliche Kleidung haben. Auch diealtenbur ger Bauern gehören hierher, die sich durch ihren Anzug bis auf diese Stunde auszeichnen. Wenn Heinrich mit der Besiegung der Sorben-

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 11

1868 - Leipzig : Arnoldi
11 trugen Bevenken, ihn marschiren zu lassen; allein seines Volkes Wohl galt ihm mehr als das eigene Leben. In dieser Ueberzeugung sprach er: „Es ist jetzt nicht gut, krank zu sein. Gott wird mir zu den ent- scheidenden Augenblicken Kraft geben, und wenn er dann die Krast von mir nimmt, nachdem die Freiheit errungen ist, so ist der Gewinn doch groß genug, um einige Jahre des Lebens dafür hinzugeben." Zur Fastenzeit im Jahre 933 stand er bei dem Dorfe Keuschberg, 2 Stunven von Merseburg, dem Feinde gegenüber. Blutroth leuchtete des Nachts der Himmel von den vielen brennenden Städten und Dörfern, welche die Hunnen angezündet hatten. Heinrich ordnete seine Truppen, befahl seinem Sohne Otto, mit 2000 Mann Reiterei sich in eine Vertiefung zu verbergen, um nöthigen Falls dem Gegner in den Rücken zu fallen, und wendete sich also an seine Soldaten: „Krieger! seht, dort glüht der Himmel blutigroth. Eure Habe ist's, die jetzt auf- lodert. Was sucht ihr, wenn ihr umkehrt und flieht? Eure Hütten? — Sie liegen in Asche. Eure Weiber? — Sie sind gemißhandelt. Eure Kinder? — Sie sind ermordet. Euren Gott? — Seine Altäre sind umgestürzt. Krieger! der Tag der Vergeltung ist gekommen. Seid Männer und betet zu dem dort oben, der Hilfe sendet in der Stunde der Noth." Morgens 5 Uhr begann der Angriff. Mit Un- gestüm drangen die Feinde vorwärts. Schon 10 Stunden dauerte die Schlacht und schon wollte die Sonne untergehen, als Heinrich's Truppen zurückwichen. Da sprengte der König mit seinem Rosse eiligst zu den Seinen, um ihnen Muth einzuflößen. Aber vergebens. In dieser Noth dachte Heinrich an seinen Sohn Otto und an dessen 2000 Reiter. Plötzlich schickte er einen Reiter zu diesem mit dem Befehle, den Feind im Rücken anzugreifen. Schnell war der Prinz da, die Feinde kamen in Unordnung, flohen, und der Sieg war auf Heinrich's Seite. 40,000 Hunnen lagen auf dem Schlachtfelde, 50,000 geriethen in die Gefangenschaft, denen — grausam genug — Hände und Füße abgehauen, oder die Nasen abgeschnitten wurden. Die Sachsen und Thüringer trugen zu diesem Siege durch ihre Tapferkeit das Meiste bei. Heinrich vergaß es nicht, Gott zu danken. Am Altare in der Domkirche zu Merseburg siel er auf seine Kniee nieder, und auf dem Chore sang man das Lied: Herr Gott, dich loben wir! Auch ließ er in dem Dorfe Keuschberg eine Kirche bauen, um das Andenken an die Hunnenschlacht zu bewahren. Noch jetzt wird in der genannten Kirche die Geschichte jener Begebenheit jährlich am Kirchweihfeste von der Kanzel herab vorgelesen. Heinrich sorgte nun dafür, daß die verwüsteten Gegenden wieder angebaut wurden. ' Ueberall zeigte er sich als Vater seines Volkes. Sein Ende fühlend, ordnete er noch Manches weislich an, tröstete aus

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 13

1868 - Leipzig : Arnoldi
13 Sachsen und Baiern mit ihren langen Lanzen gingen in dichten Reihen auf den Feind los, und bald hatte Otto den herrlichsten Sieg errungen. In der grössten Unordnung flohen die Hunnen; viele stürzten sich auf der Flucht in den Lech und ertranken; die Gefangenen wurden verstümmelt, oder lebendig begraben, oder gekreuzigt und durch langsame Qualen getödtet, und das ganze feindliche Lager mit einer Menge silberner Ketten und mit andern kostbaren Gegenständen fiel in die Hände der Deut- schen. Seit dieser Zeit verging den Hunnen der Muth, den deutschen Boden wieder zu betreten; sie setzten sich im heutigen Ungarn fest und stifteten daselbst ein eigenes Königreich, das bis auf diese Stunde unter dem Namen des Königreichs Ungarn bekannt ist. Unter Otto dem Grossen war es auch, dass die reichen Silbergruben auf dem Harze entdeckt wurden. Von der Art und Weise dieser Entdeckung erzählt man Folgendes: Ein Herr, Namens Ramm, ritt einst auf die Jagd, und um das Wild in dem dichten Walde besser verfolgen zu können, band er sein Pferd an einen Baum. Unterdessen stampfte es mit dem Fusse ein Stück Erz aus der Erde. Wie erstaunt war sein Herr, als er bei seiner Rückkunft bemerkte, dass der herausgescharrte Stein sehr viel Silber enthalte. Nun säumte man nicht, auf diesem Orte Bergwerke anzulegen. So entstanden die reichen Silbergruben unweit der Stadt Goslar auf dem sogenannten Rammelsberge, der, wie man glaubt, vom Herrn Ramm seinen Namen erhalten hat. Jene zufällige Entdeckung geschah im Jahre 968, von wo an das goldene Zeitalter seinen Anfang nahm. Denn Deutschland ward dadurch nicht nur ein reiches Land, sondern es konnten auch mit Hilfe des vielen Geldes, das in Umlauf kam, manche Verbesserungen vorgenommen werden; eine Menge Menschen fand bei den neuen Bergwerken hin- längliche Beschäftigung und in den Handel und Wandel kam ein weit regeres Leben. Ludwig der Springer erbaut das Schloß Wartburg. Das Schloß Wartburg ist durch Martin Luther berühmt geworden. Hier war es, wo er 11 Monate als Gegangener lebte und m seiner Einsamkeit den Anfang machte, die Bibel in unsere Mutter- sprache zu übersetzen. Ihm verdanken wir es also, daß wir die Bibel lesen können. Jene Burg selbst liegt auf einer ziemlichen Anhöhe des Thüringer Waldes, ganz nahe bei der Stadt Eisenach, und man hat von da eine herrliche Aussicht in die fruchtbare Umgegend. Der

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 20

1868 - Leipzig : Arnoldi
20 menschlicher Härte. Auch blieben die Sachsen nicht allemal Sieger; denn den 15. Juni 1426 ward ihre Armee bei der Stadt Aussig in Böhmen von denhussiten völlig geschlagen, und 9000 bis 12,000 Mann blieben auf dem Schlachtfelde liegen. Allein dennoch trug diese Hilfe, welche Friedrich der Streitbare dem Kaiser Sigismund gegen die Hus- siten geleistet hatte, sehr viel zur Vergrößerung unseres Vaterlandes bei, indem der Kaiser aus Dankbarkeit seinem Bundesgenossen die Churwürde übergab. Der letzte Churfürst von Sachsen war Albrechtder Dritte, welcher im November 1422 unerwartet an den Folgen eines Schreckens starb. Als er nämlich sich auf der Jagd befand und sich verspätet hatte, konnte er die Stadt Wittenberg, wo er seine Residenz hatte, nicht erreichen; er sah sich daher genöthigt in einem Bauernhause nahe bei der Stadt Annaburg zu übernachten. Mitten in der Nacht brach in dieser Wohnung Feuer aus, welches so plötzlich um sich griff, daß der Churfürst sich und seine Gemahlin E u f e m i a nur mit Mühe aus den Flammen retten konnte. Er reiste nun nach Wittenberg, ward aber in Folge jenes Schreckens krank und starb schon nach wenigen Tagen in seiner Residenz. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen, so daß nach den damals bestehenden Gesetzen sein Land an den Kaiser siel, welcher das Recht hatte, es an einen be- liebigen Fürsten zu verschenken. Seine Wahl fiel auf Friedrich den Streitbaren, der ihm im Streite wider die Hussiten so wichtige Dienste geleistet hatte und nun nicht blos Landgraf von Thüringen und Mark- graf von Meißen war, sondern auch Churfürst von Sachsen ward. Nicht lange genoß er diese Würde, denn er starb zu Altenburg den 4ten Januar 1428. Man begrub ihn in der herrlichen Domkirche zu Meißen, und zwar ganz im Stillen, damit es die Hussiten nicht erfahren und den Leichnam Friedrich's nicht stören möchten. Kurz vor seinem Ende versammelte er seine Söhne um sich und ermahnte sie auf eine recht herzliche Weise: „Zeit und Stunde ist gekommen," sprach er, „daß ich aus diesem sterblichen Leben zum unsterblichen übergehe. Man muß dem göttlichen Willen, der nie anders als gut ist, Alles heim- stellen. Lasset vorzüglich dieß euere Sorge sein, daß ihr das Vaterland bei Frieden erhaltet, und dieß wird leicht geschehen können, wenn ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht lebt, die Unterthanen treulich schützt und ihr Bestes fördert. Darum ermahne ich euch in allem Ernst, daß ihr nicht solche zu euren Räthen annehmt, die ehr- und geldsüchtig sind und von dem Lande sich zu bereichern be- gehren. Beschweret nicht die Unterthanen mit neuen Bürden und Auf- lagen. Wollt ihr Jemanden erheben, so thut es ohne Unterdrückung des Andern. Keine Frevelthat laßt ungestraft hingehen; wo aber Hoffnung der Besserung ist, da laßt die Nachsicht und Verzeihung Platz
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