Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 54

1868 - Leipzig : Arnoldi
54 welche die Verehrer Jesu belehrten, für die Pflege der Armen und Kranken sorgten, den Glauben durch eine wahre Gottesverehrung förderten und darüber wachten, daß keine Jrrlehrer den Samen des Unglaubens ausstreuten. War eine Gemeinde sehr zahlreich und blühend, so genoß natürlich auch der Vorsteher derselben eine große Achtung. Solche große Christengemeinden gab es in den ersten Jahr- hunderten namentlich zu Rom in Italien, zu Alerandrien in Aegypten, zu Antiochien in Syrien und zu Con st ant in opel in der heutigen Türkei. Lange standen diese Aufseher oder Bischöfe dem Range nach einander gleich, und keiner derselben hatte mehr Vor- rechte als der andere. Allein mehre Umstände vereinigten sich in der Folge, welche dem römischen Bischöfe eine größere Gewalt verliehen. Rom war ja die Hauptstadt des abendländischen Kaiserthums; in Rom gab es große Reichthümer; nach Rom wendete man sich auch, damit der dasige Bischof die Streitigkeiten beilegen sollte, worein sich nicht selten verschiedene Gemeinden oder ihre Vorgesetzten verwickelten. Dazu kam, daß Pipin, der Staatsminister des fränkischen Königs Childerich, seinen schwachen Herrn vom Throne stieß und sich mit Genehmigung des römischen Bischofs Zacharias selbst darauf setzte. Zacharias salbte ihn im 8ten Jahrhunderte zum Könige der Fran- ken, wofür ihm dieser beträchtliche Ländereien in der Umgegend von Rom schenkte. Karl der Große, Pipin's Sohn, bestätigte ihn im Besitze derselben, und so war der Grund zu dem nachmaligen Kirchen- staate gelegt. Von jetzt an ward der römische Bischof ausschließlich Papst, d. h. Vate r, genannt; ein Titel, den man früher sämmtlichen -Bischöfen der übrigen Provinzen gab. Bald wuchs mit der Gewalt der Päpste auch ihre Anmaßung. Sie erklärten sich öffentlich für die unmittelbaren Nachfolger Petri und gaben fälschlich vor, der Apostel Petrus habe die Gemeinde zu Rom gegründet, er sei der erste Bischof daselbst gewesen und habe den jedesmaligen Papst zu seinem Nachfolger bestimmt. Gleichwohl hat Christus niemals gewollt, daß der Apostel Petrus ein regierender Herr sein sollte; vielmehr war es sein Wille, daß seine Schüler lehren, nicht aber herrschen sollten. Die Päpste sprachen ferner den Grundsatz aus, sie seien die Statt- halter Christi oder die Stellvertreter desselben; wie also der Er- löser bei seinem Leben für die Kirche gesorgt habe, so sei es die Pflicht des Papstes, als eines sichtbaren Oberhauptes der christlichen Ge- meinden, das Wohl derselben zu fördern. Je mehr diese Behaup- tungen geltend wurden, desto unumschränkter herrschte von Rom aus der angebliche Stellvertreter Christi, und er wollte nichts mehr davon wissen, daß der Heiland die Länder, die ihm der Versucher bot, ver- schmähte und nicht einmal hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte.

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 55

1868 - Leipzig : Arnoldi
55 Unter allen Päpsten dehnte keiner seine Macht weiter ans, als Gre- gor Vii., eigentlich Hildebrand genannt, der Sohn eines Schmiedes, der von 1073 bis 1085 regierte. Von Kaisern und Königen forderte er Unterwerfung. Als daher der deutsche Kaiser Heinrich Iv. sich ihm widersetzte, that er diesen in den Bann, zufolge dessen ihm keiner seiner Untergebenen mehr gehorchte, und er von aller christlichen Gemeinschaft so lange ausgeschlossen blieb, bis ihn der Papst wieder zu Gnaden an- nahm. Heinrich, dem es sonst nicht an Muth gebrach, unternahm im Januar 1077 eine beschwerliche Reise über die Alpen nach Italien, um seinen Feind um Verzeihung zu bitten. Gregor hielt sich damals zu C a n o s s a in Toskana bei der Gräfin Mathilde auf. Hier ließ er den Kaiser im härenen Bußgewande und mit bloßen Füßen mitten im Winter 3 Tage ans dem Schloßhofe stehen, worauf er ihn endlich vor sich ließ und ihm versprach, seine Angelegenheiten balvigst zu besorgen. Derselbe Gregor befahl auch mit unerbittlicher Strenge, daß kein Geist- licher heirathen solle. Mit gleicher Härte verfuhr gegen die christlichen Länder der Papst Inno eenz Iii., der von 1198 bis 1216 den Stuhl Petri einnahm. Furchtbar machte er sich durch die Strafe des In- ter di et s oder des großen Bannes. Erging dieses über ein Land, so wurden die Kirchen geschlossen, keine Sakramente verwaltet, keine Glocken geläutet, die Altäre ihres Schmuckes beraubt und die Todten nicht ans dem gewöhnlichen Gottesacker begraben. Eine neue Plage brachte G r e g o r Ix. seit 1229 durch die Einführung derinquisi - t i ott oder des Ketzergerichts, zufolge dessen alle Irrgläubige abscheulich gemartert und zu einem qualvollen Tode verurtheilt wurden. 'Hundert- tausende solcher Unglücklichen haben ans dem Scheiterhaufen ihr Leben geendet. Natürlich war es, daß die Christen an der Heiligkeit der Päpste dadurch irre wurden, denn Christus ging umher und that wohl. Auch nahm man gerechten Anstoß an dem unsittlichen Lebenswandel, den manche Päpste führten, uamentlich Alexander Vi. und Julius Ii., die kurz vor der Reformation regierten. Man konnte sie unmöglich für Stellvertreter Jesu halten, da der Erlöser ohne Sünde war und getrost fragen konnte: ,,Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?" Kein Wunder also, wenn man es nach und nach ver- suchte, sich von einer Herrschaft loszureißen, die eben so wenig in der Bibel befohlen wird, als sie das Wohl der christlichen Kirche zur Ab- sicht hatte. Irrlehren und Mißbrauche unter den Christen. Auch das Heiligste ist dem Mißbrauche unterworfen, sobald es dem Menschen übergeben wird. Das erfuhr sehr bald die göttliche Lehre, welche Jesus Christus den Menschen als ein Wort vom Himmel

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 64

1868 - Leipzig : Arnoldi
64 brannte sie, so sehr auch der König und das Volk dieses Betragen mißbilligten. Huß blieb sich dennoch treu; er schrieb: „Ich will von der erkannten Wahrheit nicht abweichen, bis man mir krästige Gründe vorbringen wird. Denn Verräther an der Wahrheit mag ich nicht sein. Verräther ist nicht nur der Lügner, der sie ableugnet, sondern auch der Heuchler, der sie aus Menschenfurcht nicht offenbart." Fortsetzung. Weil Huß an dem Könige Wenzel einen mächtigen Vertheidiger fand, so ruhten seine Gegner nickt, sondern verklagten ihn, so wie den König selbst, bei dem Kaiser Sigismund, Wenzel's Bruder. Der damalige Papst hieß Johann Xxiii. Dieser erließ wiederholte Be- fehle an den böhmischen König, den kirchlichen Unruhen in Böhmen Einhalt zu thun, zumal da es nicht selten zu blutigen Streitigkeiten kam. Alles war umsonst, die Unruhen dauerten fort, bis der Papst endlich verordnete, daß alle Kirchen zu Prag, mit Ausnahme der Hauptkirche, verschlossen bleiben sollten. Huß, über diese Bestrafung der Prager Bewohner betrübt, verließ die Stadt 1412" und wendete sich in seinen Geburtsort Hußiuecz, wo er mehre nützliche Schriften schrieb. Endlich bestimmte man im Jahre 1414 eine Kirchenversamm- lung zu Kostnitz, aus welcher Hußens Sache ausgemacht werden sollte. Huß ward beauftragt, daselbst zu erscheinen. Freudig trat er seinen Weg dahin an. Viele seiner Anhänger begleiteten ihn eine Strecke Weges und nahmen mit Thränen von ihm Abschied, weil sie voraus- sahen, der wackere Lehrer werde nicht wieder zurückkehren. Am 3. Nov. langte Hnß in Kostnitz an. Als er die Thurmspitzen der Stadt erblickte, ries er getrost aus: ,,Jst Gott für uns, wer mag wider uns sein? Mögen sie mir immer Schaden thun; die Lehren, welche ich predige, können sie doch nicht antasten." Bei seiner Ankunst stieg er in dem Hause einer alten Wittwe, Namens Fido ab, die für seine Pflege treulich sorgte. Einige Vornehme Böhmens gingen bald darauf zum Papste mit der Bitte, er möge den Geleitsbrief durch seine Unterschrift bestätigen, welchen Huß zu seiner Sicherheit vom Kaiser Sigismund erhalten hatte. Allein er unterschrieb ihn nicht, sondern täuschte die Männer mit den glatten Worten: „Eurem Huß soll nichts geschehen, und wenn er auch meinen leiblichen Bruder ermordet hätte." Huß traute solcher falschen Versicherung. Bald ward er vom Gegentheil überzeugt. Nach einer Unterredung, die er den 28. November 1414 im päpstlichen Paläste mit den Cardinälen in Gegenwart des Papstes. gehalten hatte, ließ man ihn des Nachts durch einen Offizier in ein Gefängniß abführen. Er kam nach und nach in 4 verschiedene Kerker.

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 96

1868 - Leipzig : Arnoldi
96 anderer zu Spei er gehalten, auf welchem letztem sich der Kaiser gegen die Protestanten sehr glimpflich zeigte, so dass ihm der Papst Paul Iii. desshalb unwillig schrieb, er werde, wofern der Kaiser die verruchten Ketzer begünstige, genöthigt sein, anders mit ihm zu verfahren, und mehr Ernst und Schärfe brauchen, als ihm lieb wäre. Der Papst wusste nicht, dass Karl die evangelischen Fürsten nur so lange beruhigen wollte, bis der Krieg mit Frankreich und der Türkei beigelegt sein würde. Schon wurden die Kriegsrüstungen von katholischer und protestantischer Seite mit Eifer betrieben. Die evangeli- schen Fürsten liessen einen abermaligen Reichstag zu Regens- burg in Baiern, auf welchem der Kaiser selbst 1546 erschien, unbesucht; desgleichen auch die Kirchenversammlung zu Trient in Tyrol, die bereits ihren Anfang genommen hatte. Denn es blieb ihnen nicht unbekannt, dass der Papst in dem- selben Jahre ein Bündniss mit Karl V. gegen sie geschlossen habe. Desto mehr waren sie auf ihre Vertheidigung bedacht. Ihre Armee bestand aus 70,000 Mann; Sachsen stellte 24,000, der Landgraf von Hessen 22,000, der Herzog von Würtem- berg 11,000, die Reichstädte 14,000, welches Heer sie noch mit 120 Kanonen unterstützten. An der Spitze des Heeres standen Friedrich der Grossmüthige und Philipp von Hessen. Hätten sie den Feind mit vereinter Kraft angegriffen, wie es anfangs schien, so würden sie bald die Oberhand behalten haben; denn der Kaiser zählte in Baiern nur wenige Truppen. Allein die Anführer wollten nicht immer dasselbe. So verstrich die Zeit, und die Gegenpartei sammelte ihre Streitkräfte. Wir wissen bereits, wie der Kaiser den Churfürsten von Sachsen in die Acht erklärte, wie Friedrich der Grossmüthige durch seinen Vetter Moritz hintergangen ward, und wie er nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg den 24. April 1547 in Gefangenschaft gerieth, bald darauf die Churwürde verlor und so lange den Kaiser als Gefangener begleiten musste, bis Moritz Karl V. unerwartet in Tyrol schlug und den 16. Juli 1552 den Passauer Vertrag zu Stande brachte. So hatte auf einmal der Schmalkaldische Bund sein Ende erreicht. Indess blieb Friedrich der Grossmüthige bei allen diesen Unglücks- fäilen seinem Glauben treu. Als der Kaiser von ihm verlangte, dass er sich von der lutherischen Lehre lossagen solle, gab er Jenem zur Antwort: „Mit nichten, wir wollen bei der Lehre und dem Bekenntnisse, das wir zu Augsburg mit übergeben haben, beständig beharren und lieber die Chur, Land und

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
o ä ch s i s ch e Geschickte. Die alten Sachsen. >E^ir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß cs uns wichtig seyn, zu erfahren, wo unsre Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmalig ein gebildetes Volk geworden sind. . Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name: Sachsen in der Ge- schichte vor. Vor dieser Zeit lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem.worte Sax, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen blei- den, weil sie sich an. einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des Königreichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Charte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald aus- findig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts, als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthie- ren, Auerochsen und anderm Wild angefüllt war. tlm sich vor diesen wilden Thieren zu schützen, und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Haute zur Kleidung und Ruhestätte zu benutzen, so waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch
   bis 10 von 17 weiter»  »»
17 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 17 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 20
1 5
2 18
3 14
4 0
5 81
6 0
7 98
8 2
9 0
10 114
11 3
12 0
13 17
14 0
15 13
16 55
17 0
18 11
19 96
20 0
21 14
22 0
23 0
24 1
25 12
26 11
27 99
28 9
29 28
30 33
31 0
32 0
33 33
34 1
35 2
36 45
37 240
38 3
39 39
40 0
41 0
42 7
43 0
44 0
45 36
46 8
47 47
48 10
49 4

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 16
18 0
19 0
20 0
21 2
22 0
23 5
24 0
25 1
26 3
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 1
55 0
56 3
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 6
66 1
67 0
68 0
69 1
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 1
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 5
84 2
85 0
86 1
87 1
88 0
89 0
90 4
91 0
92 2
93 0
94 6
95 2
96 0
97 0
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 6
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 4
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 4
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 2
59 5
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 3
78 0
79 0
80 0
81 3
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 6
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 0
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 2
132 3
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 4
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 2
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 1
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 3
176 0
177 5
178 0
179 1
180 0
181 0
182 0
183 2
184 0
185 2
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 0
192 3
193 0
194 0
195 1
196 1
197 0
198 0
199 0