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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 1

1837 - Leipzig : Crayen
Erster Abschnitt. Die ältere brandenburgische Geschichte bis zum Anfänge der Regierung der hohenzollernschen Regentenfamilie. Bis 1415 nach Christi Geburt. Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis auf die Regierung des anhaltinischen Hauses. Bis 1133 nach Christi Geburt. 1. Das Land. c\$n dem nordöstlichen Deutschland, zwischen und an der Elbe und Oder, da, wo die Havel und Spree ihren Lauf haben, beginnt die Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staats, zu dessen glücklichen Unterthanen wir gehören. Jetzt umfaßt die Provinz Brandenburg dem größten Theile nach diese Gegend, welche, wie gegenwärtig, so auch in der ältesten Zeit den deutschen Landern beigezahlt wurde. Von diesen wissen wir aber aus der grauen Vorzeit wenig zu erzäh- len.- Ein fremdes Volk hat uns die ersten Nachrichten darüber mitgetheilt. Es sind die Römer. Ihnen lag jenseit der Donau und des Rheins, in weite Fernen nach Osten und Norden hin, das große, freie, deutsche Land. Dieses Land war im Alterthume nicht so herr- lich angebaut und so zahlreich bewohnt, wie jetzt. An vielen Stellen breiteten sich auf den Gebirgen und in den Thalern sehr große Wal- dungen aus, hier und da waren Sümpfe und Moraste in Menge, da und dort sah man große Heidestrecken. Die Wälder, Sümpfe und Moore füllten im Herbste und Winter die Luft mit Nebel an. Je weiter sich die deutschen Gegenden nach der Ostsee und der Weich- sel hin ausdehnten, desto unfreundlicher und rauher wurden sie, desto kälter und feuchter war die Lust. Vormb. br. pr. Gesch. 4. Aufl. 1

2. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 6

1837 - Leipzig : Crayen
6 I. Abschn. Don d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. schenblut gebüßt und abgewaschen werden. Rücklings gingen sie wie- der hinaus. Fiel einer von ungefähr nieder, so war es ihm nicht erlaubt, wieder auszustehen; er mußte sich auf der Erde hinaus walzen. «► Nächst den Semnonen waren die Langobarden, vielleicht von ihren langen Barten, oder von den langen Hellebarden, die sie führ- ten, so genannt, eine geachtete suevische Völkerschaft. Sie waren nicht sehr zahlreich, aber ihre Tapferkeit war überall berühmt und bekannt, ihre Hülfe gesucht, ihr Erscheinen gefürchtet. Und eben diese beiden Völkerschaften waren die ältesten Bewohner des brandenburgischcn Landes. Die Semnonen wohnten zwischen der Elbe und Oder, an der Havel und Spree, also in der jetzigen Mittelmark, Neumark und Lausitz; die Langobarden an den Ufern der Elbe bis zur Havel, in der heutigen Altmark und Priegnitz. 3. Die Auswanderung der Semnonen und Longobarden. Es war ungefähr um das fünfte Jahrhundert, als viele Völker in und außerhalb Deutschland von einer außerordentlichen Wanderungs- lust befallen wurden. Sie brachen in großen Massen aus ihren bis- herigen Sitzen auf, um neue Wohnplatze zu suchen. Und wenn ein Volk auch gar nicht geneigt war, die Heimath zu verlassen und die Ferne dafür anzunehmen, — der Strom der wandernden Völker nahm es mit und es konnte nicht widerstehen. So geschah es denn, daß ein großes Drangen und Treiben entstand, und der Nachbar den Nachbarn aus der Heimath trieb. Der Zug ging von O'st und Nord vorzüglich nach Süden und Westen, und Frankreich, Spanien, Italien, ja sogar Afrika's Nordküste wurde von den Wanderungslustigen über- schwemmt. Auch die alten Bewohner Brandenburgs machten sich auf. Sie hatten bisher ruhig in ihren Gebieten nach ihren Sitten und Gebrauchen gelebt, denn der Römer Eroberungssucht in Deutsch- land hatte an der Elbe die Grenze gefunden. Und wenn auch erzählt wird, daß Semnonen und Longobarden sich mit Hermann, dem Che- ruskerfürsten, verbanden und unter ihm mehrere Kriegszüge thaten, so war dadurch wohl nur die kriegerische Mannschaft beschäftigt, das Volk selbst in seinem Thun und Treiben nicht gestört worden. Aber jetzt hatte auch seine Stunde geschlagen. Es warf sich mit in den Wanderungsstcom und zog hin nach Gallien, Spanien und Italien. Dort -fanden die Ankömmlinge eine neue Heimath. Die Wenigen, die in den brandenburgischen Gegenden zurückblieben, verloren sich nach und nach, und ihres Namens ist dort nicht weiter gedacht worden.

3. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 11

1837 - Leipzig : Crayen
li àrl der Große und die Wenden. Fröhlichkeit auf und ließ die Jauchzenden, zwar unbewußt, doch mäch- tig empfinden, daß Gott gütig für alle seine Menschen sorgt, damit es ihnen wohl gehe, wenn sie selbst nur wollen. 6. Karl der Große und die Wenden. Es waren über zwei Jahrhunderte verstosten, seitdem die Wenden in den brandenburgischen Gegenden also lebten und unangefochten von andern Völkern ihre alte Verfassung, ihre Religion und ihre Sitten behielten. Doch auch ihre Stunde sollte kommen. Ihre räuberischen Streifzüge, vorzüglich über die Elbe in die deutschen Gauen, und der Eifer christlicher Fürsten, die Heiden zu bekehren, veranlaßten es, daß wir von nun an die Wenden im beständigen Kampfe mit andern Völkern sehen, bis sie endlich unterlagen. Das Werkzeug, welches sich Gott ausersehen hatte, um dem Christenthum den ersten Weg in die Lander jenseit der Elbe zu bahnen, war der mächtige König der Fran- ken und römische Kaiser, Karl der Große, der von 768 bis 814 regierte. Ihm war es ein Lieblingsgedanken, das Christenthum unter den Heiden zu verbreiten. Und da die damalige Zeit nur Schwert und Gewalt kannte, so hielt es auch Karl der Große für erlaubt, mit dem Schwerte in der Hand die Völker zu d e r Lehre zu bekehren, deren erhabener Stifter spricht: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen!" Zuerst wurden die heid- nischen Sachsen, die in der Mitte Deutschlands ihre Wohnsitze hat- ten, angegriffen und überwältigt. Es war eine Hauptbedingung bei den Friedensunterhandlungen, das Christenthum anzunehmen. In diesen Krieg wurden auch die Wenden verwickelt. Sie fürch- teten nämlich, und das auch wohl mit Recht, einen Angriff von dem mächtigen Könige, sobald derselbe mit den Sachsen fertig sei; denn diese hatten ihnen bisher als Schutz- gegen die Franken gedient. Da- her schlossen Wilzen und Sachsen einen Bund. Ihre vereinigten An- strengungen unterlagen aber der Macht Karl's des Großen. Und nun richtete der Sieger auf die Völker jenseit der Elbe seine Blicke, denn auch sie sollten zum Christenthume bekehrt werden. 789 unternahm er den Zug in das Wendenland. Er wollte mit einem Schlage die Feinde durch ein furchtbares Heer bezwingen. Doch Sümpfe, Ver- haue und unwegsame Moraste waren so sehr hinderlich, daß sich Karl gern in einen Vergleich einließ, als Dragoid, der König der Wenden, mit seinen Prinzen in das Frankenlager kam, um Frieden anzubieten. Die Wenden gelobten Annahme des Christenthums und die Erlegung eines kleinen jährlichen Tributs. Die Elbe sollte künftig ihre Grenze sein. Diese Unterwerfung war aber nur Schein gewesen. Der Tribut wurde nichts regelmäßig bezahlt, und die christliche Religion nicht allge- mein eingeführt. Ja, die Wenden verbanden sich sogar mit Gotarik, dem Könige von Jütland, sielen in das heutige Holstein ein und ero-

4. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 12

1837 - Leipzig : Crayen
12 I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1-115 n. Chr. Geb. berten und zerstörten die von Karl an der Elbe erbaute Festung Hoch- buchi, jetzt Hamburg. Das geschah im Jahr 810. Karl war schon zu alt, um die Feinde kräftig zum Gehorsam zurückzusühren; sie blie- den ungestraft. Und als die Nachfolger des großen Kaisers kaum Ruhe und Ordnung im Innern ihres Landes zu erhalten vermochten, waren die Wenden um so sicherer, daß man sie nicht angreifen würde. An Bezahlung des gelobten Tributs wurde nicht gedacht; die Götzen- religion verdrängte die herrliche Christuslehre, und den alten Verfas- sungen hingegeben, stand das Volk wieder frei da. 6. Die Gründung der Markgrafschaft Nordmark oder Nordsachsen. Der glückliche Krieg mit dem Kaiser Karl hatte die Wenden keck gemacht. Sie gedachten, unter den schwachen deutschen Königen auch jenseit der Elbe ihre Besitzungen auszudehnen, oder doch wenigstens die angrenzenden Lander nach und nach auszuplündern. Die Raub- und Streifzüge in das Gebiet des naheliegenden Sachsen-Landes nah- men zu, die Plünderungen wurden immer verheerender. Und da das deutsche Reich unter elenden Königen nicht im Stande war, den Räu- bern mit Nachdruck zu begegnen, so trieben diese ihr Spiel frank und frei. Eben so, ja, noch ärger machten es die Ungarn. Beide Völker waren der Schrecken der deutschen Lande. Dies bange Zagen sollte aber endlich enden. Der Sachsenherzog Heinrich, mit dem unwürdi- gen Beinamen der Vogelsteller, — man sollte ihn lieber den Großen nennen — bestieg im Jahre 919 Deutschlands Kaiserthron. Er war ein Fürst, der Kraft und Geschick besaß, ein gesunkenes Land zu heben. Die plündernden Fsinde zu demüthigen, das war sein ernster Willen. Um aber nicht mit einem Male zu viel zu unternehmen und dadurch seine Macht zu schwächen, schloß er mit den Ungarn auf neun Jahre Waffenstillstand. In dieser Zeit, hoffte er, sollten die Wenden unterworfen und bezwungen werden, und demnächst die Ungarn der Deutschen schwere Hand empfinden. Und es geschah also. Im Jahre 927 beginnt der Zug gegen die Wenden. Das deut- sche Heer setzt über die Elbe; es legt an der Havelmündung eine starke Schanze an, und man hofft schon, in kurzer Zeit glücklich den Krieg zu vollenden. Doch nur zu schnell müssen die Deutschen dieser Hoffnung entsagen. Heinrich vermag nur langsam mit dem Heere vorzudringen; nach vielen Anstrengungen kommt ec in die Gegend der Stadt Bren- nabor, jetzt Brandenburg. Hier thürmen sich die Hindernisse. Sümpfe und Moräste umgeben die Stadt in einem weiten Umfange; der an- geschwollene Havelstrom vermehrt die Schwierigkeiten. In der Stadt selbst ist das Wendenvolk unter seinem Krolen Tugumir in großen Massen versammelt und fest entschlossen, für seine Freiheit Alles zu wagen. Tugumir trotzt dem Feinde, belacht und verhöhnt seine An-

5. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 14

1837 - Leipzig : Crayen
14 I. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. Markgrafen ernannt. Nach Siegfrieds Tode wurde Graf Gero, nach- her Graf Diedrich, dann Männer aus den Haufern der Grafen von Walbeck, Ballenstadt und Stade mit der markgräflichen Würde bekleidet. Diese Markgrafen hatten einen schweren Stand gegen die feind- seligen Nachbarn. Kaiser Heinrich, der Vogelsteller, hatte nämlich ganz richtig geurtheilt, daß der Wenden Unterwerfung nur Schein sei. Kaum war er todt, so schien ihnen der Zeitpunkt da zu sein, das verhaßte Joch wieder abwerfen und sich frei machen zu können. Graf Gero, der vom Kaiser Otto I., dem Großen, zum Markgrafen ernannt war, wurde wirklich von ihnen hart gedrängt. In der Noch ergriff Gero gegen die Feinde ein sehr verabfcheuungswürdiges Mittel. Er ladet dreißig wendische Oberhäupter unter dem Schein der Freundschaft zu Gaste. Sie kommen. Aber in der Nacht ließ Gero sie alle ver- ratherischer Weise erschlagen. Dieser Meuchelmord entflammt das Wendenvolk zur Wuth und Rache. Sie stehen in Masse auf, und wer weiß, ob nicht Heinrich's Stiftung rein vernichtet worden wäre, wenn die Wenden treue Anführer gehabt hatten. Doch Gero nimmt wieder seine Zuflucht zur Hinterlist. Er beredet den alten Krolen Tugumir, dessen bei Kaiser Heinrich schon gedacht ist, zum Verrath am eignen Vaterlande. Tugumir laßt in Brennabor seinen Vetter und Thronerben ermorden und überliefert die Stadt selbst dem Gero. Dadurch wird der Feinde Macht gebrochen, das Hevellerland unterworfen, und alle Wenden bis an die Oder gezwungen, einen Tri- but zu zahlen und das Christenthum anzunehmen. Um dieser heil- bringenden Religion mehr und mehr Eingang zu verschaffen und durch ihre schönen Lehren die Wildheit des wendischen Volkes zu bändigen und zu mildern, stiftete Kaiser Otto im Jahr 946 Bisthümec zu Brandenburg und zu Havelberg. Diese Stiftung wirkte nun zwar zur Verbreitung der Lehre Jesu Christi, aber sie vermochte doch nicht, die Rache zu unterdrücken, zu welcher die Wenden durch Gero's dop- pelte Hinterlist entflammt waren. Zwei Brüder, Nakko und Stoig- ueff, standen als Anführer des Volks auf und sielen mit solcher Gewalt über die Deutschen her, daß Kaiser Otto selbst mit einem Heere zu Hülfe kommen mußte, wenn nicht Alles verloren gehen sollte. Und fast wäre er selbst verloren gewesen. Seine Hitze hatte ihn zu weit geführt. Umgeben von Morasten, Flüssen und Feinden, war er den- noch vorgedrungen und konnte plötzlich weder vor- noch rückwärts. Hunger und Krankheit wütheten im Lager. Es war eine große Noch, und kein andres Mittel übrig, ^ als um Frieden zu bitten. Aber der ergrimmte Feind wies alle Vorschläge schimpflich ab. Da mußte ein verzweifelter Angriff entscheiden. Er gelang den Deutschen, die Wenden wurden geschlagen, selbst Stoigneff kam um's Leben. Das Land der Ukrer unterjochte man, machte es zinsbar und zwang seine Bewohner zur Annahme des Christenthums. Solche hartnäckige Kriege waren gewiß nicht geeignet, Freund- schaft und Annäherung unter Siegern und Besiegten hervorzubringen.

6. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 2

1837 - Leipzig : Crayen
2 1. Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. Der Boden des Landes war jedoch recht fruchtbar, und wenn er auch nicht so zweckmäßig bearbeitet wurde, als dies heut zu Tage geschieht, so verstand man cs doch, große Strecken zu beackern und zu bestellen. Roggen, Gerste und Hafer wuchsen recht gut auf den Feldern; Flachs war allgemein bekannt, Spargel und Rüben gab es überall; Rettige fand man von der Größe eines Kinderkopfes, und eine Art Zuckerwurzel gefiel selbst den so sehr verwöhnten Römern recht wohl. Edle Obstbaume fehlten nicht ganz, sie waren • jedoch selten. Die lichten Stellen in den Wäldern boten Weideplätze dar, grasreich und schön. Auf ihnen weideten große Heerden von Pferden und Rindern, die zwar von kleiner und unansehnlicher, doch von guter, dauerhafter Art waren und den bedeutendsten Reichthum des alten deutschen Volks ausmachten. Die Wälder bargen eine Masse wilder Thiere. Außer dem noch jetzt gewöhnlichen Wilde waren Wölfe, Baren, Auerochsen und viele Arten großer Raubvögel in Menge zu finden. Die Römer, welche aus dem warmen, angebauten und schönen Italien kamen, konnten kaum begreifen, wie es möglich gewesen, an einem solchen Lande Gefallen zu finden, um in demselben den Wohn- sitz auszuschlagen. Und doch liebten unsere Vorfahren ihr Land über Alles und sahen in ihrein rohen, aber natürlich kräftigen Zustande mit Verachtung und Mitleid auf die zwar gebildeten, doch üppigen und weichlichen Römer herab. 2. Die Bewohner. Vergebens forschen wir nach dem Ursprünge der weit ausgebrei- teten deutschen Volksstamme. Sie selbst leiteten ihn von den Göttern her. Die Sage erzählte: Aus der Erde ging der Gott „Teut" oder „Tuiskon" hervor. Er hatte einen Sohn, Man, der war der Stamm- vater der Deutschen. Von den Römern wurden sie wegen ihres kriegerischen und tapfern Sinnes Germanen, das ist Wehr- oder Kriegs- manner, genannt und für ein uraltes, reines, ungemischtes Stamm- volk gehalten. Rur eine feste, gleiche Gestalt schien allen Deutschen eigen zu sein. Der große, riesige Körper hatte sechs bis sieben Fuß Lange, die langen, goldgelben Haare wallten um die starke, breite Brust, und aus den Augen strahlte ein kühner, die Feinde schrecken- der Blick. Der deutschen Hauptftamme gab es mehrere. Wir nennen hier aber nur den großen und mächtigen Stamm der Sueven, der die ältesten Bewohner Brandenburgs in sich schloß. Er wohnte vom Oberrheine an bis an die Ostsee; am rechten Ufer der Elbe, an der Ha- vel, Spree und Oder, an der Saale, am Main und hinauf bis an den Neckar und die Donau. Die ganze Lebensweise des Volks war sebr einfach. Wurzeln, Milchspeisen, Brot, Haferbrei und Fleisch

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 7

1837 - Leipzig : Crayen
Die Einwanderung der Wenden. 7 4. Die Einwanderung der Wenden. Die alten Nachrichten erzählen, daß fast an hundert Jahre hin- gingen, ehe andere Völkerstamme in jene Landstriche einwanderten. Es mochte jedoch ungefähr um die Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christi Geburt sein, als eine große Volksmasse sich den Gegen- den an der Ostsee, Havel, Spree und Elbe näherte. Diese Völker kamen aus dem fernen Asien und hatten bisher die Ufer des Bug und Dniéster bewohnt. Auch in sie war die Wanderungslust gefah- ren, auch sie hatten sich ausgemacht, um eine andere Heimath aufzu- suchen. Als sie jene nordöstlichen Gegenden Deutschland's ganz verlassen fanden, nahmen sie dieselben in Besitz. Das Volk, zu welchem sie gehörten, war der slavische Völker- stamm, so sehr groß, daß er viele Völker Asien's umfaßte und sich in sieben Hauptzweige theilte. Einer dieser Hauptzweige war es, der gewandert kam. Er nannte sich die Wenden. Schon ihre Kör- pergestalt zeigte, daß sie einem fremden Himmelsstriche angehörten. Sie hatten einen starken, gedrungenen, großen Wuchs, lichtbraunes Haar, eine braungelbe Haut, kleine, dunkle, blitzende Augen und ein kurzes Antlitz. Obgleich ihre jetzige winterliche Heimath Thierhaute und Pelze zur Kleidung forderte, so trugen sie doch nach morgcnlan- discher Art lange und weite Gewänder aus leichten wollenen Zeugen und grober Leinwand. Dessenungeachtet erkennen wir aus dem ganzen Zustande dieses Volkes, daß es in mancher Hinsicht gebildeter war, als die Sueven. Zwar sehr kriegs- und jagdlustig, machten die Wenden viele öde Striche Landes in ihren neuen Wohnsitzen urbar, bauten sehr fleißig den Acker, trieben Gartenbau und Viehzucht und beschäftigten sich mit.fischerei und Bienenzucht. Sie ernteten Weizen, Mohn, Hanf und mannich- faltige Gartengewächse ein; selbst edle fruchttragende Obstbaume wur- den angepflanzt und waren bei ihnen nichts Seltenes. Große Heerden von Rindern und Schafen gaben Milch, Käse, Butter und Wolle; die Fischerei in der Ostsee und den übrigen Gewässern lieferte- insbe- sondere Heringe. Und so weit war ihr Kunstfleiß schon gekommen, daß sie diese Fische einsalzten und räucherten. Ja, man erzählt, mit vielen von diesen Produkten hätten sie einen lebhaften Handel nach außen hin getrieben und Leinwand und grobe wollene Tücher sich selbst bereitet. Alle diese Beschäftigungen verdrängen bei einem Volke den Hang zum unstäten Leben und machen es geneigter, sich an feste Wohnsitze zu gewöhnen. Darum begnügten sich die Wenden auch nicht mit leicht zu bauenden, aber auch leicht zu zerstörenden Hütten aus Psahl- werk und Zweigen; nein, sie bauten Häuser, wenn gleich nur aus Holz und Lehm und nicht mit besonderer Kunst, doch so fest, daß sie Schutz und Sicherheit auf lange Jahre in denselben fanden. Und diese Häuser lagen nicht zerstreut umher, so daß dadurch das Volk

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,
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