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1. Für die Oberklassen - S. 326

1850 - Leipzig : Wöller
326 satzung lag, und so weiter bis an den Rhein, durchzuschlagen, und wirklich kamen sie auch in eine etwas freiere, ebnere Gegend, wo sie geschlossene Reihen bilden und die Angriffe der Deutschen besser ab- wehren konnten. Allein das dauerte nicht lange; bald ging ihr Weg wieder in den schrecklichen Wald. Nun griffen die Deutschen mit neuer Wuth an, erschlugen eine Menge und jubelten laut, daß der Römerhaufen immer kleiner und kleiner wurde. Noch einmal ver- suchten diese, ein Lager aufzuschlagen und Wall und Graben auszu- werfen ; aber die Deutschen ließen ihnen nicht Zeit dazu. Mit dop- pelter Anstrengung und Hellem Schlachtgesange stürmten sie von allen Seiten heran. Der Feldherr Varus verlor gänzlich den Muth, und stürzte sich, nachdem er schon mehre Wunden empfangen hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer ebenfalls; keiner widerstand mehr; die Deutschen hatten nichts weiter zu thun, als die Ermatte- ten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu nehmen. Nur wenigen, einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt, zu den festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere verkündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste, dankten ihren Göttern und vertheilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich. Unter diesen war eine Menge junger, vornehmer Römer, die in allem Ueberflusse und in aller Weichlichkeit aufgewachsen waren und in ihrem Stolze schon geglaubt hatten, daß sie die Herren der Welt wären; nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher ver- ächtliche Barbaren genannt hatten. Dieser glückliche und herrliche Sieg, der unserem Vaterlande Frei- heit und Selbstständigkeit gerettet hatte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt, und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen paderborni- schen und lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen, erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festungen, die diesseit des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen ließen, erneu- erte sich.

2. Für die Oberklassen - S. 329

1850 - Leipzig : Wöller
329 Karl war auch ein großer Freund der Dichtkunst. Er ließ daher durch eine Gesellschaft gelehrter Männer sorgfältig alle Volkslieder der alten Dichter sammeln und aufbewahren. Sie find aber leider i wieder verloren gegangen. Um die müßigen Mönche in ihren Klöstern nützlich zu beschäftigen, ließ er sie anhalten, die alten guten Schrif- ten der Griechen und Römer abzuschreiben, und Bibliotheken anzu- legen; er selbst sammelte für sich eine ansehnliche Menge Handschrif- ten. Durch dieses Bestreben Karls wurden in den Klöstern sehr zahlreiche gute Werke vor dem Untergange bewahrt und bis auf unsere Zeiten erhalten. Wir wollen glauben, daß Karl auch nur aus Liebe zum Guten die heidnischen Sachsen zu unterjochen suchte. Er hatte von seinen Bischöfen und Priestern gehört, daß die Bekehrung der Heiden ein höchst verdienstliches Werk, und nichts so sehr geeignet sei, die rau- hen Sitten ungebildeter Völker zu mildern, als die christliche Reli- gion. Da nun die Sachsen ihrem alten heidnischen Glauben durch- aus nicht entsagen wollten, und alle Apostel, die ihnen die christliche Religion predigten, todtschlugen, so wollte Karl sie mit Gewalt der Waffen zwingen, sich taufen zu lassen. Allein das ging so leicht nicht, als er sich vielleicht vorgestellt hatte; denn die Sachsen waren ein kriegerisches Volk, das sich muthig wehrte und seine Freiheit ver- theidigte. Karl drang zwar bis zur Weser vor und zerstörte die be- rühmte Jrmensäule im Püderbornischen, die einem allgemein verehr- ten Götzen geheiligt war; allein der Friede, den er dadurch erzwang, war nur von kurzer Dauer. Während Karl in einem andern Kriege gegen die Longobarden ganz Oberitalien eroberte, fielen die Sachsen in seine fränkischen Lande ein, und hauseten da gar übel. Er eilte zwar zurück, schlug sie, und stellte die Ruhe wieder her: doch kaum hatte er den Rücken gewandt, so empörten sie sich auf's Neue. Sie wur- den abermals überwunden. Um sie fortan besser im Zaume zu hallen, ließ Karl nunmehr viele feste Plätze in ihrem Lande erbauen, und legte fränkische Besatzung hinein; auch Kirchen ließ er anlegen und Geistliche darin anstellen, die den Auftrag erhielten, die Sachsen in der christlichen Religion zu unterrichten und zu taufen. Allein mit diesem hartnäckigen Volke war nicht so leicht fertig zu werden. Karl mußte einen Kriegszug nach Spanien unternehmen. Kaum hörten die Sachsen, er sei außer Land, so verjagten sie die ihnen aufgedrungenen Mönche und Priester und suchten sich wieder frei zu machen, wie vorher. Sie hatten einen tapfern Anführer, Namens Wittekind, unter dem sie auf fränkischem Gebiete plün- derten, sengten und mordeten. Karl eilte aus Spanien zurück; Wit- tekind wurde geschlagen, er mußte fliehen, und der Sieger ließ in seinem Grimme mehre hundert gefangene Sachsen vorführen und

3. Für die Oberklassen - S. 324

1850 - Leipzig : Wöller
324 arte von Stein oder der Keulen von Holz, sowie der Schleudern und der Steine. Zur einzigen Schutzwaffe diente ein Schild, der vier- eckig, auch wohl lang, schmal und rund vorkommt, aus Holz oder Weidenruthen bestand und mit Farben bemalt war. Wer den Schild im Stiche ließ, wurde für ehrlos erklärt und allgemein verachtet. Panzer, Helme und Schwerter wurden erst seit den Kriegen mit den Römern bekannt, erbeutet und von Einzelnen getragen. Statt der Helme trugen sie auch Felle von Thierköpfen. Die Schlachtordnung war meist in Keilform ausgestellt, um die Feinde desto leichter zu durchbrechen; sie fochten übrigens in Haufen nach Gauen und Stämmen. Vor der Schlacht stimmmten sie ihre Heldenlieder an, Hörner von Erz oder von Auerochsen schmetterten darein und Trommeln, nämlich Felle über Körbe gespannt, wurden gewirbelt und die Schilde zusammengeschlagen. Je näher der Angriff kam, desto wilder und verworrener wurde der Schlachtgesang, welcher zuletzt in ein furchtbares Schlachtgeschrei (barritus) ausartete, das durch die vor den Mund gehaltenen hohlen Schilder grausenhafter wurde und nicht daran gewöhnte Ohren mit Entsetzen erfüllte. Den Hauptkern des Heeres bildete das Fußvolk; im Vortreffen standen die hurtigsten und kräf- tigsten Jünglinge, und zwischen ihnen die Reiter, welche ohne Sattel auf ihren dauerhaften Pferden wie angewachsen saßen und mit den Fußgängern gemeinsam den Kampf bestanden. Die Jünglinge flogen mit den Reitern, an den Mähnen sich festhaltend, einher. Karl Haltaus. 16. Hermann und die Kefreiungsschiacht im Teutoburger Walde. 249. Unter der Regierung des ersten römischen Kaisers Au- gustus machten die Römer große Anstrengungen, Deutschland zu er- obern. Mehre Kriegszüge hatten sie schon unternommen, und die Gegenden zwischen der Weser und dem Rheine waren ihnen dem An- scheine nach gänzlich unterworfen. Varus, der gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt in Deutschland den Oberbefehl führte, hielt schon auf römische Weise Gericht in den deutschen Gauen, und ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Ruthenbündeln vor sich her- tragen , welche ein Zeichen seines Rechtes über Leben und Tod und körperliche Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlä- gen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen, und das Recht über sein Leben räumte er keinem Menschen, sondern allein der Gottheit ein. Dennoch wurde der Unwille lange Zeit nicht laut, und Varus hielt die Herrschaft der Römer in Deutschland für fest begründet. Aber so dachte Hermann oder Arminius, ein edler deutscher Mann vom Volke der Cherusker, nicht. Das Joch eines fremden Volkes,

4. Für die Oberklassen - S. 330

1850 - Leipzig : Wöller
330 ihnen allen die Köpfe abschlagen. Durch diese Grausamkeit machte er aber das Uebel nur ärger; es wurde ihm von dem unterdrückten Volke blutige Rache geschworen. Die Sachsen zogen sich in ihre Wälder zurück, und alle Franken, die sie in ihre Gewalt bekamen, wurden dem Kriegsgotte Wodan geopfert. Karl blieb, wollte er größeres Blutvergießen vermeiden, nichts anderes übrig, als in Un- terhandlung mit dem tapfern Wittekind zu treten, und ihn zum Herzoge der Sachsen zu machen, unter der Bedingung, daß der neue Fürst sich seiner Oberherrschaft unterwerfen und sich taufen lassen sollte. Dieß geschah, und nun war eine Zeitlang Ruhe in Deutschland Da aber brachen Unruhen in Rom aus, und Karl eilte mit seinem Heere nach Italien, sie zu dämpfen. Dieß war im Herbste des Jah- res 800. Bald wurden die Aufrührer überwältigt und von Karl streng bestraft. Um Weihnachten war schon wieder alles ruhig, und es konnte der Gottesdienst in der großen Peterskirche mit mehr, als gewöhnlichem Gepränge, gehalten werden. Auch Karl erschien dabei, angethan mit einem langen römischen Purpurmantel, und kniete nach seiner Gewohnheit auf der untersten Stufe des Hochaltars nie- der, um dort zu beten. Als er aber nach verrichtetem Gebete wieder aufstehen wollte, trat der Papst zu ihm und setzte ihm eine kostbare Krone auf. Der ganze Chor der Sänger stimmte einen Krönungs- gesang an, die Musik fiel ein, und das begeisterte Volk rief Karl zum römischen Kaiser aus. Von jener Zeit an führten seine Nach- folger in Deutschland diesen Titel, den erst im Jahre 1806 Kaiser Franz Ii. wieder ablegte. Nun aber erst, nach Karls Rückkehr aus Italien, wurden die säch- sischen Kriege vollends geendet. Die Sachsen ließen sich taufen, und erkannten Karl als Oberherrn an, behielten jedoch ihre eigenen Gesetze und Freiheiten. Der Kaiser ließ hierauf in ihren Landen viele neue Burgen erbauen und neue Bischofssitze anlegen, wie Mag- deburg, Halberstadt, Münster rc., bei letzteren aber zahlreiche Seelsorger anstellen, von denen die Bewohner in der christlichen Religion unter- richtet wurden. Durch noch andere Kriege erweiterte Kaiser Karl sein Reich so sehr, daß es sich endlich von dem Ebrostrome in Spanien bis zum Raabstusse in Ungarn, und von der Nord- und Ostsee bis zum mit- telländischen Meere erstreckte. Endlich starb der große Mann im Jahre 814 nach Christi Geburt in seinem zwei und stebenzigsten Jahre. Ernst Kappe und Alfred von der Aue. 18. Heinrich I., auch Heinrich der Vogelsteller genannt. (Geb. 876; gest. 936.) 251. „Heinrich der Vogelsteller!" Ein sonderbarer Name! Wer

5. Für die Oberklassen - S. 414

1850 - Leipzig : Wöller
414 Jahre nach Christi Geb. H. 13. 14 Augustus f. Tiberius, sein grausamer Stiefsohn, folgt als römisch. Kaiser. 54—68 Nero ein noch grausamerer Kaiser. Erste Christenver- folgung unter ihm. Neuntäg. Brand in Rom 68 ermordet sich das Ungeheuer Nero selbst. 70 Jerusalem zerstört von Titus. H. 14. 311 erhebt der römisch. Kaiser Konstantin d. Gr. daö Christenth. zur Staatsreligion. — Verlegung des Kaisersihes von Rom nach Byzanz. Byzanz wird Konstantinopel (Konstantins- stadt) genannt. 361 Julianus römisch. Kaiser, Feind des Christenthums. §.15. 375 Völkerwanderung (Hunnen drängen diealanenu. Gothen.) 395 Theilung des großen röm. Reichs von Theodosius I. unter seine Söhne Honorius (Rom, abendländ. Reich) und Ür- kadius (Konstantin, morgenl. Reich.) §. 16. 410 Alarich, König der Westgothen plündert Rom. 450 Attila, König der Hunnen dringt aus Ungarn vor. 476 Untergang des abendländischen Kaiserthums unter Romulus Augustulus. Odoaker, Anführer der Heruler und Rugier, Herr Italiens. " Durch ganz Europa entstehen neue Staaten, neue Spra- chen, neue Sitten. Nb. Das morgenl. ob. griechische Kaiserthum fiel 1453 mit der Einnahme Konstantinopels in die Hände der Türken. H. 17. g) Die alten Deutschen. Urzustände der alten Deutschen 40—50 Jahre v. Chr. ssiehe 24?. u. 24-8.] 9 große Befreiungsschlacht im Teutob. Wald. Herrmann. Varus [249.] §.18. 50—70 Aufstand der Bataver, Brukterer und mehrer deutscher u. gallischer Völkerschaften gegen die Römer. 70 werden sie v den Römern besiegt. 218—235 die nachher so wichtigen Völker - Vereine: Gothen, Franken, Alemannen, Sachsen re. bilden sich, ohne daß die Geschichte ihren Ursprung kennr. 375 Beginn der großen Völkerwanderung und mit ihr ein fort- währendes Drängen und Treiben unter den deutschen Völkern. Fnittlere Geschichte >476 bis 1492. §. 19. d) 500 Die Araber in Asien, von keinem Volke je bezwungen, meist nomadisch lebend, u. in Familien und Stämme eingetheilt, leben ruhig und friedlich. 622 Muyained flieht von Mekka nach Medina. Durch ihn wer- den die Araber eroberndes Volk. Sie erobern in kurzer Zeit- Jerusalem, Phönizien, Syrien, Aegypten, Persien und die ganze Nordküste Afrika's. 669 kommen sie n. Sizilien. 711 erobern sie Spanien; doch 732 werden sie in Tours in Frank- reich von Karl Martell geschlagen. §. 20. i) Die Franken in Gallien (dem heutigen Frankreich.) 752 macht sich Pipin der Kleine (Karl Martells Sohn) mit Zu- stimmung des Papstes Zacharias und des Volkes zum Kö- nige der Franken, indem er Childerich Iii. vom Throne stößt. 771 Karl d. Große Alleinherrscher der Franken 800 Krönung K's. zum röm. Kaiser. Uncndl. Verdienste Karl's

6. Für die Oberklassen - S. 304

1857 - Leipzig : Wöller
304 wer aber die Treue gebrochen, der war entehrt und verachtet, so lange er lebte. Mit Verwunderung und Staunen sprechen die da- maligen römischen Schriftsteller über die Wahrheitsliebe und die unwandelbare Treue unserer Vater. Schade nur, daß dieses so bicd.ere Volk, wenn's nicht im Kriege oder auf der Jagd war, sich so leicht dem Trünke und dem Glücksspiele hingab! s-s-b. v. ®. Sse-lan». 9 (16). Hermann und die Dcfreiungsschlacht im Teutoburger Walde. T46 (249). Unter der Regierung des ersten römischen Kaisers Augustus machten die Römer große Anstrengungen, Deutschland zu erobern. Mehre Kriegszüge hatten sie schon unternommen, und die Gegenden zwischen Her Weser und dem Rheine waren ihnen dem An- scheine nach gänzlich unterworsen. Varus, der gegen das Lahr 9 nach Christi Geburt in Deutschland den Oberbefehl führte, hielt schon auf römische Weise Gericht in den deutschen Gauen, und ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Ruthenbündeln vor sich her- tragcn, welche ein Zeichen seines Rechtes über Leben und Tod und körperliche Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlä- gen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen, und das Recht über sein Leben räumte er keinem Menschen, sondern allein seiner Gottheit ein. Dennoch wurde der Unwille lange Zeit nicht laut, und Varus hielt die Herrschaft der Römer m Deutschland für fest begründet. Aber so dachte Hermann-oder Armin ius, ein edler deutscher Mann vom Volke der Cherusker, nicht. Das Joch eines fremden Volkes mst fremder Sprache und verdorbenen Sitten schien ihm so uner- träglich, daß es unter jeder Bedingung abgeschüttelt werden müsse. Hermann war eines cheruskischen Fürsten Sohn, von fürstlicher Ge- sinnung, und an Gestalt und Tapferkeit ein wahrer H)eld. Er war als Knabe nach Rom gekommen imb hatte die Römer mit ihrer Staats- und Kriegskunst, so wie mit allen ihren Lastern, genau kennen gelernt. Sein Haß gegen das verdorbene Volk, welches sich anmaßen wollte, freie Menschen zu Knechten zu machen und dazu mit seinen Lastern anzustecken, wurde unauslöschlich. Er kehrte zu seinem Volke zurück, begeisterte mit seiner Rede die übrigen Fürsten und Anführer desselben, und trat an die Spitze des cheruskischen Bundes, der fast alle westphälischen Völkerschaften umfaßte, um den verhaßten Feinden den Untergang zu bereiten. Varus merkte in seinem jelbst- gcfälligen Hochmuthe nichts. Um ihn von seinem guten Lagerplätze weg in gefährlichere Gegenden zu locken, mußte ein entferntes Volk einen Ausstand erregen. Varus brach gegen dasselbe auf. Die ver- bündeten Fürsten entfernten sich, zogen ihre schon bereit gehaltenen »

7. Für die Oberklassen - S. 306

1857 - Leipzig : Wöller
306 Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere verkündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste, dankten ihren Göttern und vertheilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich. Unter diesen war eine Menge junger, vornehmer Römer, die in allem Ueberflusse und in aller Weichlichkeit aufgewachsen waren und in ihrem Stolze schon geglaubt hatten, daß sie die Herren der Welt wären; nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher ver- ächtlich Barbaren genannt hatten. Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbstständig- keit gerettet hatte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt, und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen paderbornischen und lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen, erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschla- gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festun- gen, die dießseit des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen lie- ßen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus, der sich sonst wohl zu fassen wußte, verlor dieses Mal alle Besinnung, rannte mit dem Kopfe gegen die Wand und rief immer aus : „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder !" Varus hatte ein ausgesuchtes Heer von mindestens vierzigtausend Mann gehabt, welches nun wie vom Erdboden rein weggetilgt war. Einige Monate ließ der Kaiser aus Trauer Haare und Bart wach- sen , gelobte seinem Gotte Jupiter (d. i. dem obersten Gotte) große Feste und Opfer, wenn er diese Gefahr abwendete; und seine deutsche Leibwache — eine solche hielt er aus geworbenen deutschen Leuten, ihrer Treue und Tapferkeit wegen — schickte er weit von Rom weg, aus Furcht, sie möchten sich empören. §r. K°h-r°usch. * 10. Die Völkerwanderung. ^ D48. Vom vierten Jahrhunderte ab ergriff die Völker im Nor- den und Osten eine allgemeine Unruhe, es erwachte in ihnen das Streben, sich neue und bessere Wohnsitze zu verschaffen, und so l entstand unter ihnen eine gewaltige Bewegung, die vom fernsten Asien anhebend sich bis in den äussersten Westen und Süden Eu- ropas fortsetzte, selbst Afrika berührte und den Grund zur heutigen Gestaltung Europas legte.

8. Für die Oberklassen - S. 308

1857 - Leipzig : Wöller
308 Franken — an der Rhone bis tief in die Schweiz die Burgun- der — am Main und an der Saale die Thüringer — zwischen Rhein und Weser die Friesen — an der Weser und Elbe die Sachsen — von der Elbe östlich die Slawen, die sich in eine Menge einzelner Völkerschaften theilten — von der Donau südlich bis nach Ober-Italien hinein die Ostgothen und L on gob arden — auf den Inseln im Mittelmeere und im nördlichen Afrika die Vandalen. Dadurch, dass diese Völkerschaften in den genannten Ländern sich behaupteten, dass §ie das Christenthum annahmen und mit dem Christenthume eine gewisse bürgerliche Ordnung und jenen Grad der Cultur empfingen, dessen sie fähig waren, wurde der Grund zur Staatenbildung des heutigen Europa gelegt und es begann unter der Einwirkung der christlichen Kirche eine neue Zeit, das Mittelalter. 11 (17). Karl der Große. (Geb. 742; gest. 814 in Aachen.) T4n (250). Die Franken waren ein deutsches Volk und durch englische Missionäre: Calumban, Gallus, Suibertus und Win- fried (auch Bonifacius, d. i. Wohlthäter), schon früh zum Christcn- thume bekehrt worden. Selbst ihr König Chlodwig (Ludwig) ward im Jahre 496 nach einem Siege über die Allemanncn Christ, und dadurch das Christenthum uuter seinem Volke herrschend. Die späteren Könige der Franken ergaben sich aber der Trägheit und lies- sen ihre Minister für sich regieren. Solch ein Minister war Karl Martell. Sein Sohn, Pipin der Kleine, war auch ,wieder ein so mächtiger Minister, begehrte aber noch mehr zu sein, und schrieb deßhalb an den Papst: „Wer sollte eigentlich wohl König heißen, der regiert, oder der nicht regiert?" Der Papst antwortete: „Der regiert!" — „Gut," sagte Pipin, „dann will auch ich König heis- sen!" und ließ seinem Könige "Childerich Iii. das Haar abscheeren, ihn in ein Kloster sperren und zum Mönche machen. Dieser Pipin der Kleine oder der Kurze hatte einen Sohn mit Namen Karl. Im I. 768 folgte er seinem Vater in der Re- gierung. Man nannte ihn Karl den G r o ßen, weil er im Frieden und im Kriege sich als einen Mann von hohen Fähigkeiten bewies, und seine Völker zu besseren, verständigeren und glücklicheren Men- schen zu machen suchte. Er war von seinem Vater schlecht erzogen worden und hatte wenig mehr gelernt, als Jagen und Fechten, sa nicht einmal seinen Namen konnte er schreiben; allein was in seiner Jugend versäumt worden war, das suchte er als Manu eifrig nack- zuholen. Er hielt sich einen Schreibmeister und war bemüht, sich in dem Umgänge der gelehrtesten und geistreichsten Männer möglichst auszubilden, von denen er ungemein viel lernte. Er schämte sich auch nicht, dem Unterrichte, den er seinen Söhnen geben ließ, mit

9. Für die Oberklassen - S. 310

1857 - Leipzig : Wöller
310 Karl war auch ein großer Freund der Dichtkunst. Er ließ daher durch eine Gesellschaft gelehrter Männer sorgfältig alle Volkslieder der alten Dichter sammeln und aufbewahren. Sie sind aber leider wieder verloren gegangen. Um die müßigen Mönche in ihren Klöstern nützlich zu beschäftigen, ließ er sie anhalten, die alten guten Schrif- ten der Griechen und Römer abzuschreiben, und Bibliotheken anzu- legen; er selbst sammelte für sich eine ansehnliche Menge Handschrif- ten. Durch dieses Bestreben Karls wurden in den Klöstern sehr .zahlreiche gute Werke vor dem Untergange bewahrt und bis aus unsere Zeiten erhalten. Wir wollen glauben, daß Karl auch nur aus Liebe zur Religion die heidnischen Sachsen zu unterjochen suchte. Er hatte von seinen Bischöfen und Priestern gehört, daß die Bekehrung der Heiden ein höchst verdienstliches Werk, und nichts so sehr geeignet sei, die rau- hen Sitten ungebildeter Völker zu mildern, als die christliche Rcli- gion. Da nun die Sachsen ihrem alten heidnischen Glauben durch- aus nicht entsagen wollten, und alle Apostel, die ihnen die christliche Religion predigten, todtschlugen, so wollte Karl sie mit Gewalt der Waffen zwingen, sich taufen zu lassen. Allein das ging so leicht nicht, als er sich vielleicht vorgestellt hatte; denn die Sachsen waren ein kriegerisches Volk, das sich muthig wehrte und seine Freiheit ver- theidigte. Karl drang zwar bis zur Weser vor und zerstörte die be- rühmte Jrmensäule im Paderbornischen, die einem allgemein verehr- ten Götzen geheiligt war; allein der Friede, den er dadurch erzwang, war nur von kurzer Dauer. Während Karl in einem andern Kriege gegen die Longobarden ganz Oberitalien eroberte, fielen die Sachsen in seine fränkischen Lande ein, und hauchten da gar übel. Er eilte zwar zurück, schlug sie, und stellte die Ruhe wieder her: doch kaum hatte er den Rücken gewandt, so empörten sie sich auf's Neue. Sie wur- den abermals überwunden, ltm sie fortan besser im Zaume zu haften, ließ Karl nunmehr viele feste Plätze in ihrem Lande erbauen, und legte fränkische Besatzung hinein; auch Kirchen ließ er anlegen und Geistliche darin anstellen, die den Auftrag erhielten, die Sachsen in der christlichen Religion zu unterrichten und zu taufen. Allein mit diesem hartnäckigen Volke war nicht so leicht fertig zu werden. Karl mußte einen Kriegszug nach Spanien unternehmen. Kaum hörten die Sachsen, er sei außer Land, so verjagten sie die ihnen aufgedrungenen Mönche und Priester und suchten sich wieder frei zu machen, wie vorher. Sie hatten einen tapfern Anführer, Namens Wittekind, unter dem sie auf fränkischem Gebiete plün- derten, sengten und mordeten. Karl eilte aus Spanien zurück; Wit- tekind wurde geschlagen, er mußte fliehen, und der Sieger ließ in seinem Grimme mehre hundert gefangene Sachsen vorführen und

10. Für die Oberklassen - S. 307

1857 - Leipzig : Wöller
307 Den ersten Anstoss zur Völkerwanderung gaben die Hunnen. Sie waren ein wilder tartarischer Völkerstaimn, der seine ursprüng- lichen Wohnsitze auf den Hochebenen Asiens hatte. Sie werden von ihren Zeitgenossen als ein Reitervolk von grässlichem Ansehen geschildert, das weder Religion, noch Gesetz kenne und nur einem gemeinsamen Oberhaupte gehorche. Der Krieg war fast die einzige Beschäftigung der Hunnen, sie siegten durch Schnelligkeit und Kühnheit im Angriffe, ihre Raubsucht und Mordlust kannte keine Grenzen. Diese wilden Korden wurden von den Chinesen, denen sie lange genug beschwerlich gewesen waren, aus ihren alten Wohn- sitzen vertrieben und kamen an die Ufer der Wolga und des Don (370). Hier stiessen sie auf die Alanen, vereinigten sich mit ihnen und drangen tiefer in das heutige europäische Russland ein. In diesem weiten Gebiete stiessen sie auf die Gothen, die von der Ostsee bis gegen die Donau hin verbreitet waren. Die Gothen stammten aus Skandinavien und theilten sich in die Ost-; und Westgothen; sie hatten eine geordnete Verfassung, standen unter berühmten Königen und waren frühzeitig mit dem Christenthume bekannt geworden; ja sie besassen seit dem 4. Jahr- hunderte durch ihren Bischof Ulphilas sogar eine Bibelüber- setzung, die als das älteste deutsche Schriftwerk in einigen Ab- schnitten noch vorhanden ist. Schon seit zwei Jahrhunderten hatten sie Einfälle in das römische Reich unternommen, sich einen Tribut von den Römern und Wohnsitze an der Donau ertrotzt. Als nun die Hunnen und Alanen heranströmten, warfen sich die Ostgothen auf die Westgothen und drängten diese über die Donau. Die West- gothen durchzogen nun die Provinzen des morgenländischen und abendländischen römischen Reiches, eroberten Rom (409) und grün- deten später auf römischem Gebiete das grosse w e s t g o t his ch e Reich (412). - Dieser Heereszug der Westgothen in das Innere des römischen Reiches hatte noch andere Folgen. Um nämlich Italien und*Rom zu schützen, wurden die römischen Legionen (Heere) aus England, vom Rhein und von der Donau abberufen; dadurch wurden die west- lichen und nördlichen Grenzen des abendländischen Kaiserreichs entblösst und es drangen nun auch viele andere deutsche Völker, die Franken, Burgunder, Vandalen u. a. m. vor und er- oberten sich neue Wohnsitze. Während der Hin- und Herzüge der germanischen Völker erhoben sich von neuem die Hunnen unter ihrem Könige Attila, der sich selbst die Geissei Gottes nannte; sie gewannen bald die Ober- hoheit über die germanischen Völker, die sie erreichen konnten, und drangen unaufhaltsam bis Gallien vor. Hier aber wurden sie von dem römischen Feldherrn Aetiusin einer furchtbaren Schlacht, besonders durch die Tapferkeit der mit den Römern verbundenen deutschen Schaaren, besiegt und zum Rückzüge gezwungen (451). Mit dem Tode Attila’s (454) löste sich das grosse Hunnenreich auf, die Hunnen beschränkten sich auf ihre'wohnsitze in Ungarn, und das Wogen und Finthen der Völker, in welchem das abendländische Kaiserreich unterging (470), beruhigte sich endlich, ln den ein- zelnen römischen Provinzen liessen sich nun allmälig folgende Völ- ker nieder: In Portugal die Sueven, die früher ihre Wohnsitze am Rhein und Main gehabt hatten — in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgothen — im nördlichen Frankreich die
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