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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 9

1868 - Leipzig : Arnoldi
9 vorschlägt. Ehe er starb, ließ er daher seinen Bruder Eberhardt, der sich schon lange Hoffnung auf den Thron gemacht hatte, zu sich kommen, und sagte: „Gott will, daß ich nun sterben soll; merke daher auf den letzten Rath deines Bruders. Die Sachsen sind auf dem Gipfel der Macht, und ihr Herzog übertrifft alle Uebrigen an Tapferkeit, Weisheit, Verstand, edlen Sitten und Frömmigkeit. Warum wolltest du mit dem Volke der Franken durch seine Hand fallen? Nimm das Schwert, die goldene Krone, den Scepter und Reichsapfel und überbringe sie ihm. Er wird ein König der Völker und ewig dein Freund fein." So ehrte Konrad auch an dem gefährlichsten Feinde das Gute; und er täuschte sich in seinen Erwartungen nicht im Geringsten. Heinrich ward Eberhardt's treuer Freund, ein mächtiger Regent und ein Wohl- thäter für ganz Deutschland. Eberhardt, von mehren Großen des Reichs begleitet, überbrachte ihm die Krone nebst den übrigen Ehren- zeichen der königlichen Würde, als dieser mit seiner Gemahlin Ma- thilde in einer Laube faß und beim Vogelheerde mit Vogelfängen sich beschäftigte, weßhalb man ihn in der Geschichte Heinrich denfinkler, oder Vogler, oder Vogelsteller genannt hat. Als deutscher König zeichnete sich Heinrich rühmlich aus. In der schönen Meißener Gegend lebten damals die heidnischen Sorben- wenden, die häufig Einfälle in das Gebiet der Sachsen unternahmen. Um nun diese schlimmen Gäste im Zaume zu halten, mußte er sie be- kriegen. Er war glücklich gegen sie, und damit er Ruhe vor ihnen haben möchte, baute er an den Grenzen von Meißen mehrere feste Schlösser, in die er sogenannte Markgrafen, d. h. Grenzausseher, setzte, welche die unruhigen Nachbarn bewachen sollten. So entstand durch ihn im Jahre 922 die Stadt Meißen, welche ihren Namen von dem nahen Flüßchen Misni oder Meisse hat. Auch noch andere Städte wurden unter feiner Regierung erbaut, z.b. Gotha, Bremen, Merseburg. Mit Recht heißt er daher der Städtegründer oder Städteerbauer. Er baute aber die Städte an, damit seine Unter- thanen, die aus den Dörfern wohnten, vor den Einfällen der wilden Sorben sicher sein möchten. Zu diesem Zwecke befestigte er jene und verordnete, daß allemal der neunte Landbewohner in die Stadt ziehen, die übrigen acht aber das Feld bauen sollten. Die Bewohner einer befestigten Stadt oder Burg hießen Bürger; die Dorfbewohner, die den Acker anbauten, wurden Bauern genannt. Von jenen Sorben- wenden giebt es noch Abkömmlinge unter dem Namen der Wenden, die in großer Anzahl in der Lausitz sich aushalten, die wendrsche Sprache reden und ihre eigenthümliche Kleidung haben. Auch diealtenbur ger Bauern gehören hierher, die sich durch ihren Anzug bis auf diese Stunde auszeichnen. Wenn Heinrich mit der Besiegung der Sorben-

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 19

1868 - Leipzig : Arnoldi
19 in welcher Albrecht wohnte, und nahm diesen gefangen. So strafte der Himmel den Unartigen, der sich an seiner Gemahlin, an seinen Kindern, wie an seinen Unterthanen schwer versündigt hatte. Als ein Privatmann lebte er noch 7 Jahre zu Erfurt, wo er nicht selten Mangel litt; er fand keine Theilnahme, weil er Alle beleidigt hatte; gebengt von Mangel und Armnth starb er den 13. November 1314 in einem Alter von 74 Jahren. Friedrich der Streitbare, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, ward 1369 zu Altenburg geboren. Sein Vater Friedrich der Strenge und seine Mutter Katharina hielten ihn frühzeitig zu allem Guten an und ermahnten ihn nicht nur zu einem wahrhaft christlichen Leben, sondern gingen ihm auch selbst mit dem besten Beispiele voran. Schon in seiner Jugend mußte der Prinz seinen Geist anstrengen und sich an ernste Beschäftigung gewöhnen. Gewiß die größte Wohlthat für ihn; denn noch hatte er das 14te Jahr nicht erreicht, als er seinen Vater plötzlich verlor, so daß er sich nun genöthigt sah, die Geschäfte der Regierung selbst zu besorgen. Er that dieß mit großer Einsicht; auch zeigte er sich als einen großen Helden seiner Zeit und erwarb sich durch seine Tapferkeit den Beinamen des Streitbaren. Friedrich aber liebte nicht blos den Krieg, sondern auch die Künste und Wissenschaften. Damals gab es in Sachsen noch keine Universität oder Hochschule, wo Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Aerzte sich ausbilden können; son- dern wer ein Gelehrter werden wollte, der mußte die Universität zu Prag in Böhmen, oder die Hochschule zu Erfurt, Heidelberg, Cölu be- suchen. Dieß war mit den Deutschen, und folglich auch mit Sachsen der Fall. Als sich nun im Jahre 1409 ein Streit zwischen den Lehrern zu Prag entspann, verließen gegen 5000 Studenten nebst vielen ihrer Lehrer die Stadt, wendeten sich in mehrere Gegenden Deutschlands, und unter Andern kamen 2000 solcher Auswanderer auch nach Leip- zig, wo sie Friedrich der Streitbare mit Freuden aufnahm. Mit Bewilligung des Papstes Alexander V. gründete er daselbst 1409 eine neue Universität, aus welcher eine große Anzahl gelehrter Männer gebildet worden ist und immer noch gebildet wird. Weil Friedrich einer der tapfersten Fürsten seines Zeitalters'war, so verband sich mit ihm der Kaiser Sigismund, welcher damals einen hartnäckigen Krieg mit den H u s si t e n führte. Allerdings brachte diese Verbindung den armen Bewohnern Sachsens zuweilen großen Schaden; denn da Friedrich dem Kaiser großen Beistand leistete, so fielen die Hussiten häufig in Sachsen ein, legten viele Städte und Dörfer in Asche und behandelten die unglücklichen Einwohner mit un- 2*

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 20

1868 - Leipzig : Arnoldi
20 menschlicher Härte. Auch blieben die Sachsen nicht allemal Sieger; denn den 15. Juni 1426 ward ihre Armee bei der Stadt Aussig in Böhmen von denhussiten völlig geschlagen, und 9000 bis 12,000 Mann blieben auf dem Schlachtfelde liegen. Allein dennoch trug diese Hilfe, welche Friedrich der Streitbare dem Kaiser Sigismund gegen die Hus- siten geleistet hatte, sehr viel zur Vergrößerung unseres Vaterlandes bei, indem der Kaiser aus Dankbarkeit seinem Bundesgenossen die Churwürde übergab. Der letzte Churfürst von Sachsen war Albrechtder Dritte, welcher im November 1422 unerwartet an den Folgen eines Schreckens starb. Als er nämlich sich auf der Jagd befand und sich verspätet hatte, konnte er die Stadt Wittenberg, wo er seine Residenz hatte, nicht erreichen; er sah sich daher genöthigt in einem Bauernhause nahe bei der Stadt Annaburg zu übernachten. Mitten in der Nacht brach in dieser Wohnung Feuer aus, welches so plötzlich um sich griff, daß der Churfürst sich und seine Gemahlin E u f e m i a nur mit Mühe aus den Flammen retten konnte. Er reiste nun nach Wittenberg, ward aber in Folge jenes Schreckens krank und starb schon nach wenigen Tagen in seiner Residenz. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen, so daß nach den damals bestehenden Gesetzen sein Land an den Kaiser siel, welcher das Recht hatte, es an einen be- liebigen Fürsten zu verschenken. Seine Wahl fiel auf Friedrich den Streitbaren, der ihm im Streite wider die Hussiten so wichtige Dienste geleistet hatte und nun nicht blos Landgraf von Thüringen und Mark- graf von Meißen war, sondern auch Churfürst von Sachsen ward. Nicht lange genoß er diese Würde, denn er starb zu Altenburg den 4ten Januar 1428. Man begrub ihn in der herrlichen Domkirche zu Meißen, und zwar ganz im Stillen, damit es die Hussiten nicht erfahren und den Leichnam Friedrich's nicht stören möchten. Kurz vor seinem Ende versammelte er seine Söhne um sich und ermahnte sie auf eine recht herzliche Weise: „Zeit und Stunde ist gekommen," sprach er, „daß ich aus diesem sterblichen Leben zum unsterblichen übergehe. Man muß dem göttlichen Willen, der nie anders als gut ist, Alles heim- stellen. Lasset vorzüglich dieß euere Sorge sein, daß ihr das Vaterland bei Frieden erhaltet, und dieß wird leicht geschehen können, wenn ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht lebt, die Unterthanen treulich schützt und ihr Bestes fördert. Darum ermahne ich euch in allem Ernst, daß ihr nicht solche zu euren Räthen annehmt, die ehr- und geldsüchtig sind und von dem Lande sich zu bereichern be- gehren. Beschweret nicht die Unterthanen mit neuen Bürden und Auf- lagen. Wollt ihr Jemanden erheben, so thut es ohne Unterdrückung des Andern. Keine Frevelthat laßt ungestraft hingehen; wo aber Hoffnung der Besserung ist, da laßt die Nachsicht und Verzeihung Platz

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 41

1868 - Leipzig : Arnoldi
41 Der dreißigjährige Krieg. In diesem Kriege, der von 1618 bis 1648 dauerte und großen- teils darum geführt ward, weil sich die Katholiken und Protestanten als die ärgsten Feinde betrachteten, stand anfangs Georg I. auf der Seite des Kaisers Ferdinand Ii. Sachsen wurde sehr bald der Schau- platz des Krieges, und wiewohl der Churfürst Ferdinand'^ Bundes- genosse war, so erlaubten sich doch die verbündeten Truppen, die von den Generalen Tilly und Wal len st ein angeführt wurden, große Gewaltthätigkeiten gegen die sächsischen Unterthanen. Die blutigsten und entscheidendsten Schlachten fielen in unserem Vaterlande vor; denn als der König von Schweden, Gustav Adolph, der den 24. Juni 1630 mit seiner Armee an der Ostsee gelandet war, um gegen die Feinde des evangelischen Glaubens zu streiten, den Gränzen unseres Vaterlandes sich näherte, da entschloß sich der Churfürst Georg, die Sache des Kaisers zu verlassen, und verband sich den 1. Sept. 1631 mit jenem siegreichen Helden. Adolph kämpfte in Sachsen äußerst glücklich. Den blutdürstigen General Tilly, welcher den 20. Mai 1631 die schöne Stadt Magdeburg erobert, ihre Häuser verbrannt und Väter, Mütter und Kinder grausam hingewürgt hatte, diesen gefürch- teten Mann schlug er den 7. Sept. 1631 bei Breitenfeld unweit Leipzig. Ein noch gefährlicherer Feldherr, mit Namen W a l l en st e i n, ward ebenfalls von dem jungen schwedischen Helden in den Ebenen bei Lützen den 6. Nov. 1632 auf das Haupt geschlagen. Leider verlor Gustav Adolph in dieser Schlacht selbst das Leben. Das war ein un- ersetzlicher Verlust für das arme Deutschland, so wie überhaupt für die evangelische Kirche und namentlich für unser Vaterland. Denn da Georg nach Gustav's Tode es nicht länger mit den Schweden halten wollte, weil es ihnen an ihrem braven Heerführer fehlte, so schloß er mit dem Kaiser im Jahre 1635 am 30. Mai zu Pra g einen Frieden. Auf diese Weise wechselte er mit seinen Bundesgenossen oft, und gerade dieser Wechsel war es, der für die Sachsen so verderblich wurde. Zwar blieb dieser Friede nicht ohne allen Vortheil. Für die Kriegs- kosten nämlich, welche Georg anfangs zum Besten des Kaisers ver- wendet hatte, forderte er von diesem 72 Tonnen Goldes; und weil es dem letzteren an Geld fehlte, so versprach er, dafür die Ober- und Niederlausitz zu geben. Gleichwohl konnten sich die damaligen Sachsen dieses Zuwachses an Land unmöglich freuen, denn die Schwe- den erkannten in dem Ucbertritte Georg's zu der kaiserlichen Partei den größten Undank, wofür sie an seinen unglücklichen Unterthanen die ärgste Rache zu nehmen gedachten. Anfangs von dem Feinde geschlagen, siegten sie bald über denselben unter ihrem wüthigen Feldherrn Banner

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 184

1868 - Leipzig : Arnoldi
184 Plauenschen Gründ, in welchem die Weisseritzhiesst. Durch diesen Grund hat man 1855 von Dresden nach Tharand eine Eisenbahn angelegt und sie nach dem Kronprinzen Albert die Albertsbahn genannt. Die Weisseritz bildet anfangs zwei Flüsse, nämlich die rothe und wi 1 de Weisseritz. Jene ent- springt bei Altenberg und berührt Dippoldiswalde. Diese kommt von der böhmischen Grenze und Hiesst bei Tharand vorbei. Im Plauenschen Grunde vereinigen sie sich. Beide werden benutzt, um das Holz aus dem Erzgebirge nach Dres- den zu flössen, ln diesem Grunde findet man die nützlichen Steinkohlen, von denen jährlich gegen 600,000 Tonnen von 1200 Bergleuten zu Tage gefördert werden. Auch giebt es hier eine Glashütte, wo man grünes Glas, z. B. Weinflaschen, Trink- und Arzneigläser fertigt. Das Glas bereitet man aus feinem Sande, aus Kalk und Holzasche, welche Massen man in einem Schmelzofen in feuerfesten Gelassen zum Schmelzen bringt. Darauf nimmt der Glasblaser sein eisernes Blasrohr, welches unten einen hohlen Kopf und oben ein hölzernes Mund- stück hat, taucht den Kopf in die flüssige, glühende Glasmasse, bläst in das Rohr und giebt dem daran hängenden Klümpchen die beliebige Form. Ist das Gelass fertig, so kommt es in einen Kühlofen, damit es nicht durch die plötzliche Kälte zerspringe. Meissen, an der Elbe, liegt in einer herrlichen Gegend. Die Stadt selbst wurde von dem Kaiser Heinrich I. 922 an- gelegt, damit er die räuberischen Sorbenwenden im Zaume halten konnte, die öfter in sein Land einfielen. Es giebt hier manches Merkwürdige. Meissen hat eine fast 1000 Jahre alte Domkirche, in welcher Friedrich der Streitbare be- graben liegt, der so tapfer gegen die Hussiten kämpfte. Meissen hat ferner eine Fürstenschule, die der Churfürst Moritz im löten Jahrhundert gründete, und in der 120 Schüler auf die Universität vorbereitet werden. Der Aufwand für die Lehr- anstalt beläuft sich jährlich auf 17,000 Thlr, so dass der Un- terhalt jedes Zöglings ungefähr 140 Thlr. kostet. In der Albrechtsburg, die von Albrecht dem Beherzten 1471 erbaut ward, befand sich seit 1710 die königliche Porzellanfabrik, die einzige in unserem Lande. Das Meissener Porzellan ist weit und breit berühmt. Ein gewisser Böttcher, der unter August dem Starken lebte, war der Erfinder desselben. Die Masse selbst besteht aus der weissen Porzellanerde, die man bei Aue im Erzgebirge gräbt, aus Kiesel, Quarz und Gyps. Nach sorg- fältiger Mischung dieser Mineralien formt man daraus Teller,

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 204

1868 - Leipzig : Arnoldi
204 so dass sich Kaufleute aus den entferntesten Gegenden Euro- pa’^, ja selbst aus Asien und Amerika, dahin begeben, um grosse Geschäfte abzumachen. Vor allen Städten hat Leipzig den blühendsten Buchhandel; denn man findet hier über 200 Buchhandlungen und 40 Buchdruckereien, welche letztere jähr- lich weit über 50,000 Ballen Papier verbrauchen. Im Jahre 1813 fiel in den dortigen Ebenen die Völkerschlacht vor, wel- che den 14ten October begann und den 19ten mit der Eroberung Leipzigs endete, worauf der französische Kaiser Napoleon sei- nen Rückzug antreten und den Oesterreichern, Russen, Preus- sen und Schweden weichen musste, um Deutschland nie wieder zu betreten. Unser verstorbener König Friedrich August, der sich während der fürchterlichen Schlacht in Leipzig auf- hielt, ward nach der Einnahme der Stadt gefangen genommen und nach Berlin abgeführt, weil er dem Bündnisse mit Napo- leon treu geblieben war. Von Leipzig aus führt eine Eisenbahn südlich nach Baiern über Altenburg, Crimmitzschau, Werdau, Zwickau, Reichenbach und Plauen. Bei dem Dorfe Breitenfeld an der preussischen Grenze kam es im 30jährigen Kriege zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher der Schwedenkönig Gustav Adolph den kaiserlichen General Tilly den 7. Sept. 1631 schlug. Zum Andenken an diesen Sieg hat man am 7. September 1831 daselbst ein schö- nes Denkmal errichtet, welches die Aufschrift führt: Glaubensfreiheit für die Welt Rettete bei Breitenfeld Gustav Adolph, Christ und Held. Den 7. Sept. 1631. Ander weissen Elster liegen die Städte Groitzsch, Pegau und Zwenkau, die von Feldbau, Leinweberei, Vieh- und Ge- treidehandel sich nähren, auch Babuschen oder Saffianpantoffeln liefern, deren Fertigung ein Bürger aus Groitzsch, der lange in türkischer Gefangenschaft gelebt und dabei jene Pantoffeln kennen gelernt hatte, vor etwa 150 Jahren zuerst lehrte. Pegau ward im 30jährigen Kriege vor gänzlicher Zer- störung auf folgende Art gerettet: Als der schwedische General Torstenson die Stadt am 4. Dec. 1644 beschiessen liess und sie zu verheeren drohte, ging sein ehemaliger Universi- tätsfreund, der Superintendent Dr. Lange, ins feindliche Lager, begleitet von 12 weissgekleideten Knaben, welche aufihre Kniee fielen und das Lied sangen: Wenn wir in höchsten Nöthen sind. Durch diesen Gesang ward Torstenson zum Mitleid gestimmt und die Stadt blieb grösstentheils verschont.

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 12

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
daher der Städte gründer oder Städteerbauer. Er baute aber die Städte an, damit seine Unterthanen, die auf den Dörfern wohnten, vor den Einfällen der wilden Sorben sicher seyn möchten. Zu diesem Zwecke befestigte er jene, verordnete, daß allemal der neunte Landbewohner in die Stadt ziehen, die übrigen acht aber das Feld bauen mußten. Die Bewohner einer befestigten Stadt oder Burg hießen Bürger; die Dorfbewohner, die den Acker anbauten, wurden Bauern genannt. Von jenen Sorbenwenden giebt cs noch jetzt Abkömmlinge unter dem Namen der Wenden, die in großer Anzahl in der Lausitz sich aufhalten, die wen- dische Sprache reden, und ihre eigenthümliche Kleidung ha- den. Auch die Altenburger Bauern gehören hierher, die sich durch ihren Anzug bis auf diese Stunde auszeichnen. Wenn Heinrich mit der Besiegung der Sorbenwenden viel- fältig beschäftigt war, so durfte er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so we»ig aus den Augen lassen, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchter- lichen Feind auf eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn nieder- gelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhi- gen. Besonders mußte Thüringen und Sachsen ihre Bar- barei schmerzlich empfinden. Waffenfähige Mannspersonen wurden todt geschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den- Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein cs lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen 'bekam er einmal einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber, und erzwang da-

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 50

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
50 ton gegen die sächsischen Unterthanen. Die blutigsten und entscheidendsten Schluchten fielen in unserm Vaterlande vor. Denn als der König von Schweden, Gustav /5'j.. Adolph, mit seiner Armee an der Ostsee landete, um gegen die Feinde des evangelischen Glaubens zu streiten, und als er den Grenzen unsers Vaterlandes schon nahe Faiu, da entschloß sich der Churfürst Georg, die Sache des Kaisers zu verlassen und sich mit jenem siegreichen Hel- den zu verbinden. Adolph kämpfte in Sachsen äußerst glücklich. Den blutdürstigen General Tilly, welcher kurz vorher die schöne Stadt Magdeburg erobert, ihre Häu- ser verbrannt und Väter, Mütter und Kinder grausam hingewürgt hatte, diesen gefürchteten Mann schlug er den 5. September 1631 bei Breitenfeld ohnweit Leipzig. Ein noch mehr gefährlicher Feldherr, mit Namen Wallen- stein, ward ebenfalls von dem jungen schwedischen Helden in den Ebenen bei Lützen den 6. November 1632 auf das Haupt geschlagen. Leider verlor Gustav Adolph in dieser Schlacht selbst das Leben. Das war ein unersetzlicher Ver- lust für das arme Deutschland, so wie überhaupt für die evangelische Kirche, und namentlich für unser Vaterland. Denn da Georg nach Gustav's Tode es nicht länger mit den Schweden halten wollte, weil es ihnen an ihrem bra- ven Heerführer fehlte, so schloß er mit dem Kaiser im Jahre 1635 zu Prag einen Frieden. Auf diese Weise wechselte er mit seinen Bundesgenossen oft, und gerade die- ser Wechsel war es, der für Sachsen so verderblich wurde. - Zwar blieb dieser Friede nicht ohne allen Vortheil. Für die- Kriegskosten nämlich, welche Georg anfangs zuin Beßten des Kaisers verwendet hatte, forderte er von diesem 72 Tonnen Goldes, und weil es dem Letzteren an Geld fehlte, so versprach er dafür die Ober- und Niederlausitz zu geben. Gleichwohl konnten sich die damaligen Sachsen dieses Zuwachses an Land unmöglich freuen. Denn die Schweden erkannten in dem Uebertritte Georges auf die kaiserliche Partei den größten Undank, wofür sie an seinen L unglücklichen Unterthanen die ärgste Rache zu nehmen ge- dachten. Anfangs von dem Feinde geschlagen, siegten sie bald über denselben unter ihrem muthigen Feldherrn B a n- n e r und drangen bassd darauf in Sachsen ein. Was sie

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 25

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
25 welche Friedrich der Streitbare dein Kaiser Siegismund ge- gen die Hussiten geleistet hat, sehr viel zur Vergrößerung unsers Vaterlandes bei, indem der Kaiser aus Dankbarkeit seinem Bundesgenossen die Chur m ü r d e übergab. Der letzte Churfürst von Sachsen war Albrecht der Dritte, welcher 1422 unerwartet an den Folgen eines Schreckes starb. Als er nämlich sich auf der Jagd befand, und sich verspätet hatte, jo konnte er die Stadt Wittenberg, wo er seine Residenz hatte, nicht erreichn; er sah sich daher genöthigt, in einem Bauerhause nahe bei der Stadt Anna- burg zu übernachten. Mitten in der Nacht brach in die- ser Wohnung Feuer aus, .welches so plötzlich um sich griff, daß sich der Churfürst^ nur mit Mühe aus den Flammen retten konnte. Er reis'te nun nach Wittenberg, ward aber in Folge jenes -Schreckes krank und starb schon nach weni- gen Tagen in seiner Residenz. Er hinterließ keine männli- chen Nachkommen, so daß nach den damals bestehenden Ge- setzen sein Land an den Kaiser fiel, welcher das Recht hatte,, cs an einen beliebigen Fürsten zu ■ verschenken. Seine Wahl fiel auf Friedrich den Streitbaren, der ihm im Streite wider die Hussiten so wichtige .Dienste geleistet hatte, und nun nicht blos Landgraf von Thüringen . und Markgraf von Meißen, sondern auch Churfürst von dem Herzogthume Sachsen ward. Nicht lange genoß er diese Würde; denn er starb den 5. Januar 1428. Man begrub ihn in der herrlichen Donükirche zu Meißen, und zwar ganz im Stillen, damit cs die Hussiten nicht erfahren und den Leichnam Friedrich's nicht stören möchten. Kurz vor seinem Ende versammelte er seine Söhne um sich, und er- mahnte sie noch auf eine recht herzliche Weise: „Zeit und Stunde ist gekommen, sprach er, daß ich aus diesem sterb-- lichen Leben zum unsterblichen übergehe. Man muß dem göttlichen Willen, der nie anders als gut ist, Alles heim- stellen. Lasset ihr vorzüglich dieß eure Sorge seyn, daß ihr das Vaterland bei Frieden eihaltet, und dieß wird leicht geschehen können, wenn ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht lebt, die Unterthanen treulich schützt und ihr Beßtes fördert. Darum ermahne ich euch mit allem Ernst, daß ihr nicht solche zu euren Rathen annehmt, die ehr- und geldsüchtig sind, und von

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 227

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
227 Berlin abgeführt, weil er dem Bündnisse mit Napoleon treu geblieben war. ii An der weißen Elster liegen die Städte Groitzsch, Pegau und Zwenkau, die von Feldbau, Leinweberei, Lieh- und Getraidehandel sich nähren, auch Babusen oder Saffianpantoffeln liefern, deren Fertigung ein Bürger aus Groitzsch, der lange in türkischer Gefangenschaft gelebt und dabei jene Pantoffeln kennen gelernt hatte, vor etwa 150 Jah- ren zuerst lehrte. Pegau ward im, 30jährigen Kriege vor gänzlicher Zerstörung auf folgende Weise gerettet: Als der schwedische General Torsten son die Stadt beschossen hatte und sie zu verheeren drohte, so ging sein ehemaliger Univcrsitätfreund, der Superintendent D. Lange, in's feindliche Lager, beglei- tet von 12 weiß gekleideten Knaben, welche auf ihre Kniee fielen und das Lied sangen: Wenn wir in höchsten Nöthen sind. Durch diesen Gesang ward Torstenson zum Mitleid gestimmt und'die Stadt blieb größtentheils verschont. 5) Der Voigtländische Kreis, der kleinste Kreis Sachsens, enthält nur 25 Quadratmeilen und grenzt östlich an das Erzgebirge und Böhmen, südlich an Böhmen und Baiern, westlich an Baiern und die Reußi- schen Lande, nördlich an das Erzgebirge. Derjenige Theil, welcher an das Erzgebirge stößt, hat mit diesem gleiche Be- schaffenheit. Große Waldungen auf hohen Gebirgen, lange, rauhe Winter, so daß nur wenig Getraide, aber desto mehr Flachs, Hafer und Kartoffeln erbaut werden, Kohlenbrenne- reien und Pechhütten, Bergbau auf Zinn, Kupfer und Eisen, Hammerwerke, Weberei, Spitzcnklöppeln und Hun- gersnot!) in den Jahren des Mißwachses — Alles wio im benachbarten Erzgebirge. Dieser rauhe Landstrich ist unter dem Namen des Waldreviers bekannt. Größer als dieses ist das milde, fruchtbare Landrevicr an der Reußi- schen und Baierischen Grenze, von der weißen Elster durch- strömt, woher das berühmte voigtländische Mastvieh kommt. Auf der Elster flößt man jährlich 10,000 Klaftern Holz, das im Sommer geschlagen und beim Anschwellen des Flusses, in die niederen Gegenden, namentlich nach Leipzig, geflößt wird. 15 *
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