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Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf,
unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts-
verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor.
Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel-
hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während
das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch
verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein-
zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit.
Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren
Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit-
bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west-
phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege
dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen
nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen,
sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft-
phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten.
Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und
durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste-
ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der
Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den
Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge-
langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig-
keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei
Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter-
land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden
wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin
und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter
Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried-
rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in
der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine
Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater-
nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319
erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur
mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem
rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er-
hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht.
Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand
unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz-
bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die
Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
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dieses Zeitraums machte es nothwendkg, daß die Jahr-
märkte in den Städten aus den Kirchen, wo sie bis dahin
gehalten worden waren, auf die Marktplätze verlegt wur-
den. Es wurden Kaufhäuser gebaut, Waagen errichtet und
mehrere Anstalten zur Bequemlichkeit der Kaufieute getroffen,
und der Handelsstand, früher verachtet und gedrückt, ge-
wann großes Ansehen und vielen Einfluß in den Städten.
Von der Gelehrsamkeit läßt sich aus jener Zeit noch
wenig Lobenswerthes berichten, sie war noch ausschließlich
das Eigenthum der Geistlichkeit; die Weltlichen kümmerten
sich dazumal wenig darum, und wer von ihnen lesen und
schreiben konnte, galt schon für einen gelehrten Mann.
Daher war das Kloster Fulda hoch berühmt wegen der
Gelehrsamkeit seiner Mönche, und auch in andern Klöstern
wurden die Wissenschaften noch mit Eifer betrieben. Nur
in den Klöstern und bei den Hochstiften gab es Schulen,
und nur Geistliche waren Acrzte und Wundärzte, Meß-
künstler und Geschichtschreiber. Uebrigens waren die thü-
ringischen Landgrafen meistens besser unterrichtet als
ihre gleichzeitigen Standesgenossen; hatte doch Ludwig
der Milde und sein Bruder Hermann selbst in Paris
studirt! —
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von großer Bedeutung; i. I. 1705 befanden sich in den
kurfürstlichen Landen mit Inbegriff der Nebenlinien 32,400
gangbare Tuchmacher und 64,000 Weberstühle. Eine höchst
wichtige Erfindung machte 1709 Johann Georg Bött-
ger; nämlich das weltberühmte meißner Porzellan. Er
hatte Gold machen sollen, woran es dem Hofe damals im-
mer gebrach; das konnte er nun zwar nicht, aber bei dem
Versuche entdeckte er die Verfertigung erst des braunen,
und dann des weißen Porzellan's, und 1710 wurde die
Fabrik zu Meißen auf der Albrechtsburg gegründet,
wodurch bei der damaligen Kostbarkeit große Summen in's
Land gezogen wurden.
Für die Gelehrsamkeit that Friedrich August I.
nicht viel, aber auch ohne das blühte sie in Sachsen,
welches während seiner. Regierung in allen Fächern der
Wissenschaften so viele und weltberühmte Gelehrte aufzu-
weisen hatte, wie kein anderes Land der Erde. Mehr Eifer
zeigte er für die schönen Künste, für die er eine große Vor-
liebe hatte und die auch schon durch seine Prachtliebe be-
günstigt wurden. Erbaute den japanischen Palast in
Neustadt Dresden, die neustädter Kirche, die herrliche
Frauenkirche, das Prinzenhaus, das große Opernhaus, den
Zwinger, die Caserne und viele andere Paläste und Pracht-
bauten. Eine Maleracademie gründete er 1697, ebenso eine
Inventions - und Modellkammer. Viele Kunstsammlungen
gründete er neu, andere schon vorhandene vermehrte er, so
daß schon unter ihm mehr Kunstschätze in Dresden vor-
handen waren, als in irgend einer deutschen Hauptstadt.
Bei seinen Festen wurden alle Künste in Thätigkeit gesetzt
und eine große Menge von Familien erhielt dadurch Nah-
rung und Wohlstand. So floß wenigstens wiederum ein
Theil der großen Summen dem Lande zu, die es der unbe-
grenzten Prunksucht seines Landesherrn opfern mußte. Frei-
lich wurde der Schade dadurch nicht wieder gut gemacht,
doch aber vermindert. Die Prachtliebe dieses Fürsten über-
schritt alles Maß und Ziel; unter allen Höfen von Euro-
pa war der Seinige der glänzendste. Seine Feste, die bei-
nahe nie abbrachen, kosteten Millionen. Das glänzendste von
allen hatte im September 1719 bei der Ankunft der Kur-
prinzessin in Dresden statt und hat vielleicht in der gan-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_Bött- Johann Friedrich August_I.