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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 25

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
25 worden. Er stiftete 1162 das Kloster Altenzelle, und schenkte dazu 800 Hufen Land. Zu dieser Schenkung ge- hörten auch die Dörfer Christiansdorf und Losnih, und ein Theil des Waldes M i r i q u i d i. Als dieser Wald ausgerottet werden sollte, wurden Silberadern entdeckt*). Otto tauschte nun die beiden Dörfer und den Wald im I. 1174 gegen die Stadt Roßwein ein, berief Berg- leute vom Harz, und ließ den Bergbau fleißig betreiben. Die Entdeckung dieser Bergwerke, wovon die Gegend das Erzgebirge genannt wird, hat die segensreichsten Früchte für das Land und die Fürsten gehabt. Die Stadt Frei- berg wurde deshalb 1179 gegründet, und die Gegend durch die Bergarbeiter stark bevölkert; Markgraf Otto er- hielt aber von den Bergwerken eine reiche Ausbeute, die er zur Aufnahme des Landes- verwandte. Er befestigte die Städte Freiberg und Leipzig, kaufte die Herrschaft Weißenfels und noch viele andere Güter in Thürin- gen, und baute die Burg Landsberg. Da aber durch den Bergseegen der Verkehr im Lande sich vergrößerte, so stiftete Markgraf Otto zwei Jahrmärkte mit großen Vorrechten in Leipzig, aus welchen nachmals die beiden Hauptmeffen entstanden sind. So ist unter diesem Mark- grafen durch die Auffindung der Bergwerke der Grund zu dem nachmaligen großen Wohlstände des Landes und zum Reichthum seiner Regenten gelegt worden. Verdient der gute Gebrauch, den Markgraf Otto der Reiche von den Schätzen machte, die er durch den Bergbau gewann, dank- bare Anerkennung, so darf doch nicht verschwiegen werden, daß er in seinen letzten Negierungsjahren durch die unbe- dachtsame Nachgiebigkeit gegen die Vorliebe seiner Gemah- lin Hedwig für ihren jüngcrn Sohn Dietrich viel Un- heil über sein Land, über seine Familie und über sich selbst gebracht hat. Sein ältester Sohn Alb recht sollte nach deutschem Rechte, und wie auch üblich und billig, die Markgrafschaft Meißen erben, dem jüngern Die- trich war die Herrschaft Weißenfels nebst einigen an- dern Gütern zugedacht. Die Markgräfin Hedwig aber, *) Nachandern haben Salzsuhrlcute bei der Ausbesserung des Weges die Silberadern gefunden.

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 194

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
m Jahre wurden die Kartoffeln nach Sachsen gebracht, die bald Hundertlausenden eine gesunde, genügliche Nahrung gewährten. Eine starke Vermehrung seiner Bevölkerung er- hielt Kursachsen durch eine große Menge Einwanderer aus Böhmen, — dort wütheten die katholischen Priester gegen die Protestanten und wollten sie durch gewaltsame Mittel von ihrem Glauben abwendig machen. Sie flohen nach Sachsen, fanden daselbst Aufnahme, und gründeten in den unwirthbarsten Lheilen des Erzgebir- ges 1654 die Bergstadt Johanngeorgenstadt, außer- dem aber noch eine Menge neuer Dörfer. Wenn es dem Kurfürsten Johann Georg I. auch nicht am guten Willen gefehlt haben mag, die Lasten und das Unglück seines Volkes zu mindern und nach dem wie- dererlangten Frieden die tief geschlagenen Wunden des Lan, des zu heilen, so fehlte es ihm doch dazu an Geschick und Einsicht, und er scheint gar keine richtigen Vorstellungen von den schweren Leiden seiner Unterthanen gehabt zu haben. Er ließ sich von seinen Rathen stets lenken, von denen viele, vom kaiserlichen Hofe bestochen, seinen Haß gegen die Re- formirten und seine Eifersucht gegen Schweden und Brandenburg zu benutzen wußten, um ihn zu den, seinem Lande nachtheiligsten Schritten, zu bewegen. Die Landstan- de ließen es zwar nicht an dringenden Vorstellungen fehlen, allein sie richteten selten etwas damit aus, doch verhinderten sie einigemal gar zu große Verschwendungen, so wie auch den ungemessenen Ankauf der Kammergüter. Gegen den geheimen Kammerrath Jacob Döring, einen Liebling des Kurfürsten, der von seinem Herrn Hunderttausende zog, und ein würdiger Vorgänger Brühl's war, erhoben sie eine Anklage,/und nur mit großer Mühe verhinderte der Kurfürst einen peinlichen Proceß gegen ihn. Johann Georg war ein großer Freund vom Wohlleben und Trin- ken und that darin des Guten so viel, daß ihm ohnmög- lich noch große Lust zu Regierungsgeschäften übrig bleiben konnte. Seinem Hofe ließ er es auch in den traurigsten Zeiten an Nichts fehlen. Außerdem war er ein großer Lieb- haber der Zagd, und aus vorhandenen Rechnungen ergiebt sich, daß von dem Jahre 1611 — 1653 von dem Kurfür- sten selbst, oder doch in seiner Gegenwart, 28,ooo wilde

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 50

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
50 dieses Zeitraums machte es nothwendkg, daß die Jahr- märkte in den Städten aus den Kirchen, wo sie bis dahin gehalten worden waren, auf die Marktplätze verlegt wur- den. Es wurden Kaufhäuser gebaut, Waagen errichtet und mehrere Anstalten zur Bequemlichkeit der Kaufieute getroffen, und der Handelsstand, früher verachtet und gedrückt, ge- wann großes Ansehen und vielen Einfluß in den Städten. Von der Gelehrsamkeit läßt sich aus jener Zeit noch wenig Lobenswerthes berichten, sie war noch ausschließlich das Eigenthum der Geistlichkeit; die Weltlichen kümmerten sich dazumal wenig darum, und wer von ihnen lesen und schreiben konnte, galt schon für einen gelehrten Mann. Daher war das Kloster Fulda hoch berühmt wegen der Gelehrsamkeit seiner Mönche, und auch in andern Klöstern wurden die Wissenschaften noch mit Eifer betrieben. Nur in den Klöstern und bei den Hochstiften gab es Schulen, und nur Geistliche waren Acrzte und Wundärzte, Meß- künstler und Geschichtschreiber. Uebrigens waren die thü- ringischen Landgrafen meistens besser unterrichtet als ihre gleichzeitigen Standesgenossen; hatte doch Ludwig der Milde und sein Bruder Hermann selbst in Paris studirt! —

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 212

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
212 Leibgarde durfte nur so groß sein, als es der polnische Senat bestimmte, und er mußte sie auf eigene Kosten un- terhalten; Einkünfte bezog er beinah gar nicht aus Polen, und die Kosten seines glanzenden Hofstaats trug Sachsen ganz allein. Äon Gehorsam gegen seine Befehle war die Rede gar nicht, und selbst zu einer himmelschreienden blu- tigen Berfolgung der Protestanten in Thorn mußte er 1724 seine Einwilligung geben. Dennoch war ihm kein Opfer zu groß, zu schwer, um diese unfruchtbare Krone zu behaupten und erblich zu machen. Zu den üblen Folgen der Erwerbung der polnischen Krone gehören auch die Befürchtungen der Sachsen we- gen Aufrechthaltung ihrer Religion. Der Kurprinz war r. I. 1712 zu Bologna zur römischen Kirche heim« lich übergetreten, obgleich der König mehreren protest- antischen Monarchen die Versicherung crtheilt hatte, daß er seinen Sohn nicht zum Uebertritt zwingen wolle. Die Kursä chsisch en Landstände schloffen am 28. Mai 1718 eine Vereinigung, zu Folge deren sie stets der augsburgi- schen Confession treu bleiben und keinem Katholiken ihre Güter verkaufen, noch einen auf den Land- und Ausschuß- tagen zulassen wollten. Neue Befürchtungen der Lutheri- schen entstanden, als der Kurprinz sich 1719 mit der kai- serlichen Prinzessin Maria Iosepha vermählte. Die lutherischen Geistlichen eiferten gegen die Zudringlich- keit der Katholiken, die immer weiter um sich griffen, und die Landstände führten häufig Beschwerden darüber. Ein lutherischer Geistlicher, der Archidiakonus H ahn ander Kreuzkirche, wurde von einem wüthenden Katholiken 1726 ermordet, und es hieß, daß noch andern Predigern ein ähn- liches Schicksal zugedacht wäre. Darüber entstand ein furchtbarer Aufruhr des Pöbels in Dresden, den zu still len 4 Regimenter in die Stadt gezogen werden mußten. Daß Sachsen einen katholischen Landesherrn hatte, brachte dieses Land um einen großen Vortheil. Denn als der Erzbischof von Salzburg 20,000 seiner lutherischen Un- terthanen vertrieb, da hätten diese für Sachsen geworben werden können, allein Friedrich August küm- merte sich nicht um sie, obgleich dem entvölkerten Lande diese Ansiedler sehr willkommen gewesen waren, und so

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 217

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
217 von großer Bedeutung; i. I. 1705 befanden sich in den kurfürstlichen Landen mit Inbegriff der Nebenlinien 32,400 gangbare Tuchmacher und 64,000 Weberstühle. Eine höchst wichtige Erfindung machte 1709 Johann Georg Bött- ger; nämlich das weltberühmte meißner Porzellan. Er hatte Gold machen sollen, woran es dem Hofe damals im- mer gebrach; das konnte er nun zwar nicht, aber bei dem Versuche entdeckte er die Verfertigung erst des braunen, und dann des weißen Porzellan's, und 1710 wurde die Fabrik zu Meißen auf der Albrechtsburg gegründet, wodurch bei der damaligen Kostbarkeit große Summen in's Land gezogen wurden. Für die Gelehrsamkeit that Friedrich August I. nicht viel, aber auch ohne das blühte sie in Sachsen, welches während seiner. Regierung in allen Fächern der Wissenschaften so viele und weltberühmte Gelehrte aufzu- weisen hatte, wie kein anderes Land der Erde. Mehr Eifer zeigte er für die schönen Künste, für die er eine große Vor- liebe hatte und die auch schon durch seine Prachtliebe be- günstigt wurden. Erbaute den japanischen Palast in Neustadt Dresden, die neustädter Kirche, die herrliche Frauenkirche, das Prinzenhaus, das große Opernhaus, den Zwinger, die Caserne und viele andere Paläste und Pracht- bauten. Eine Maleracademie gründete er 1697, ebenso eine Inventions - und Modellkammer. Viele Kunstsammlungen gründete er neu, andere schon vorhandene vermehrte er, so daß schon unter ihm mehr Kunstschätze in Dresden vor- handen waren, als in irgend einer deutschen Hauptstadt. Bei seinen Festen wurden alle Künste in Thätigkeit gesetzt und eine große Menge von Familien erhielt dadurch Nah- rung und Wohlstand. So floß wenigstens wiederum ein Theil der großen Summen dem Lande zu, die es der unbe- grenzten Prunksucht seines Landesherrn opfern mußte. Frei- lich wurde der Schade dadurch nicht wieder gut gemacht, doch aber vermindert. Die Prachtliebe dieses Fürsten über- schritt alles Maß und Ziel; unter allen Höfen von Euro- pa war der Seinige der glänzendste. Seine Feste, die bei- nahe nie abbrachen, kosteten Millionen. Das glänzendste von allen hatte im September 1719 bei der Ankunft der Kur- prinzessin in Dresden statt und hat vielleicht in der gan-

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 192

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
192 men gelitten, eine Menge Dörfer waren niedergebrannt und sind nie wieder aufgebaut worden. Zu Dresden lebte nur noch der 15. Mann, zu Fr eib erg waren von 4000 wehr- haften Männern nur noch 500 übrig, in Schmiedeberg soll von 400 Ehepaaren nur ein einziges übriggeblieben sein. In Wittenberg wurden die Vorstädte und 167 Mauser in der Stadt zerstört, und die Stadt hatte schon i. I. 1640, 400,000 Lhlr- Schulden. Zörbig wurde 45 mal, Oelsnitz hundertmal geplündert. Die Hungersnot!) war oft so groß gewesen, daß nicht nur Hunde, Katzen und Mäuse, sondern sogar Menschenfleisch gegessen worden war. Der Ackerbau lag ganz darnieder, denn nicht nur fehlte es an dem nölhigen Zugvieh, ihn zu betreiben, sondern die Raubthiere hatten auch so überhand genommen, daß die Menschen sich nicht auf das Feld wagten, weil sie in Gefahr waren, ergriffen zu werden. In einigen Gegenden galt da- her der Scheffel Korn bis 60 Thaler. Durch das geflüch- tete Landvolk waren die Städte überfüllt und nun wüthete auch der Hunger und die Pest darin. Landstreicher, Räu- der und Gauner machten das Land unsicher. Schulen und Universitäten waren leer, viele Kirchen verwüstet, andern fehlte es an Geistlichen. Die Sittlichkeit war tief gesunken, Handel und Verkehr lag darnieder und hatte nur noch in Leipzig einige Lebhaftigkeit.^ Die Münze war durch die Küpper und Wipper beinahe rathlos geworden. Der Bergbau stand aus Menschenmangel still, die Schachten stürzten ein oder ersoffen. Aus gleicher Ursache ging die einträgliche Bienenzucht im Erzgebirge völlig ein. Die Geldnoth war unermeßlich, das Land hatte durch die Kriege an 100 Millionen Thaler verloren, und nur ein geringer Theil von den Brandschatzungen und Kriegssteuern war wieder in's Land in Umlauf gekommen. Die wenigen noch wohlhabenden Kauf - und Gewerbsleute sollten nun für die fehlenden oder verarmten Steuerbaren mit bezahlen. Die Staatsviener und Soldaten konnten ihre Besoldungen nicht ausgezahlt erhalten und sahen sich genöthigt, zu darben oder auf ungerechtem Wege ihren Unterhalt zu erwerben. Selbst der Kurfürst und die fürstlichen Kinder konnten oft das nöthige Geld zu ihrem Unterhalte nicht erhalten. Der Friede mach- te diesem Jammer noch nicht völlig ein Ende, denn nicht

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 236

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
236 nicht baar in Geld zu berechnen war oder was nicht zur öffentlichen Anzeige kam. Die Bevölkerung hatte um 100,000 Menschen abgenommen eine Menge Städte und un- zahliche Dörfer waren völlig oderzumtheil zerstört, dergrößte Th eil des Ackers lag unbebaut, der Viehstand war beinahe völlig aufgerieben und der geringe Rest wurde durch eine Viehseuche vertilgt. Handel und Verkehr stockten, die Sitt- lichkeit war tief gesunken, und doch war durch alle diese schweren Opfer nicht das Mindeste gewonnen worden. Am 30. Marz wurde die Rückkehr des Kurfürsten aus Polen, am 31. das Friedensfest gefeiert. Eine drückende Theuer, ung herrschte zu der Zeit im Lande, wovon nicht allein der dainiederliegende Ackerbau, sondern auch die von dem Ju- den Ephraim bewirkte Münzverschlechterung die Ursache war. Der alte Augustd'or galt 20 Thaler solcher Sil- bermünze und es wurden in den nächsten Friedensjahren nicht weniger, als 4888 Eentner schlechter Münze zu Frei- berg eingeschmolzcn. Bei dieser heillosen Münzverfälschung vortheilten Zuden und Wechsler, die Bürger und Beamten aber verarmten und hungerten. Da nun besseres Geld ge- schlagen werden mußte, so nahm Sachsen den von Oest- reich und Baiern eingeführten Zwanzigguldenfuß an. Nunmehr wurde zur Herstellung des aus tausend Wun- den blutenden Landes geschritten und eine Wiederher- stellungsbehörde ernannt, deren Mitglieder die ge- heimen Nathe Fritsch, Gutschmidt, Wurmb und der Obersteuerdirektor von Häringen waren, denen zum Protokollführer der berühmte saryrische Schriftsteller, Ober- steuersekretair Raben er beigegeben wurde, alles rechtschaf- fene und einsichtsvolle Männer, denen das Wohl ihres Va- terlandes am Herzen lag. Auch der Landtag trat am 6. August 1763 zusammen. Vor Allem mußte für die Wieder- herstellung des Steuercredits durch die richtige Bezahlung der Schulden gesorgt werden, die auf 40 Millionen Thaler sich beliefen. Bei dem Hofe war indessen von dem Noth- stande des Landes nichts zu merken, und die kostspieligen Feste singen da wieder an, wo sie vor dem Kriege aufge- hört hatten. Doch mitten unter den Zurüstungen zu einer großen Oper wurde Friedrich August vom Schlage ge-

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 248

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
248 liebte auch der Kurfürst die Jagd, und die Forstbeamten hegten nun, um sich bei dem Herrn in Gunst zu setzen, das Wild zur Ungebühr, so daß es viele Verheerungen auf den Getraidefeldern anrichtete. Die Beschwerden der Land- leute darüber blieben meistens unbeachtet, da die Jager sie für ungegründet ausgaben, und so brachen denn auf einmal 14 Dörfer im Amte Hohenstein auf, und vertrieben und tödteten das Wild. Der Kurfürst ließ sogleich eine Unter- suchung halten, und, da die Klagen der Bauern nicht un- gegründet befunden wurden, das Wild niederschießen und den Wildschaden ersetzen. Dann aber erließ er strenge Verbote gegen die Selbsthilfe. So billig dachten und han- delten aber eine Menge adeliger Grundherrn nicht. Diese hatten viele Bauerhöfe, deren Besitzer verschuldet oder aus- gestorben waren, eingezogen, und die übrigen Bauern muß- ten die Frohnen davon übernehmen. 'Auch vermehrten die Adeligen ihren Viehstand und dehnten ihr Triftrecht auf den Feldern der Bauern so sehr aus, daß diese ihr eigenes Vieh nicht mehr ernähren konnten. Der Unmuth darüber, der durch andere Plackereien noch gesteigert worden war, kam zum Ausbruche, als durch den dürren Sommer 1790 die Bedrangniß des Landmanns vergrößert wurde. Da ge- rade zu der Zeit in Frankreich durch die Revolution alle Dienste und Leistungen aufgehoben waren, so glaubten die Bauern in Sachsen, daß es jetzt an der Zeit sei, sich auch aller Lasten zu entledigen. Es wurde unter ihnen der Plan entworfen, mit gewaffneter Hand den Kurfürsten von Pillnitz nach Dresden zu führen, und ihn zu Bewilli, gung mehrerer Forderungen zu bewegen, als Absetzung aller derer von ihren Aemtern, die Sachsen unglücklich gemacht hatten, Errichtung einer Nationalgarde, Veränderung des Accisewesens, Beschränkung der Vorrechte der adeligen Gutsbesitzer, Aufhebung der Hegung des Wildes, Abschaffung aller Rechtspraktikanten, die nicht wirkliche Gerichkshalter wären, Verfassungsregeln für das geistliche Ministerium und endlich Verminderung der Fleisch- und Tranksteuer, Diese Artikel wurden in Form einer Bittschrift dem Kurfürsten überbracht, der Ueberbringer aber ward nach Untersuchung eines Arztes für wahnsinnig erklärt und nach Torgau in Verwahrung gebracht. Einen Monat darauf, im August,

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 278

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
278 waren. Der Ausfuhrhandel verfiel immermehr, da ihm die überseeischen Markte und die Grenzen vieler Nachbarstaaten verschloßen blieben. Die Bestellungen der Levante auf meißner Porzellan blieben aus, da die Formen der Fabrik veraltet waren. Doch fanden einige Bergproducte, als die blaue Farbe und der Kobalt, auch die sächsi- sche Steinkohle einen guten Absatz. Der Buchhandel stockte, daran war die franz ö fische Censur schuld. Daß unter diesen Umständen auch die Landwirthschaft, auf der so schwere Lasten lagen, nicht einträglich sein konnte, be- greift sich von selbst. So konnte Friedrich August mit dem besten Willen während der letzten 7 Jahre bis zu dem großen Kriege wenig Gutes für sein Land bewirken.' Das einzige, was hatte geschehen können, wäre gewesen, nach dem Vorgänge Preußens alles Veraltete in der Verfassung und Verwaltung abzuschaffen, und so wenig- stens einem besseren Zustande vorzugreifen; allein dazu war weder der König, noch der Theil des Volkes, der unmit- telbar durch diese Veränderung berührt wurde, gestimmt, Zwekundvierzigstes Capitel. Zustand Sachsens wahrend der fremden Ne- gierung bis zur Rückkehr des Königs. Durch den großen Krieg, der auf seinem Boden aus- fefochten worden, war Sachsen auf eine unbeschreibliche Leise zu Grunde gerichtet und das Land auf das Furcht- barste erschöpft. Die Summe aller Lieferungen, Verpfle- gungen und Rüstungen betrug allein 67 Millionen Thlr. Die Volksmenge hatte um 85,ooo, der Ertrag der Felder um 2 Millionen Scheffel abgenommen. Viele Kreise wa- ren ganz verheert, viele Orte abgebrannt, viele Hauser zu Ülachfeuern abgetragen, viele Höfe ohne Zug- und Zucht- vieh, ohne Getraide zu Grob und Saat. In vielen Ge- genden wütheten pestartige Seuchen unter Menschen und
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