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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 109

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Ablaß sollte, seiner anfänglichen Errichtung nach, nichts an- ders scyn, als eine nach geschehener Neue und Buße eines Sünders ihm crtheilte Vergebung seiner Ucbertretungen, doch mit dem Vorbehalt eines künftigen bessern Lebens- wandels, und nur für solche Sünden, von denen los zu .sprechen der Papst sich allein Vorbehalten hatte. Bald aber wurde der Ablaß auch auf alle übrigen Sünden, auf die Aufhebung gcthaner Gelübde, auf die Befreiung von kirch- lichen Gebräuchen ausgedehnt. Da mit dem Ablaß vieler Unfug getrieben und vieles Geld nach Rom gezogen wor- den war, so setzten sich doch die deutschen Fürsten zuweilen dagegen, und die Papste mußten von Zeit zu Zeit einen neuen Vorwand erfinden, um den Einspruch bei ihrem Ab- laßhandel zu vermeiden. Mehrmals hatte schon der Tür- ken krieg zum Vorwände dienen müssen, doch da das zu- sammengebrachte Geld nie dazu angewandt wurde, sondern stets in den Scckel des Papstes fiel, so war schon einmal 1501 dem Papst Alexander Vi. von den deutschen Für- sten die Bedingung vorgeschrieben worden, daß er § der Ablaßgelder in Deutschland lassen mußte. Dennoch versuchte der verschwenderische Papst Leo X. aufs Neue den Ablaßhandel in Gang zu bringen und nahm zum Vor- wand den Ausbau der Peterskirche zu Rom. Damit seine Geldschneiderei aber um so besser Fortgang haben möchte, so ernannte er den Kurfürsten Al brecht von Mainz, der auch zugleich Erzbischof von Magdeburg und Administra- tor von Halberstadt war, zu seinem Oberbevollmachtig- ten und ließ ihm einen Theil vom Gewinn. Kurfürst Alb- recht, ein Bruder des Kurfürsten Joachim von Bran- denburg, war ein verschwenderischer Herr, der seiner Prachtlicbe wegen mit den Einkünften seiner drei reichen Erzbisthümcr und Bisthümcr nicht auslangte, und dem daher der neue Zuschuß durch den Ablaßkram ganz er- wünscht kam. Er bestellte für die Lander Meißen und Thüringen den Dominikanermönch Johann Tezel, einen lasterhaften und frechen Menschen, der auf eine marktschreierische Weise den Leuten die Ablaßzettel auf- schwatzte und sie alle ohne Bedingung zur Buße und Bes- serung, ja sogar für Sünden, die sie noch begehen wollten, verkaufte. Dadurch machte er alles Gute, was gewissen-

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 203

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
203 konnte den polnischen Thron besteigen, aber dem war schon vorgebeugt, denn unerwartet war der Kurfürst nach Wien gereist und hatte am 23. Mai zu Baden der lu- therischen Religion entsagt und die katholische ange« nommen. Vor ihm hatte dieß schon sein Netter Christian August von Sachsen - Zeiz gethan, der Bischof von Raab geworden war, in dessen Hände er den Glauben seiner Väter abschwur. Vierunddreißigstes Capitel. Sachsen unter König August It. von Polen; von 1697 bis 1733. Die polnische Krone war um einen ungeheueren Preis erkauft worden; ohne die geheimen Bestechungen wur- den beinah öffentlich 10 Millionen polnische Gulden be- zahlt, dann war auch die Unterhaltung von 6000 Mann, die Errichtung einer adeligen Kriegsschule, der Neubau und die Instandsetzung einiger Festungen, alles'auf sächsische Kosten, versprochen worden. 8000 Sachsen dienten im kaiserlichen Heere, andere 8000 gingen nach Polen, um die Wahl zu unterstützen und die Krönung kostete abermals unermeßliche Summen, die Kleidung des Königs war allein über 1 Million Thaler an Werth. Das Alles mußte Kur- sachsen bezahlen, welches die Leidendes 30jährigen Kriegs noch bei Weitem nicht überwunden hatte und noch schwer von den Schulden, die der Aufwand seiner 3 letzten Landesherrn verursacht hatte, bedrückt wurde. Mehr noch, als durch die- ses wurden die Sachsen durch den Uebertritt ihres Landes- herrn zur katholischen Religion in Furcht und .Trauer versetzt, ohnehin, da der König den katholischen Fürsten Egon von Fürstend erg zu seinem Statthalter ernannte. Zwar beruhigte August Ii. durch wiederholte Reverse, daß in der Religion alles beim Alten verbleiben sollte, und entsagte dem Directorium der evangelischen Stande, welches anfangs der Herzog Friedrich von Gotha, dann der

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 46

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
46 seines Bruders Wittwe verstoße und verfolge. Da ging der Landgraf Heinrich in sich und gab der Landgräfin Elisabeth die Stadt Marburg und ein anständiges Einkommen. Dort lebte sie unter Wohlthätigkeirö- und Andachtsübungen und starb am 19. November 1231. Heinrich Raspe regierte die Markgrafschaft zwar nur im Namen seines Mündels, doch ganz nach eigenem Gutdünken und mit großem Ansehen im Reich; in Hessen waltete, doch unter seiner Aufsicht, sein Bruder Konrad. Das war ein heftiger, jähzorniger Mann, der mit dem Erzbischof Siegfried von Mainz eine blutige Fehde we- gen des Zehnten vom Kloster Reinhardsbrunn führte. Er belagerte dabei Fritzlar, und als ihn die Weiber von der Mauer auf eine unanständige Weise verhöhnten, ließ er 1233 die Stadt mit Sturm einnehmen und mit allen Kirchen, Klöstern und Einwohnern verbrennen. Auö Reue darüber trat er 1234 in den deutschen Ritter- orden, wurde seiner Weisheit und Tüchtigkeit wegen zum Hochmeister gewählt und starb 1240. Der junge Land- graf Hermann Ii. starb 1242, ehe er noch etwas Rühm- liches hatte vollbringen können. Er soll vergiftet worden scyn. Auf wessen Anstiften, das ist nicht mit Gewißheit bekannt. So ging cs mit dem thüringischen Fürstcn- hause schnell zu Ende, denn nun war nur noch Heinrich Raspe allein übrig und, obgleich dreimal vcrheirathet, > doch kinderlos. Als einer der mächtigsten Fürsten und Kai- ser Friedrichs Freund hatte er mit den Reichsangelcgen- heitcn zu schaffen, woraus seinem Lande aber kein Vortheil erwuchs. Endlich wurde ihm vom Papst Innocenz Iv. die deutsche Königskrone angeboten, da der Kaiser Fried- rich Ii. und sein Sohn, der römische König Konrad, aufs Neue in den Bann gethan waren. Heinrich schlug die Krone anfangs aus, als ihm aber der Papst 25,000 Mark Silber schenkte, da nahm er sie an. Meistens wa- ren es geistliche Fürsten, die ihn 1246 gewählt hatten, deshalb wurde er auch nur der Pfaffenkönig genannt. Er zog gegen König Konrad zu Felde und erfocht am 5ten August 1240 bei Frankfurt am Main einen Sieg. Bei Reutlingen und Ulm focht er aber unglücklich, und zog sich darauf nach der Wartburg zurück, woselbst er .. •>.-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 50

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
50 dieses Zeitraums machte es nothwendkg, daß die Jahr- märkte in den Städten aus den Kirchen, wo sie bis dahin gehalten worden waren, auf die Marktplätze verlegt wur- den. Es wurden Kaufhäuser gebaut, Waagen errichtet und mehrere Anstalten zur Bequemlichkeit der Kaufieute getroffen, und der Handelsstand, früher verachtet und gedrückt, ge- wann großes Ansehen und vielen Einfluß in den Städten. Von der Gelehrsamkeit läßt sich aus jener Zeit noch wenig Lobenswerthes berichten, sie war noch ausschließlich das Eigenthum der Geistlichkeit; die Weltlichen kümmerten sich dazumal wenig darum, und wer von ihnen lesen und schreiben konnte, galt schon für einen gelehrten Mann. Daher war das Kloster Fulda hoch berühmt wegen der Gelehrsamkeit seiner Mönche, und auch in andern Klöstern wurden die Wissenschaften noch mit Eifer betrieben. Nur in den Klöstern und bei den Hochstiften gab es Schulen, und nur Geistliche waren Acrzte und Wundärzte, Meß- künstler und Geschichtschreiber. Uebrigens waren die thü- ringischen Landgrafen meistens besser unterrichtet als ihre gleichzeitigen Standesgenossen; hatte doch Ludwig der Milde und sein Bruder Hermann selbst in Paris studirt! —

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 107

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
107 mündlich von seinem Lehrstuhle herab Einzelnen. Dadurch war denn der Verstand der Menschen in allen Ständen aufgeklärt worden, und sie wollten nun nicht mehr alles das blindlings glauben, was unwissende und sittenlose Prie- ster ihnen für wahr und unbezweifelt ausgaben. Die Prie- sterschaft, die bis dahin, weil sie größere Kenntnisse besaß und ihren Verstand mehr ausgebildec hatte, als der übrige Theil der Menschheit, sich angemaßt hatte, die Gewissen un- umschränkt zu beherrschen, war nicht mit der Zeit fortge- schritten, wollte aber dennoch die klüger gewordenen Welt- lichen, Kindern gleich, am Gängclbande kirchlicher Gebote fortleiten, und war, unbekümmert um ihre Pflicht, die Gemüther der Menschen für daß Heilige, Ewige zu erwär- men, nur darauf bedacht, ihre Reichthümer und Vorrechte zu erhalten und zu vermehren. In Deutschland war untcr- deß ein kraftvoller Bürgerstand cmporgcblüht, der durch gei- stige und körperliche Thätigkeit sich einen chrenwerthen Rang in der Staatsgesellschaft erstrebt hatte, und der, wenn er sich auf seinem Standpunkte behaupten wollte, allen Arten von Kenntnissen Schutz und Pflege gewähren, also auch ein Widersacher alles Geisteszwangs seyn mußte. Natürlich widersetztcn sich also in vielen deutschen Städten die Bür- ger den Geistlichen, wenn sie in ihren Anmaßungen zu weit gingen, zogen sie vor ihren Richtstuhl, wenn sie durch ihre Sittenlosigkeit ein öffentliches Aergerniß gaben, und bestraf- ten die Schuldigen wie andere Verbrecher. Dieses Ver- fahren wurde, da die Geistlichen keiner weltlichen Gerichts- barkeit unterworfen sein wollten, von den Bischöfen und Päpsten mit Bann und Jnterdict bestraft; dadurch ließen sich aber die Bürger nicht schrecken, da sie des Glaubens waren, daß ein ungerechter, unchristlichcr Fluch ihnen nichts schaden könne, und die Geistlichkeit mußte wieder einlenken und die Hand zum Frieden bieten, wenn sie nicht ihre rei- chen Einkünfte entbehren wollte, die ihnen die Bürger weis- lich vorenthielten, so lange die Stadt mit dem Jnterdict belegt war. Dadurch zeigten die Bürger den Fürsten die Ohnmacht und Nichtigkeit der Pfaffen, die so lange das Schrecken der Könige und eine Geißel der Völker gewe- sen waren. . Wenn nach den eben angegebenen Ursachen überall in

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 116

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
116 er nur den wählen würde, der für das Wohl des Reiches am geeignetsten schiene, sich aber durch Geschenke seine Wahlfreiheit nicht beschränken lasten wolle. Da sich die Kurfürsten wegen der Wahl zwischen den Königen von Spanien und Frankreich nicht vereinigen konnten, so trugen sie einstimmig dem Kurfürsten Friedrich die Kai- serkrone an; doch der hochherzige Fürst wollte seines Lan- des Wohlfahrt nicht wegen der unfruchtbaren Ehre aufs Spiel setzen, deshalb gab er seine Stimme dem König Karl von Spanien und bewog auch die andern Fürsten dazu, diesen zu wählen; doch sorgte er dafür, daß Kaiser Karl eine Wahlkapitulation unterschreiben und an- nehmen mußte, damit des deutschen Reiches Freiheit nicht verletzt würde. Der Kaiser wollte aus Dankbarkeit nach der Wahl dem Kurfürsten ein Geschenk von 100,000 Dukaten machen, allein der nahm es nicht, und verbot auch seiner Dienerschaft, bei Strafe der Entlastung, Geschenke anzunehmen. Während Kaiser Karl zu Frankfurt gewählt wurde, wurde vom 27sten Juni 1519 ab beinahe vier Wochen lang in L e i p z i g zwischen vr. Luther und Vr. I 0 h an n Eck in Gegenwart des Herzogs Georgs von Sachsen ein Religionsgcspräch gehalten, in welchem vr. Eck ver- gebens den Or. Luther durch hinterlistig gestellte Fragen zu fangen und in den Verdacht eines Jrrlehrers zu bringen strebte. Da Eck seine Absicht nicht erreichte, so ging ec nach Rom und wirkte eine Bannbulle gegen Luther aus. Luther wurde dadurch bewogen seine ganze Kraft anzu- wenden, um das Papstthum zu bekämpfen; er schrieb und predigte nun auf das Eifrigste dagegen und verbrannte endlich am loten December 152o vor dem Thore der Stadt Wittenberg, in Gegenwart allerstudirenden, die päpst- liche Bulle und andere die Vorrechte, der Päpste behaup- tende, Schriften. Durch diese Handlung, die damals ein großes Aufsehen erregte, hatte sich Luther auf ewig von dem Papste abgesagt und den Kampf mit demselben auf Tod und Leben begonnen. Ehe <>ie Bulle bekannt gemacht wurde, hatte Luther auf die Vorstellung und Bitte des päpstlichen Kammerherrn von Miltitz, einem gebornen Sachsen, sich geneigt finden lasten, zu schweigen, wenn

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 121

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
121 römische Geistlichkeit in Sachsen anfing, sich von den Vorschriften der römischen Kirche frei machen und besonders die Ehelosigkeit aufzugcben. Ein Priester zukem- berg, Bartholomäus Bernhardt, war der erste der im Jahr 1521 sich vcrheirathete und bald eine große Menge Nachfolger fand. Dadurch erhielt Luther immer mehr Anhänger aus der Geistlichkeit, die nun auch um ihres eigenen Vortheils Willen Luthers Lehre immer weiter verbreiteten. Zu gleicher Zeit verfaßte Melanchthon eine Schrift mit dem Namen loci cornrnunes, worin die Hauptartikel der christlichen Lehre mit solcher Klarheit und Kürze vorgetragen waren, daß sie der neuen Lehre eine große Menge Anhänger verschaffte und alle Freunde der Kirchcn- verbesserung in ihren Meinungen bestärkte. Unter solchen Umständen konnte es dem Dr. Luther wenig schaden, daß der König Heinrich Viii. von Eng- land und der berühmte Gelehrte Erasmus gegen ihn schrieben; er fertigte beide zum Erstaunen der Welt mit vieler Derbheit ab und zeigte, daß bei ihm kein Ansehen der Person galt. Auch des Haffes und der strengen Ver- fügungen des Herzogs Georg von Sachsen gegen seine Lehre achtete er wenig, denn er hatte ja die Freude zu sehen, daß seine Lehren sich immer weiter verbreiteten und die Zahl ihrer Anhänger täglich wuchs. Auch ereigneten sich manches Günstige für sein Werk, wie der schnelle Tod des Papstes Leo X., der ohne die letzte Oelung gestorben war, welches selbst den eifrigsten Anhängern der römischen Kirche großen Anstoß gab; dann die Wahl des Papstes Hadrian Iv., der selbst die Verderbtheit der römischen Geistlichkeit eingestehen mußte; endlich der Krieg Karls V. mit Frankreich, wodurch jeder Plan zur Unterdrückung der Reformation vereitelt wurde. Nunmehr dachte auch Luther an die Aenderung der kirchlichen Gebräuche und der Liturgie. Der Schwachen wegen ging er mit vieler Schonung zu Werke und behielt noch viele alte Gebete und Gesänge, selbst die Erhebung der Hostie und des Kelches bei; aber die eigentliche Messe schaffte er ab. Er selbst legte die Mönchskutte ab und kleidete sich in den schwarzen Pri'efterrock, der nach und nach die Amtskleidung der Lu- therischen Geistlichen wurde. Luther ließ bei allen

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 217

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
217 von großer Bedeutung; i. I. 1705 befanden sich in den kurfürstlichen Landen mit Inbegriff der Nebenlinien 32,400 gangbare Tuchmacher und 64,000 Weberstühle. Eine höchst wichtige Erfindung machte 1709 Johann Georg Bött- ger; nämlich das weltberühmte meißner Porzellan. Er hatte Gold machen sollen, woran es dem Hofe damals im- mer gebrach; das konnte er nun zwar nicht, aber bei dem Versuche entdeckte er die Verfertigung erst des braunen, und dann des weißen Porzellan's, und 1710 wurde die Fabrik zu Meißen auf der Albrechtsburg gegründet, wodurch bei der damaligen Kostbarkeit große Summen in's Land gezogen wurden. Für die Gelehrsamkeit that Friedrich August I. nicht viel, aber auch ohne das blühte sie in Sachsen, welches während seiner. Regierung in allen Fächern der Wissenschaften so viele und weltberühmte Gelehrte aufzu- weisen hatte, wie kein anderes Land der Erde. Mehr Eifer zeigte er für die schönen Künste, für die er eine große Vor- liebe hatte und die auch schon durch seine Prachtliebe be- günstigt wurden. Erbaute den japanischen Palast in Neustadt Dresden, die neustädter Kirche, die herrliche Frauenkirche, das Prinzenhaus, das große Opernhaus, den Zwinger, die Caserne und viele andere Paläste und Pracht- bauten. Eine Maleracademie gründete er 1697, ebenso eine Inventions - und Modellkammer. Viele Kunstsammlungen gründete er neu, andere schon vorhandene vermehrte er, so daß schon unter ihm mehr Kunstschätze in Dresden vor- handen waren, als in irgend einer deutschen Hauptstadt. Bei seinen Festen wurden alle Künste in Thätigkeit gesetzt und eine große Menge von Familien erhielt dadurch Nah- rung und Wohlstand. So floß wenigstens wiederum ein Theil der großen Summen dem Lande zu, die es der unbe- grenzten Prunksucht seines Landesherrn opfern mußte. Frei- lich wurde der Schade dadurch nicht wieder gut gemacht, doch aber vermindert. Die Prachtliebe dieses Fürsten über- schritt alles Maß und Ziel; unter allen Höfen von Euro- pa war der Seinige der glänzendste. Seine Feste, die bei- nahe nie abbrachen, kosteten Millionen. Das glänzendste von allen hatte im September 1719 bei der Ankunft der Kur- prinzessin in Dresden statt und hat vielleicht in der gan-

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 8

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
8 öbei die Sorge von ganz Deutschland oblag, so setzte Otto im Jahre 968^ über Sa chsen einen eigenen Her- zog, Herrmann Billing, einen weifen und streitbaren Mann, bei dessen Stamm das Herzogtum bis iios blieb, doch wurde Thüringen damals von dem Herzogthume Sachsen getrennt. Mit dem Aussterbender sächsischen Könige, im Jahre 1024, nahm die schöne Zeit für Sach- sen ein Ende. Die Sachsen begehrten auch unter dem fränkischen Königsstamme den Vorzug, den sie unter den sächsischen Königen und Kaisern gehabt hatten, und wur- den unzufrieden, da ihnen ein solcher nicht mehr eingeräumt ward. Durch die Begünstigung der sächsischen Könige waren die geistlichen und weltlichen Grossen in Sachsen reich und mächtig geworden. Die Herzoge, Markgrafen und Grafen, die Erzbischöfe und Bischöfe befassen so aus- gedehnte Gebiete, und übten so große 'Rechte darin aus, daß sie schon für erbliche Landesherrn angesehen wurden, und die Kaiser nur selten es wagten, einen von ihnen zu entsetzen. Die beiden ersten fränkischen Kaiser, Kon- rad Ii. und Heinrich Iii.. kraftvolle und kluge Fürsten, besaßen Macht genug, die sächsischen Herren im Gehor- sam und in der Ruhe zu erhalten; allein während der lan- gen Minderjährigkeit Heinrichs Iv. brachen die Sach- senfürsten die Bande des Gehorsams und der Ordnung, und befehdeten sich unter einander selbst, dann aber auch den König, der freilich durch seine Anhänger manche Un- gerechtigkeit gegen die Sachsen verüben ließ. Der Haupt- urheber dieser Kriege war der Erzbischof Alb recht von Bremen, der durch seinen Stolz sich die mehrften säch- sischen Landesherrn verfeindet hatte, den jungen König Heinrich Iv.. dessen Günstling er war, wider die Sach- sen, an denen er sich rächen wollte, einnahm, und ihm anrieth, ihnen beschwerlich zu fallen, um ihre Macht zu brechen. Das that Heinrich, hielt sich lange in Sachsen auf, baute auf Kosten des Landes viele 'feste Schlösser, deren Besatzungen auch vom Lande ernährt werden mußten, und schwere Frevel gegen die Landleute verübten. Die sächsi- schen Landesherrn wollten das nicht dulden, ergriffen, als der König ihren Vorstellungen kein Gehör gab, die Waf- fen, und zwangen ihn, in die Zerstörung der von seinem
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