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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 92

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
92 v die Stadt seinem Bruder Wilhem entsagen und ihm al- lein huldigen und Hilfe leisten solle. Da ging der ganze Nath mit dem greisen Bürgermeister Niklas Weller an der Spitze, mit entblößten Häuptern und mit Sterbekleidern auf dem Arm zum Kurfürsten und Weller sagte: der Rath hatte beiden Fürsten gemeinschaftlich den Treueid geleistet, und lieber wolle er sein graues Haupt vom Rumpfe tren- nen lassen — und wie er so auch die übrigen Nathsherrn — als die Leschworne Pflicht verletzen. Da klopfte ihm der Kurfürst auf die Achsel und sagte: „Nicht Kopf ab, Alter, solcher redlicher Männer bedürfen wir noch ferner." Bald nach dem Blutbade bei Gera rückten die beiden Heere gegen einander, um in der Nahe dieser Stadt die Entscheidungsschlacht zu liefern. Da begegneten sich die fürstlichen Brüder auf dem Felde und wurden, nach einem kurzen Gespräch, einig, in Leipzig eine Zusammenkunft zu halten. Als daselbst, und auch später in Mühlhausen keine völlige Ausgleichung erfolgte, da von beiden Theilen die Rache das Feuer der Zwietracht wieder anzufachen such- ten, so kamen sie zu Anfang des Jahres 1451 in Naum- burg zusammen. Hier söhnten sie sich am 27sten Januar aufrichtig wieder mit einander aus, und von da ab ist die Eintracht nimmer wieder zwischen ihnen unterbrochen wor- den. Dieser jammervolle Bruderzwist giebt den Fürsten ein warnendes Beispiel, zu welchen unheilvollen Schritten sie verleitet werden, wenn sie eigennützigen, ränkesüchtigen Räthen ihr Vertrauen schenken und nicht selbst genau prü- fen, was -zr ihrem und zu ihres Landes Besten dient. Mußten hier ooch erst viele Tauseude unschuldig das Leben opfern und aber viele Tausende Hab und Gut verlieren, ehe die Fürsten es einsahen, daß sie blos um die unlau- teren Absichten ihrer Räthe zu befördern, ihrer Länder Wohl- fahrt und ihre eigene Ruhe aufs Spiel gesetzt hatten. Das wnrde besonders dem Herzoge Wilhelm recht einleuchtend. Der Haupturheber aller Irrungen, Graf Apel von Vitz- thum fiel kurz nach dem Blutbade zu Gera, wahrschein- lich weil er zu dieser Unthat gerathen, in Ungnade bei dem Herzoge und pilgerte nach Rom. Während seiner Abwe- senheit war der Friede zu Naumburg geschlossen zu des- sen Bedingungen es gehörte, daß Apel gegen Empfang

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 93

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
93 seiner Stammgüter und des gezahlten Geldes die fränki- schen Gebiete wieder abtreten solle. _ Er weigerte sich aber dessen nicht nur, sondern er beleidigte den Herzog durch. Wort und That, und da ihm endlich mit Waffengewalt nach dreijährigem schwerem Kampfe die fränkischen Gebiete entrissen worden waren, da floh er nach Böhmen, und suchte nicht nur dem Herzog Feinde zu erwecken, sondern machte sogar Anschläge gegen sein Leben. Achtzehntes Capitel. Der Prinzenraub. Herzog Wilhelms und Kur- fürst Friedrichs fernere Begebenheiten^ Zu den bösen Früchten des heillosen Bruderkrieges gehörte auch der berühmte Prinzen raub, der das Met- ti nische Fürstenhaus in Schrecken und Gefahr setzte und ein Zeugniß von der Rohheit und Verwilderung der Gemü- ther in jenen Zeiten giebt. An des Kurfürsten Hof lebte ein tapferer Ritter Kunz von Kaufungen, der ihm viele treue Dienste geleistet hatte und deshalb bei seinem Lehnsherrn in Gunst und Ansehen stand. In dem Bruderkriege verlor er seine Güter in Thüringen, wofür ihm aber der Kur- fürst die Güter gab, die dem Apel von Vitzthum im Meißnischen gehört hatten. Nach dem Naumburger Frieden sollte Kunz seine thüringischen Güter wieder in Empfang nehmen und die Meißnischen zurückge- den; das letztere wollte er aber nicht und der Kurfürst nahm sie ihm mit Gewalt, erklärte aber dabei, daß er, wenn Kunz sich dadurch beeinträchtigt glaubte, ihm vor Schieds- richtern zu Rechte stehen wollte. Damit war Kunz aber nicht zufrieden, sondern drohte, er werde das ihm wider- fahrene Unrecht an des Kurfürsten Fleisch und Bein zu rächen wissen und floh nach Böhmen, wo er mit dem Vitz- thum und andern Unzufriedenen böse Anschläge gegen den Kurfürsten machte. Damals hielt der Kurfürst zu Alten- burg Hof, und Kunz hatte daselbst den Küchenjungen Hans Schwalbe gewonnen, der ihm von Allem Kunde

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 113

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
113 verslläten zu unterwerfen. Doch verpflichtete er sich, über die Lehre vom Ablässe zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Stillschweigen geboten würde. Der Cardinal wollte ihn heimlich verhaften und nach Nom bringen lassen, Luther aber, zur rechten Zeit gewarnt, entfloh und kam glücklich zu Wittenberg an. Der Cardinal verlangte nun vom Kurfürsten Friedrich, daß er Luth er n nach Rom senden oder wenigstens aus seinem Lande verbannen möchte, und der Kurfürst war anfangs unschlüßig über das, was er thun sollte; Luther aber war gesonnen nach Paris zu gehen. Als aber der weife Friedrich eine Erklärung über den Streit forderte, gab Luther sie ihm so einleuchtend, daß der Kurfürst das Begehren des Cardi- nals abschlug, weil Luther noch seines Irrlhums, viel- weniger einer Ketzerei überführt worden wäre. Luther machte nun seinen Streit mit dem Cardinal durch den Druck bekannt und berief sich ans eine von dem Papst anzuord- nende allgemeine Kirchenversammlung. Ist Sachsen vor allen andern Ländern von Gott gewürdigt worden, die Pflanzstätte der gereinigten Lehre zu seyn, so hat es auch den Ruhm, daß ein Sachse es war, der mit Gottes Hilfe das große Werk der Glaubens- verbefferung unternahm, und daß ein sächsischer Fürst sich das Verdienst erwarb, dieses heilvolle Unternehmen so lange vor allen Anfechtungen zu schützen, bis es hinreichend Wurzel gefaßt und Ausbreitung genug erhalten hatte, um allen Stürmen, die über dasselbe hereinbrachen, widerstehen zu können. Nur durch das Zusamentreffen vieler günstiger Umstände war es möglich, daß ein Werk gelingen konnte, dessen Ausführung früher großen Volksvereinen und mäch- tigen und gelehrten Männern noch immer mißlungen war, und welches durchzusetzen einst selbst Kaiser und Reich sich vergebens bestrebt hatten. Der Mann, der das Licht der Wahrheit anzünden, die Ketten des Wahns und des Vor- urtheils brechen sollte, war dazu ganz vorzüglich mit Gei- stes und Gemüthsgaben ausgerüstet, und nicht leicht ist unter allen, die jemals das Gute aufrichtig gewollt und dafür gewirkt haben, ihm einer gleich gekommen. Die große geistige Kraft, die unermüdliche Thätigkeit, die aufrichtige Frömmigkeit, der brennende Eifer für Wahrheit und Recht, 8

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 115

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
115 fcf> c n Hofes nicht haben vermeiden können, und er hatte unbezweifelt den grossen Einfluß verloren, den er auf die Angelegenheiten des Reichs besaß und den er so umsichtig zum Schutze der Reformation benutzte. — Hätte in S a ch- sen nie eine andere große Begebenheit staltgefunden als die Kirchenverbefferung, so würde diese allein hinrei- chen, diesem einen geehrten Namen in der Geschichte zu machen; und hatte Sachsen keine großen und berühm- ten Männer seines Stammes mehr aufzuweisen, als vr. Martin Luther und Kurfürst Friedrich den Weisen, so würden die Verdienste dieser beiden Edlen genügen, um den Sachsen einen wichtigen Anthcil an dem Wirken zur Aufklärung und zum Wohle der gcsammten Menschheit einzuräumen. Dreiundzwanzigstes Capitel. Friedrich des Weisen Thätigkeit in den Reichs- angelegenheiten und weiterer Fortgang der Kirchenverbesserung. Ein ganz besonders günstiges Ereigniß für die Refor- mation war der Hintritt Kaiser Maximilian s am I2tcn Januar 1519, denn nun erhielt Kurfürst Friedrich bis nach erfolgter neuen Kaiserwahl die Neichsverweserschaft in allen Ländern, in denen das sächsische Recht galt, ge- bot also über die Hälfte des deutschen Reichs mit kaiser- licher Machtvollkommenheit und war um so eher im Stande, Luthern und seine Lehre zu schützen. Derpapst und alle Gegner der Reformation mußten, um den mächtigen Kur- fürsten sich nicht abgeneigt zu machen, den Streit ruhen lassen, und so gewann »die Reformation Zeit sich zu ver- breiten und zu befestigen. Bei der Kaiserwahl hatte Kurfürst Friedrich den allerwichtigsten Einfluß; seine Stimme galt am allermehr- sten, und die Könige von Spanien, Frankreich und England bewarben sich um seine Gunst, um die Kaiser- krone zu gewinnen; ihm wurden grosse Geldsummen gebo- ten, doch edelmüthig wiess er sie zurück und erklärte, daß

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 118

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
118 Wahrheit seiner Sache überzeugt, aber auch selbst seine Gegner achteten seine Beherztheit und Freimüthigkeit. Er erhielt freies Geleit zur Rückkehr; doch kaum war er fort und auch Kurfürst Friedrich abgereist, als das Wormser Edict bekannt gemacht wurde, welches Luthern und seine Anhänger in die Acht erklärte, seine Lehren verbot und alle seine Schriften zum Feuer verdammte. Nun glaubten seine Widersacher den Sieg errungen zu haben, doch froh- lockten sie zu früh, wie sie bald zu ihrem Schrecken erfah- ren sollten. Der Kurfürst Friedrich war nicht mehr bei Abfassung des Edictes zugegen gewesen, er hielt sich also auch nicht daran gebunden; Herzog Georg dagegen ließ die Verbreitung der neuen Lehre bei der schwersten Strafe ver- bieten, verwiest viele Lausende des Landes, die sich zu der neuen Lehre bekannten, ließ bei der Universität eine strenge Untersuchung halten, verbot das Lehren der griechi- schen und hebräischen Sprache daselbst und zeigte seine Feindschaft gegen Luthers Lehren auf das Heftigste. Der Hast des Herzogs Georg und die bekannte Hin- terlist des römischen Hofes ließ alles für die Sicherheit Luthers fürchten, daher wurde er auf seiner Rückreise im thüringer Walde, auf das Veranstalten Kurfürst Fried- richs, plötzlich durch einige verkappte Reiter vom Wagen gehoben und heimlich nach der Wartburg gebracht; dort mußte er sich in weltlichen Kleidern, unter dem Namen des Junker Georg, aufhalten, damit seine Widersacher jede Spur von ihm verlören. Die Trauer aller Anhänger der neuen Lehre über Luthers Verschwinden war sehr groß, denn sie glaubten, daß er in die Hände seiner Feinde gefal- len sey. Doch bald wurden sie durch seine Schriften über- zeugt, daß er noch lebe, auch wurde sein Aufenthalt auf der Wartburg dadurch sehr nützlich, daß er daselbst Ruhe gewann, das neue Testament zu übersetzen, welches schon im folgenden Jahre gedruckt wurde, und nun mehr in die Hände des Volkes kam und die Hauptstütze der gereinigten Lehre wurde. Auch in Luthers Abwesenheit hatte die Reformation in den kurfürstlichen Landen keinen Stillstand. Bis dahin war noch wenig an den gottesdienstlichen Gebräuchen ge- ändert worden, da Luther selbst nicht dafür war, daß

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 120

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
120 wollten nicht nur eine neue Religion sondern auch ein weltliches Reich Christi auf Erden einführen, die alte Obrig- keit sollte vertilgt und eine neue vollkommen heilige einge- führt werden. Sie verwarfen die Kindertaufe und behaup- teten, daß jeder erwachsene Mensch noch einmal getauft werden muffe. Darum erhielten sie den Namen Wieder- täufer. Die muthige Widersetzlichkeit des Pastors Nico- laus Hausmann und seiner Capläne und das kräftige Einschreiten des Magistrats hemmten für einige Zeit die Fortschritte dieses gefährlichen Unfugs. Nunmehr wandten sich aber die Häupter der neuen Secte nach Wittenberg und verlangten von den Theologen daselbst die Bestätigung ihrer Lehre. Melanchthon wollte darüber nicht entschei- den und bat den Kurfürsten, Luthern die Prüfung dieser neuen Lehre aufzutragen. Der Kurfürst ließ ihm rathen, alle Verbindung mit den Schwärmern abzubrechen, dann aber Luthern durch S p a l a t i n von diesen Vorfällen Nach- richt geben. Der rieth, die Schwärmer mit Milde zu be- handeln, und sie verbanden sich mit der Karlstadtschen Partei in Wittenberg und die Unruhen in dieser Stadt nahmen so überhand, daß die auswärtigen Feinde der Kir- chcnverbefferung leicht einen Vorwand hätten finden können, sich in diese Händel gewaltsam einzumischen. Luther war nun überzeugt, daß nur durch seine Gegenwart dem Un- wcsen gesteuert werden könne, und so trat er ohne Beden- ken die Reise nach Wittenberg an, obgleich er wegen der kaiserlichen Acht sein Leben dabei wagte, den Kurfürsten selbst in die größte Verlegenheit setzte, und Gefahr lief, von den Schwärmern getödtet zu werden; doch wo es die Sache der Religion galt, kannte Luther keine Furcht. Ohne auf das Verbot des Kurfürsten zu achten, verließ er seinen heimlichen Aufenthaltsort auf der Wartburg und langte am 8ten März 1522 in Wittenberg an. Am folgen- den Tage bestieg er die Kanzel und predigte 8 Tage himcr- einander wider die während seiner Abwesenheit eingeriffenen Unruhen. Seine Ermabnungen machten eine so große Wir- kung auf das Volk, daß in kurzer Zeit die Ruhe völlig her- gestellt war. Während die Reformation durch diese Unruhen bedroht wurde, gewann sie auf der andern Seire dadurch, daß die

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 86

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
86 Auch der päpstliche Legat, Cardinal Julian, war dabei. Im August 1431 fiel dieses Heer in Böhmen ein, wäh- rend der Herzog Alb recht von Oe streich durch Mäh- ren vordrang. Ein Theil des deutschen Heeres, welchen der Cardinal anführte, rückte bis Tepel vor und ver- brannte auf seinem Zuge 200 Dörfer, dann vereinigte es sich mit dem Hauptheere. Als die Hussiten erschie- nen nahmen die Deutschen die Flucht und zogen sich in eine Wagenburg bei Niesenberg; da aber die Böh- men stürmen wollten, warfen die Neichsvölker die Waffen weg, ließen Geschütz und Gepäck, mehr als 8000 Wagen, zurück und flohen zur Grenze hin. Auf der Flucht allein wurden ihrer 12,000 erschlagen. Als der Kaiser Sigismund durch diese schmähliche Niederlage sich überzeugt hatte, daß die Böhmen mit Gewalt nicht zu unterwerfen wären, da knüpfte er Unter- handlungen mit ihnen an, und lud sie ein, Abgeordnete an die Kirchcnversammlung zu Basel zu senden, doch dauerte es noch länger als ein Jahr, ehe sie sich dazu verstanden. Während der Zeit sollen sie in Meißen eingefallen und bis vor Naumburg gedrungen seyn, doch zweifeln viele Geschichtsschreiber an der Wahrheit dieser Sage, obgleich in Naumburg deshalb noch ein Fest gefeiert wird. Wäh- rend mit einer Hussitenpartei, den Calixtinern 1433 ein Vergleich, die Prager Union zu Stande kam, setz- ten sich die übrigen dagegen, und es kam zwischen den verschiedenen Hussiten Parteien selbst zum Kriege. Die Calixtiner behielten aber die Oberhand und erkann- ten den Kaiser als ihren rechtmäßigen König an, der ihnen nun die freie Religionsübung gestattete. Nach dem Tode Kaiser Sigismunds 1437 wollten aber auch die Calixtiner seinen Eidam und Erben Alb recht von Oestreich nicht für ihren König anerkennen, sondern beriefen den pol- nischen Prinzen Casimir auf den Thron. Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige zog dem König Al- b recht mit 5000 Mann zu Hilfe und half ihm die Ca- li xt in er und P ölen überwältigen. Als daraus der Kur- fürst mit seinem Heere zurückzog, wurde er am 23sten Sep- tember 1438 von dem Feldherrn der Calixtiner, Peter von Sternbcrg zwischen Brix und Bilin überfallen.

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 87

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
87 Der Kurfürst schlug aber die Böhmen, so daß 2000 auf dem Platze blieben und 1500 nebst dem Feld Herrn gefan- gen wurden. Durch diesen Sieg ward die Makel früherer Niederlagen getilgt. Der letzte Zweig der t h ü r i n g i sch e n Linie, Friedrich der Friedfertige, starb am 4tenmai 1440 und seine Länder fielen an die meißnische Linie, die nunmehr alle Wettinischen Länder beisammen hatte. Auch nach dem Anfall dieser beträchtlichen Erbschaft währte die gemeinschaftliche Regierung der beiden Brüder fünf Jahre lang fort, dann beschlossen sie zu theilen. Diese Theilung, die am loten September 1445 zu Alten- burg erfolgte, gab gleich anfangs Veranlassung zu großen Streitigkeiten. Dem sächsischen Rechte zuwider theilte der jüngere Bruder und der Aelcere wählte. Wilhelm war noch sehr jung und von zanksüchtiger Gemüthsart, dabei übel berathen von Apel von Vitzthum, einem cigcnnüz- zigen und ehrgeizigen Manne, der von der Uneinigkeit der fürstlichen Brüder Nutzen zu ziehen hofite. Von diesem dazu angeregt forderte Wilhelm, daß auch das Herzogthum Sachsen mit zur Theilung kommen sollte, was doch nicht geschehen konnte, weil es gegen die goldene Bulle stritt. Die Theilung geschah also, daß Meißen dem einen, Thü- ringen mit den fränkischen Gebieten dem andern zufal- len, das Osterland aber zwischen beiden getheilt werden sollte. Die Bergwerke, die Münze und der Zehnte blieben Beiden gemeinschaftlich, so auch die Landesschulden, die noch an 300,000 Gülden betrugen, wovon jedoch der Besitzer von Meißen etwas mehr erhalten sollte als der von Thü- ringen. Friedrich wählte Meißen, aber weder er noch Wilhelm war mit seinem Antheil zufrieden, und es erhob sich zwischen Beiden ein weitschichriger Hader, den zu schlichten sich die Landstände erboten. Sie beriefen dazu noch den Erzbischof Friedrich von Magdeburg, den Kurfürsten Friedrich Ii. von Brandenburg und den Landgrafen Ludwig von Hessen, und durch deren Vermit- telung kam am Uten December 1445 der schiedsrichterliche Ausspruch, der Hallische Machtspruch, zu Stande, durch den einige nicht sehr bedeutende Abänderungen in der Theilung gemacht wurden, und dem sich beide Brüder unterwarfen. Nun hätten die beiden fürstlichen Brüder in Friede und

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 128

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
128 ernsthafte Weise beunruhigt. Das Glück des Kaisers gegen den König von Frankreich hatte den Fürsten, die der Reformation abgeneigt waren, neuen Muth zur Verfolgung der neuen Lehre gegeben, und die Mißverständnisse und Zwi- stigkeiten zwischen beiden Religionsparteien wurden immer größer. Nun erschien im Marz 152s Landgraf Philipp bei dem Kurfürsten und eröffnete ihm, daß mehrere der mächtigsten deutschen Fürsten zu Breßlau einen Bund geschlossen hätten, die lutherisch e Lehre auszurotten, und den Kurfürsten, wenn er seine Geistlichen nicht auslicferte, von Land und Leuten zu verjagen. Ein Gleiches sollte auch dem Landgrafen widerfahren. Diesem war der Bundcsver- trag von dem Kanzler des Herzogs Georg, Otto von Pach, mitgetheilt worden. Der Kurfürst und der Land- graf schloffen nun einen Vertrag, verpflichteten sich zu einer schleunigen Errichtung eines Heeres von 26,000 Mann, womit sie die Verbündeten unverweilt angreifen wollten. Zu diesen gehörten der König Ferdinand von Böh- men, die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg, die Herzöge von Baiern und Sachsen, der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Bamberg und Würz- burg. Luther widerrieth diesen Krieg und auch die kur- fürstlichen Räthe und übrigen Geistlichen drangen darauf, daß vor dem Angriff wenigstens genauere Erkundigung ein- gezogen werden sollte, was es mit dem Bündnisse eigent- lich für eine Bewandtniß habe, und da ergab es sich denn, daß das Stattfinden eines solchen Bündnisses nicht erwiesen werden konnte. Obgleich die Gefahr eines blutigen Krieges nunmehr abgewendet war, so ließ die Spannung zwischen beiden Religionsparteien nicht nach, das zeigte sich besonders 1529 auf dem Reichstage zu Speier. Daselbst drangen die Katholiken darauf, daß der Verbreitung der neuen Lehre Einhalt gethan werden solle. Die Anhänger der Kirchen- verbcsserung setzten sich aber dawider und ließen am loten April 1529 eine öffentliche Protestation dagegen vorlesen. Von nun ab erhielten sie den Namen der Protestanten und ihre Partei erhielt mit dem Namen auch Zusam- menhang. Der Kaiser zeigte sich höchst ungehalten über die Pro- tcstation und ließ sogar die Gesandten, die sie ihm über-

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 129

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
129 brachten, verhaften. Da nunmehr ein Angriff der Katho- liken zu befürchten war, so wurde auf einer Versammlung zu Nodach 1529 ein allgemeines Bündniß der protestan- tischen Neichsstände vorgeschlagen, allein Luther verhin- derte den Abschluß des Bündnisses, da er seine Lehre nicht durch Waffengewalt verthcidigt wissen wollte. Nachtheiliger aber wurde eine Spaltung zwischen den Anhängern Lu- thers und denen, die sich zu Zwinglis Lehre bekannten und wegen einer Abweichung in der Lehre vom Abendmahl, die Sakramentirer genannt wurden. Obgleich der Streit nur über eine Worterklärung entstand, so blieben sie doch getrennt und feindselig einander gegenüber. Auch ein Neligionsgespräch zwischen Luther und Zwingli in Mar- b u rg im Oktober 1529 brachte keine Vereinigung zu Stande. Diese Spaltung schwächte die Protestanten und hat in Sach- sen selbst später große Unruhen zur Folge gehabt. Der Kurfürst ließ sich allerdings mehr als es gut war von seinen Geistlichen lenken, diese stimmten ihn stets zur Behutsam- keit und verhinderten jede rasche und kräftige Maßregel, die gerade damals nöthig gewesen wäre. Mehrere Zusam- menkünfte, die in Schwabach, Schmalkalden und Nürnberg gehalten wurden, blieben deshalb ohne alle Wirkung. Doch muthlos waren die Protestanten deshalb nicht geworden, das zeigten sie und besonders der Kurfürst Johann auf dem Reichstage zu Nürnberg 1530. Be- herzt trat er dem Kaiser, der ihm wegen der neuen Lehre Vorwürfe machte, entgegen, standhaft verweigerten es alle Protestanten, an der Frohnleichnamsprozession Theil zu nehmen, und darauf übergaben sie am 25sten Juni in offener Neichsversammlung ein, von Melanchton abge- faßtes, Glaubensbekenntniß, die berühmte Augsburger Confession. Durch diesen Schritt machten sie alle Lügen und Verläumdungen zu Schanden, die über ihren Glauben verbreitet worden waren und erwarben der guten Sache viele Anhänger. Dennoch ließ der Kaiser einen Neichstagsabschied bekannt machen, durch welchen er den Protestanten bis zum I5ten April des nächsten Jahres Bedenkzeit gab, sich mit der katholischen Kirche wieder zu vereinigen. Bis dahin sollten sie alle Neuerungen unterlassen, keine Schriften in Glaubenssachen verbreiten, die vertriebenen Klostergeistlichen 9
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