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die ganze Nieder Lausitz, den Kurkreis mit Barby
und Gommern, Th eile des in eigner und leipziger
Kreises, den größten Theil der Stifte Merseburg und
Naumburg, Zeiz, das sächsisch e Mannsfeld, den
thüringischen und n e u städter Kreis und das Fürsten-
thum Q u e r f u r t, Görlitz, Lübben, Guben, T o r -
g a u, Wittenberg, E i l e n b u rg, M e r se b u rg, W ei-
st e n fe l s, Naumburg und Schulpforta, Langen-
salze, Weißensee, Neustadt und andere Städte, über-
haupt 13674 Geviertmeilen und 864,400 Menschen mit
allen S a l z w e r k e n, dem fettesten Kornboden und den ge-
schontesten Wäldern gingen damit verloren. Die an
Preußen abgetretenen Landschaften erhielten den Namen
das Herzogthum Sachsen. Die Räumung des Landes
soll 15 Tage nach der Auswechselung der Unterschriften vor
sich gehen. Besondere Behörden werden unverzüglich die
Auseinandersetzung wegen der Archive, Schulden, Rückstände
Cassenbillets, des Eigenthums der öffentlichen Anstalten und
milden Stiftungen, des Heeres, der Artillerie und der
Kriegsvorräthe beginnen. Bei dem Heere haben alle Offi-
ziere, Feldprediger und Chirurgen, so wie alle Ausländer
die Wahl des Dienstherrn, bei den übrigen entscheidet
der Geburtsort. Die Schulden der getheilten Provinzen
bleiben auf denselben haften, auch bei den getheilten gehen
sie nach den Einkünften. Dasselbe gilt von den ausstehen-
den Forderungen. Alle Gemeinden, Corporationen, fromme
Stiftungen und Unterrichtsanstalten behalten ihre Besitzungen
und Einkünfte. Preußen verpflichtet sich 150/0(10,
nöthigen Falls 250,000 Centner Salz ohne Ausgangszoll
zu einem Preise an Sachsen zu liefern, der dem Könige
von Sachsen seine bisherige Salzsteuer nicht schmälert.
Am 27. Mai trm der König der am 27. März geschlos-
senen Verbindung gegen Frankreich bei und stellte 8,000
Mann Linientruppen und eine gleiche Zahl Landwehr.
Am 8. Juni wurde die deutsche Bundesacte für Sach-
sen unterzeichnet.
So war denn das Aer^ste über das unglückliche S ach -
scn verhängt, das, was Jahrhunderte lang durch gemein-
same anden zusammengehalten worden und in ein Ganzes
verwachst^, wurde, getrennt und zerriffen. Landsleute, Brü-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
xn
und die Plünderung nur durch einen schimpflichen Zins
abkaufen konnte, da waren es die Sachsen vornehmlich,
die unter der Leitung ihres eingebornen Königs Heinrich
das deutsche Vaterland von dieser Schmach befreiten.
Die sächsischen Könige brachten die Kaiserkrone wieder
an das Reich, und erhoben Deutschland auf den höch-
sten Gipfel des Glanzes und der Macht. Das Sach sen -
land, besonders die Gegend an der Elbe, Saale und
Unstrut, war unter ihrer Herrschaft so vortrefflich ange-
baut, daß die Schriftsteller der damaligen Zeit es ein blü-
hendes Paradies und herrlichen Gotresgarten nennen.
Sachsen überwältigten die Slavenvölker, die sich in
dem nordöstlichen Deutschlande angesiedelt hatten, und
gaben ihnen das Christ ent hum und deutsche Sprache
Gesetze und Verfassung. Welcher andere deutsche Volks-
stamm kann sich gleicher Thaten, gleicher Verdienste um
das deutsche Gesammtvatcrland rühmen? — Nun ist es
freilich wa)r, daß das alte Sachsenland, dessen Be-
wohner so preiswürdige Thaten vollbracht, einen weit grö-
ßern Umsing hatte, als das, welches gegenwärtig diesen
Namen sihrt, und nur einen Theil davon enthalt. Allein
eben dadurch, daß jener hochberühmte Name des Volks
und des Landes, von dem Ganzen auf einen Theil davon
überging erhielt dieser Theil auch Beruf und Pflicht, sich
desnamms seiner großen Vater, dessen ausschließlicher Träger
er geworden, besonders würdig zu zeigen. Und das hat
denn arch das biedere Sachsenvolk redlich gethan. So
lange das heutig Sachsenland unter der Herrschaft
des Hauses Wetrhn zu einem Ganzen vereinigt worden
ist, haben die Sachsen sich stets als ein sittlich gutes,
wackres, fleißiges, süvweiches, wohlgesinntes, frommes
und ehrenwerthes Volk bvvährt, welches keinem andern an
häuslichen und bürgelich^ Tugenden nachfteht, viele
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschland Sachsen Sachsenland Sachsen
!
E r st c s B u ch.
Aeltere Geschichte der einzelnen Lande bis
zur Vereinigung Thüringens mit
Meißen 1247. '
Erstes Capitel.
Sächsisches Land und Volk in der Heidenzeit.
<T\
alten Sachsen gehörten zu den deutschen Haupt-
völkern, die, nachdem viele andere Volksftämme überwäl-
tigt, vertilgt oder ausgewandert waren, oder, sich mit an-
dern vereinigt hatten, ihre Selbstständigkeit und eigenthüm-
liche Verfaffung fortwährend behaupteten. Sie wohnten
anfangs in dem heutigen Herzogthum Holstein und noch
etwas weiter nach Süden zu. Das Meer und die Elbe,
die ihr Gebiet umflossen, gab ihnen Veranlassung zur Schiff-
fahrt, aber auch zur Seeräuberei, wodurch sie zuerst den
andern Völkern bekannt wurden. Gar häufig plünderten
sie die Küsten von Gallien und Britannien, Frank-
reich und England aus, denn Beutemachen galt bei
ihnen für kein Unrecht, Streitbarkeit aber für die erste al-
ler Tugenden. Ihrer Seeräuberei wegen wurden die Sach-
sen im vierten Jahrhunderte n. Ehr. Geb. sogar den Rö-
mern furchtbar. Doch auch in den Landkriegen machten
sie sich durch ihre Tapferkeit berühmt. Die Römer ach-
teten die sächsischen Krieger nächst den fränkischen für
die tapfersten unter allen Deutschen, und nahmen sie
gern um hohen Sold in ihre Kriegsdienste. Als das Rö-
1
, .' i
, . - . ■
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Holstein Gallien Britannien England
3
ten zu leben, da kehrten sie 593 in ihre Heimath zurück.
Mit diesen zu gleicher Zeit war ein anderer Haufe in Gal-
.lien eingebrochen und zurückgetrieben worden. In ihren
früheren Wohnsitzen hatten sich unterdessen Schwaben
angesiedelt und ließen sich nicht wieder daraus verdrängen,
sie wurden daher dem Sachsen Volke cinverleibt, behielten
aber ihr angestammtes Recht. Mit den Thüringern,
denen die fränkische Herrschaft zu drückend wurde, ver-
einigten sich die Sachsen mehrmals gegen die Franken
zum Kriege, doch konnten sie nie viel ausrichten, weil sie
ihre Streitkräfte stets theilen mußten, um die östlichen
Grenzen gegen die vordringenden Slaven zu bewahren.
Die Sachsen waren gezwungen, oftmals mit dem großen
Frankenreiche blutige Kriege zu führen, denn die Fran-
ken hätten die Sachsen gern unterjocht, strebten auch,
das Christenthum ihnen aufzudringen, die Sachsen dage-
gen wollten unabhängig dem Glauben ihrer Väter treu
bleiben, und rächten sich für die Anfechtungen der Fran-
ken durch Verheerungen und Plünderungen fränkischer
Provinzen. Behielten die Franken die Oberhand, so sie-
len sie ins Sachsenland ein, zwangen viele Sachsen,
sich taufen zu lassen und verpflichteten sie zu einer jährli-
chen Abgabe. Doch kaum hatten die gewaltsam Bekehrten
wieder einige Streitkräfte gesammelt, als sic die christlichen
Priester verjagten und die Zinszahlung verweigerten. So
ging es, bis der Frankenkönig Karl der Große den
langen und blutigen Unterjochungskrieg begann. Es war
kein Wunder, daß die Sachsen sich gegen die Vereinigung
mit den Franken und gegen die Einführung des Chci-
stusglaubens aus allen Kräften sträubten, denn der Fran-
ken Thun und Treiben, ihre Verfassung und ihre kirchliche
Einrichtung dienten eben nicht dazu, den Sachsen Lust
zur Verbindung mit ihnen und zur Annahme des Christcn-
thums zu machen. Die Sachsen waren unverdorbene
Deutsche, keusch, redlich, ihren Freunden und ihrem ge-
gebenen Worte treu, zwar rachsüchtig und blutgierig gegen
ihre Feinde, aber milde gegen ihre Hausgenossen und Un-
tergebene. Das alles waren sie bei ihrem Aberglauben,
bei ihrem Heidenthum und bei ihrer Rohheit. Die christ-
lichen Franken dagegen waren unzüchtig, meineidig, hin-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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17
Schwerlich würden sie aber haben den Franken die
Spitze bieten können, wenn sie nicht von den stammver-
wandten Völkern Hilft bekommen hätten. Doch sich über
die Saale auszubreiten gelang ihnen nicht, und als zu
Ende des 7. und zu Anfang des 8. Jahrhunderts kraft-
volle Groß Hofmeister im Franken reiche walteten,
wurde ihr ganzes Gebiet von der Saale bis zur Elbe
von den Franken unterworfen.
Das von den Sorben-Wenden diesseits der Elbe
eroberte Land wurde Sworbia oder Sorabia genannt,
und war in Zupanien eingetheilt, die eben das bedeuteten,
was bei den Deutschen die Gauen. Auch standen,
wie in diesen Grafen, in jenen Pani dem Gemeindewe-
ftn vor. Die Grenze zwischen den Sorben und den
Franken läßt sich zwar nicht mehr genau angeben, doch
ist so viel gewiß, daß die Städte Leipzig, Borna, Zciz,
Skeuditz, Zwenkau, Groitsch, Altenburg, Wur-
zen, Grimma, Colditz,Nochlitz, Osch atz, Belgern,
Chemnitz und Zwickau, zwar unter andern Namen,
von ihnen erbaut worden sind; dann gründeten sie Nieder-
lassungen in Saalfeld, welches ihre südlichste war, in
Orla, Weida, Gera, Orlamünda, Jena, Dorn-
burg, Zörbig, Bernburg, Löbegün und Wettin.
Die stärkste Festung der Sorben war aber Ga na in der
Zupanie Glomazie (Lommatschie), die von dem
mächtigsten sorbischen Stamme, den Daleminziern
besessen wurde. Nur erst nach Zerstörung dieser Festung
ward dem deutschen Könige Heinrich I. die völlige
Unterwerfung des Sorbenvolkes möglich. Der Kampf
der Sorben mit den Thüringern, Franken, und
Sachsen hatte von 534 — 928 fast vier Jahrhunderte
gewährt. Den Unterworfenen wurde zwar ihr Wohnsitz
gelassen, doch genossen sie keineswegs gleiche Rechte mit
den Siegern, sondern blieben von Aemtern und Würden
ausgeschlossen, wurden auch aus den Städten und bürger-
lichen Gewerben verdrängt, und lebten Jahrhunderte lang
unter dem Namen Wenden in einem Zustande der Unter-
drückung und Getrenntheit von den übrigen Deutschen.
Nach dem Erlöschen des thüringischen erblichen
Herzogthums 717 bekamen die Thüringet keine Erbfür-
2
)
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
/
101
Anfang zu dem sächsischen Steuersystem gemacht, und
die Trennung der Staatseinkünfte von den landesherrlichen
begründet.
In der Rechtspflege geschahen wichtige Umwandelungen
und Verbesserungen. Kurfürst Friedrich dcrsanftmü-
thige verbot 1432 die Berufungen auf den Magdebur-
ger Schöppenstuhl, und gebot seinen Unterthancn sich an
die Leipziger Doctoren und Schöppen zu wenden.
Herzog Wilhelm untersagte 1445 die Berufung auf die
geistlichen Gerichte in weltlichen Angelegenheiten und ver-
einigte sich zu gleicher Zeit mit den thüringischen Stän-
den zu Abschaffung des Faustrechts und zu Einführung
eines Friedengerichts, zur Aufrcch tyrhalt ung des Landfrie-
dens. Die erste Landeöordnung für Thüringen wurde
1446 verabfastt und bekannt gemacht. Gegen die Eingriffe
der geistlichen Gerichte ertheilte Papst Sixtus Iv. 1481
ein Privilegium für die sächsischen Lande, früher schon
hatte der Kaiser Sachsen von aller auswärtigen Gerichts-
barkeit befreit. Die Hofgerichte wurden nun die obersten
Behörden; da aber der Hof selbst noch keinen bleibenden
Sitz hatte, so zogen auch die Hofgerichte mit dem Hofe
hin und her, bis Kurfürst Ernst seit 1483 das seinige
nach Meisten verlegte. Nach der Theilung 1483 kam das
eine nach Dresden, das andere nach Weimar,- doch
schon 1488 wurde das Dresdener mit dem Leipkger
vereinigt. In der Landesordnung des Herzogs Wilhelm
kommen mehrere Polizeivorschriften vor, aus denen zu ent-
nehmen ist, daß der Wohlstand zu jener Zeit groß, das
'Sittenverderbniß aber auch nicht gering gewesen seyn muß,
wie dieses denn auch andere Nachrichten besagen. Eine
Mitursache der Sittenverderbnist und Zuchtlosigkeit war der
lange Hussi tenkrieg. Besonders war dieses in den Städ-
ten der Fall, wohin sich vieles Volk und der Landeswohl-
stand zusammendrängte. Die vielen Soldkrieger verfchweig-
ten die schnell gewonnene Beute und trieben ein zügcllo eö
Leben. Dann nahmen bei dem großen Wohlstände der
Bürger die Schmaußereien und Festlichkeiten in den Zünften
und Gilden und bei jeder denkbaren Gelegenheit überhand.
Dabei war der Ablast in Gebrauch gekommen, und die
Leichtigkeit, gegen Bezahlung von aller Schuld losgesprochen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_dcrsanftmü- Friedrich Wilhelm Sixtus Ernst Wilhelm
X
Hieraus erhellt, daß die Vaterlandsliebe eben so, wie
jede andere menschliche Tugend, der Pflege und Ermunter-
ung bedarf, wenn sie gedeihen und ihrer Bestimmung ge-
mäß zur Veredlung des Menschen beitragen soll, und dar-
aus ergiebt sich denn wiederum für jeden Menschen die
Pflicht, die erforderlichen Mittel anzuwenden, um seine Va-
terlandsliebe auszubilden, und aus einem unwillkührlichen
Triebe zu einer, sich ihres Grundes und ihres Zweckes be-
wußten Neigung zu erheben. Das sicherste, wo nicht das
einzige Mittel dazu ist die Kenntniß von dem Ursprünge,
den Schicksalen, den früheren und gegenwärtigen Verhält-
nissen des Vaterlandes; diese erlangen wir nur durch die
Geschichte.
Die Geschichte ist überhaupt die große und allgemeine
Lehrerin der Weisheit, sowohl den Völkern, als den Ein-
zelnen; sie ist ein Spiegel der Wahrheit, in welchen sie
schauen sollen, um durch Vergleichung der Vergangenheit
mit der Gegenwart zu erkennen, was ihnen heilsam und
was verderblich sei. Die Tugenden und Laster nebst ihren
Folgen, jene zur Nacheiferung, diese zur Warnung, wer-
den darin dargestellt, die leitende Hand einer allwalten-
den Vorsehung, die die Schwachen erhebt und die Gewal-
tigen zermalmt, wird darin sichtbar. Der Bedrängte und
Muthlose schöpft Trost und Mull), der Glückliche und
Kühne lernt Bescheidenheit und Mäßigung daraus. Gilt
dieses von der Geschichte im Allgemeinen schon, so ist
solches für jeden Menschen in Hinsicht der Geschichte seines
Vaterlandes noch ganz besonders und in einem weit
höheren Grade der Fall. Bei letzterer ist uns der Schau-
platz der Begebenheiten bekannt, die darauf Handelnden
waren unsere Vorfahren, und ihre Wirksamkeit hat unsere
staatsbürgerlichen Verhältnisse gestaltet. Vieles Tüchtige,
Würdige, was sie erstrebt, kommt uns zu gut: aber auch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Xiii
Stammgenossen aber darin übertrifft; als ein Volk, wel-
ches vor andern mit dem wärmsten Eifer Wissenschaften
und Künste pflegt, in Gewerbfleiß raum seines Gleichen hat,
und in vielen Zweigen menschlicher Kenntnisse andern Völkern
Lehrmeister und Vorbild geworden ist: als ein Volk end-
lich, welches in Freud und Leid, in Glück und Jammer
nie seine Menschenwürde, nie seinen chrenwerthen Charak-
ter verleugnet hat.
Sachsen, an Landgebiet und Volkszahl im Vergleich
mit andern Staaten nur unbeträchtlich, hat doch in der
Welt- und Menschengeschichte eine größere Bedeutung, als
manche andere Staaten, die es an Umfang und Bevölkerung
um das Fünffache übertreffen. Davon ist die Ursache theils
die natürliche vortheilhafte Lage und Beschaffenheit des
Landes, theils die Regsamkeit, und tüchtige Sinnes- und
Gemüthsart seiner Bewohner, theils die Weisheit seiner
Fürsten. Seit vielen Jahrhunderten ist Leipzig der Haupt-
ftapelplatz sür den deutschen Binnenhandel gewesen, und
seit Langem einer der Hauptmarkte Europas geworden, wo-
durch nicht nur des Landes Wohlstand unmittelbar eine
reiche unerschöpfliche Quelle erhalten hat, sondern auch das
Volk mit dem Kunstfleiß aller Länder unseres Erdtheils
bekannt geworden, und ihn bei sich heimisch zu machen
veranlaßt worden ist. Der große Segen der sächsischen
Bergwerke machte den Bürger und Landmann wohlhabend,
den Fürsten reich und mächtig. Doch wcht in eitlem
Prunk, nicht in verderblicher Ueppigkeit wurde dieser Se-
gen vergeudet — wiewohl zu Zeiten uno von Einzelnen
auch wohl ein tadelnswerther Uebermut.) getrieben worden
ist — sondern das Volk vermehrte -seine Betriebsamkeit,
so daß Handel, Gewerbe, Acker- Wein- und Gartenbau
in der schönsten Fülle blüheten; oie Fürsten aber verwand/
ten ihren Reichthum zu Unt-»stützung der Wissenschaften
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Xv
Verbesserung bei ihrem Entstehen und s) lange gewährten,
bis keine Menschenmacht vermochte, sie zu unterdrücken. —
Dadurch, daß Sachsen die Wiege der Kirchenverbesserung
geworden, hat es eine Wichtigkeit erlangt wie kein anderes
deutsches Land. Es wurde von da ab der Mittelpunkt
deutscher Gelehrsamkeit und Leipzig die große Werk-
statt geistiger Bildung, die von da aus sich bis in ferne
Länder verbreitete. Darum hat denn auch Sachsen seit
Jahrhunderten den Ruhm eines freien und gebildeten Vol-
kes behauptet, darum war in unserm Vaterlande, in wel-
chem Künste und Wissenschaften blühten, auch stets Gewerb-
fleiß, Humanität und Liebe für das Heiligthum der Reli-
gion zu Hause, darum endlich ist der Sachsen Treue und
Anhänglichkeit an Fürst und Vaterland zum Sprichwort
worden, und so ist es denn auch gekommen, daß selbst in
jenen Zeiten, wo mancher Fürstenthron wankte, der Säch,
i sch e, gestützt von Volkes Liebe, unbewegt stand und selbst
im Unglücke und unter den lockendsten Zuflüsterungen von
Außen das treue Festhalten des Sachsen an seinen Re-
genten nicht erschüttert werden mochte! — Aber auch jedem
andern Deutschen, der sein Vaterland liebt, ist Sachsen
ein heiliger Boden, denn es wurde darauf in uralter wie
in neuerer Zeit, der D e u t sch e n politische Unabhängigkeit, es
wurde ihre geistige Freiheit darauf erfochten. Darum steht
Sachsen so hoch und schön in der Menschengeschichte,
darum hat der Sachse volles Recht stolz auf sein Vater-
land und dessen Geschichte zu sein und darum soll sie ein
Gemeingut des Volkes werden, damit es seiner edlen Vor-
fahren sich freue und ihrer würdig zu sein strebe.
Und diese Würdigkeit werdm wir um so gewisser er-
streben, je inniger wir mit dem Studium der vaterländischen
Geschichte auch eine sorgfältige Kenntniß der Verfaß-
ungsurkundeund der wichtigsten Landesgesetze ver-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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12
fett wir, daß sie nach dem Süden ausgewandert sind.
Zu Ende des vierten Jahrhunderts nach Ehr. Geb. fin-
den sich, doch ohne daß angegeben werden kann, woher sie
gekommen, da wo einst die Hermunduren, Nar.isker,
Turonen,,Katten und viele andere Völker wohnten, die
Thüringer, ein mächtiges großes Volk, welches sich
von dem Main bis zum.harze und von der Elbe bis
gegen die Weser verbreitete Ob die Thüringer, der
Gothenstamm der Therwinger, und in das Land ein-
gewandert, oder' ob sie aus der Vereinigung der Her-
mund u re n wir- den Nachbarvölkern entstanden, das ist
nicht mit Gewißheit auszumitteln. Die Thüringer wa-
xen an Sitten, Lebensweise und Religion den andern
deutschen Völkern gleich, nur darin unterschieden sie sich
von den mehrsten, daß sie Könige hatten. Bei allen deut-
schen Völkern kamen die Könige erst dann auf, wenn sie
Eroberungskriege machten. Daß die Thüringer das erste
Königreich im eigentlichen Deutschland bildeten, gab
ihnen ein Uebergewicht über die andern Völker, und war
die Ursache der schnellen Vergrößerung ihres Gebiets und
des schnellen Anwachses ihrer Macht, wurde nachher auch
der Grund ihres Unterganges. Ein einziges Oberhaupt
des Staats, kann allerdings die Volkskxaft rascher aus einen
Punct vereinigen, und die Gelegenheiten zu Eroberungen
besser benutzen, als ein Volk, welches sich selbst durch
Gemcindebeschlüsse regiert, aber leichter wird auch der ein-
zelne Regent in gefährliche Kriege verwickelt, als eine freie
Volksgemeine, das war auch in Thüringen der Fall.
Die Könige dieses Landes schwächten sich durch Familien-
zwiste und grobe Verbrechen, geriethen dann mit den Fran-
kenkönigen in Feindschaft, und wurden von diesen theils
durch Hinterlist, theils durch Waffengewalt überwunden,
und Thüringen ward 531 in eine fränkische Provinz ver-
wandelt. . ,:o; ; ' ' Í > f. ; ,
. Der Untergang des thüringischen Reichs hattegrpße
Veränderungen in Deutschland zur Folge.- Thüringen
war eine starke Schutzwehr gegen die von Osten hervor-
dringenden Slaven gewesen. Die Franken konnten
theils der Entfernung ihrer Stammlande, theils ihrer in-
ner» Zwistigkeiten wegen, Deutschlands östliche Grenzen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Ortsnamen: Main Deutschland Deutschland Deutschlands