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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 100

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
100 den Staats- und Ssttenverhältniffen anderer Länder hatte auch manche Veränderung in den sächsischen Ländern zur Folge. Der Fürstenhof erhielt eine Vermehrung des Hofstaats und einen vergrößerten Glanz, und wenn gleich die Kurfürsten in diesem Zeiträume meistens gute Staats- wkrthe waren, und eichen ehrbaren Lebenswandel führten, so ließen sie es an ihrem Hofe doch nicht an einem Auf- wande fehlen, der einem königlichen nahe kam. Die land- ständische Verfassung gewann eine andere Gestaltung und festere Ordnung, die Stande des Herzogthums Sachsen erschienen auf den meißnischen und osterländischen Landesverfammlungen, und seit 1428 nahmen die Stande regelmäßig Theil daran und bildeten mit den Prälaten, Grafen, Herrn und Rittern die Landschaft. Außer der Bede, von der schon die Rede gewesen und die nach und nach außer Gebrauch kam, wurden andere Abgaben einge- führt. Denn die Landesherrn singen an die Reichslastcn auf die Unterthanen zu wälzen, auch reichten die Einkünfte der fürstlichen Kammergüter nicht mehr zur Bestreitung der Kosten der Kriegszüge und der glänzenden Hofhaltung hin. In Thüringen war schon 1405 eine allgemeine Kopf- steuer, der Bär oder Bern genannt, aufgekommen; in Meißen wurde i486 die ginfe (Accise), der 3oste Pfennig von allem feilen Verkauf, und 1443 eine Kopfsteuer von 2 gr. für den Kopf eingeführt. Letztere ward 1454 nach dem Vermögen und dem Einkommen erhoben, und selbst Geistliche und Ritter waren davon nicht ausgenom- men. Die Landschaft verwilligte zwar alle diese Abgaben, doch nicht ohne sich dabei die Bestätigung alter und Ver- leihung neuer Rechte auszubedingen. So wurde 1428 die Beisteuer zum Hussitenkriege nur unter dem Beding ver- wiüigt, daß die Lehnsgüter in Ermangelung männlicher Nachkommen auch auf Töchter und Seitenvcrwandte ver- erben sollten; und 1438 gestand der Kurfürst der Land- schaft das Recht zu, sich zu ihrer Sicherheit zu vereinigen, wenn er außer der jetzigen noch andere Forderungen sollte machen wollen. Als diese Steuern 1451 bewilligt werden sollten, erlangten die Stände das Recht, das erho- bene-Geld in Leipzig niederzulegen und durch einen stän- dischen Ausschuß verwalten zu lassen. Dadurch wurde der

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 80

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so .daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000, "bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol- gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko- sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung 1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er- fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han- dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber. Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande, vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han- del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich- tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er- langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität -1409, wovon bereits Erwähnung geschehen. Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er- freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig, und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte, und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent- behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist- lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig- keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft; ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür- der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 164

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
m Fürsten durch feine weise Staatsmrthschaft erwiesen, seine Wirksamkeit darin war so einsichtsvoll und heilsam, daß sie selbst noch in spateren Zeiten ein unerreichbares Vorbild ge- blieben ist. Er hatte es sich zur Pflicht gemacht, alles mit seinen eigenen Augen zu sehen und selbst zu prüfen. Er kannte sein Land genau durch seine vielen Reisen, und war in allen Theilen desselben vollkommen zu Hause. Unbe- baute Landstriche vertheilte er zum Anbau, zu große Land- güter ließ er zur bessern Benutzung zerschlagen, und 20,000 Niederländern, die Alba's Tyrannei entflohen, ge- währte er eine freundliche Aufnahme. Er selbst -war ein erfahrener und einsichtsvoller Landwirth, daher suchte er auch den Landbau, als die Grundlage des Wohlstandes sei- nes Volks, aus allen Kräften zu heben. Er stellte auf sei- nen Kammergütern vielfache Versuche an, und ließ das Er- probte im Großen ausführen. Einzelne Kammergüter ver- theilte er und that sie auf Erbpacht aus, damit mehrere Familien darauf Unterhalt fänden. Seinen Pächtern gab er genaue Vorschriften zur Bewirthschaftung der Kammer- güter, zur Veredelung der Pferde legte er ein Gestüt in Torgau an, und ausländisches Rindvieh und Schaafe hielt er auf besonderen Meiereien. Den Obstbau trieb er selbst mit Fleiß und brachte ihn durch Verordnungen und Ermunterungen in große Aufnahme. Gleiche Sorge wandte er auf die Verbesserung des Weinbaues, zu welchem Zwecke er selbst Reben vom Rheine kommen ließ. Durch sein Be- streben kam es dahin, daß Obst und Wein in beträchtlicher Menge von Sachsen in's Ausland verkauft wurden. Sei- ne Forstwissenschaft gereichte dem Lande zu großer Wohl« that. Im Erzgebirge kaufte er Wälder an, damit es am nöthi- gen Holzbedarf nicht fehle. Wenn er Bauholz verabfolgen ließ, so mußten jedesmal junge Stämme dafür eingepflanzt werden. Zur Verbesserung des Holzes in holzarmen Ge- genden ließ er mehrere Holzflößen zu Schneeberg und An nab erg und auf der Elbe und Pleiße anlegen, wodurch er bewirkte, daß das Holz ein wichtiger Handels- artikel wurde, und er außer andern, mit Halle eine Lie- ferung von 8000 Klaftern jährlich schloß. Der Erweiterung und Vervollkommnung des Bergbaues nahm er sich auf das Eifrigste an, gab neue Beiordnungen > verbesserte das

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 256

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
256 sehnliche Vermehrung des Einkommens von dieser Haupl- quelle des Reichthums Sachsens zur Folge hatten. Das in Wien erfundene Amalgamiren oder Anquicken der silberhaltigen Erze durch Quecksilber wurde in Sach- sen durch den Bergrath G e l l e r t eingeführt und wesent- lich verbessert. Durch das A mal g a m i r werk bei Frei- berg wurden jährlich 10,000 Klafter Holz erspart und der Silberertrag ungemein vermehrt. 1762 betrug die Aus- beute von Silber 14,400, lsoi 82,700 Mark; der Werth der andern Bergbau-Erzeugnisse und Fabrikate belief sich 1791 auf 742,000, i. I. 1797 bereits auf eine Million 638,000 Thlr. an Werth und über 50,000 Menschen wa- ren dabei beschäftigt. Daß keine allgemeine und durchgreifende Verbesserung der Gesetzgebung im Ganzen unter Friedrich August Iii. erfolgte, obgleich solche schon nach dem siebenjährigen Kriege für unumgänglich nothwendlg erachtet wurde, lag wohl an der großen Umständlichkeit und Gründlichkeit, die nicht ohne Grund den Sachsen als ein Erbfehler vor- geworfen wird. Doch ist nicht zu laugnen, daß im Einzel- nen viel Zweckmäßiges geschah. So wurde 1780 und 1784 in einigen Aemtern der Anfang mit der Aufhebung der Iustizpacht gemacht, weil die Sportelsucht der Pachter und der Justitiare schreckliche Bedrückungen verursachte. Um den Prozeßgang zu beschleunigen, wurden 1788 bei dem Appel- lationsgerichte statt der bisherigen halbjährigen Sitzungen dreiwöchentliche eingeführr, auch ward die Zahl der Räthe vermehrt und in zwei Senate vertheilt. Bei der peinlichen Rechtspflege wurde schon 1770 die Folter und der Staupenschlag abgeschafft, die Landesverweisung ganz, die Todesstrafe in vielen Fällen aufgehoben^und die Dpe- cialinquisition beschränkt. Da nunmehr häufig Festungs- bau oder Zuchthausstrafe erkannt wurde, so mußten die Zuchtanstalten zu Waldheim und Torgau erweitert, und mit einer neuen zu Zwickau 1775 vermehrt werden. ( In der Polizeigesetzgebung wurden viele zweckmäßige Verordnungen erlassen und die dazu erforderlichen Einrich- tungen getroffen. Sie hier alle anzuführen würde zu weit- lauftig sein, daher nur einige der allgemeinsten erwähnt werden sollen. Eine verbesserte Gesindeordnung erschien

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 284

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
284 die ganze Nieder Lausitz, den Kurkreis mit Barby und Gommern, Th eile des in eigner und leipziger Kreises, den größten Theil der Stifte Merseburg und Naumburg, Zeiz, das sächsisch e Mannsfeld, den thüringischen und n e u städter Kreis und das Fürsten- thum Q u e r f u r t, Görlitz, Lübben, Guben, T o r - g a u, Wittenberg, E i l e n b u rg, M e r se b u rg, W ei- st e n fe l s, Naumburg und Schulpforta, Langen- salze, Weißensee, Neustadt und andere Städte, über- haupt 13674 Geviertmeilen und 864,400 Menschen mit allen S a l z w e r k e n, dem fettesten Kornboden und den ge- schontesten Wäldern gingen damit verloren. Die an Preußen abgetretenen Landschaften erhielten den Namen das Herzogthum Sachsen. Die Räumung des Landes soll 15 Tage nach der Auswechselung der Unterschriften vor sich gehen. Besondere Behörden werden unverzüglich die Auseinandersetzung wegen der Archive, Schulden, Rückstände Cassenbillets, des Eigenthums der öffentlichen Anstalten und milden Stiftungen, des Heeres, der Artillerie und der Kriegsvorräthe beginnen. Bei dem Heere haben alle Offi- ziere, Feldprediger und Chirurgen, so wie alle Ausländer die Wahl des Dienstherrn, bei den übrigen entscheidet der Geburtsort. Die Schulden der getheilten Provinzen bleiben auf denselben haften, auch bei den getheilten gehen sie nach den Einkünften. Dasselbe gilt von den ausstehen- den Forderungen. Alle Gemeinden, Corporationen, fromme Stiftungen und Unterrichtsanstalten behalten ihre Besitzungen und Einkünfte. Preußen verpflichtet sich 150/0(10, nöthigen Falls 250,000 Centner Salz ohne Ausgangszoll zu einem Preise an Sachsen zu liefern, der dem Könige von Sachsen seine bisherige Salzsteuer nicht schmälert. Am 27. Mai trm der König der am 27. März geschlos- senen Verbindung gegen Frankreich bei und stellte 8,000 Mann Linientruppen und eine gleiche Zahl Landwehr. Am 8. Juni wurde die deutsche Bundesacte für Sach- sen unterzeichnet. So war denn das Aer^ste über das unglückliche S ach - scn verhängt, das, was Jahrhunderte lang durch gemein- same anden zusammengehalten worden und in ein Ganzes verwachst^, wurde, getrennt und zerriffen. Landsleute, Brü-

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 296

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
296 Wie aufrichtig die Regierung auch bemüht sein mochte, dem Wohlstand des Volkes aufzuhelfen und einige Man- gel der Verwaltung, wo es ohne Verletzung der altherge- brachten Formen geschehen konnte, abzustellen, so wurde es doch, je länger je mehr, offenbar, daß das fortwährende Beharren bei dem Alten für Sachsen nachtheilig sei, daß dieses Land ungeachtet der Einsicht und Bildung seiner Einwohner in seinen bürgerlichen und politischen Einricht- ungen weit gegen andere Deutsche zurückstehe, und daß das Volksleben durch diese veralteten Einrichtungen in sei- ner Entwickelung und in seinem Fortschreiten zum Bessern widernatürlich gehemmt würde. Der Landmann, der ohne- hin unerschwingliche Abgaben zu tragen hatte, wurde von den Herrenrechten und Frohnden mannigfach behindert und bedrückt, die Gewerbe erlagen unter dem Drucke des Zunft- zwangs, der Handel und das Fabrikwesen litten unter un- günstigen Verhältnissen im Auslande, und durch manche beschränkende Maßregel im Innern, dazu kam eine beschrän- kende Censur und die Furcht, daß die Protestanten, die doch die Mehrzahl des Volkes ausmachen, von den Katho- liken beeinträchtigt würden. Am lautesten sprach sich der Unmuth über die,städtische Verfassung und Verwaltung aus, die mit der Polizei und der Gerichtsbarkeit in den Hän- den der Stadträthe war, die sich selbst wählten, selbst die Mitglieder zum Landtage ernannten und den Bürgern keine Rechnung ablegten. Die Unzufriedenheit über Be- amtendruck und über die Ausschweifungen der Polizei wurden immer häufiger und die Ueberzeugung, daß es so nicht blei- den könne, immer allgemeiner. Da geschah es, daß durch einige Mißgriffe der Polizei Unruhen entstanden, und bei der Gelegenheit die allgemeine Unzufriedenheit des Volkes mit dem gegenwärtigen Zustande der Dinge sich auf eine Weise kund gab, die eine durchgreifende Veränderung der Verfassung und Verwaltung zur unabwcichbaren Noth- wendigkeit machte. Bei der Jubelfeier der augsburgisch en Confes- sion am 25. Juli 1830, wurde aus zu großer Aengst- lichkeit ein Umgang der Schulkinder und ein feierlicher Aufzug der Studirenden zu Leipzig von dem Polizei-

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 300

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
300 liches von ihren Vorrechten aufgeben, während Andere, durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Einzelnen auf einen Theil ihrer Vorrechte verzichten müßten, wenn das Ganze gewinnen sollte, auf die Abschaffung so man- cher Privilegien drangen, die mit dem Bedürfnisse der Zeit im Widerspruche standen. Der Kampf war lang und hart, denn es galt hier die Aufgabe wohlerworbener Rechte, die, da sie durch Vertrage erlangt worden waren, den Besitzern ohne ihre Einwilligung nicht genommen werden konnten. Die wichtigsten Angelegenheiten, die unmitlelbar in das Leben des Staates griffen, und entscheidend auf dessen künftige Gestaltung einwirkten, mußten in Frage kommen und entschieden werden. Die Vertretung des Volkes in zwei Kammern und deren Zusammensetzung, die Ablösbar- keit der Frohnden und Servituten, die Patrimonialjuris- drction, die Feststellung der Wahlordnung, die Bestim- mung der Civilliste, die Ausscheidung des Staatsguts, die Oeffentlichkeit der Verhandlungen, die Vereinigung der Lausitz mit den alten Erblanden, die Unterordnung der katholischen Geistlichkeit unter einen protestantischen Cultus- minister, das waren die Hauptgegenstande, worüber ent- schieden werden mußte, und die lange und heftige Erör- terungen veranlaßten. Nach einer 6 monatlichen Arbeit waren endlich die Hauptschwierigkeiten besiegt, und unter eifriger Mitwirkung des allgemein geliebten Prinzregenten und dessen edlen Ministers von Lindenau das mühevolle Werk zu Stande gebracht, welches allein durch den ernst- lichen Willen, die Freisinnigkeit und die großmüthigen Verzichtleistungen der Regierung auf mehrere althergebrachte Vorrechte, möglich geworden war. Mag die neue Verfas- sung , wie alles Menschliche, noch Manches zu wünschen übrig lassen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß sie unverkennbar daß Werk der besonnensten Berathung und des achtbarsten Eifers für das Wohl ^des Vaterlandes ist, und daß sie, da sie noch keineswegs für abgeschlossen anzu- sehen, um so mehr sich dazu eignet, diejenigen Verbesserungen und Ergänzungen in sich aufzunehmen, die die Erfahrung als bewährt gesunden hat. Die neue Verfassungsurkunde enthalt im Wesentlichen folgende Festsetzungen.

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. XII

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
xn und die Plünderung nur durch einen schimpflichen Zins abkaufen konnte, da waren es die Sachsen vornehmlich, die unter der Leitung ihres eingebornen Königs Heinrich das deutsche Vaterland von dieser Schmach befreiten. Die sächsischen Könige brachten die Kaiserkrone wieder an das Reich, und erhoben Deutschland auf den höch- sten Gipfel des Glanzes und der Macht. Das Sach sen - land, besonders die Gegend an der Elbe, Saale und Unstrut, war unter ihrer Herrschaft so vortrefflich ange- baut, daß die Schriftsteller der damaligen Zeit es ein blü- hendes Paradies und herrlichen Gotresgarten nennen. Sachsen überwältigten die Slavenvölker, die sich in dem nordöstlichen Deutschlande angesiedelt hatten, und gaben ihnen das Christ ent hum und deutsche Sprache Gesetze und Verfassung. Welcher andere deutsche Volks- stamm kann sich gleicher Thaten, gleicher Verdienste um das deutsche Gesammtvatcrland rühmen? — Nun ist es freilich wa)r, daß das alte Sachsenland, dessen Be- wohner so preiswürdige Thaten vollbracht, einen weit grö- ßern Umsing hatte, als das, welches gegenwärtig diesen Namen sihrt, und nur einen Theil davon enthalt. Allein eben dadurch, daß jener hochberühmte Name des Volks und des Landes, von dem Ganzen auf einen Theil davon überging erhielt dieser Theil auch Beruf und Pflicht, sich desnamms seiner großen Vater, dessen ausschließlicher Träger er geworden, besonders würdig zu zeigen. Und das hat denn arch das biedere Sachsenvolk redlich gethan. So lange das heutig Sachsenland unter der Herrschaft des Hauses Wetrhn zu einem Ganzen vereinigt worden ist, haben die Sachsen sich stets als ein sittlich gutes, wackres, fleißiges, süvweiches, wohlgesinntes, frommes und ehrenwerthes Volk bvvährt, welches keinem andern an häuslichen und bürgelich^ Tugenden nachfteht, viele

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 1

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
! E r st c s B u ch. Aeltere Geschichte der einzelnen Lande bis zur Vereinigung Thüringens mit Meißen 1247. ' Erstes Capitel. Sächsisches Land und Volk in der Heidenzeit. <T\ alten Sachsen gehörten zu den deutschen Haupt- völkern, die, nachdem viele andere Volksftämme überwäl- tigt, vertilgt oder ausgewandert waren, oder, sich mit an- dern vereinigt hatten, ihre Selbstständigkeit und eigenthüm- liche Verfaffung fortwährend behaupteten. Sie wohnten anfangs in dem heutigen Herzogthum Holstein und noch etwas weiter nach Süden zu. Das Meer und die Elbe, die ihr Gebiet umflossen, gab ihnen Veranlassung zur Schiff- fahrt, aber auch zur Seeräuberei, wodurch sie zuerst den andern Völkern bekannt wurden. Gar häufig plünderten sie die Küsten von Gallien und Britannien, Frank- reich und England aus, denn Beutemachen galt bei ihnen für kein Unrecht, Streitbarkeit aber für die erste al- ler Tugenden. Ihrer Seeräuberei wegen wurden die Sach- sen im vierten Jahrhunderte n. Ehr. Geb. sogar den Rö- mern furchtbar. Doch auch in den Landkriegen machten sie sich durch ihre Tapferkeit berühmt. Die Römer ach- teten die sächsischen Krieger nächst den fränkischen für die tapfersten unter allen Deutschen, und nahmen sie gern um hohen Sold in ihre Kriegsdienste. Als das Rö- 1 , .' i , . - . ■

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 3

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
3 ten zu leben, da kehrten sie 593 in ihre Heimath zurück. Mit diesen zu gleicher Zeit war ein anderer Haufe in Gal- .lien eingebrochen und zurückgetrieben worden. In ihren früheren Wohnsitzen hatten sich unterdessen Schwaben angesiedelt und ließen sich nicht wieder daraus verdrängen, sie wurden daher dem Sachsen Volke cinverleibt, behielten aber ihr angestammtes Recht. Mit den Thüringern, denen die fränkische Herrschaft zu drückend wurde, ver- einigten sich die Sachsen mehrmals gegen die Franken zum Kriege, doch konnten sie nie viel ausrichten, weil sie ihre Streitkräfte stets theilen mußten, um die östlichen Grenzen gegen die vordringenden Slaven zu bewahren. Die Sachsen waren gezwungen, oftmals mit dem großen Frankenreiche blutige Kriege zu führen, denn die Fran- ken hätten die Sachsen gern unterjocht, strebten auch, das Christenthum ihnen aufzudringen, die Sachsen dage- gen wollten unabhängig dem Glauben ihrer Väter treu bleiben, und rächten sich für die Anfechtungen der Fran- ken durch Verheerungen und Plünderungen fränkischer Provinzen. Behielten die Franken die Oberhand, so sie- len sie ins Sachsenland ein, zwangen viele Sachsen, sich taufen zu lassen und verpflichteten sie zu einer jährli- chen Abgabe. Doch kaum hatten die gewaltsam Bekehrten wieder einige Streitkräfte gesammelt, als sic die christlichen Priester verjagten und die Zinszahlung verweigerten. So ging es, bis der Frankenkönig Karl der Große den langen und blutigen Unterjochungskrieg begann. Es war kein Wunder, daß die Sachsen sich gegen die Vereinigung mit den Franken und gegen die Einführung des Chci- stusglaubens aus allen Kräften sträubten, denn der Fran- ken Thun und Treiben, ihre Verfassung und ihre kirchliche Einrichtung dienten eben nicht dazu, den Sachsen Lust zur Verbindung mit ihnen und zur Annahme des Christcn- thums zu machen. Die Sachsen waren unverdorbene Deutsche, keusch, redlich, ihren Freunden und ihrem ge- gebenen Worte treu, zwar rachsüchtig und blutgierig gegen ihre Feinde, aber milde gegen ihre Hausgenossen und Un- tergebene. Das alles waren sie bei ihrem Aberglauben, bei ihrem Heidenthum und bei ihrer Rohheit. Die christ- lichen Franken dagegen waren unzüchtig, meineidig, hin-
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