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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 267

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
267 leon den Erbau einer Landesfestung in Torgau, die unter 5 bis 6 Millionen Thlr. nicht herzustellen war, Gegen den Willen des gewaltigen Kaisers galt kein Wi- derspruch, das Land mußte die schwere Last ohne Murren übernehmen. Was hals es, daß der König von Napo- leon persönlich hochgeehrt wurde, wer vortheilte davon, daß der König von Sachsen über mehr Land und Leute gebot, als der König von Preußen, stiegen doch die Ab- gaben und die Staatsschulden jährlich höher, während der Handel in Verfall gerieth, der Ackerbau stockte und beinah alljährlich einige Tausend Männer und Jünglinge ihr Leben verloren auf dem Schlachtfelde oder in den Spitälern. Zwar erhielten die Manufacturen und Fabriken durch die Handelssperre einigen Aufschwung und ihre Zahl vermehrte sich ansehnlich von Jahr zu Jahr, allein es ließ sich vor- aussehen, daß dieser Vortheil nur vorübergehend sein würde, auch war er so bedeutend nicht, um die andern großen Schadenstände auch nur einigermaßen zu übertragene Nur ein Thor konnte den traurigen äußern Schimmer Sach- sens für etwas Erfreuliches halten! Eine Schreckenszeit rückte immer näher heran, der Ausbruch eines Völkerkriegs war unvermeidlich. Spanien und P ortugal hatten seit 1808, von England unter- stützt, die Waffen ergriffen. Alexander I. mannigfach durch Napoleons Herrschsucht bedroht, rüstete gewaltig, söhnte mit England sich aus, schloß Frieden mit der Pforte, Bündnisse und Verträge mit England, Schwe- den und den Cortes von Spanien. Frankreichs Kaiser wünschte diesen Krieg, durch den er die letzte selbst- ständige Macht des europäischen Festlandes zu brechen hoffte. Ganz Italien und dem rheinischen Bund gebot er schleunig zu rüsten, mit Oeftreich und Preußen schloß er Bündnisse, durch die sie sich verbindlich machen mußten, bedeutende Streitkräste zu stellen, ganz besonders aber nahm er das von ihm gestiftete Herzogthum Warschau in An- spruch, dessen Bewohnern er mit der Wiederherstellung des Königreichs Polen schmeichelte und dadurch zu den un- erhörtesten Anstrengungen in Stellung von Mannschaft und Kriegsbedürfnissen verinochte, denn nur von dem Eifer, mit dem sie sein Unternehmen unterstützten, sollte es ab-

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 269

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
269 3 Mann. Nur der Theil des sächsischen Heeres, der bei den Oest reichern gestanden hatte, kam mit einem geringen Verluste, wiewohl auch nicht ohne schwere Ein, büße davon. Nachdem in der Nacht des 14. December 1812 N a - poleon selbst die Nachricht von der Zertrümmerung seiner Macht nach Dresden überbracht, sah Friedrich Au- gust sich in die gefährlichste Lage versetzt. Daß die Rus- sen ihren Vortheil verfolgen und bald in Deutschland eindringen würden, war vorauszuschen, und auf welche Sei- te er auch treten mochte, es war nicht möglich, sein Land vor dem Elende eines Krieges zu bewahren. Einen Aus- weg glaubte er gefunden zu haben, als Oe streich erklärte, daß es eine bewaffnete Neutralität behaupten werde, dieser wollte er sich anschließcn. Er schlug daher dem Napo- leon ab, ihm seine Truppen zu überlaffen und sich mit seiner Familie nach Franfurt oder Mainz zu begeben, sondern ging vielmehr mit Gemahlin und Tochter, den Kabinetsministern, der Kanzlei, einem Theil der Fußgarde und 1500 Reitern zuerst nach Plauen im Voigtlande, sodann nach Regens bürg, und vom 20. April an nach Prag. Eine verantwortliche Behörde hatte in Abwesenheit die Rcgierungsgeschäfte zu besorgen, doch sollte sie nichts zugeben, was dem Kaiser Napoleon mißfallen könnte, da es des Königs Absicht sei, der französischen Sache treu zu bleiben. Mittlerweile wurden von den Franzo- sen gegen die vorrückenden Verbündeten Anstalten zur Ge- genwehr gemacht. Nunmehr war es außer Zweifel, daß Sachsen wie- derum der Hauptschauplatz des Krieges werden würde, denn die Franzosen suchten sich darin festzusetzen. Die ver- bündeten Russen und Preußen drangen dagegen mit ansehnlicher Streitmacht ein. Wittenberg ließ der fran- zösische Gouverneur La poype stark befestigen und die Vorstädte am 6. April niederbrennen. Auch bei Dresden stellte sich ein französischer und ein sächsischer Heer- haufe auf, der durch einen andern unter Davoust abgelöst wurde. Dieser mußte sich wegen Annäherung der Verbün- deten zurückziehen und sprengte am 19. März zwei Bogen der schönen Elbbrücke in Dresden. Am 23. März

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 34

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
34 Handwerke und übrigen Gewerken wurden meistens von Leibeigenen getrieben, die unter einem S t a d t v o i g t, B u r g- graf oder Schultheis standen, den der Grundherr ein- setzte. Allmahlig zogen immermehr Freie in die Städte, der Handel erweiterte sich, die Gewerbe blühten auf, und nun trachteten die Stadtgcmcinden nach größeren Freihei- ten und Gerechtsamen, die ihnen auch nicht verweigert wurden, da sie mit ihrem Arm in den Kriegen, und bei andern Gelegenheiten auch mit ihren Gcldkraftcn den Lan- desherrn unterstützten. Von der Mitte Xii. Jahrhunderts fangen die Städte an bedeutend zu werden und eine eigene Verfassung zu erhalten. Wurzen und Ei len bürg sollen die ältesten Städte im Meißner Lande sein; die wichtig- sten im Xii. Jahrhundert waren Merseburg, Meißen und Belgern, außer ihnen hatten schon Zwickau, Chem- nitz, Naumburg, Leipzig, Grimma, Leisnig, Strehla, Stolpen, Nochlitz, Osch atz, Lom matsch, Döbeln und a. m. einige Bedeutung. Die mchrsten Dörfer und Städte entstanden unter den Markgrafen Kon- rad und Otto dem Neichen. Konrad rief Ansiedler aus Flandern, die mehrere Dörfer und Städte neu grün- deten, und die Einwohnerzahl in manchen Flecken so be- trächtlich vermehrten, daß sie zu Städten erhoben wurden. Graf Wip recht von Groitzsch versetzte viele fränkische Anbauer in die Gegend zwischen der Wira und Mulde. Das Erzgebirge wurde unter Otto dem Neichen mit Bergleuten aus Böhmen und vom Harz bevölkert. Der Ackerbau wurde nur lässig betrieben, und kam erst gegen das Ende des Xu. Jahrhunderts durch die fremden An- züglinge in Aufnahme. Zwar die im Meißnischen woh- nenden Wenden trieben den Ackerbau anfangs nicht ohne Schick und Glück, doch da sie in die Leibeigenschaft herab- gedrückt und mit zu großen Lasten beschwert wurden, so verloren auch sie den Muth, den Landbau schwunghaft zu betreiben. Die Deutschen hatten damals noch wenig Lust zum Ackerbau, der erst durch die fremden Anzüglinge in Flor kam. Besser ging cs mit der Viehzucht , die einträg- licher war, da Milch und Fleich die Hauptspeisen ausmach- ten , auch die mehrften Klcidungstücke aus Leder oder Wolle verfertigt wurden. Der Weinbau wurde stark, doch

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 42

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Partei treu blieb, sondern aus leidiger Gewinnsucht bald auf diese, bald auf jene Seite trat, und dadurch seine Gegner aufs heftigste erbitterte. Erst hielt er cs mit seinem Verwand- ten Philipp, trat aber zu Otto über, als ihm dieser eine Summe Geldes und die Städte Nord Hausen und Saal- feld gab. Als aber Philipp 1199 erst Thüringen mit Krieg überzog, dann aber noch größere Vortheile als sein Gegenkönig bot, da wandte sich der Landgraf zu ihm, erklärte sich aber bald wieder für Otto. Nun brach Philipp 1203 abermals in Thüringen ein und züchtigte das Land für die Treulosigkeit seines Fürsten. Hermann rief den König von Böhmen zu Hilfe; der erschien zwar auch, doch seine Krieger hausten viel arger im Lande als die Feinde. Bei einem zweiten Feldzug 1204 ging es nicht bester zu, und der Landgraf mußte sich endlich dem König Philipp unterwerfen. Nach dem Tode desselben erkannte er zwar den König Otto an, fiel aber 1212 wieder von ihm ab, und erklärte sich für Friedrich von Hohenstaufen, wofür Thüringen wieder bluten mußte. Diesen Kriegs- drangfalen ungeachtet verwandte Markgraf Hermann Vieles auf Geschenke und Ausstattungen der Kirchen u>nd Klöster, hielt einen prächtigen Hofstaat, beschäftigte sich mit der Dichtkunst und andern Wissenschaften, und hielt an seinem Hofe die berühmtesten Dichter seiner Zeit. Das wäre wohl recht rühmlich und ein nachahmungswcrthes Beispiel für manche Fürsten späterer Zeit gewesen, wenn der Landgraf dabei nur mehr das Wohl seiner Unterlha- ncn beherzigt hätte. Das Wissen ist zwar allerdings gut und ziert jeden Menschen, er sei hoch oder niedrig, das Thun, das Erfüllen der Pflicht aber ist noch viel besser. Ueber- haupt soll der Fürst auch bei der Pflege und dem Obliegen der Wissenschaften auch Maaß und Ziel halten, da sein Beruf, für das Wohl des Landes zu sorgen, seine ganze Aufmerksamkeit erfordert und ihm wenig Zeit übrig läßt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nur allein ihm für seine Person nützlich und angenehm sind. Doch war zu seiner Zeit die Liebe zur Dichtkunst bei den Fürsten so all- gemein, daß sie nicht nur die Dichter — damals Minne- sänger genannt — an ihren Höfen mit großer Achtung aufnahmen und behandelten, sondern auch selbst dichteten.

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 55

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
55 der reichste, und nach Oestreich auch der größte in Deutschland, denn alles Land von der Werra bis zur Oder, und von den böhmischen Gebirgen bis zum Harz gehörte dazu, und durch die Bergwerke wie durch den lebhaft betriebenen Ackerbau und Gewerbe waren diese Lande stark bevölkert und blühend. Zu welcher Macht hätte sich dieser Staat, besonders in den damaligen ver- wickelten Zeiten erheben können, wenn diese Lande unge- theilt bei einander geblieben wären. Allein in jener Zeit war es bei den Fürsten Sitte, die Länder.wie ein Fami- liengut unter ihre Söhne zu theilen, ja selbst den Töchtern ihr Erbgut in einem Landgebiet anzuweisen. Daher kam es denn, daß viele mächtige Fürstenhäuser in Abnahme geriethen, und die Landschaften so ungebührlich zerstückelt wurden. Daswettinsche Haus wurde durch einesolche Theilung zerrüttet und sogar dem Untergange nahe gebracht. Markgraf Heinrich hatte in seiner ersten Ehe mit Constantia von Oestreich zwei Söhne Albrecht und Dietrich gezeugt, in seiner zweiten Ehe mit Agnes von Böhmen hatte er keine Kinder, in der dritten mir Elisabeth von Maltitz, die aber nicht ebenbürtig war, wurde ihm auch ein Sohn, Friedrich geboren. Noch vor Beendigung des Erbfolgekriegs theilte Heinrich mit seines Söhnen, und gab dem ältesten, Albrecht, die Land- grafschaft Thüringen und die Pfalz Sachsen, dem zweiten, Dietrich, das Osterland, zwischen der Elster, Mulde und Saale belegen, worin Leipzig; er selbst behielt die Markgrafschaften Meißen und Lausitz. Da Dietrich seinen Wohnsitz in Landsberg nahm, so führte er den Titel Markgraf von Landsberg, ob wohl sein Gebiet keine besondere Markgrafschaft war. Durch diese Theilung hatte Markgraf Heinrich, der ein großer Freund von Lustbarkeiten und glanzenden Festen war, sich vielleicht ein ruhiges und bequemes Leben ver- schaffen wollen, allein er hatte sich nur Kummer und Sor- gen und seinem Hause großes Unheil bereitet. Albrecht, sein ältester Sohn, hatte in seinen Iünglingsjahren viele gute Eigenschaften gezeigt und die Hoffnung erregt, daß er ein vortrefflicher Regent werden würde; nachdem er aber zur Regierung gelangt war, bewies er eine so schlechte

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 63

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
63 standen werden, bevor es wieder ruhig im Lande wurde und die völlige Herstellung erfolgte. Der Markgraf D i e z- man n starb am 25stcn December 1307, wie es heißt, durch die Hand eines Meuchelmörders. Ob Mönche, deren Treu- losigkeit er bestraft, oder die Kaiserlichen ihn gedungen, oder ob das Ganze erdichtet, ist ungewiß. Friedrich der Gebissene beerbte seinen Bruder, der keine Nachkommen hatte. Friedrich kam nun nach und nach in den Besitz beinahe aller Lander, die jemals dem Haufe Wett in zu- gchört hatten, noch fehlte nur die Pflege Dresden, die sein Stiefoheim, Friedrich der Kleine, besaß, dann die Nicderlausitz, welche Diezmann auö Noth an den Erzbischof von Magdeburg und an die Markgrafen von Brandenburg hatte verkaufen müssen, endlich das Pleißnerland, welches vom Kaiser Adolf an Böh- men verpfändet war. Letzeres wurde aber 1311 dem Mark- grafen Friedrich wiederum pfandweise gegiben; die Dresdner Pflege fiel 1316 nach dem Tode des kinderlo- sen Besitzers an Meißen'zurück. In Thüringen war aber vieles von Alb recht dem Entarteten verschleudert worden, und besonders hatte er den Erfurtern, bei de- nen er in seinen letzten Lebensjahren wohnte, mehrere Gü- ter verkauft, andere hatten sie sich unrechtmäßig zugeeignet. Mit diesen mußte Markgraf Friedrich eine langwierige Fehde führen. Obgleich die Erfurter sich mit Mühlhau- sen, Nordhausen, dem Grafen Hermann von Wei- mar und mehreren anderen Bundesgenossen sich verstärkt hatten, so würde Friedrich doch bald seine Rechte erstrit- ten haben, wenn nicht die Markgrafen von Branden- burg ihn mit Krieg überzogen hätten, um ihm die Mark- grafschaft Meißen zu entreißen. Der Krieg begann km Jahr 1311, und nach mehreren unnützen Länderverheerun- gen von beiden Theilen wurde Friedrich von Wolde- mar von Brandenburg gefangen. Nunmehr griffen seine Feinde in Thüringen, zu denen sich auch die Aebte vonhersfeld und Fulda gesellten, immer weiter um sich. Um nicht alles zu verlieren, sah Friedrich sich genöthigt, einen harten Vertrag zu Tangcrmünde mit den Bran- denburgern einzugehen. Er begab sich alles Anspruchs auf die Markgraffchaft Lausitz, die Mark Landsberg

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 165

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
tütten • und Schmelz wesen und verordnet? den freien rzverkauf in den Bergstädten. Die Silberbergwerke allein sollen zu seiner Zeit über 200,000 Gulden reinen Gewinn gebracht haben. Ein bedeutender Nahrungszweig wurde von 1570 ab die Verfertigung der blauen Farbe aus Ko- bald, wovon viel in's Ausland ging. Wie für den Land - und Bergbau, sorgte Kurfürst August auch für das Gedeihen der Gewerbe und des Kunstfleißes auf eine landesväterliche Weise. Durch Aus- fuhrverbote, die freilich jetzt keinen Vortheil bringen würden, zu jener Zeit aber zweckdienlich waren, bewirkte er es, daß die Gewerbtreibenden wohlfeiles Brot hatten und die rohen Arbeitsstoffe, als Wolle, Flachs und Hanf zu billigen Prei- sen erhielten. Durch die'eingewanderten Niederländer kamen die Wollenwaaren in große Aufnahme und die meiß- ner Tuche wurden weit und breit gesucht. Der Kurfürst selbst und sein Hofstaat kleidete sich in inländisches Tuch, Auch die Baumwollenwaaren wurden aus den Nieder- landen nach Sachsen verpflanzt. Die Zahl der Tuch- macher soll sich unter August um 18,000, der Zeugnis cher um 11,000, der Leinen - Zwillig - und Damastweber um 21,000, der Spitzen und Zwirnmacher um 9,500 ver- mehrt haben. Das Spitzenklöppeln im Erzgebirge wurde von Barbara Uttmann 1562 eingeführt und hat von da ab Hunderttausenden zur Nahrungsquelle gedient. Einem so tüchtigen Staatswirth als August es war, mußte auch das Gedeihen des Handels am Herzen liegen, und in der That hat er alles mögliche zur Begünstigung desselben gethan. Den Wucher hemmte er durch scharfe Gesetze und bestimmte den Zinsfuß auf 5 pro Cent. Der Münzverwirrung half er nach Kräften durch gute Verord- nungen^ und durch Feststellung des Münzfußes ab. Den Leipziger Handel beförderte er durch Erweiterung der Meßprivilegien, die Handelsstraßen ließ er in fahrbaren Stand setzen, wegen des Geleitsrechts gab er viele zweckmä- ßige Verordnungen und die Freiheit der Elbschifffahrt ver- theidigte er gegen Böhmens Zumuthungen. Auch eine Art von Postwesen richtete er ein, dessen größere Ausdehnung nur die Einsprüche des Reichsgeneral - Postmeisters, des Grafen von Thurn und Taxis verwehrten.

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 216

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
210 die Rechtspflege war die Bekanntmachung einer neuen Pro- zeßordnung im Jahr 1724, die, wenn gleich noch höchst mangelhaft, doch eine Reihe von Mißbräuchen abstellte. Auch fehlte es nicht an vielen zweckmäßigen Polizeiordnungen. Ueber das Darniederliegen des Handels und der Ge- werbe unter Friedrich August I. sind allerdings große und mannigfache Klagen geführt worden, doch wenn auch Einiges nicht ungegründet war, so ist doch im Allgemeinen vieles übertrieben worden. Woher hatte wohl Sachsen auch die unermeßlichen Summen nehmen sollen, die König August zu seinen Kriegen und zu seinen Festen brauchte, wenn sie nicht durch Handel und Gewerbe gewonnen wor- den wären. Aber es ist auch durch viele Lhatsachen erwie- sen, daß es bei allem Druck und bei allen Abgaben mit Sachsens Gewerbthätigkeit und Handel so gar schlecht nicht stand; denn der polnische Kronenerwerb hatte bei den vielen und schrecklichen Bußen für Sachsen auch das Gu- te, daß für den sächsischen Handel und für die Manu, facturen dieses Landes in Polen ein großer Markt geöff- net wurde; auch das Bündniß des Kurfürsten mit Ruß- land begünstigte den Absatz sächsischer Producte dahin. Eine Menge vornehmer Polen nahmen des Hofes wegen einen langem oder kürzern Aufenthalt in Dresden, die Söhne der polnischen Großen studirten in Leipzig. Aus dieser Stadt wurden auch alle Lurusbedürfnisse des polnischen Adels genommen, und so wurde denn wenig- stens einigermaßen der Schaden wieder vergütet, den Sach- sen durch Polen erlitt. Uebrigens war die Regierung auch bemüht den Handel und die Gewerbe zu heben, und wo es nur nicht auf baare Unterstützung ankam, da war sie nicht säumig, diesen Hauptquellen des bürgerlichen Erwerbes allen Beistand zu leisten. Der Hof und das Heer kleidete sich in inländisches Luch, die Ausfuhr der rohen Arbeits- stoffe wurde verboten, fremde Fabrikanten wurden durch Privilegien in's Land gezogen, die einheimischen durch man- cherlei Begünstigungen unterstützt und der Absatz der Fabrik- waaren durch Handelsverträge mit auswärtigen Staaten er- leichtert. Außer den schon vorhandenen entstanden neue Sammt - und Seidenmanufacturen und Gold - und Sil- berfabriken, die Wollen - und Waumwollenwebereien waren

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 278

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
278 waren. Der Ausfuhrhandel verfiel immermehr, da ihm die überseeischen Markte und die Grenzen vieler Nachbarstaaten verschloßen blieben. Die Bestellungen der Levante auf meißner Porzellan blieben aus, da die Formen der Fabrik veraltet waren. Doch fanden einige Bergproducte, als die blaue Farbe und der Kobalt, auch die sächsi- sche Steinkohle einen guten Absatz. Der Buchhandel stockte, daran war die franz ö fische Censur schuld. Daß unter diesen Umständen auch die Landwirthschaft, auf der so schwere Lasten lagen, nicht einträglich sein konnte, be- greift sich von selbst. So konnte Friedrich August mit dem besten Willen während der letzten 7 Jahre bis zu dem großen Kriege wenig Gutes für sein Land bewirken.' Das einzige, was hatte geschehen können, wäre gewesen, nach dem Vorgänge Preußens alles Veraltete in der Verfassung und Verwaltung abzuschaffen, und so wenig- stens einem besseren Zustande vorzugreifen; allein dazu war weder der König, noch der Theil des Volkes, der unmit- telbar durch diese Veränderung berührt wurde, gestimmt, Zwekundvierzigstes Capitel. Zustand Sachsens wahrend der fremden Ne- gierung bis zur Rückkehr des Königs. Durch den großen Krieg, der auf seinem Boden aus- fefochten worden, war Sachsen auf eine unbeschreibliche Leise zu Grunde gerichtet und das Land auf das Furcht- barste erschöpft. Die Summe aller Lieferungen, Verpfle- gungen und Rüstungen betrug allein 67 Millionen Thlr. Die Volksmenge hatte um 85,ooo, der Ertrag der Felder um 2 Millionen Scheffel abgenommen. Viele Kreise wa- ren ganz verheert, viele Orte abgebrannt, viele Hauser zu Ülachfeuern abgetragen, viele Höfe ohne Zug- und Zucht- vieh, ohne Getraide zu Grob und Saat. In vielen Ge- genden wütheten pestartige Seuchen unter Menschen und
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199 13