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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 83

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
83 zu besiegen. Dies Mal sollte auch Frömmigkeit die Tapfer- keit unterstützen; Fluchen, Zanken, Spielen und andere Laster waren bei schwerer Strafe untersagt, Jedermann mußte wöchentlich einmal zur Beichte gehen und die Messe hören. Das half aber alles nichts. Friedrich war mit seinem Heere zur Belagerung von Mieß vorgerückt; so- bald aber die Hussiten herbeieilten, ergriffen die Deut- schen die Flucht, ohne den Kampf abzuwarten; sie verlo- ren dabei über 10,000 Mann und den größten Theil von ihrem Kriegsgerath. Bald nach seiner Rückkunft aus Böhmen verfiel Kurfürst Fried rich in eine tödtliche Krankheit. Als er sein Ende nahe fühlte, rief er seine Söhne zu sich und hielt ihnen folgende Ermahnung: „Sorget das Vaterland bei Frieden zu erhalten. Sehr leicht werdet ihr dies können, wenn ihr gottesfürchtig und in brüderlicher Liebe und Eintracht lebt, die Unterthanen aber treulich schützt und ihr Bestes fördert. Nehmt ja nicht solche zu eueren Rathen, die ehr- und hab- süchtig sind und durch ihr Amt sich bereichern wollen. Be- lastet die Unterthanen mit neuen Bürden nicht. Wollt ihr Einem zur Wohlfahrt verhelfen so geschehe es ohne Beein- trächtigung der Andern. Mit dem Adel verfahret so, daß er stets euch zu dienen bereit sei. Keine Missethat laßt ungestraft, wo sich aber Hoffnung zur Besserung zeigt, laßt auch Nachsicht und Verzeihung walten. Haltet Maß im Zorn, so Jemand euere Ungnade verschuldet hat. Nie greift zu den Waffen, außer wenn es die höchste Noth er- fordert. Gegen euere Unterthanen beweiset euch als Väter, nicht als Wüthriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst einen Abscheu hat. Seht wie Markgraf Friedrich der Angebissene, Euer Anherr zwar gegen drei Kaiser kriegte, doch nur um Land und Leute zu schirmen. Wenig Vortheil hatten unsere Vorfahren von den Kriegen, die sie führen mußten; welchen Schaden aber muthwillige Kampf- lust bringt, das zeigt Landgraf Alb rechts Beispiel. Da- rum ermahne ich euch ernstlich, daß ihr einträchtig seid und einer dem andern nachgebe und verzeihe. Euere Eintracht wird die Schutzwehr sein gegen die feindlichen Anfälle, die ihr bald zu erwarten habt." Durch diese Ermahnung zeigte der würdige Fürst, daß er seine Pflichten wohl gekannt

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 170

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
170 Hände kam. Noch ehe Krell an der Spitze der Geschäfte stauch erneuerte Christian die Erbvereinigungen und Erb- verbrüderungen mit Böhmen, Hessen und Branden- burg. Darauf ließ er sich in die französischen Reli- gionsangelegenheiten verwickeln, und sandte 1591 dem Kö- nig Heinrich Iv. ein Hilfsheer, welches nichts ausrichtete und dem Lande große Kosten verursachte, die von Frank- reich nie vergütet worden sind. Der Kurfürst verwandte unterdessen vieles Geld auf neue Gebäude, auf den Marstall allein 200,000 Thaler, vergnügte sich bei der Jagd und bei der Tafel, und ließ den Kanzler Krell walten, wie er Lust hatte. Dieser hatte sich die freie Ausübung der cal- vinischon Religion ausbedungen und suchte unter dem Beistände des Schwagers des Kurfürsten, des Pfalzgrafen Casimir, sein Glaubensbekenntniß auch in Sachsen ein- zuführen. Der Kurfürst ließ ihm darin freie Hand, und so wurde denn schon 1587 bei den Universitäten die Verpflich- tung auf die Concordienformel aufgehoben. Auch der Eror- cismus bei der Taufe wurde abgeschafft, die Geistlichkeit und das Volk geriethen darüber in große Unruhe und es wurden dem Kurfürsten viele Vorstellungen deshalb gemacht, doch ließ er sich zu keiner Aenderung bewegen. Sehr viele Geistliche, die sich nicht fügen wollten, wurden abgesetzt, andere wieder, die dem Befehle Folge leisteten, vom Volke gemißhandelt, und es wäre wahrscheinlich zu einem Aufstan- de gekommen, wenn nicht Christian I. schon am 25. September 1591 gestorben wäre. Er hinterließ 3 minder- jährige Prinzen, Christian Ii. geboren 1583, Johann Georg 1585 und August 1587. Der Vormund der minderjährigen Kinder des Verstor- benen, und zugleich Landesregent, war nach den deutschen Reichsgesetzcn der nächste Lehnsvetter, Herzog Friedrich Wilhelm von Weimar; doch der verstorbene Kurfürst hatte ihm seinen Schwiegervater, den Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg als Mitvormund beigeord- uer; beide verglichen sich aber, daß Friedrich Wilhelm die Landesverwaltung allein führen und nur in wichtigen Fallen den Rath des Kurfürsten einholen solle. Herzog Friedrich Wilhelm nahm seinen Sitz in Torgau, und erhielt außer freien Lebensmitteln für sich und seinen

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 267

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
267 leon den Erbau einer Landesfestung in Torgau, die unter 5 bis 6 Millionen Thlr. nicht herzustellen war, Gegen den Willen des gewaltigen Kaisers galt kein Wi- derspruch, das Land mußte die schwere Last ohne Murren übernehmen. Was hals es, daß der König von Napo- leon persönlich hochgeehrt wurde, wer vortheilte davon, daß der König von Sachsen über mehr Land und Leute gebot, als der König von Preußen, stiegen doch die Ab- gaben und die Staatsschulden jährlich höher, während der Handel in Verfall gerieth, der Ackerbau stockte und beinah alljährlich einige Tausend Männer und Jünglinge ihr Leben verloren auf dem Schlachtfelde oder in den Spitälern. Zwar erhielten die Manufacturen und Fabriken durch die Handelssperre einigen Aufschwung und ihre Zahl vermehrte sich ansehnlich von Jahr zu Jahr, allein es ließ sich vor- aussehen, daß dieser Vortheil nur vorübergehend sein würde, auch war er so bedeutend nicht, um die andern großen Schadenstände auch nur einigermaßen zu übertragene Nur ein Thor konnte den traurigen äußern Schimmer Sach- sens für etwas Erfreuliches halten! Eine Schreckenszeit rückte immer näher heran, der Ausbruch eines Völkerkriegs war unvermeidlich. Spanien und P ortugal hatten seit 1808, von England unter- stützt, die Waffen ergriffen. Alexander I. mannigfach durch Napoleons Herrschsucht bedroht, rüstete gewaltig, söhnte mit England sich aus, schloß Frieden mit der Pforte, Bündnisse und Verträge mit England, Schwe- den und den Cortes von Spanien. Frankreichs Kaiser wünschte diesen Krieg, durch den er die letzte selbst- ständige Macht des europäischen Festlandes zu brechen hoffte. Ganz Italien und dem rheinischen Bund gebot er schleunig zu rüsten, mit Oeftreich und Preußen schloß er Bündnisse, durch die sie sich verbindlich machen mußten, bedeutende Streitkräste zu stellen, ganz besonders aber nahm er das von ihm gestiftete Herzogthum Warschau in An- spruch, dessen Bewohnern er mit der Wiederherstellung des Königreichs Polen schmeichelte und dadurch zu den un- erhörtesten Anstrengungen in Stellung von Mannschaft und Kriegsbedürfnissen verinochte, denn nur von dem Eifer, mit dem sie sein Unternehmen unterstützten, sollte es ab-

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 34

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
34 Handwerke und übrigen Gewerken wurden meistens von Leibeigenen getrieben, die unter einem S t a d t v o i g t, B u r g- graf oder Schultheis standen, den der Grundherr ein- setzte. Allmahlig zogen immermehr Freie in die Städte, der Handel erweiterte sich, die Gewerbe blühten auf, und nun trachteten die Stadtgcmcinden nach größeren Freihei- ten und Gerechtsamen, die ihnen auch nicht verweigert wurden, da sie mit ihrem Arm in den Kriegen, und bei andern Gelegenheiten auch mit ihren Gcldkraftcn den Lan- desherrn unterstützten. Von der Mitte Xii. Jahrhunderts fangen die Städte an bedeutend zu werden und eine eigene Verfassung zu erhalten. Wurzen und Ei len bürg sollen die ältesten Städte im Meißner Lande sein; die wichtig- sten im Xii. Jahrhundert waren Merseburg, Meißen und Belgern, außer ihnen hatten schon Zwickau, Chem- nitz, Naumburg, Leipzig, Grimma, Leisnig, Strehla, Stolpen, Nochlitz, Osch atz, Lom matsch, Döbeln und a. m. einige Bedeutung. Die mchrsten Dörfer und Städte entstanden unter den Markgrafen Kon- rad und Otto dem Neichen. Konrad rief Ansiedler aus Flandern, die mehrere Dörfer und Städte neu grün- deten, und die Einwohnerzahl in manchen Flecken so be- trächtlich vermehrten, daß sie zu Städten erhoben wurden. Graf Wip recht von Groitzsch versetzte viele fränkische Anbauer in die Gegend zwischen der Wira und Mulde. Das Erzgebirge wurde unter Otto dem Neichen mit Bergleuten aus Böhmen und vom Harz bevölkert. Der Ackerbau wurde nur lässig betrieben, und kam erst gegen das Ende des Xu. Jahrhunderts durch die fremden An- züglinge in Aufnahme. Zwar die im Meißnischen woh- nenden Wenden trieben den Ackerbau anfangs nicht ohne Schick und Glück, doch da sie in die Leibeigenschaft herab- gedrückt und mit zu großen Lasten beschwert wurden, so verloren auch sie den Muth, den Landbau schwunghaft zu betreiben. Die Deutschen hatten damals noch wenig Lust zum Ackerbau, der erst durch die fremden Anzüglinge in Flor kam. Besser ging cs mit der Viehzucht , die einträg- licher war, da Milch und Fleich die Hauptspeisen ausmach- ten , auch die mehrften Klcidungstücke aus Leder oder Wolle verfertigt wurden. Der Weinbau wurde stark, doch

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 55

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
55 der reichste, und nach Oestreich auch der größte in Deutschland, denn alles Land von der Werra bis zur Oder, und von den böhmischen Gebirgen bis zum Harz gehörte dazu, und durch die Bergwerke wie durch den lebhaft betriebenen Ackerbau und Gewerbe waren diese Lande stark bevölkert und blühend. Zu welcher Macht hätte sich dieser Staat, besonders in den damaligen ver- wickelten Zeiten erheben können, wenn diese Lande unge- theilt bei einander geblieben wären. Allein in jener Zeit war es bei den Fürsten Sitte, die Länder.wie ein Fami- liengut unter ihre Söhne zu theilen, ja selbst den Töchtern ihr Erbgut in einem Landgebiet anzuweisen. Daher kam es denn, daß viele mächtige Fürstenhäuser in Abnahme geriethen, und die Landschaften so ungebührlich zerstückelt wurden. Daswettinsche Haus wurde durch einesolche Theilung zerrüttet und sogar dem Untergange nahe gebracht. Markgraf Heinrich hatte in seiner ersten Ehe mit Constantia von Oestreich zwei Söhne Albrecht und Dietrich gezeugt, in seiner zweiten Ehe mit Agnes von Böhmen hatte er keine Kinder, in der dritten mir Elisabeth von Maltitz, die aber nicht ebenbürtig war, wurde ihm auch ein Sohn, Friedrich geboren. Noch vor Beendigung des Erbfolgekriegs theilte Heinrich mit seines Söhnen, und gab dem ältesten, Albrecht, die Land- grafschaft Thüringen und die Pfalz Sachsen, dem zweiten, Dietrich, das Osterland, zwischen der Elster, Mulde und Saale belegen, worin Leipzig; er selbst behielt die Markgrafschaften Meißen und Lausitz. Da Dietrich seinen Wohnsitz in Landsberg nahm, so führte er den Titel Markgraf von Landsberg, ob wohl sein Gebiet keine besondere Markgrafschaft war. Durch diese Theilung hatte Markgraf Heinrich, der ein großer Freund von Lustbarkeiten und glanzenden Festen war, sich vielleicht ein ruhiges und bequemes Leben ver- schaffen wollen, allein er hatte sich nur Kummer und Sor- gen und seinem Hause großes Unheil bereitet. Albrecht, sein ältester Sohn, hatte in seinen Iünglingsjahren viele gute Eigenschaften gezeigt und die Hoffnung erregt, daß er ein vortrefflicher Regent werden würde; nachdem er aber zur Regierung gelangt war, bewies er eine so schlechte

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 165

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
tütten • und Schmelz wesen und verordnet? den freien rzverkauf in den Bergstädten. Die Silberbergwerke allein sollen zu seiner Zeit über 200,000 Gulden reinen Gewinn gebracht haben. Ein bedeutender Nahrungszweig wurde von 1570 ab die Verfertigung der blauen Farbe aus Ko- bald, wovon viel in's Ausland ging. Wie für den Land - und Bergbau, sorgte Kurfürst August auch für das Gedeihen der Gewerbe und des Kunstfleißes auf eine landesväterliche Weise. Durch Aus- fuhrverbote, die freilich jetzt keinen Vortheil bringen würden, zu jener Zeit aber zweckdienlich waren, bewirkte er es, daß die Gewerbtreibenden wohlfeiles Brot hatten und die rohen Arbeitsstoffe, als Wolle, Flachs und Hanf zu billigen Prei- sen erhielten. Durch die'eingewanderten Niederländer kamen die Wollenwaaren in große Aufnahme und die meiß- ner Tuche wurden weit und breit gesucht. Der Kurfürst selbst und sein Hofstaat kleidete sich in inländisches Tuch, Auch die Baumwollenwaaren wurden aus den Nieder- landen nach Sachsen verpflanzt. Die Zahl der Tuch- macher soll sich unter August um 18,000, der Zeugnis cher um 11,000, der Leinen - Zwillig - und Damastweber um 21,000, der Spitzen und Zwirnmacher um 9,500 ver- mehrt haben. Das Spitzenklöppeln im Erzgebirge wurde von Barbara Uttmann 1562 eingeführt und hat von da ab Hunderttausenden zur Nahrungsquelle gedient. Einem so tüchtigen Staatswirth als August es war, mußte auch das Gedeihen des Handels am Herzen liegen, und in der That hat er alles mögliche zur Begünstigung desselben gethan. Den Wucher hemmte er durch scharfe Gesetze und bestimmte den Zinsfuß auf 5 pro Cent. Der Münzverwirrung half er nach Kräften durch gute Verord- nungen^ und durch Feststellung des Münzfußes ab. Den Leipziger Handel beförderte er durch Erweiterung der Meßprivilegien, die Handelsstraßen ließ er in fahrbaren Stand setzen, wegen des Geleitsrechts gab er viele zweckmä- ßige Verordnungen und die Freiheit der Elbschifffahrt ver- theidigte er gegen Böhmens Zumuthungen. Auch eine Art von Postwesen richtete er ein, dessen größere Ausdehnung nur die Einsprüche des Reichsgeneral - Postmeisters, des Grafen von Thurn und Taxis verwehrten.

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 209

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
209 hält aber den königlichen Titel auf Lebenszeit. Er liefert alle Ueberlaufer und Verräther und namentlich den Jo- hann Neinhold Patkul, auch die in Sachsen ste- henden russischen Soldaten aus. Er verstattet den Schweden Winterquartierein Sachsen, auch Erhebung des Soldes und Unterhalts. König August war bei dem Abschlüsse dieses Friedens noch bei den Russen, denen er nichts davon wissen lassen durfte. Er leugnete also den Frieden öffentlich ab, bis er am 15. December selbst wieder in Dresden erschien; die beiden Unterhändler ließ er aber, da sie ihre Vollmachten überschritten haben sollten, zur Verantwortung ziehen und bestrafen, doch blieb der Friede aufrecht erhalten. Nach dem geschlossenen ' Frieden wurden die Kriegsla- sten in Sachsen, das bis dahin schon so schrecklich ge- litten hatte, doppelt fühlbar. Der König von Schwe- den forderte zur Unterhaltung seines Heeres 625,ooo Tha- ler, oder nach Abzug der Getreide- und Futterlieferungen, 4 Million Thaler monatlich. Die Stande wollten verge- bens Etwas abhandeln, der König ließ selbst einen Steuer- anschlag machen, der noch 200,000 Thaler mehr betrug. Das schwedische Heer wurde auf sächsische Kosten neu gekleidet, Leipzig allein mußte namentlich 70,000 Thlr. zahlen, und nach einer spätem Berechnung hat der Aufenthalt der Schweden in Sachsen diesem Lande 23 Millionen Thaler gekostet. Erst am 15. Juli 1707 brach Stanislaw mit seinen Polen, am 11. Septbr. Karl Xii. mit seinen Schweden auf. Sein Herr war bei dem Einrücken in Sachsen mit den Polen 22,000 Mann stark gewesen, 34,000 Mann nahm er mit hinaus, die Ueberzahl hatte auch Sachsen hergeben müssen. Vergebens hatte nach diesen schweren Anstrengungen Sach- sen gehofft, daß sein Landesherr nun diese schrecklichen Wunden, die sein Ehrgeiz dem Lande geschlagen, zu heilen suchen würde, statt dessen sandte er i. I. 1708 dem Kai- ser 9000 Mann unter Schulenburg nach den Nie- derlanden, und begab sich selbst dahin. Als er zu Ende des Jahres wieder zurückkehrte, erhielt er einen Besuch vom König Friedrich Iv. von Dänemark, beide Mo- narchen besuchten den König Friedrich I. von Preußen 14

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 216

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
210 die Rechtspflege war die Bekanntmachung einer neuen Pro- zeßordnung im Jahr 1724, die, wenn gleich noch höchst mangelhaft, doch eine Reihe von Mißbräuchen abstellte. Auch fehlte es nicht an vielen zweckmäßigen Polizeiordnungen. Ueber das Darniederliegen des Handels und der Ge- werbe unter Friedrich August I. sind allerdings große und mannigfache Klagen geführt worden, doch wenn auch Einiges nicht ungegründet war, so ist doch im Allgemeinen vieles übertrieben worden. Woher hatte wohl Sachsen auch die unermeßlichen Summen nehmen sollen, die König August zu seinen Kriegen und zu seinen Festen brauchte, wenn sie nicht durch Handel und Gewerbe gewonnen wor- den wären. Aber es ist auch durch viele Lhatsachen erwie- sen, daß es bei allem Druck und bei allen Abgaben mit Sachsens Gewerbthätigkeit und Handel so gar schlecht nicht stand; denn der polnische Kronenerwerb hatte bei den vielen und schrecklichen Bußen für Sachsen auch das Gu- te, daß für den sächsischen Handel und für die Manu, facturen dieses Landes in Polen ein großer Markt geöff- net wurde; auch das Bündniß des Kurfürsten mit Ruß- land begünstigte den Absatz sächsischer Producte dahin. Eine Menge vornehmer Polen nahmen des Hofes wegen einen langem oder kürzern Aufenthalt in Dresden, die Söhne der polnischen Großen studirten in Leipzig. Aus dieser Stadt wurden auch alle Lurusbedürfnisse des polnischen Adels genommen, und so wurde denn wenig- stens einigermaßen der Schaden wieder vergütet, den Sach- sen durch Polen erlitt. Uebrigens war die Regierung auch bemüht den Handel und die Gewerbe zu heben, und wo es nur nicht auf baare Unterstützung ankam, da war sie nicht säumig, diesen Hauptquellen des bürgerlichen Erwerbes allen Beistand zu leisten. Der Hof und das Heer kleidete sich in inländisches Luch, die Ausfuhr der rohen Arbeits- stoffe wurde verboten, fremde Fabrikanten wurden durch Privilegien in's Land gezogen, die einheimischen durch man- cherlei Begünstigungen unterstützt und der Absatz der Fabrik- waaren durch Handelsverträge mit auswärtigen Staaten er- leichtert. Außer den schon vorhandenen entstanden neue Sammt - und Seidenmanufacturen und Gold - und Sil- berfabriken, die Wollen - und Waumwollenwebereien waren

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 236

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
236 nicht baar in Geld zu berechnen war oder was nicht zur öffentlichen Anzeige kam. Die Bevölkerung hatte um 100,000 Menschen abgenommen eine Menge Städte und un- zahliche Dörfer waren völlig oderzumtheil zerstört, dergrößte Th eil des Ackers lag unbebaut, der Viehstand war beinahe völlig aufgerieben und der geringe Rest wurde durch eine Viehseuche vertilgt. Handel und Verkehr stockten, die Sitt- lichkeit war tief gesunken, und doch war durch alle diese schweren Opfer nicht das Mindeste gewonnen worden. Am 30. Marz wurde die Rückkehr des Kurfürsten aus Polen, am 31. das Friedensfest gefeiert. Eine drückende Theuer, ung herrschte zu der Zeit im Lande, wovon nicht allein der dainiederliegende Ackerbau, sondern auch die von dem Ju- den Ephraim bewirkte Münzverschlechterung die Ursache war. Der alte Augustd'or galt 20 Thaler solcher Sil- bermünze und es wurden in den nächsten Friedensjahren nicht weniger, als 4888 Eentner schlechter Münze zu Frei- berg eingeschmolzcn. Bei dieser heillosen Münzverfälschung vortheilten Zuden und Wechsler, die Bürger und Beamten aber verarmten und hungerten. Da nun besseres Geld ge- schlagen werden mußte, so nahm Sachsen den von Oest- reich und Baiern eingeführten Zwanzigguldenfuß an. Nunmehr wurde zur Herstellung des aus tausend Wun- den blutenden Landes geschritten und eine Wiederher- stellungsbehörde ernannt, deren Mitglieder die ge- heimen Nathe Fritsch, Gutschmidt, Wurmb und der Obersteuerdirektor von Häringen waren, denen zum Protokollführer der berühmte saryrische Schriftsteller, Ober- steuersekretair Raben er beigegeben wurde, alles rechtschaf- fene und einsichtsvolle Männer, denen das Wohl ihres Va- terlandes am Herzen lag. Auch der Landtag trat am 6. August 1763 zusammen. Vor Allem mußte für die Wieder- herstellung des Steuercredits durch die richtige Bezahlung der Schulden gesorgt werden, die auf 40 Millionen Thaler sich beliefen. Bei dem Hofe war indessen von dem Noth- stande des Landes nichts zu merken, und die kostspieligen Feste singen da wieder an, wo sie vor dem Kriege aufge- hört hatten. Doch mitten unter den Zurüstungen zu einer großen Oper wurde Friedrich August vom Schlage ge-

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 270

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
270 erklärte General Blücher die Wiedervereinigung des cott- busser Kreises mit Preußen. Am 21. Marz wurde die Neustadt, am 27. die Altstadt Dresden und im April ein großer Lheil Sachsens von den fremden Truppen besetzt. Sowohl die Verbündeten, als die Fran- zosen forderten die Sachsen auf, sich mit ihnen zu ver- einigen. Die Sachsen waren über den Willen ihres Kö- nigs zweifelhaft^ und da ihr Land von den be'den Krieg führenden Parteien besetzt war, außer Stande einen Ent- schluß zu fassen. Die Aufforderung des Königs von Preu- ßen, sich mit den Verbündeten zu vereinigen, wies der König von Sachsen am 18. April zurück, indem er sich auf die bereits gegen Oestreich eingegangene Verpflichtung berief. Dem Commandanten der Festung, Thiele mann, verbot er, die Festung irgend einer Macht, sie sei welche sie wolle, zu öffnen. Das Aufstehen des Volks zu irgend ei- nem kriegerischen Zwecke verbot der Minister Sen ft von Pilsach in des Königs Namen auf das Strengste. Wenn gleich der Beitritt des Königs von Sachsen Hu den Verbündeten deren Lage wesentlich verbessert und ihnen die feste Stellung an der Elbe gesichert haben wür- de, so waren Frankreich's Hilfsmittel für den beginn- enden Krieg doch zu groß, die Kriegserfahrenheit Napo- leons zu bewährt, als daß auf die Besiegung Frank- reichs mit Gewißheit zu rechnen gewesen wäre; wenn es aber siegte, wie hart würde Sachsens Schicksal gewesen fein, da Napoleon, schon um andere Bundesglieder vom Abfalle abzuschrecken, dieses erste Beispiel auf das Härteste bestraft haben würde. Friedrich August hoffte noch im- mer, daß das Erbieten, sich an Oestreich anzuschließen, angenommen werden würde, doch das wollte Oestreich nicht und darum ließ es den König ohne Antwort. Unter- dessen war Napoleon in Weißenfels eingerückt und am 2. Mai begann die Schlacht bei Großgörschen. Nach langem heftigen Kampfe, bei welchem die Preußen Wunder von Tapferkeit vollbracht hatten, behauptete Na- poleon das Schlachtfeld und die Verbündeten zogen sich über die Elbe zurück, weil ihre Streitkräfte nicht hinreich- ten, den Kampf mit Erfolg fortzusetzen; doch hatten sie kein Stück Geschütz verloren, auch vollbrachten sie ihren Rückzug
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