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1. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 219

1902 - Leipzig : Roßberg
— 219 — schamloser Ausbeutung derselben durch Abenteurer, die Minister-posten an sich zu bringen gewußt hatten, während die Fürsten durch Soldatenspielerei und Jagdwut, Oper und Ballett, Spiel und ein überflüssiges Beamtenheer mit hochtrabenden Titeln das Volk aussogen. In den geistlichen Fürstentümern und Stistsländern verarmte die Bevölkerung, während die Klöster und Domkapitel sich bereicherten und üppig lebten. Aus 1000 Seelen rechnete man damals etwa ein halbes Hundert Geistliche und fünfmal soviel Bettler. Wie in den weltlichen Staaten, so wurde auch in den geistlichen das Volk mit gleicher Härte bedrückt. Die zahllosen Reichsritterschasten (gegen 1500), oft nicht viel größer als eine Gemeinde, waren verwahrlost und verschuldet. Während die Herren schwelgten, darbten die Untertanen. 3. Das Reichsheer. Das aus den Truppen der Reichsstädte und der kleinen Fürsten zusammengewürfelte „Reichsheer" bestand aus Haufen zusammengelaufenen Gesindels, ohne Unterricht und Zucht, ohne tüchtige Führer, mit buntscheckiger Unisorm angetan; seine Verpflegung war elend und seine Kriegskunst bestand im Davonlaufen. 4. Die Reichsbehörden. In dem gleichen Zustande wie die kleinen Reichsglieder befanden sich auch die Reichsbehörden. Das Reichskammergericht, vom Volkswitz Reichsjammergericht genannt, hatte seinen Sitz seit 1693 in Wetzlar. Der Geschäftsgang war so schleppend, daß im Jahre 1772 gegen 61200 Prozesse noch unerledigt waren. Nicht viel besser war es mit dem Reichshofrate zu Wien, der Hauptstütze des Kaisers. 5. Der Reichstag. Seit 1663 war der Reichstag ohne Unterbrechung in Regensburg versammelt. In weltlichen Angelegenheiten beriet jedes der drei Kollegien: Kurfürsten, Reichs-fürsten und Reichsstädte für sich; in Religionssachen zerflel er in den katholischen und evangelischen Körper; stimmten beide Teile in einer Sache nicht überein, so konnte kein Beschluß gefaßt werden. Der Kaiser war durch einen Beauftragten vertreten, die Reichsstände durch Gesandte; oft aber waren die Gesandten ohne Anweisung, daher konnte dann nichts beschlossen werden. Außerdem war dem Einflüsse des Auslandes Tür und Tor des Reichstages geöffnet. § 238. Städtisches Leben. 1. Aussehen der Stadt. Die alten Ziegelmauern aus früheren Zeiten standen noch, ebenso die Türme über den Toren und Mauern; baufällige Türme dagegen waren abgetragen, in den stärksten hatte man Gefängnisse eingerichtet. Der Stadtgraben aus der Außenseite lag zum Teil trocken, und die Kühe

2. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 220

1902 - Leipzig : Roßberg
r — 220 — einzelner Bürger weideten dann, ober die Tuchmacher spannen frieblich die Tücher. Noch wurden die engen Toröffnungen zur Nachtzeit von der Stabtwache geschlossen. Im Innern der Stadt stanben bic schmucklosen Häuser noch nicht wieber so zahlreich wie in früheren Jahrhunderten, imb einzelne wüste Srellen lagen bazwischen; anbere Ländereien waren von den Wohlhabenberen angekauft urib in Gärten verwandelt worden. In der Nähe des Hauptmarktes waren die Häuser stattlicher, aber die alten Lauben vielfach verschwunden. Die Häuser des Marktes standen größtenteils mit spitzem Giebel nach der Straße zu, und weit vorspringende Dachrinnen gossen ihr Wasser aus das schlechte Pflaster. Psarrerwohnungen und Schulen waren vielfach in den leeren Räumen der Klöster untergebracht. Jetzt herrschte etwas größere Reinlichkeit in den Städten. Denn die Straßen mußten gekehrt werben; die Düngerhaufen vor den Häusern waren verschwunden; Schweine und Rinder wurden in Hosen und Hinterhäusern verwahrt. An den Stadttoren saß ein abgedankter Unteroffizier, um die Karren und Körbe des Lanbvolks zu untersuchen. Die Ratsbiener spähten nach eingetroffenen Reisenden in den Wirtshäusern, und eine Brandwache hielt sich zur Nachtzeit im Rathause auf. Die Nachtwächter durchzogen nachts die Straßen und sangen auf ihren Gängen die Stunden ab. 2. Beschäftigungen und Unterhaltungen der Stadtbewohner. Der Handwerker arbeitete in der alten Weise fort, fast jeder gehörte zu seiner Zunft. Streng wurde von der Mehrzahl der Handwerker auf alte Bräuche und Zunftrechte gehalten; wer nicht nach Handwerksrecht in die Zunft ausgenommen war, der wurde als Pfuscher mit allen möglichen Mitteln verfolgt. Aber die lustigen Jahresfeste, welche einst die Freude und der Stolz fast jebes einzelnen Handwerks waren, waren beinahe alle abgelebt. Wie im staatlichen Leben, so war auch im bürgerlichen und stäbtischen eine scharfe Sonberung der Stänbe das Kennzeichen jener Zeit. Stubierte Leute und Beamte unterschieben sich schon durch ihre Kleibung, Haartracht und Titel als „Honoratioren" von den Bürgern und bünkten sich um vieles besser als diese. Auch der Kaufmann, wenn er ein Stabtamt bekleibete ober Vermögen befaß, gehörte zu den Honoratioren. Für das gesellige Leben berselben war in den späten Morgenstunden die Apotheke der Sammelpunkt. Dort würden bei einem Glase Aquavit die Zeitereignisse und Stabtneuigkeiten besprochen. Die Ankunft und Abfahrt des Postwagens war eins der wichtigsten Tagesereignisse. 3. Der Haushalt des Städters. Der Haushalt des Stäbters war knapp und eng; nur wenige waren so wohlhabend, daß sie die Einrichtung des Hauses und ihres Lebens mit einigem Glanz

3. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 182

1902 - Leipzig : Roßberg
4. Friedrichs Gemahlin Elisabeth. Sie war eine bayrische Prinzessin. Zu Landshut an der Isar stand das Stammschloß ihrer Ahnen. Wegen ihrer seltenen Schönheit nannten sie die Brandenburger die „schöne Elsa". Mit sechzehn Jahren wurde sie dem Zollernsürsten angetraut. Bei ihrer Hochzeit war auch der Kaiser Ruprecht anwesend. Elisabeth war eine seingebildete, tat kräftige und kluge Fürstin. Bis zur Großjährigkeit ihrer Söhne hat sie häufig im Auftrage ihres abwesenden Gemahls dessen Erbländer verwalten müssen. Wenn sie in der Mark anwesend war, so wohnte sie zumeist in Tangermünde, sonst auf der Kadolz-burg. Dort starb sie zwei Jahre nach dem Tode ihres Gemahls. § 193. Friedrich Ii. -er Eiserne (1440-1470). Friedrich Ii., der Sohn des vorigen Kurfürsten, beschränkte seine Tätigkeit fast ganz auf die Marken, in denen die einzelnen Landstände wieder zu trotziger Macht emporgekommen waren. Sein Streben war vor allem darauf gerichtet, die Selbständigkeit der Städte zu brechen. Im Vertrauen auf ihre festen Mauern und ihre Verbindungen mit der Hansa erstrebten diese die gleiche Stellung wie die Reichsstädte und nahmen deshalb dem Landesherrn gegenüber eine trotzige Stellung ein; nur mit Genehmigung des Rates und mit einer bestimmten Zahl von Begleitern durfte der Kurfürst durch die Tore einziehen. Die mächtigste Gemeinde war die Doppelstadt Berlin-Cölln. Friedrich erzwang mit bewaffnetem Gefolge den Eintritt und ließ sich in Cölln a. d. Spree, gerade an der Grenze der beiden Städte, dort wo jetzt das königliche Schloß sich erhebt, einen Platz zur Anlegung einer Burg abtreten. Diese wurde später die bleibende Residenz der brandenburgischen Herrscher. So kriegerisch Friedrich hier auftrat, war er doch von ernster Gemütsart und tief religiösem Sinn, wie er denn später eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen hat. Er bestrebte sich auch, den märkischen Adel geistig und sittlich zu heben und gründete zu diesem Zwecke den Schwanenorden, eine ritterliche, religiöse Genossenschaft. Nach außen vergrößerte er die Mark, indem er die Neumark vom deutschen Orden zurück erwarb. Im Jahre 1470 überließ er die Regierung seinem Bruder Albrecht Achilles, der bisher in den fränkischen Ländern geherrscht und dort einen großen Krieg gegen Nürnberg geführt hatte. § 194. Albrecht Achilles (1470-1486). Albrecht vereinigte allen Besitz, auch die sränkischen Besitzungen Ansbach und Bayreuth, in seiner Hand. Er erließ das

4. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 244

1902 - Leipzig : Roßberg
— 244 — im Sommer besuchte er gern große und kleine Badeorte, um seine ganze Pracht zu entsalten. Manche der Reicheren unterhielten auch Musikkapellen. Dem Spiele, besonders dem Hasardspiele, war der Adel sehr ergeben. Ein großer Teil des Landadels war noch strenggläubig, ein Teil aber huldigte den freien, französischen Anschauungen. Paris war für den Adel noch immer tonangebend, vor allem in der Mode, v 3. Der städtische Mittelstand. Der Wohlstand desselben ifcot in raschem Steigen begriffen. Die Städte zeigten gegen einige Jahrzehnte früher ein anderes Bild. Die entbehrlich gewordenen Mauern wurden schon hier und da niedergerissen, die Gräben in Gärten, die Wälle in baumbepflanzte Spazierwege verwandelt. Auch mittlere Städte pflasterten ihre Straßen. Wer es vermochte, kaufte sich draußen vor den Toren in der Vorstadt einen Obst- °bet Die^Gesellig^beschränkte sich jetzt wesentlich auf das Haus und auf den Umgang mit verwandten und befreundeten Familien; nur die „Kuchengärten" führten eine größere Anzahl Leute zusammen, ausnahmsweise auch die „Komödie" oder eine besondere Sehenswürdigkeit. Das Leben verfloß im ganzen einförmig, m emsiger Arbeit. Reisen wurden nur in Geschäften oder zu Bil-dungszweckev unternommen. Eifrig hielt jeder darauf, die nach Rang und Stand gebührende Ehre zu empfangen und zu erweisen; gegen höher Gestellte herrschte eine tiefe „Devotion", Me oft m Kriecherei ausartete. Es gab ein höheres und niederes Bürgertum Zum ersteren gehörten Gelehrte, Beamte, Geistliche, reiche Kaufleute und Fabrikanten. Diese waren durch Tracht und Lebensweise vom gewöhnlichen Bürgersmann unterschieden, auch brauchten ihre Söhne nicht Soldaten zu werden. Lange Zeit hindurch zierten Halskrausen und Spitzenmanschetten den Rock, und Puder färbte das Haar. Die amerikanischen und französischen Freiheitsideen beeinflußten auch die deutsche Tracht. Die fugend trug um 1784 das Haar wieder lang, ohne Puder und bedeckte den Kops mit einer Art Schlapphut. Der Rock verlor die Manschetten, die Weste erhielt einen breiten Ubersallkragen. Dazu wurden knapp anliegende Beinkleider von hellem Tuch in hohen Stieseln getragen. Der ehrsame Bürger trug noch Perücke mit Zopf oder Haarbeutel. 1780 erschien der blaue Frack mit gelben Knöpfen, die Werthertracht, und der runde, spitze Hut. Auch die Frauen änderten die Tracht. Der Reifrock mit Anhängseln wich dem griechischen Gewand mit kurzer Taille. 4. Die Landbevölkerung. Die Lage des Landvolkes war noch immer dürftig, seine Schulbildung äußerst gering. Doch hing der Landmann treu an seiner Kirche; häufig war fromme Schwärmerei, namentlich in den Gebirgslandschaften, zu finden.

5. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 14 — der Dienerschaft und Besatzung Wohnung bieten. Sie muß also auch noch Wohngebäude enthalten. Von solchen sind auf dem Bilde sichtbar: 1. Der Palas, das Herrenhaus oder Haupthaus der Burg, am hohen Dach und Giebel kenntlich. Er hat ein gewölbtes Erdgeschoß für die Dienerschaft, im oberen Stockwerk aber den Hauptsaal, den Mittel- und Sammelpunkt des ritterlichen Lebens. Das weithin schimmernde Dach gilt als eine der schönsten Zierden desselben. 2. Die Kemenate oder das Frauenhaus liegt dem Palas gegenüber. Hier spinnen die Mägde unter Aufsicht der Herrin den Flachs und die Wolle und weben und fertigen Gewänder für Männer und Frauen. 3. Die Burgkapelle liegt hier im Herrenhause, doch ist in größeren Burgen zur Abhaltung des Gottesdienstes auch ein besonderes Gebäude errichtet. An jedem Morgen wird durch den Burggeistlichen Gottesdienst abgehalten. 4. Das Wohnhaus für die Dienerschaft befindet sich neben dem Frauenhause. 5. Das Schnitzhaus, in welchem Lanzen, Schilde, Pfeile, Armbrüste, wohl auch Rüstungen für Mann und Roß hergestellt werden. Hier arbeiten wohl auch die Schmiede die nötigen Werkzeuge. 6. Die Rüstkammern, welche die fertigen Waffen und Rüstungen in wohlverwahrten Truhen für Zeiten der Not bergen. 7. Die Küch e und Vorratshäuser. 5. Im Rittersaal. (13. Jahrhundert.) Der Burgherr hat Gäste eingeladen, deshalb ist heute der Saal behaglich und festlich ausgestattet. Das große, kühle Gemach ist geheizt, denn nur spärlich fällt das wärmende Sonnenlicht durch die schmalen, hochgelegenen Fenster, deren die eine Wand nur zwei ausweist, da sie nach der Angriffsseite der Burg zu liegt. Der eiserne Kronleuchter ist mit neuen Lichtern versehen, zu welchen die Schutzhörigen der Burg das Wachs liefern mußten. Er hängt von der Decke des Saales herab, die durch Querbalken mit Brettern verbunden ist. Die Wände sind heute festlich geschmückt, denn sie sind sonst nur glatt verputzt und geweißt und zeigen sogar in der Nähe des Kamins noch rohes Mauerwerk. Des Ritters Wappen, aus einem bemalten Schilde, dem Helme und Helmschmucke bestehend, ist an der Wand angebracht; neben dem Wappen hängen die Siegeszeichen, die der Ritter im Kampfe mit den Sarazenen erbeutet hatte. Der untere Teil der Wände und die Fenster des Saales sind rnit Teppichen geschmückt, die oben und unten mit Borten besetzt und

6. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
I — 20 — 2. Der Turnierplatz. Auf dem Turnierplatz hat man hinter den Schranken Buden und Zelte errichtet, vor denen fahrende Leute, Narren, Gaukler mit ihren Weibern ihre Künste zeigen. Auf den mit bunten Teppichen und mit einem schützenden Zeltdache überspannten Tribünen erblickt man den Landesherrn, den Veranstalter des Turniers, seine Gemahlin, außerdem alte, kampfunfähige Ritter, Knechte und Knappen und zahlreiche Damen in Festkleidung. Endlich erscheinen die Kämpfer vor den Schranken. Auf einen Wink des Landesherrn durchhauen die Gries-wärtel die Speerseile, und unter dem Klange einer betäubenden Musik reiten die Ritter paarweise in die Schranken und halten einen feierlichen Umzug, um die Zuschauer, vor allen den Landesfürsten und die Frauen, zu begrüßen. 3. Der Tjost. Auf den Wunsch des Fürsten geht heute dem eigentlichen Turnier ein Tjost voran. Jetzt legen die beiden Ritter ihre Lanzen ein, nehmen unter dem Schmettern der Trompeten und unter lautem Zuruf der zuschauenden Menge einen Anlauf, springen im Galopp an und stürmen dann aufeinander los. Mit lautem Getöse prallt die Lanze des einen Ritters auf den Schild des Gegners, so daß seine Lanze zersplittert. Aber im selben Augenblick trifft ihn der Speer des anderen an den Hals, so daß er, durch die Gewalt des Stoßes bügellos gemacht, aus dem Sattel gehoben und aus den Sand gesetzt wird. Sofort eilen Knappen und Ritter herbei, um dem Stürzenden Hülfe zu leisten, der aber bald unter dem Rosse liegt. Lauter Beifall ertönt von allen Seiten dem Sieger, der das sich hochaufbäumende Roß nach rechts wendet, um den Zusammenstoß der Rosse zu vermeiden und auf seinen Platz zurückzukehren. Aber schon wendet sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer dem nächsten Kämpferpaare zu, das eben im gestreckten Galopp anreitet. 7. Belagerung einer Stadt. (14. Jahrhundert.) Das Bild stellt die Belagerung einer Stadt vor Erfindung des Schießpulvers dar. Aus der einen Seite sehen wir eine volkreiche, wohlverwahrte Stadt. Eine feste Mauer, mit Zinnen gekrönt, durch Hürden verstärkt und mit stattlichen Mauer- und Tortürmen versehen, steigt an dem mit Wasser gefüllten Stadtgraben in die Höhe. Sorglich ist der Zugang zur Stadt verschlossen, die Brücke zum Tore teilweise zerstört. Eifrig sind die Stadtbewohner auf dem Mauerumgang und der Bastion mit der Verteidigung beschäftigt. — Die andere Seite des Bildes zeigt die Angreifer bei ihrer Arbeit. Sie haben Belagerungswerkzeuge verschiedener Art ausgerichtet. In der Mitte des Vorder-

7. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 26 — 10. Bauern und Landsknechte. (16. Jahrhundert.) Das Bild führt uns in ein Bauerndorf Schwabens, das von einer großen Zahl freier Bauern bewohnt wird. Den Mittelpunkt des Dorfes, den Dorfplatz, haben die Landsknechte als geeignetsten Ort für ihre Werbung ausersehen. Hell von der Mittagssonne beschienen, erblicken wir hier die sich spreizende, bunte und laute Schar, von den neugierigen Dorfbewohnern angestaunt. Stattliche Bauernhöfe umrahmen den Platz, auf dessen Mitte der strohbedachte Ziehbrunnen sichtbar ist. Unter den Höfen erkennen wir rechts im Vordergründe an seinem einladenden Wahrzeichen das Wirtshaus. Neben ihm ragt die Kirche empor, ein aus Feldsteinen sorgfältig aufgeführter Bau, umgeben vom Kirchhof. Im Hintergrund erhebt sich der Herrenhof auf einer Anhöhe, deren Abhang Weinberge, Äcker und Baumpflanzungen zeigt. Es scheint ein sehr wohlhabendes Dorf zu sein, dem der Besuch der Landsknechte zuteil wird. Die Wohnhäuser bestehen zum größten Teil aus Fachwerk und verraten in der schmuckvollen Ausstattung des Obergestocks und in den Bedachungen den Wohlstand der Besitzer. Neben dem Wohnhause, unter dessen Dach in den meisten Gegenden Deutschlands auch zugleich das Vieh wohnt, besitzt jeder Hof noch die nötigen Scheunen, Speicher, Schuppen, Schweineställe und andere Baulichkeiten. Alle einzelnen Höfe sind durch einen festen Zaun, der aus eingerammten Pfählen und dazwischen verflochtenen Zweigen besteht und nur bestimmte Tore zum Ein- und Ausgang hat, zu einem Ganzen, der Dorfschaft, verbunden. Um bei feindlichen Überfällen besser Trotz bieten zu können, ist nicht nur die Kirche möglichst widerstandsfähig gemacht, sondern selbst der Kirchhof mit starker Mauer und festen Türmen gesichert worden. Er dient bei feindlichem Einfalle den Bauern als Zufluchtsstätte. Dorthin bringen sie ihre beste Habe und ihr Vieh, wenn sie es nicht in die Wälder flüchten. Hier verteidigen sie sich oft lange, nachdem der Feind vielleicht ihr Dorf schon in Asche gelegt hat. Wegen der schweren Drangsalen, die die Dörfer während der Fehden und Kriege ausstehen mußten, ist auch der Herrenhof befestigt. An Stelle des früheren Holzbaues ist ein hohes Steinhaus getreten, den Holzzaun hat die Steinmauer verdrängt, mächtige Türme sind an den gefähr-detsten Stellen errichtet, so daß man den Hof für eine Burg halten könnte. Die vielfach traurige Lage, in der sich der Bauernstand im 16. Jahrhundert befand, war für manchen Bauernsohn verlockend, in die Reihen der Landsknechte einzutreten. In dem Dorfe, das unser Bild zur Anschauung bringt, läßt ein Hauptmann des Kaisers Karl V. durch Trommelschlag ehrliche, kräftige Knechte zum Kriegsspiel einladen. Nicht wenige sind gesonnen, dem Ruse der Werbetrommel zu folgen. Neben

8. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 30 — Die Pikeniere tragen als Angriffswaffe die Pike und ein gerades Schwert; geschützt werden sie durch einen Helm mit Kamm oder eine Sturmhaube, durch ein Brust- oder Rückenstück. Die Musketiere tragen ■ausser einem Seitengewehr entweder eine schwere Hakenbüchse nebst Gabelstock und Kugeln oder ein leichtes Handrohr ohne Gabelstock. Über der Schulter hängt dem Musketier ein breites Bandelier, an welchem durch Schnüre oder Riemen Cylinderkapseln befestigt sind. In diesen Patronen befindet sich die Ladung, das gröbere Pulver, während das feinere Pulver zum Aufschütten auf die Pfanne des Gewehres in einer besonderen Zündflasche, die Kugeln in einer Tasche und die Zündschnur an besonderen Haken oder Schleifen am Bandelier bewahrt werden. Die vornehmsten Truppen unter der Reiterei sind die Lanzenreiter und Kürassiere. Jene tragen eine geschlossene Sturmhaube, einen Halsberg, ein Brust- und Rückenstück, ganzes Armzeug und bis zu den Knien reichende Schenkelstücke, ein Schoßwams von Büffelleder, lange Reiterstiefel, eine Lanze, ein gerades Schwert und eine oder zwei Pistolen nebst Schießzubehör; diese sind ähnlich gerüstet, doch tragen sie keine Lanze, sondern nur ein gerades Schwert und Sattelpistolen, ihr Wams ist zuweilen von roter, die Rüstung fast durchweg von schwarzer Färbung. Auch die Artillerie ist im Lager vertreten, denn durch Wall, Graben und Geschütz sucht man das Lager zu sichern. In der Nähe der Geschütze werden sodann die Wagen mit dem Schießbedarf in Fässern aufgestellt. Im Lager überall zerstreut ist der Troß des Heeres, der aus halbwüchsigen Burschen, Weibern und Mädchen besteht. Die Frauen waschen, kochen und backen; die Burschen putzen die Waffen, spionieren und stehlen, auch haben sie beim Grabenfüllen und Ausgraben der Geschütze zu helfen. Zur Aufrechthaltung der Ordnung des Troßvolkes ist der Troßweibel bestellt. Hinter den Zelten ist der Galgen, das Sinnbild der Gerechtigkeit, errichtet. Hier schlagen die Händler und Marketender, die die Soldaten mit Lebensmitteln versorgen, ihre Buden auf, wie wir eine am Eingang zum Lager sehen. 12. Aus drr Aokoko-Zeil. (18. Jahrhundert.) Das Bild versetzt uns in die Mitte des 18. Jahrhunderts und führt uns in die abgeschlossene Welt der höheren Stände ein. Auf der nach dem Garten zu gelegenen Terrasse eines prächtigen Lustschlosses, unweit der landesherrlichen Residenz, erblicken wir Vertreter des Adelsstandes. An zierlich geschweifter, kunstreich verschnörkelter Tafel haben der Haus-

9. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Roßberg
— 33 — beiden am Tische sitzenden Herren ist das Haar über den Ohren zu ein oder zwei gleichförmigen, springfederartigen Lockenwülsten gewunden, von denen der spitze Zopf auf den Rücken hinabhängt. Durch reichliche Verwendung von Pomade und durch starke Einpuderung hat der Haarbau die nötige Festigkeit. Nach damaliger Sitte tragen alle Edelleute einen Galanteriedegen mit silbernem oder goldenem Griff. In ihrer Tracht werden die Männer noch von den Frauen übertroffen. Wir sehen alle Damen ohne Hut. Denn die hohe Frisur, so künstlich geordnet, durch Pomaden gesteift, mit Puder schneeig überdeckt, mit wallendem Federbusch, Blumen und Perlenketten schmuckvoll bedeckt, duldet den Druck nicht. Statt des Hutes zieren sie Spitzen, ein leichtes Häubchen, Barben, Schleifen und Bänder. Die Kleidung der Frauen zeigt manche Absonderlichkeiten. Als Fest? tracht tragen sie, wie die besuchende Dame und die Dame auf dem Mittelgange, einen umfangreichen Reifrock, dagegen ist die Hauskleidung der übrigen Damen einfacher und bequemer. Sie tragen für den Sommer bestimmte, mit Ärmeln versehene Überkleider, nach vorn mantelartig offen. Die Kleider, zu denen meist hellere Farben und leichtere Stoffe gewählt werden, lassen die zierlichen Schuhe aus Atlas, Seide oder seinem Leder hervorschauen, die mit hohen, schlank ausgeschweiften Hacken und wertvollen Schnallen oder Rosetten versehen sind. Die Gestaltung des Gerätes und der Möbel entspricht dem Geschmacke jener Zeit. Man verwendet lang- oder quergefurchtes, vielzackiges Muschelwerk, das schalenförmig gewölbt oder schneckenförmig gewunden ist, man liebt scharfkantige und eckige Schnörkel, mannigfaltig geschwungene Leisten und Stäbe mit kolbigen Endungen, aufgemalte, eingelegte oder auch leicht erhabene Darstellungen. Am freiesten äußert sich diese bewegte Formengebung an den Gefäßen, an dem Tafelgerät, an den Platten, Tellern, Schüsseln, Schälchen, Tassen, Kannen. Auch an den Möbeln zeigt sich die bewegte Formgebung nach Möglichkeit. Besonders sind an diesen Gegenständen die Füße und die meist hohen Bekrönungen durch sreie und halberhabene Schnitzerei, durch schiefe und unsymmetrische Schnörkel, geschweifte Ranken und stachlichte Ornamente reich ausgestattet. Wie sehr der herrschenden Gesellschaft das Gefühl der Natürlichkeit und der Sinn für das wahrhaft Schöne abhanden gekommen ist, zeigt auch der Garten. Von der Mitte der Terrasse sührt eine Freitreppe nach dem breiten Hauptweg, der den Garten durchschneidet und von gleichlaufenden, wohlgeschnittenen Rasenflächen begrenzt wird, auf denen fpitzkegelförmig verschnittene Zypressen angepflanzt sind. In diesem Mittelraume fallen uns die mit großem Kostenaufwand angelegten Wasserkünste auf. Aus den regungslosen, ehernen Leibern von Meergöttern, Wafferjungfrauen und seltsamen Wassertieren, zu einer schönen Gruppe vereinigt, steigt das Wasser in dicker Säule und hohem Bogen empor. Von weither mußte das Wasser durch ein Pumpwerk Rotzbach, Deutsche Geschichte. Anhang. 3

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die
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