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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 79

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
79 Thüringen kam auch seit 1405 eine Kopfsteuer auf, unter dem Namen Bär oder Bären. Mit der Gerichts- verfassung ging allmählig eine große Veränderung vor. Das allgemeine thüringische Landgericht zu Mittel- hausen gerieth nach und nach in Abnahme, während das Hofgericht seinen Wirkungskreis vergrößerte. Auch verliehen die Land- und Markgrafen den Städten und ein- zelnen Grundbesitzern häufig die erbliche Gerichtsbarkeit. Die Geistlichen strebten, auch weltliche Sachen vor ihren Gerichtshof zu ziehen, wogegen aber Friedrich der Streit- bare ein päpstliches Privilegium erhielt. Auch die west- phälischen Freigerichte mischten sich in dienechtöpfiege dieser Länder, und achteten der kaiserlichen Verbote dagegen nicht. Um der Streitigkeiten mit ihnen ein Ende zu machen, sah sich F riedrich der Streitbare gendthigt, mit den weft- phälischen Freigerichten selbst in Verbindung zu treten. Die Städte gewannen durch ihren Reichthum und durch die Hilfe, die sie den Fürsten in den Kriegen leiste- ten, immer größeres Gewicht, und die Vereinigung der Handwerker in Zünfte erfolgte immer häufiger. Von den Städten in den drei Wetti nischen Hauptlanden ge- langten besonders drei zu einer vorherrschenden Wichtig- keit. In Meißen war es Dresden, doch kam diese bei Weitem ihren Schwefterftädten in Thüringen und Ofter- land, Erfurt und Leipzig nicht gleich. Dresden wurde lange durch die Nähe von Meißen, Budissin und F reib erg niedergehalten, und hob sich erst unter Heinrich dem Erlauchten und seinem Sohne, Fried- rich dem Kleinen, die daselbst Hof hielten. Schon in der ersten Hälfte des l4ten Jahrhunderts zählte es eine Menge Kirchen und Klöster, und das berühmte Mater- nenhospital, auch die steinerne Brücke soll schon 1319 erbaut sein, doch waren die steinernen Pfeiler damals nur mit Balken verbunden. Dresden lag damals auf dem rechten Elbufer, und was jetzt Alt-Dresden ist, er- hielt erst 1403 Stadt- und Marktrecht. Erfurt, die Hauptstadt von Thüringen, stand unter der Oberhoheit der Landgrafen, während-.die Erz- bischöfe von Mainz die Erbherrn davon waren. Die Streitigkeiten beider wegen ihrer Gerechtsame benutzte die

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 50

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
50 dieses Zeitraums machte es nothwendkg, daß die Jahr- märkte in den Städten aus den Kirchen, wo sie bis dahin gehalten worden waren, auf die Marktplätze verlegt wur- den. Es wurden Kaufhäuser gebaut, Waagen errichtet und mehrere Anstalten zur Bequemlichkeit der Kaufieute getroffen, und der Handelsstand, früher verachtet und gedrückt, ge- wann großes Ansehen und vielen Einfluß in den Städten. Von der Gelehrsamkeit läßt sich aus jener Zeit noch wenig Lobenswerthes berichten, sie war noch ausschließlich das Eigenthum der Geistlichkeit; die Weltlichen kümmerten sich dazumal wenig darum, und wer von ihnen lesen und schreiben konnte, galt schon für einen gelehrten Mann. Daher war das Kloster Fulda hoch berühmt wegen der Gelehrsamkeit seiner Mönche, und auch in andern Klöstern wurden die Wissenschaften noch mit Eifer betrieben. Nur in den Klöstern und bei den Hochstiften gab es Schulen, und nur Geistliche waren Acrzte und Wundärzte, Meß- künstler und Geschichtschreiber. Uebrigens waren die thü- ringischen Landgrafen meistens besser unterrichtet als ihre gleichzeitigen Standesgenossen; hatte doch Ludwig der Milde und sein Bruder Hermann selbst in Paris studirt! —

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 217

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
217 von großer Bedeutung; i. I. 1705 befanden sich in den kurfürstlichen Landen mit Inbegriff der Nebenlinien 32,400 gangbare Tuchmacher und 64,000 Weberstühle. Eine höchst wichtige Erfindung machte 1709 Johann Georg Bött- ger; nämlich das weltberühmte meißner Porzellan. Er hatte Gold machen sollen, woran es dem Hofe damals im- mer gebrach; das konnte er nun zwar nicht, aber bei dem Versuche entdeckte er die Verfertigung erst des braunen, und dann des weißen Porzellan's, und 1710 wurde die Fabrik zu Meißen auf der Albrechtsburg gegründet, wodurch bei der damaligen Kostbarkeit große Summen in's Land gezogen wurden. Für die Gelehrsamkeit that Friedrich August I. nicht viel, aber auch ohne das blühte sie in Sachsen, welches während seiner. Regierung in allen Fächern der Wissenschaften so viele und weltberühmte Gelehrte aufzu- weisen hatte, wie kein anderes Land der Erde. Mehr Eifer zeigte er für die schönen Künste, für die er eine große Vor- liebe hatte und die auch schon durch seine Prachtliebe be- günstigt wurden. Erbaute den japanischen Palast in Neustadt Dresden, die neustädter Kirche, die herrliche Frauenkirche, das Prinzenhaus, das große Opernhaus, den Zwinger, die Caserne und viele andere Paläste und Pracht- bauten. Eine Maleracademie gründete er 1697, ebenso eine Inventions - und Modellkammer. Viele Kunstsammlungen gründete er neu, andere schon vorhandene vermehrte er, so daß schon unter ihm mehr Kunstschätze in Dresden vor- handen waren, als in irgend einer deutschen Hauptstadt. Bei seinen Festen wurden alle Künste in Thätigkeit gesetzt und eine große Menge von Familien erhielt dadurch Nah- rung und Wohlstand. So floß wenigstens wiederum ein Theil der großen Summen dem Lande zu, die es der unbe- grenzten Prunksucht seines Landesherrn opfern mußte. Frei- lich wurde der Schade dadurch nicht wieder gut gemacht, doch aber vermindert. Die Prachtliebe dieses Fürsten über- schritt alles Maß und Ziel; unter allen Höfen von Euro- pa war der Seinige der glänzendste. Seine Feste, die bei- nahe nie abbrachen, kosteten Millionen. Das glänzendste von allen hatte im September 1719 bei der Ankunft der Kur- prinzessin in Dresden statt und hat vielleicht in der gan-

4. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 30

1844 - Leipzig : Tauchnitz
30 Erste Abtheilung und Molk an der Donau. Aber so wie mit jedem Augen- blick diese nördliche Welt mit frischerem Morgenroth über- strömt wird, treten dir bestimmter hervor die Hügelrücken, die Gebirgsketten, die schimmernden Flüsse, die Städte und übrigen Wohnplätze. Tritt der Tag nun lichter herauf, kürzen sich die Alpenschatten um dich her, dann breitet sich der weite Attersee und der Gmündersee, der hintere und vordere Lambathsee und der Attersee zu deinen Füssen aus, häufig durch zwischentretende Felsen so oder so in mehrere Stücke getheilt, so dass diese fünf Seen wohl als zwölf grosse Spiegel erscheinen. Diesen ungeheuern Gesichts- kreis von den Hügeln an der Isar bis gegen Wien bin an die Berge von Marbach und Molk an der Donau, dies aus- gebreitete Schaustück von Städten und Märkten, von Schlös- sern und Dörfern, dieses Heer von Seen im Vorgrunde mit einem Blick zu überschauen, welch’ ein Zaubergemälde! — Nur in den Voralpen, und vorzüglich hier nur und auf dem Schafberge, ist das möglich; darum heisse der Kranabit- sattel der Rigi des deutschen Landes. Guts Muths. 83. Der Pilger. In einem schönen Schlosse, von dem schon längst kein Stein auf dem andern geblieben ist, lebte einst ein sehr reicher Ritter. Er verwandte sehr viel Geld darauf, sein Schloß recht prächtig auszuzieren; den Armen aber that er wenig Gutes. Da kam nun einmal ein armer Pilger in das Schloß und bat um Nachtherberge. Der Ritter wies ihn trotzig ab und sprach: „Dieses Schloß ist kein Gasthaus." Der Pilger sagte: „Erlaubt mir nur drei Fragen, so will ich wieder gehen." Der Ritter sprach: „Auf diese Bedingung hin mögt ihr immer fragen. Ich will euch gern antworten." Der Pilger fragte ihn nun: „Wer wohnte doch wohl vor euch in diesem Schlosse?" „Mein Vater!" sprach der Ritter. Der Pilger fragte weiter: „Wer wohnte vor eurem Vater da?" „Mein Großvater!" antwortete der Ritter. Und wer wird wohl nach euch darin wohnen?" fragte der Pilger weiter. Der Ritter sagte: „So Gott will, mein Sohn." „Nun," sprach der Pilger, „wenn Jeder nur seine Zeit in diesem

5. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 225

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Weltgeschichte. 225 sich Augustus zum römischen Kaiser machte. Sehr merkwür- dig ist es, wie es dem kleinen Staate, ursprünglich nur einer unbedeutenden Stadt, gelang, seine Herrschaft nach und nach nicht allein über ganz Italien und die umliegenden Inseln, sondern über das ganze damals bekannte Europa und einen großen Theil von Afrika und Asien auszubreiten, so daß Rom im Jahre 28 v. Chr. an 120 Mill. Menschen unter seiner Herrschaft gehabt haben soll, und die Staatseinkünfte 250 Mill. Thlr. betragen haben sollen. Die Tapferkeit, die Ausdauer und die Staatsklugheit der Römer waren die Ursache davon. Anfangs lebten die Römer sehr einfach; und es wird erzählt, daß ihre größten Feldherrn, welche die Heere mächtiger Könige besiegt hatten, nach beendigtem Feldzuge den Pflug wieder er- griffen und ihr Land bearbeiteten oder am Heerde sich ein Gericht Kohlrüben kochten. Doch hörte diese Einfachheit nach und nach auf, als durch ihre Eroberungen unermeßliche Reich- thümer in Rom zusammenflössen. Besonders geschah Dieses, nachdem sie Karthago überwältigt, Korinth erobert und selbst in das fruchtbare und reiche Kleinasien, der jetzigen Levante, vorgedrungen waren. Rom soll zu der Zeit seiner größten Blüthe, zur Zeit des Augustus, 2 Mill. E., 420 Hauptstraßen und 400 Tempel gezählt haben. Der bekannte Wohlschmccker Lucull, welcher den Kirschbaum aus Asien nach Europa brachte, ließ Berge ebenen, Seen ausgraben und Meerwasser hincinleiten, um Seefische mitten im Lande halten zu können; ein anderer begoß seine Bäume mit Wein; in den Landhäu- sern hatte man Zimmer für jede Jahreszeit u. dgl. Das Haus des berühmtesten römischen Redners, Cicero, der nicht zu den Reichen gezählt wurde, kostete 240000 Thlr., das des Clodius, 800000 Thlr. Ein anderer Römer erbaute auf eigne Kosten ein Theater für 800000 Zuschauer; Augustus ließ ein- mal 240 Panterthiere auf einmal kämpfen. Ein Schauspie- ler Roscius erhielt jährlich 20000 Thlr. Ihr könnt euch leicht denken, daß eö nur durch die härteste Bedrückung der be- siegten Völker den Römern möglich wurde, solche Reichthümer sich zu verschaffen; auch wurden Tausende von den besiegten Feinden zu Sklaven der vornehmen Römer, von welchen ein- zelne bis auf 10000 besessen haben sollen. Unter diesen Skla- ven gab es viele Gelehrte, Künstler und Handwerker, welche 15

6. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 244

1844 - Leipzig : Tauchnitz
244 Sechste Abtheilung. gründcr des Bürgcrstandcö; doch ist dabei zu bemerken, daß auch an andern Orten schon Städte aus der Römerzeit sich vorfanden ttnd auch einzelne Klöster, wie St. Gallen und Fulda, sich zu Städten umbildeten. Um die festen Plätze zu heben, ordnete er an, daß alle Versammlungen, große Feste, Jahrmärkte und Kirchmessen daselbst gehalten werden sollten und gab den Bürgern eine sichere Rechtspflege. So beför- derte er den Handel und Verkehr in den Städten. Er bela- gerte selbst die Stadt Prag, welche der slavische Fürst Wen- ceslaus inne hatte und eroberte in der Mark Brandenburg die Stadt eines andern Slavenstammes, der Heveller (Havel), Brennabürg. Eben so glücklich war er gegen die Ungarn, welche er in der Schlacht bei Sondershausen und bei Merseburg fast gänzlich vernichtete im Jahre 933. Das Andenken an diese Hunnenschlacht, wie man sie gewöhnlich, aber fälschlich nennt, wird noch jetzt jährlich in dem Dorfe Keuschbcrg bei Merseburg in der Kirche gefeiert. Um seine Deutschen auf diese Schlacht vorzubereiten, hatte er sie beson- ders im Reitergefechtc geübt, weil die Ungarn beritten waren, und hatte Kampfspiele eingeführt. Dadurch wurde er auch der Stifter des Rittcrwesens, was zu seiner Zeit wohlthätig auf Deutschland wirkte. Heinrich starb, allgemein betrauert, 936 im 60. Jahre seines Alters. Sein Nachfolger und Sohn, Otto der I. oder der Große, von 936—973 war auch ein sehr kräftiger Fürst, war siegreich gegen die Slaven und schlug die noch einmal einbrechenden Ungarn, auf dem Lechfelde bei Augsburg 955, völlig. Auch unterwarf er sich Italien, was jedoch keinen Segen für Deutschland brachte und ließ sich vom Papste zum römischen Kaiser krönen. Seit die- ser Zeit hießen die Könige Deutschlands bis zum Jahre 1806 römische Kaiser. Er starb 973 und wurde in Magdeburg begraben. Eine steinerne Bildsäule auf dem Markte daselbst erinnert an ihn. — Die nachfolgenden sächsischen Kaiser waren Otto Ii., Otto Hi. und Heinrich Ii., welcher 1024 starb. Ottoii. war stolz und verschwenderisch; Otto Iii. war ein sehr gebildeter Fürst, starb aber leider schon in seinem 22. Jahre; Heinrich Ii. war zwar ein guter, aber schwacher Fürst. Doch wir verlas- sen nun auf einige Zeit die Deutschen, um uns zu einem an-

7. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 246

1844 - Leipzig : Tauchnitz
246 Sechste Abtheilung. dauern so wichtig, daß sie die Zeit danach rechnen, wie wir sie nach Christi Geburt rechnen. In Medina vermehrte sich sein Anhang und es gelang ihm nach und nach, alle Araber zu einer Nation zu vereinigen und sich zu ihrem Fürsten zu erheben. Da öffneten sich ihm 630 auch die Thore Mekka's, in welches er, wie im Triumphe, einzog. Doch starb er bald darauf im Jahre 632 den 8. Juni und wurde feierlich in der großen Moschee el Haram daselbst beigesetzt. Nach seinem Tode zogen die Araber unter ihren Khalifen (Nach- folgern Muhamed's) in andere Länder, um sie zu erobern und die Religion ihres Propheten mit Gewalt auszubreiten. Der Erfolg war sehr glücklich. Sie verbreiteten nach und nach ihre Herrschaft über einen großen Theil des jetzigen tür- kischen und persischen Asiens, über die Nordküste von Afrika; ja sie eroberten auch Spanien und drangen bis an die Loire in Frankreich vor. Hier wurden sie aber von dem tapferen Karl Martell, einem fränkischen Feldherrn, im J. 732 geschla- gen und mußten nach Spanien zurückweichen. Die Residenz der Khalifen war Anfangs Damaskus, später Bagdad am Tigris. Im 8. Jahrhunderte hatte daö Khalifat durch mehrere aus- gezeichnete Khalifen, wie Mansur, Mohdi, Harun al Reschid und Mamun, die höchste Blüthe erreicht. Bagdad wurde der Sitz der Künste und Wissenschaften und durch herr- liche Gebäude und geschmackvolle Kunstanlagen eine der präch- tigsten Städte Asiens. Später verfiel das Khalifat, weil sich viele Statthalter unabhängig machten und viele Khalifen sehr- schwache Fürsten waren. Einmal gab es sogar 3 Khalifen auf einmal. Besonders unterlag es endlich den Angriffen der Mongolen im 13. und denen der seldschukkischen Türken im 14. und 15. Jahrhunderte. Jetzt giebt es keine Khalifen mehr. Die Religion des Muhamed breitete sich sehr weit aus; aus Spanien jedoch wurden die Muhamedaner später wieder verdrängt. Die Ausbreitung der christlichen Religion wurde dadurch sehr gehindert. Man nennt die Lehre des Muhamed den Islam, was eigentlich so viel als Ergebung bedeutet. Die Gotteshäuser der Muhamedaner heißen Mo- scheen; große Tempel mit 3 bis 6 Minarets oder Thürmen Dschiamy. Das Oberhaupt aller Religionsdiener ist der Mufti; die Mönche nennt man Derwische und den Klerus

8. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 319

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Erdbeschreibung Sachsens. 319 der Spree, mit ungefähr 9000 E. Die Stadt liegt größtentheils auf einem Granitfelsen und hat durch die vielen Thürme ein recht stattliches Ansehen. Besonders wird sie durch die große und schöne Petrikirche, welche in der Mitte der Stadt sich befindet, geho- den, so wie durch das auf einem Felsen gebaute Schloß Orten- burg. In der Petrikirche halten seit 1543 Protestanten und Katholiken ihren Gottesdienst; sie ist deshalb durch ein Gitter in 2 Theile getrennt. Man nennt solche Kirchen Simultankirchen; in Sachsen giebt es außer der Petrikirche keine andere. Zwei Wasserkunstwerke leiten das Wasser in die oberen Stadttheile. Es befindet sich in Bautzen auch das einzige katholische Domstift in Sachsen, dessen Dechant gewöhnlich den Bischofstitel führt und das einen Propst, 10 Domherren und 5 Vikarieu zählt., Es giebt viele Bildungs- und Wohlthätigkeitsanstalten hier. Früher war die Lein-, Tuch- und Strumpfwirkerei hier sehr bedeutend und beschäftigt auch jetzt noch Viele. Um die Stadt gehen sehr schöne Anlagen mit freundlicher Aussicht nach dem Cottmar und wohlischem Kamm; auch hat Bautzen eine der schönsten Schieß- wiesen in Sachsen. Nördlich von Bautzen liegt Kleinwelka, ein Ort der evan- gelischen Brüdergemeinde, welches sich, wie alle Örter der Brüder- gemeinde, durch seine Reinlichkeit und Stille Vortheilhaft aus- zeichnet. In einer Entfernung von 2 Stunden führt uns der Weg nach dem Nonnenkloster Marieustern, in einer angenehmen Gegend an der Elster gelegen. Die Nonnen gehören zum Orden der Cistercieuserinnen und die gesetzliche Zahl ist 30— 35, an deren Spitze eine Abtissin und ein Propst, der gewöhnlich aus dem böhmischen Kloster Ossegk stammt, stehen. Das Kloster besitzt die Stadt Bernstadt mit 1700 Einw., 39 Dörfer und 17 Dorfantheile. Nordwestlich davon liegt Camenz an der Elster, welches durch den Brand vom 4. Aug. 1842, bei welchem gegen 500 Häuser eingeäschert wurden, fast gänzlich zerstört wurde, sich aber wieder aus seinen Trümmern zu erheben beginnt. Die Stadt zählt etwas über 4000 Einw. Hier wurde der berühmte Gott- hold Ephraim Lessing d. 22.Jan. 1729 geboren, an den das vom Dr. Bönisch int I. 1823 gestiftete Barmherzigkeits- oder Lessingsstift erinnert. In der Nähe liegen die beiden kleinen Städtchen Königsbrück, Sitz einer Standesherrschaft, undpulß- nitz, bekannt durch seine Lein- und Bandwaaren und seinen Pfef- ferkuchen und durch Bartholomäus Ziegenbalg, welcher seit 1706 in Trankebar als Missionar segensreich wirkte. Kehren wir nun nach Bautzen zurück und gehen wir auf der Chaussee, die nach Görlitz und Breslau zu führt, weiter fort, so kommen wir

9. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 320

1844 - Leipzig : Tauchnitz
320 Achte Abtheilung. nach dem Dorfe Hochkcrch, berühmt durch den schon erwähnten Daun'schen Überfall im 7jährigen Kriege. Zwei Stunden davon liegt Löbau, mit 2700 Einw. und nicht unbedeutendem Handel und Getreidemärkten. Ungefähr 2 Stunden südlich von Löbau ist Herrnhut gelegen, weithin bekannt als der Stammort der evangelischen Brüdergemeinde, von welcher nach allen Welt- gegenden Missionare gesandt werden, um die christliche Religion auszubreiten. Der Stifter derselben war der Graf Nicolai Ludwig von Zinzendorf, geb. d. 26. Mai 1700 in Dresden und gest. d. 9. Mai 1760 zu Herrnhut. Herrnhut war ur- sprünglich ein Zufluchtsort der mährischen Brüder (Nachkommen der Hussiteu), von denen einer, der Zimmermann Christian David, d. 17. Juni 1722 den ersten Baum zum Anbau von Herrnhut fällte. Der Ort zählt gegen 1000 Einw., welche nach einer eigenthümlichen Verfassung unter einander leben und viele geschmackvolle und zum Theil kostbare Arbeiten liefern. Der Brüdergemeinde gehören die zwei großen Dörfer Groß- oder Markthennersdorf mit 2000 Einw. unv einer Landeserzie- hungsanstalt für 80 Waisenkinder und Berthelsdor^ mit 1800 Einw. und dem Sitze der geistlichen Regierung der Gemeinde oder der Unitäts-Direktiou. Drei Stunden südlich von Herrnhut breitet sich die wohlhabende Stadt Zittau in dem freundlichen Neißethale, 1 Stunde von der böhmischen Gränze, aus, mit vie- len schönen Gebäuden und angenehmen Spaziergängen versehen. Die Tuch-, Baumwollen- und Leinweberei und der nicht unbe- deutende Handel bilden die Hauptbeschäftigung der Einwohner, deren Zahl sich auf 9000 beläuft. Es giebt hier viele Bildungs- anstalten; auch wurden hier 1676 der allbekannte Rechenmeister Peschek und 1794 der berühmte Componist Di'. Marschner ' geboren. Die Stadt ist nächst Leipzig die reichste in Sachsen und es gehören derselben 36 Dörfer, welche über 50000 E. zählen. Unter diese gehört Ebersbach mit gegen 6000 E., das größte Dorf in Sachsen, Altgersdorf mit über 3000 E., Alteibau mit 4300 E., Oderwitz mit 5800 E., Seishen- nersdorst mit 5200 E., Großschönau mit 4500 E., Sitz der Damastweberei, Oybin mit 1000 E., Olbersdorf mit 2000 E., Johnsdorf mit 1700 E. und vielen Mühlsteinbrüchen u. m. a. Geht man von Zittau nördlich der Neißemach, so gelangt man bei Hirschfelde vorbei, einem zu Zittau gehörigen Städtchen mit 1600 E., nach dem Kloster Marienthal, welches in einer sehr ange- nehmen Lage an der Neiße liegt. Es ist eben so, wie Marien- stern, ein Cistercienser-Nonnenkloster und zählt gegen 35 Nonnen. Die Propstei des Klosters wird ebenfalls von Ossegk aus ver-

10. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 321

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Erdbeschreibung Sachsens. 321 sehen. Es besitzt außer 164 Dörfern, von denen 94 im Preußi- schen liegen, noch das fast ganz katholische Städtchen Ostritz mit 1500 E. Das größte zum Kloster gehörige Dorf ist Reichenau mit 3600 E., dem Geburtsorte des berühmten Tonsetzers Schicht, geb. 1753, gest. 1823. In der Nähe von Ostritz liegt auch das Stift Radmeritz, seit 1722 für 12 adelige Fräulein von Ziegler gegründet, welche unter einer Hofmeisterin stehen. Öst- lich von Zittau liegt Reibersdorf, die 2. Standesherrschaft in der sächsischen Lausitz. Dazugehören: Reibersdorf mit 750 E. und schönen Gartenanlagen und Weigsdorf mit 2500 E. außer mehreren andern Dörfern. Noch giebt es in der südlichen und südwestlichen Lausitz viele andere große Dörfer, meistens Rittergüter und Weberdörfer, wie Hainewalde mit 2400 E., Spitzcunnersdorf mit 2000 E., Neugersdorf mit 2400 E. und bedeutendem Jahrmärkte, Rup- persdorf mit1800e., Strahwalde mit 2000e., Sohland am Rothstein mit 1600 E., Schönbach mit 1300 E., Friedersdorf mit 1600 E., Spremberg mit 1300 E., Beiersdorf mit 1300 E., Cunewalde mit 2500 E., Oppach mit 2000 E., Tauben- heim mit 1500 E., Sohland an der Spree mit 3000 E., Neu- kirch mit 3000 E., Putzkau mit 1200 E., Steinigtwolms- dorf mit 1500e., Wehrsdorf mit 1500 E., welches unter das Domstift zu Bautzen gehört, so wie Schirgiswalde mit 1300 E., das seit 1834 in den sächsischen Staatsverband aufgenommen worden ist. Vier Stunden von Bautzen auf der Straße nach Dresden liegt die Stadt Bischofswerda mit 2500 E. und nicht unbedeutender Tuchweberei. Im I. 1813 wurde sie von den Franzosen niedergebrannt und ist seitdem fast durchgehends neu und freundlich aufgebaut worden. Südlich von Bischofswerda gelangt man nach der Stadt Stolpen an einem Basaltfelsen, wel- chen ein großes, weithin gesehenes, jetzt größtenteils wüstes Schloß krönt, mit 1300 E. Nicht weit davon befindet sich das Dorf Schmiedefeld, an der Dresdner-Bautzner Straße, mit einer Poststation und dem bekannten Gasthause, dem dürren Fuchse. Die wendischen Dörfer liegen umbautzen herum nach allen Sei- ten; am meisten nach Norden zu; westlich und südlich nur in einer Ausdehnung von 2 — 3 Stunden. Eins der größten wen- dischen Dörfer ist Wilthen mit 1200 E., etwa 3 Stunden süd- lich von Bautzen, in dem Lausitzer Mittelgebirge; nördlich der Marktflecken Königswartha mit 900 E. und nordöstlich das fast ganz wendische Städtchen Weißenberg mit 1000 E. West- lich 2 Stunden von Bautzen kommt man nach dem wendischen Kirchdorfe Gödau, in dessen Kirche 41 Orte eingepfarrt sind. 21
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