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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. XIII

1852 - Leipzig : Wigand
Einleitung. Xiii welche unscheinbar an fangend, doch umfassender und dauernder waren, als mancher mächtiger Weltsturm, und jene stillen Verkettungen mora- lischer Ursachen, die zu ihrer Zeit mit blendendem Glanze in die Welt traten, nicht vergessen werben dürfen. Schreckenverbreiteud segelte die stolze Armada dahin und — verschwand, klein war der Anfang der heutigen englischen Scemackt. Brausend stürmte der Islam durch die Welt, um schnell von seiner Höhe zu stürzen, geräuschlos war die Grün- dung des Christcnthums, langsam, aber stetig sein Wachsthum und über die ganze Erde verbreitet seine Macht; im Fluge eroberten Spanien und Portugal den neuen deckten ganzen Erdtheil, und haben fast jeden Fuß breit Landes wiedor verloren, verlassen und unbeachtet zieht der arme Auswanderer in denselben Erdtheil und — er wird Herr desselben. Es ist ferne-r Gegenstand für die Weltgeschichte, darzuthun, wie sich die Erde unter der Menschen Hand verändert und wie die Menschen selbst von der Stufe ihrer Kindheit bis zu der Höhe, die sie jetzt erklommen haben, gelangten, und welche Faktoren dabei thätig waren. Quellen nennt man diejenigen Mittel, durch welche das Andenken an die Begebenheiten erhalten wird. Ihr Werth für die Geschichte ist sehr verschieden und wird durch die historische Kritik festgesetzt. Man unterscheidet ungeschriebene und geschriebene. Zu ersteren gehören die Traditionen in Sagen und Liedern und die Baudenkmale, zu letzteren die Hieroglyphen, Inschriften, Urkunden und Erzählungen von Augen- zeugen oder späterer, aber quellenmäßiger Schriftsteller. Die beiden Letzteren allein sind für die Geschichte maaßgebend, und nur wo diese Quellen versiegen, kann man von den übrigen, jedoch immer nur mit großer Vorsicht, Gebrauch machen. Je höher man in das Alterthum hinaufsteigt, desto geringer an Zahl und desto dürftiger an innerem Werthe werden die Quellen, bis zuletzt auch diese aufhören und man ganz und gar in das Reich der Sagen verwiesen ist. Ueber die frühesten Zeiten schweigt die Geschichte entweder ganz, oder die Erzählungen sind in ein dichterisches Gewand gehüllt, aus dem sich die Wahrheit nur mit Mühe — und auch da nur mit bloßer Wahr- scheinlichkeit, — herausfinden lässt. Nach Anleitung der Bibel nimmt man an, dass die Welt ohnge- fähr 6000 Jahre bestehe. Ueber die ersten 2000 Jahre, und bei einigen Völkern über noch längere Zeit, giebt uns die Geschichte bloße

2. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 5

1852 - Leipzig : Wigand
Allgemeiner Urberblick. 5 Geschichte, und ist in der That auch nicht viel mehr als Sage oder Mythe, welche aber, obgleich durch das dichterische Gewand und durch die glühende Bildersprache des Morgenlanders noch unkenntlicher ge- worden, dennoch für uns einen sehr erheblichen Werth hat, indem sich aus ihr einestheilö die geschichtlichen Fakten wenigstens annähernd ab- strahiren lassen, anderntheils uns aber auch zum Beweise dient, wie die Völker und die gesaminte Menschheit wirklich noch im Kindesalter stan- den. Daher auch die große Dunkelheit und Lückenhaftigkeit der Ueber- lieferungen. Gleichwohl stellt sich dem Kennerange der damalige Mensch schon als ein vollendetes Bild dar, es entdeckt an ihm schöne Anlagen, aber auch große Fehler, jugendliche Thatkraft, aber auch ge- ringe Erfahrung, Anfänge einer Civilisation, aber auch noch große Rohheit. Die Vermehrung des Menschengeschlechtes machte eine weitere Verbreitung desselben nothwendig. Die Flüsse wurden hier Führer. Die Verschiedenheit des Klima's und veränderte Verhältnisse 'des Bodcnö und der ganzen Natur führten Veränderung in den Bedürfnissen und in den Eigenthümlichkeiten der Menschen herbei. Denn das Klima äußerte überall Einfluss auf den Charakter und die äußere Form des Menschen. Mit den vermehrten Bedürfnissen wurden auch immer mehr Laute für die Mittheilung nothwendig. Diese schieden sich nach und nach in Dialekte und trennten sich später in Sprachen. Die Familien hiel- ten sich in Horden zusammen, deren Oberhaupt, Führer, Schiedsrichter und Gesetzgeber der Stammvater oder der Aelteste des Stammes war. — So war ein Anfang von staatlichem Leben gemacht. Der aus seiner feindseligen Jsolirung herausgetretene Mensch entsagte seiner ge- setzlosen Freiheit, er ward Bürger einer größeren Gesellschaft, eines Staates; allein was ward ihm dafür? Er richtete seinen Blick auf das Uebersinnliche, um sein Gemüth zu stärken, er ward Mitglied einer reli- giösen Genossenschaft; allein was fand er? Auf beide Fragen entneh- men wir die herrliche Antwort v.rottecks: ,, Neue Leiden hat sich der Mensch durch beides bereitet, er ist abwechselnd der Anarchie und Des- potie Opfer geworden, und hat seine heiligsten Ahnungen gegen blinden Wahn vertauscht. Priester haben seinen aufstrebenden Verstand unter- drückt, und Fürsten Huben Völker wie Heerden behandelt. Schon-sind Völkerräuber, Eroberer, Gründer von Weltreichen aufgestanden, und die Verkehrtheit der Menschen hat ihnen Weihrauch gestreut. Nur ein kleines Volk — die Juden — bewahrt kümmerlich das Kleinod der reineren Gottesverehrung, und ein anderes — die Phönizier — zieht die Friedenskünste dem Ruhm des Krieges vor. Auch sind, besonders im Abendlande, verschiedene, wiewohl unbehilfliche Versuche sichtbar, eine freie, rechtliche Verfassung zu erringen." Allmählich führte der Zufall oder die Beobachtung der Natur oder auch das mahnende Bedürfniss die Menschen auf Erfindungen. Eine

3. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 7

1852 - Leipzig : Wigand
Allgemeiner Neberblick. 7 Celten, den Zinninseln, der Bernsteinküste, den glücklichen Inseln im atlantischen Meere, und von einer, im Alterthum für ein Märchen ge- haltenen Umschiffung von Afrika. Betrachtet man die Völker, welche auf der Weltbühue auftreten, so ergiebt sich, dass die Aegypter, Assyrer, Babylonier und Medoperser den Höhenpunkt ihrer Macht erreichen und wieder von demselben herabsinken, dass die Griechen, Karthager undrö- mer erst ziemlich spät und ziemlich ohnmächtig erscheinen, aber den Samen künftiger Größe legen, dass die Ionier, Juden und Phönizier sich zwar durch Wissenschaft, Religion oder Handelsgeist auszeichnen, aber in po- litischer Hinsicht niemals den ersten Rang erreichen, dass die übrigen Völkerschaften, z. B. Arabiens, Kleinasiens, Italiens, klein und schwach bleiben, und dass die Chinesen und die Indier jedes für sich einen geson- derten Weg gehen, ebne irgend welchen Einfluss auf die Gestaltung der Begebenheiten auszuüben. Folgender kurzer Abriss der Geschichte dieses Zeitraums wird das Verständniss der speciellern Darlegung erhöhen. Zuerst scheint Aegypten mächtig geworden zu sein, machte einen eigenthümlichen Bildungsweg durch, beschränkte sich aber meist auf sich selbst, und erst zu Ende des Zeitraums, als seine Macht schon tief gesunken war, trat es mit andern Völkern in Verkehr. In Asien gründeten Ninus und Semiramis ein un- geheures Reich, welches mehr als ein Jahrtausend bestand, diese Dauer aber nur der Schwäche seiner Nachbarn verdankte und endlich durch eine Revolution, welche der tollen Serail-Wirthschaft ein Ende machte, in sich selbst zerfiel. Hieraus entstanden die neuen Reiche Neu-Assyrien, Babylon und Medien, welche zwar zum Theil neben einander bestanden, aber immer von dem nach der Reihe mächtigsten unter ihnen abhängig waren. Unterdess bestanden Syrien, Phönizien und die jüdischen Staa- ten für sich und in dem westlichsten Theile Kleinasiens hatte sich ein ly- disches Reich gegründet, welches alle griechischen Koloniestädte an der Küste verschlang. Alle diese Länder wurden Provinzen des dem folgenden Zeiträume angehörenden medopersischen Reichs. In Afrika hatte außer Aegypten das handeltreibende Karthago bereits eine hohe Blüthe er- reicht, indess ist seine Geschichte sehr dunkel. Rom kämpfte um seine Existenz und unter den Griechen zeigten sich bereits Spuren jener Größe, die sich im folgenden Zeiträume herrlich entfaltete. Ii. Abschnitt. Specielle Geschichte. §. 1. Biblische Urgeschichte bis zur Sündfluth. Nach dem Berichte Mosis wurde das Weltall durch Gottes allmächtigen Wil- len in das Dasein gerufen, und zwar die Erde so gegründet, dass zuerst

4. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 13

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 13 Generation aufzugeben und sich selbst ein neues, kräftiges Volk zu er- ziehen, das frei und selbstständig zu sein Kraft genug habe, und festhielte am Dienste Jehovas. Hierauf gingen alle seine Anordnungen, und wenn sein Zweck nicht vollständig erreicht wurde, so lag die Schuld an seinen Nachfolgern, welche nicht streng genug seine Bahn verfolgten. Moses sah nicht die Eroberung Kanaans; auf dem Berge Nebo starb er um's Jahr 1460. ,,Dieser in die weite Wüste geflüchtete Hirte, der die Schafe eines Ausländers hütete, dieser, seine Gesetze, Geschichte und Name sind nun in das vierte Jahrtausend für alle Nationen vom Tajo bis Hindostán und von dem Eismeere Skandinaviens bis zum Vaterlande des Weihrauchs Gegenstände der Verehrung," sagt Jo- hannes von Müller. Josua setzte den Eroberungskrieg noch sechs Jahre lang fort, und vertheilte endlich das eroberte Land Kanaan unter die zwölf Stämme. Allein die Eroberung war unvollständig nach Außen, denn nicht das ganze Palästina ward erobert, und nach Innen, denn es verblieb ein Ueberrest von Kanaanitern im Lande wohnen. Letzteres war ein großer politischer Fehler, denn entweder mussten die Israeliten auch diesen Ueberrest vertilgen und durch ihr religiöses Band zu einem festen Ganzen verknüpft, dabei von andern Völkern gesondert, in weiser Mäßigung und imponirender Abgeschiedenheit fvrtbestehen, oder sie mussteil den Be- siegten ihre Gottesverehrung aufzwingen lind durch steten Zuwachs zu einein mächtigen Volke werden , sie zeigten vielmehr oft genug Neigung, ihren Gott zu verlassen und den Götzendienst ihrer Nachbarn oder der Besiegten zri adoptiren. So oft nun das gemeinsame Band der Religion durch den Götzendienst zerrissen wurde, eben so oft wurde das jüdische Volk die Beule der kriegerischen Nachbarn, sobald sie aber, durch die Noth gezwungen, sich wieder zu ihrein Gotte wandten und dadurch das gemeinsame Band der Vereinigung wieder hcrstellten, waren sie auch stark genug, unter Anführung kräftiger Führer (Schophetim, Richter, Kriegshelden) ihre Feinde zu demüthigen. Unter diesen zeichnete sich Simson durch seine Stärke uild Sainltel dltrch seine kraftvolle Ver- waltllng aus. Die Aeltesten leiteten bisher unter dem Einflüsse des Hohen- priesters die Angelegenheiten des jüdischen Volkes. Allein als Letzterer nach der Erblichkeit und nach der Vereinigung der bürger- lichen und kirchlichen Gewalt strebte und somit das Volk mit schranken- loser Despotie bedrohte und als das Volk die Schandthaten der Söhne Eli's und Samuel's sah, da gingen ihm die Augen auf und es ver- langte einen König. Samuel musste endlich nach langem Widerstreben nachgeben, obwohl er dem Volke die Vortheile der Theokratie und die Gefahren des Königthums auf das Eindringlichste zu Gemüthe führte, und salbte (1067 v. Ehr.) den kriegserfahrenen Saul zum Könige. Mit der Errichtung des Königthums hebt eine neue Epoche in der Ge-

5. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 18

1852 - Leipzig : Wigand
18 Ii. Abschnitt. Die Lydier wohnten in der Mitte Kleinasiens und hatten frühe Könige lind gute Gesetze. Die zwei ersten Königsgeschlechter Atyaden (von 1368—1218) und H era klid e n (bis 713) sind für die Geschichte unwichtig. Die dritte Dynastie der Mermnaden wurde von Gyges, welcher seinen Herrn und Freund Candaules ermordete, gegründet. Er und seine Nachfolger waren sämmtlich kriegerisch und würden ein größeres Gebiet zusammengerafft haben, wenn nicht der merkwürdige Völkerzug der Kimmerier seinen Eroberungszug aufgehalten hätte (s. Geschichte der Meder). Die Hauptstadt war Sardes. Einer dieser Könige Krösus (um 330) dehnte seine Herrschaft über alles Land westlich vom Halys aus, und sammelte so unermessliche Schätze, dass er sich für den glücklichsten Menschen hielt. Allein dies Glück war nur von kurzer Dauer, denn bald eroberte Cyrus ganz Lydien, machte es zu einer persischen Provinz und den Krösus zum Gefangenen. Vom Feuertode rettete ihn blos die Erinnerung an die bedeutungsvollen Worte Solon's. Die asiatischen Griechen. Von Griechenland aus gingen drei Colonistenstämme nach Asien, und ließen sich an den Küsten des ägäischcn Meeres nieder, nämlich die Aeolier, Ionier >rnd Dorier. Sie bildeten bald unabhängige Freistaaten und zeichneten sich durch ihre Tapferkeit aus. Aber das Beispiel der Lydier verweichlichte sie und dess- halb wurden sie von diesen leicht unterjocht und kamen mit ihnen später unter persische Oberherrschaft. Sie liebten Künste und Wissenschaften, namentlich Musik, Dichtkunst und Baukunst. Von den Schriftstellern derselben erwähnen wir: den Homer, den Archilochus von Paros, den Anakreon aus Teoö, den Aleäus, die Dichterin Sappho aus Lesbos und den Philosoph Thales von Milet. Näheres bei der Geschichte der Griechen. §. 6. G e sch i ch t e d c r A e g yp t er. Nach der gewöhnlichen An- nahme wälzte sich ein äthiopischer Völkerstamm, dem Lause des Nils folgend, bis in das fruchtbare ägyptische Thal und siedelte sich daselbst an. Der Nil hat mit inehrern andern Flüssen Afrikas und Asiens die Eigenthümlichkeit, dass er jährlich ein Mal seine Ufer überschreitet, die ganze umliegende Gegend überschwemmt, und durch den zurückgelassenen Schlamm befruchtet, und zwar in einem so hohen Grade, dass jährlich eine zweimalige, reichliche Ernte möglich wird. Das Land ist sehr fruchtbar an Getreide, verschiedenen Gartengewächsen, Papyrusstauden, Flachs, Palmen u. s. w., aber auch zugleich überaus reich an trefflichen Granitfelsen. Durch diese letztern wurden die Bewohner dieses Landes in den Stand gesetzt, jene ungeheuren Gebäude aufzuführen, welche sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Unter denselben sind be- merkenswerth die Obelisken, oder 30 bis 180 Fuß hohe, aus einem einzigen Steine gehauene Spitzsäulen, welche gewöhnlich in der Nähe der Tempel stehen, und vermuthlich als Sonnenzeiger dienten. Die Pyra-

6. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 24

1852 - Leipzig : Wigand
24 Ii. Abschnitt. in Achuja Aegialcis, d. h. Küstenbewohner, welche die Mythe wieder von einem Stammvater Aegialeus ableitet, u. s. w. Ein Hauptsitz des Volkes war Epirus, woselbst daö Orakel zu Dodona der Mittel- punkt ihres Zeuscultus war. Ztv; tjv, Ztvs tan, Ztvg taatrcu, w utyáxt Ztv. Tu xuqnovs aviti, cho y.xr¡£trt ¡ur¡Ttqct ycüuv. *) pflegten die dodonischen Priester zu singen. — Diepclasger werden von Einigen als rohe Eichelesser geschildert, indess die Sage von Lykaon, die Mythen von den pelasgischen Erfindungen in Bezug auf den Landbau, der Cultus deö Zeus zu Dodona und die Ueberreste von Bauwerken, nämlich die von den Pelasgern herrührenden Cyklopenmauern, deuten darauf hin, dass sie sich zur Zeit ihrerbekanntwerdung bereits auf einer gewissen Culturböhe befanden und sesshaft waren, was auch aus ihren großartigen Wasserbauten zur Trockenlegung sumpfiger Niederungen an den Flussmündungen, die unzweifelhaft von ihnen herrühren, hervorgeht. Die Hellenen sind ein Stamm des großen pelasgischen Volkes, welcher so an Bedeutung zunahm, dass das Stammvolk in den Hinter- gruitd zurücktrat. Auch das Verbältniss der Sprache ist ungefähr so, wie das Neuhochdeutsche zum Althochdeutschen oder Gothischen. Denn die pelasgischen Arkadier sprachen ursprünglich griechisch, wenn auch in anderem Dialekte, als die Hellenen, von denen weiter unten gesprochen wird. Neben den Pelasgern werden noch als vorhellenische Völker ge- nannt: die Leleger in Akarnanien, Locris, Phocis, Böotien, Megaris, Lakonien, Messenien, Euböa und Kleinasicn; die Karer an den Inseln und Küsten des Archipelagus, von den Hellenen aber nach Kleinasien verdrängt; die Kaukonen in Thessalien, Arkadien und Triphylien; die Thracier, sehr von dem späteren barbarischen Volke gleichen Namens zu unterscheiden, nördlich vom Olympus in Macedonien, zum Theil auch in Hellas verstreut. Wie die Pelasger die Erfinder solcher Geschicklichkeiten sind, welche zur Befriedigung des physischen Bedürf- nisses dienen, so sind die Thracier die ersten Begründer der musischen Künste, Poesie und Musik. Ihnen entstammte Orpheus, der mythische Ausdruck für die von den Göttern stammende Kunst, welche die wilden Thiere bändigte und die Unterwelt bezwang; ferner Linus, Musäus, Thamyris und Eumolpus, welche alle in die alten Sagen mannigfach verflochten sind. Außer diesen Urvölkern, von welchen die Nation der Hellenen stammt, treten auch Einwanderer auf, die durch ihre mitgebrachte Cultur als Bildner der Griechen eingewirkt haben. Die berühmtesten *) Zeus war, Zeus ist, Zeus wird sein, o großer Zeus. Die Erde sendet Früchte, darum nennet die Erde,,Mutter".

7. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 26

1852 - Leipzig : Wigand
26 Ii. Abschnitt. Ionier, Aeolier und Achäer, welche nach und nach den gemeinsamen Namen Hellenen erhielten. Ueberall erhielten sie vermöge ihrer phy- sischen Kraft und geistigen Regsamkeit, über die Pelasger, außer in Arkadien, wo sich letztere unvermischt erhielten, das Uebergewicht. Ihr Charakter machte sie fähig, eine neue Epoche in dem Leben desgriechen- Volkes hervorzurufen, die durch abenteuerliche und gefahrvolle Thaten und Unternehmungen die Bewunderung der Nachwelt errungen hat und defshalb das heroische Zeitalter genannt wird. Es währte vom 14. bis ins 12. Jahrhundert v. Ehr. Sämmtliche, durchgängig ins Gewand der Dichtung gekleidete Erzählungen aus diesem Zeiträume gruppiren sich theils um kriegerische oder gefahrvolle Unternehmungen, theils um einzelne Heroen oder Hel- dengeschlechter. Es bilden sich dadurch gewisse Sagenkreise, deren wich- tigste sich an Herakles, Theseus, Perseus, den Argonauten- zug, den Zug der sieben Helden nach Theben und den heroischen Glanzpunkt, den trojanischen Krieg, schließen. Betrach- ten wir die einzelnen Sagen. Herakles ist sicherlich keine historische Person, sondern vielnrehr das Symbol der höchsten menschlichen Kraft im Kampfe mit den Mäch- ten der Natur und des Schicksals. In vielen der ihm auferlegten Ar- beiten sehen wir größtentheils Thaten der hellenischen Volksstämme, vornehmlich der Dorer, deren Stammheros er vorzugsweise war, z. B. in der Bezwingung der lernäischen Hyder die Gewinnung fruchtbaren Bodens durch Schadlosmachung und Vertreibung der wilden Thiere, in dem Kampfe mit denbebrykern in Mysien oder mit dem trojanischen König Laomedon die Abwehr von Feinden. — Ebensowenig ist The- seus eine geschichtliche Person, sondern der Nationalheros der Athener. Von ihm geht die Sage, dass er die Ortschaften Atticas zu einem poli- tischen Ganzen vereinigt, die Bürger in drei Klassen getheilt und allen Bürgern gleiche Rechte gegeben habe, somit der Begründer der Demo- kratie sei; gewiss ist nur die politische Einigung in der Heroenzeit vor sich gegangen, das übrige, aber namentlich die demokratischen Staats- formen sind späteren Ursprungs. Die geschichtliche Basis der Sage von seiner Bezwingung des Minotaurus auf Kreta ist ungefähr folgende: Kreta war von den Phöniziern besetzt worden, welche ihren Götzendienst des Moloch, wobei bekanntlich Menschenopfer gebracht wurden, mit verpflanzten. Dieses Moloch-Stierbild ist der Minotaurus. Von den Phöniziern waren aber die auf Kreta angesessenen Hellenen in der Schisssahrtskunde gefördert worden und erlangten sogar eine gewijse Thalassokratie, die sich unter Anderm auch über Attica erstreckte, welches einen Tribut, bestehend aus einer Anzahl von Knaben und Mädchen, zum Opfer für den Minotaurus entrichten musste. Da sich aber die Bewohner Atticas durch ihre politische Verbindung gekräftigt fühlten, befreiten sie sich von diesem schimpflichen Tribute durch einen glücklichen

8. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 34

1852 - Leipzig : Wigand
34 Ii. Abschnitt. « sich ein Staat so schnell gehoben, als dies der Handelsstaat Karthago durch seine, aus dem Mutterlande hierher verpflanzte, Handelspolitik that. Vermöge seiner Reichthümer brachte es dieser Staat bald so weit, dass er sich über das Stammland erhob, selbst Kolonien anlegte und den Handel der Phönizier bedeutend beeinträchtigte. Die Karthager handel- ten bis nach den canarischen Inseln und selbst biö an die Bernsteinküste der Ostsee. Zu Lande reichten ihre Karawanenstraßen bis nach Aegyp- ten und Aethiopien. Sie eroberten viele Inseln des mittelländischen Mee- res, um ihren Handel zu sichern und in dem silberreichen Spanien er- bauten sie mehrere Städte. Doch diese Vergrößerungssucht verwickelte sie in blutige Kriege, welche später den Untergang des Staates herbeisührten. 8. 11. Geschichte der Völker außerhalb des ge- schichtlichen Schauplatzes, a. Die Indier. Dem ursprüng- lichen Wohnsitze der Menschen, den Gegenden zwischen dem Indus und Ganges am nächsten, waren die Stämme der Indier geblieben. Acker- bau war ihr vorzüglichster Nahrungszweig, und noch jetzt nehmen Viele derselben ihre Nahrung zumeist aus dem Gewächsreiche. Sie erhoben sich früh zu einem gewissen Grade der Cultur. Nach ihrer Religion glaubten sie ein schaffendes, erhaltendes Urwesen, Para-Brama; Brama, W i sch n u, Schiwe n. Die Götter konnten sich verkörpern und verwandeln. Alles floss von der Gottheit aus. Uebrigens war die ganze Nation in vier sehr scharf von einander geschiedene Stämme (Ka- sten) getheilt: die Braminen (Priester und Gelehrte), die Kschetryas (Krieger), die Banianen (Gewerbtreibende), die Sudras oder Dienende. — Die noch vorhandenen Parias, wahrscheinlich die unterdrückten Urbewohner des Landes, sind so verachtet, dass sie ein Bramine nicht ein- mal mit dem Stock berühren darf, dass selbst ihre Fußspur die ganze Nachbarschaft beschmutzt. Wer zufällig einen Paria berührt, muss je nach seiner Klasse sich durch gewisse Cercmonien reinigen. Die Priester und Soldaten waren vermuthlich die ursprünglichen Eroberer des Lan- des, und wussten durch Gewalt und geistige Überlegenheit die Oberge- walt an sich zu reißen. Ihre Tempel (Pagoden) sind von so ungeheurem Umfange, dass sie wohl nur durch die angestrengte, vereinte Kraft ganzer Nationen binnen Jahrhunderten vollendet werden konnten. Bei den Indiern, wie bei fast allen Völkern, war die Religion der mächtige He- bel, welcher den Sinn für die Baukunst förderte, und alle zu gemein- samen Wirken und zu den größten Opfern und Anstrengungen zusam- menrief. b. Die Chinesen. Gleichsam abgeschieden von den übrigen Völkern der Erde, aber durch die Verfassung des Landes schon früh zu einer hohen Cultur gereift, steht das chinesische Volk da. Denn in den frühesten Zeiten finden wir bei demselben Schriftzeichen für die einsylbi- gen Worte, Sterndeutung, den Kompass und viele andere wichtige Ge- genstände. Aber eben auf dieser Stufe der Cultur ist die ganze Nation

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 70

1852 - Leipzig : Wigand
70 Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt. Bis hierher verfolgte mun seine Laufbahn, abgerechnet die Urithat der Hinrichtung seines Freundes Philotas und dessen Vater Parmenio, und die Narrheit, sich für einen Göttcrsohn erklären zu lassen, mit In- teresse, denn sein blutiges Eroberungswerk, das eine Schicksalsnothwen- digkeit war, wurde durch schöne Charakterzüge verherrlicht; aber von jetztab verfallt er in asiatischen Despotismus, in furchtbare Schlemmerei, die ihn zudem eigenhändigen Morde des Clitus (seines Busenfreundes, der den Alexander nicht über Castor, Pollux und Herkules stellen will) und zur Hinrichtung des Kal li si Heues, der sich nicht, gleich den Asiaten, vor dem Könige niederwerfen wollte, hinriss, und in wilde Eroberungssucht, die ihn zum indischen Kriege (327—324) führte. Als er aber bis an den Hyphasis vorgedrungen war, erwachte in seinen Kriegern die Sehnsucht nach der Heimath und ein Aufstand der- selben nöthigte den Alexander, zwischen den Flüssen Indus und Ganges wieder umzukehren, als er 600 Meilen von Macédonien entfernt war. Ein Theil des Heeres inachte die Reise zu Wasser bis nach Babylon, wo man im Februar 323 ankam. Durch die Anlegung neuer Städte wurde der Handel mit Indien erleichtert und gesichert und die Länder- und Völkerkunde merklich gefördert. Gegen.die besiegten Völker verfuhr Alexander mit vieler Scho- nung. Zur Verwaltung der bürgerlichen Angelegenheiten ernannte er Behörden aus den Eingebornen der Länder. Die Religion, die Sitten und Gebräuche ließ er unangetastet, und sicherte sich dadurch die Ruhe in diesen Staaten und den Gehorsam der vielen bezwungenen Völker. Viele kühne Eroberungspläne bewegten vielleicht jetzt noch die Brust des jungen Eroberers, allein die Pulse seines Herzens sollten bald still stehen. Der Tod ereilte ihn unvermuthet und plötzlich, am 21. April 323 vor Christo, im 32. Jahre seines Lebens. Sein kaum ent- standenes Weltreich, das vom adriatischen Meere bis an den Indus reichte, stürzte zusammen, und Niemand war kräftig genug, die unge- heuren Trümmer desselben wieder zu einem Ganzen zu ordnen. §.4. Geschichte der Nachfolger Alcrander's. Das Weltreich Alerander's, das selbst von dem stolzen Karthago und dem mächtigen Rom mit Gesandten beschickt wurde, war mit des Eroberers Tode verwaiset, denn es war weder im Innern geordnet, noch hatte es einen kräftigen Beherrscher zu hoffen. Der Bruder Alerander's, Phi- lipp Arrhidäus, war blödsinnig, sein Sohn Herkules (von der Barsine) noch Kind, und sein Sohn Alexander (von Rorane) ward erst nach des Vaters Tode geboren. Daher konnte es nicht fehlen, dass die Generale und Freunde Alerander's das Reich als ihr Erbe ansahen und sich bei einer gemeinschaftlichen Berathung in folgender Weise theil- ten: Perdikkas und Leonnatus wurden Vormünder des Soh-

10. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 42

1852 - Leipzig : Wigand
42 Hi. Abschnitt. Göttern, deren Dienste sie geweiht waren, verschiedene geschlossene Ge- sellschaften, bildeten aber keinen eigentlichen Stand, da sie oft instaats- äinter übergingen oder beide neben einander verwalteten, bedurften auch keiner besonderen Vorbereitung dazu, aber körperlich mussten sie ohne Fehl und in moralischer Hinsicht tadellos sein. §. 2. Staats form. Die Staaten des Alterthums standen meist in nicht freundschaftlicher Beziehung zu einander, vielmehr betrach- teten sie sich gegenseitig als Feinde und suchten desshalb einander in Ab- hängigkeit zu bringen. Jeder Staat blieb daher nur so lange selbststän- dig, als er Kraft genug besaß, sich der Unterdrückung durch einen andern zu erwehren. Ob dadurch ein Staat übermächtig wurde, ob derselbe viele andere, verschlang, bekümmerte diejenigen Staaten, welche von der Eroberung nicht berührt wurden, nicht weiter. Die Idee von einem zu erhaltenden Gleichgewichte der Staaten fand sich eben so wenig, als eine verfeinerte Staatskunst, oder eine mit Consequenz durchgesührte und weit hinaussehende Politik, oder ein Streben, den Frieden zu er- halten; wir sehen im Gegenthcil fast alle politische Fragen durch das Schwert lösen und an die Stelle der Staatsklugheit die Leidenschaftlich- keit treten. Die Regierungsform war entweder die Despotie oder die Republik. Jene schied sich in priesterliche und soldatische, diese zeigte alle ihre Nuancirungen von der Oligarchie bis zur Ochlokratie. Konstitutionelle Regierungen gab es damals nicht, der Eigenwille des Herrschers war das höchste Gesetz in den durch Kriegsrecht entstandenen großen Staaten Asiens. Anders war es bei ven Griechen in solchen Staaten, wo ein Einzelner die Tyrannis an sich gerissen hatte. Ein solcher Tyrann musste die bereits festgestelltcn republikanischen Institutionen achten und mit höchfterklugheit verfahren, um dem Volke das Einzelregiment angenehm, wenigstens leidlich zu machen. In Asien waren die Beherrschten eine Heerde Sklaven, in Griechenland hatten sie bereits den Vollgenuß republikanischer Freiheit gehabt; dort war blinder Gehorsam, hier bewusste Vaterlandsliebe die höchste politische Tugend. Die Hebräer lebten anfänglich in patriarchalischer Weise ftamm- und familienweise neben einander und wurden erst durch Moses fester zu einem politischen Ganzen vereint, und obwohl dieser als Gesetzgeber und Befreier aus ägyptischer Knechtschaft des höchsten Ansehens genoss, vermochte er sich doch nicht zum unbeschränkten Herrscher des Volkes, zum Despoten zu erheben, da ihm der im Nomadenleben begründete Freiheitssinn zu große Hindernisse entgegensetzte. Nur wenn er seine Gewalt als Strafbote Gottes, wegen Verletzung göttlicher Gesetze (Ab- götterei) gebrauchte, war es ihm möglich, mit unbegrenzter Souveränität aufzutreten. Die von ihm gegründete Theokratie und die Einsetzung der Leviten als Priestcrkaste bahnten den Weg zu hierarchischem Despotismus. Gleichwohl konnte sich derselbe nicht entfalten, da selbst nach der Er-
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# Name Treffer  
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