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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 170

1868 - Leipzig : Arnoldi
Geographie von Sachsen. Unser Vaterland heißt Sachsen und liegt ziemlich in der Mitte von Deutschland. Gegen Morgen oder Ost grenzt es an Preußen und Böhmen; gegen Mittag oder Süd an Böhmen; gegen Abend oder West an Preußen, an Weimar, an Altenburg und an die Reu- ßischen Lande; gegen Mitternacht oder Nord an Preußen. In der Länge, d. h. von Morgen nach Abend, hat es höchstens 30, und in der Breite, d. h. von Mitternacht nach Mittag, höchstens 20 Meilen. Im Ganzen beträgt es 271 Quadratmeilen. Unter einer Quadratmeile versteht man eine Fläche Land, die eine Meile lang und eine Meile breit ist. Sachsen ist von der Ostsee 40, von der Nordsee 50 und von dem adriatischen Meere 68 geographische Meilen entfernt. Bis zum Jahre 1815 war unser Vaterland um die Hälfte größer als jetzt. Denn als unser verstorbener König Friedrich August nach der Schlacht bei Leipzig den 19. Octbr. 1813 von den Russen, Preußen und Oesterreichern gefangen worden war, kehrte er zwar zu seinem Volke am 7. Juni 1815 zurück, allein er hatte die Hälfte seiner Besitzungen verloren und an den König von Preußen abtreten müssen. Gegenwärtig wird Sachsen in 4 Kreis-Directionen getheilt, nämlich in die zu Bautzen, zu Dresden, zu Leipzig und zu Zwickau. Die letzteren drei Kreis-Directionen nennt man die Kreislande oder die alten Erblande, weil sie von Alters her als ein Erbe auf die sächsischen Regenten übergingen. Die Bautzener Kreis-Direction oder Oberlausitz heißt ein nicht vereinigtes Land, weil sie erst 1635 im 30jährigen Kriege von Oestereich an Sachsen kam. Wie fruchtbar Sachsen sei, welche Berge und Flüsse, welche Städte und Dörfer, welche Fabriken und Manufacturen, welche Products und Kunstsachen, welche treffliche Anstalten es habe, das werden wir hören, wenn wir uns mit den einzelnen Theilen des Landes genauer bekannt machen werden. Die Zahl der Einwohner bestand nach der Volkszählung von 1661 in 2,225,240, und man rechnet auf die Dresdener Kreis-Direction 583,213 Seelen die Leipziger „ „ 506,294 „ die Zwickauer „ „ 827,245 „ die Bautzener „ „ 308,488 „

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 178

1868 - Leipzig : Arnoldi
178 Breite des Elbstromes ist nicht gleich. Bei gewöhnlichem Wasserstande ist die Elbe an der Dresdener Brücke 480 Ellen breit, an der Meissener Brücke 348, unterhalb Meissen 556 und an der böhmischen Grenze nur 161. Die grössten Ueber- schwemmungen der Elbe fanden in den Jahren 1432, 1501, 1555 und 1784 statt, wo der Strom in dem engen Thale bei dem Dorfe Zeichen oberhalb Pirna 21, und bei Dresden, wo das Thal weiter ist, 10 Ellen wuchs. Noch höher, als 1784, stand das Elbwasser den 31. März 1845. Kleinere Gewässer des Kreises sind die Briesnitz, Weisseritz, Müglitz, Polenz, Gottleube. An Sandsteinen, Steinkohlen, Getreide, Obst, Wein, Viehzucht und Manufacturen ist dieser Landes- strich sehr reich. Im südlichen Theile liegen auf dem rechten Elbufer: Schandau an der Elbe und Kirnitzsch, mit 1600 Ein- wohnern und einem mineralischen Bade; in diesem Städtchen übernachten viele Reisende, welche die sächsische Schweiz besuchen. Es giebt hier mehre Schiffsherren, die auf ihren Kähnen Holz, Steine, Obst und andere Gegenstände auf der Elbe stromabwärts schaffen. Durch den schönen Kirnitzsch- grund führt der Weg zum Kuhstall. Bei Schandau ergiesst sich der Kirnitzschbach, welcher in Böhmen entspringt und in Sachsen mehre Mühlen treibt, in die Elbe. Auch wird dieser Bach zum Flössen des Holzes benutzt. Fast bis nach Schandau zieht sich das Dorf Postei witz an der Elbe hin; zwischen hier und Schmilka, dem letzten sächsischen Dorfe an dem rechten Elbufer, liegen 22 Sandstein- brüche, welche die wichtigsten in Sachsen sind. Bei dem Städtchen Wehlen, das ebenfalls Elbhandel treibt, bricht man weissen Sandstein, der klar gepocht und als Sand verkauft wird. Ein Wolkenbruch richtete am 1. Sept. 1822 grossen Schaden an. Am 11. Mai 1830 ereignete sich das Unglück, dass eine 90 Ellen hohe Felsenwand zusammen- stürzte und 13 Steinbrecher begrub. Acht derselben wurden zerquetscht, 5 jedoch, mit Namen D ietz e, Zimmermann, Zschaler, Koch und Forkert, erhielten auf eine merk- würdige Weise ihr Leben. Sie kamen nämlich in eine Höhle zu liegen, die sich beim Zusammensturze der Felsen gebildet hatte. Sie mussten mehre Tage in diesem Grabe schmachten; der fürchterlichste Hunger und Durst quälte sie, so dass sie sich am 5ten Tage genöthigt sahen, ein Stück Fleisch von

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 180

1868 - Leipzig : Arnoldi
180 Radeburg an der Röder bat 2000einwohner und starke Vieh- und Getreidemärkte. Radeberg, ebenfalls an der Röder, zählt 2000 Ein- wohner, worunter viele Posamentirer, Seidenband- und Lein- weber. Der Ort hat jährlich 4 Jahr- und Viehmärkte. In der Umgegend, besonders in Grossröhrsdorf, fertigt man leinene und baumwollene Bänder. Eine halbe Stunde von Radeberg liegt das Augustus- bad mit 6 verschiedenen Quellen, die sehr eisenhaltig sind. Es wurde 1717 durch den dasigen Bürgermeister Seidel entdeckt. Auf dem linken Elbufer findet man das Städtchen König - stein; der Elbhandel beschäftigt einen grossen Theil der Ein- wohner. Dabei liegt auf einem 439 Ellen hohen Sandstein- felsen König stein, die einzige Festung in Sachsen. Der obere Umfang derselben beträgt eine halbe Stunde; man findet Waldholz, einige Gärten, eine Kirche, ein Zeughaus nebst an- deren Gebäuden, auch einen tiefen Brunnen, der 600 Ellen tief in den Felsen gehauen ist. Auf dem gegenseitigen Elbufer ragt der Lilienstein her- vor, der 30 Ellen höher ist als der Königstein. Von beiden Höhen hat man die schönste Aussicht. In dem Dorfe Klein-Struppen ist seit dem Jahre 1822 eine Erziehungsanstalt für Kinder dienender oder verabschie- deter Soldaten errichtet, zu welchem Zwecke das dasige Ritter- gut für 72,000 Thaler gekauft worden ist. Die Zahl der Zög- linge, deren es 1822 nur 26 gab, ist auf 200 gestiegen. Die Kinder müssen theils auf den Feldern und in den Gärten ar- beiten, theils Schuhmacher und Schneiderarbeiten liefern, auch nähen, stricken, Flachs spinnen, Stroh flechten u. s. w. Nicht weit davon ist die Königsnase, ein Felsenvorsprung mit einer schönen Aussicht in das Elbthal. Pirna, an der Elbe, hat Cattundruckereien, eine Stein- gutfabrik, seit 1814 ein Waisenhaus und eine gut eingerichtete Bürgerschule, die 1830 eingeweiht wurde. In das Waisenhaus sollen aus der Dresdener Kreisdirection nur älternlose, und vaterlose Waisen erst dann aufgenommen werden, wenn die Mutter ihr Kind nicht erziehen kann. Die Zöglinge, die bei der Aufnahme wenigstens 5 Jahre alt sein müssen, bleiben bis zum erfüllten I4ten Jahre in der Anstalt. Ihre Zahl ist auf 60 bestimmt. Das verzinste Vermögen des Instituts beträgt 36,976 Thlr. 6 Gr. Der jährliche Unterhalt kostet 2900 Thlr.,

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 200

1868 - Leipzig : Arnoldi
200 sich die Elster in die Saale. Dieser Theil des Landes gehört zu den fruchtbarsten; denn er ist ergiebig an Getreide, Obst, Flachs, Taback und Holz; auch fehlt es nicht an Schaf- und Rindviehzucht, und die Einwohner zeigen grosse Betrieb- samkeit. An der Freiberger Mulde treffen wir die Städte Döbeln und Leis snig in einer sehr getreidereichen Gegend, wo aus- gezeichnete Tuchmanufacturen sind. Bei Leissnig erwähnen wir den unglücklichen Bürgermeister Claus, der im 30jährigen Kriege, welcher von 1618 bis 1648 dauerte, einen schrecklichen Tod fand; denn als eine Abtheilung Schweden in die Stadt drang und die Summe von 30,000 Thalern forderte, die nicht bezahlt werden konnte, so liess der feindliche Oberst Döbitz jenen Mann nach Torgau schleppen und dort unter einem Packwagen wie einen Hund anschlössen, bis der Tod seine Qual endete. In den Städten Siebenlehn und Nossen, ebenfalls an der Freiberger Mulde, giebt es ansehnliche Gerbereien. Der Gerber kauft die Häute der Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen von den Fleischern und Scharfrichtern, um das Fett, Blut und andere Unreinigkeiten wegzuschaffen und die engen Zwischenräume durch Lohe oder Alaun zusammenzuziehen. Jenes thut der Lohgerber oder Rothgerber, dieses der Weiss- gerber. Der Lohgerber legt zuerst die rohen Häute lange in’s Wasser, schabt alsdann die Fleischseite mit dem Schabmesser ab, reinigt sodann mit demselben Messer die Haarseite von den Haaren und legt darauf die Häute mehre Monate in die Loh- grube. Die Lohe besteht gewöhnlich aus der Rinde der Birke, der Eiche und der Nadelbäume. Soll das Leder sehr stark werden, wie das Sohlenleder, so muss es 12 bis 14 Monate in der Lohgrube liegen bleiben. Der Weissgerber, der meistens Hammel-, Kalb- und Rehfelle bearbeitet, macht seine Häute durch Alaun gar. In Nossen befindet sich jetzt das Schul- lehrer-Seminar, welches früher in Freiberg war. In der Nähe von Nossen befindet sich das alte Kloster Altzelle, welches von Otto dem Reichen 1162 gestiftet und zur Zeit der Reformation 1545 aufgelöst ward. Hier liegen alle Fürsten begraben, die von Otto dem Reichen bis auf Friedrich den Streitbaren über Sachsen geherrscht haben. Die Begräbniskapelle liess Friedrich August 1787 errichten. Die Stadt Rosswein, ebenfalls an der Freiberger Mulde, ha t eine grosse Anzahl Tuchmacher.

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 189

1868 - Leipzig : Arnoldi
189 finden sieh gegen 200 Zöglinge daselbst. Nahe dabei liegt die grosse Zeche: die neuehoffnung Gottes, wo man Silber- erz zu Tage fördert. 3) Die Zwickauer Lreis-Direction, mit einem Gebiet von 84*/4 ^Meilen, grenzt östlich an die Dresdner Kreis-Direction, nördlich an die Leipziger, südlich an Böhmen und westlich an Altenburg, Weimar und das Fürstenthum Reuß. Im südlichen Theile befindet sich das Erzgebirge, das Sachsen von Böh- men trennt und immer höher und rauher wird, jemehr es sich nach Böhmen hinzieht. Erzgebirge heißt es, weil man viele Erze daselbst findet, z. B. Silber, Zinn, Blei, Kupfer, Eisen. Die höchsten Berg- spitzen sind: der Fichtelberg bei Oberwiesenthal, 3802 Fuß hoch, der Auersberg bei Wildenthal unfern Eibenstock, 3132 Fuß, und der P öh lb erg bei Annaberg, 2549 Fuß. Hier sind folgende Flüsse zu bemerken. Die Zschopau entspringt am nördlichen Abhange des Fichtelberges und wird durch den Sehmabach verstärkt, welcher vom Fichtelberge herabkommt und bei Buchholz und Annaberg vorbei- sließt. Die Zschopau geht 1 Stunde unterhalb Döbeln bei dem Vor- werke Schweta in die Freiberger Mulde. Die Flöha hat ihre Quellen in Böhmen, verbindet sich mit der Bi ela und schwarzen P 0 ck a u und geht bei dem Dorfe Flöha in die Zschopau. Diese be- rührt Frankenberg, Mdtweida, Kriebstein und Waldheim. Die Zwickauer oder die westliche Mulde bildet sich im Voigtlande, nicht weit von Schöneck, aus der rothen und weißen Mulde. Bei dem Städtchen Aue ergießt sich in dieselbe das Schwarzwasser, das am Fichtelberge, bei dem böhmischen Städtchen Gottesgabe, ent- springt. Die westliche Mulde berührt die Städte Glauchau, Walden- hurg, Penig, Wechselburg und Rochlitz. Bei Klein-Sermuth unter Kolvitz vereinigen sich die beiden Mulden und gehen unter Dessau der Elbe zu. In dem hohen Gebirge an der böhmischen Grenze ist es so rauh, daß das Getreide nur spärlich gedeiht, und das fehlende Korn aus Böhmen und aus der Dresdner und Leipziger Kreis-Direction dahin geschasst werden muß. Holz wächst in Menge. Der Fleiß der Einwohner ist sehr groß; denn der Bergbau, das Spitzenklöppeln, die Fertigung der hölzernen Spielwaaren und anderer hölzerner Geräthe, die Baumwollenweberei, das Arbeiten in den Waldungen und die Eisenhämmer beschäftigen sehr viele Bewohner des volkreichen Gebirges. In der niedern Gegend findet man ein viel milderes Klima; da giebt es keinen Mangel an Getreide, und die Noth kann in den Jahren des Mißwackses niemals so hoch steigen, wie in dem Hochgebirge, wo die armen Leute zur Zeit einer Theuerung vor Hunger fast umkommen
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