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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 11

1868 - Leipzig : Arnoldi
11 trugen Bevenken, ihn marschiren zu lassen; allein seines Volkes Wohl galt ihm mehr als das eigene Leben. In dieser Ueberzeugung sprach er: „Es ist jetzt nicht gut, krank zu sein. Gott wird mir zu den ent- scheidenden Augenblicken Kraft geben, und wenn er dann die Krast von mir nimmt, nachdem die Freiheit errungen ist, so ist der Gewinn doch groß genug, um einige Jahre des Lebens dafür hinzugeben." Zur Fastenzeit im Jahre 933 stand er bei dem Dorfe Keuschberg, 2 Stunven von Merseburg, dem Feinde gegenüber. Blutroth leuchtete des Nachts der Himmel von den vielen brennenden Städten und Dörfern, welche die Hunnen angezündet hatten. Heinrich ordnete seine Truppen, befahl seinem Sohne Otto, mit 2000 Mann Reiterei sich in eine Vertiefung zu verbergen, um nöthigen Falls dem Gegner in den Rücken zu fallen, und wendete sich also an seine Soldaten: „Krieger! seht, dort glüht der Himmel blutigroth. Eure Habe ist's, die jetzt auf- lodert. Was sucht ihr, wenn ihr umkehrt und flieht? Eure Hütten? — Sie liegen in Asche. Eure Weiber? — Sie sind gemißhandelt. Eure Kinder? — Sie sind ermordet. Euren Gott? — Seine Altäre sind umgestürzt. Krieger! der Tag der Vergeltung ist gekommen. Seid Männer und betet zu dem dort oben, der Hilfe sendet in der Stunde der Noth." Morgens 5 Uhr begann der Angriff. Mit Un- gestüm drangen die Feinde vorwärts. Schon 10 Stunden dauerte die Schlacht und schon wollte die Sonne untergehen, als Heinrich's Truppen zurückwichen. Da sprengte der König mit seinem Rosse eiligst zu den Seinen, um ihnen Muth einzuflößen. Aber vergebens. In dieser Noth dachte Heinrich an seinen Sohn Otto und an dessen 2000 Reiter. Plötzlich schickte er einen Reiter zu diesem mit dem Befehle, den Feind im Rücken anzugreifen. Schnell war der Prinz da, die Feinde kamen in Unordnung, flohen, und der Sieg war auf Heinrich's Seite. 40,000 Hunnen lagen auf dem Schlachtfelde, 50,000 geriethen in die Gefangenschaft, denen — grausam genug — Hände und Füße abgehauen, oder die Nasen abgeschnitten wurden. Die Sachsen und Thüringer trugen zu diesem Siege durch ihre Tapferkeit das Meiste bei. Heinrich vergaß es nicht, Gott zu danken. Am Altare in der Domkirche zu Merseburg siel er auf seine Kniee nieder, und auf dem Chore sang man das Lied: Herr Gott, dich loben wir! Auch ließ er in dem Dorfe Keuschberg eine Kirche bauen, um das Andenken an die Hunnenschlacht zu bewahren. Noch jetzt wird in der genannten Kirche die Geschichte jener Begebenheit jährlich am Kirchweihfeste von der Kanzel herab vorgelesen. Heinrich sorgte nun dafür, daß die verwüsteten Gegenden wieder angebaut wurden. ' Ueberall zeigte er sich als Vater seines Volkes. Sein Ende fühlend, ordnete er noch Manches weislich an, tröstete aus

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 35

1868 - Leipzig : Arnoldi
35 Jahren 1521 mit auf den Reichstag zu Worms, und seinen Vater begleitete Friedrich auf die Reichstage zu Speier 1529 und zu Augs- burg 1530. Johann Friedrich, der 1532 nach seines Vaters Tode die Chur- würde erhielt, ward bei aller seiner Frömmigkeit einer der unglück- lichsten Fürsten. Der damalige Kaiser Carlv. forderte nämlich, daß nian den von Luther gereinigten Glauben nicht annehmen solle, und zog daher gegen die protestantischen Fürsten, welche der Reformation ergeben blieben, in das Feld. Friedrich, welcher viel lieber Land und Leben hergegeben, als seine feste Ueberzeugung in der christlichen Reli- gion geändert hätte, waffnete sich gegen diesen mächtigen Feind der Kirche und hatte einen treuen Bundesgenossen an Philipp, dem Land- grafen von Hessen. Allein er war kaum gegen den Kaiser gezogen, als sein eigener Vetter Moritz, Herzog von Sachsen, ihm seine Länder wegnahm, die er jedoch nach seiner schnellen Rückkehr bald wieder eroberte. Im Jahre 1547 endlich drang Kaiser Carl selbst in Sachsen ein. Friedrich setzte sich bei Mühlberg, einer Stadt an der Elbe, fest, damit er seiner Hauptstadt und Festung Wittenberg nahe sei. Hier glaubte er sich sicher, weil die Elbe daselbst gegen 3o0 Schritte breit ist. Allein er fand sich entsetzlich getäuscht. Die kaiserlichen Trup- pen, nebst der Armee seines Vetters Moritz, beliefen sich auf 36,000 Mann, während er kaum die Hälfte der Zahl nach commandirte. Ein dicker Nebel machte es unmöglich, den Feind am jenseitigen Elbufer zu sehen. Daher blieb der Churfürst ganz unbesorgt und wohnte Sonn- tags den 24. April dem Gottesdienste andächtig bei. Auf einmal kam die Nachricht, daß die kaiserliche Reiterei durch die Elbe geritten sei. Ein treuloser Bauer nämlich, Barthel Strauch, hatte dem Feinde aus schändlicher Rachsucht einen seichten Weg durch den Strom gezeigt, weil ihm Friedrich's Soldaten ein Paar Pferde genommen hatten. Er erhielt für seine schändliche That 100 Thaler und ein Bauergut. In wenigen Augenblicken brachten die Feinde die unvorbereitete Armee der Sachsen in Unordnung; die Flucht ward allgemein; der Churfürst selbst ward von der Cavalerie umringt, nach tapferer Gegenwehr in den Backen verwundet und gefangen. Er hatte sich ritterlich gewehrt, so daß des Kaisers Bruder Ferdinand später selbst sagte: „Hätten Alle gefochten wie der Churfürst, so wäre er schwerlich geschlagen und gefangen worden." Vor den Kaiser geführt, bat er um ein fürstliches Gefängniß; allein jener erwiederte stolz: „Ich will Euch halten, wie Ihr es verdient habt!" Der Kaiser rückte nun mit 3000 Mann vor die Festung Witten- berg, wo sich die Churfürstin Sibylle nebst ihren Kindern aushielt; die Stadt ergab sich sogleich, weil der Churfürst sich schon in der Ge- 3*

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 204

1868 - Leipzig : Arnoldi
204 so dass sich Kaufleute aus den entferntesten Gegenden Euro- pa’^, ja selbst aus Asien und Amerika, dahin begeben, um grosse Geschäfte abzumachen. Vor allen Städten hat Leipzig den blühendsten Buchhandel; denn man findet hier über 200 Buchhandlungen und 40 Buchdruckereien, welche letztere jähr- lich weit über 50,000 Ballen Papier verbrauchen. Im Jahre 1813 fiel in den dortigen Ebenen die Völkerschlacht vor, wel- che den 14ten October begann und den 19ten mit der Eroberung Leipzigs endete, worauf der französische Kaiser Napoleon sei- nen Rückzug antreten und den Oesterreichern, Russen, Preus- sen und Schweden weichen musste, um Deutschland nie wieder zu betreten. Unser verstorbener König Friedrich August, der sich während der fürchterlichen Schlacht in Leipzig auf- hielt, ward nach der Einnahme der Stadt gefangen genommen und nach Berlin abgeführt, weil er dem Bündnisse mit Napo- leon treu geblieben war. Von Leipzig aus führt eine Eisenbahn südlich nach Baiern über Altenburg, Crimmitzschau, Werdau, Zwickau, Reichenbach und Plauen. Bei dem Dorfe Breitenfeld an der preussischen Grenze kam es im 30jährigen Kriege zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher der Schwedenkönig Gustav Adolph den kaiserlichen General Tilly den 7. Sept. 1631 schlug. Zum Andenken an diesen Sieg hat man am 7. September 1831 daselbst ein schö- nes Denkmal errichtet, welches die Aufschrift führt: Glaubensfreiheit für die Welt Rettete bei Breitenfeld Gustav Adolph, Christ und Held. Den 7. Sept. 1631. Ander weissen Elster liegen die Städte Groitzsch, Pegau und Zwenkau, die von Feldbau, Leinweberei, Vieh- und Ge- treidehandel sich nähren, auch Babuschen oder Saffianpantoffeln liefern, deren Fertigung ein Bürger aus Groitzsch, der lange in türkischer Gefangenschaft gelebt und dabei jene Pantoffeln kennen gelernt hatte, vor etwa 150 Jahren zuerst lehrte. Pegau ward im 30jährigen Kriege vor gänzlicher Zer- störung auf folgende Art gerettet: Als der schwedische General Torstenson die Stadt am 4. Dec. 1644 beschiessen liess und sie zu verheeren drohte, ging sein ehemaliger Universi- tätsfreund, der Superintendent Dr. Lange, ins feindliche Lager, begleitet von 12 weissgekleideten Knaben, welche aufihre Kniee fielen und das Lied sangen: Wenn wir in höchsten Nöthen sind. Durch diesen Gesang ward Torstenson zum Mitleid gestimmt und die Stadt blieb grösstentheils verschont.

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 48

1868 - Leipzig : Arnoldi
48 Jahr 1806, wo der Churfürst sich mit dem Könige von Preußen ver- band, um gegen Napoleon, Kaiser von Frankreich, ins Feld zu ziehen. Die Verbündeten wurden den 14. October 1806 bei Jena geschlagen, und ängstlich besorgt erwarteten die Unterthanen die feind- lichen Krieger. Allein Napoleon schloß mit Friedrich August ein Bündniß, verwandelte Sachsen in ein Königreich und erweiterte die Besitzungen desselben dadurch, daß er einen großen Theil von Polen unter dem Namen des Großherzogthums Warschau damit ver- einigte. So war nun unser Churfürst auf einmal König von Sachsen und Großherzog von Warschau. Freilich legten die folgenden Zeiten ihm drückende Lasten auf, indem er seine Armee gegen Oesterreich und Rußland senden mußte, mit welchen Ländern Napoleon Krieg führte. Indeß das Schwerste traf ihn im Jahre 1813. Beharrlich blieb er seinem Bundesgenossen treu. Sein Heer stritt vereint mit der großen französischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig, die 3 Tage lang dauerte. Napoleon's Macht ward von Rußland, Oesterreich, Preußen und Schweden gebrochen, die Stadt Leipzig den 19. October 1813 erobert, und unser König gefangen genommen. Von Kosacken nach Berlin begleitet, mußte er sein Land verlassen, welche Trennung bis zum Juni 1815 dauerte. Endlich kehrte der Landesvater den 7. Juni 1815 unter lautem Jubel seines Volkes zurück, aber freilich im Gefühl des bittersten Schmerzes; denn er hatte die Hälfte des Lan- des verloren und an Preußen abtreten müssen. Der Thüringer Kreis mit seinen fruchtbaren Auen und Salzquellen, der Wittenberger Kreis mit seinen Wäldern, außerdem Theile des Leipziger und Meißener Kreises, so wie der Lausitz, das waren die großen Opfer, welche der gefangene Monarch zu bringen genöthigt ward. Noch blieben ihm 1,206,000 Einwohner nebst der Liebe seines Volkes. Gott segnete ihn mit einer zweifachen Jubelfeier; denn am 15. September 1818 feierte er das 50jährige Jubiläum seiner Regierung und am 29. Januar 1819 das seiner 50jährigen Ehe. Am 5. Mai 1827 endete er sein ruhmvolles Leben, nahm den Dank seiner Unterthanen mit ins Grab und überließ es seinem erlauchten Bruder Anton, in seinen Fußstapfen fortzuwirken. Unter der Regierung des Königs Anton ward keine der bisher bestandenen Einrichtungen gestört, vielniehr blieb Alles in der früheren Verfassung. Gleichwohl zeigten sich im Jahre 1830 gesetzwidrige Volksbewegungen in unserm Vaterlande, welche es deutlich aussprachen, daß man mit manchen Einrichtungen nicht zufrieden sei. Kaum hatten daher die Franzosen rebellirt und ihren König Karl X. aus dem Lande

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
o ä ch s i s ch e Geschickte. Die alten Sachsen. >E^ir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß cs uns wichtig seyn, zu erfahren, wo unsre Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmalig ein gebildetes Volk geworden sind. . Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name: Sachsen in der Ge- schichte vor. Vor dieser Zeit lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem.worte Sax, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen blei- den, weil sie sich an. einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des Königreichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Charte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald aus- findig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts, als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthie- ren, Auerochsen und anderm Wild angefüllt war. tlm sich vor diesen wilden Thieren zu schützen, und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Haute zur Kleidung und Ruhestätte zu benutzen, so waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch
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