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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 3

1868 - Leipzig : Arnoldi
3 leidenschaftlich ergeben waren und oft ihr letztes Eigenthum, selbst die eigene Freiheit auf den Würfel setzten; daß sie endlich ihre friedlichen Nachbarn häufig als Räuber überfielen und sich kein Gewissen daraus machten, wenn sie die Wohnungen derselben verwüsteten, ihre Herden raubten und die Ueberfallenen selbst theils tödteten, theils als Sclaven wegführten; denn sie hatten allgemein den schädlichen Grundsatz an- genommen: „Gewalt geht vor Recht." Wittekind der Große. Die Nachbarn der Sachsen waren die Franken, ein großes, tapferes Volk, über welches Karl der Große herrschte. Häufige Einfälle, welche die Sachsen in das Land der Franken unternahmen, und wobei sie es an Grausamkeiten nicht fehlen ließen, reizten den Frankenkönig zu dem Entschlüsse, die räuberischen Sachsen mit Krieg zu überziehen und sie wo möglich mit Gewalt zu zwingen, daß sie sich taufen ließen und das Christenthum annähmen. Genug, Karl der Große begann den Krieg im Jahre 772. Bald bemerkten die Sachsen, wie ihre Freiheit, welche sie für das höchste Gut hielten, so wie der Glaube an ihre Götter in Gefahr schwebten. Sie wählten daher einen tapfern Sachsen, Namens Wittekind, zu ihrem Anführer, der wegen seiner berühmten Kriegsthaten in der Geschichte der Große genannt wird. Er folgte dieser Aufforderung seines Volkes gern, versammelte die Vornehmsten um sich, zeigte ihnen, wie der fränkische König ihre alte Freiheit und ihren alten Gottesdienst untergraben wolle, und ließ sie bei seinem Schwerte schwören, ihm treu zu bleiben und lieber in der Schlacht zu sterben, als sich zu Sclaven machen, oder die Götzen sich nehmen zu lassen. Sie thaten es, und der Krieg begann, der, wiewohl mit manchen Unterbrechungen, fast 32 Jahre dauerte. Die Franken, weit zahlreicher als die Sachsen, brachten diesen oft die empfindlichsten Niederlagen bei. Allein waren die letzteren auch geschlagen, so hielten sie sich dennoch keineswegs für besiegt, sondern sie brachen bei der ersten Gelegenheit mit desto größerer Wuth in das Land der Feinde ein. Im heutigen Westphalen nahm der Krieg seinen Anfang. Hier hatten die Sachsen ihre berühmte Jrmensäule, bei deren Anblick sie sich an den tapfern Hermann erinnerten, der im Jahre 9 die Römer besiegt und die Freiheit der Deutschen gerettet hatte. Heilig war allen Sach- sen diese Säule; denn sie betrachteten dieselbe als das Unterpfand ihrer Unabhängigkeit. Karl, der dieß wußte, ließ diese Jrmensäule zerstören, was für die Sachsen ein größerer Schlag war als eine verlorene Schlacht. Sie dachten, daher auf Rache. Als nun Karl gegen die Sorben zu Felde zog und die Sachsen als seine Hilfstruppen mitnahm, welche von Wittekind dem Großen angeführt wurden, so verließen sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 7

1868 - Leipzig : Arnoldi
7 stand Attila, häßlich von Ansehen, wie seine Hunnen, und auch grau- sam wie sie. Er selbst liebte die größte Einfachheit; in seinem Zelte saß er auf einem hölzernen Schemel; seine Trinkgesäße waren von Holz; an dem Geschirr seines Rosses sah man weder Gold noch Silber. Bloß wenn er Gäste um sich versammelte, ließ er seinen Reichthum sehen. Alle, nur ihn selbst ausgenommen, speisten dann aus goldenem und silbernem Geschirr. Aus sein Gesicht kam höchst selten eine freund- liche Miene; immer blieb er ernsthaft, und selbst sein Sohn wagte es nicht, in Gegenwart des Vaters ein Auge auszuschlagen. Alles fürchtete ihn, man nannte ihn nur die Geißel Gottes, weil er überall Schrecken verbreitete, und er hörte es sehr gern, daß ihm die geängsteten Völker diesen Schreckensuamen gegeben hatten. Es war im 4ten Jahrhunderte, als Attila mit 500,000 Mann seiner räuberischen Hunnen in Ungarn einfiel, verwüstend durch Deutschland zog, am Rhein, ganze Wälder niederschlug, um Schisse zu bauen und seine Truppen über den Rheinstrom zu schissen, die Städte Straßburg, Speier, Worms, Mainz und andere mehr aus- plünderte, der Erde gleich machte und siegreich bis in das heutige Frankreich vordrang. Nichts konnte seiner Macht widerstehen, zumal da sie unterwegs sich bis auf 700,000 Mann vermehrt hatte. Allein an dem Flusse Marne in Frankreich stellte sich ihm Theodorich, der König der Westgothen, in den Weg. Attila redete vor der Schlacht seine Anführer also an: „Seid Männer, greift an, brecht ein, werft Alles nieder! Müßt ihr sterben, so werdet ihr sterben, auch wenn ihr flieht. Richtet eure Augen auf mich, ich schreite voran. Wer mir nicht folgt, ist des Todes!" Nun begann der mörderische Kampf, an welchem auch die Sachsen Antheil nahmen. Schon glaubte Attila seines Sieges gewiß zu sein, als Thorismund, der Sohn des Königs Theodorich, von einer Anhöhe herab aus die Hunnen einstürmte und sie in Un- ordnung brachte. Das war wohl die blutigste Schlacht, die je in Europa geliefert worden ist, denn 160,000 Tode lagen auf dem Schlachtfelds. Nach diesem Verluste wendete sich die sogenannte Geißel Gottes nach Italien. Auch hier wurden viele schöne Städte verwüstet, z. B. Mailand. Zum Glück übereilte den barbarischen Attila der Tod, man weiß nicht gewiß, ob im Jahre 452, oder 453, oder 454. So mäßig er sonst lebte, so hatte er doch bei einem Hochzeitmahle sich im Trünke übernommen und dadurch seinem Leben schnell ein Ende gemacht. Wie freuten sich nicht die gequälten Völker Europa's über den Fall des Barbaren! Seinen Leichnam verschloß man in drei Särge; der erste war von Gold, der zweite von Silber, der dritte von Eisen. Niemand sollte erfahren, wo der große Eroberer begraben liege. Daher wurden die Gefangenen, welche das Grab gemacht hatten,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 10

1868 - Leipzig : Arnoldi
10 wenden vielfältig beschäftigt war, so durste er als deutscher König die barbarischen Hunnen eben so wenig aus den Augen lassen als Theo- dorich im 5ten Jahrhunderte, und ihm sollte der Ruhm zu Theil werden, diesen fürchterlichen Feind aus eine längere Zeit zu demüthigen. Die Hunnenschlacht bei Merseburg. Die Hunnen, welche sich im heutigen Ungarn niedergelassen hatten, hörten nicht auf, Deutschland zu beunruhigen. Besonders mußten Thüringen und Sachsen ihre Barbarei schmerzlich empfinden. Waffen- fähige Mannspersonen wurden todtgeschlagen, Greise lebendig begraben, Weiber und Mädchen mit den Haaren zusammengebunden und vor die Wagen gespannt, Kinder an die Mauern geworfen und zerschmettert. Mit wahrhaft teuflischer Freude setzten sich die Unmenschen auf die Körper der Erschlagenen, um das Blut derselben zu trinken. Das waren jammervolle Tage für das Volk. Heinrich that sehr viel zum Schutze seiner Unterthanen, indem er viele Städte erbaute und mit Mauern umgab, damit das Eigenthum der Dorfbewohner in diese festen Plätze gerettet werden konnte. Allein es lag ihm schwer am Herzen, noch mehr für sein Volk zu thun. In einem Streite mit den Hunnen in der Gegend des Harzes i. I. 923 bekam er einen ihrer Anführer gefangen, welchen sie sehr liebten und gern frei haben wollten. Heinrich behielt ihn aber und erzwang dadurch einen Waffenstillstand von 9 Jahren nämlich von 923 bis 932, in welcher Zeit er seine Sol- daten gehörig übte und besonders leichte Cavallerie einexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß während des Waffen- stillstandes der Tribut oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und anderen Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räudigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thü- ringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido vertheidigte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zu ihrer Rettung aus den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große An- strengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 72

1868 - Leipzig : Arnoldi
72 Ablaß." Immer ließ er zwei große Kasten vor sich her tragen; in dem einen befanden sich die Ablaßbriefe, in dem andern das dafür erhaltene Geld. Natürlich hatte er einen großen Zulauf, weil für jede Sünde ein gewisser Preis festgesetzt war, und weil auch der schlechteste Mensch die Gnade Gottes sich erkaufen zu können meinte. Ein Kirchenraub und Meineid kostete 9 Ducaten, ein begangener Mord 8 Ducaten, für die Erlösung einer Seele aus dem Fegfeuer brauchten arme Personen nur einige Groschen zu geben. Dabei befand sich Niemand besser als Tetzel selbst; denn er bekam für seine Arbeit monatlich 20 Goldgülden, das Stück über 2 Thaler, und außerdem freie Kost. Gewiß eine sehr große Einnahme zu einer Zeit, wo der Scheffel Korn 5 Groschen und die Kanne Wein 2 Pfennige galt. Traf seine Kasse ein Verlust, so mußte ihn der Papst tragen. Das geschah, als Tetzel einmal von Leipzig nach Jüterbogk reiste. Unterwegs wurde er von einem Edel- manne angefallen, durchgeprügelt und seines ganzen Geldes beraubt. Er mußte sich dieses ruhig gefallen lassen, denn der Räuber hat ihm in Leipzig schon im Voraus einen Ablaßbrief für 30 Thaler abgekauft und war mithin von jeder Strafe befreit. Fortsetzung. Tetzel hatte die Städte Dresden, Pirna, Leipzig, Naum- burg, Meißen, Annaberg, Chemnitz, Freiberg u. s. w. be- sucht und gute Geschäfte gemacht. In Freiberg brachte er binnen zwei Tagen 2000 Gulden zusammen. Äm Jahre 1517 langte er auch in Jüterbogk an, einem Städtchen unweit Wittenberg. Viele Be- wohner gingen aus dem letzteren Orte nach Jüterbogk, um sich Ablaß- briefe zu kaufen. Darauf kamen sie zu Luther in den Beichtstuhl und verlangten die Absolution, d. h. die Freisprechung von den Sünden- strafen im Namen Gottes. Luther, welcher bemerkte, daß sie keine Reue über ihre Sünden und keinen wahren Glauben bezeigten, absol- virte sie nicht, weßhalb sie zu Tetzel gingen und das Geld für die ge- lösten Ablaßbriefe zurückforderten. Tetzel ward darüber zornig. Luther aber machte sich wenig daraus, sondern predigte, es wäre besser, armen Leuten ein Almosen zu geben nach Christi Befehl, als solche ungewisse Gnade um Geld zu kaufen; wer Buße thue sein Leben lang und be- kehre sich zu Gott vom ganzen Herzen, der bekomme die himmlische Gnade und Vergebung aller Sünden, die uns der Herr Christus durch sein Opfer und Blut erworben habe und ohne Geld aus lauter Gnade anbiete. Tetzel, darüber noch mehr erbittert, ließ etliche Male ein Feuer aus dem Markte in Jüterbogk anzünden und drohte, die Ketzer, die sich wider den Papst und seinen Ablaß setzen würden, zu ver- brennen. Dieß veranlaßte Luthern, weiter über die Lehre von der

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 85

1868 - Leipzig : Arnoldi
85 Großmüthige, Churfürst von Sachsen, sorgte dafür, daß den Kindern des hochverdienten Mannes ein Lehrer unentgeltlich gehalten wurde, weßhalb er ein Capital von 2000 Gulden hergab. Eben so bewilligten die Grafen von Mansfeld ein Gnadengeschenk von 2000 Gulden, und Christian Iii., König von Dänemark, bewilligte jährlich 5o Thaler. Auf diese Weise wäre für die Luther'fche Familie hin- reichend gesorgt gewesen, wenn nicht bald der Krieg ausgebrochen wäre, wo Wittenberg 1547 in die Hände des Kaisers fiel, und wo die von den Fürsten bewilligte Unterstützung ausblieb. Genug, Katharina hatte nicht selten mit drückender Armuth zu kämpfen. Dazu kam noch die Pest, welche die Stadt Wittenberg heimsuchte. Im Jahre 1552 griff dieses Uebel so um sich, daß die Universität nach Torgau verlegt werden mußte. Dahin begab sich auch Luther's Wittwe. Unterwegs wurden die Pferde scheu. Um sich und ihre Kinder zu retten, sprang sie aus dem Wagen, that aber einen unglücklichen Fall und ward von diesem Augenblicke an noch kränker, als sie es vorher gewesen war. Nach 3 Monaten starb sie am 2o. Dec. 1552 an der Auszehrung. Sie ward zu Torgau begraben, und noch sieht man in der dasigen Kirche ihren Leichenstein, auf welchem sie in Lebensgröße eingehaueu ist. Wie sehr muß man es beklagen, daß man die Familie des Mannes so bald vergaß, der sich um Kirche und Schule, um Aufklärung und Sittlichkeit so vieler Millionen die größten Verdienste erworben hatte. Philipp Melanchthon. Unter die Männer, welche an dem Fortschreiten der Kirchenver- besserung den thätigsten Antheil nahmen, gehört vorzüglich Philipp Melanchthon. Dieser unzertrennliche Freund Luther's ward den 16. Febr. 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo sein Vater, Georg Schwarzerd, ein Waffenschmied war, welcher nicht nur Kriegswafsen, sondern auch das Rüstzeug für die Turniere der Fürsten und Ritter kunstreich fertigte. Seine Aeltern zeichneten sich durch Rechtschaffenheit aus, was aber ihren religiösen Glauben betrifft, so konnte man sie vom Aberglauben nicht freisprechen. Es wirkte daher wohlthätig auf den jungen Philipp, als er nach dem Tode des Vaters, der im 47sten Jahre starb, unter die Aufsicht guter Lehrer kam. Bald zeigte er Vorliebe für das Studiren; die Lehrer ermunterten seinen Fleiß, und besonders förderte diesen sein Verwandter Reuchlin — Reuchlin's einzige Schwester Elisabeth war Melanchthon's Groß- mutter — der zu seiner Zeit die griechische Sprache am beßten ver- stand, dadurch, daß er dem fleißigen Schüler nützliche Bücher schenkte. Reuchlin war es auch, der den Namen Schwarzerd in den grie- chischen Melanchthon verwandelte. Als ein Knabe von 13 Jahren

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 180

1868 - Leipzig : Arnoldi
180 Radeburg an der Röder bat 2000einwohner und starke Vieh- und Getreidemärkte. Radeberg, ebenfalls an der Röder, zählt 2000 Ein- wohner, worunter viele Posamentirer, Seidenband- und Lein- weber. Der Ort hat jährlich 4 Jahr- und Viehmärkte. In der Umgegend, besonders in Grossröhrsdorf, fertigt man leinene und baumwollene Bänder. Eine halbe Stunde von Radeberg liegt das Augustus- bad mit 6 verschiedenen Quellen, die sehr eisenhaltig sind. Es wurde 1717 durch den dasigen Bürgermeister Seidel entdeckt. Auf dem linken Elbufer findet man das Städtchen König - stein; der Elbhandel beschäftigt einen grossen Theil der Ein- wohner. Dabei liegt auf einem 439 Ellen hohen Sandstein- felsen König stein, die einzige Festung in Sachsen. Der obere Umfang derselben beträgt eine halbe Stunde; man findet Waldholz, einige Gärten, eine Kirche, ein Zeughaus nebst an- deren Gebäuden, auch einen tiefen Brunnen, der 600 Ellen tief in den Felsen gehauen ist. Auf dem gegenseitigen Elbufer ragt der Lilienstein her- vor, der 30 Ellen höher ist als der Königstein. Von beiden Höhen hat man die schönste Aussicht. In dem Dorfe Klein-Struppen ist seit dem Jahre 1822 eine Erziehungsanstalt für Kinder dienender oder verabschie- deter Soldaten errichtet, zu welchem Zwecke das dasige Ritter- gut für 72,000 Thaler gekauft worden ist. Die Zahl der Zög- linge, deren es 1822 nur 26 gab, ist auf 200 gestiegen. Die Kinder müssen theils auf den Feldern und in den Gärten ar- beiten, theils Schuhmacher und Schneiderarbeiten liefern, auch nähen, stricken, Flachs spinnen, Stroh flechten u. s. w. Nicht weit davon ist die Königsnase, ein Felsenvorsprung mit einer schönen Aussicht in das Elbthal. Pirna, an der Elbe, hat Cattundruckereien, eine Stein- gutfabrik, seit 1814 ein Waisenhaus und eine gut eingerichtete Bürgerschule, die 1830 eingeweiht wurde. In das Waisenhaus sollen aus der Dresdener Kreisdirection nur älternlose, und vaterlose Waisen erst dann aufgenommen werden, wenn die Mutter ihr Kind nicht erziehen kann. Die Zöglinge, die bei der Aufnahme wenigstens 5 Jahre alt sein müssen, bleiben bis zum erfüllten I4ten Jahre in der Anstalt. Ihre Zahl ist auf 60 bestimmt. Das verzinste Vermögen des Instituts beträgt 36,976 Thlr. 6 Gr. Der jährliche Unterhalt kostet 2900 Thlr.,

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 207

1868 - Leipzig : Arnoldi
207 Vertretern berathen und deren Zustimmung erhalten muß, wenn er die ihm zustehende höchste Gewalt zum Wohle seines Volkes brauchen will. Diese Verfassung ist in allen Theilen des Königreichs dieselbe; die nämlichen Gesetze gelten in der Oberlausitz, wie in den übrigen Kreisen der Erblande. Nach dieser Urkunde wird der König volljährig, sobald er das achtzehnte Jahr zurückgelegt hat. Die Person des Königs ist heilig und unverletzlich,^ h. der König darf keinen persön- lichen Beleidigungen und Angriffen ausgesetzt, oder zur Rechenschaft gezogen werden, sondern die Minister oder höchsten Staatsdiener sind für Alles, was die Regierung thut, verantwortlich. Stirbt der König, so erbt die Krone in dem Mannsstamme des sächsischen Fürstenhauses nach dem Rechte der Erstgeburt fort. Uebrigens darf der Regent als solcher nicht außerhalb des Landes wohnen, auch keinen Theil desselben eigenmächtig veräußern oder abtreten. 4) Staatsgut und vermögen des königlichen Hauses. Zu dem Staatsgute gehört Alles, was unser Staat an liegenden Gründen, an Einkünften und Nutzungen besitzt, von deren Ertrage die allgemeine Wohlfahrt gefördert werden soll. Hierher gehören die Kammergüter, d. h. solche Güter im Lande, deren Einkünfte bisher in die Schatzkammer des Fürsten geliefert wurden; die Domainen, d. h. solche Güter, welche dem Landesherrn gehören; die Regalien, d. h. Nutzungen, welche der Regent ausschließend besitzt, z. B. von den Bergwerken, von den Forsten, von dem Salze, von der Jagd, von der Münze; ferner die Aemter, die Mühlen u. s. w. Dieses Staats- vermögen darf nicht getheilt werden, sondern es bleibt ein Ganzes, das auf den jedesmaligen Thronfolger übergeht. Es wird von dem Finanzministerium verwaltet und nur zu den Zwecken des Staats benutzt. Auch darf es ohne Einwilligung der Landstände weder durch Verkauf vermindert, noch mit Schulden belastet werden. Neben dem Staatsgute ist noch ein Schatz des königlichen Hauses zu erwähnen, der zwar ebenfalls dem Lande gehört und ohne Bewilli- gung der Landstände nicht veräußert werden kann, der aber dem jedes- maligen Könige zum Gebrauch und zur Verwahrung überlassen ist. Man nennt dieses Besitzthum den Fideicommiß, oder ein solches Eigenthum, das der Empfänger unverändert an den Nachfolger ab- treten muß. Hierher gehören die Schlösser zu Dresden, Pillnitz, Moritzburg, Hubertusburg, die Hofgebäude und Gärten, die Pferde und Wagen, die Einrichtungen in den Zimmern, das grüne Gewölbe mit seinen Schätzen, die Bildergallerie, die Bibliothek, das historische Museum, das Naturaliencabinet u. s. w. Außerdem giebt es ein Privateigenthum des Königs, das ihm persönlich zugehört und

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 226

1868 - Leipzig : Arnoldi
226 Nachts auf der Gasse stehen lassen, das Dach decken, und an seinem Hause bauen, ohne Warnungszeichen aufzustecken, weil dadurch Un- glück leicht möglich ist. Die Blumentöpfe vor den Fenstern müssen durch einen Stab vor dem Herunterfallen gesichert sein. Ist der Weg im Winter sehr glatt, so muß der Hauswirth vor seiner Hausflur Sand, Asche oder Sägespäne streuen. Der Mensch kann durch Thätlichkeit seinem Nächsten schaden. Wer dem andern in der Hitze des Streites oder aus Rachsucht eine Ohrfeige giebt, ihn blutrünstig schlägt, ihn verwundet, ihm eine Lähmung zufügt, der wird nicht nur mit Gefängniß bestraft, sondern er muß auch alle Gerichtskosten tragen, dem Verwundeten ein Schmer- zengeld bezahlen und ihm Alles vergüten, was er wegen der empfan- genen Wunde in seinem Berufe und Hauswesen verabsäumt hat. Vergreift sich ein Untergebener an seinen Vorgesetzten und Wohlthätern, so wird er mit Zuchthausstrafe belegt. Eben so ist allen denen Ge- sängnißstrafe angedroht, welche die Leute absichtlich zusammenhetzen und Anlaß zum Handgemenge geben. 18) Das Eigenthum. Unter Eigenthum verstehe ich eine Sache, worauf ich ein gegrün- detes Recht habe, so daß ich darüber nach eigenem Willen schalten und walten kann. Die Sachen, die ich besitze, sind entweder bewegliche oder unbewegliche. Bewegliche heißen die, welche, unbeschadet ihrer Bestandtheile, von einem Orte zum andern geschafft werden können, z. B. Hausrath, Möbeln, baares Geld, Schulbforderungen; unbewegliche Sachen sind dagegen theils die, welche ihrer Natur nach nicht fortgeschafft werden können, z. B. Felder, Wiesen, Gärten; theils die, welche man nicht an einen andern Ort bringen kann, ohne ihren Bestandtheilen zu schaden, z. B. Häuser. Man nennt die unbe- weglichen Sachen gemeiniglich Grundstücke oder liegende Gründe. Jeder Mensch kann sich ein Eigenthum erwerben. Dieß geschieht durch Zueignung einer herrenlosen Sache, d. h. einer solchen Sache, die keinen Herrn mehr hat. Hierher gehören Fische und Vögel, sobald der Fang derselben nicht verpachtet ist; Bienen, welche schwärmen und sich aus fremdem Grund und Boden ansetzen; Schätze, welche an einem ungewöhnlichen Orte gefunden werden, und deren Eigenthümer durchaus nicht ausgemittelt werden kann. Wird der Schatz auf eignem Grund und Boden gefunden, so gehört er dem Finder; wird er auf fremdem Eigenthume gefunden, und geschah dieses Finden von ungefähr, so theilt der Finder den Schatz mit dem Eigenthümer des Grundes und Bodens; geschah das Finden aber auf besonderes Nachsuchen, ohne Wissen des Grundeigenthümers, dann erhält der Finder gar nichts,
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