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1. Bd. 1 - S. 24

1912 - Leipzig : Dyk
— 24 — 5. Varus und Armin. Varus Quinctilius stammte aus einer Familie, die mehr durch ihre Abstammung als durch Verdienste geadelt war; ein Mann von milder Natur, ruhigem Charakter, körperlich wie geistig etwas unbeweglich, mehr an die Muße des Lagerlebens, als an den Felddienst gewöhnt. Wie wenig er Verächter des Geldes war, bezeugte Syrien, das er verwaltet hatte; arm war er in das reiche Land gekommen, reich verließ er ein armes Land. Als er das Heer, welches in Germanien stand, befehligte, kam er zu der Anschauung, die Menschen hätten außer der Sprache und den Gliedmaßen nichts von einem Menschen. Aber, meinte er, wer sich mit dem Schwerte nicht überwältigen lasse, dem könne man mit dem römischen Rechtsgebrauche beikommen. Mit solchen Vorsätzen kam er in die Mitte von Germanien und verbrachte die Sommerzeit mit Rechtsprechen und ordnungsmäßigen Verhandlungen vor seinem Richterstuhle, als wäre er unter Menschen, die sich der Süßigkeit des Friedens erfreuten. Doch jene, — was, wer es nicht selbst erfahren hat, kaum glauben wird — bei der höchsten Wildheit durch und durch verschlagene Köpfe und ein Geschlecht wie geschaffen zum Lügen, spiegelten ihm ganze Reihen von ersonnenen Rechtshändeln vor; bald belangte einer den andern ohne Grund, bald sagten sie ihm Dank, daß er alles mit römischer Gerechtigkeit entschiede, daß ihre Wildheit jetzt durch die neue, unbekannte Zucht und Ordnung schon nachzulassen ansinge und daß, was sonst mit den Waffen ausgemacht zu werden Pflegte, nunmehr nach Recht und Billigkeit auseinandergesetzt würde. So verführten sie Quinctilius zu der höchsten Sorglosigkeit; so sehr, daß er glaubte, als Stadtprätor auf dem Forum Roms Recht zu sprechen, nicht mitten in deutschen Landen ein Heer zu befehligen. Ein Jüngling von edlem Geschlechte, tapferer Hand, schnellem Sinne, gewandt im Geist, mehr als sonst Barbaren es sind, namens Armin, Sohn des Sigimer, eines Fürsten des Cheruskerstammes, aus dessen Antlitz und Augen geistiges Feuer leuchtete, der unser steter Begleiter auf den früheren Feldzügen gewesen war und neben dem römischen Bürgerrechte den Rang eines römischen Ritters inne hatte, benutzte des Feldherrn Schläfrigkeit zu einer Freveltat. Zuerst weihte er wenige, bald mehrere als Genossen in seine Pläne ein; daß es möglich sei, die Römer zu überwältigen, behauptet er mit Zuversicht und überzeugt davon auch seine Gefährten. Unmittelbar an den Beschluß knüpft er die Tat; er bestimmt eine Zeit zum Überfalle.

2. Bd. 1 - S. 25

1912 - Leipzig : Dyk
— 25 — Dies wird Varus durch einen aus jenem Stamme, einen treuen Mann von angesehenem Namen, Segest, angezeigt. Varus entgegnet, er könne das nicht glauben; übrigens, erklärte er, wisse er den Beweis von guter Gesinnung gegen ihn nach Gebühr zu schätzen. Nach der ersten Anzeige blieb zu einer zweiten schon keine Zeit mehr. 6. Die Schlacht im Teutoburger Walde. (9 n. Chr.) Die Römer hatten in dem Lande zwischen Rhein und Weser einige Punkte, nicht auf einmal, sondern wie es sich gerade traf, in ihre Gewalt gebracht, weshalb auch keine geschichtliche Aufzeichnung darüber vorhanden ist. Römische Soldaten lagen dort im Winterquartiere, Städte entstanden, und die Barbaren wurden durch römische Sitten wie umgewandelt; Märkte wurden eröffnet und friedlicher Verkehr mit ihnen unterhalten. Doch nicht hatten sie die Sitten ihrer Väter, ihre angeborene Art, ihr freies Leben und die Macht, welche ihnen die Waffen gaben, vergessen. So lange sie ganz allmählich und mit geduldiger Behutsamkeit umgebildet wurden, empfanden sie die Veränderung ihrer Lebensart nicht drückend und merkten es selbst nicht, wie sie andere wurden. Als aber Varus Quintilius, der, nachdem er Syrien verwaltet hatte, zum Oberbefehlshaber in Germanien ernannt war und die dortigen Verhältnisse als höchste Behörde ordnete, sie mit größerer Schnelligkeit und mehr Nachdruck umwandeln wollte, ihnen Befehle wie Sklaven erteilte und, wie von Untergebenen, Geldzahlungen forderte, ertrugen sie es nicht, Fürsten so wenig wie Volk; jene, weil sie nach ihrer früheren Macht Begehr trugen, dieses, weil es die gewohnte Ordnung der Dinge fremder Zwingherrschaft vorzog. Einen offenen Aufstand wagten sie nicht, weil sie sahen, daß die Römer zahlreich am Rhein, zahlreich auch in ihrem eigenen Lande standen; sondern indem sie Varus bereitwillig aufnahmen, als würden sie alles tun, was ihnen befohlen würde, lockten sie ihn weit ab vom Rhein in das Land der Cherusker und an die Weser. Da sie auch dort in Friede und Freundschaft mit ihm lebten, brachten sie ihn zu dem Glauben, sie könnten Sklaven sein, auch ohne Soldaten. So hielt denn Varus seine Heeresmacht nicht, wie es in Feindesland sich gehörte, beisammen, sondern überließ die Soldaten scharenweise hilfsbedürftigen Leuten, die darum baten; bald um irgendeinen festen Platz zu bewachen; bald um Räuber einzufangen; bald um Getreidetransporte zu begleiten. Die 3*

3. Bd. 1 - S. 14

1912 - Leipzig : Dyk
— 14 — die Römer aber den Fliehenden bis an den Wall nachdrängten, stand ihnen ein hochtragischer Anblick bevor. Die Weiber, in schwarzen Gewändern auf den Wagen stehend, töteten die Fliehenden; die ihren Mann, jene den Bruder, jene den Vater; ihre Kinder erwürgten sie mit der Hand und warfen sie unter die Räder und die Hufe der Tiere, dann ermordeten sie sich selbst. Eine, heißt es, hatte sich an die Spitze einer Deichsel gehängt und ihre Kinder mit Stricken an ihre Füße gebunden. Die Männer legten sich Taue um den Hals und banden sich, da es an Bäumen fehlte, an den Hörnern oder Beinen der Stiere fest, stachelten sie dann und starben, da die Tiere wild aufsprangen, geschleift und zerstampft. Als der menschliche Widerstand schon zu Ende war, verteidigten noch die kimbrischen Hunde die Wagen ihrer Herren. Dennoch, obwohl der Tod so bei den Feinden hauste, wurden über 60000 gefangen genommen, die Zahl der Gefallenen ward als doppelt so groß angegeben. Das Gepäck der Feinde plünderten Marius' Soldaten. Die große Masse des Volkes rief Marius als dritten Gründer Roms aus, da er eine Gefahr abgeschlagen hätte, nicht geringer als jene, in die Rom einst von den Galliern gestürzt war. Jeder ließ es sich im Hause mit Weib und Kindern wohl sein; der erste Bissen und der erste Trunk beim Mahle ward den Göttern und Marius geweiht. 2. Cäsar besiegt den Suevenköuig Ariovist. (58 v. Chr.) Abgesandte der Gallier kamen zu Cäsar und klagten, daß Ariovistus, der König der Germanen, in ihrem Gebiete sich niedergelassen und den dritten Teil des sequanischen Ackerlandes, welches das beste in ganz Gallien sei, in Beschlag genommen hätte und jetzt von dem zweiten Drittel die Sequaner abziehen hieße, weil vor wenigen Monaten die Haruder, vierundzwanzig-tausend Mann stark, zu ihm gekommen wären, welchen Stätte und Sitz bereitet werden müßte. Geschehen werde es binnen wenigen Jahren, daß alle aus Galliens Grenzen vertrieben würden, und alle Germanen den Rhein überschritten; denn weder könne mit dem gallischen Ackerlande das germanische, noch mit der diesseitigen Lebensweise die jenseitige den Vergleich aushalten. Ariovistus aber, seit er die gallische Heeresmacht in einer Schlacht besiegt habe, herrsche stolz und grausam. Es sei ein barbarischer, jähzorniger, tollkühner Mensch; sie könnten seine Befehle nicht länger ertragen.

4. Bd. 1 - S. 72

1912 - Leipzig : Dyk
— 72 — Niger Verlaß war, zwischen die zuverlässigen Leute nahmen. Denn, wem der Weg zur Flucht versperrt ist, der fügt sich leicht in die Notwendigkeit zu kämpfen. Dagegen war die Schlachtordnung der Hunnen so, daß Attila mit seinen Tapfersten in der Mitte stand; bei dieser Anordnung hatte der König besonders den Zweck im Auge, daß er inmitten der Kerntruppen seines Volkes vor jeder drohenden Gefahr geschützt wäre. Seine Flügel bildeten viele verschiedenartige Stämme, die er sich unterworfen hatte. Darunter sind besonders die Ostgoten hervorzuheben unter ihren Anführern, den Brüdern Valamir, Theo-demir und Videmir, die edler waren als der König selbst, dem sie damals dienten, da sie der Ruhm des Geschlechts der Antatet auszeichnete. Auch der hochberühmte Gepidenkönig Ardarich mit unzähligem Volk war da, der wegen seiner ungemeinen Ergebenheit gegen Attila an dessen Beratungen teilnehmen durfte. Wegen ihres großen Scharfsinns schätze Attila ihn und den Ostgotenkönig Valamir vor den übrigen Häuptlingen. Denn Valamir war verschwiegen, angenehm im Gespräch und in Listen wohl erfahren, Ardarich bewährt in seiner Treue und im Rat. Ihnen durfte er wohl den Kampf gegen ihre Stammesverwandten, die Westgoten, anvertrauen. Die übrige Masse, wenn man so sagen darf, der Könige und der Anführer der verschiedenen Völker harrten wie Leibwachen auf den Wink Attilas, und wenn er mit dem Auge ein Zeichen gab, so trat ein jeder mit Furcht und Zittern ohne Murren herzu und besorgte gewiß, was ihm befohlen wurde. Attila allein aber, der König der Könige, der über allen stand, war auch für alle besorgt. Es fand also ein Kampf statt um den erwähnten Punkt. Attila schickte die Seinen ab, den Berggipfel zu nehmen; aber Thorismund und Atztius kamen ihnen zuvor, erreichten zuerst die Spitze und verjagten die herankommenden Hunnen vermöge ihrer günstigen Stellung auf dem Berg mit Leichtigkeit. Da, als Attila durch diesen Mißerfolg fein Heer in Bestürzung geraten sah, hielt er es für angemessen, folgende Ansprache, wie ihm gerade der Augenblick die Worte bot, an dasselbe zu halten: „Wenn ihr nach den Siegen über so viele Völker, nach der Unterwerfung der Erde, hier stehet, so darf ich es wohl für töricht erachten, euch unter solchen Umständen mit Worten anzuspornen, als ob ihr nicht wüßtet, um was es sich handelt. Ein Neuling in der Heerführung, ein noch nicht erprobtes Heer könnte darnach Verlangen tragen. An was anders wäret ihr auch gewöhnt als an den Krieg? Was kann es Süßeres geben für einen tapferen Mann, als mit eigner Hand Rache zu üben?

5. Bd. 1 - S. 51

1912 - Leipzig : Dyk
— 51 — verehrt wurden. Dieser schlimmen Gotteslästerung blieben sie ergeben durch lange Zeit, unter einer ganzen Reihe von Königen, 213 Jahre. Endlich dachten diese an ihr Seelenheil, sagten sich von dem tiefeingewurzelten Irrglauben los und gelangten durch Christi Gnade zum alleinseligmachenden, katholischen Glauben. 17. Die Schlacht bei Adrianopel. (378.) Die Westgoten waren unschlüssig, was sie wegen der Hunnen tun sollten. Nach reiflicher Erwägung schickten sie endlich nach gemeinsamem Beschluß Gesandte nach dem römischen Reich zu Kaiser Valens, mit der Bitte, er solle ihnen einen Teil Thraziens oder Mösiens zum Anbau anweisen; dafür würden sie nach seinen Gesetzen leben und sich seiner Herrschaft unterwerfen. Und um mehr Zutrauen zu finden, versprachen sie, Christen zu werden, wenn man ihnen nur Lehrer, die ihre Sprache verständen, geben wolle. Als Valens dies erfuhr, stimmte er freudig zu, da er selbst dieses zu erreichen hatte versuchen wollen. Er nahm die Goten in Mösien auf und errichtete dort in ihnen sozusagen eine Mauer seines Reiches gegen die übrigen Völker. Weil nun damals Valens von dem treulosen Abfall der Arianer angesteckt war und alle Kirchen rechtgläubiger Partei geschlossen hatte, so schickte er Anhänger seiner Partei als Prediger zu ihnen. Diese flößten ihnen denn, da ihre Schüler unerfahren waren und nichts verstanden, das Gift ihres falschen Glaubens ein. So wurden auch die Westgoten vom Kaiser Valens vielmehr zu Arianern als zu Christen gemacht. Später brachten diese den Ostgoter und den Gepiden, ihren Verwandten, aus Liebe das Evangelium und lehrten sie die Verehrung dieser Irrlehre. So luden sie das ganze Volk dieser Sprache zur Annahme dieses falschen Glaubens ein. Da geschah es, wie es häufig ist bei noch nicht recht seßhaften Völkern, daß Hungersnot unter ihnen ausbrach. Daher ersuchten ihre Fürsten und Herzöge, die über sie statt der Könige herrschten, nämlich Fritigern, Alatheus und Sasrak, aus Mitleid mit ihrem bedrängten Volk die römischen Heerführer Lupi-cinus und Maximus um Eröffnung eines Marktes. Aber wozu treibt nicht der verruchte Hunger nach Gold? Aus Habsucht verkauften diese Heerführer nicht nur Fleisch von Schafen und Rindern, sondern auch bald von verreckten Hunden und unreinen Tieren zu hohen Preisen, so daß sie einen Sklaven gegen einen einzigen Laib Brot, oder zehn Pfund (Münze) gegen ein

6. Bd. 1 - S. 56

1912 - Leipzig : Dyk
— 56 — schlossen sich den Barbaren an, insgesamt eine Menge von Vierzigtausend. 19. Am Hofe Attilas. (448.) Der griechische Geschichtsschreiber Priscus erzählt: Da der Friede zwischen Oströmern und Hunnen geschlossen war, schickte Attila wieder Gesandte zu den Oströmern und forderte die Überläufer. Die Oströmer empfingen die Gesandten, beschenkten sie mit reichlichen Gaben und schickten sie zurück mit der Antwort, daß sie keine Überläufer hätten. Wieder schickte er andere. Als auch diese beschenkt wurden, war eine dritte Gesandtschaft da und nach dieser eine vierte; denn er sah verächtlich auf die Gebelust der Römer, welche ihnen aus der Sorge kam, daß er von dem Bündnis abfallen könnte, und er schickte zu ihnen alle, denen er durch Gaben wohltun wollte, ersann Gründe und erdachte leere Vorwände. Die Römer aber gehorchten jeder Forderung und achteten als Herrenwort, was jener anbefahl. Endlich schickte der Basileus^) den Gesandten Maximinus zu Attila mit einem kaiserlichen Briefe: Attila möge nicht das Bündnis auflösen und nicht in das Land der Römer fallen. „Außer den Flüchtlingen aber, die schon zurückgegeben sind, habe ich siebzehn für dich aufgehoben, da mehr nicht vorhanden sind." Dies nun stand in dem Briefe. Für diese Gesandtschaft warb mich Maximinus durch Bitten zum Begleiter. Wir machten uns also mit den Barbaren auf den Weg und kamen nach Serdika, welches einem wohlgegürteten Mann dreizehn Tagereisen von der Stadt Constantins entfernt ist. Dort rasteten wir und beschlossen, den uns begleitenden Ediko und seine Barbaren zur Abendmahlzeit einzuladen. Die Einwohner lieferten uns Schafe und Rinder, wir schlachteten sie und tafelten. Und <rls über dem Mahle die Barbaren den Attila, wir aber den Basileus rühmten, sagte einer, daß es nicht recht sei, Göttliches und Menschliches zu vergleichen, denn Attila sei ein Mensch, Theodosius aber ein Gott. Das ärgerte nun die Hunnen, und kurz darauf wurden sie zornig und fuhren auf. Wir aber wendeten das Gespräch auf anderes und besänftigten ihren Groll durch Freundlichkeit. Als wir nach Naissns kamen, fanden wir die Stadt menschen- Griechische Bezeichnung des Kaisers von Ostrom; damals der schwache Theodosius ü.

7. Bd. 1 - S. 70

1912 - Leipzig : Dyk
— 70 — erst nach Gründen zum Krieg; was er auch tut — es scheint ihm gerecht. Sein Ehrgeiz ist grenzenlos; seinen Hochmut befriedigt seine Frechheit. Ein Verächter von Recht und Gesetz, offenbart er sich auch als Feind der Natur. Er, der sich als gemeinsamer Feind aller offenbart, verdient auch den Haß aller. Erinnert euch nur — das ist ja in aller Gedächtnis — daß ihr von seiten der Hunnen nicht mit Krieg, wo wenigstens das Verhältnis für beide Teil ein gleiches ist, sondern, wovor man sich mehr zu fürchten hat, durch List und Trug überwunden seid. Um von uns zu schweigen, — könnt ihr diesen Übermut straflos hingehen lassen? Ihr, die ihr mächtig seid durch eure Waffen, folgt eurer eigenen Entrüstung und vereinigt euch zu gemeinsamem Handeln mit uns. Kommt auch dem Reich zu Hilfe, von dem ihr einen Teil bewohnet. Wie sehr uns das Bündnis mit euch wünschenswert sein muß, danach fraget die Feinde selbst!" Durch diese und derartige Worte gewannen die Gesandten Valentinians den König Theodorich. Er gab ihnen folgende Antwort: „Ihr habt euren Wunsch, Römer; ihr habt den Attila auch uns zum Feind gemacht. Wir werden ihm folgen, wohin er uns ruft, und wenn er auch hochmütig ist wegen seiner Siege über viele Völker, so verstehen die Goten auch mit Hochmütigen zu kämpfen. Keinen Krieg ziemt es sich zu gefährlich zu nennen, außer wo die Sache keine gute ist; keine Gefahr kann uns schrecken, wenn ihr Bestehen rühmlich ist." Die Gefährten des Anführers bezeugten laut ihren Beifall, freudig folgte die Menge. Bei allen zeigte sich Kampfeseifer; schon wünschte man sich die Hunnen zu Feinden. Darum wurde vom Westgotenkönig Theodorich eine Unmasse Volkes aufgebracht. Vier von seinen Söhnen ließ er zu Hause. Nur die beiden ältesten, Thorismund und Theodorich, nahm er zu Genossen des Kampfes. Auf seiten der Römer besaß der Patricius Aetius solche Umsicht, daß er, nachdem seine Truppen von allen Seiten zusammengezogen waren, dem wilden, unzählbaren Feind, gegen den er zog, wohl gewachsen war. Denn folgende Hilfsvölker waren dabei: Franken, Sarmaten, Burgundionen, Sachsen, Ri-pnarer und einige andere keltische und germanische Stämme. So kam es auf den Katalaunischen Feldern zum Zusammenstoß. Auf beiden Seiten waren es die tapfersten Heere, die aneinander gerieten; nichts wurde in heimlichen Schlichen ausgemacht, sondern in offenem Kampfe wurde gefochten. Welche Sache ließe sich finden, die der Aufbietung so vieler Kräfte würdig wäre? Und wie groß mußte der Haß sein, daß er alle

8. Bd. 1 - S. 116

1912 - Leipzig : Dyk
— 116 — die von Poitiers, und der Schatz, den sie bewachten, war ihnen entschwunden. So kehrten sie mit großer Scham nach Hause zurück. d) Chlodwig. (481—511.) Zu dieser Zeit herrschte nach Childerichs Tode an seiner Stelle sein Sohn Chlodovech. Im fünften Jahre seiner Regierung zog er gegen Syagrius, den König der Römer, des Ägidius Sohn, der seinen Sitz zu Soissons hatte, welche Stadt einst schon Ägidius beherrschte. Und mit Chlodovech zog sein Vetter Ragnachar, der auch ein Königreich hatte. Da forderte er, daß der Kampfplatz bestimmt werde. Syagrius aber zögerte nicht und scheute sich nicht, ihm standzuhalten. Es kam nun zwischen beiden zur Schlacht, und als Syagrius sein Heer zurückgedrängt sah, wandte er sich zur Flucht und eilte spornstreichs nach Toulouse zum König Alarich. Chlodovech aber sandte zu Alarich, daß er ihm Syagrius ausliefere; wo nicht, werde er mit bewaffneter Hand ihn angreifen, weil er seinen Feind bewahre. Da fürchtete Alarich, er möchte feinethalben den Zorn der Franken auf sich laden, wie denn die Goten überhaupt zaghafter Natur sind, und lieferte Syagrius gefesselt den Gesandten aus. Chlodovech ließ ihn in das Gefängnis werfen und heimlich mit dem Schwerte töten. Das Reich des Syagrius nahm er in Besitz. * * * Dazumal wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Aberglauben befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den anderen kostbaren Kirchengeräten weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und bat, daß wenn er auch nichts anderes von den heiligen Geräten wiedererlangte, seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhielte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: „Folge mir nach Soissons, denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fallen wird, so will ich tun, was der heilige Vater will." Darauf kam er nach Soissons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, tapfere Krieger," sprach der König, „erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß da zu geben." Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen, als der König solches gesagt,

9. Bd. 1 - S. 119

1912 - Leipzig : Dyk
I — 119 — großen Schätzen zu Chlodovech. Chlodechild hatte aber vernommen, daß Aredins bereits vom Kaiser zurückgekehrt und angekommen sei. Sie sagte deshalb zu den fränkischen Herren: „Wenn ihr mich zu eurem Herrn bringen wollt, so hebt mich aus der Sänfte, setzt mich auf ein Pferd und eilt, so viel ihr könnt, von dannen. Denn in dieser Sänfte werde ich nimmer vor sein Angesicht gebracht werden." Die Franken hoben darauf Chlodechild auf ein Pferd und kamen eilends zu Chlodovech. Aredius aber war, da er dies vernommen hatte, mit der größten Schnelligkeit von Marseille zu Gundobad geeilt, und da er kam, sagte Gundobad zu ihm: „Hast du schon gehört, daß wir mit den Franken Freundschaft geschlossen haben und ich meine Nichte Chlodovech zur Ehe gegeben habe?" Aredius antwortete ihm: „Dies ist kein Freundschaftsbund, sondern der Anfang unversöhnlicher Feindschaft. Du hättest dich daran erinnern sollen, daß du Chlodechildens Vater, deinen Bruder Chil-perich, mit dem Schwerte hast hinrichten, ihre Mutter mit einem Stein um den Hals ertränken, ihre beiden Brüder hast enthaupten und in einen Brunnen werfen lassen. Wenn sie die Macht dazu hat, wird sie die ihrer Familie angetane Unbill rächen. Sende ihr also sofort Mannschaft nach, daß sie zurückgebracht werde. Denn besser ist es, daß du den Hader mit ihr allein ausmachst, als daß du und die Deinigen von den Franken auf immerdar befehdet werden." Da Gundobad dies vernahm, sandte er sofort Mannschaft Chlodechilden nach, um sie festzuhalten. Seine Leute erreichten aber nur ihre Schätze und ihre Sänfte und nahmen alles in Beschlag. Und da sich Chlodechild Villery im Gebiet von Troyes, wo Chlodovech war, näherte, bat sie, ehe sie noch die Grenzen des Burgunderlandes überschritt, ihre Begleiter, zwölf Meilen nach beiden Seiten hin das Burgunderland mit Feuer und Schwert zu verwüsten und zu plündern. Da auch Chlodovech hierzu seine Erlaubnis erteilt hatte und es geschehen war, sprach Chlodechild: „Ich danke dir, allmächtiger Gott, daß ich endlich einen Anfang der Rache für meine Eltern und meine Brüder sehe!" Darauf wurde sie sogleich zu Chlodovech gebracht. Er vermählte sich mit ihr, hielt sie in königlicher Pracht und liebte sie über die Maßen. * * * Als nun dem König der erste Sohn geboren wurde von der Königin Chlodechilde, wollte sie ihn taufen lassen, und sie drang deshalb unaufhörlich in ihren Gemahl und sprach: „Ohnmächtig Quellenlesebuch. Band 1. q

10. Bd. 1 - S. 199

1912 - Leipzig : Dyk
— 199 — auf allen Flüssen bauen lassen, welche in das Meer sich ergießen. Die Sorge dafür auf den Flüssen Hrodanus (Rhone) und Garonna übertrug er nun seinem Sohne. Er schickte ihm aber seinen Sendboten Jngobert, der die Abwesenheit des Sohnes ersetzen und statt seiner das Heer gegen die Feinde führen sollte. Während daher der König der angegebenen Ursache wegen in Aquitanien blieb, kam sein Heer glücklich nach Barcinnona (Barcelona) und in einem Rat, den sie untereinander hielten, wie man die Feinde durch einen geheimen Überfall überraschen könnte, entwarfen sie diesen Plan: Sie fertigten Schiffe zum Übersetzen an, zerlegten jedes davon in vier Teile, so daß jedes dieser vier Stücke durch je zwei Pferde oder Maultiere gezogen werden konnte und sie sich durch vorher angefertigte Nägel und Klammern leicht wieder zusammenfügen ließen; durch Pech aber und Wachs und Werg, welche man bereit hatte, sollten, sobald man zum Flusse käme, die Fugen geschlossen werden. So ausgerüstet zog der größte Teil der Mannschaft unter dem genannten Sendboten Jngobert nach Tortosa. Die aber, welche zu jenem Werke bestimmt waren, blieben drei Tage lang in den Wäldern versteckt und lagerten, da sie ohne Zelte waren, unter dem freien Himmel ohne Herdfeuer, damit sie nicht durch den Rauch verraten würden. In der Nacht rückten sie so viel sie konnten vor und setzten am vierten Tage auf den zusammengesetzten Schiffen über den Hiberus (Ebro); die Pferde durchschwammen ihn. Dieser Plan würde nach ihrem Wunsche einen großen Erfolg gehabt haben, wenn er nicht auf sehr scharfsinnige Weise entdeckt worden wäre. Da nämlich Abaidum, der Herzog von Tortosa, um die unsrigen am Übergang zu verhindern, das Ufer des Hiberus besetzt hatte und jene weiter oberhalb auf die angegebene Art den Fluß überschritten, sah ein Maure, der in den Fluß gegangen war, um sich zu baden, Pferdemist im Wasser treiben. Als er diesen sah, schwamm er hin, nahm den Mist und hielt ihn an die Nase; dann rief er: „Hört,Genossen, ich rate euch, nehmt euch in acht; denn dies ist weder Abgang vom Waldesel noch überhaupt von einem Tier, das an Kräuterweide gewöhnt ist. Das ist Mist von Pferden, früher sicher Gerste, das Futter von Pferden oder Maultieren. Daher paßt sorgfältig auf. Denn in den oberen Gegenden des Flusses werden uns, wie ich sehe, Nachstellungen bereitet." Alsbald bestiegen zwei von den ihrigen die Pferde und begaben sich auf Kundschaft. Als sie die unsrigen gesehen hatten, meldeten sie dies dem Abaidum. Jene aber von Furcht getrieben, ließen Quellenlesebuch. Band 1. 14
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