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1. Teil 2 - S. 54

1911 - Leipzig : Freytag
54 wichtigsten ist die Seine teils wegen ihrer Wasserfülle und der Lage und Richtung ihrer Mündung, teils weil sie mit ihren Nebenflüssen, der Marne und Oise, das zentrale Becken von Paris durchströmt. Ihre vielen Krümmungen sind der Schiffahrt zwar hinderlich, doch ist sie durch den Kanal von Orléans mit der Loire, durch den Rhein-Marnekanal mit dem Rhein, durch den Burgunder Kanal mit der Rhone verbunden. Die Loire hat zwar ein wichtiges und großes Stromgebiet, ist aber wegen ihrer sehr schwankenden Wasserführung für die Schiffahrt wenig zu gebrauchen. Die Garonne, vom Einfluß der Dordogne ab Gironde genannt, leidet besonders im Mündungsgebiete unter Versandung, doch ist ihr Mittellauf durch den viel befahrenen Canal du Midi mit dem Golfe du Lion verbunden. Die Rhone, deren Gebiet mit den Rheinlanden besser verbunden ist als mit den nach Nw. abwässernden Strömen, hat ein zu starkes Gefälle und erlaubt deshalb fast nur Talfahrt. Ihre Mündungsarme sind kaum schiffbar, ihr Delta baut sich jährlich mehr als 50 m weit vor, so daß der Hafen ihres Mün- dungsgebietes seitwärts an einer steileren Küste angelegt werden mußte. Sie ist mit dem Rhein durch dçn. Rhein-Rhonekanal, außerdem mit der Loire, Seine und Garonne verbunden. So ist das Flußsystem zwar von Natur günstig, aber wegen mehrerer Miß- stände, die teilweise eine Folge der Entwaldung sind, für die Schiffahrt nicht sehr brauchbar. Doch ermöglichen die Flüsse eine gute Bewässerung und all- seitige Wegsamkeit des Landes. 6. Klima. Auch durch das Klima ist Frankreich bevorzugt. Fast das ganze Land hat eine Mittelwärme von mehr als 10° und ist auch im Winter außer- halb der Gebirge meist frostfrei. Dabei bekommt es durch die Nachbarschaft des Meeres reichliche Niederschläge. Der mittelmeerische S. hat regenarme Sommer, im übrigen Lande überwiegen Herbstregen. 7. Erzeugnisse. Da der Boden außerdem mannigfaltig zusammengesetzt ist, hat Frankreich einen großen Pflanzenreichtum. Im südlichen Teile gedeihen Südfrüchte und der Ölbaum, nur müssen die Gärten durch hohe Zypressenhecken gegen einen von den Alpen kommenden kalten Wind, den Mistral (á), geschützt werden. Das übrige Frankreich erzeugt besonders Weizen und feinere Obstarten, doch schließt im Nw. das trübe Klima den sonst reichlich angebauten Wein aus, und kaum die Kirsche vermag dort in der feuchten Luft zu reifen. Der Anbau des Maulbeerbaumes und die Zucht der Seidenraupe erstreckt sich an der Rhone bis Lyon. Südliche Tiere, Taranteln, Schildkröten und Eidechsen, kommen bis zu den Cevennen vor; der Reichtum des Bodens an Kalk begünstigt das Vorkommen von Schnecken; wegen des Mangels an Seen und Teichen kommt der Storch nur selten vor. Die Viehzucht ist nicht hoch entwickelt, nur die Zucht von Schafen, Kaninchen und Geflügel steht in einigen Landesteilen in hoher Blüte. Dem so reichlich ausgestatteten Lande fehlen nur die Bodenschätze. Stein- kohlen finden sich zwar im französischen Mittelgebirge und an der belgischen Grenze, aber ihre Menge hat bisher nicht ausgereicht, eine Großindustrie zu ent- wickeln, und deshalb entstand ein Kleingewerbe, das sich namentlich auf Gegenstände der Kunst, des Luxus und der Modewaren erstreckt. 8. Bevölkerung. Den Grundstock der Bevölkerung bilden keltische Gallier, die seit Cäsar in ihrer Sitte und Sprache vom römischen W esen beeinflußt

2. Teil 2 - S. 56

1911 - Leipzig : Freytag
56 Champagnerfabrikation ist die alte Krönungsstadt Reims. Die im Kriege von 1870 bekannt gewordene Festung Sedan ist Mittelpunkt der Woll- und Baum- wollweberei. 3. Zwischen dem Gebiete der Seine und dem der Loire schiebt sich die Halbinsel Bretagne weit in das Meer hinaus. Ihre Küste ist von der Flutwelle tief ausgefressen und zur Anlage von Häfen sehr geeignet, unter denen der Kriegshafen Brest der bedeutendste ist. Auf der rauhen Hochfläche findet man viele altertümliche Städte und Gebräuche. An der unteren Loire, die den „Garten Frankreichs" und die Kornkammer des Landes durchfließt, liegen die Hafenstadt Nantes mit dem wegen der Versandung des Flusses wichtigen Vorhafen St. Nazaire und Tours. Orléans ist, ebenso wie Le Mans, Hauptplatz eines großen Leinenbezirkes, ein wichtiger Straßenknotenpunkt und deshalb viel umkämpft. 4. Den Eingang zum südwestlichen Frankreich bildet eine Senke, die „Aquitanische Pforte", mit der Hauptstadt Poitiers. Die Bewohner der Küsten- Fig. 25. Paris. (Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.) landschaft Vendée halten zäh am Alten. An der Stelle der Gironde, bis wohin die Flut reicht, liegt der große Hafen Bordeaux, Ausfuhrort für die Weine, die auf den Rebenhügeln des Stromes und im Bezirke von Médoc und Cognac wachsen. Im scharfen Gegensatze zu der außerordentlich fruchtbaren Gascogne steht das öde Gebiet der Landes. Toulouse ist wichtig, weil es in der Tieflandpforte zwischen den Pyrenäen und dem Mittelgebirge liegt und den Handel zum Rhonegebiete vermittelt. Das milde Seebad Biarritz übt eine große Anziehungskraft aus. Am Golf von Biskaya liegt der befestigte Hafen Bayonne, von dem das Bajonett seinen Namen hat. Die Auvergnaten wandern aus ihrem rauhen Heimatgebiete, das wegen der Waldverwüstung die Bewohner nur kümmerlich nährt, in die Groß- städte des Tieflandes, wo sie wegen ihrer Treue und Arbeitsamkeit als Arbeiter hoch geschätzt sind. Der größte Ort der Auvergne ist Clermont am Puy de Dome (Fig. 26). 5. Die Landschaft links der unteren Rhone trägt noch von der Zeit, wo sie eine römische Provinz wurde, den Namen Provence. In dem itahenisch

3. Teil 2 - S. 59

1911 - Leipzig : Freytag
59 yerkehrsschwierigkeiten keine große Stadt entstehen lassen; doch liegen dort geschichtlich berühmte Orte, wie Arles und Avignon. Zwischen Loire und Rhone entstand wegen des Vorkommens von Eisen eine bedeutende Industrie. Der wichtigste Ort an der Rhone ist Lyon, ein Mittelpunkt des Handels, besonders der Seidenindustrie, und wegen der dort zusammenlaufenden Straßen stark befestigt. Die größte Wichtigkeit hat die an der Saone und am Doubs aufwärts zur Burgundischen Pforte führende Straße, deshalb ist dort Besançon zu einer starken Festung ausgebaut. Der Westabfall des Juragebirges hat seinen Namen von der alten Freigrafschaft Burgund, der Franche Comté, während als Burgund (Bourgogne) das Gebiet der Saone bezeichnet wird. Es hat wegen der nach allen Seiten geschützten Lage ein mildes Klima und erzeugt deshalb viel Obst und Wein, letzteren besonders an der Côte d'or. Der wichtigste Weinmarkt ist Dijon, zugleich starke Festung, ebenso wie Beifort. Am Westrande des Wasgenwaldes, in Französisch-Lothringen (Lorraine), liegt eine große Reihe befestigter Plätze, darunter Verdun. Die Hauptstadt des alten deutschen Herzogtums, das in den Tälern reich an Wein und Getreide ist, im Gebirge von der Eisenindustrie belebt wird, ist Nancy (deutsch: Nanzig). Ein großer Festungsgürtel zieht sich vom Jura bis an den Kanal, da hier die Grenze keinen natürlichen Schutz hat. 10. Weltstellung. Frankreich ist durch seine geschützte und doch dem Verkehr geöffnete Lage, durch seiner Bodengestalt und die Fruchtbarkeit des Bodens, durch mildes Klima und einheitliche Bevölkerung sehr bevorzugt, so daß man es als das reichste Land Europas bezeichnen kann. Handel und Industrie sind genügend entwickelt, so daß bei der Bedürfnislosigkeit der Bewohner ein allgemeiner Wohlstand herrscht, der es ihm ermöglichte, die großen, im Kriege 1870—.71 erlittenen Schäden schnell zu verwinden. Dazu kommt, daß es viele auswärtige Besitzungen hat. Es hat nächst England die meisten Kolonien und die größte Kriegsflotte, wogegen seine Industrie, sein Handel und seine Handels- flotte von der deutschen weit übertroffen wird. Sein geistiger und politischer Einfluß war früher fast unumschränkt, doch hat er in letzter Zeit abgenommen. 11. Auswärtige Besitzungen. Zu den französischen Besitzungen gehört die Insel Korsika, die zwar landschaftlich schön, aber wegen ihrer wilden Gebirgs- natur arm und schwach besiedelt ist; struppiger Buschwald bedeckt einen großen Teil der Insel, die als Geburtsland Napoleons I. berühmt geworden ist. Zu den auswärtigen Besitzungen gehören Tunis, Algier und Marokko als Schutzstaaten, ein großer Teil Westafrikas von Senegambien bis zum Kongo, Madagaskar, Annam, Kochinchina, Tonking, Neukaledonien und einige andere Südseeinseln, mehrere der Kleinen Antillen und ein Teil von Guayana. Die französische Münzeinheit ist der Frank zu 100 Centimes gleich 80 Pfennig.

4. Teil 2 - S. 55

1911 - Leipzig : Freytag
55 wurden. In der Völkerwanderung drangen Germanen ein. Nach den von No. kommenden Franken hat das ganze Land seinen Namen La France und nach den von No. gekommenen Burgundern heißt die Landschaft Bourgogne. An die Eroberung durch dänische Normannen erinnert der Name der Normandie, und die dreihundertjährige Herrschaft der Engländer in Nordfrankreich hat dort manche Spuren hinterlassen. Gegen Ende des Mittelalters wird das Land poli- tisch geeint. Beinahe überall herrscht die französische Sprache. Im äußersten No. wohnen Flamen, im Nw. keltische Bretonen, im Pyrenäenwmkel Basken und im Winkel der Alpen Italiener. Entsprechend der nicht.sehr hoch entwickelten Industrie und dem günstigen Stande der Landwirtschaft hat Frankreich nicht viel große Städte, und der größte Teil der Bevölkerung wohnt auf dem Lande. Eigentümlich ist es, daß die Bewohner- zahl des Landes nur sehr wenig zunimmt. Fast das ganze Land gehört zum römisch-katholischen Bekenntnisse. 9. Staatliche Einteilung. Während im Volke noch die geschichtlichen Landschaftsnamen leben, ist jetzt der ganze Staat, seit 1870 Republik, in 86 De- partements eingeteilt, wozu das Gebiet von Beifort kommt. 1. Von England fährt man in l1^ Stunden nach Calais über (etwas mehr gebraucht man zur Überfahrt nach Boulogne und Dünkirchen). Die Landschaft mit ihrem Grasland und ihrer Viehzucht trägt teilweise englisches Gepräge, teil- weise ist sie von gewerblichen Anlagen bedeckt. Der Mittelpunkt des Kohlen- gebietes, zugleich der Spitzenfabrikation, ist Valenciennes, der Hauptsitz der flandrischen Spinnerei die Festung Lille, während Amiens durch Seidenfabriken ausgezeichnet ist. Die Normandie treibt hauptsächlich Viehzucht. Hier liegt der Kriegshafen Cherbourg und an der Seinemündung der wichtigste atlantische Handelshafen Frankreichs, Le Havre, der auch von deutschen Auswanderern viel benutzt wird. Am Endpunkte der Flutwelle ist an der Seine das alter- tümliche Rouen gelegen. 2. Weiter aufwärts ist zwischen Kalkhügeln das Seinebecken eingebettet, dessen Mitte die Landschaft Isle de France einnimmt. In diesem natür- lichen Mittelpunkte des Landes laufen von allen Seiten die Straßen zu- sammen und verhelfen der Stadt Paris zu solcher Entwicklung, daß sie die drittgrößte Stadt der Erde und die zweitgrößte Stadt Europas ist. (Fig. 25.) Sie zählt mit den Vororten 3 Millionen Einwohner. Um die an herrlichen Bauwerken reiche innere Stadt ziehen sich die belebten Boulevards ( — Boll- werke, an die Stelle der alten inneren Festungswälle getretene, mit Baumalleen geschmückte Straßen), weit nach außen sind starke Befestigungen vorgeschoben. Die Verwaltung, das geistige und wirtschaftliche Leben sind in Paris vereinigt: Paris ist Frankreich. Auf dem Gebiete der Mode ist es tonangebend für die ganze Erde, für Frankreich ist es die erste Handels- und Industriestadt. Unter den Einwohnern befinden sich etwa 40 000 Deutsche. In der Nähe liegen viele geschichtlich bekannt gewordene Orte, darunter Versailles, in dessen prächtigem Schlosse 1871 König Wilhel m als Deutscher Kaiser ausgerufen wurde, und St. Dénis mit den Gräbern der französischen Könige. Den Ostrand des Seinebeckens bilden die Kalkhügel der Champagne, die teilweise Ödland, teilweise mit Wald bedeckt sind, aber an ihren Hängen Reben tragen, aus denen der beste Schaumwein hergestellt wird. Der Mittelpunkt der

5. Teil 1 - S. 39

1911 - Leipzig : Freytag
39 sauber. Zwei Drittel gehören dem reformierten Bekenntnisse, ein Drittel der katholischen Kirche an. Die Sprache ist ein niederdeutscher Dialekt. Die Hauptstadt Amsterdam ist ein reger Handelsplatz an der flachen Süder- see und mit der Nordsee durch einen Schiffahrtkanal verbunden. Sitz der Regierung ist die stille Stadt Haag, d. i. Wald, so benannt nach einem der seltenen Wälder. In seiner Nähe [liegt das Seebad Scheveningen (spr. s-cheveningen), nördlich davon die altertümliche Universitätstadt Leiden und an dem trocken- gelegten Haarlemer Meer die Blumenstadt Haarlem. (Fig. 20.) Der Haupthafen ist das am Rhein gelegene Rotterdam. Der wichtigste Überfahrtsplatz nach Eng- land ist das bereits im Mündungsgebiete der Scheide gelegene Vlissingen (f). I Fig. 20. Haarlem. (Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.") Die geltende Münze ist der holländische Gulden. Der Staat besitzt, nament- lich, in Asien, bedeutende Kolonien. 2. Das Königreich Belgien, dieser erst seit 1830 selbständige kleine Staat, hat im S. Anteil an den Ardennen, die große Schätze von Eisen und Kohlen enthalten; nach N. geht die Landschaft in die Niederdeutsche Tiefebene über. Zwei bedeutende Flüsse bewässern das Land: die Scheide, in deren weite Mündungen die Flutwelle des Meeres eindringt, und die Maas. Auch die Bewohner lassen eine Zweiteilung erkennen : im bergigen S. wohnen die behenden Wallonen mit französischer Sprache und Vorliebe für Industrie; das Tiefland haben ruhige germanische Flamen niederdeutscher Mundart besiedelt, die mehr zur Landwirtschaft und zum Handel neigen. Beide Stämme gehören der katholischen Kirche an. Die Volksbildung ist gut, trotzdem kein Schulzwang besteht. .Am Strande haben sich viele Badeorte entwickelt, besonders Ostende (én).Von alter Zeit her sind Gent und Brügge als Handelsplätze bekannt. Die wichtigste

6. Teil 2 - S. 21

1912 - Leipzig : Freytag
neuerten, die einst von den Ältern gegründet worden waren. — Neben den fränkischen Missionaren arbeiteten noch die irischen, die von der Insel Irland nach Deutschland gekommen waren. Am Mittelrhein finden wir den Sendboten Goar; das Land zwischen Wasgenwald und Bodensee suchte Columban zu christianisieren. Da er aber zu stürmisch war, nutzte er aus dem ^rankenlande fliehen. Während er nach Italien zog, gründete sein Schüler Gallus das berühmte Kloster St. Gallen in der Schweiz. Am oberen schein predigte Fridolin, der Gründer des Klosters Säckingen, und den Ostfranken und Thüringern suchte Kilian die neue Sehre zu verkündigen, furchtlos wagten sich noch andere Iren zu den Germanen; sie rodeten die Wälder aus, legten Kirchen und Klöster an und erzählten dem lauschenden Volke von dem Sohne Gottes. Ihr Wirken hatte aber keinen dauernden Erfolg, weil sie versäumten, ihren Gründungen eine feste Ordnung zu geben. 2. Bonisatius. Das wurde erst anders, als die Angelsachsen, die von den Sendboten des Papstes Gregor desgroßen bekehrt waren, Glaubensboten nach Deutschland sandten. Der bedeutendste Missionar unter ihnen wurde Winfried. Er stammte aus einer reichen Familie, die in Südengland Besitzungen hatte. Der Pater wollte aus dem begabten ©ohne einen hohen königlichen Beamten machen. Winfried aber fand an dem Treiben der Welt feine ^reude, er sehnte sich nach der Stille des Klosters, wo er sich dem Studium der heiligen Schriften ungestört widmen konnte. Nach langem Sträuben gab der Vater' dem inneren Drange des Sohnes nach; dieser wurde wirtlich ein Geistlicher und fand durch die Gewalt und Innigkeit feiner Predigten später viele Anhänger. Trotzdem fand er keine Befriedigung in seinem Berufe; es erfaßte ihn eine Unruhe, die sich erst dann legte, als der Entschluß in ihm reifte, seinen Brüdern über der Nordsee das Evangelium zu bringen. Er verließ Vaterland, Amt und Eltern und fuhr in das Land der O st s r i e f e n. Drei Jahre wirkte er hier mit Eifer und Energie, und boch hatte er keinen Erfolg; benn die Friefen waren ein trotziger Menschenschlag, der im Kampfe mit dem Meere zu Festigkeit und Zähigkeit erzogen worden war. Außerdem lebten sie mit den Franken auf dem Kriegsfuße. Da aber die Franken die Missionare unterstützten, so sahen die Friesen auch diese als ihre Feinde an. Winfrieb sah die Erfolglosigkeit seines Strebens ein, verließ beshalb das Friesenlanb und suchte sein Vaterlanb wieber aus. Aber es duldete ihn nicht lange in seiner Heimat. Diesmal ging er den Rhein auswärts, prebigte und bekehrte unter den O st franken und lernte die Erfolge und Mißerfolge der irischen Missionare kennen. Da reiste in ihm der Gedanke, der jedenfalls schon lange in seiner Seele geschlummert hatte, daß die germanischen christlichen Gemeinden nur dann aus Fortbestand zu rechnen hätten, wenn sie sest zusammengeschlossen und dem Oberhaupte der römischen Kirche, dem Papste, unterstellt würden. Er reiste nach Rom und wurde hier vom Papste gnädig aufgenommen. Er erhielt den Namen Bonifatius, wurde zum Bischof ernannt und mußte dem Statthalter Christi auf Erden schwören, die germanischen

7. Teil 2 - S. 27

1912 - Leipzig : Freytag
27 Im Jahre 772 hielt Karl mit den Großen seines Reiches einen Reichstag ab, auf bent der Krieg gegen die Sachsen beschlossen würde. Noch in bemselben Jahre führte er von ©üben her an der Fnlba entlang ein kleines Reiterheer gegen die Sachsen; er zerstörte die Grenzfeste, die Er es bürg, an der Diemel und vernichtete biejrminsnl, ein Nationalheiligtum der Engern,-das nicht weit von bereresburg staub. Die Sachsen würden bnrch den Einfall überrascht, ließen sich teilweise taufen, unterwarfen sich und erkannten die Herrschaft der Franken an. Ehe Karl das Land, in das er nur ungefähr zehn Meilen eingebruugen war, verließ, baute er die Eres-burg wieber auf und errichtete noch eine anbete Grenzfestung. Aber die Unterwerfung der Sachsen war nur äußerlich gewesen. Kaum war Karl abgezogen, so warfen sie das fränkische Joch ab. Karl der Große mußte Abb. 7. Die Taufe Widukinds. (Gemälde von P. Thumaim. Nach einer Photographie von Hanfstaengl in München.) einen zweiten Zug unternehmen; er brang auf bent alten Wege vor, überschritt die Weser und kam bis an die Oker. Die Engern und Ostfalen gelobten Unterwerfung, ohne daß sie sich zusammengerafft hätten, um für ihre Freiheit in offener Felbschlacht zu kämpfen. Bon der Oker führte dann Karl fein Heer wieber zurück und erschien unerwartet bei den Westfalen. Auch biefe erkannten bei seinem Erscheinen die fränkische Oberhoheit an. Im Jahre 777 hielt Karl bei Paberborn den ersten Reichstag auf sächsischem Boben ab; hier erließ er Gesetze, nach benen das Sachsenlanb in Gaue eingeteilt würde, die von fränkischen und sächsischen Großen verwaltet werben sollten. Zugleich verbot er den hethnischen Gottesbienst, befahl bic Taufe, ließ Kirchen und Klöster errichten und gebot den Sachsen, den zehnten Teil ihrer Einnahmen bet Kirche und den Geistlichen zu entrichten.

8. Teil 2 - S. 28

1912 - Leipzig : Freytag
28 Die Anordnungen erbitterten die Sachsen so sehr, daß sie sich unter der Führung des Herzogs Widukind, der bis jetzt bei den Dänen gelebt hatte, empörten. Die fränkischen Grafen wurden ermordet oder aus dem Lande gejagt, Kirchen und Klöster sanken in Trümmer, Geistliche und Mönche fanden den Tod, wenn sie nicht rechtzeitig die schützende Grenze erreichen konnten. Selbst ein fränkisches Heer, das auf dem Wege zur Saale war, um die Sorben, die in Thüringen eingefallen waren, zu bestrafen, wurde von den Sachsen unter Widnkind überfallen und fast vernichtet. Das konnte Karl nicht ungestraft lassen. Mit einem größeren Heere als früher fiel er in Sachsen Abb. 8. Germanentaufe. (Gemälde von Arth. Kampf. Nach einer Künstlersteinzeichnung aus dem Verlage Do» R. Voigtländer in Leipzig.) ein, verwüstete und plünderte das Land, drang bis zur Elbe vor und zeigte so auch deu nördlichen Stämmen die Schärfe seines Schwertes. Zn Verden an der Aller hielt er dann ein ernstes Strafgericht, indem er eine Anzahl der Empörer hinrichten ließ. Aber die Strenge verfehlte ihren Zweck. Kaum hatte Karl das Land verlassen, so entflammte Widukind sein Volk wieder zu einer allgemeinen Erhebung. Von Ort zu Ort, von Gau zu Gau und von Stamm zu Stamm flogen seine Boten und forderten zur Rache auf. So war Karl gezwungen, einen vierten Zug zu unternehmen. Diesmal stellten sich die Sachsen unter Widnkinds Führung zweimal zur offenen Feldschlacht; sie wurden aber bei Detmold und an der Hase besiegt. Karl blieb nun einige Jahre im

9. Teil 2 - S. 36

1912 - Leipzig : Freytag
36 zwischen Rhein und Rhone lag und vom Mittelmeer bis zur Nordsee reichte. Rom und Aachen waren die Hauptstädte seines Reiches. Karl der Kahle erhielt Westfranken, und Ludwig der Deutsche bekam Ostfranken. — In Italien starben die Karolinger bald aus; deshalb kamen Karl und Ludwig im Vertrag zu Mersen im Jahre 870 überein, Mittelfranken zu teilen. Den nördlichen Teil, das heutige Friesland und Lothringen, bekam Ludwig der Deutsche, und den südlichen Teil, Burgund und die Provence, erhielt Karl der Kahle. Somit war das Reich Karls des Großen kurz nach seinem Tode in drei Länder zerfallen, in Deutschland, Italien und Frankreich. Die Bevölkerung schied sich in zwei große Nationen, in Romanen und Germanen. Von jetzt ab beginnt erst eine eigentliche Geschichte der Deutschen. 3. Tie äußeren Feinde. Zur Auflösung des Frankenreiches trugen auch äußere Feiude bei, unter denen die Normannen die gefährlichsten waren. Sie wohnten in Dänemark und Norwegen und wurden jedenfalls ans Mangel an Raum und Nahrung in die Fremde getrieben. Auf ihren kleinen, flachen, offenen Schiffen durchfurchten sie die Nordsee und plünderten schon bei Lebzeiten Karls die friesische Küste. Wie der Blitz landeten sie und waren ebenso schnell wieder verschwunden, so daß sie der Herrscher niemals zum Kampfe stellen konnte. Auf den: Wasser konnte er den gefährlichen Feinden nichts anhaben, weil er keine Flotte besaß. Unter Karls Nachfolgern dehnten dann die Normannen ihre Raubzüge auch auf das Land aus. Mit ihren Schiffen fuhren sie in den Flügen aufwärts, zerstörten Städte und Dörfer, Burgen und Klöster, Kirchen und einzelne Gehöfte und ermordeten Männer und Frauen. Hamburg ging in Flammen auf, Köln sank in Trümmer, und den Palast Karls des Großen zu Aachen machten sie zu einem Pferdestall. Oft genug nahmen sie ihre leichten Fahrzeuge auf die Schultern und trugen sie nach anderen Gewässern, um hier das Zerstörungswerk fortzusetzen. Das gewaltige Frankenreich, das einst so viele Feinde gedemütigt hatte, seufzte unter den Streichen dieser wilden Horden. Aber die Einigkeit war ja längst verschwunden. Was ging es die Thüringer oder Bayern an, wenn das alte Trier ein Raub der Flammen wurde! Endlich schien Hilfe zu kommen. Karl der Dicke, Ludwigs des Deutschen Sohn, vereinigte noch einmal vorübergehend das gesamte Frankenreich in seinen Händen. Er brachte ein Heer ans und zog gegen die Normannen, die an der Maas ein Lager errichtet hatten. Aber er wagte keine Schlacht, sondern schloß mit ihnen einen Vertrag. Unterdessen waren die Normannen auch in Westfranken eingefallen und belagerten sogar Paris. Karl der Dicke führte ihnen sein Heer entgegen, aber er wagte wieder keinen Kampf, schloß Frieden und zahlte den Räubern außerdem noch einen Tribut. Das war den Grafen und Herzögen zu viel; sie setzten den Kaiser ab und wählten seinen Verwandten, den Herzog Arnulf von Kärnten, zum König. Der besiegte zwar die Normannen bei Lö w en an derdyle, aber der Sieg hatte keinen dauernden Erfolg; denn schon nach wenigen Wochen setzten sich die Feinde an derselben Stelle wieder fest. Nach und nach hörten die Raubzüge aber ans;

10. Teil 2 - S. 7

1912 - Leipzig : Freytag
7 war, auf römischem Boden ein selbständiges Reich zu gründen. Stilicho verhinderte ihn jedoch daran; er brachte ihm in der Poebene zwei Niederlagen bei und warf ihn wieder nach Ostrom zurück. Als aber Stilicho nach einigen Jahren eigenhändig von Honorius ermordet wurde, überflutete Alarich mit seinen Scharen abermals Italien und drang bis Rom vor, das nach langen, fruchtlosen Verhandlungen mit dem weströmischen Kaiser erobert und furchtbar ausgeplündert wurde. Mit reicher Beute beladen, wandten sich dann die Westgoten nach Süditalien; jedenfalls hatte Alarich die Absicht, auf dem kornreichen Sizilien oder in dem reichen Afrika ein Germanenreich zu gründen. Diesmal verhinderte aber der Tod die Ausführung feines Zieles. Er starb plötzlich bei (So seit za; seine treuen Goten sollen ihm im Flusse Bus ento das frühe Grab bereitet haben. Alarichs Nachfolger führte nun die Goten zurück und gründete in Südgallien mit der Genehmigung des Kaisers Honorius das Westgotenreich mit der Hauptstadt Tolofa (Toulouse). Später dehnten die Westgoten ihre Herrschaft auch über den größten Teil der Pyrenäenhalbinsel aus. 4. Rom verliert Britannien, Gallien, Spanien und Afrika. Ilm Italien gegen die Angriffe der Westgoten und anderer germanischer Stämme verteidigen zu körnten, hatte Stilicho die Legionen aus den Provinzen Gallien und Britannien nach dem Süden gezogen. Die Folge davon war, daß nun die germanischen Völker den Rhein überschritten und ihre Wohnsitze auch auf dem linken Ufer des Stromes aufschlugen. Die Vandalen drangen sogar als ganzes Volk in Gallien ein und durchzogen es raubend und plündernd mehrere Jahre. Später überschritten sie die Pyrenäen und ließen sich nach längeren Kämpfen in der Provinz Spanien nieber, iitbent sie nur einen Teil des Bobens für sich in Anspruch nahmen und die Oberhoheit des weströmischen Reiches anerkannten. Aber auch hier fanbcn die Vanbalen noch keine Ruhe. Unter dem lahmen Könige Genf er ich fetzten sie int Jahre 429 über die Meerenge von Gibraltar und eroberten nach und nach den ganzen Nordrand von Afrika. Sie gründeten hier ein selbständiges Reich, dessen Hauptstadt Karthago wurde. Die römischen Großgrundbesitzer wurden einfach aus ihren Wohnsitzen vertrieben. Außerdem schuf Genserich eine Flotte, mit der er nicht nur Rom und die italische Küste beunruhigte und plünderte, sondern auch Sizilien und andere Inseln des Mittelmeeres eroberte. Mit den Vandalen hatten gleichzeitig die Burgunder ihre alten Plätze verlassen; sie erschienen ant oberen Main, verfolgten den Lauf des Flusses und gründeten ant Rhein unter ihrem Könige Gu nt ah ari (Günther des Nibelungenliedes) mit der Hauptstadt W o r m s ein Reich. Aber schon nach einigen Jahren wurden sie von den Römern und von einem Teile der Hunnen aufgeschreckt und geschlagen. Sie zogen weiter und ließen sich an der oberen und mittleren Rhone nieder, indem sie die Oberhoheit der Römer anerkannten. Mit der Entfernung der Legionen aus Britannien brach für die Bewohner eine schlechte Zeit an; sie wurden von den nördlichen Stämmen, den Pikten und Skoten, so hart bebrängt, daß sie schließlich die Norbseegerntanen, die Sachsen
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