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1. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 3

1913 - Leipzig : Wunderlich
3 2. Die Forderung der Zeit: „Erziehung zur Arbeit", verlangt von den Schülern erdkundliches Arbeiten als Beobachtung und Versuch. Die Zeiten des vorwiegend körperlichen Schaffens früherer Zeiten wurden in unseren Tagen immer mehr abgelöst durch das geregelte Wirken der vom Menschengeist gelenkten Naturkräfte. Dadurch bestimmte das menschliche Denken das körperliche Arbeiten immer mehr, zeigte ihm Ziele und Wege und herrschte schließlich als oberste Dominante. Vor mir liegen zwei Darstellungen eines Eisenwalzwerkes aus Fürst: „Die Wunder um uns." Auf dem Gemälde von Menzel, das uns in ein Eisenwalzwerk vor 40 Jahren führt, bemüht sich ein Gewimmel von Menschen am glühenden Metall, auf dem Bilde des modernen Walz- werkes sieht man nur drei Menschen. Dampfkraft und Elektrizität, durch den Erfindergeist in zweckdienliche Formen gedrängt, lösen die harte Arbeit menschlicher Muskeln ab, der Geist zwingt die Materie. Die Schule darf sich als Zeitinstitution den Kulturverhältnissen der Zeit nicht verschließen. Daher erklärt sich die immer intensiver gepflegte Geisteskultur in unseren Bildungsanstalten, worunter der Körper nur zu leicht leiden kann. Eine neue pädagogische Reformbewegung sucht auch dem Körper sein Recht zu geben zur Stählung des Körpers, zur Förderung handlicher Gewandtheit und zur Gesunderhaltung des Geistes. Die „Arbeitsschule" erstrebt die Geistesentwicklung auch durch körperliche Betäti- gung; das Selbsterarbeiten des Wissens und Könnens durch die Schüler wird mit Recht mehr in den Vordergrund gerückt. Auch aus sozialen Gründen wird man die stärkere Betonung des Arbeitens mit der Hand nur gutheißen können. In breiten Schichten des Volkes besteht vielfach eine Abneigung gegen die Berufe, in denen die Arbeit der schwieligen Faust den Lebensunterhalt erwerben soll. Die jungen Menschen aber, die den ungelernten Berufen zueilen, geraten in die allergrößte Gefahr, dem Laster in die Anne zu fallen, solche Berufe bilden daher nicht selten die Herde der schwersten Verbrechen. Größere Achtung der Handwerke tut unserer Zeit not. Wer selbst, wenn auch nur kurze Zeit, manuell gearbeitet hat, dem wird es an der rechten Schätzung der Handarbeit nicht mangeln. Geistbildung, Kraftentfaltung wird freilich auch fernerhin das Hauptziel der Schularbeit sein müssen. Wo die „Arbeitsschule" der Geisteskultur Abbruch tut, sind ihre Bestrebungen zu verurteilen. Wenn jedoch das Arbeitsprinzip durch Berücksichtigung des motorischen Sinnes eine vielseitigere und leichtere Geistesentfaltung fördert, werden wir es mehr in unseren methodischen Maßnahmen berücksichtigen müssen. Unter diesem Gesichtspunkte allein kann das Arbeitsprinzip auch auf den erdkundlichen Unterricht angewendet werden. Spielereien und nutzloses, bloß unterhaltendes Formen und Basteln kann sich als recht zeitraubende Schülerbeschäftigung den Zielen des Unterrichtes hemmend 1*

2. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 5

1913 - Leipzig : Wunderlich
C'sil'sicms'slq'hilml'sms M> (?>Ä Ää (?lä *6ic) 6vö 6ic> Gvd Gibtfeisksiblcis Ii. Geographische Beobachtungen. Die geographische Beobachtung bildet zunächst den Hauptangelpunkt des heimatkundlichen Unterrichtes. Unter Beobachten verstehet', wir das absichtliche, allseitige Anschauen erdkundlicher Verhält- nisse. Ein solches Schauen vertieft die Eindrücke und macht sie zu einem persönlichen Erlebnisse, so daß sie mit größerer Klarheit und Deut- lichkeit eingeprägt werden. Das dauernde Haften wird auch dadurch erleichtert, daß der Lernende das Gelernte mit seinen konkreten Beob- achtungstatsachen dem Geistesbesitz eingefügt hat. Da das absichtlich herbei- geführte erdkundliche Sehen eine selbständige Geistesarbeit bedeutet, wird der Beobachter das Geschaute höher bewerten, das Interesse, der Motor des Geistes, treibt die Seelenkräfte zur Arbeit an. Das rechte Beobachten aber ist eine Kunst und bedarf wie jede andere Kunst der Anleitung. Diese erste Anleitung zum planmäßigen Beobachten, wie es vom Schüler auch außerhalb der Unterrichtsstunden erfolgen soll, geschieht auf gemein- samen Schulspaziergängen im heimatkundlichen Unterricht. Hier ist die Beobachtung allgemeineren Charakters und erstreckt sich über das ganze Gebiet erdkundlicher Anschauungen. Auf den höheren Stufen wählt sich die Beobachtung speziellere Einzelgebiete zu vertiefender Erfassung. 1. Heimatkundliche Ausgänge. a) Notwendigkeit der Ausgänge. „Begriffe ohne Anschauungen sind hohl", erst recht ist die Mitteilung von Kenntnissen auf der Jugendstufe ohne Anschauen und Erleben Geistes- ballast und züchtet Worthelden, denen die eigenen Gedanken fehlen, heran. Der heimatkundliche Unterricht als Freiunterricht bietet zum wirk- lichen Kennenlernen der Heimat die beste Gelegenheit. Wie interessant ist ein solcher Unterricht, wie leuchten die Augen der Kleinen, wenn ein Aus- gang angekündigt wird. Klassengänge bilden in der Tat auf der Mittel- stufe der Volks- und Mittelschulen und in den Vorschulklassen höherer Schulen das lebensvolle, lebenweckende Prinzip des ersten erd- kundlichen Unterrichtes. Die ganze Aufmerksamkeit wird auf das zu Sehende konzentriert, die im Geiste vorhandenen Vorstellungen stehen gewissermaßen auf dem Sprunge, bereit, sich mit dem Neuen zu verbinden und dies dem Geistesschatz als bleibenden Besitz zuzuführen. „Wir sollen

3. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 8

1913 - Leipzig : Wunderlich
8 Bekanntes in ihm vorgefunden hatte. Die Resultate solcher Untersuchungen über den Vorstellungsschatz und die Wahrnehmungsweise des jungen Men- schen erhärten zur Genüge die Berechtigung des Rufes nach den Beob- achtungsausgängen. Sehen kann jeder, zum Schauen aber bedarf es der zielbewußten Anleitung. Diese Arbeit soll der Lehrer auf der Stufe des heimatkundlichen Unterrichtes auf den Klassenausflügen leisten. Hier wird auch das Fundament des späteren Geschichts- und Naturunterrichtes gelegt. Ein Dritter wendet ein: Die Fülle des Materials im Freien ver- wirrt den jugendlichen Geist, in dem Klassenraum kann eine Einzelheit aus der Flucht der Erscheinungen fördernder zu intensiver Betrachtung herangezogen werden. Wir entgegnen: Freilich ist die Flüchtigkeit des heranwachsenden Ge- schlechtes in erster Linie auf die buntscheckige Mannigfaltigkeit der Reiz- einwirkungen zurückzuführen, und doch möchten wir nicht zum mindesten aus diesen Gründen für den Freiunterricht eintreten. Was fehlt uns, was sollen wir lernen? Die Kunst, uns zu behaupten innerhalb der Vielseitig- keit der äußeren Erscheinungswelt — die Aneignung des praktischen Blickes, der aus dem Vielen das Wesentliche und Wichtige herauszuschälen weiß. Eine denkende Erfassung der Außenwelt gibt richtige Werturteile und vollzieht eine Scheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Neben- sächlichen. Das Kind, das an den Gegenständen der Heimat eine logische Bildung erfahren hat, erhebt sich über die Masse der blinden Weltgänger auf eine höhere Kulturstufe. Nicht Flimmer und Schein, sondern wirkliche Werte soll es schätzen lernen. In die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen führe man das Kind und suche ihm hier die Orientierungsmöglichkeit zu vermitteln. Und wenn urplötzlich ein neuer Reiz einwirkt, der die gemein- sam gesponnenen Gedankenfäden zu zerreißen droht, wird dadurch nicht der Unterrichtserfolg gefährdet? Wir betrachten, wie der Landmann seine Furchen zieht, wie er die Kartoffeln im Frühjahr in das sorgfältig be- arbeitete Land legt — oder wir sind in Betrachtung der Erosionsrinne, die der Aprilregen in den schräg aufsteigenden Fuhrweg gerissen hat, versunken, als ein vorbeischaukelnder Weißling die ganze mühsam konzen- trierte Aufmerksamkeit von unserem Beobachtungsobjekt ablenkt. Wird es sehr viel schaden, wenn wir den Kindern folgen und in kurzen Worten ein wenig von dem Frühjahrsboten erzählen? Das Kind lernt Neues und wir werden die befriedigte Schaulust und das ganze Interesse wieder zu unserer Wasserfurche zurückleiten können. Damit sei nicht gesagt, daß ungebundene Willkür herrschen solle. Die Schüler müssen wissen, daß es sich um Unterricht handelt und nicht um spielende Erholung. Es hält oft schwer, den rechten ernsten Geist der Unterrichtsgänge zu schaffen und zu erhalten. Ungezügelte Ausgelassenheit, die Störerin jeden Erfolges, oft wiederholtes Lachen und Sprechen lasse man nicht ungerügt und bestrafe nötigenfalls den Zügellosen in der folgenden Unterrichtsstunde. Am meisten jedoch wird das volle Gelingen der Ausgänge durch Dar- bietung reicher und interessanter Geistesnahrung, durch Befriedigung des spekulativen und empirischen Interesses gewährleistet. Um dieses zu er-

4. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 35

1913 - Leipzig : Wunderlich
35 Unter Zuhilfenahme des Wassers lassen sich andere Versuche über die Wirkungsweise der Erdkräfte vorführen. Die geschaffene Gebirgs- landschaft wird mit Wasser („Regen") überbraust. Wird der Versuch im Kasten vorgenommen, werden wir die vordere Leistenwand niederlegen. Das Wasser rinnt zu Tal, reißt Furchen im losen Sand, mehrere Wasser- bächlein aus den höher gelegenen O.uertälern vereinigen sich zum breiteren „Fluß", Sedimente werden fortgetragen und in der Ebene als gewölbte Schutthalden abgelagert. Diese rücken immer weiter vor und das Wasser gräbt einzelne Furchen in das Anschwemmgemenge. So ist die Entstehung des Deltas (Wachsen der Po-Mündung) vor Augen geführt. Belehrungen über Denudation, über die Abtragung des Verwitterungsschuttes durch das Wasser, schließen sich den beobachteten Erscheinungen an. Der von dem niederrinnenden Wasser in einer Vertiefung gebildete „See" bietet weitere Beobachtungsmöglichkeiten über Dammbrüche, Terrassenbildung, Wasser- fall usw. Terrassenbildung (norwegische Küste) läßt sich im Ortsbache nach dem Fallen der Hochflut gut beobachten. Wird ein Stöckchen in das benachbarte, vom Wasser durchtränkte Erdreich gestoßen, so veranschaulicht die entstandene runde Öffnung mit der Wasseransammlung die Grund- Wasserverhältnisse, den Brunnen. Die Terrassenbildung in Gebirgstälern, hervorgerufen durch niederrollende Schottermassen, spiegelt sich im kleinen am Grunde jeder Abdachung wieder. Am Bache läßt sich weiteres erarbeiten. Wir sehen, wie das Wasser vom Lehmabhange Sinkstoffe ins Ackergelände bringt. Vom Boden werden Gerölle gesammelt und untersucht. Sie haben, wie das vom Meere aus- geworfene Holz, abgerundete Formen, beim Bache infolge der rollenden Forttragung rund, beim Meere durch das Vorstürmen und Zurückweichen auf dem flachen Strande elliptisch. Das Wasser des Baches wird im Koch- topf abgekocht, es bleibt ein mineralischer Rest in dem Gefäße zurück. Die drei Arten des Transportes der Stoffe durch das Wasser sind damit klargelegt, die Forttragung als Gerölle, der Transport der Sedi- mente und die Fortführung gelöster Substanzen. Abbildung 2. Quellenentstehung. Wenn es darauf ankommt, die Bildung von Quellen zu zeigen, wird man in mittlerer Höhe des geformten Sandberges eine geneigte 3*

5. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 10

1913 - Leipzig : Wunderlich
10 Schulhofe anstellen. Die während des Ausfluges zu drei oder vier in einer Reihe gehenden Schüler stellen sich nach der Rückkehr um den Lehrer. Dieser fragt nun in kurzem Kreuzfeuer nach den gemachten Beobachtungen und den kausalen Beziehungen der gesehenen Einzelheiten. Es bedeutet diese Wiederholung den vorläufigen Abschluß über das Ergebnis des Frei- Unterrichtes. Die weitere, eingehende Verarbeitung wird dem Klassen- Unterricht zugewiesen. Der Schüler lernt z.b. seinen Bach kennen, der ihm Wunderbares von den Riesenkräften der Natur erzählt. Was kann nicht das leise vorbei- raunende Bächlein alles berichten auf diesem einen Blatte des stets auf- geschlagen vor uns liegenden Lehrbuches der Nawr! Langsam fließt das wenige Wasser bei großer Dürre durch das klaffende Bett dahin. Und sollte die Hitze immer stärker werden, Teiche und Pfühle austrocknen, etwas Wasser sendet das Gebirgsbächlein noch immer am Schulorte vorbei, dem weiten Weltmeere entgegen. Resultat: Gebirge, Wälder sind Wasser- sp eich er. Bei Regenwetter, schnell erfolgendem Auftauen aber schwillt der Bach hoch an und bringt wohl gar eine Überschwemmung, die Wege aufreißt, Felder und Gärten überflutet und oft jeden Verkehr hemmt — die Macht der Fluten. Kleine Überflutungen der angrenzenden Wiesen, vom Menschen durch Aufstauen und Gräben oft künstlich begünstigt, bringen den Überschwemmungsgebieten reichen Segen. Das zurücktretende Wasser läßt eine fette Schlammdecke zurück. Dort wuchert das Gras bald im saftigsten Grün hervor, wenn im Frühjahr die höher gelegenen Wiesen noch immer im braunen Winterröckchen schlafen. Die trans- portierende Kraft des Wassers tritt nach stärkeren Regengüssen be- sonders deutlich in die Erscheinung. Der hochangeschwollene Bach trägt auf seiner Oberfläche abgerissene Pflanzenteile fort, das Wasser ist un- durchsichtig, getrübt von den fortgeführten Erdbestandteilchen. Der Acker- abhang hat dem Bachbette von seinem dunklen Boden mitgeteilt, tiefe Rinnen mit Armverzweigungen durchfurchen das Grundstück, ein ganzes Flußsystem im kleinen. Dunkelgelb färben sich die Fluten auf Lehm- boden, tiefschwarz im moorigen Gelände. Wir betrachten das Laubblatt, wie es schwimmend der Stromkraft folgt und sich in Schlangenlinien, bald schneller, bald langsamer fortbewegt. Das „Warum" drängt sich ohne weiteres auf. Welch verschiedenartige Anregung bietet erst das Naturleben am und im Bache! Da zur Kenntnis der Heimat auch die Bekanntschaft mit den Naturdingen gehört, wird auch im Interesse harmonischer Ausbildung und Volksbeglückung das Leben der Naturwesen und das Walten der Naturkräfte in den Kreis der Erörterungen hinein- gezogen. Sache des Lehrers ist es, die verwendete Zeit möglichst fruchtbringend zu gestalten. Am besten wird dies dort geschehen, wo sich der Gangleiter eingehend auf den Freiunterricht vorbereitet. Dies erfolgt einmal durch einen Vorgang, am Tage vorher unternommen; dann aber auch durch Auswahlganzbestimmter typischer Formen und Erscheinungen, um auf diese während des Spazierganges ganz besonders aufmerksam

6. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 37

1913 - Leipzig : Wunderlich
37 Fensterbank. Dann wird dem einen Glase Salz zugesetzt. Das Wasser dieses Gefäßes klärt sich schneller. Salzhaltiges Wasser fördert auch dio Verwittmmg an den Meeresküsten, wie Kalksalpeter den Zerfall des Mauerwerkes begünstigt. Hartes Wasser sondert beim Kochen den Kesselstein an den Wänden an. Bodenbakterien erzeugt man in einem Glase mit gekochtem Wasser, dem etwas Fleischbrühe und Ackererde zugesetzt wird. Wird die Mischung nochmals gekocht und dann verkorkt, so tritt keine Bakterien- bildung ein. Die Nitrobakterienknötchen der Leguminosen lassen sich an den Wurzeln einer Erbse oder Bohne, die man in der feuchten Erde eines Einmacheglases keimen läßt, auffinden. Zur Veranschaulichung der Verwitterungserscheinungen wird der bekannte Versuch der Einwirkung einer Wurzel auf eine Marmorplatte angestellt. Wo eine Marmorplatte fehlt, stellt man sich die erforderliche Platte aus Kalksteinen her, die man anfeuchtet und aufeinanderreibt, bis eine glatte Oberfläche entstanden ist. Durch Putzpulver wird die Platte noch mehr geglättet. Im angefeuchteten Erdreich eines Blumentopfes er- zeugen die Wurzelspitzen einer Bohne kleine Rillen auf der Platte am Boden des Topfes. Wie Salzsäure Kalk zersetzt (Kreide und Salzsäure im Wasserglas), so wirkt eine Ausscheidung der Wurzel auf den Marmor (kohlensaurer Kalk) ein. Vermöge dieser Säureausscheidung vermag die Pflanze eine chemische Auflösung des Gesteines herbeizuführen. Daß sie auch durch mechanische Krafteinwirkung das Gestein lockern kann, sehen wir gelegentlich eines Ganges nach einer überwachsenen Felspartie, wo Wurzeln den steinigen Boden durchwachsen haben und infolge des be- ständig zunehmenden Dickenwachstumes steinbrechend wirken. Eine Eiche an der dicken Sandsteinmauer biegt die fest gefügten Steine allmählich auseinander. Ein frischer Bruchstein werde ins Freie gelegt. Bald siedeln sich darauf Flechten an. Diese bereiten den Moosen den Boden und an genügend feuchten Stellen finden sich auf der Mooshumusschicht bald verschiedene Krautpflanzen ein (Steinlabkraut, Sauerklee, Farne, Heidel- beere). Die Ergebnisse der Verwitterung werden an einem Granitgestein beobachtet. Stark erhitzte Gesteine werden im Wasser rissig. Eine mit Wasser gefüllte Flasche zerspringt in kalter Winternacht; Eisbildung in den Spalten der Gesteine zersprengt dieselben. (Versuch mit einem fugenreichen Kalkstein.) Im Winter vertreten „Schneearbeiten" die „Sandarbeiten" des Sommers. Da werden munter Städte und Landschaften plastisch heraus- gearbeitet, z.b. Festung, Alpenzug, Pyramiden von Gizeh, das Massen- gebirge des Oberharzes. In dem Schnee wird der heimatliche Flußlauf herausmodelliert, typische Kulturgegenstände werden gebaut. Billig ist das Material, reichlich die Gelegenheit, groß die Lust der Bildner; für Klassenarbeiten recht geeignet. Der mit Ton ausgefüllte und geglättete Steinhaufen an der Land- straße, über den Wasser ausgegossen wird, versinnbildet die Entstehung

7. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 12

1913 - Leipzig : Wunderlich
12 beutung der Natur und unter Anwendung der Naturkräfte vollzieht er hier die Formgebung. Als Kultur- oder Arbeitsstätten, deren eingehende Kenntnis ebenfalls zu den Aufgaben des Geographieunterrichtes gehört,.kommen in Betracht: Fabriken (Gasfabrik, Elektrizitätswerk, Zuckerfabrik, Eisen- Hütte, Glashütte, Porzellanwarenfabrik), Steinbruch, Sandgrube, Kali- oder Kohlenschacht, Werkstätten (Tischlerei, Schlosserei, Buchbinderei, Seilerei, Gerberei, Schmiede), Zeitungsdruckerei, Gärtnerei, Bauernhof, Molkerei, Bauplatz, Bahnhof, Dorf, Stadt, Landstraße, Gotteshaus, Bildungsanstalten, Rathaus, Post und Verwaltungsanstalten. Naturstätten^sind: Garten, Feld, Wiese, Wald, Heide, Teich, Moor, Fluß, Meer, Strand, Düne. Der Besuch solcher Stätten ermöglicht erst, ein richtiges Bild der Erde, insbesondere volkswirtschaftliche Aufklärung zu geben. Den volkswirtschaftlichen Unterweisungen auf der Stufe der Heimatkunde und im späteren Unterrichte wird die erforderliche lebendige Anschaulichkeit auf Grund geschauter Verhältnisse zuteil. Durch die Besuche und unter Benutzung der Schülererfahrungen lernen die Schüler die Güter der Heimat und die des weiteren Vaterlandes, wo unter ähnlichen Verhältnissen ge- arbeitet wird, besser kennen, sie sehen die Umformung der Naturprodukte zu Nahrungsmitteln, zu Werkzeugen und zu sonstigen Verbrauchsgegen- ständen. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau werden auch dem etwas verständlich, der nicht diesen Berufen entsprossen ist; die Schüler lernen Gewerbe, Handel, Bank- und Postwesen und die Formen und Wege des Verkehrs und des Güteraustausches durch persönliches Erleben kennen. Die Grundzüge des Weltverkehrs haben sich mir in ihrer wuchtigen Größe und Bedeutung erst erschlossen, als ich im Ham- burger Hafen eine Rundfahrt machte und anschließend auf einem Kaigang das emsige Durcheinanderfahren kleinerer Motorboote und Dampfbarkassen, sowie das Laden und Entladen der Ozeanriesen geschaut hatte. Dem Stadt- jungen wird es zur Abrundung seines Weltbildes durchaus förderlich sein, wenn er Gelegenheit hat, auf dem Besuche eines Bauernhofes die Eigen- heit der Landbevölkerung in Hausbau, Kleidung und Lebensgewohnheiten kennen zu lernen, wie es dem Landjungen durchaus ersprießlich ist, das Leben und Treiben auf den Straßen und den Arbeitsstätten der benach- barten Stadt zu schauen. Das Naturbild einer Gegend beeinflußt das Kulturbild, Biologie und Dynamologie bilden die ersten Gmndlagen der Wirtschaft- lichen Verhältnisse eines Ortes. Da somit, wie von neuem einleuchtet, die Erdkunde erst auf naturkundlicher Grundlage ihre rechte Erklärung finden kann, erweist sich der Besuch von Natur- und Kulturstätten als ein not- wendiges Bildungsmittel im Dienste der Erdkunde. So kann die Schule ihrer Aufgabe besser gerecht werden, die Schüler zum annähernden Ver- ständnis der wirklichen Lebensverhältnisse zu befähigen, eine Würdigung der Arbeit in den verschiedensten Erscheinungs- formen anzubahnen und dadurch sozial zu schulen. Der Schüler wird

8. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 40

1913 - Leipzig : Wunderlich
40 er zunächst Wasser in das Reservoir zurück, bis die untere Öffnung des Ausspritzrohres freigelegt ist. Der Dampfdruck treibt alsdann das in der rechtwinklig gebogenen Röhre und im Gummischlauche enthaltene Wasser in kräftigem Strahl nach oben. Aus dem Wasserbehälter dringt neues Wasser in die Kochflasche, bis sich wieder genügend Dampf entwickelt hat, und der oben dar- gelegte Prozeß wickelt sich in der- selben Form von neuem ab. Stun- denlang arbeitet der Apparat, ohne daß eine allzu große Erwärmung des Wassers stattfindet. A. Andreae verwendet eine Flasche von 31/4 1 Inhalt und ein 2 in langes, 11/2 ein breites Glasrohr, das 2 ein tief in das Wasser ein- taucht. Oben auf dem Glasrohr befindet sich ein weiter Blech- trichter (70 ein). Nachdem der Dampfdruck das Wasser hinaus- getrieben hat, rinnt es wieder durch die Röhre abwärts, bis der ge- nügend starke Druck das Wasftr von neuem hinausschleudert. Bruno H. Bürgel experimentiert mit einem ähnlichen Apparate, wie er in „Die Wunder der Natur" (Bong) mit- teilt. Die lange Glasröhre läßt er oben in eine Glasschale münden, in der wie bei einem Naturgeiser dem Wallen und Dampfen kleine Teileruptionen folgen, bis nach ei- nem kurzen Kampf im Glasrohr das erhitzte Wasser im Strahl emporschießt. Lehrmittelkataloge enthalten oft einen teuren Apparat zur Dar- stellung des Plateauschen Ver- such es. Wir bauen uns einen viereckigen Glaskasten mit Holz- leisten, in dem eine senkrechte Abbildung 5. Geiserapparat. Stricknadel durch ein wagerechtes Holzrad in rotierende Bewegung gesetzt wird. Die Flüssigkeit enthält Alkohol und Wasser in solcher Mischung, daß der eingeführte Oltropfen in der Flüssigkeit schwebt. Sobald der Tropfen in rotierende Bewegung versetzt wird, reißen sich am äußeren Rande des Ol-

9. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 14

1913 - Leipzig : Wunderlich
14 das Verhalten am Orte der Besichtigung an unsere Schüler richten. Die Resultate des Erfahrungszuwachses werden nach Schluß der Besichtigung zur freien Verwendung in Naturkunde und Geographie zusammengefaßt und geordnet. Die Beobachtungen geben ferner einen recht brauchbaren Stoff für freie Niederschriften, Aufsätze und die freien Vorträge der Schüler. 3. Schülerwanderungen. Die bis jetzt besprochene Beobachtungstätigkeit des Schülers bezieht sich auf die nähere Umgebung des Schulortes. Soweit es die Verhältnisse gestatten, wird der „Arbeitsunterricht" auch die unmittelbare Beobachtung entfernter Landesgebiete durch Schülerwanderungen, auch mehr- tägige Schülerfahrten pflegen. Als Ziele der Wanderung dienen besonders typische Landschaften und von der Natur mit reicher Schönheit ausgestattete Gegenden, um dadurch den erdkundlichen Vorstellungskreis zu erweitern und Liebe zum Vaterlande in den jungen Herzen zu wecken. Wandereindrücke prägen sich für das ganze Leben ein, und noch lange wird der Wanderschüler freuderfüllt von den Erlebnissen seiner Fahrt erzählen. Zur Aufrechterhaltung des Frohsinns auf der Wanderung gehört, daß man den Schülern nicht allzuviel zutraue. Kilometerrenner kommen nicht zum vollen Genuß der Landschaftsschönheiten. 20 bis 30 Kilometer mögen im allgemeinen als Tagesleistung genügen; mittags mache man eine Pause von 21/2 Stunden. Auf einer Wanderfahrt begegnete ich einem Berliner Lehrer, der sich mit einer Reihe von Schülern auf einer mehr- tägigen Reise durch Thüringen und das Harzgebiet befand. Einen Schüler hatte er bereits heim senden müssen, zwei andere lehnten sich völlig apathisch in die Wagenecke, das frische Jungenleben war allen entwichen. Die Tages- leistung war dieselbe, die ich bei glühender Sonne unter Anstraffung aller Kräfte mit Seminaristen vollführt hatte. Wir standen am Ende der Fahrt, der Berliner Herr aber hatte die Wanderung eben begonnen. Jede Wände- rung mit kleineren Zöglingen muß genau bis in die Einzelheiten vor- bereitet werden, der Leiter muß volle Gewißheit haben, daß die Erreichung eines Tageszieles keine übermäßige Anspannung der Kräfte verlangt. Die Reise soll eine wirkliche Erholung sein. Eine dreitägige Wanderfahrt brachte Hildesheimer Seminaristen an das Weserufer, von Kassel (Wilhelmshöhe) über den Zusammenfluß der Werra und Fulda zur ?orta Westfalica. Eine viertägige Wanderung führte durch die Lüneburger Heide, durch das Gebiet des Naturschutzparkes, über Hamburg und durch den Sachsenwald. Eine andere dreitägige Ferienreise trieb unsere Wandervögel nach Süden zur Wartburg, über den Jnselsberg und den Kyffhäuser. Die kleineren Halbtags- oder Tagestouren machen bekannt mit den Reizen der weiteren Umgebung des Schulortes und erstrecken sich bis zum Harz und zum Hermannsdenkmal. Es empfiehlt sich, die Tagesausflüge plan- mäßig zu gestalten, damit die Schüler im Laufe der Jahre die typischen

10. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 43

1913 - Leipzig : Wunderlich
43 eines halben Baumquerschnittes zeigen die Art der Auffaltungen von Schichten, die zweite Hälfte des Querschnittes gibt ein Bild der Schichten- ablagerung in Mulden. Mit Vorteil lassen sich auch farbig bemalte Klötze verwenden. Durch verschiedenartige Anlagerung oder Verschiebung können die mannigfachsten geologischen Verhältnisse zur Anschauung gebracht werden (Sattel, Mulde, Verwerfung nach unten, zur Seite, nach unten und zur Seite, Horst, Staffelbruch, Graben). Damit haben wir ein weiteres Gebiet der Selbstbetätigung des Schülers im erdkundlichen Unterricht gestreift, die Heranziehung der Schüler als Helfer bei Beschaffung guter und billiger Lehr- mittel. Geologische Sammelstücke aus der Heimat werden im Schul- garten zur geologischen Wand angehäuft. Das feste Verbinden der einzelnen Fundstücke geschieht erst dann, wenn genügendes, einigermaßen vollständiges Material herbeigeschafft ist. Geologische Profile kleiner Auf- schlüsse der Heimat bildet man in Gläsern durch Übereinanderreihung von Schichtproben nach. Aus fliegenden Zeitschriften sammeln Schüler geographische Charakterbilder und statistische Aufzeichnungen, sie tragen die Gesteine der Heimat herbei, soweit sie in Aufschlüssen vorkommen oder in der Heimat technische Verwertung finden. Am besten werden die Steine in großen Einmachegläsern gruppiert. Ein Glas ent- hält Steine für die Straßenpflasterung, ein anderes Bausteine, ein drittes typische Versteinerungen des Ortes oder Gerölle, ein ferneres die am Orte in technischen Betrieben verarbeiteten Erze. Ein wichtiges Kapitel der Selbstbetätigung des Schülers bildet ferner die Anleitung zum Schätzen und Messen im Freien. Den Schülern bereitet das Entfernungsschätzen viel Vergnügen. Bei der ersten Einübung dient das Abschreiten als wertvolles Konttollmittel der Schätzung. Jeder Schüler muß wissen, wieviel Schritte er machen muß, um eine Strecke von 100 m zu durchschreiten. Ist das Schätzen bei hellem und dunklem Wetter, im ebenen und welligen Terrain vollzogen worden, so hat sich der Schüler schließlich eine ziemliche Sicherheit angeeignet. Auf Grund der geschätzten Normalmaßstäbe der Heimat wird es. nun nicht schwer halten, abstrakte Zahlenangaben in der Länderkunde entfernter Gebiete richtig zu deuten. Die Sätze: „Die Elbe ist bei Kuxhaven 15 km brdt", „Die schmälste Stelle der Straße von Gibraltar hat eine Breite von 14 km", enthalten nun ohne weiteres genügende Anschaulichkeit. An den Küsten wird unter Beteiligung der Schüler auch gemessen, wieviel Meter das Wasser zur Zeit der Ebbe vom flachen Strande zurückweicht. In Küstenstädten kann der Gezeitenunterschied an senkrechten Mauern festgelegt werden, in Hamburg z.b. an den Fleten, die die Stadt durch- ziehen. Die einfachen Verfahren der Messung von Höhen und Ent- fernungen lassen sich ohne schwierige Rechenoperationen ausführen. Am bekanntesten ist die Höhenbestimmung unter Anwendung eines schatten- werfenden Stabes von bestimmter Länge. Wirft der Stab von 2 m Höhe einen Schatten von 1 m Länge, so beträgt die Höhe des Hauses mit einem
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