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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 83

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
83 zu besiegen. Dies Mal sollte auch Frömmigkeit die Tapfer- keit unterstützen; Fluchen, Zanken, Spielen und andere Laster waren bei schwerer Strafe untersagt, Jedermann mußte wöchentlich einmal zur Beichte gehen und die Messe hören. Das half aber alles nichts. Friedrich war mit seinem Heere zur Belagerung von Mieß vorgerückt; so- bald aber die Hussiten herbeieilten, ergriffen die Deut- schen die Flucht, ohne den Kampf abzuwarten; sie verlo- ren dabei über 10,000 Mann und den größten Theil von ihrem Kriegsgerath. Bald nach seiner Rückkunft aus Böhmen verfiel Kurfürst Fried rich in eine tödtliche Krankheit. Als er sein Ende nahe fühlte, rief er seine Söhne zu sich und hielt ihnen folgende Ermahnung: „Sorget das Vaterland bei Frieden zu erhalten. Sehr leicht werdet ihr dies können, wenn ihr gottesfürchtig und in brüderlicher Liebe und Eintracht lebt, die Unterthanen aber treulich schützt und ihr Bestes fördert. Nehmt ja nicht solche zu eueren Rathen, die ehr- und hab- süchtig sind und durch ihr Amt sich bereichern wollen. Be- lastet die Unterthanen mit neuen Bürden nicht. Wollt ihr Einem zur Wohlfahrt verhelfen so geschehe es ohne Beein- trächtigung der Andern. Mit dem Adel verfahret so, daß er stets euch zu dienen bereit sei. Keine Missethat laßt ungestraft, wo sich aber Hoffnung zur Besserung zeigt, laßt auch Nachsicht und Verzeihung walten. Haltet Maß im Zorn, so Jemand euere Ungnade verschuldet hat. Nie greift zu den Waffen, außer wenn es die höchste Noth er- fordert. Gegen euere Unterthanen beweiset euch als Väter, nicht als Wüthriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst einen Abscheu hat. Seht wie Markgraf Friedrich der Angebissene, Euer Anherr zwar gegen drei Kaiser kriegte, doch nur um Land und Leute zu schirmen. Wenig Vortheil hatten unsere Vorfahren von den Kriegen, die sie führen mußten; welchen Schaden aber muthwillige Kampf- lust bringt, das zeigt Landgraf Alb rechts Beispiel. Da- rum ermahne ich euch ernstlich, daß ihr einträchtig seid und einer dem andern nachgebe und verzeihe. Euere Eintracht wird die Schutzwehr sein gegen die feindlichen Anfälle, die ihr bald zu erwarten habt." Durch diese Ermahnung zeigte der würdige Fürst, daß er seine Pflichten wohl gekannt

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 199

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
190 tigkeiten, doch zwang er sie, seine Oberhoheit anzuerkennen. Als 1683 die Türken Wien belagerten, führte er selbst 11,000 Mann zum Entsatz herbei, that selbst den ersten Angriff auf die Feinde, und trug durch seine und seiner Mannschaft bewundernswürdige Tapferkeit viel zur Rettung der kaiserlichen Hauptstadt bei, doch behandelte ihn Kaiser Leopold mit solcher Kälte, daß er gleich nach der Be» freinng von Wien nach Sachsen zurückkehrte. Seine Kriegsliebe ließ ihn aber nicht ruhen; er reiste 1684 selbst nach Vene dig und schloß mit der Republik einen Vertrag, nach welchem er 3000 Mann auf zwei Jahre gegen die Türken in Morea stellte. Die Sachsen fochten zwar mit großem Ruhm, allein doch nur für eine fremde Sache wurden eine Menge Menschen aufgeopfert, denn nur ein kleines Häuflein kehrte davon zurück. Gleichzeitig sen- dete der Kurfürst seinen Vetter Christian von Mer- seburg mit 5000 Mann dem Kaiser gegen die Türken zu Hilfe, denen mit dem Beistände der Sachsen Ofen entrissen wurde. Ruhm wurde allerdings erworben, aber der Krieg kostete viel Geld und viele Menschen, und an beiden hatte Sachsen damals einen großen Mangel. Ein Streit mit Kurbrandenburg wegen der Vogteigerech- tigkeit über Quedlinburg und wegen des Fürstenthums O.uerfurt wurde 1685 gütlich verglichen, Kursachsen blieb im Besitz, trat aber das Amt Bug an Branden- burg ab. Die Ansprüche auf Erfurt erneuerte der Kur- fürst 1689 vergeblich; was seines Vaters Räthe in dieser Sache schlimm gemacht hatten, konnte er nicht wieder gut machen. Vielleicht hatte er darin mehr ausgerichtet, sicher aber bei seiner Thatigkeit und Einsicht viel Gutes für sein Land gestiftet, wenn er weniger in auswärtige Angelegen- heiten verwickell, und weniger kriegerisch gewesen wäre. Im Jahr 1688 führte er 14,000 Mann gegen Frankreich in's Feld. Im folgenden Jahre betrieb er neue Rüstungen und half Mainz zurückerobern. Gleich darauf erlosch am 12. Sep- tember 1689 mit dem Tode des Herzogs Julius die lauenburgische Linie, auf deren Land Kursachsen das Erbrecht zustand. Es meldeten sich zu dieser Erbschaft noch viele andere Reichsftände, doch wäre der Kurfürst nicht

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 246

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
246 derung des sächsischen Heeres, die Überlassung des Kö- nig ft eins auf zwei Jahre, und nun trat Sachsen in Verbindung mit Preußen mit den Waffen auf. Während König Friedrich von Schlesien aus in Böhmen eindrang, "ließ der Kurfürst 22,000 Mann zu dem Heere stoßen, welches Prinz Heinrich durch Sach- sen nach Böhmen führte. Eine im Erzgebirge zurück- gelassene Abtheilung von Sachsen und Preußen sollte die feindlichen Einfälle abwehren. Trotz dem brächen im September 1778 zwei östreichische Regimenter durch, brandschatzten eine Menge Städte und führten, wenn die geforderten großen Summen nicht gleich bezahlt wurden, angesehene Einwohner als Geißeln mit sich fort und sandten sie bis nach Ofen in Ungarn. Diesen Brandschatzungen wurde zwar spater vorgebeugt, doch hatten diese Gegenden durch Einquartirungen viel gelitten. Am 13. Mai 1779 wurde dieser kurze Krieg durch den Frieden zu Teschen geendigt. Kursachsen erhielt für die baiersche Allo- dialerbschaft 6 Millionen Gulden, auch die Lehnsrechte über die schön burgischen drei Receßherrschaften, Glaucha, Waldenburg und Lichten stein. Friedrich Au- gust gab von der erstrittenen Erbschaft jedem seiner Ge- schwister 50,000 Gülden, das Uebrige wies er der Haupt- kasse des Landes zu und es wurden davon die Millio- nen Thlr. Schulden an Hannover abgezahlt und die dafür verpfändeten Aemter und Einkünfte wieder gelöst. Das gute Verhältniß mit Preußen erleichterte auch die Auseinandersetzung wegen der Grafschaft Mansfeld, deren letzter Besitzer 1780 gestorben war. Kursachsen hatte diese Grafschaft lange der Schulden wegen sequestrirt, an Preußen siel ein Theil davon für Magdeburg, und da die Schulden von beiden Theilen übernommen werden mußten, war die Auseinandersetzung sehr verwickelt. Eine andere Erwerbung war das Amt Walternienburg mit 12,000 Thlr. jährlichen Einkünften. f Auf Verwendung Rußlands wurde es jedoch an die Fürsten von Anhalt gegen eine jährliche Abgabe von 4,000 Thlr. überlassen. Kaiser Joseph wollte, was er nicht mit den Waffen in der Hand hatte erkämpfen können, durch friedliche Unter- handlungen erhalten. Er trug dem Kurfürsten Karl

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 258

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
258 wenig über 6 Millionen Scheffel Getreide erbaut, i. I. 1801 dagegen an 17 Millionen. Sowohl die Landes- ökonomie- und Commerziendeputation, als auch die Re- gierung selbst, zeigten einen großen Eifer, den Landbau zu heben. Wüste Ländereien wurden urbar gemacht, Wald- stücke, die keinen sichern Forstertrag gewährten, ausgerottet. Der Getreidehandel wurde mit wenigen Beschränkungen frei gegeben, die Koppel- und Gemeinde- Hutungen an einigen Orten abgeschafft, die Stallfütterung eingeführt, der Kartoffelbau beträchtlich vergrößert. Große Verdienste um die Landwirthschaft erwarb sich der berühmte Schu- bert von Kleefeld, sowohl durch seine belehrenden Schriften über die Vortheile der Stallfütterung, die Ab- schaffung der Brache, den Anbau der Futterkräuter, als auch durch Bewirthschaftung seiner eigenen Güter, worin er vielen Landwirthen zum Muster diente. Die Fortschritte des Landbaues wurden, doch nur theilweise und vorüber- gehend durch die drei furchtbaren Ueberschwemmungen von 1784, 1799 und 1804 und durch die Mißernten und die darauf folgenden Hungerzeiten von 1770, 1791, 1804 und 1805 unterbrochen. Wahrend der ersten Theuerung stieg der Scheffel Korn in einigen Gegenden auf 12 bis 15 Thlr. im Erzgebirge und Vogtlande zerrieben viele Arme Baum- rinden zu Mehl oder aßen Kleie mit Sägespähnen ver- mischt. Durch diese ungesunde Nahrung entstanden Seu- chen, wodurch Tausende von Menschen hingerafft wurden; es mögen durch Hunger und Krankheiten loo bis 150,000 Menschen umgekommen sein. Der Wohlthätigkeitsstnn des Kurfürsten und seiner biedern Sachsen bewährte sich auf eine schöne Weise, und eine Menge Menschen wurden durch freigebige Unterstützungen gerettet. Auch bei der Viehzucht fehlte es an geeigneten Verbesserungen und Ermunterungen nicht. Es bestanden vier landesherrliche Gestüte zu Gra- ditz bei Torgau, zu Merseburg, Wendelstein und Veßra, und eine Landbeschälungsanstalt zu Alten- zelle und bei Annaburg. Auf die Veredlung der Schafzucht wurde unausgesetzt der größte Fleiß verwendet, der sich auf das Reichlichste belohnte. Weniger geschah für die Rindviehzucht, doch blieb sie auch nicht unberück- sichtigt. Dagegen hob sich die Bienenzucht und es entstan-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 298

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
298 lichen Ruhe zustimmen, welche die Bürger zu den Waffen rief. Gegen 8000 Bürger ohne Unterschied des Standes bewaffneten sich, und die Ruhe wurde hergestellt. Doch es wurde fühlbar, daß das Volk noch andere Wünsche habe, und daß das Uebel nicht aus dem Grunde gehoben sei, daher wurde auf den Rath erfahrener und wohlgesinnter Staatsmänner der Minister von Einsiedel seines Dien- stes entlassen und der Freiherr von Lin den au an ,seiner Stelle ernannt. Indessen war leicht abzusehen, daß nun- mehr zu durchgreifenden Veränderungen geschritten wer- den müsse, und um diese zu bewirken, entschloß sich der König am 12. September, seinen ältesten Neffen, den Prinzen Friedrich August, zum Mitregenten zu ernenn nen. Der Jubel über diese Ernennung war allgemein, und die Hoffnung, daß nunmehr alles besser werden würde erfüllte alle Sachsen mit der höchsten Begeisterung; denn die wohlwollenden Gesinnungen des Prinzen, seine richti- gen Ansichten von den Bedürfnissen des sächsischen Volks und Staats, seine Charakterfestigkeit und selbststän, dige Denkungsart waren dem Volke bekannt. Um so leich- ter wurden nun die Unruhen gestillt, die in mehrern Pro- vinzialstädten, als Chemnitz, Werdau, Kirchberg, Stollberg, Frankenberg,' Auerbach, Rade- wisch, Schneeberg, und in den nahrungslosen Fabrik- gegenden des Erzgebirges, des Voigtlandes und der Lau- sitz entstanden waren. Sobald Fri e drich August an die Spitze der Re- gierung getreten war, wurden von allen Seiten die Wün- sche nach Verbesserungen laut. Schon am 13. September erfolgte eine Eingabe der Bürger der Neustadt Dres- den, worin sie aus dem, was ihr Gemeindcwesen besonders berraf, auch für's Allgemeine um baldige Einberufung der Stände, zweckmäßige Vertretung des Volks, Milderung der Censur, Aufhebung des Geleits, gleichmäßige Ver- theilung der Abgaben, möglichste Beschränkung der Staats- ausgaben und Abwendung aller Reibungen der verschiede- nen Glaubensparteien baten. Die Bürger der Altstadt- Dresden machten am 10. eine ähnliche Bittschrift und es folgten viele Eingaben einzelner Stände und einzelner Distrutte, die ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 1

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
! E r st c s B u ch. Aeltere Geschichte der einzelnen Lande bis zur Vereinigung Thüringens mit Meißen 1247. ' Erstes Capitel. Sächsisches Land und Volk in der Heidenzeit. <T\ alten Sachsen gehörten zu den deutschen Haupt- völkern, die, nachdem viele andere Volksftämme überwäl- tigt, vertilgt oder ausgewandert waren, oder, sich mit an- dern vereinigt hatten, ihre Selbstständigkeit und eigenthüm- liche Verfaffung fortwährend behaupteten. Sie wohnten anfangs in dem heutigen Herzogthum Holstein und noch etwas weiter nach Süden zu. Das Meer und die Elbe, die ihr Gebiet umflossen, gab ihnen Veranlassung zur Schiff- fahrt, aber auch zur Seeräuberei, wodurch sie zuerst den andern Völkern bekannt wurden. Gar häufig plünderten sie die Küsten von Gallien und Britannien, Frank- reich und England aus, denn Beutemachen galt bei ihnen für kein Unrecht, Streitbarkeit aber für die erste al- ler Tugenden. Ihrer Seeräuberei wegen wurden die Sach- sen im vierten Jahrhunderte n. Ehr. Geb. sogar den Rö- mern furchtbar. Doch auch in den Landkriegen machten sie sich durch ihre Tapferkeit berühmt. Die Römer ach- teten die sächsischen Krieger nächst den fränkischen für die tapfersten unter allen Deutschen, und nahmen sie gern um hohen Sold in ihre Kriegsdienste. Als das Rö- 1 , .' i , . - . ■

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 54

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
54 Weise verheert wurde. Die hessischen und thüringi- schen Lehnsträger und Prälaten waren in zwei Parteien getheilt, so auch die Städte. Die siegende Partei behan- delte die besiegte mit vieler Grausamkeit, die eroberten Bur- gen wurden gebrochen, die Städte verbrannt. Anfangs wurden die Meißner beinah aus ganz Thüringen ver- trieben, dann aber erlangten sie wieder das Uebergewicht. Darauf wandte sich das Glück wieder zu den Braun- schweigern und Hessen und Markgrafheinrich mußte sich bis nach Böhmen zurückzkehen, um dort ein neues Kriegsheer zu werben. Unterdeß befanden sich des Markgra- fen Söhne, Alb recht und Dietrich und der tapfere und treue Rudolf von Varguda in Leipzig mit einer Kriegsschaar. Sie überfielen am 29sten October 1263 den Herzog von Braunschweig, der zu Besenftadt bei Wett in stand, und nahmen ihn und seine Bundesgenos- sen, eine große Menge Ritter und Herrn, gefangen. Da-: durch war der Krieg mit einen Male beendigt, und es kam nun zu einem festen Vergleich. Heinrich das Kind, der nunmehr mündig geworden war, erhielt ganz Hessen und 6 Städte und Schlösser an der Werra, die der Her- zog von Braun schweig zuvor befestigt gehabt hatte. Dieser mußte noch dem Markgrafen Heinrich 8000 Mark Silber Lösegeld zahlen. So wurde ein bedeutender Theil der thüringischen Erbschaft davon getrennt. Wie wenig des Markgrafen Schatz durch den langen Krieg erschöpft war, bewies er dadurch, daß er bald nach geschlossenem Frieden zu Nord Hausen ein glänzendes Tur- nier gab, bei welchem er einen Baum von gediegenem Sil- der mit silbernen und goldenen Blattern und Früchten auf- stellen ließ, und jeder, der sich in dem Stechen ausgezeich- net hatte, erhielt, jenachdem er sich tapfer bewiesen, sil- berne oder goldene Blätter oder Früchte. Damals^ aber traf ein Krieg nicht sowohl den Fürsten, der ihn führte, als das Land. Die Kriege wurden meistens mit Lehns- leuten zmd Verbündeten geführt, diese erhielten aber keinen Sold, sondern machten sich sebst durch Beute und Plün- derung bezahlt. Auch nachdem Hessen von Thüringen getrennt war, blieb der Gesammtstaab des Wettinischen Hauses

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 60

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
60 in ihren Besitzungen zu behaupten, allein die Macht ihrer Gegner war sehr groß. Zwar gewannen sie 1203 einen groß- ßen Sieg über die Brandenburger und bekamen den Markgrafen Johann gefangen, allein dadurch erhielten sie noch nicht die von dem Vater an B ra n d e n b urg verkauf- ten Länder wieder, und bald sollten sic noch mit einem ge- fährlicheren Feinde zu thun haben. König Adolf, der sich in Deutschland ^ine Haus- macht gründen wollte, da er nur ein kleines Landgebiet be- saß, hatte mit den Hilfsgeldern, die er von England erhalten hatte, um Frankreich zu bekriegen, wie schon erwähnt, Alb recht dem Entarteten Thüringen und Meißen abgekauft und eilte, diese Lande in Besitz zu neh- men. Ec drang im September 1294 mit einem starken Heere in Thüringen ein, und viele deutsche Fürsten und Herren leisteten ihm bei diesem ungerechten Feldzuge Beistand. Mehrere thüringische Lehnsträger unterwar- fen sich freiwillig, andere wurden mit Gewalt bezwungen. Das königliche Heer wüthcte mit einer unbeschreiblichen Grausamkeit in Thüringen. Ueberall, wo es hinkam, raubte, plünderte, brannte und mordete es. Nachdem Adolf Thüringen und den größten Theil des Oster- tandes unterworfen hatte, zog er sich an den Rhein zurück, und nun eroberten Friedrich und Diezmann das Ver- lorne wieder. Aber schon im Sommer 1295 erschien Adolf aufs Neue, drang ins Osterland und belagerte darauf Freiberg. Die Stadt vcrtheidigte sich 16 Monate lang und fiel nur durch den Verrath eines Bürgersohns dem Feind in die Hände. Das Schloß wurde durch Hunger zur Ergebung gezwungen, und Adolf handelte so unedel und ließ gegen sein gegebenes Wort die tapfern Vertheidi- ger enthaupten. Die übrigen rettete der edle Friedrich dadurch, daß er ihr Leben durch Abtretung von Meißen und aller seiner noch übrigen Städte und Schlösser erkaufte. So war denn das Haus Wettin seinem völligen Un- tergang nahe. Markgraf Friedrich mußte in der Fremde umherirren, und hatte nicht wohin er sein Haupt legen konnte. Diez mann hielt sich zwar noch in der Lausitz, aber diese wurde auch schon von Böhmen angegriffen. Zum Glück für die bedrängten fürstlichen Brüder mußte König

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 187

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
187 deln wollen, weil er den Kurfürsten von dem Bunde mit Oe streich abwendig zu machen glaubte. Allein der Kur- sürst ließ sich nicht bewegen, die unheilvolle Verbindung auf- zugeben und verbot sogar seinen Unterthanen, mit den Schweden wegen der Lieferungen zu verhandeln. Dafür mußte das unglückliche Vaterland bluten. Die Schweden hausten nun auf eine so greuelvolle Weise, daß sie^ darin noch die unbändigen Wallensteiner und selbst Tilly's Mordbrennerrotte übertrafen. Die Städte Belg ern, Streh- la, Schilda, Wurzen, Kolditz, Leisnig, Lieben« werda wurden niedergebrannt, die Elbe * und Mulde- Gegenden bis in den Grund verwüstet, die bejammernswer- then Einwohner all' ihrer Habe beraubt und dann auf die grausamste Weise gemartert, uin von ihnen ein Bekenntniß ihrer verborgenen Habseligkeiten zu erpressen. Nicht Kinder, nicht Greise, nicht Kranke, nicht Kindbetterinnen wurden verschont, alle nur erdenklichen Qualen, oft nur aus bloßem teuflischen Muthwillen verübt, und alle Menschlichkeit schien bei den wilden Kriegsleuten erstorben zu seyn. Mittlerweile war Kaiser Ferdinand Ii. am 15. Fe- bruar 1637 gestorben und von seinem Nachfolger, Ferdi- nand 11 l. wurde gehofft,.daß er den Leiden des Kriegs schnell ein Ende machen würde, da er billiger als sein Va- ter dachte. Diese Hoffnung war aber eitel, denn nunmehr wurde nicht allein der Religion wegen Krieg geführt, son- dern wegen des Übergewichts der Regentenhäuser Habs- burg und Bourbon, und Spanien und Fra nkr e ich, die in diesen Krieg verwickelt waren, hätten nicht Friede gemacht, wenn auch der Kaiser dazu geneigt gewesen wäre. Was den Krieg in Kursachsen betraf, so rückte ein öst- reich isch es Heer ein, und zwang Banner, die Belage- rung von Leipzig aufzugeben. Nun wurden die Kriegs- greuel, wenigstens auf kurze Zeit, verdoppelt, denn die Schweden verwüsteten und zerstörten alles in den Grund, um für die Kaiserlichen nichts übrig zu lassen, diese dagegen hielten eine desto genauere Nachsuchung und verfuhren mit desto größerer Grausamkeit, je weniger sie fanden. Im April zog sich Banner in's Brandenburgische und nach Pommern, und da ihm die Kaiserlichen folgten, so wurde Sachsen seiner Peiniger ledig.

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 192

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
192 men gelitten, eine Menge Dörfer waren niedergebrannt und sind nie wieder aufgebaut worden. Zu Dresden lebte nur noch der 15. Mann, zu Fr eib erg waren von 4000 wehr- haften Männern nur noch 500 übrig, in Schmiedeberg soll von 400 Ehepaaren nur ein einziges übriggeblieben sein. In Wittenberg wurden die Vorstädte und 167 Mauser in der Stadt zerstört, und die Stadt hatte schon i. I. 1640, 400,000 Lhlr- Schulden. Zörbig wurde 45 mal, Oelsnitz hundertmal geplündert. Die Hungersnot!) war oft so groß gewesen, daß nicht nur Hunde, Katzen und Mäuse, sondern sogar Menschenfleisch gegessen worden war. Der Ackerbau lag ganz darnieder, denn nicht nur fehlte es an dem nölhigen Zugvieh, ihn zu betreiben, sondern die Raubthiere hatten auch so überhand genommen, daß die Menschen sich nicht auf das Feld wagten, weil sie in Gefahr waren, ergriffen zu werden. In einigen Gegenden galt da- her der Scheffel Korn bis 60 Thaler. Durch das geflüch- tete Landvolk waren die Städte überfüllt und nun wüthete auch der Hunger und die Pest darin. Landstreicher, Räu- der und Gauner machten das Land unsicher. Schulen und Universitäten waren leer, viele Kirchen verwüstet, andern fehlte es an Geistlichen. Die Sittlichkeit war tief gesunken, Handel und Verkehr lag darnieder und hatte nur noch in Leipzig einige Lebhaftigkeit.^ Die Münze war durch die Küpper und Wipper beinahe rathlos geworden. Der Bergbau stand aus Menschenmangel still, die Schachten stürzten ein oder ersoffen. Aus gleicher Ursache ging die einträgliche Bienenzucht im Erzgebirge völlig ein. Die Geldnoth war unermeßlich, das Land hatte durch die Kriege an 100 Millionen Thaler verloren, und nur ein geringer Theil von den Brandschatzungen und Kriegssteuern war wieder in's Land in Umlauf gekommen. Die wenigen noch wohlhabenden Kauf - und Gewerbsleute sollten nun für die fehlenden oder verarmten Steuerbaren mit bezahlen. Die Staatsviener und Soldaten konnten ihre Besoldungen nicht ausgezahlt erhalten und sahen sich genöthigt, zu darben oder auf ungerechtem Wege ihren Unterhalt zu erwerben. Selbst der Kurfürst und die fürstlichen Kinder konnten oft das nöthige Geld zu ihrem Unterhalte nicht erhalten. Der Friede mach- te diesem Jammer noch nicht völlig ein Ende, denn nicht
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