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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 43

1868 - Leipzig : Arnoldi
43 Teich, in Italien u. s. w. seinen Geist noch mehr auszubilden, gab er zuweilen die ausfallendsten Proben seiner Stärke. Als er sich einst in Wien befand, bestieg er den hohen Stephansthurm. Absichtlich nahm er 2 Trompeter mit sich hinaus. Angelangt auf dem höchsten Altane des Thurmes, setzte er den einen auf die rechte und den andern auf die linke Hand, hielt sie eine geraume Zeit in's Freie hinaus und ließ sie in dieser gefährlichen Stellung blasen. Bei seinem Aufenthalte in Spanien wohnte er einem Stiergefechte bei, welches die Spanier leiden- schaftlich lieben. Bald bat er, man möge ihm die Schranken öffnen, um auf den stärksten und wildesten Stier losgehen und ihn tobten zu können. Niemand wollte dieß für möglich halten. Indeß Prinz August schritt beherzt auf das Thier zu, und in einem Augenblicke fiel auf einen Hieb der Kopf desselben auf die Erde. Zinnerne Schüsseln und Teller wie Papier zusammenzurollen, galt ihm für ein Leichtes. Eben so zerbrach er Hufeisen ohne alle Anstrengung. Von Letzterem gab er einen Beweis in Ungarn. Sein Pferd hatte nämlich die Hufeisen ver- loren, und er wollte es in einer Stadt wieder beschlagen lassen. Der Schmied brachte die Eisen, der Prinz nahm sie in die Hand, zerbrach sie in kleine Stücke und warf sie mit den Worten auf die Erde: ,,Was für elendes Eisen habt ihr hier zu Lande!" Sowohl der Meister als der Gesell machten große Augen und schlugen andere Eisen auf, wofür sie 2 Speciesthaler erhielten. Jetzt wollte August weiter reisen. Allein der Schmiedegeselle, ebenfalls ein sehr kraftvoller Mensch, bat ihn, noch so lange zu warten, bis er die beiden Speciesthaler probirt habe. Er nahm jeden einzelnen, zerbrach ihn in zwei Hälften, warf sie auf die Erde und sprach; „Was für elendes Silber ist zu diesem Gelde!" Der Prinz gewann ihn deshalb so lieb, daß er ihn augenblicklich in seine Dienste nahm. Als er die Stadt Nürnberg und das dasige Zeughaus besah, versuchte er seine riesenmäßige Kraft an einer unge- heuren eisernen Kugel im dasigen Zeughause, die ein einziger Mensch zu bewegen gar nicht im Stande war, und die von 4 starken Männern uur mit der größten Mühe einen Messerrücken hoch gehoben werden konnte. Wie sehr erstaunte man, als August diese Last zwei Spannen hoch von der Erde hielt. Auch in anderen körperlichen Fertigkeiten hatte er es sehr weit gebracht. Er war ein eben so guter Schütze als kühner Reiter. In einem Saale zu Nürnberg versprach er, das bren- nende Licht, das am entgegengesetzten Ende des Saales stand, mit der Pistolenkugel zu treffen; er zielte, drückte die Pistole ab, und der bren- nende Docht erlosch. M^ seinem Bruder ritt er einmal von Wurzen nach Leipzig um die Wette und legte den Weg, welcher 3 Meilen beträgt, in der kurzen Zeit von 5 Viertelstunden zurück. An den Höfen zu Lissabon, Madrid, Paris, so wie in Italien,

2. Der sächsische Kinderfreund - S. 193

1868 - Leipzig : Arnoldi
193 Dorfe Schönheide, dem größten Dorfe des Obergelirges mit 5000 Einwohnern. Man treibt hier ausgebreiteten Handel mit Spitzen und Blechwaaren. An der nahen Mulde befindet sich der Schönheider Hammer mit einem großen Hohofen. Es werden hier treffliche Oefen, Brückengeländer und Maschinen gegossen. Bei Grünhain war es, wo der Köhler Schmidt 1455 den geraubten sächsischen Prinzen Albert befreite und den Ritter Kunz von Kaufungen gefangen nahm. Wolkenstein an der Zschopau fertigt Spitzen, wollene Strümpfe und Leinwand. Es liegt auf einer beträchtlichen Höhe und gewährt eine schöne Aussicht in das Zschopauthal. Heinrich der Fromme, der in Freiberg restdirte, und Albrecht derbeherzte, hielten sich oft daselbst auf. Auch giebt es in dem nahen Dorfe Geh- rin gswalde ein mineralisches Bad mit starker lauer Quelle, ge- wöhnlich das W o l k e n st e i n e r Bad genannt. Zschopau, an der Zschopau, worüber eine treffliche steinere Brücke führt, hat große Bleichen, wo die Leinwand gebleicht wird; die dasigen Tuchmacher liefern gutes Tuch; auch giebt es daselbst Kattun- druckereien, Spinnmühlen und Strumpfwirker. Nicht weit davon be- findet sich das Blaufarbenwerk Zschopenthal, dessen Gebäude blau angestrichen sind und recht freundlich aussehen. Augustusburg, auf dem hohen Schellenberge erbaut, steht man mit seinem großen Schlosse schon in weiter Ferne liegen. Der Vater August, der das Schloß 1568 bis 1572 erbauen ließ, wohnte oft daselbst mit seiner Gemahlin, Mutter Anna genannt. Auf dem Schloßhofe steht eine über 400 Jahre alte Linde, die 13 Ellen im Umfange hat, aber nur 4 Ellen hoch ist, und deren starke Aeste sich so weit ausbreiten, daß sie auf 45 Säulen ruhen. Merkwürdig bleibt der 298 Ellen tiefe Brunnen, den man in den härtesten Felsen gehauen hat. Er ist mit einem Gebäude überdeckt, unter welchem das Wasser mit Hilfe einiger Ochsen in Tonnen heraufgewunden wird. Große Freude macht es dem Reisenden, wenn der Brunnenwärter eine Flinte in den Brunnen abschießt,, damit man das vielfache Echo höre, oder wenn er einen Leuchter mit 12 angezündeten Lichtern an einem langen Seile hinabläßt, die immer kleiner werden, je tiefer sie kommen, bis sie endlich im Wasser verlöschen. Die freundliche Schloßkirche hat einige merkwürdige Gemälde. In dem Bärengarten hielt man zu den Zeiten des Churfürsten Friedrich August Ii. Bären, die man zu Jagdbelustigungen nach Dresden bringen und nach der Jagd wieder nach Augustusburg schaffen ließ. Zuweilen stiegen die Bären über die Mauern und richteten großes Unheil in dem Städtchen Schellenberg an. Folgende Otto, Kinderfrennd. 13

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 44

1868 - Leipzig : Arnoldi
44 hatte sich August in seiner Jugend lange aufgehalten, wodurch sein Geschmack für schöne Gemälde, für herrliche Gebäude und überhaupt für Alles, was glänzend und prachtvoll genannt werden mag, gebildet worden war. Er wendete daher große Summen darauf, sein Land zu verschönern. Ihm verdanken wir den Bau des geschmackvollen Jagdschlosses zu Hubertus bürg bei Oschatz, sowie die Verschönerung des Jagdschlosses zu Moritzburg. Besonders freigebig bewies er sich gegen seine Residenz Dresden. Wir erinnern hier nur an den Japanischen.palast zu Neustadt-Dresden, an die kostbaren Anlagen, die er in der Stadt vornahm, an das große Opernhaus, an den herrlichen Zwinger, an die Verbesserungen mit der Elbbrücke, die er mit einem eisernen Geländer versah, an die besseren Einrichtungen in Friedrich st a dt. Außerdem sparte er nichts, um das grüne Gewöl- be, die Bildergallerie, das Zeughaus und Naturaliencabinet mit Seltenheiten zu bereichern. Die größte Pracht ließ er jedoch in dem Lustlager zu Zeithain bei Mühlberg im Jahre 1730 blicken, welches er im Juni mit seiner 30,000 Manu starken Armee bezog. Hier fehlte es an nichts, was die anwesenden Fürsten ergötzen konnte, und den ganzen Monat hindurch gab es jeden Tag neue Ergötzlichkeiten, die fast eine Million Thaler kosteten. Besonders merkwürdig war das große Feuerwerk. An dein Gerüste hatten 200 Zimmerleute ein halbes Jahr lang gearbeitet, und es wurden dazu 18,000 Stämme Holz nebst 300 Schock Brettern gebraucht. Das Gerüst selbst war 96 Ellen hoch, 244 Ellen breit, und an der Vorderseite mit 6000 Ellen neuer, bemalter Leinwand bedeckt. Hinter demselben standen 60 Kanonen, 48 Mörser und 42 Kasten voll Raketen. Bei einer Illumination brannten mehr als eine halbe Million Lampen. Auf der Elbe schwamm eine Flotte, wovon das größte Schiff über 20,000 Thaler kostete, und deren Schiffer wie holländische Matrosen gekleidet waren. Ja, eine Abtheilung der Armee stellte sogar Janikscharen vor, die türkische Kleider und Waffen trugen. Das Sonderbarste jedoch war ein Kuchen, 14 Ellen lang, 6 Ellen breit und 1/2 Elle dick, den 8 Pferde aus einem 10 Ellen breiten Wagen zogen, und ein Zimmermann mit einem 3 Ellen langem Messer theilte. Man brauchte dazu 17 Scheffel Mehl, 4 Tonnen Milch, 82 Schock Eier und eine Tonne Hefen. Am letzten Tage ward die ganze Armee von 30,000 Mann auf hölzernen Tellern gespeist,welche die Soldaten nach aufgehobener Tafel auf einen gegebenen Wink in die Elbe werfen mußten. Von 'dieser Pracht sprach man in ganz Europa. Bei aller dieser Herrlichkeit sah jedoch August der Starke seine Regierung öfter beunruhigt. 1697 war er nämlich zum Könige von Polen ernannt worden. Kein protestantischer Fürst durfte den polni-

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 52

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
52 Hände der wilden Türken zu gerathen. Fm Fahre 1694 trat August die Regierung an, weil sein älterer Bruder Georg Iv. 'zu Dresden in einem Alter von 26 Fahren unerwartet an den Blattern starb. Fn seiner frühesten Fugend stärkte er seinen Körper im Fechten, Reiten und in andern ritter- lichen Uebungen, wodurch er eine solche Leibeskraft bekam, daß es ihm kein Mensch gleich that. Auf seinen Reisen, die er öfters unternahm, um in Spanien, in Frankreich, in Ftalien u. s. w. seinen Geist noch mehr ariszubilden, gab er zuweilen die auffallendsten Proben seiner Stärke. Als er sich einst in Wien befand, so bestieg er den hoben Stephansthurm. Absichtlich nahm er 2 Trompeter mit sich hinauf. Angelangt auf dem höchsten Altane des Thurmes, setzte er den einen auf die rechte und den andern auf die linke Hand, hielt sie eine geraume Zeit in's Freie hinaus, und ließ sie. in dieser gefährlichen Stellung blasen. Bei seinem Aufenthalte in Spanien wohnte er einem Stierge- fechte bei, welches bekanntlich die Spanier leidenschaftlich lie- den. Bald bat er, man möge ihm die Schranken öffnen, um aus den stärksten und wildesten Stier losgehn und ihn tobten zu können. Niemand wollte dieß' für möglich halten. Fndeß Prinz August schritt beherzt.'auf das Thier zu, und in einem Augenblicke fiel auf Einen Hieb der Kopf desselben auf die Erde. Zinnerne Schüsseln und Teller .wie Papier zusammen zu rollen, galt ihm für etwas Leichtes. Eben so zerbrach er ein Hufeisen ohne große Anstrengung. Don Letzterem gab er einen Beaveis in Ungarn. Sein Pferd hatte nämlich die Hufeisen verloren, und er wollte es in einer Stadt wieder beschlagen lassen. Der Schmied brachte die Eisen, der Prinz nahm sie in die Hand, zerbrach sic in kleine Stücke, und warf sie mit den Worten auf die Erde: „Was für elendes Eisen habt ihr hier zrl Lande!" Sowohl der Meister als der Geselle machten große Augen und schlugen andre Eisen auf, wofür sie zwei Speciesthaler erhielten. Fetzt wollte August weiter reisen. 'Allein der Schmiedegeselle, ebenfalls ein sehr kraftvoller Mensch, bat ihn, noch so lange zu warten, bis er die beiden Species- thaler probirt habe. Er nahm jeden einzeln, zerbrach ihn in zwei Hälften, warf diese auf die Erde und sprach: „Was für elendes Silber ist zu diesem Gelde!" Der Prinz

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 53

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
gewann ihn deßhalb so lieb, daß er ihn augenblicklich in seine Dienste nahm.' Als er die Stadt Nürnberg und das dasige Zeughaus besuchte, so versuchte er seine riefen* mäßige Kraft an einer ungeheueren eisernen Kugel im dasigen Zeughause, die ein einziger Mensch gar nicht zu bewegen im Stande war, und die von vier starken Männern nur mit der größten Mühe einen Messerrücken hoch gehoben werden konnte. Wie sehr erstaunte nian, als August diese Last zwei Spannen hoch von der Erde hielt. Auch in an- dern körperlichen Fertigkeiten hatte er es sehr weit gebracht. Er war ein eben so guter Schütze als kühner Reiter. In einem Saale zu Nürnberg versprach er, das brennende Licht, das a>n entgegengesetzten Ende des Saales stand, nrit der Pistolenkugel zu treffen; er zielte, drückte die Pistole ab, und der brennende Docht erlosch. Mit seinem Bruder- ritt er einmal von Wurzen nach Leipzig unr die Wette, und legte den Weg, welcher drei Meilen betragt, in der kurzen Zeit von fünf Viertelstunden zurück. An den Höfen zu Lissabon, Madrid, Paris, so wie in Italien, hatte sich August in seiner Jugend lange aufge- halten, wodurch sein Geschmack für schöne Gemälde, für- herrliche Gebäude und überhaupt für Alles, was glanzend und prachtvoll genannt werden mag, gebildet worden war. Er wendete daher große Summen' darauf, sein Land zu verschönern. Ihm verdanken wir den Bau des geschmackvol- len Jagdschlosses zu Hubertusburg bei Osehatz, so wie die Verschönerung des Jagdschlosses zu M o r i tz b u r g. Besonders freigebig bewies er sich für seine Residenz Dres- den. Wir erinnern hier nur an den I a p a n i s ch e n Palast zu Neustadt-Dresden, an die kostbaren Anlagen, die er in dieser Stadt vornahm, an das grosse Opern- haus, an den herrlichen Zwinger, an die Verbesserun- gen mit der Elb b rücke, die er mit einem eisernen Ge- lander versah, an die besseren Einrichtungen in Friedrich- stadt. Außerdem sparte er nichts, um das grüne Gewölbe, die Bildergallerie, das Zeughaus, das Naturalicnkabinet mit Seltenheiten zu bereichern. Die größte Pracht ließ er je- doch in dem Luftlagcr zu Z e i t h a i n bei Mühlberg im Jahre ‘1750 blicken, welches er im Juni mit seiner 50,000 Mann starken Armee bezog. Hier fehlte cs gn nichts,

6. Vaterlandskunde - S. 152

1831 - Leipzig : Reclam
152 andern Generalen und Ministern unterhalten haben! In hier ist es auch, sagte Herr Müller, wo er seinen groß- ßen Geist aushauchre, Kurz vor seinem Dqhinscheihen soll er sich auf einem Lehnstuhle uoch eiumal aus sei- nem Zimmer in das Freye haben tragen lassen, und bey'm Anblick der untergeheriden Sonne gesagt haben: „bald werde ich dir naher kommen!" Ganz in der Nahe des Schlosses zeigte Herr Müller seinen Freunden auch den Begrabnißplatz der Lieblingshunde und des Leibpferhes des großen Mannes; jedes dieser Thiere, die er sehr geliebt hat, hatte einen Stein über feinem Grabe mit seinem Namen, Diese Hunde, von der Art der Windspiele, erzählte Herr Müller, waren fast immer um ihn, und hatten es sehr gut; beson- ders stand bey ihm die Hündin, Biche genannt, sehr gut, weil sie ihm im Kriege mit Oestreich einmal das Leben gerettet hatte. Der König hatte sich nehmlich zu Fuß etwas zu weit von seinem Gefolge entfernt, als er plötzlich eine Truppe Feinde auf sich zukommen sah, welcher er nur dadurch entgehen konnte, daß er sich unter einer hölzernen Brücke verbarg und wartete, bis die Feinde vorüber waren. Leicht hätte ihn Biche durch ihr Gebell verrathen können, allein schweigend schmiegte sie sich unter den Mantel ihres Herrn; und als er endlich glücklich wieder zu den Seinigen gekommen war. Zeigte er auf Biche, und sagte: „dies ist meine beste Freundin!" — Die Gesellschaft freuete sich über die Treue diesis Thieres und ging nun weiter, um sich noch mehr in dem großen weitlauftigen Garten, wel- cher zu Sanssouci gehört, umzusehen. Sie fanden mehrere Gange, welche sich zwischen schattigen Gebüschen und unter hohen Baumen hinzogen, trafen mehrere Ge- bäude in demselben an, große Treib - und Gewächshäu- ser, viele Statuen und dergl., bis sie endlich, als sie aus einem dunkelnlaubengange heraustraten, ganz wider Er-

7. Vaterlandskunde - S. 251

1831 - Leipzig : Reclam
251 chen Düben mit seiner großen Halde umschließt, bey dem sich auch ein großes Alaunbergwerk befindet. Wir nähern uns nun der Elbe und verweilen hier am mei- sten in Wittenberg, der größten und wichtigsten Stadt an derselben in unserm Bezirke. Sie ist, wie es sich bey einer Festung nicht anders denken laßt, mit starken Mauern und tiefen Graben umgeben, und hat schon oft das traurige Schicksal gehabt, von den Feinden belagert und beschossen zu werden. Auch in dem letzten Kriege, wo sie vou den Franzosen besetzt war, har sie viel gelirren, ihre Vorstädte wurden nie- dergebrannt, und viele ihrer Hauser in Asche gelegt, bis sie endlich von dem tapfern General Tauenzien und seinen braven Preußen deu Franzosen mit Sturm genommen wurde. Die Zahl der Einwohner belauft sich vhngefahr auf 65oo, welche hauptsächlich Tuch- macherei und Leinweberei treiben. Früher war hier ei- ne große Universität, die jedoch aufgehoben und mit der Halleschen vereinigt ist. Wichtiger und merkwür- diger ist Wittenberg durch das Leben und Wirken Lu- thers, welcher als Prediger und Lehrer an der Uni- versität hier das Licht des Evangeliums leuchten ließ, und die verbesserte und vom Jrrthum und Aberglau- den gereinigte christliche Lehre verbreitete. Von hier aus ging sein Wort und großes Werk der Reforma- tion oder Kirchenverbesserung, und heute noch kann man die Thüre an der Schloßkirche daselbst sehen, wo er am 5i. Oct. 1617, welchen Tag man daher auch das Reformatiousfesi nennt, 95 Satze ge- gen die Mißbräuche und nichtbiblischen Lehren der katholischen Kirche anschlug. Noch zeigt man bey Wit- tenberg den Ort, wo er umgeben von einer Menge Studenten das päpstliche Recht in die Flammen wärf, und dabey sagte: „ich habe geschworen, falsche und verführerische Lehren zu vertilg

8. Vaterlandskunde - S. 252

1831 - Leipzig : Reclam
252 gen, da Andere die Furcht hindert, es zu thun; mir aber Gott dazu Muth und Freu- digkeit gegeben hat, so muß ich es auch thun! Der Wurf ist geschehen, despapstes Gunst oder Ungunst mag dahin fahre n." Auch zeigt man noch das Stübchen, iu welchem er wohnte; es ist zwar alt und dunkel und Niemand hat gewagt, etwas in demselben zu verändern; aber ge- wiß betritt es Keiner, ohne sich des frommen Mannes und seines großen Werkes mit Liebe und Dankbar- kcit zu erinnern. Luther starb zwar, wie ihr gehört habt, in Eisleben; allein sein Leichnam wurde hie- hergebracht und in der Schloßkirche beygesetzt. Ne- den ihm ruht auch zugleich sein treuer Freund und Gehülfe, Philipp Melanchkhon, dessen ehemali- ges Wohnhaus den Fremden ebenfalls noch gezeigt wird, und über ihren Gräbern sieht man die Bildnisse beys der in Lebensgröße aufgehangt. Auf dem Markte Wit- tenbergs stehet auch eine aus Eisen gegossene Bildsäu- le Luthers, wo er, die Bibel in der Hand, groß und erhaben dasteht, und au welcher man folgende In- schriften lies't: „Glaubet an das Evangeli- um.— Ist' s Gottes werk, so wirch's bestehn, ist's Menschen werk, wird's untergehn.— Ein' feste Burg ist unser G o t t!u — In dem ehemaligen Klostergebaude, worin Luther gewohnt hat, ist jetzt ein Seminar für angehende Prediger errichtet, so daß uns also hier Vieles an den großen Mann er- innert. Gedenket seiner, so oft ihr eure Bibel gebrau- chet, denn er war es, der sie in das Deutsche über- setzte , und sie dadurch für Jedermann zur Quelle des Trostes und der Erbauung öffnete; er war es auch, welcher aus Liebe zur Jugend, da er mit Wehmuch ihre Unwissenheit in der Religionslehre sah, den Ka- techismus verfertigte, nach welchem die Schuljugend

9. Vaterlandskunde - S. 317

1831 - Leipzig : Reclam
317 wohnern <m der Lahn und in einer angenehmen gebir- gigen Gegend am merkwürdigsten ist, ist ganz von den übrigen abgesondert und größtentheils von hessischen Landern umschlossen. B. Der Regierungsbezirk Aachen«. Wir haben schon oben angeführt, daß dieser Be- zirk sich durch seine Tuch - und Kasimir - Fabriken \o wie durch seine großen Gerbereien und Nadel - Fabriken vor den übrigen Regierungsbezirken auszeichnet. Wir wollen jetzt seine vorzüglichen Oerter und Kreise naher kennen lernen, und verweilen daher bey der größten und wichtigsten Stadt in demselben, bey Aachen. Diese, 9 3 ,M. von Berlin, gehört zu den ältesten und merkwürdigsten Städten unsers Vaterlandes. Sie war früher die Residenz und Krönungsstadt der deutschen Kaiser, und man kann den marmornen Stuhl daselbst noch sehen, auf welchem die Kaiser bey der Krönung saßen; auch die Gebeine Karls des Großen ruhen hier und über seinem Grabe hangt eine große vergoldete Krone, so wie auch auf dem Markte ein vergoldetes Standbild dieses Wohlrhaters der deutschen Lander sic- her. Diese und noch mehrere andere Sehenswürdig- keiten befinden sich in dem alten Rathhause und in der Domkirche, zwey höchst merkwürdige Gebäude aus der alten Zeit. In der letzten werden außerdem noch ei- ne Menge Gegenstände zum Andenken an Personen aus der biblischen Geschichte aufbewahrt und von den Ka- tholiken ganz besonders werth gehalten, z. B. der wei- ße Rock der Maria, das Schweißtuch Jesu, ein Split- ter vom Kreuze Christi, der Gürtel Christi und der Maria, einige Haare von derselben u. s. w. Alle 7 Jahre werden diese Sachen, die man Reliquien nennt, und als große Heiligthümer verehrt, 14 Tage lang zur Anschauung ausgestellt, und das Volk drängt

10. Vaterlandskunde - S. 173

1831 - Leipzig : Reclam
173 ren das ziemlich lebhafte Städtchen Driesen in einer angenehmen Gegend an der Netze, welche nicht weit davon die ans Pommern kommende Drage aufnimmt, gehört. Die folgenden Kreise zeichnen sich besonders durch ihre starke Tuchweberei aus, so wie auch mehrere Eisenhütten und Hammerwerke in ihnen ange- troffen werden. Dies ist z. B. schon im Kreise Stern- berg der Fall, wo Zielen zig, in dessen Nahe au- ßerdem noch ein sehr großes Braunkohlenlager ist, D rossen und Sonnen bürg sich meistentheils mit der Tuchweberei beschäftigen, und in welchem auch das Dorf Gleißen wegen eines Mineralbades und Alaun- bergwerks zu merken ist. In Züllichau, eine Stunde von der Oder, in einer fruchtbaren Gegend, in welcher auch einiger Weinbau betrieben wird, mit 5ooo'(£., sind fast Zoo Tuchweber und liefern Tuch die Elle von 20 Sgr. an bis zu L Thlr. Hier ist auch ein Waisenhaus, von dem frommen und gottesfürchtigen Nadler Stein ba rt gestiftet und mit einer hohen Schule verbunden; so wie nicht weit von der Stadt ein blutiges Schlachtfeld vom Jahre 1769, wo 6000 Preußen unter ihrem Gene- rale Wedell den Heldentod starben.— Gehen wir nun auf das linke Ufer der Oder, über welche bey Cros- sen eine lange Brücke führt, so befinden wir uns am Einflüsse des Bobers in die Oder in einer Niederung von Weinbergen umgeben, und treffen in der Stadt Crossen ebenfalls bedeutende Tuchfabriken an, wel- che nebst Handel und Schifffahrt die Hauptbeschäftigung der Einwohner ausmachen, deren Zahl fast 4ooo ist. Sowohl hier als auch anderwärts in ihrem Kreise kommt man auf einige Eisenhammerwerke und auf einen Draht- zug. Bedeutender als Crossen ist die Stadt Gu- den an der Neiße mit 7000 E., in einer sehr ange- nehmen und fruchtbaren Gegend, in welcher ziemlich guter Wein und viel Obst erbauet wird; unter den Ge-
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