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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 214

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
214 Stande der Landschaft keine neuen Schulden aufzudringen, keine Werbung, Krieg oder Bündnisse zu schließen, und keine Veränderung in der Religion wie auch keine Steuerveränderung vorzunehmen, kehrte der Kurfürst sich nicht, und trotz den großen Bewilligungen, die den Ständen abverlang-t wur- den, erlangten sie nicht nur keine Vermehrung ihrer Rechte, sondern litten noch in mehrerer Hinsicht eine Verminderung derselben, doch kam 1728 eine Landtagsordnung zu Stande. Das Heerwesen war es vornehmlich, was des Landes Kräfte verschlang und viele Millionen kostete. Schon i. I. 1711 belief sich das Heer auf 30,000 Mann. Da diese Kriegsmacht noch dazu sehr glänzend ausgerüstet und bei öftern Verlusten immer wieder ergänzt werden mußte, so konnte das Land die Kosten nicht mehr erschwingen und sie wurde in Etwas vermindert. Im Jahr 1726 war das Heer aber wiederum auf 20,000 Mann zu Fuß und 7000 Mann zu Pferd gebracht, deren Unterhaltung an 2 Millio- nen Lhaler kostete. Schwere Klagen des Volks und der Stände wurden wegen den gewaltsamen Werbungen der jungen Mannschaft geführt. Da Friedrich August in irgend einer Art des Glanzes sich nicht gern von andern Monarchen übertreffen ließ, so ahmte er auch die damals in Preußen herrschende kriegerische Prunkliebe nach. Er ließ i. I. 1780 bei Mühlberg ein Lustlager halten, wo- bei er 30,000 Mann auf französische Art in den Waf- fen geübt stellte. Ezi waren dabei der König und der Kur- prinz von Preußen, außerdem aber noch 47 Fürsten zugegen. Die kostbarsten Prunkfeste, Illuminationen, Feuer, werke wurden dabei gegeben, und dieses Lustlager kostete dem Lande eine Million Thaler. Bei den unaufhörlichen Verwickelungen Friedrich August's 1. in auswärtige Angelegenheiten, bei seinen vie- len Kriegen und bei den mannigfachen Vergnügungen und Zerstreuungen, denen er sich ohne Maß und Ziel überließ, ist es wahrlich zu verwundern, daß in seinen Erblanden bei allen Verwaltungszweigen noch so viel geschah und Kur- sachsen gegen andere deutsche Länder, deren thätige Re- gierungen ungesäumt stets das Beste bewirkten, was Zeit und Umstande erforderten, nicht gar zu sehr zurückblieb.

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 267

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
267 leon den Erbau einer Landesfestung in Torgau, die unter 5 bis 6 Millionen Thlr. nicht herzustellen war, Gegen den Willen des gewaltigen Kaisers galt kein Wi- derspruch, das Land mußte die schwere Last ohne Murren übernehmen. Was hals es, daß der König von Napo- leon persönlich hochgeehrt wurde, wer vortheilte davon, daß der König von Sachsen über mehr Land und Leute gebot, als der König von Preußen, stiegen doch die Ab- gaben und die Staatsschulden jährlich höher, während der Handel in Verfall gerieth, der Ackerbau stockte und beinah alljährlich einige Tausend Männer und Jünglinge ihr Leben verloren auf dem Schlachtfelde oder in den Spitälern. Zwar erhielten die Manufacturen und Fabriken durch die Handelssperre einigen Aufschwung und ihre Zahl vermehrte sich ansehnlich von Jahr zu Jahr, allein es ließ sich vor- aussehen, daß dieser Vortheil nur vorübergehend sein würde, auch war er so bedeutend nicht, um die andern großen Schadenstände auch nur einigermaßen zu übertragene Nur ein Thor konnte den traurigen äußern Schimmer Sach- sens für etwas Erfreuliches halten! Eine Schreckenszeit rückte immer näher heran, der Ausbruch eines Völkerkriegs war unvermeidlich. Spanien und P ortugal hatten seit 1808, von England unter- stützt, die Waffen ergriffen. Alexander I. mannigfach durch Napoleons Herrschsucht bedroht, rüstete gewaltig, söhnte mit England sich aus, schloß Frieden mit der Pforte, Bündnisse und Verträge mit England, Schwe- den und den Cortes von Spanien. Frankreichs Kaiser wünschte diesen Krieg, durch den er die letzte selbst- ständige Macht des europäischen Festlandes zu brechen hoffte. Ganz Italien und dem rheinischen Bund gebot er schleunig zu rüsten, mit Oeftreich und Preußen schloß er Bündnisse, durch die sie sich verbindlich machen mußten, bedeutende Streitkräste zu stellen, ganz besonders aber nahm er das von ihm gestiftete Herzogthum Warschau in An- spruch, dessen Bewohnern er mit der Wiederherstellung des Königreichs Polen schmeichelte und dadurch zu den un- erhörtesten Anstrengungen in Stellung von Mannschaft und Kriegsbedürfnissen verinochte, denn nur von dem Eifer, mit dem sie sein Unternehmen unterstützten, sollte es ab-

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 1

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
! E r st c s B u ch. Aeltere Geschichte der einzelnen Lande bis zur Vereinigung Thüringens mit Meißen 1247. ' Erstes Capitel. Sächsisches Land und Volk in der Heidenzeit. <T\ alten Sachsen gehörten zu den deutschen Haupt- völkern, die, nachdem viele andere Volksftämme überwäl- tigt, vertilgt oder ausgewandert waren, oder, sich mit an- dern vereinigt hatten, ihre Selbstständigkeit und eigenthüm- liche Verfaffung fortwährend behaupteten. Sie wohnten anfangs in dem heutigen Herzogthum Holstein und noch etwas weiter nach Süden zu. Das Meer und die Elbe, die ihr Gebiet umflossen, gab ihnen Veranlassung zur Schiff- fahrt, aber auch zur Seeräuberei, wodurch sie zuerst den andern Völkern bekannt wurden. Gar häufig plünderten sie die Küsten von Gallien und Britannien, Frank- reich und England aus, denn Beutemachen galt bei ihnen für kein Unrecht, Streitbarkeit aber für die erste al- ler Tugenden. Ihrer Seeräuberei wegen wurden die Sach- sen im vierten Jahrhunderte n. Ehr. Geb. sogar den Rö- mern furchtbar. Doch auch in den Landkriegen machten sie sich durch ihre Tapferkeit berühmt. Die Römer ach- teten die sächsischen Krieger nächst den fränkischen für die tapfersten unter allen Deutschen, und nahmen sie gern um hohen Sold in ihre Kriegsdienste. Als das Rö- 1 , .' i , . - . ■

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 187

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
187 deln wollen, weil er den Kurfürsten von dem Bunde mit Oe streich abwendig zu machen glaubte. Allein der Kur- sürst ließ sich nicht bewegen, die unheilvolle Verbindung auf- zugeben und verbot sogar seinen Unterthanen, mit den Schweden wegen der Lieferungen zu verhandeln. Dafür mußte das unglückliche Vaterland bluten. Die Schweden hausten nun auf eine so greuelvolle Weise, daß sie^ darin noch die unbändigen Wallensteiner und selbst Tilly's Mordbrennerrotte übertrafen. Die Städte Belg ern, Streh- la, Schilda, Wurzen, Kolditz, Leisnig, Lieben« werda wurden niedergebrannt, die Elbe * und Mulde- Gegenden bis in den Grund verwüstet, die bejammernswer- then Einwohner all' ihrer Habe beraubt und dann auf die grausamste Weise gemartert, uin von ihnen ein Bekenntniß ihrer verborgenen Habseligkeiten zu erpressen. Nicht Kinder, nicht Greise, nicht Kranke, nicht Kindbetterinnen wurden verschont, alle nur erdenklichen Qualen, oft nur aus bloßem teuflischen Muthwillen verübt, und alle Menschlichkeit schien bei den wilden Kriegsleuten erstorben zu seyn. Mittlerweile war Kaiser Ferdinand Ii. am 15. Fe- bruar 1637 gestorben und von seinem Nachfolger, Ferdi- nand 11 l. wurde gehofft,.daß er den Leiden des Kriegs schnell ein Ende machen würde, da er billiger als sein Va- ter dachte. Diese Hoffnung war aber eitel, denn nunmehr wurde nicht allein der Religion wegen Krieg geführt, son- dern wegen des Übergewichts der Regentenhäuser Habs- burg und Bourbon, und Spanien und Fra nkr e ich, die in diesen Krieg verwickelt waren, hätten nicht Friede gemacht, wenn auch der Kaiser dazu geneigt gewesen wäre. Was den Krieg in Kursachsen betraf, so rückte ein öst- reich isch es Heer ein, und zwang Banner, die Belage- rung von Leipzig aufzugeben. Nun wurden die Kriegs- greuel, wenigstens auf kurze Zeit, verdoppelt, denn die Schweden verwüsteten und zerstörten alles in den Grund, um für die Kaiserlichen nichts übrig zu lassen, diese dagegen hielten eine desto genauere Nachsuchung und verfuhren mit desto größerer Grausamkeit, je weniger sie fanden. Im April zog sich Banner in's Brandenburgische und nach Pommern, und da ihm die Kaiserlichen folgten, so wurde Sachsen seiner Peiniger ledig.

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 81

1868 - Leipzig : Arnoldi
81 nehmen; aber weil er die Jagd bloss für massige Leute geeig- net fand, so schrieb er mehre Bücher, welche sein angefangenes Werk förderten. Die wichtigste Arbeit blieb jedoch die, dass er die deutsche Uebersetzung der Bibel anfing; denn das Volk konnte nicht in der Bibel lesen, weil sie in der latei- nischen Sprache abgefasst war. Den Anfang machte er mit dem neuen Testamente, welches er noch auf seinem Schlosse zu Stande brachte, so dass es am 21. September 1522 im Druck erschien. Durch anhaltende Anstrengungen ward er kränklich; der Teufel — so glaubte er — focht ihn an, und man sagt, er habe sogar einmal das Tintenfass nach dem Satan geworfen. Wenigstens zeigt man noch jetzt in der Stube, wo Luther studirte, den Tintenfleck an der Wand. Weil Luther zu viel arbeitete und krank wurde, unternahm er auf Anrathen der Aerzte zu Eisenach öftere Reisen; er selbst war als Ritter ge- kleidet, und man gab ihm einen verschwiegenen Reiter als Begleiter mit. Auf diese Weise besuchte er während seiner Gefangenschaft die Städte Gotha, Erfurt, Jena und selbst Wittenberg. An letzterem Orte fürchtete er Unruhe, weil man mit der Reformation zu rasch vorwärts ging. Luther reist wieder nach Wittenberg. Während Luther auf der Wartburg so eifrig für die Refor- mation arbeitete, entstanden in Wittenberg Unruhen, die Alles, was bisher geschehen war, hätten zerstören können. Schon 1521 lebten zu Zwickau im Erzgebirge unverständige Schwär- mer, die sich für göttliche Gesandte erklärten, die Kindertaufe verwarfen und verlangten, dass jeder erwachsene Christ noch einmal getauft werden solle, weshalb man sie Wiedertäufer nannte. Diese Schwärmer wared die beiden Tuchmachergesellen Nicolaus Storch und Marcus St üb ner; mit ihnen verband sich der unruhige Prediger Thomas Münzer. Sie trieben ihren Unfug bald so weit, dass man sie aus der Stadt verwies. Sie wendeten sich daher von Zwickau nach Wittenberg. Hier fanden sie Manchen, der es mit ihnen hielt; besonders gefielen einem Freunde Luther’s, D. Karlstadt, diese gewaltsamen Neuerungen. Dieser ging in seiner Hitze, von vielen Studiren- den und andern Personen begleitet, eines Tages in die Witten- berger Schlosskirche, zerschlug mit ihnen die Bilder, riss die Verzierungen von den Altären und trieb die Geistlichen, welche sich gerade mit der Messe beschäftigten, mit Gewalt aus der Kirche. Das war eine grosse Entweihung des Gotteshauses, Otto, Kinderfreund. 6

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 217

1868 - Leipzig : Arnoldi
217 13) Die Feier des Sonntags. Die Kirche ist dazu da, dass die Menschen Belehrung, Besserung und Beruhigung darin suchen und finden. Wollte man die Kirche verschliessen und gar nicht mehr danach fragen, ob Gott verehrt werde oder nicht, so würden die Men- schen in kurzer Zeit höchst lasterhaft werden. Diess sah man recht deutlich in Frankreich zur Zeit der Revolution. Das Volk wurde immer zügelloser, je weniger man auf den Gottes- dienst achtete. Um nun in unserem Vaterlande die Unterthanen zu wahren Christen zu bilden, so giebt es weise Gesetze, welche sich auf die Sabbathfeier beziehen und Jedem die gebührende Strafe zuerkennen, der absichtlich die Tage stört, welche zur Anbetung Gottes bestimmt sind. Der Unterthan soll an den Sonn-, Feier- und Busstagen die Kirche fleissig besuchen, wie es sich für einen wahren Ver- ehrer Gottes und Jesu schickt, auch den Gottesdienst wenigstens so lauge abwarten, als der Prediger noch auf der Kanzel steht. In der Kirche hat man sich alles Lachens, Flanderns und anderen Unfuges, wodurch die Leute in ihrer Andacht gestört werden, zu enthalten. Die Aeltern und Herrschaften sind verbunden, ihre Kinder und Dienstboten zum fleissigen Kirchenbesuche anzuhalten und sie zu ermahnen, dass sie im Gotteshause weder lachen noch plaudern, oder auf eine andere Weise sich muthwillig betragen. So lange der Vor- und Nachmittagsgottesdienst dauert, darf keine Frachtfuhre oder eine andere Wirthschaftsfuhre, z. B. mit Holz, Kohlen, Dünger u. s. w. gethan werden; der Kaufmannsladen, das Wirthshaus, die Schenkstube müssen *- verschlossen bleiben; alles Feilhaben, z. B. von Obst und Lebensrnitteln, ist verboten, eben so das Vogel- und Scheiben- schiessen, das Kegelschieben nebst anderen geräuschvollen Lust- barkeiten. Erst nach völlig beendigtem Gottesdienste ist es erlaubt, die Kramläden zu öffnen, Musik zu machen und sich auf eine anständige Weise zu erholen. Um durch Wagen keine Störung während der Kirche zu verursachen, werden die Thore verschlossen und in grösseren Städten die Strassen mit Ketten gesperrt; jedoch während der Messen in Leipzig leidet dieses eine Ausnahme. Auch müssen die Apotheken zu jeder Stunde geöffnet bleiben, damit den Kranken die nöthige Hilfe augen- blicklich geschafft werden könne. Am Sabbathe Treibjagden zu halten, und seinem Gewerbe nachzugehen, wie in der Woche, das ist eben so unchristlich, als es nach den Landesgesetzen

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 24

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
24 ten ihn nicht nur zu einem wahrhaft christlichen Leben, sondern sie gingen ihm auch selbst mit dem beßten Beispiele voran. Schon in seiner Jugend mußte der Prinz seinen Geist anstrengen und sich an ernste Beschäftigungen gewöhnen. Gewiß die größte Wohlthat für ihn; denn noch hatte er das 14te Jahr nicht erreicht, als er seinen Vater plötzlich verlor, so daß er sich nun genöthigt sah, die Geschäfte der Regierung selbst zu besorgen. Er that dieß mit großer Einsicht; auch zeigte er sich als einen großen Helden seiner Zeit, und erwarb sich durch seine Tapferkeit den Beinamen des Streitbare n. Friedrich liebte aber nicht blos den Krieg, sondern auch die Künste und Wissenschaften. Da- mals gab es in Sachsen noch keine Universität oder Hoch- schule/ wo Gottesgelehrte, Rechtsgelehrte und Aerzte sich ausbilden können; sondern wer ein Gelehrter werden wollte, der mußte die Universität zu Prag in Böhmen besuchen. Dieß war mit den Deutschen und folglich auch mit den Sachsen der Full. Als sich nun im Jahre 3 409 ein Streit zwischen den Lehrern zu Prag entspann, so verließen gegen 5000 Studenten nebst vielen ihrer Lehrer die Stadt, wen- deten sich in mehre Gegenden Deutschlands, und unter andern kamen auch 2000 solcher Auswanderer nach Leip- zig, wo sie Friedrich der Streitbare mit Freuden auf- nahm. Mit Bewilligung des Papstes gründete er daselbst 3 409 eine neue Universität, auf welcher eine große Anzahl gelehrter Männer gebildet worden sind, und immer noch gebildet werden. Weil Friedrich einer ddr tapfersten Fürsten seines Zeit- alters war so verband sich mit ihm der Kaiser Sicgis- mund, welcher damals einen hartnäckigen Krieg mit den H u s s i t e n führte. . Allerdings brachte diese Verbindung den armen Bewohnern Sachsens zuweilen großen Schaden; denn da Friedrich dem Kaiser großen Beistand leistete, so fielen die Hussiten häufig in Sachsen ein, legten viele Städte und Dörfer in Asche, und behandelten die unglück- lichen Einwohner mit unmenschlicher Härte. Auch blieben die Sachsen nicht allemal Sieger; denn j3426 .ward-ihre Armee bei der Stadt Aussig in Böhmen von den Hus- siten völlig geschlagen und 9 — 32000 Mann blieben auf dem Schlachtfelde liegen. Allein dennoch trug diese Hülfe,

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 13

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
durch einen Waffenstillstand von 9 Jahren, in welcher Zeit er seine Soldaten gehörig übte und besonders leichte Caval- lerie cinexercirte, die nun eben so schnell angreifen und fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden. Auch erlangte er es, daß wahrend des Waffenstillstandes der Tribut, oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und andern Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen Heinrich zum Spott einen alten räutigen Hund mit den Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten sie Sachsen und Thüringen; Städte und Dörfer brannten sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend zogen sie an der Saale hin, und belagerten die Stadt Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido verthei- digte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg sich befanden, als er plötzlich sich zur Rettung auf den Weg machte. Zwar hatte er sich durch große Anstrengung und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte trugen Bedenken, ihn marschieren zu lassen; allein seines Volkes Wohl galt ihm mehr, als das eigne Leben. In dieser Ueberzeugung sprach er: „Es ist jetzt nicht gut, krank zu seyn. Gott wird mir zu den entscheidenden Augenblicken Kraft geben, und wenn er dann die Kraft von mir nimmt, nachdem die Freiheit errungen ist, so ist der Gewinn doch groß genug, um einige Jahre des Lebens dafür hinzuge- den." Zur Fastenzeit im Jahre 933 stand er bei dem Dorfe Keuschberg, 2 Stunden von Merseburg, dem Feinde gegenüber. Blutigroth leuchtete des Nachts der Himmel von den vielen brennenden Städten und Dörfern, welche die Hunnen angezündet hatten. Heinrich ordnete seine Truppen, befahl seinem Sohne, Otto, mit 2000 Mann Reiterei sich in eine Vertiefung zu verbergen, um nöthigen Falls dem Gegner in den Rücken zu fallen, und wendete sich also an seine Soldaten: „Krieger! sehr, dort

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 19

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
19 fein Zugvieh besaß, so ward er selbst vor den Pflug ge- spannt, den gewöhnlich 6 solcher Unglücklichen ziehen muß- ten. Ein Siebenter lenkte den Pflug; der Adeliche selbst, oder einer seiner Diener ging daneben her und hieb mit der Peitsche unbarmherzig auf die Leute zu, wenn es nicht rasch vorwärts ging. Sogar Weiber wurden mit vorge- spannt, und man hat Beispiele, daß manche dieser gequälten Menschen vor Anstrengung und Mißhandlung zur Erde niederfielen und den Geist aufgaben. Lange Zeit erfuhr der junge Landgraf von diesen Be- drückungen seiner Unterthanen kein Wort. Allein ein glück- licher Zufall wollte es, daß er es erfahren sollte, wie es in seinem Lande eigentlich zugehe. Eines Tags jagte er in dem dicken Thüringer Walde; er hatte sich verirrt, die Nacht brach ein und mit genauer Noth kam er mit seinem ermüdeten Rosse biö zur Hütte eines Hammerschmiedes in dem jetzigen Städtchen Ruhla, welchen er um ein Nacht- quartier bat. „Wer seid ihr?" fragte der Schmied. „Ich bin, erwiederte Ludwig, ein Jager des Landgrafen, habe mich verirrt, und will die Nacht bei euch bleiben, wenn ihr mir Herberge geben wollt." Kaum vernahm der Schmied das Wort: Landgraf, als er anfing, auf densel- den zu schimpfen, und ihn hart darüber zu tadeln, daß er sich nicht um sein Land bekümmere, sondern die Edelleute mit den gedrückten Unterthanen vornehmen lasse, was ihnen beliebe. Voll Unwillen räumte er daher dem Verirrten ein Nachtlager in dem Schoppen ein, wo sich etwas Gras für das hungrige Pferd vorfand. Der Landgraf konnte nicht einschlafen, denn der Schmied arbeitete die ganze Nacht hin- durch und bei jedem Schlage, den er mit dem schweren Hammer, auf den Ambos that, wiederholte er die Worte: „Landgraf, werde hart! Werde hart, Landgraf! Siehst du nicht, wie deine Grafen und Edelleute das Land drücken und aussaugen?" Ludwig ward dadurch aufmerksam. Kaum auf seinem Schlosse angelangt, untersuchte er die Sache, fand alle Klagen gegründet und beschloß, die Bedrücker des armen Volkes auf eine empfindliche Weise zu strafen. Es geschah. Allein den Vornehmen mißfiel das Verfahren des Landgrafen so, daß sich die Grafen und Ritter waffneten und gegen ihn zu Felde zogen. Dieser Feldzug lies für. sie o*

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 34

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
34 /3' Ernst und Albert. Nur 9 Jahre überlebte der Churfürst Friedrich der Sanft- müthige den Prinzenraub. Von seinem Todesscch«' 1464 regierten seine beiden Söhne die geerbten Länder 20 Jahre hindurch gemeinschaftlich. Allein 1485 nahmen sie eine Lan- dertheilung vor, so das; Ernst Thüringen, Albert dagegen Meißen bekam; die Churwürde blieb noch außerdem dem alteren Prinzen. Vermöge dieser Theilung entstanden seit 1485 zwei Linien, die in der Geschichte unsers Vaterlandes unter dem Namen der e r n e st i n i s ch e n und albertini- schen bekannt sind. In die Negierungzeit Ernst's und Albert's fallt die Entdeckung der reichhaltigen Silbergruben bei ¡U77 S ch neeberg im Jahre 1471. Dadurch ward Sachsen V' > , i. ein sehr reiches Land; denn man grub so viel Silber her- aus, daß nicht genug geprägt werden konnte, und daß die Arbeiter in den Bergwerken nicht mit Geld, sondern mit Silberstufen bezahlt wurden. Einst wollte man Albert dem Beherzten in einer Grube ein glanzendes Gastmahl bereiten. Zu dem Ende ließ der Bergmeister eine große gediegene Sil- berstufe wie einen Tisch bearbeiten, und selbst die Banke bestanden aus gediegenem Silber. Jetzt setzte sich der Her- zog Albert mit seinen Hofleuten an die Tafel, die 3 Ellen breit und 6 Ellen hüch war, und genoß die aufgesetzten Speisen. Voll Freuden sagte er: „Der Kaiser Friedrich Iii. ist wohl gewaltig reich; gleichwohl weiß ich ganz gewiß, daß er keinen so stattlichen Tisch hat." Solches geschah 1477. Als man darauf jenen Silberklumpen wog, so be- trug sein Gewicht gegen 400 Centner, und es konnte bei- nahe 1 Million Thaler daraus geprägt werden. , (• Friedrich der Weise. Friedrich war der älteste Sohn des Churfürsten- Ernst, und zu Tergau 1463 geboren. Mit Recht hat er dem Bei- namen des Weisen erhalten; denn er schätzte nicht nur die Wissenschaften und Künste, indem er sich selbst mit ih- nen bekannt machte, sondern er suchte sie auch in seinem Lande auf alle Weise zu befördern. Vorzüglich zeigte er sich
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