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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 116

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
116 er nur den wählen würde, der für das Wohl des Reiches am geeignetsten schiene, sich aber durch Geschenke seine Wahlfreiheit nicht beschränken lasten wolle. Da sich die Kurfürsten wegen der Wahl zwischen den Königen von Spanien und Frankreich nicht vereinigen konnten, so trugen sie einstimmig dem Kurfürsten Friedrich die Kai- serkrone an; doch der hochherzige Fürst wollte seines Lan- des Wohlfahrt nicht wegen der unfruchtbaren Ehre aufs Spiel setzen, deshalb gab er seine Stimme dem König Karl von Spanien und bewog auch die andern Fürsten dazu, diesen zu wählen; doch sorgte er dafür, daß Kaiser Karl eine Wahlkapitulation unterschreiben und an- nehmen mußte, damit des deutschen Reiches Freiheit nicht verletzt würde. Der Kaiser wollte aus Dankbarkeit nach der Wahl dem Kurfürsten ein Geschenk von 100,000 Dukaten machen, allein der nahm es nicht, und verbot auch seiner Dienerschaft, bei Strafe der Entlastung, Geschenke anzunehmen. Während Kaiser Karl zu Frankfurt gewählt wurde, wurde vom 27sten Juni 1519 ab beinahe vier Wochen lang in L e i p z i g zwischen vr. Luther und Vr. I 0 h an n Eck in Gegenwart des Herzogs Georgs von Sachsen ein Religionsgcspräch gehalten, in welchem vr. Eck ver- gebens den Or. Luther durch hinterlistig gestellte Fragen zu fangen und in den Verdacht eines Jrrlehrers zu bringen strebte. Da Eck seine Absicht nicht erreichte, so ging ec nach Rom und wirkte eine Bannbulle gegen Luther aus. Luther wurde dadurch bewogen seine ganze Kraft anzu- wenden, um das Papstthum zu bekämpfen; er schrieb und predigte nun auf das Eifrigste dagegen und verbrannte endlich am loten December 152o vor dem Thore der Stadt Wittenberg, in Gegenwart allerstudirenden, die päpst- liche Bulle und andere die Vorrechte, der Päpste behaup- tende, Schriften. Durch diese Handlung, die damals ein großes Aufsehen erregte, hatte sich Luther auf ewig von dem Papste abgesagt und den Kampf mit demselben auf Tod und Leben begonnen. Ehe <>ie Bulle bekannt gemacht wurde, hatte Luther auf die Vorstellung und Bitte des päpstlichen Kammerherrn von Miltitz, einem gebornen Sachsen, sich geneigt finden lasten, zu schweigen, wenn

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 119

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
119 durch plötzliche übereilte Neuerungen die Gemächer verwirrt würden. Nunmehr erfolgten viele rasche Schritte. Meh- rere Mönche des Augustiner Ordens zu Wittenberg verließen denselben, andere drangen auf die Abschaffung der Privat- und Seelenmessen und auf die Austheilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt. Auf einem Convent der 40 Augustiner Klöster in Meißen und Thüringen im December 1521 wurden die mit dem Evangelium un- vereinbaren Klostergelübde und Ordensregeln und das All- mofcnfammeln abgefchafft. Der Kurfürst gebot Mäßigung und Schonung und wollte erst durch Predigten das Volk und durch Schriften die Gelehrten-auf die nöthigen Ver- änderungen vorbereiten lasten, allein einige Eiferer in Wit- tenberg, besonders der Augustiner Didymus und der vr. Bodenstein oder Karl stad t glaubten nicht schnell genug zu Werke gehen zu können, und wollten die römi- schen Kirchengebräuche mit einem Male ausrolten. Sie wiegelten das Volk durch Predigten auf, schafften eine Menge gottesdienstlicher Gebräuche ab, ertheilten das Abend- mahl unter beiderlei Gestalt und zertrümmerten dann in den Kirchen die Bilder, Bildsäulen und Altäre und gaben überhaupt dem öffentlichen Gottesdienst eine ganz neue Ge- stalt. Sie verfuhren dabei so ungestüm, daß nicht nur die Anhänger der römischen Kirche heftig darüber erbit- tert, sondern auch Kurfürst Friedrich und alle ge- mäßigten Anhänger Luthers darüber unwillig wurden. Nur .mit großer Mühe wurde durch vr. Beyers und einiger kurfürstlichen Näthe Vermittelung im Januar 1522 ein Vergleich zu Stande gebracht, worin mehrere Neue- rungen anerkannt wurden, damit nur den Unruhen Einhalt geschähe. Noch bei weitem gefährlichere Ereigniffe trugen sich aber zu gleicher Zeit in Zwickau zu, woselbst einige Schwärmer die Kirchenverbesserung auf ihre Weise durch- setzen wollten. Die Häupter dieser Schwärmer waren der Tuchmacher Nicolaus Storch und der Wcltgeistliche Thomas Münzer; der erstere ernannte 12 Apostel und 72 Jünger, gab sich für einen göttlichen Gesandten und seine Lehre für göttliche Eingebung aus. Die Anhänger dieser Neuerer bestanden größtentheils aus dem Pöbel, doch traten ihnen auch manche angesehene Männer bei. Sie

3. Der sächsische Kinderfreund - S. 70

1868 - Leipzig : Arnoldi
70 derselben anzustellen. Er befragte daher den Dr. Staupitz, welcher sogleich den fleißigen und geschickten Mönch Luther in Vorschlag brachte. Der Churfürst willigte ein; 1508 ward Luther als Professor nach Wittenberg berufen. Es dauerte nicht lange, so gewannen die Studenten den neuen Lehrer lieb, weil er sich durch Fleiß und Gelehr- samkeit auszeichnete. Eben so wenig ließ der Stadtrath diesen ge- schätzten Mann unbeachtet, sondern er übertrug ihm das Predigeramt an der Stadtkirche. Luther fühlte sich allerdings dadurch geehrt; allein er hielt sich bei seiner Bescheidenheit noch nicht tüchtig zu diesem Amte. Er selbst äußerte sich darüber also: „Es ist wahrlich nicht eine schlechte Sache, an Gottes Statt mit den Leuten reden und ihnen predigen sollen." Sein Gönner Staupitz sprach ihm aber in folgenden Worten Muth ein: „Ihr müßt das Predigtamt annehmen; Gott hat große Geschäfte und braucht dazu Leute, wie ihr seid." Genug, Luther trat das Amt eines Stadtpredigers zu Wittenberg an. Und er wirkte mit großem Segen auf der Kanzel; denn, was er predigte, das bewies er aus dem göttlichen Worte. Dabei vernachlässigte er seine übrigen Pflichten keineswegs; er lehrte mit großem Beifall als Professor und blieb noch ein eifriger Mönch; denn noch immer wohnte er in der kleinen Zelle des Augustinerklosters zu Wittenberg. Di\ Staupitz erkannte deutlich, was er an Luther habe. Als daher ein schwieriges Geschäft in Ansehung der Augustinerklöster ab- zumachen war, so gab er Luthern den Auftrag, eine Reise nach Rom zu unternehmen. Letzterer reiste 1510 in Begleitung eines Ordens- bruders dahin ab. Als er die Stadt in der Ferne sah, fiel er auf die Erde, hob seine Hände auf und sprach: „Sei gegrüßet, du heiliges Rom!" Er ging andächtig in alle Kirchen, las mehre Messen, und es that ihm sehr leid, daß seine Aeltern noch lebten, weil er sie durch die Messen und andere gute Werke aus dem Fegefeuer erlösen wollte. Auch stieg er knieend die Pilatustreppe hinan, die aus dem Richthause zu Jerusalem nach Rom gekommen sein sollte, um dadurch Ablaß zu empfangen. Gleichwohl ries ihm eine innere Stimme zu: „Der Ge- rechte lebt seines Glaubens." Niemand konnte denken, daß diese Reise den ersten Grund zur Reformation legen würde; denn Luther sah zu seinem Erstaunen, welche Verschwendung am päpstlichen Hofe herrschte; auch überzeugte er sich von dem ungeistlichen Leben vieler Geistlichen. Wenn er vorher mit der tiefsten Achtung gegen den Papst erfüllt ge- wesen war, so fing er jetzt an, an der Heiligkeit desselben zu zweifeln, und er fühlte sich neu gestärkt, gegen die Mißbräuche der Kirche zu eifern und der Unwissenheit, in welcher das Volk lebte, zu steuern. Bei allen diesen Beobachtungen hatte er den Auftrag, den er von vr. Staupitz erhalten, zur besonderen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten

4. Der sächsische Kinderfreund - S. 77

1868 - Leipzig : Arnoldi
77 nun bedrohte, nicht auf zu predigen. Der Schritt, den Eck gegen ihn gethan hatte, machte ihn noch muthiger, und er ging so weit, daß er am 10. December 1520 nicht nur die Bannbulle, sondern auch noch andere Gesetze des Papstes vor dem Elsterthore zu Wittenberg ver- brannte. Professoren und viele Studirende standen um ihn versammelt. Er zündete ein Feuer an und warf die päpstlichen Schriften mit den Worten, die wir im Buche Josua Cap. 7. V. 25. in ähnlicher Weise finden, in die Flamme: „Weil du den heiligen Geist des Herrn be- trübet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer." Verlassen stand nun Luther in der Welt. Dennoch fühlte er sich nicht von Gott verlassen, weil er sich selbst fest auf Gott verließ. Genug, ein Rück- schritt war jetzt nicht weiter möglich. Die römische Kirche stieß Luther aus ihrer Gemeinschaft, damit er in vielen Ländern die gereinigte Lehre Jesu und seiner Apostel wieder herstelle. Luther wir- nach Worms berufen. Nachdem der Kaiser Maximilian am 12. Januar 1519 gestorben war, erhielt sein Enkel, der spanische König Karl V., die kaiserliche Würde, wozu der Churfürst Friedrich der Weise sehr viel beigetragen hatte. Der neue Kaiser wollte daher gegen Luther, den Friedrich so hochschätzte, nicht streng verfahren, aber auch den Papst nicht beleidigen. Deßhalb wurde ein Reichstag in der Stadt Worms am Rheine 1521 angeordnet, auf welchem Luther erscheinen sollte. Seine Freunde zeigten sich sehr besorgt; sie riethen ihm ab, nach Worms zu gehen, damit er nicht wie Huß auf dem Scheiterhaufen sterbe. Er antwortete ihnen: „Und wenn sie ein Feuer machten, das zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel reichte, so wollte ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und ihn walten lassen." Selbst sein Landesherr fragte ihn, ob er die Reise wagen wolle. Entschlossen ließ er ihm sagen: „Wenn ich berufen werde, so will ich mich eher lassen krank hinführen, wenn ich nicht gesund kommen kann; denn es ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde, wenn mich der Kaiser beruft. Wenn sie dort gewaltsam verfahren wollen, so muß die Sache Gott befohlen werden. Gott lebt und herrscht noch, der die drei Männer im feurigen Ofen erhalten hat; will er mich aber nicht er- halten, so ist's um meinen Kopf eine schlechte Sache. Fliehen will ich nicht; widerrufen aber viel weniger, so wahr mich mein Herr Jesus stärkt." Am 6. März 1521 erhielt er die Einladung, binnen 21 Tagen in Worms zu erscheinen. Zur Sicherheit erhielt er vom Kaiser einen Geleitsbries, so wie auch von den Fürsten, durch deren Länder ihn sein Weg führte. Ja der weise Friedrich soll den Kaiser vermocht haben, auf den Vorbehalt, daß man einem Ketzer kein Wort zu halten brauche,

5. Der sächsische Kinderfreund - S. 65

1868 - Leipzig : Arnoldi
65 Der schlimmste darunter war das Jnquisitions-Gefängniß auf der Dominikaner-Insel, welches 2 Schuh 8 Zoll Breite, 6 Schuh Höhe und 7 Schuh Länge enthielt, und dessen Thüre und Fenstersteine sich seit 1827 zu Kostnitz in dem Saale befinden, wo die Kirchenversamm- lung 1415 gehalten ward. Vergebens beriefen sich seine Vertheidiger auf den Geleitsbrief; sie erhielten zur Antwort, Huß sei ein Ketzer; als solcher stehe er nicht unter dem Kaiser, sondern bloß unter der Kirche. Aus Besorgniß, es möchten seine Anhänger ihn mit Gewalt frei machen, brachte man ihn in ein Franziskaner-Kloster nahe am Bodensee, wo er in einem feuchten, finstern Keller schmachten mußte. Zum Glück für ihn waren seine Wächter gutmüthige Leute. In dieser ungesunden Luft ward der arme Mann bald krank, und er schrieb daher bei seinen Schmerzen: „Wenn ihr mich sehen solltet, ihr würdet mich bedauern. Nicht viel Ruhe läßt mir der Schmerz. Er preßt mich zusammen wie einen Wurm. So sehr muß ich mich krümmen und mich auf meinem elenden Lager herumwälzen." Man brachte ihn daher auf ein Schloß, um ihn für einen qualvollen Tod aufzubewahren. Benachrichtigt von dem Schicksale seines Freundes, erschien Hierony- mus von Prag; indeß man bewog ihn, umzukehren. Er wollte ganz Böhmen zur Rettung seines Lehrers auffordern. Ehe er aber die Gränzen seines Vaterlandes betrat, ergriff man ihn, schmiedete ihn an einen Wagen, brachte ihn nach Kostnitz, schloß ihn mit einer Kette um den Hals und sperrte ihn länger als ein Jahr in einen Thurm. End- lich erschien der Kaiser Sigismund selbst, um den Verhandlungen der Kirchenversammlung beizuwohnen, wo 34 Cardinäle, 20 Erzbischöfe, 160 Bischöfe, 250 Prälaten, 4 Churfürsten, 20 Herzöge, 80 Grafen, nebst einer unzähligen Menge von Mönchen und Geistlichen zugegen waren. Am 5. Juni 1415 ward Huß vor die Versammlung geladen. Seine Schriften wurden ihm vorgelegt, die er für die seinigen erkannte. Zum Widerrufe dessen, was er der Bibel und seiner Ueberzeugung gemäß gelehrt hatte, konnte ihn aber Niemand bringen. Wohl hatte dieß der Kaiser von ihm erwartet, und er sprach daher nach dem Ver- höre zu ihm: „Ich muß öffentlich bekennen, dir sicheres Geleit ertheilt zu haben, damit du hier ungehindert erscheinen konntest. Da ich aber dadurch die Strenge der Gerechtigkeit nicht hindern will, und ein Ge- leitsbrief keinen überwiesenen Ketzer schützen kann, so rathe ich dir, dich aller hartnäckigen Vertheidigung zu enthalten und dich der Kirchenver- sammlung zu unterwerfen. Im Gegentheil werde ich eher mit dieser meiner Hanv einen Scheiterhaufen anzünden, um dich zu verbrennen, ehe ich deiner Hartnäckigkeit mit einem Geleitsbrief durchhelfen will." Ruhig erwiderte Huß, er werde nur dann seine Meinung fahren lassen, wenn man ihn eines Besseren belehren würde. Otto, Kinderfreund. 5

6. Der sächsische Kinderfreund - S. 81

1868 - Leipzig : Arnoldi
81 nehmen; aber weil er die Jagd bloss für massige Leute geeig- net fand, so schrieb er mehre Bücher, welche sein angefangenes Werk förderten. Die wichtigste Arbeit blieb jedoch die, dass er die deutsche Uebersetzung der Bibel anfing; denn das Volk konnte nicht in der Bibel lesen, weil sie in der latei- nischen Sprache abgefasst war. Den Anfang machte er mit dem neuen Testamente, welches er noch auf seinem Schlosse zu Stande brachte, so dass es am 21. September 1522 im Druck erschien. Durch anhaltende Anstrengungen ward er kränklich; der Teufel — so glaubte er — focht ihn an, und man sagt, er habe sogar einmal das Tintenfass nach dem Satan geworfen. Wenigstens zeigt man noch jetzt in der Stube, wo Luther studirte, den Tintenfleck an der Wand. Weil Luther zu viel arbeitete und krank wurde, unternahm er auf Anrathen der Aerzte zu Eisenach öftere Reisen; er selbst war als Ritter ge- kleidet, und man gab ihm einen verschwiegenen Reiter als Begleiter mit. Auf diese Weise besuchte er während seiner Gefangenschaft die Städte Gotha, Erfurt, Jena und selbst Wittenberg. An letzterem Orte fürchtete er Unruhe, weil man mit der Reformation zu rasch vorwärts ging. Luther reist wieder nach Wittenberg. Während Luther auf der Wartburg so eifrig für die Refor- mation arbeitete, entstanden in Wittenberg Unruhen, die Alles, was bisher geschehen war, hätten zerstören können. Schon 1521 lebten zu Zwickau im Erzgebirge unverständige Schwär- mer, die sich für göttliche Gesandte erklärten, die Kindertaufe verwarfen und verlangten, dass jeder erwachsene Christ noch einmal getauft werden solle, weshalb man sie Wiedertäufer nannte. Diese Schwärmer wared die beiden Tuchmachergesellen Nicolaus Storch und Marcus St üb ner; mit ihnen verband sich der unruhige Prediger Thomas Münzer. Sie trieben ihren Unfug bald so weit, dass man sie aus der Stadt verwies. Sie wendeten sich daher von Zwickau nach Wittenberg. Hier fanden sie Manchen, der es mit ihnen hielt; besonders gefielen einem Freunde Luther’s, D. Karlstadt, diese gewaltsamen Neuerungen. Dieser ging in seiner Hitze, von vielen Studiren- den und andern Personen begleitet, eines Tages in die Witten- berger Schlosskirche, zerschlug mit ihnen die Bilder, riss die Verzierungen von den Altären und trieb die Geistlichen, welche sich gerade mit der Messe beschäftigten, mit Gewalt aus der Kirche. Das war eine grosse Entweihung des Gotteshauses, Otto, Kinderfreund. 6

7. Der sächsische Kinderfreund - S. 91

1868 - Leipzig : Arnoldi
91 sondern muß bekennen und glauben, daß der Leib Christi da sei." Auf diese Weise gingen sie unverrichteter Sache auseinander, so sehr auch Melanchthon und Zwingli versuchten, Luthern für sich zu ge- winnen. Mit Bedauern sah Zwingli die Trennung fortdauern. „Es sind keine Leute auf der Erde," schreibt er, „mit denen ich lieber wollte eins sein, als mit den Wittenbergern." Nochmals bat er Luther mit Thränen, er möge seine Ueberzeugung aufgeben, aber vergebens. So spalteten sich die Freunde der Wahrheit in zwei Partheien; die Schweizer, welche Zwmgli's Lehren folgten, nannten sich Refor- mirte, und diejenigen, welche es mit Luther hielten, Lutheraner. Richtiger nennt man sie evangelische Christen, weil sie bloß das Evangelium als den Grund ihrer Belehrung, Besserung und Be- ruhigung betrachten. Jene Spaltung der Evangelischen in Resormirte und Lutheraner dauert noch bis auf diese Stunde fort, und nur in einigen Gegenden hat man seit 1817 den Ansang gemacht, beide Theile mit einander zu vereinigen. Nicht alle Kantone der Schweiz bekannten sich zu Zwingli's Lehre, sondern die Mehrzahl derselben blieb katholisch. Bald kam es daher zwischen ihnen zu einem Kriege, da sich die Kantone Luzern, Schwyz, Zug und Unterwalden zum Kampfe gegen Zürich ver- banden. Rasch waffneten sich die Züricher, und sie kamen mit ihrem kleinen Heere am 10. Oct. 1531 bei Kappel an. Zwingli blieb nicht müßig, sondern begleitete seine Anhänger als Feldprediger. Des fol- genden Tages machten die Katholischen den ersten Angriff, und ob sie gleich weit stärker waren als die Feinde, so wurden sie doch von den Zürichern zurückgedrängt. Bald aber fanden sie einen Weg, auf welchem sie dem Gegner in den Rücken fielen. Die Noth der Züricher- wuchs. Da rief Zwingli den Bedrängten zu: „Seid tapfer, meine Brüder, und fürchtet euch nicht; Gott waltet über uns!" Indeß konnte er die Flucht nicht verhindern. Er selbst mußte den Fliehenden folgen und ward bald durch einen Stein, den ein feindlicher Soldat auf ihn warf, tödtlich verwundet. Dreimal raffte er sich vom Boden aus; endlich stützte er sich auf seine Kniee und sprach voll Ergebung: „Was ist's denn nun mehr? den Leib können sie tödten, die Seele nicht." Jetzt kam der Hauptmann Juklingen, aus dem Kanton Unterwalden, mit der Frage zu ihm, ob er noch beichten wolle. Zwingli konnte nicht mehr sprechen; er schüttelte bloß mit dem Kopfe Daraus gab ihm der Hauptmann den Todesstoß in den Hals. So starb der edle Zwingli in einem Alter von 47 Jahren. Als man einige Tage nachher seinen Leichnam auf dem Schlachtfelde fand, zeigten die Katholischen ihre schimpfliche Rachgier. Sie ließen nämlich Zwinglis Körper von dem Henker viertheilen, sodann verbrennen und

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 95

1868 - Leipzig : Arnoldi
95 in Baiern die Schreibtafel, in welche er Luther's Predigten aufzu- schreiben pflegte. Täglich mußten ihm sechs Diener abwechselnd sechs Stunden lang aus der Bibel vorlesen, denn er sagte: ,Fch kann des göttlichen Wortes eben so wenig entbehren als des Essens und Trin- kens/' Luther feierte das Andenken dieses wahrhaft protestantischen Fürsten in zwei Leichenpredigten, die er über den Bibeltept 1. Thess. 4, 13—18 hielt, wo es heißt: Wir wollen euch aber, lieben Brüder, nicht verhalten von denen, die da schlafen, auf daß ihr nicht traurig seid, wie die Anderen, die keine Hoffnung haben. Denn so wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesum mit ihm führen. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben, und überbleiben in der Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da schlafen. Denn er selbst, der Herr, wird mit seinem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst, darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit den- selben hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander. Johann Friedrich der Grossmüthige. Johann der Beständige erhielt in dem Churfürsten J o h a n n Friedrich dem Grossmüthigen einen würdigen Sohn und Nachfolger. Weil bald nach dem Religionsfrieden zu Nürnberg der Papst neue Versuche machte, den Protestanten zu schaden, so verlängerten die evangelischen Fürsten 1536 den Schmal- kaldischen Bund auf 10 Jahre, und es traten jetzt die Herzoge von Würtemberg und Pommern, die Fürsten von Anhalt, so wie die Städte Augsburg, Frankfurt a. M. und Han- nover hinzu. Diese Verbündeten, welche im Jahre 1537 aber- mals in Schmalkalden zusammenkamen, beschlossen einmüthig, auf der Kirchenversammlung, die der Papst veranstaltete, gar nicht zu erscheinen, und Luther erhielt von seinem Churfürsten bereits am 11. Decbr. 1536 den Auftrag, dass er einen Aufsatz ausarbeiten möge, in welchem über die Rechte des Papstes und über den Glauben der Evangelischen das Nöthige ausgesprochen werde. Luther that es, und dies sind die sogenannten Schmal- kaldischen Artikel, welche zu den Glaubensbüchern der lutherischen Kirche gehören. Karl V. liess es an Versuchen, beide Parteien scheinbar auszusöhnen, nicht fehlen. Es wurde 1543 desshalb ein Reichstag zu Nürnberg und 1544 ein

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 78

1868 - Leipzig : Arnoldi
78 Verzicht zu leisten. Sein Abschied von Wittenberg war ein Trauer- tag für die Bewohner der Stadt. Männer, Weiber und Kinder weinten, als der treue Lehrer sie verließ. Tausende strömten vor das Thor, um den frommen Mann zu segnen und ihn mit ihren Blicken so lange zu begleiten, bis er endlich aus ihren Augen verschwand. Eine gleiche Theilnahme fand er an den meisten Orten. Man kam aus fernen Gegenden, um den Mönch zu sehen, der es wagte, gegen die ungeheure Macht des Papstes sich aufzulehnen. Vergebens versuchten es seine Feinde, ihn unterwegs aufzuhalten, damit er am 21sten Tage Worms nicht erreichen und man ihn ungestört gefangen nehmen oder tödten könne, weil nach der angegebenen Zeit der kaiserliche Geleits- brief ungiltig war. Allein Luther setzte getrost seinen Weg fort, weil er im Namen Gottes ging. In der Nähe von Worms sendete sein Freund Spalatin, Hosprediger Friedrichs des Weisen, einen Boten an ihn ab und erinnerte ihn an die Gefahren, denen er entgegengehe. Luther blieb unerschütterlich und schrieb zurück: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, doch wollt' ich hinein." Luther in Worms. Es war den 16. April 1521, als Luther in Worms glücklich eintraf. Viele waren ihm eine Stunde weit zu Fuss und zu Pferde entgegengekommen;' die Strassen füllten sich mit Menschen, die den Mönch bewundern wollten, der die päpstliche Bannbulle in’s Feuer geworfen hatte. In dem Gasthause ward er von vielen vornehmen Herren bis in die Nacht besucht. Auch der Landgraf Philipp von Hessen kam zu ihm geritten, um ihn zu sehen. Beim Weggehn gab er ihm die Hand und sagte: „Habt ihr Recht, Herr Doctor, so helfe euch Gott.“ Schon am fol- genden Tage musste Luther vor der Reichsversammlung er- scheinen, die aus dem Kaiser und dessen Bruder, aus 6 Chur- fürsten, 24 Herzögen, 8 Markgrafen, 30 Bischöfen und andern grossen Herren bestand. Als er den schweren Gang unternahm, betete er: „0 Gott, du lebest, ich aber gehe und will sterben. Gerecht ist die Sache und dein ist sie. So geschehe es in dei- nem Namen!“ Vor der Menge Volkes konnte er nicht durch die Strassen zum Rathhause kommen; denilselbst die Dächer hatte man abgedeckt, um den seltenen Mann zu sehen. Man musste ihn durch mehre Gärten führen, um auf verborgenen Wegen in die Versammlung zu gelangen. Am Eingänge der Thür, wo ein tapferer Officier, Georg von Freundsberg, die Wache hatte, sprach dieser zu Luther, indem er ihn auf die Schulter

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 67

1868 - Leipzig : Arnoldi
67 sprach der Glaubensheld, „bevor man mir nicht aus der Schrift be- weist, daß ich geirrt habe? Indessen vergebe Gott meinen Feinden." Der Henker that darauf seine Pflicht, und bald stand der Scheiterhaufen in Flammen. Noch hörte man den unglücklichen Huß rufen: „Jesu, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!" In Kurzem legte sich der entstandene Wind; noch hing der obere Theil des Körpers, der mit der Kette befestigt war, an dem Pfahle, der untere Theil desselben war bereits in die Flammen gefallen. Damit der ganze Körper zu Asche verbrannt würde, stieß man den Pfahl um und warf noch dürres Holz darauf. Zuletzt warf man die Asche in den Rhein, weil man den Ketzer auch damit bestrafen wollte, daß man seine Ueber- reste nicht in der Erde^ruhen ließ. So endete der edle Huß. Seine Anhänger in Böhmen feierten noch lange den Geburts- und Sterbetag ihres Lehrers, und die Hussiten — so nannten sich die Anhänger — rächten seinen Tod durch den langjährigen Hussitenkrieg, der im löten Jahrhunderte ausbrach und in Böhmen wie in Sachsen schreckliche Verwüstungen anrichtete. Bald darauf, nämlich den 30. Mai 1416, starb Hieronymus von Prag, der eigentlich Faulfisch hieß, den- selben martervollen Tod auf dem Scheiterhaufen. Martin Luther. Martin Luther ward den 10. Nov. 1483 zu Eisleben in der Grafschaft Mansfeld geboren, wohin feine Aeltern des Jahrmarkts wegen gereist waren. Eigentlich wohnten sie in dem Dorfe Möhra zwischen den Städten Eisenach und Salzungen. Luther stammte aus einer armen Familie ab, wie Huß; denn sein Vater, Hans Luther, war ein gewöhnlicher Bergmann, und seine Mutter, Margaretha, eine geborene Lindemann, besaß ebenfalls keine Schätze. Späterhin verbesserten sich ihre Umstände,.als Hans Luther nach Mansfeld zog und daselbst ein Mitglied des Rathes ward; denn wegen seiner Ein- sichten sowohl, als wegen seiner Frömmigkeit stand er in allgemeiner Achtung. Seinen Knaben hielt er frühzeitig zum Lernen an; er trug üm als Rathsherr auf den Armen in die Schule, als der kleine Luther erst 3 Jahr alt war, und bat den Schulmeister ernstlich, ihn ja recht streng zu halten. Dieser ließ es auch daran nicht fehlen, so daß Luther späterhin selbst gestand, sein Schulmeister habe" ihn fünfzehnmal hinter- einander wacker gestrichen, d. h. geschlagen. In einem Alter von 14 Jahren kam er auf die lateinische Schule der Franziskaner zu Magdeburg, wo er jedoch nur ein Jahr blieb, weil sein Vater nicht viel an ihn wenden konnte. Er besuchte daher 1498 die Schule zu Eisenach. Hier hatte seine Mutter einige Anverwandte, die ihn 5*
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