Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 97

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
07 Neunzehnte? Capitel. Die Regierung der Brüder Ernst und Albrecht. Beide Brüder sollten, dem Testamente ihres Vaters zufolge, gemeinschaftlich regieren, und das haben sie auch zu ihrem Vorthcil und zum Besten des Landes 21 Jahre lang gethan. Im Jahr 1465 empfingen sie beide gemeinschaft- lich die Belehnung über ihre Lander von ihrem Oheim, dem Kaiser; darauf unterstützten sie den König Georg von Böhmen, Albrechtö Schwiegervater, gegen die unru- . higen Schlesier. 1466 zogen beide Brüder gegenhcin- richii., Burggrafen zu Meißen und Herrn von Plauen, der ihre Unterthanen beraubt hatte, nahmen ihm Schloß und Stadt und behielten es als ein Lehn von Böhmen. Da sie durch die Auffindung der Silbergruben zu Schnee- de rg zu einem Ueberfiuffe an Gelde gekommen waren, so- kauften sie 1472 die Herrschaft Sagan für 50,000 Gold- gülden , die bis 1549 bei Sachsen blieb. Dann kauften sie 1477 die Herrschaft Sorau, Breskau und Storgau für 62,000 Gülden. Die letzter« wurden aber schon i5io gegen Rückzahlung der Kauffumme zurückgegeben. Nach dem Tode König Georg Podiebrads von Böhmen, be- warb sich der Herzog Albrecht, dessen Eidam, um die böhmische Krone. Er rückte mit einer beträchtlichen Kriegsmacht in Böhmen ein; doch da er seine Ansprüche zu heftig verfolgte, so faßten die Stände eine Abneigung gegen ihn und wählten den Prinzen Wradislaw von Polen. Seiner Schwester, der Acbtissin Hedwig von Q-ue d linb urg, leistete der Kmfürst Ernst Beistand gegen die Bürger, wofür er 1470 die erbliche Schirmherrschaft über dieses Kloster erhielt. Seinem Sohn Ernst verhglf der Kurfürst 1476 zum Erzbisthum Magdeburg. 1473 wurde derselbe auch zum Bischof von Halberstadt er- wählt. Er unterstützte denselben in seinen Streitigkeiten mit der Stadt Halle 1478, und half ihm i486 die wider- spenstige Stadt Halberstadt überwältigen. Unterdessen leistete Herzog Albrecht dem Kaiser Friedrich Iii. Kucgö- dienste gegen Karl den Kühnen, von Burgund, und 7

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 66

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
66 Landgraf Friedrich den Neft von Jena an sich gekauft, 1346 kaufte er einen Theil der Stadl Langensalza. Das wollte der Erzbischof von Mainz, dem auch ein Theil der Stadt gehörte, nicht dulden, cs kam zur Fehde, der Landgraf belagerte die Stadt, und da die Belagerten ihn verhöhnten, so ließ er Feuer hincinwerfen; 1800 Men- schen kamen in den Flammen um. Mainz mußte nachgebcn, aber durch welche Blutschuld war dieser Sieg errungen! Friedrichs Söhne brachten 1374 auch den Rest von Langensalza an sich. Noch kaufte Friedrich der Ernsthafte dem Herzog Magnus von Braun schweig die Mark Lands berg ab, der sie von Brandenburg erworben hatte. Während dieses Markgrafen Negierung wurde Deutschland und besonders Thüringen 1348 durch ein gewaltiges,Erdbeben in Noch und Schrecken ver- seht. 2m Jahre darauf wüthete die furchtbare Pest, die unter dem Namen des schwarzen Todes bekannt ist. Nach dem Tode des Kaisers Ludwig des Baiern, wurde dem Landgrafen Friedrich die deutsche Krone angeboten. Karliv. bewog ihn aber durch eine Summe von 10,000 Mark Silber, daß er sie ablehnte. Dieser Ver- trag war ein baarer Gewinn, denn schon ein Jahr darauf, am i8ten November 1349, starb Friedrich im 39sten Lebensjahre. Friedrich der Ernsthafte hintcrließ 4 Söhne, Fried- rich den Strengen, Balthasar, Ludwig und Wil- h e! m. Der älteste, F r ie d r i ch, obgleich erst 17 Jahre alt, führte die Negierung für sich und seine Brüder, von denen aber Ludwig zum geistlichen Stande bestimmt war. Durch einen Vergleich zu Gotha, 1356, vcrpfiichteten sich die Brüder zu einer gemeinschaftlichen Negierung für ihre Lebenszeit. Sie erhielten darüber vom Kaiser die Gesammtbelehnung, auch für ihr Haus das Oberjägcr- meisteramt. Die gemeinschaftliche Negierung der drei Brüder, die 30 Jahre lang bis zum Tode Friedrichs des Strengen dauerte, zeichnete sich durch viele Erwer- bungen und viele Kriege aus. Eine Haupterwerbung war die Pflege Coburg mit der Herrschaft Schmalkalden, die der Landgraf Friedrich mit seiner-Gemahlin Katha- rine von Henne borg erheirathere. Dann erlangte er

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 70

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
70 mit Hessen und eroberte darin Eschwege und Sontra. Sein Nachfolger, Friedrich, gab aber diese Eroberungen zurück, weil er kein ungerechtes Gut besitzen mochte. Bal- thasar starb am I6ten Mai 1406 und hinterließ seinem einzigen Sohne, Friedrich dem Friedfertigen, seine Lander. Dieser war mit Anna, der Tochter des Grafen Günther von Schwarz bürg, vermählt, die ihn ganz nach ihrem Willen lenkte und ihren Verwandten einen sol- chen Einfluß verschaffte, daß diese mehr im Lande zu sagen hatten, als der Landgraf selbst. Da sie aber den Land- grafen verleiten wollten, zu ihrem Gunsten sein Gebiet zu verschleudern, da erhoben sich die Osterländischen Für- sten 1412 und befreiten ihren Vetter mit Gewalt aus der Vormundschaft der Schwarzburger. Friedrich, dem es an aller Kraft und Selbstständigkeit fehlte, weshalb er auch wohl der Einfältige hieß, starb im Jahre 1440, und da er keine Kinder hinterlicß, fiel sein Land an die Osterländische Linie, die nun alle Wettinischen Lander besaß. Die Oster ländische Linke, die allein den Wetti- nischen Stamm fortgepflanzt hat, bestand bei der Erb- theilung aus 3 Zweigen, Friedrich dem Streitbaren, Wilhelmii. und Georg, von denen der letztere 1401 ohne Nachkommen starb. Friedrich der Streitbare zeigte, noch bevor er volljährig war, so wohl in Kriegen als in Regierungsangelegenheiten eine große selbstständige Thätigkcit. Dieser Fürst ist einer der merkwürdigsten und größten seines Stammes gewesen, er hat mit Kraft und Einsicht regiert, auch war das Glück ihm günstig; er kann gleichsam als der Stifter des neuen sächsischen Kur- staates betrachtet werden, der ihm wenigstens viel von sei- nem Gedeihen verdankt. Gleich den beiden andern Linien machte auch die Oster- ländische beträchtliche Gebietserwerbungen, als 1389 Stadt und Schloß Saalfeld, 1393 das Schloß Alten- berg bei Jena, 1396 das Schloß Leuchtenburg, und 1400 die Schlösser Schwöllen, Ronneburg und Werda. Diese Erwerbungen wurden alle auf friedliche Weise durch Ankauf gemacht. Ucbrigcns führte Friedrich sehr viele Kriege und war beinah immer auf dem Kampf-

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 74

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
74 Zweig, das Sachsen -La ue n burgi sch e Haus, vorhan- den, und dieses hatte nach Recht und Billigkeit die Wit- tenbergische Linke beerben sollen, und dem gemäß for- derte auch der Herzog Erich V. von Sachsen-Lauen- burg die Einlassung in diese Erbschaft. Auch der Kur- fürst Friedrich I. von Brandenburg sprach die Erb- folge in Kursachsen für seinen ältesten Sohn Johann an, weil derselbe mit des vorletzten Kurfürsten von Sach- sen, Rudolf Iii., Tochter Barbara vermählt war, auch hatte er sogleich nach Kurfürst Albrechts Tode Witten- berg und den Kurkreis in Besitz genommen. Der Markgraf Friedrich der Streitbare aber, obgleich er kein Recht auf diese Erbschaft hatte, wandte sich dennoch an den Kai- ser, und bat ihn um die Verleihung der Kur Sachsen mit den dazu gehörigen Landen, Würden und Gerechtsamen. Kaiser Friedrich, dem viel daran gelegen war, einen so mächtigen Fürsten sich treu ergeben zu erhalten, gewährte seine Bitte, und verlieh durch eine Urkunde am 6ten Ja- nuar 1423 Friedrich dem Streitbaren das Kurfürften- thum und Herzogthum Sachsen mit der Erzmar- schallswürde und allen dazu gehörigen Landen, mit Aus- nahme des Schlosses Kahlau und des Klosters Dobri^- lugk, ferner der Pfalz Allftadt, der Burggrafschaft Magdeburg und der Grafschaft B re ne. Bald darauf erhielt der Markgraf auf seine Bitte das Recht, daß seine Unterthanen vor kein fremdes Gericht gefordert werden durften, und ungebeten die Erlaubniß, mit rothem Wachs zu siegeln, welches damals ein Vorzug der vornehmsten Fürsten war. Den Kurfürsten von Brandenburg be- schwichtigte der Markgraf für seine Ansprüche durch 11,000 Schock böhmische Groschen; der Herzog von Sachsen- Lauenburg fand mit seinen Forderungen beim Kaiser und Reich kein Gehör, und so hatte denn Friedrich der Streitbare eine Erwerbung für sein Geschlecht gemacht, wodurch dasselbe in den Rang der vornehmsten deutschen Fürstenhäuser eintrat, und von nun ab eine höchst bedeu- tungsvolle Rolle in der deutschen Reichsgeschichte spielte. 1

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 87

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
87 Der Kurfürst schlug aber die Böhmen, so daß 2000 auf dem Platze blieben und 1500 nebst dem Feld Herrn gefan- gen wurden. Durch diesen Sieg ward die Makel früherer Niederlagen getilgt. Der letzte Zweig der t h ü r i n g i sch e n Linie, Friedrich der Friedfertige, starb am 4tenmai 1440 und seine Länder fielen an die meißnische Linie, die nunmehr alle Wettinischen Länder beisammen hatte. Auch nach dem Anfall dieser beträchtlichen Erbschaft währte die gemeinschaftliche Regierung der beiden Brüder fünf Jahre lang fort, dann beschlossen sie zu theilen. Diese Theilung, die am loten September 1445 zu Alten- burg erfolgte, gab gleich anfangs Veranlassung zu großen Streitigkeiten. Dem sächsischen Rechte zuwider theilte der jüngere Bruder und der Aelcere wählte. Wilhelm war noch sehr jung und von zanksüchtiger Gemüthsart, dabei übel berathen von Apel von Vitzthum, einem cigcnnüz- zigen und ehrgeizigen Manne, der von der Uneinigkeit der fürstlichen Brüder Nutzen zu ziehen hofite. Von diesem dazu angeregt forderte Wilhelm, daß auch das Herzogthum Sachsen mit zur Theilung kommen sollte, was doch nicht geschehen konnte, weil es gegen die goldene Bulle stritt. Die Theilung geschah also, daß Meißen dem einen, Thü- ringen mit den fränkischen Gebieten dem andern zufal- len, das Osterland aber zwischen beiden getheilt werden sollte. Die Bergwerke, die Münze und der Zehnte blieben Beiden gemeinschaftlich, so auch die Landesschulden, die noch an 300,000 Gülden betrugen, wovon jedoch der Besitzer von Meißen etwas mehr erhalten sollte als der von Thü- ringen. Friedrich wählte Meißen, aber weder er noch Wilhelm war mit seinem Antheil zufrieden, und es erhob sich zwischen Beiden ein weitschichriger Hader, den zu schlichten sich die Landstände erboten. Sie beriefen dazu noch den Erzbischof Friedrich von Magdeburg, den Kurfürsten Friedrich Ii. von Brandenburg und den Landgrafen Ludwig von Hessen, und durch deren Vermit- telung kam am Uten December 1445 der schiedsrichterliche Ausspruch, der Hallische Machtspruch, zu Stande, durch den einige nicht sehr bedeutende Abänderungen in der Theilung gemacht wurden, und dem sich beide Brüder unterwarfen. Nun hätten die beiden fürstlichen Brüder in Friede und

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 160

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
160 „ioo,ooo Gulden zahlte, dagegen die Auftechterhaltung der Kapitulation von Wittenberg erhielt. Nachdem er auf diese Weise die Kriegsgefahren von seinem Staate abge- wendet, erneuerte er die Erbvereine und Erbverbrü- derungen mit Hessen und Brandenburg, später 1557 auch die Erbvereinigung mit Böhmen, wobei auch die Beförderung des wechselseitigen Handelsverkehrs ausbcdungen wurde. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1555, wo der berühmte Religionsfriede geschloffen ward, wurde Kurfürst August, der aber nicht selbst zugegen war, ... zum Kreisoberstenfüc den obersachsischen Kreis erwählt und von da ab ist dieses Amt stets bei Kursachsen ge- blieben. Dieses Amt war hauptsächlich deswegen gestiftet, um dem noch nicht ganz abgestellten Fehdewesen ein Ende zu machen, und recht bald hatte der Kurfürst Gelegenheit, es in Ausübung zu bringen. Die Erben des Bischofs Ni- colaus H. von Meißen, zu denen auch der kurfürstliche Stallmeister von Karlowitz gehörte, befehdeten eines Te- staments wegen den neuen Bischof von Haugwih, ver- brannten mehrere bischöftiche Städte und trieben die Schaf- und Schweineheerden fort. August vermittelte einen Ver- gleich, doch der Bifchof mußte den Schaden tragen und noch 4000 Gulden zahlen, weil der Kurfürst ihm wegen eines abgeschlagenen Tausches von Stolpen und Bischofö- wer d a gegen das Amt Mühlberg feind gewesen seyn soll. Von großer' Bedeutung für Sachsen wurden die gleichzeitig mit vorbemeldeter Fehde ausgebrochenen Grum- bachischen Händel, die später zu einem kurzen Kriege und zu einer nicht unbedeutenden Vergrößerung Kursachsens Ge- legenheit gaben. Der fränkische Ritter Wilhelm von Grumbach war mit dem Bischof von Würzburg, Mel- chior von Zobel in Streitigkeit gerathen und hatte den- selben ermorden lassen. Er wurde deshalb mit der Acht und Aberacht belegt, und nach dem er bei verschiedenen Fürsten Schutz gesucht, fand er endlich 1564 bei dem Her- zoge Johann Friedrich dem Mittlern zu Sachsen Gotha nebst mehreren seiner Anhänger eine Zuflucht. Mit dem Beistände des herzoglichen Kanzlers Brück spiegelte er dem Herzoge die Hoffnungen vor^ daß er mit seinem Bei- stände die Länder und Würden seines Vaters zurückerhalten

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 142

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
142 Wittenberg übergeben wurde und daß her Kurfürst die harte Wkttenbergische Capitulation einging. Sie ent- hielt folgende Bedingungen: Johann Friedrich entsagt für sich und seine Nachkommen dem Kurfürstenthum Sach- sen mit allen dazu gehörigen Landern, Rechten und Wür- den, übergibt die Festungen Wittenberg und Gotha,, laßt den Markgrafen ohne Ldsegeld frei, bleibt selbst in Ge- fangenschaft des Kaisers. Die Länder des Kurfürsten und seine Rechte und Würden erhält der Herzog Moritz, und die böhmischen Lehne fallen an den König Ferd inand. Dem ehemaligen Kurfürsten und dessen Nachkommen wird ein jährliches Einkommen von 50,000 Gulden und zu dessen Aufbringung eine Anzahl Aemter, Städte, Schlösser und Klöster als Gerstungen, Eisenach, Wartburg, Kreuzberg, Tenneberg, Waltershausen, Leuchtenberg, Ro- da, Orlamünde, Jena, Gotha, Kapellendorf, Roßla, Weimar, Wachsen bürg, Dornburg, Kamburg, Buttstädt, Buttelstädt, Weida, Zü- genrück und die Herrschaft Saalfeld übergeben. Des gewesenen Kurfürsten Bruder, Johann Ernst, behält die Pflege Koburg, tritt aber davon das Amt Königsberg an Albrecht von Brandenbu rg ab, und erhält statt der bis dahin gezogenen 14,000 Gulden Jahrgeldcr künftig nur 7000. Durch diese Capitulation wurde das Landgebiet des Ge- sammthauses Sachsen vermindert, denn das Herzogthum Sagan, die Erwerbung, die Johann Friedrich kurz vorher in den magdeburgischen und halberstadtischen Stiftern gemacht, und die im Voigt lande gelegenen böh- mischen Lehne, als Plauen, Pausa, Voigtsberg, Oelsnitz, Adorf, Schöneck, Neukirchen, Mühl- dorf kamen von Sachsen fort. Die Besitzungen, die Johann Friedrichs Söhne erhielten, nahmen sie als ein neues Fürstenthum vom Kaiser zu Lehn. Für dieses Abgetretene gab Johann Friedrich seinem Vetter einen Ueberweisungsbrief und entließ die Vasallen und Unterthanen ihres Eides. Herzog Moritz wurde am 4ten Juni auf der Wiese bei Blösern von dem Kaiser mit der Kur Sachsen und der Erzmarschallswürde vorläufig belehnt, die förmliche Belehnung erfolgte später zu Augsburg. So verlor Johann Friedrich durch eigene Schuld.

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 171

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
171 Hofstaat, jährlich 20,000, tn der Folge aber 30,000 Gulden. Gleich nach dem Antritt der Vormundschaft ließ der Herzog den Kanzler Krell, auf Verlangen der Kurfürstin und einiger Adeligen, verhaften und ihm, nachdem er lange auf dem König stein gesessen, den Proceß machen. Ihm konnte weder Untreue, noch Verrath, noch sonst ein Ver- brechen bewiesen werden, und seine einzige Schuld war, daß er die calvinischen Lehren in Sachsen einzuführen ge- strebt hatte. Sein Proceß wurde in die Lange gezogen und kostete dem Staate 118,000 Gulden. Der Unglückliche wurde nach einer 10jährigen Heft, nachdem Christian Ii. die Regierung selbst angetreten, hingerichtet. Um den Cal- vinismus auszurotten, beschlossen die Stände auf dem Landtage zu Torgau 1592 eine allgemeine Kirchen Vi- sitation und ließen vier Glaubensartikel entwerfen, die jeder Staatsdiener unterschreiben mußte, um sich als recht- gläubiger Lutheraner auszuweisen. Uebrigens zeigte sich der Vormund als einen milden, gerechten und friedliebenden Regenten und stellte das gute Vernehmen zwischen Sach- sen und Oestreich wieder her, welches seit den letzten ,-Regierungsjahren August's gestört worden war. Kurfürst Christian Ii. übernahm am 23. Septem- der 1601 die Regierung selbst, und die Vormundschaft über seine beiden minderjährigen Brüder. Die Hinrichtung Krell's, die bald nach seinem Regierungsantritt erfolgte, fällt nicht sowohl dem Kurfürsten, als vielmehr den glü- henden Feinden des Kanzlers zur Last, die durch unrecht- liche Mittel seine Verurtheilung zu bewirken wußten. Gleich darauf führte Christian Ii. den Religionseid ein, den alle Staatsdiener auf das Concordien buch ablegen mußten, dann stiftete er 1602 den Kirchenrath in Dresden, und versetzte 1607, auf Antrag der Stände, das Obercon- sistorium von Meißen nach Dresden zurück. Seit dem Tode des Kurfürsten August war Kur- sachsens Ansehen im Auslande in Verfall gerathen, weil es den Regenten an Kraft und Thätigkeit, wohl auch att Erfahrung gefehlt hatte, den, ihnen nach ihrem Stande.ge- bührenden Einfluß auf die Angelegenheiten des deutschen Reiches, zu behaupten. Dieß war denn auch wohl die Ur- sache, daß Christian Ii., als i. I. 1609 der Herzog

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 218

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
218 zen neueren Zeit nicht seines Gleichen gehabt. Me nur er- sinnlichen Belustigungen folgten einander, und was nur da- bei Theures, Kostbares und Seltenes herbeigeschafft werden konnte, durfte nicht fehlen. Dies Prunkfest, oder vielmehr diese Reihe von Festlichkeiten, soll 4 Millionen Thaler ge- kostet haben. Gerade zu der Zeit wurde das Land von einer schweren Theuerung gedrückt und im Erzgebirge wüthete eine Hungersnvth. — Außer diesen Festen zehr- ten noch die Günstlinge und Geliebten an dem Mark des Landes. Der Feldmarschall Flemming soll allein 16 Millionen Thaler hinterlassen haben. Es wird gerechnet, daß Friedrich August aufseine Kriege, Feste, Günst- linge und überhaupt auf entbehrliche Dinge während seiner Regierung, loo Millionen Thaler aufgewendet hat. Was hatte aus Sachsen werden können, wenn statt seiner ein Kurfürst August regiert hatte. Er starb am 1. Februar 17^3 zu Warschau. Fünfunddreißigstes Capitel. Die Regierung Friedrich Auguft's Ii., als Kö- nig von Polen Auguft's Iii. bis zum sie- benjährigen Kriege, 1756. Friedrich August Ii. hatte bei der Uebernahme der Regierung des Kurstaates wenig Neigung, auch wenig Hoffnung den polnischen Thron zu besteigen, denn er war nicht ehrgeizig und liebte die Ruhe; überdieß hatte sein Water sich vergebens bemüht, ihm die Thronfolge in Po- len zu verschaffen, und Rußland, Oestreich und Preußen waren gesonnen, einen portugiesischen Prin- zen auf den polnischen Thron zu befördern. Da indes- sen Frankreich den König Stanislaus Lesczinski wieder einzusetzen versuchte, so erklärten sich die drei obenge- nannten Mächte für den Kurfürsten von Sachsen, der nun auch in den Plan derselben einging, sich um die pol- nische Krone bewarb und auch mit dem Beistände Ruß-

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 191

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
191 und deshalb von seinen Glaubensgenossen gehaßt, von den Katholiken wenigstens nicht geachtet. Aber das konnte bei dem Benehmen Johann Georgs nicht anders seyn, denn er hing mit einer ganz unbegreiflichen Starrmüthigkeit an dem Kaiser, und opferte ihm ohne Bedenken das Beste seines Hauses, seines Landes und seiner Glaubensgenossen auf. Er war es, welcher bei-den Friedensverhandlungen, den Reformirten das Reichsbürgerrecht nicht zugestehen wollte, obgleich dadurch die Protestanten ihre stärkste Stütze verloren haben würden, da die Fürsten von Bran- denburg, Hessen - Kassel und Pfalz sich zur re- formirten Lehre bekannten. Er stimmte dafür, daß der katholische Maximilian vombaiern, die dem Pfalz- grafen entrissene Kurwürde erhielt, und so den Protestan- ten eine Kurstimme verloren ging; als endlich, Schweden und die deutschen Protestanten darauf drangen, daß der protestantische Religionszustand in den östreichi» schen Landen wieder so hergestellt werden solle, wie er i. I. 1618 gewesen war, da erklärte sich der Kurfürst dagegen. Hätte wohl der eifrigste Katholik mehr zum Nachtheil der Protestanten stimmen können? Und wie belohnte Oest- reich seine Dienstfertigkeit? — An eine Entschädigung für die unaussprechlichen Drangsale, die das Land erlitten hat- te, wie sie wohl anderen protestantischen Fürsten zu Theil wurde, war nicht zu denken; in der Jülich - kle- vischen Erbschaftssache that der Kaiser auch nicht einen Sckritt zu feinen Gunsten, und was der Kurfürst sonst noch Vorschlägen oder begehren mochte, das ward zurückgewiesen und verweigert. Nach dem weftphälischen Frieden, der am 24. Oktober 1648 beschlossen wurde, war erst in einiger Maße zu übersehen, was Kursachsen durch den dreißigjah. rigen Krieg eingebüßt hatte, wiewohl genaue Angaben nicht möglich waren. Sachsen, noch vor 18 Jahren das volkreichste, blühendste deutsche Land, war mit Bran- denburg das ödeste, und hatte durch Krieg, Pest, Hun- ger und Auswanderung 1 Million Menschen verloren. Dem Landmann war sein Betricbvieh geraubt, ihm fehlte Saat und Brot. Am meisten hatte das Erzgebirge und das Voigt!and wegen seiner Nachbarschaft mit Böh-
   bis 10 von 30 weiter»  »»
30 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 30 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 15
3 9
4 2
5 3
6 0
7 2
8 2
9 0
10 27
11 14
12 2
13 4
14 2
15 2
16 0
17 1
18 0
19 3
20 0
21 0
22 1
23 0
24 2
25 12
26 20
27 6
28 2
29 9
30 0
31 7
32 0
33 3
34 7
35 5
36 5
37 26
38 1
39 84
40 1
41 0
42 0
43 1
44 0
45 5
46 5
47 29
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 3
5 0
6 1
7 4
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 1
17 12
18 1
19 0
20 4
21 0
22 0
23 1
24 0
25 1
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 6
35 1
36 17
37 20
38 2
39 2
40 0
41 3
42 0
43 0
44 1
45 0
46 2
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 1
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 3
69 1
70 0
71 3
72 4
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 2
86 6
87 1
88 0
89 0
90 1
91 0
92 2
93 0
94 1
95 1
96 1
97 0
98 10
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 5
4 5
5 7
6 1
7 1
8 1
9 4
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 32
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 1
26 10
27 0
28 0
29 1
30 3
31 0
32 0
33 44
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 28
40 26
41 0
42 1
43 1
44 7
45 0
46 3
47 0
48 0
49 7
50 5
51 0
52 2
53 0
54 2
55 97
56 0
57 1
58 5
59 25
60 0
61 13
62 4
63 0
64 20
65 5
66 1
67 0
68 1
69 0
70 0
71 2
72 1
73 0
74 0
75 4
76 0
77 0
78 0
79 0
80 10
81 17
82 4
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 0
90 0
91 2
92 1
93 1
94 14
95 1
96 7
97 27
98 1
99 5
100 20
101 0
102 2
103 1
104 0
105 0
106 4
107 1
108 1
109 0
110 3
111 2
112 0
113 1
114 4
115 0
116 6
117 0
118 1
119 0
120 1
121 4
122 1
123 0
124 1
125 0
126 0
127 5
128 0
129 2
130 7
131 7
132 0
133 1
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 3
141 0
142 3
143 6
144 6
145 2
146 0
147 1
148 2
149 0
150 12
151 10
152 3
153 0
154 0
155 7
156 0
157 17
158 4
159 4
160 1
161 9
162 0
163 0
164 1
165 8
166 11
167 0
168 0
169 1
170 3
171 2
172 2
173 1
174 2
175 16
176 4
177 24
178 0
179 6
180 1
181 0
182 14
183 12
184 0
185 1
186 0
187 2
188 2
189 2
190 0
191 11
192 0
193 0
194 3
195 0
196 5
197 0
198 2
199 8