246
derung des sächsischen Heeres, die Überlassung des Kö-
nig ft eins auf zwei Jahre, und nun trat Sachsen
in Verbindung mit Preußen mit den Waffen auf.
Während König Friedrich von Schlesien aus in
Böhmen eindrang, "ließ der Kurfürst 22,000 Mann zu
dem Heere stoßen, welches Prinz Heinrich durch Sach-
sen nach Böhmen führte. Eine im Erzgebirge zurück-
gelassene Abtheilung von Sachsen und Preußen sollte
die feindlichen Einfälle abwehren. Trotz dem brächen im
September 1778 zwei östreichische Regimenter durch,
brandschatzten eine Menge Städte und führten, wenn die
geforderten großen Summen nicht gleich bezahlt wurden,
angesehene Einwohner als Geißeln mit sich fort und sandten
sie bis nach Ofen in Ungarn. Diesen Brandschatzungen
wurde zwar spater vorgebeugt, doch hatten diese Gegenden
durch Einquartirungen viel gelitten. Am 13. Mai 1779
wurde dieser kurze Krieg durch den Frieden zu Teschen
geendigt. Kursachsen erhielt für die baiersche Allo-
dialerbschaft 6 Millionen Gulden, auch die Lehnsrechte über
die schön burgischen drei Receßherrschaften, Glaucha,
Waldenburg und Lichten stein. Friedrich Au-
gust gab von der erstrittenen Erbschaft jedem seiner Ge-
schwister 50,000 Gülden, das Uebrige wies er der Haupt-
kasse des Landes zu und es wurden davon die Millio-
nen Thlr. Schulden an Hannover abgezahlt und die
dafür verpfändeten Aemter und Einkünfte wieder gelöst.
Das gute Verhältniß mit Preußen erleichterte auch
die Auseinandersetzung wegen der Grafschaft Mansfeld,
deren letzter Besitzer 1780 gestorben war. Kursachsen hatte
diese Grafschaft lange der Schulden wegen sequestrirt, an
Preußen siel ein Theil davon für Magdeburg, und
da die Schulden von beiden Theilen übernommen werden
mußten, war die Auseinandersetzung sehr verwickelt. Eine
andere Erwerbung war das Amt Walternienburg mit
12,000 Thlr. jährlichen Einkünften. f Auf Verwendung
Rußlands wurde es jedoch an die Fürsten von Anhalt
gegen eine jährliche Abgabe von 4,000 Thlr. überlassen.
Kaiser Joseph wollte, was er nicht mit den Waffen
in der Hand hatte erkämpfen können, durch friedliche Unter-
handlungen erhalten. Er trug dem Kurfürsten Karl
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schlesien Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Au- Friedrich Joseph
292
gemein geliebt. Ihn batten die größten Fürsten ihrer Zeit,
Friedrich der Große und Napoleon aufrichtig hochge-
achtet. Erwarb geehrt von ganz Europa, und seine
Sachsen, mit denen er 58 Jahre hindurch Freude und
Leid gelheilt, beweinten in ihm einen geliebten Vater, der
ihnen Vorbild im muthigen Dulden, im Ausharren bei
Widerwärtigkeiten, und in ruhiger Besonnenheit bei den
Stürmen der Zeit gewesen war.
Vierundvierzigstes Capitel.
Sachsen unter König Anton's I. Regierung bis
zur Umwandlung der Verfassung.
Sachsen war wahrend der langen Negierung Fried-
rich August's in manchen seiner Staatseinrichtungen ge-
gen andere deutsche Lander zurückgeblieben; allein die
Milde und Gerechtigkeitsliebe des Königs hatte diesen
Mißstand erträglich gemacht, auch konnte kaum billiger Weise
verlangt werden, daß der greise Fürst noch am Ende seiner
Laufbahn Neuerungen und Umwandlungen vornehmen sollte,
bei denen, wie erwünscht sie auch sein mochten, er mit unab-
sehlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben mußte. Dage-
gen hofften viele von einer neuen Negierung das erfüllt zu
sehen, was von der vorigen unerledigt geblieben war. Kö-
nig Anton wurde bei seinem Regierungsantritte von dem
Volke mit Herzlichkeit und Liebe empfangen, auch zeigte er
durch Herablassung und Güte, daß er dieser Anhänglichkeit
werth sei. Eine seiner ersten Negentenhandlungen war,
daß er dem Lande den Betrag der bei jedem Regenren-
wechsel üblichen Lehnsmuthung erließ, wodurch er seinem
Volke ein Geschenk von wenigstens 1 Million Lhlr. machte.
Eine zweite heilsame Maßregel war der Befehl, daß alles
in den königlichen Forsten bis zum Uebermaße wiederum
gehegte Schwarzwild niedergeschossen und das Roth-
wild bedeutend vermindert und in wohlverwahrten Gehegen
eingeschlossen werden sollte. Dem armen Landmanne wur-
den nun wieder seine Felder gegen die schweren Verheerun-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Napoleon Anton
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sachsen Sachsen Sachsen
132
gute Sache, der er sich gewidmet, durch seine Standhaf-
tigkeit und durch sein würdevolles Benehmen im Unglück
hat er seine Versehen wieder getilgt und ist andern Fürsten
seiner Glanbenspartci ein leuchtendes Vorbild geworden.
Johann Friedrich war den Zosten Juni 1503 zu
Torgau geboren und hatte unter Spalati ns und E röß-
ners Aufsicht eine sorgfältige Erziehung erhalten. Schon in
seinen frühen Jünglingsjahren wurde er von seinem Vater,
den er aus die Reichstage begleitete, mit den Staats- und
Negierungsangelegenheiten bekannt gemacht und mehrmals
mußte er wichtige Unterhandlungen mit dem Kaiser und
den Rcichsfürsten betreiben. Bereits i. I. 1519 wurde
er mit des Kaiser Ka rls V. Schwester, Katharina, ver-
lobt; doch ward die Heirath, seines Uebertritts zur evange-
lischen Kirche wegen, nicht vollzogen. Er vermählte sich
darauf 1526 mit Sibylla, der einzigen Tochter des Herzogs
Johann Hi. von Kleve, wodurch er die Anwartschaft
auf die Erbfolge in die Lander Kleve, Jülig, Berg,
Mark und Ravensberg erhielt. Seinen Halbbruder
Johann Ernst bevormundete er bis 1539, dann ließ er
ihn Theil an der Negierung nehmen bis 1542, und darauf
gab er ihm zu seinem Antheil die Pflege Koburg, die
alle kursächsischen Besitzungen in Franken in sich begriff,
und jährlich eine baare Summe von 14,000 Gulden. Jo-
hann Friedrich zeigte gleich beim Antritt seiner Regie-
rung eine große Thätigkeit für die innere Landesverwal-
tung, vor Allem aber, was Kirche und Schule betraf.
Die Einkünfte der Universität vergrößerte ec beträchtlich
durch Zuschüsse von den Klostcrgütern, dann bewilligte er
auf Antrag der Stände eine abermalige Kirchenvisitation,
weil bei der ersten noch nicht alle Geschäfte vollendet wor-
den waren. Die Messen wurden völlig abgeschafft, den
noch vorhandenen Mönchen und Nonnen untersagt, Novi-
zen anzunehmen und die Gehalte der Geistlichen ver-
bessert. Außerdem hatte er mancherlei Irrungen mit dem
Herzoge Georg, mit den Preußen, mit dem Räuber
Hans Kohlhasr und mit Erfurt auszufechten. Von
den Landstanden wurde ihm ein Viehzoll auf 5 Jahre
bewilligt; die für seinen Bergbau wichtige Herrschaft
Schwarzenberg kaufte er für 20,700 Gulden und 1533
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Katharina Sibylla Johann Johann_Ernst Johann Ernst Friedrich Friedrich Georg Hans_Kohlhasr Schwarzenberg
Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
58
ebenfalls Karl's Schwager, erklärte Frankreich den Krieg. Ludwig
wurde von Baiern und Leopold von England und Holland unter-
stützt. 1701 drangen die Obstreicher unter dein großen Feldherrn
Eugen von Savoyen in Oberitalien, 1702 die Engländer und Hol-
länder unter Marlborough siegreich in die spanischen Niederlande
ein. 1703 die Baiern von den Tyrolern unter Storzinger geschla-
gen. Frankreich erhielt an Portugal und Savoyen -neue Feinde. Fast
alle Schlachten (bei Hochstädt) zu Frankreichs Nachtheil. Ludwig
bittet wiederholt um Frieden. 1713 Friedensschluß zu Utrecht und
1714 zu Rasta dt mit Oestreich: Philipp V. erhält Spanien und
Indien, — Oestreich: die Niederlande, Mailand, Neapel und Sar-
dinien, — Holland: Festungen an der französischen Grenze, —
England: Besitzungen in Nordamerika und die Festung Gibraltar.
5. Spanische Niederlande und Holland unter dem
Namen: burgnndischer Kreis zum deutschen Reiche. 1714 die Nie-
derlande an Oestreich. 1782 Empörung unter Joseph Ik., von Leo-
pold Ii. wieder gestillt. (1797 an Frank.) — Holland. Blü-
hender Handel. Ausländische Eolonieen. Duldung aller Religionen.
Das Hans Oranien bekleidet die Statthalterwürde, die 1674 erblich
wurde. Wilhelm Iii. 1689 zugleich König von England.
6. Preußen. (An Brandenburg kam 1609 Cleve und
1617 das Herzogthum Preußen.) Friedrich Wilhelm, der
große Kurfürst, 1640 — 88, unterstützte die Holländer gegen Frank-
reich und schlug die Schweden 1675 bei Fehrbellin, die unterdessen
in sein Land gedrungen waren.
Friedrich Iii. 1688 —1713. Eitel. 1701 in Königsberg
Krönung zum Könige (Friedrich I.). Das Land verschuldet.
Friedrich Wilhelm I. 1713 — 40. Einschränkung des
Luxus. Thätig, aber hart und roh. Feind der Gelehrten. (Er-
holung im Tabakscollegimn.) Unbegrenzte Liebe zum Militär. Bor-
Pommern mit Stettin an Preußen.
Friedrich Ii. (der Große) 1740—86. Geb. 1712. (Harte
Erziehung. Plan , nach England zu entfliehen. Leutnant v. Katt
enthauptet. Friedrich zwei Jahr in Küstrin gefangen. Späterer
Aufenthalt: das Schloß Rheinsberg. Lieblingsbeschäftigungen:
Studiren und Blasen der Flöte.) Als König ungemein thätig.
Geregelte Lebensweise. Jeder Unterthan hatte Zutritt. Schloß
Sanssoucs erbaut. Morastige Gegenden an der Warthe und Oder
urbar gemacht. Berlin und Potsdam verschönert. Friedrich's treue-
ster Freund: Voltaire.
Die drei schlesischen Kriege.
Erster: 1740 — 42. Friedrich's gegründete Ansprüche auf
den Besitz einiger schlesischer Fürsienthümer: Liegnitz, Brieg :c.
1740 die ganze Provinz in Friedrich's Händen. 1741 glänzender
Sieg durch den Feldmarschall Schwerin. Den 17. Juni 1742
Friede zu Breslau: Schlesien an Preußen.
Zweiter: 1744 und 45. Plan der Maria Theresia, Schle-
sien wieder zu erobern. Den 3. Juni 45 große Niederlage der
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Leopold_von_England Leopold Eugen_von_Savoyen Eugen Marlborough Ludwig Oestreich Philipp_V. Philipp_V. Oestreich Oestreich Joseph_Ik Frank Hans_Oranien Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Baiern Holland Oberitalien Niederlande Frankreich Portugal Frankreichs Spanien Indien Niederlande Mailand Neapel Holland England Nordamerika Spanische_Niederlande Holland Holland England Brandenburg Schweden Fehrbellin Königsberg England Schloß_Rheinsberg Berlin Potsdam Liegnitz Brieg Schwerin Breslau
48
Jahr 1806, wo der Churfürst sich mit dem Könige von Preußen ver-
band, um gegen Napoleon, Kaiser von Frankreich, ins Feld zu
ziehen. Die Verbündeten wurden den 14. October 1806 bei Jena
geschlagen, und ängstlich besorgt erwarteten die Unterthanen die feind-
lichen Krieger. Allein Napoleon schloß mit Friedrich August ein
Bündniß, verwandelte Sachsen in ein Königreich und erweiterte die
Besitzungen desselben dadurch, daß er einen großen Theil von Polen
unter dem Namen des Großherzogthums Warschau damit ver-
einigte. So war nun unser Churfürst auf einmal König von Sachsen
und Großherzog von Warschau. Freilich legten die folgenden Zeiten
ihm drückende Lasten auf, indem er seine Armee gegen Oesterreich und
Rußland senden mußte, mit welchen Ländern Napoleon Krieg führte.
Indeß das Schwerste traf ihn im Jahre 1813. Beharrlich blieb er
seinem Bundesgenossen treu. Sein Heer stritt vereint mit der großen
französischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig, die 3 Tage
lang dauerte. Napoleon's Macht ward von Rußland, Oesterreich,
Preußen und Schweden gebrochen, die Stadt Leipzig den 19. October
1813 erobert, und unser König gefangen genommen. Von Kosacken
nach Berlin begleitet, mußte er sein Land verlassen, welche Trennung
bis zum Juni 1815 dauerte. Endlich kehrte der Landesvater den
7. Juni 1815 unter lautem Jubel seines Volkes zurück, aber freilich
im Gefühl des bittersten Schmerzes; denn er hatte die Hälfte des Lan-
des verloren und an Preußen abtreten müssen. Der Thüringer Kreis
mit seinen fruchtbaren Auen und Salzquellen, der Wittenberger Kreis
mit seinen Wäldern, außerdem Theile des Leipziger und Meißener
Kreises, so wie der Lausitz, das waren die großen Opfer, welche der
gefangene Monarch zu bringen genöthigt ward. Noch blieben ihm
1,206,000 Einwohner nebst der Liebe seines Volkes. Gott segnete ihn
mit einer zweifachen Jubelfeier; denn am 15. September 1818 feierte
er das 50jährige Jubiläum seiner Regierung und am 29. Januar
1819 das seiner 50jährigen Ehe. Am 5. Mai 1827 endete er sein
ruhmvolles Leben, nahm den Dank seiner Unterthanen mit ins Grab
und überließ es seinem erlauchten Bruder
Anton,
in seinen Fußstapfen fortzuwirken.
Unter der Regierung des Königs Anton ward keine der bisher
bestandenen Einrichtungen gestört, vielniehr blieb Alles in der früheren
Verfassung. Gleichwohl zeigten sich im Jahre 1830 gesetzwidrige
Volksbewegungen in unserm Vaterlande, welche es deutlich aussprachen,
daß man mit manchen Einrichtungen nicht zufrieden sei. Kaum hatten
daher die Franzosen rebellirt und ihren König Karl X. aus dem Lande
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich August Napoleon Anton Anton Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Jena Sachsen Warschau Sachsen Warschau Oesterreich Leipzig Oesterreich Schweden Leipzig Berlin
47
Georg's Sohn, Joachim Friedrich, obwohl er nur
10 Jahre regiert hat, stiftete ebenfalls im Lande man-
cherley Gutes, und hat sich, um nur etwas zu erwäh-
nen, durch die Gründung des Gymnasiums zu Joa-
chimsthal, welches jetzt in Berlin ist, ein bleiben-
des Denkmal seines wohlthatigen Sinnes und seiner
Liebe zu dem Lande erworben. Eine besondere Erwäh-
nung verdient seine erste Gemahlin Katharine, wel-
che bey Berlin einige Kuhmelkereien anlegte, und das
daraus gelößte Geld zur Errichtung der Schloßapothe-
ke in Berlin verwendete, aus welcher den Armen Arz-
nei umsonst verabreicht wurde. So wie nun die Kur-
fürsten für den innern Wohlstand ihres Landes sorgten,
eben so sorgten sie auch für die Erweiterung desselben.
Dahin gehört besonders unter seinem Nachfolger Jos
hannsigismund die Erwerbung des Herzogthums
Preußen im Jahr 1618, und des Herzogthums
Jülich, jetzt zwey große Provinzen unsers Staates,
obwohl darüber erst ein langer Streit, wobey jedoch
kein Blut vergossen ward, geführt wurde. Auf diese
Weise wuchs unser Vaterland immer mehr an Größe und
Wichtigkeit; allein mit dem Jahre 1618 begann auch
wiederum eine der schrecklichsten Zeiten für dasselbe, und
große und schwere Leiden mußte es eine Reihe von Jah-
ren hindurch erdulden. Der dreyßigjah rige Krieg
nehmlich war es, welcher sie brachte, und das Land
in das größte Elend versetzte. Unglücklicher Weise war
der damalige Kurfürst, Georg Wilhelm, ein zwar
gutmüthiger aber schwacher Regent, der durch seine
Unbeständigkeit und die Verführung eines treulosen
und schändlichen Ministers, eines Grafen von Schwar-
zenberg, welcher es heimlich mit den Feinden un-
sers Landes hielt, sowohl sich selbst als auch das Land
ins Verderben stürzte. Es kam so weit, daß er kaum
noch den nothdürftigsten Unterhalt hatte, und zuletzt
B
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Friedrich Friedrich Katharine Georg_Wilhelm Wilhelm
96
s
bedeutendste Stadt, so daß wir hiermit die Beschreibung
unserer Provinz beschließen und zu einer andern über-
gehen.
Iii. Beschreibung der Provinz Posen«
Dieser Landestheil gehörte sonst zum Königreiche
Polen, welches als für sich bestehend aufgehört hat,
und an Rußland, Oesterreich und Preußen gefallen ist»
Die mehrmalige Theilung dieses Staats geschah, wie
ihr aus der Geschichte wissen werdet, unter unserm
Könige Friedrich Wilhelm Ii., und obgleich Na-
poleon in dem unglücklichen Frieden von Tilsit al-
les von unserm Vaterlande abgerissen hatte, was ihm
von Polen früher zugefallen war, so erhielt es doch
vach dem Sturze des französischen Kaisers das Ver-
lorne zum größten Theil wieder, wozu die Provinz Po-
sen gehört. Sie enthalt 538 Q. M- und i,o4o,ooo
E., welche der Religion nach meistens Katholiken sind,
und einen Erzbischof über sich haben; Evangelische
stnden sich besonders in den Städten an der Grenze
Schlesiens und Brandenburgs, und machen ohngefähr
ein Drittheil der ganzen Bevölkerung aus. Auch hal-
ten sich hier die meisten Juden auf, und betreiben vor-
züglich den Handel und die Schenkwirthschaft oder den
Kretscham. Polen, Deutsche und Juden sind daher die
Nationen, welche wir hier antreffen. In Hinsicht der
Bildung im Allgemeinen stehet diese Provinz den übri-
gen nach, und so sehr es auch das Bestreben der Re,
gierung ist, und so viel sie auch durch Anlegung neuer
Schulen und Bildungsanstalten für die Aufklärung
und Bildung gerhan hat, so befindet sich doch ein groß-
ßer Theil der polnischen Einwohner, besonders der Land-
lleute, in großer Unwissenheit, im Aberglauben und
Roheit. Der Grund davon liegt in der Vergangenheit,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm