154
mals Keinem recht war; doch hatte nun der Kurfürst schein-
bar des Kaisers Willen erfüllt und auf die Einführung
drang er nicht mit Strenge. Er wußte den schlauen und
argwöhnischen Kaiser so listig zu täuschen, das derselbe ihm
nicht nur gewogen blieb, sondern ihn sogar zum Feldherrn
des Neichsheeres ernannte, welches die gegen die Stadt
Magdeburg ausgesprochene Neichsacht vollziehen sollte.
Es wurde deshalb nicht nur ein bedeutendes Heer unter sei-
nen Befehl gestellt, sondern er erhielt auch aus derneichs-
kaffe zur Ausrüstung 100,000 Goldgulden und zur Unter-
haltung des Heeres monatlich 60,000. Der Kaiser ver-
traute, dem Kurfürsten Moritz diese Unternehmung beson-
ders darum, weil er diese Stadt, die der stärkste Stütz-
punkt der Reformation war, unter jedem Beding zu über-
wältigen und zu züchtigen wünschte, welches aber nur durch
einen so einsichtsvollen und tapfern Feldherrn geschehen
konnte, als Moritz es war, denn die Stadt war unge-
mein befestigt und die Bevölkerung zahlreich und kriegerisch.
Mit einem Heere von 18,000 Mann, welches aber nach
und nach bis auf 25,000 Mann verstärkt wurde, begann
Moritz am 29. November 1550 die Belagerung von
Magdeburg, die er auf eine schlaue Weise in die Länge
zu ziehen wußte, und während welcher er insgeheim Bünd-
nisse mit dem jungen Landgrafen von Hessen, Wilhelm,
mit Johann Al brecht von Mecklenburg, mit Al-
brecht von Brandenburg - Kulmbach, endlich auch
zu Friedewalde am 15. Oktober 1551 mit König Hein-
rich Ii. von Frankreich zu Stande brachte. Dem letz-
tem gestand ec leider die Eroberung der zum deutschen
Reiche gehörigen Städte Cambray, Metz, Toul und
Verdun mit ihren Gebieten zu, wodurch zuerst den Fran-
zosen der Eingang zum deutschen Reiche geöffnet und
der Anlaß zu jahrhundert langen Kriegen gegeben wurde.
Der Kaiser hatte untecdeß mit Ungeduld auf die Eroberung
von Magdeburg geharrt, und Moritz, der überdem
von Kundschaftern umgeben war, durfte nun nicht länger
zögern. Er war aber schon längst mit der Stadt im ge-
heimen Einverständnisse und bewilligte ihr in der Kapitu-
lation vom 9. November 1551 einen so billigen Vergleich,
dass die kaiserliche Partei höchst unzufrieden darüber war.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Moritz Wilhelm Johann_Al_brecht_von_Mecklenburg Johann Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Magdeburg Hessen Brandenburg Kulmbach Frankreich Magdeburg
191
und deshalb von seinen Glaubensgenossen gehaßt, von den
Katholiken wenigstens nicht geachtet. Aber das konnte
bei dem Benehmen Johann Georgs nicht anders seyn,
denn er hing mit einer ganz unbegreiflichen Starrmüthigkeit
an dem Kaiser, und opferte ihm ohne Bedenken das Beste
seines Hauses, seines Landes und seiner Glaubensgenossen
auf. Er war es, welcher bei-den Friedensverhandlungen,
den Reformirten das Reichsbürgerrecht nicht zugestehen
wollte, obgleich dadurch die Protestanten ihre stärkste
Stütze verloren haben würden, da die Fürsten von Bran-
denburg, Hessen - Kassel und Pfalz sich zur re-
formirten Lehre bekannten. Er stimmte dafür, daß der
katholische Maximilian vombaiern, die dem Pfalz-
grafen entrissene Kurwürde erhielt, und so den Protestan-
ten eine Kurstimme verloren ging; als endlich, Schweden
und die deutschen Protestanten darauf drangen, daß
der protestantische Religionszustand in den östreichi»
schen Landen wieder so hergestellt werden solle, wie er i. I.
1618 gewesen war, da erklärte sich der Kurfürst dagegen.
Hätte wohl der eifrigste Katholik mehr zum Nachtheil der
Protestanten stimmen können? Und wie belohnte Oest-
reich seine Dienstfertigkeit? — An eine Entschädigung für
die unaussprechlichen Drangsale, die das Land erlitten hat-
te, wie sie wohl anderen protestantischen Fürsten zu
Theil wurde, war nicht zu denken; in der Jülich - kle-
vischen Erbschaftssache that der Kaiser auch nicht einen
Sckritt zu feinen Gunsten, und was der Kurfürst sonst noch
Vorschlägen oder begehren mochte, das ward zurückgewiesen
und verweigert.
Nach dem weftphälischen Frieden, der am 24.
Oktober 1648 beschlossen wurde, war erst in einiger Maße
zu übersehen, was Kursachsen durch den dreißigjah.
rigen Krieg eingebüßt hatte, wiewohl genaue Angaben
nicht möglich waren. Sachsen, noch vor 18 Jahren das
volkreichste, blühendste deutsche Land, war mit Bran-
denburg das ödeste, und hatte durch Krieg, Pest, Hun-
ger und Auswanderung 1 Million Menschen verloren.
Dem Landmann war sein Betricbvieh geraubt, ihm fehlte
Saat und Brot. Am meisten hatte das Erzgebirge
und das Voigt!and wegen seiner Nachbarschaft mit Böh-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georgs Johann Maximilian Maximilian
246
derung des sächsischen Heeres, die Überlassung des Kö-
nig ft eins auf zwei Jahre, und nun trat Sachsen
in Verbindung mit Preußen mit den Waffen auf.
Während König Friedrich von Schlesien aus in
Böhmen eindrang, "ließ der Kurfürst 22,000 Mann zu
dem Heere stoßen, welches Prinz Heinrich durch Sach-
sen nach Böhmen führte. Eine im Erzgebirge zurück-
gelassene Abtheilung von Sachsen und Preußen sollte
die feindlichen Einfälle abwehren. Trotz dem brächen im
September 1778 zwei östreichische Regimenter durch,
brandschatzten eine Menge Städte und führten, wenn die
geforderten großen Summen nicht gleich bezahlt wurden,
angesehene Einwohner als Geißeln mit sich fort und sandten
sie bis nach Ofen in Ungarn. Diesen Brandschatzungen
wurde zwar spater vorgebeugt, doch hatten diese Gegenden
durch Einquartirungen viel gelitten. Am 13. Mai 1779
wurde dieser kurze Krieg durch den Frieden zu Teschen
geendigt. Kursachsen erhielt für die baiersche Allo-
dialerbschaft 6 Millionen Gulden, auch die Lehnsrechte über
die schön burgischen drei Receßherrschaften, Glaucha,
Waldenburg und Lichten stein. Friedrich Au-
gust gab von der erstrittenen Erbschaft jedem seiner Ge-
schwister 50,000 Gülden, das Uebrige wies er der Haupt-
kasse des Landes zu und es wurden davon die Millio-
nen Thlr. Schulden an Hannover abgezahlt und die
dafür verpfändeten Aemter und Einkünfte wieder gelöst.
Das gute Verhältniß mit Preußen erleichterte auch
die Auseinandersetzung wegen der Grafschaft Mansfeld,
deren letzter Besitzer 1780 gestorben war. Kursachsen hatte
diese Grafschaft lange der Schulden wegen sequestrirt, an
Preußen siel ein Theil davon für Magdeburg, und
da die Schulden von beiden Theilen übernommen werden
mußten, war die Auseinandersetzung sehr verwickelt. Eine
andere Erwerbung war das Amt Walternienburg mit
12,000 Thlr. jährlichen Einkünften. f Auf Verwendung
Rußlands wurde es jedoch an die Fürsten von Anhalt
gegen eine jährliche Abgabe von 4,000 Thlr. überlassen.
Kaiser Joseph wollte, was er nicht mit den Waffen
in der Hand hatte erkämpfen können, durch friedliche Unter-
handlungen erhalten. Er trug dem Kurfürsten Karl
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schlesien Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_Au- Friedrich Joseph
292
gemein geliebt. Ihn batten die größten Fürsten ihrer Zeit,
Friedrich der Große und Napoleon aufrichtig hochge-
achtet. Erwarb geehrt von ganz Europa, und seine
Sachsen, mit denen er 58 Jahre hindurch Freude und
Leid gelheilt, beweinten in ihm einen geliebten Vater, der
ihnen Vorbild im muthigen Dulden, im Ausharren bei
Widerwärtigkeiten, und in ruhiger Besonnenheit bei den
Stürmen der Zeit gewesen war.
Vierundvierzigstes Capitel.
Sachsen unter König Anton's I. Regierung bis
zur Umwandlung der Verfassung.
Sachsen war wahrend der langen Negierung Fried-
rich August's in manchen seiner Staatseinrichtungen ge-
gen andere deutsche Lander zurückgeblieben; allein die
Milde und Gerechtigkeitsliebe des Königs hatte diesen
Mißstand erträglich gemacht, auch konnte kaum billiger Weise
verlangt werden, daß der greise Fürst noch am Ende seiner
Laufbahn Neuerungen und Umwandlungen vornehmen sollte,
bei denen, wie erwünscht sie auch sein mochten, er mit unab-
sehlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben mußte. Dage-
gen hofften viele von einer neuen Negierung das erfüllt zu
sehen, was von der vorigen unerledigt geblieben war. Kö-
nig Anton wurde bei seinem Regierungsantritte von dem
Volke mit Herzlichkeit und Liebe empfangen, auch zeigte er
durch Herablassung und Güte, daß er dieser Anhänglichkeit
werth sei. Eine seiner ersten Negentenhandlungen war,
daß er dem Lande den Betrag der bei jedem Regenren-
wechsel üblichen Lehnsmuthung erließ, wodurch er seinem
Volke ein Geschenk von wenigstens 1 Million Lhlr. machte.
Eine zweite heilsame Maßregel war der Befehl, daß alles
in den königlichen Forsten bis zum Uebermaße wiederum
gehegte Schwarzwild niedergeschossen und das Roth-
wild bedeutend vermindert und in wohlverwahrten Gehegen
eingeschlossen werden sollte. Dem armen Landmanne wur-
den nun wieder seine Felder gegen die schweren Verheerun-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Napoleon Anton
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sachsen Sachsen Sachsen
94
geben mußte, was bei Hofe vorfiel; er selbst aber hielt sich
mit einigen Genossen in der Nahe auf. Als cs sich nun
traf, daß der Kurfürst nach Leipzig reiste, die Hofdiener-
schaft aber in der Stadt zu einem Gastmahl geladen war,
da stieg Kunz mit einigen Gefährten in der Nacht vom 7.
zum 8. Juli 1455 auf Strickleitern in das Schloß, wo nur
die Kurfürstin Margaretha mit ihren beiden Prinzen,
Ernst und Albrecht, und deren Gespiele, ein jungergraf
von Barby anwesend waren, und raubte, nachdem er
die Gemächer der Kurfürstin von Außen verschlossen, die
beiden Prinzen. Umsonst rief die eingefchlossene Mutter um
Hilfe. Kunz eilte mit dem Prinzen Albrecht auf dem
Wege nach Eisenberg in Böhmen, Wilhelm von
Mosen und Wifhelm von Schönfels mit dem Prin-
zen Ernst auf einem andern Wege nach Franken, damit,
wenn der Eine etwa eingeholt würde, doch dem Andern
Gnade erzwungen werden könnte. Sobald der Raub be-
kannt wurde, kam das ganze Land in Bewegung. Ueberall
klangen die Sturmglocken und auf das Schleunigste wurde
den Räubern nachgefctzt. Als Kunz mit dem Prinzen
schon nahe an der böhmischen Grenze war, mußte ec
anhalten und ihm erlauben, einige Erdbeeren zu pflücken,
weil der Kleine vor Hunger und Durst zu verschmachten
drohte^ Indem der Prinz die Erdbeeren suchte, traf er
auf einen Köhler, Georg Schmiedt, dem er sich ent-
deckte und der sogleich andere Köhler herbeirief. Kunz
wollte mit feinem Gefangenen entfliehen, verwickelte sich
aber mit seinen Sporen, fiel und wurde mit seinem Knap-
pen Schweinitz gefangen. Sowohl der Prinz als feine
Räuber wurden nach dem Kloster Grün Hain gebracht, und
der erste von dem Abt nach Altenburg, die andern nach
Zwickau gesandt. Mosen und Schönfels waren mit
dem Prinzen Ernst bis in die Gegend von Stein gelangt,
und hatten sich, als sie den Aufstand im Lande hörten, in
einer Höhle verborgen. Von einem Holzhauer vernahmen
sie Kunzens Gefangenschaft und beschlossen ihren Gefan-
genen auszuliefern, wenn ihnen die Freiheit zugesichert
würde, sonst aber den Prinzen zu ermorden und sich auf
Leben und Tod zu vertheidigen. Sie unterhandelten des-
halb mit dem Amtshauptmann Friedrich von Schön-
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Extrahierte Personennamen: Kunz Margaretha Ernst Albrecht Albrecht Kunz Albrecht Albrecht Wilhelm Wifhelm_von_Schönfels Ernst Kunz Georg_Schmiedt Kunz Ernst Friedrich
132
gute Sache, der er sich gewidmet, durch seine Standhaf-
tigkeit und durch sein würdevolles Benehmen im Unglück
hat er seine Versehen wieder getilgt und ist andern Fürsten
seiner Glanbenspartci ein leuchtendes Vorbild geworden.
Johann Friedrich war den Zosten Juni 1503 zu
Torgau geboren und hatte unter Spalati ns und E röß-
ners Aufsicht eine sorgfältige Erziehung erhalten. Schon in
seinen frühen Jünglingsjahren wurde er von seinem Vater,
den er aus die Reichstage begleitete, mit den Staats- und
Negierungsangelegenheiten bekannt gemacht und mehrmals
mußte er wichtige Unterhandlungen mit dem Kaiser und
den Rcichsfürsten betreiben. Bereits i. I. 1519 wurde
er mit des Kaiser Ka rls V. Schwester, Katharina, ver-
lobt; doch ward die Heirath, seines Uebertritts zur evange-
lischen Kirche wegen, nicht vollzogen. Er vermählte sich
darauf 1526 mit Sibylla, der einzigen Tochter des Herzogs
Johann Hi. von Kleve, wodurch er die Anwartschaft
auf die Erbfolge in die Lander Kleve, Jülig, Berg,
Mark und Ravensberg erhielt. Seinen Halbbruder
Johann Ernst bevormundete er bis 1539, dann ließ er
ihn Theil an der Negierung nehmen bis 1542, und darauf
gab er ihm zu seinem Antheil die Pflege Koburg, die
alle kursächsischen Besitzungen in Franken in sich begriff,
und jährlich eine baare Summe von 14,000 Gulden. Jo-
hann Friedrich zeigte gleich beim Antritt seiner Regie-
rung eine große Thätigkeit für die innere Landesverwal-
tung, vor Allem aber, was Kirche und Schule betraf.
Die Einkünfte der Universität vergrößerte ec beträchtlich
durch Zuschüsse von den Klostcrgütern, dann bewilligte er
auf Antrag der Stände eine abermalige Kirchenvisitation,
weil bei der ersten noch nicht alle Geschäfte vollendet wor-
den waren. Die Messen wurden völlig abgeschafft, den
noch vorhandenen Mönchen und Nonnen untersagt, Novi-
zen anzunehmen und die Gehalte der Geistlichen ver-
bessert. Außerdem hatte er mancherlei Irrungen mit dem
Herzoge Georg, mit den Preußen, mit dem Räuber
Hans Kohlhasr und mit Erfurt auszufechten. Von
den Landstanden wurde ihm ein Viehzoll auf 5 Jahre
bewilligt; die für seinen Bergbau wichtige Herrschaft
Schwarzenberg kaufte er für 20,700 Gulden und 1533
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Katharina Sibylla Johann Johann_Ernst Johann Ernst Friedrich Friedrich Georg Hans_Kohlhasr Schwarzenberg
Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
58
ebenfalls Karl's Schwager, erklärte Frankreich den Krieg. Ludwig
wurde von Baiern und Leopold von England und Holland unter-
stützt. 1701 drangen die Obstreicher unter dein großen Feldherrn
Eugen von Savoyen in Oberitalien, 1702 die Engländer und Hol-
länder unter Marlborough siegreich in die spanischen Niederlande
ein. 1703 die Baiern von den Tyrolern unter Storzinger geschla-
gen. Frankreich erhielt an Portugal und Savoyen -neue Feinde. Fast
alle Schlachten (bei Hochstädt) zu Frankreichs Nachtheil. Ludwig
bittet wiederholt um Frieden. 1713 Friedensschluß zu Utrecht und
1714 zu Rasta dt mit Oestreich: Philipp V. erhält Spanien und
Indien, — Oestreich: die Niederlande, Mailand, Neapel und Sar-
dinien, — Holland: Festungen an der französischen Grenze, —
England: Besitzungen in Nordamerika und die Festung Gibraltar.
5. Spanische Niederlande und Holland unter dem
Namen: burgnndischer Kreis zum deutschen Reiche. 1714 die Nie-
derlande an Oestreich. 1782 Empörung unter Joseph Ik., von Leo-
pold Ii. wieder gestillt. (1797 an Frank.) — Holland. Blü-
hender Handel. Ausländische Eolonieen. Duldung aller Religionen.
Das Hans Oranien bekleidet die Statthalterwürde, die 1674 erblich
wurde. Wilhelm Iii. 1689 zugleich König von England.
6. Preußen. (An Brandenburg kam 1609 Cleve und
1617 das Herzogthum Preußen.) Friedrich Wilhelm, der
große Kurfürst, 1640 — 88, unterstützte die Holländer gegen Frank-
reich und schlug die Schweden 1675 bei Fehrbellin, die unterdessen
in sein Land gedrungen waren.
Friedrich Iii. 1688 —1713. Eitel. 1701 in Königsberg
Krönung zum Könige (Friedrich I.). Das Land verschuldet.
Friedrich Wilhelm I. 1713 — 40. Einschränkung des
Luxus. Thätig, aber hart und roh. Feind der Gelehrten. (Er-
holung im Tabakscollegimn.) Unbegrenzte Liebe zum Militär. Bor-
Pommern mit Stettin an Preußen.
Friedrich Ii. (der Große) 1740—86. Geb. 1712. (Harte
Erziehung. Plan , nach England zu entfliehen. Leutnant v. Katt
enthauptet. Friedrich zwei Jahr in Küstrin gefangen. Späterer
Aufenthalt: das Schloß Rheinsberg. Lieblingsbeschäftigungen:
Studiren und Blasen der Flöte.) Als König ungemein thätig.
Geregelte Lebensweise. Jeder Unterthan hatte Zutritt. Schloß
Sanssoucs erbaut. Morastige Gegenden an der Warthe und Oder
urbar gemacht. Berlin und Potsdam verschönert. Friedrich's treue-
ster Freund: Voltaire.
Die drei schlesischen Kriege.
Erster: 1740 — 42. Friedrich's gegründete Ansprüche auf
den Besitz einiger schlesischer Fürsienthümer: Liegnitz, Brieg :c.
1740 die ganze Provinz in Friedrich's Händen. 1741 glänzender
Sieg durch den Feldmarschall Schwerin. Den 17. Juni 1742
Friede zu Breslau: Schlesien an Preußen.
Zweiter: 1744 und 45. Plan der Maria Theresia, Schle-
sien wieder zu erobern. Den 3. Juni 45 große Niederlage der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Leopold_von_England Leopold Eugen_von_Savoyen Eugen Marlborough Ludwig Oestreich Philipp_V. Philipp_V. Oestreich Oestreich Joseph_Ik Frank Hans_Oranien Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Baiern Holland Oberitalien Niederlande Frankreich Portugal Frankreichs Spanien Indien Niederlande Mailand Neapel Holland England Nordamerika Spanische_Niederlande Holland Holland England Brandenburg Schweden Fehrbellin Königsberg England Schloß_Rheinsberg Berlin Potsdam Liegnitz Brieg Schwerin Breslau
24
auf dem Schlosse zu Altenburg, welches wegen seiner Höhe sehr
schwer zu ersteigen war. Kunz wußte aber auch das Schwere leicht
zu machen.
Er verband sich in dieser Absicht mit neun verwegenen Rittern^
denen er zur Ausführung seines Planes große Summen Geldes ver-
sprach. Die vornehmsten derselben hießen Wilhelm von Mosen
und Wilhelm v on Schönfels. 'Am behilflichsten war ihm aber der
churfürstliche Küchenjunge Hans Schwalbe, der ihm Alles heim-
lich verrieth, was am Hofe vorging. Um daher jede Kleinigkeit zu.
erfahren, hielt sich Kunz nicht weit von Altenburg auf dem Schlosse
Kohren auf. Eines Tages ließ ihm Haus Schwalbe melden, daß der
Churfürst mit vielen Hofleuten nach Leipzig gereis't sei, daß der Kanzler
den übrigen Dienern des Hofs ein großes Gastmahl in der Stadt
gebe, daß nur ein alter Trabant die Wache habe, und daß die Chur-
fürstin Margaretha mit ihren Prinzen sich allein befinde. Kau-
fungen hielt diesen Zeitpunct für den passendsten. Er rückte daher in
der Nacht zwischen dem 7. und 8. Juli 1455 mit feinen Gehilfen ganz
still an das Schloß; der Küchenjunge befestigte eiserne Haken an dem
Küchenfenster, um die langen Strickleitern, die man dazu hatte machen
lassen, daran zu hängen; Kaufungen stieg nebst den Rittern die hohe
Schloßmauer hinan, und sie gelangten durch ein Fenster glücklich in
das Schloß. Kaum angekommen, banden sie den alten Soldaten mit
Stricken und sperrten ihn in ein entferntes Gemach; vor vas Zimmer,
in welchem die Churfürstin mit einer Hofdame schlief, legten sie Schlös-
ser, damit es Niemand verlassen konnte, und nun ging es gerade in
die Schlafstube der Prinzen. Ernst, damals 14 Jahre alt, erwachte
über das Geräusch, und als er die fremden Ritter mit den bloßen
Schwertern vor seinem Bette erblickte, ries er einer alten Dame, die in
seiner Nähe schlief, zu: „Ach! Kunz von Kaufungen ist da und will
uns umbringen. Sagt es gleich unsrer Frau Mutter, daß sie uns
helfe." Sogleich drohte Kunz dem Prinzen, ihn augenblicklich zu er-
stechen, wenn er um Hilfe rufen oder überhaupt Lärm verursachen
würde; er führte ihn die Treppe hinab über den Schloßhof. Wilhelm
von Mosen hatte den Auftrag, den zwölfjährigen Prinzen Albert zu
holen. Bei diesem schlief ein junger Graf von B arby, der am Hose
erzogen ward. Der Räuber vergriff sich daher in der Nacht und brachte
den Grafen herab. Kaufungen entdeckte sogleich den Irrthum, ging
nochmals in das Schloß zurück und bemächtigte sich des Prinzen, der
sich vor Angst unter das Bett verkrochen hatte. In diesem Augenblicke
erwachte die Mutter; sie fand die Thüren fest verschlossen, lief schnell
an das Fenster und rief in ihrer Herzensangst dem Ritter die Worte
nach: „Lieber Kunz, thue nicht so übel an mir und meinem lieben
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Kunz Wilhelm Wilhelm Hans_Schwalbe Kunz Ernst Kunz Kunz Wilhelm
von_Mosen Wilhelm Kunz
48
Jahr 1806, wo der Churfürst sich mit dem Könige von Preußen ver-
band, um gegen Napoleon, Kaiser von Frankreich, ins Feld zu
ziehen. Die Verbündeten wurden den 14. October 1806 bei Jena
geschlagen, und ängstlich besorgt erwarteten die Unterthanen die feind-
lichen Krieger. Allein Napoleon schloß mit Friedrich August ein
Bündniß, verwandelte Sachsen in ein Königreich und erweiterte die
Besitzungen desselben dadurch, daß er einen großen Theil von Polen
unter dem Namen des Großherzogthums Warschau damit ver-
einigte. So war nun unser Churfürst auf einmal König von Sachsen
und Großherzog von Warschau. Freilich legten die folgenden Zeiten
ihm drückende Lasten auf, indem er seine Armee gegen Oesterreich und
Rußland senden mußte, mit welchen Ländern Napoleon Krieg führte.
Indeß das Schwerste traf ihn im Jahre 1813. Beharrlich blieb er
seinem Bundesgenossen treu. Sein Heer stritt vereint mit der großen
französischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig, die 3 Tage
lang dauerte. Napoleon's Macht ward von Rußland, Oesterreich,
Preußen und Schweden gebrochen, die Stadt Leipzig den 19. October
1813 erobert, und unser König gefangen genommen. Von Kosacken
nach Berlin begleitet, mußte er sein Land verlassen, welche Trennung
bis zum Juni 1815 dauerte. Endlich kehrte der Landesvater den
7. Juni 1815 unter lautem Jubel seines Volkes zurück, aber freilich
im Gefühl des bittersten Schmerzes; denn er hatte die Hälfte des Lan-
des verloren und an Preußen abtreten müssen. Der Thüringer Kreis
mit seinen fruchtbaren Auen und Salzquellen, der Wittenberger Kreis
mit seinen Wäldern, außerdem Theile des Leipziger und Meißener
Kreises, so wie der Lausitz, das waren die großen Opfer, welche der
gefangene Monarch zu bringen genöthigt ward. Noch blieben ihm
1,206,000 Einwohner nebst der Liebe seines Volkes. Gott segnete ihn
mit einer zweifachen Jubelfeier; denn am 15. September 1818 feierte
er das 50jährige Jubiläum seiner Regierung und am 29. Januar
1819 das seiner 50jährigen Ehe. Am 5. Mai 1827 endete er sein
ruhmvolles Leben, nahm den Dank seiner Unterthanen mit ins Grab
und überließ es seinem erlauchten Bruder
Anton,
in seinen Fußstapfen fortzuwirken.
Unter der Regierung des Königs Anton ward keine der bisher
bestandenen Einrichtungen gestört, vielniehr blieb Alles in der früheren
Verfassung. Gleichwohl zeigten sich im Jahre 1830 gesetzwidrige
Volksbewegungen in unserm Vaterlande, welche es deutlich aussprachen,
daß man mit manchen Einrichtungen nicht zufrieden sei. Kaum hatten
daher die Franzosen rebellirt und ihren König Karl X. aus dem Lande
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich August Napoleon Anton Anton Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Jena Sachsen Warschau Sachsen Warschau Oesterreich Leipzig Oesterreich Schweden Leipzig Berlin
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ihnen augenblicklich alles, und fo lieferten sie ihre Beute
den 11. Juli in das nahgelegcne Hartenstein, von wo
Ernst nach Chemnitz, geschafft wurde, um hier von seinem
Vater in Empfang genommen zu werden. Auch die Mutter
nebst Albert waren in Chemnitz eingetroffen. Die glückli-
chen Aeltern gingen den 15. Juli in die Kirche zu Ebers-
do rf, eine Stunde von Chemnitz, und dankten Gott, daß
er ihnen da^ Liebste, ihre beiden Kinder, wiedergegeben hatte.
Zum Andenken ließen sie die Kleider Ernst's und Albert's,
so wie den Kittel des Köhlers, in der dasigen Kirche aufbe-
wahren. Darauf kehrten sie froh nach Altenburg zurück,
und im ganzen Lande ward ein Freudenfest gefeiert.
Friedrich der Sanftmüthige wünschte nun den Kohlen-
brenner zu belohnen, und ^ verlangte von ihm , daß er sich
selbst eine Gnade ausbitten möge. Der genügsame Georg
Schmidt bat um weiter nichts, als daß es ihm gestattet
sey, in dem Walde, wo er den Prinzen gerettet habe, so
viel Holz zum Kohlenbrennen unentgeldlich schlagen zu dürfen,
als er zu seinem Lebensunterhalte brauchen würde. Gern
gewahrte ihm der Churfürst diese kleine Bitte; ja er schenkte
ihm auch noch ein Gut in dem Dorfe Ebersbach bei
Zwickau und jährlich einige Scheffel Korn. Als der Köhler-
alt und schwach ward, so^ nahm, ihn Friedrich auf sein
Schloß zu Altenburg. Hier mußte Schmidt die Geschichte
von Albert's Befreiung oft erzählen, und weil er sich bei der
Erzählung der Worte bediente: „Ich habe den Kunz mit
meinem Schürbaum weidlich getrillert," so erhielt er und seine
Nachkommen den Namen: Triller.
Was die Näliber verdient hatten, das erfolgte bald.
Schon den 14,- Juli ward Kaufungen auf dem Markte zu
Freiberg enthauptet, und noch jetzt bezeichnet ein Stein den
Platz, wo er die wohlverdiente Strafe erlitt. Die übrigen
Ritter erduldeten dieselbe Strafe. Hans Schwalbe aber
mußte als ein treuloser Diener des Hauses das Schwerste er-
fahren. Man zerriß ihn den 28. Juli in Zwickau mit glü-
henden Zangen und vicrtheilte ihn. Kunzens Bruder, D i e-
trich von Kaufungen, enthauptete man zu Altenburg
den 31. Juli, weil er die Uebclthat gewußt, sic aber ver-
heimlicht hatte. •
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TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Gott Friedrich Georg
Schmidt Friedrich Friedrich Schmidt Kunz Hans_Schwalbe Kunzens