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1. Das Mittelalter - S. 175

1893 - Leipzig : Dürr
— 175 lands wurde zum Schutze des Friedens und zur Abwehr der Er-vberuugsgelüsle einzelner Fürsten der schwäbische Bund gestiftet, zu dem viele Fürsten, selbst norddeutsche, mehrere Rittergesellschaften und die meisten Reichsstädte gehörten. Das Bundesheer war schon 1488 12 000 Mann stark. Ju Norddeutschland war das Haus Wettin unter Friedrich dem Streitbaren zu Macht und Bedeutung gelangt. Der Name Sachsen, der eigentlich nur dem Kurlande zukam, ging allmählich auch ans Meißen und Thüringen über. Friedrichs des Streitbaren Nachfolger war Friedrich der Sanftmütige 1428—64. Trotz seiner Friedensliebe konnte er den Bruderkrieg, den Krieg mit seinem Bruder Wilhelm, der durch einen schlimmen Rat, Apel von Vitztnm, aufgehetzt wurde, nicht abwenden. Als die Brüder den Streit durch einen Vergleich zu Naumburg glücklich beendet hatten, rächte sich Apel, dessen Einfluß nun erlosch, durch den Prinzenraub. Die Prinzen Ernst und Albert wurden auf sein Anstiften im Sommer 1455 nachts von einem Ritter Kunz von Kaufungen und dessen Helfern aus dem Schlosse zu Altenburg entführt. Aber an der böhmischen Grenze am Fürstenberge bei Elterlein, wurde Kunz von Kausuugen mit Albrecht von einem Köhler (Georg Schmidt) ausgehalten, der den Ritter gefangen nahm und den Prinzen befreite, auch Ernst, der von zwei andren Rittern bis Stein an der Mulde gebracht worden war, ward infolgedessen wieder ausgeliefert. Die Räuber aber erlitten die verdiente Strafe. Als Friedrich der Sanftmütige den Tod herannahen fühlte, bat er seine Söhne Ernst und Albert, die Regierung gemeinschaftlich zu verwalten. Aber seine Mahnung wnrde nur kurze Zeit beachtet. Ju der Leipziger Teilung 1485 erhielt Ernst das Kurland und Thüringen, Albert Meißen und die Hälfte des Osterlandes als Herzogtum Sachsen. Damit wurde der große Besitz des Hauses Wettin für immer zersplittert. Im Gegensatz hierzu bemühten sich die Hohenzollern, die Einheit des Erbes wenigstens im Hanptgebiete zu wahren. Der Nachfolger-Friedrichs I., Friedrich Ii., vereinigte die Neumark (um Frankfurt n. d. Oder) mit der Mittel- und Altmark, und Albrecht Achilles erließ das berühmte Hohenzollersche Hausgesetz, nach welchem die Marken ein Ganzes bleiben sollten. Nur die fränkischen Herrschaften (Ansbach, Bairenth re.) sollten der Nebenlinie zufallen. Es ist von Bedeutung, daß der Grundsatz der Unteilbarkeit der Länder gegen das Ende des Mittelalters zur Geltung kam. Damit entstand der Staat, denn so lange es Sitte war, das beherrschte Gebiet bei dem Tode des Fürsten unter dessen Söhne zu teilen, solange war das ganze Land mit seinen Bewohnern persönliches Eigentum des zeitweiligen Besitzers, im Staate aber ist

2. Unser Vogtland - S. 91

1899 - Leipzig : Dürr
— 91 — desselben konnte er hoffen, seine väterliche Herrschaft Plauen und vielleicht auch Gera und Greiz, die Länder der renßischen Linie, in seine Hand zu bekommen. Im Kriege selbst kämpfte er sehr tapfer mit. Der Sieg des kaiserlichen Heeres bei Adorf am 1. November 1546 über die kurfürstlichen Truppen ist hauptsächlich ihm zu verdanken. Bald darauf zog er in das Schloß Greiz ein. Kurze Zeit nachher aber fiel das Vogtland in die Hände des Verbündeten des Kaisers, des Herzogs Moritz vou Sachsen. Dieser verlor es aber wieder an den Kurfürsten Johann Friedrich. 1547 zog Kaiser Karl V. selbst von Eger heran, um den entscheidenden Schlag gegen diesen zu führen. Das geschah bei Mühlberg an der Elbe. Der Kaiser nahm den Kurfürsten gefangen und entsetzte ihn seiner Kurwürde. Die vogt- läudischeu Besitzungen des Kurfürsten aber fielen dem König Ferdinand von Böhmen zu. Dieser gab sie Heinrich Iv. zu Lehen und fügte zu dem alten Besitztum, der Herrschaft Plauen, auch uoch die Herrschaften Gera, Schleiz, Saalburg, Lobenstein und Greiz, ja sogar die Herrschaft Graslitz in Böhmen binzn. So zog Heinrich Iv. wieder als rechtmäßiger Besitzer des Vogtlandes in das Schloß seiner Väter in Planen ein. Im Besitze seiner Macht war Burggraf Heinrich Iv. darauf bedacht, durch gute Einrichtungen und Gesetze die Ordnung im Lande herzustellen; denn während der Kriegswirren und des mehrfachen Wechsels der Regierung waren Willkürlichkeiten und Mißbräuche in dem vogtländischen Gerichts- und Verwaltungsweg!: eingerissen. Da der Burggraf seiner böhmischen Kanzler- würde wegen nicht selbst im Lande bleiben konnte, so setzte er einen Statt- Halter ein. Um die vogtländischen Stände (d. i. die gesamte Ritterschaft, die Vertreter der Städte, sowie die vier obersten Geistlichen des Landes) für sich zu gewinnen, berief er sie 1551 zu dem ersten allgemeine n vogtländischen Landtage nach Schleiz zusammen. Hier wurde die Eiurichtuug und Erhaltung der Statthalterei besprochen. Ferner versprach der Burggraf seinen Stünden, an der Religion nichts zu ändern, ihnen alle ihre Rechte und Freiheiten zu bestätigen und die Lehensbriefe zu erneuern. Endlich wurde noch unter anderem eine Polizeiordnung geschaffen, aus der- einige Bestimmungen erwähnt sein mögen. Ihr erster Artikel setzte strenge Strafen auf Gotteslästerung. Weiter- hin wurde das übermäßige Trinken und namentlich die Unsitte des Zn- trinkens untersagt; es wurde „das Sitzen über nenne" in den Bierhäusern und Schenken, sowie das Tragen von Waffen und Bleikugeln an folchen Orten verboteu. Die Sinnlosigkeit des Adels, aber auch das üppige Leben der Bauern und Städter wurde gerügt. So sollten die Bauern keine seidenen und ausländischen Tücher mehr tragen und bei Hochzeiten, Kind- taufen, Kirchweihen und anderen Gelegenheiten kostspieligen Aufwand unter- lassen. Bei einer Mahlzeit sollten sie hinfort nur soviel Gäste einladen, als an drei Tischen Platz finden konnten, und auch nicht mehr als 3 Ge- richte auftragen lassen. In den Städten aber waren 4 Tische, 5 Gerichte und 2 Tage Festdauer erlaubt. Ferner wnrde angeordnet, daß die An- fertignng der wollenen Tücher — die man Schlöre oder Schleyer nannte ~ unter Aufsicht gestellt werde, damit nicht schlechte und fehlerhafte Stücke in den Handel kämen. Eine weitere Bestimmung richtete sich gegen die Raubfischerei und den Wildfrevel. Mit mancher dieser neuen, segensreichen Verordnungen mögen Adel und

3. Unser Vogtland - S. 85

1899 - Leipzig : Dürr
— 85 — Kurfürstentum dem Herzog Moritz vou Sachseu übertragen. Das konnte sich der Kurfürst nicht ohne weiteres gefallen lassen. Darum mußte der Kaiser das Kurland besetzen lassen. Er beauftragte damit seinen Bruder, den König Ferdinand von Böhmen und Moritz selbst. Die beiden Fürsten einigten sich dahin, daß Moritz die sächsischen Landesteile, der Böhmenkönig aber das Vogtland besetzen sollte. Da hatten unsere Vorfahren alle Nr- sache, in Aufregung zu gerateu. Denn das Heer des Königs Ferdinand, das schon an der Grenze bereit war, bestand zum Teil aus sehr wüstem Gesindel, den wegen ihrer Wildheit gesürchteten ungarischen Husaren, die der Volks- mund die Hussern nannte. Diese leichte Reiterei war nur mit Spießen und kleinen Schilden (Tartschen) bewaffnet; aber sie sengte, raubte, mordete und schändete, wo sie nur kounte. Die kursächsische Regierung, die von den Truppenanhäufungen an der böhmischen Grenze unterrichtet war, hatte schon im September 1546 Truppen ins Vogtland geschickt. Sie lagen in und um Adorf, um dort den Angriff des böhmischen Heeres abzuwarten. Als dieser nun erfolgte, wurde das Vogt- land der Schauplatz blutiger Greuel. (Vergleiche den unten folgenden Brief!) 2. Im Jahre 1547 zog Karl V. selbst gegen den Kurfürsten. Er war mit einem gewaltigen Heere am 5. April 1547, Montag vor Ostern, in Eger eingetroffen, und so konnte man im Vogtlande jeden Tag sein Einrücken über die nahe Grenze erwarten. Als nun am Karfreitage, dem 9. April, wie uns eiue alte Schrift berichtet, der Superintendent Raute in Plauen „auf der Kanzel stehet und predigt, da kömmt geschwind ein Geschrei in die Kirche: Der Kaiser kömmt, der Kaiser kömmt! Darüber er sich so eutsatzte, daß er vom Schlage getroffen auf der Kanzel wie tot niedergesunken. Man brachte ihn alsbald in seine Pfarr-Wohnnng und brauchte alle dienlichen Mittel, alleiue es war keiue Rettung, fondern er entschlief am ersten heiligen Ostertag im Herrn sanft und selig." Gleich nach seiner Beerdigung um die Vesperzeit erschien nun ein „ansehnlicher" Offizier als Einquartierung in dem Pfarrhause. Die tiesgebeugte Witwe, darüber in Schrecken versetzt, trat dem ungebetenen Gaste mit den Worten entgegen: „Ach, Herr, ihr kommt in ein recht Trauerhaus; denn man hat neulich meinen Herrn aus- getragen, und ich bin eine arme Witwe!" Abersiehe, der Kaiserliche „führte sich ganz freundlich auf;" er tröstete liebreich die Betrübte und ihre Kleinen, von denen das älteste erst 9 Jahre alt war, und sorgte dafür, „daß ihr kein Leids widerfahre," was bei der Feindschaft der gegen die „Ketzer" auf- gehetzten wilden Soldaten leicht hätte geschehen können. Mittwoch den 14. April kam Kaiser Karl V. selbst nach Plauen und übernachtete in dem Schlosse daselbst. Er that der Stadt kein Leid cnt. Von hier aus zog er über Reichenbach nach Werdau zur Elbe und siegte am 24. April bei Mühlberg über den Kurfürsten. Der Kurfürst mußte seine vogtläudischen Besitzungen an den Titularburggrasen von Meißen Heinrich Iv. abtreten. 11. Hin Wrief des Hlats zu Wlaueu an den Uat zu Zwickau aus dem Jahre 1546. Wie es im Jahre 1546 im Vogtlande zugegaugen ist, darüber be- richtet folgender Brief: Den Ehrbaren, Achtbaren und Wo hl weisen Bürger-

4. Unser Vogtland - S. 90

1899 - Leipzig : Dürr
— 90 — und durfte nur den Titel und Stand eines Burggrafen von Meißen für sich und seine Nachkommen beibehalten. Trotzdem dauerten die Reibereien zwischen den Wettinern und den Vögten von Plauen fort. Jene hatten es nämlich darauf abgesehen, die Herrschaft Plauen endgiltig an sich zu bringen. Nur zu bald sollte ihnen dies gelingen. Heinrich Ii. kam mit seiner eigenen Stadt Plauen und seinen Mannen in Zerwürfnis; er befehdete sie und bewirkte sogar die Verhängnng des Bannes über sie. Die geplagten Lehensleute wandteu sich an den Lehensherrn ihres Landesherrn, den König Georg Podiebrad von Böhmen. Ein Teil der Planenschen Mannen rief gleichzeitig den Kurfürsten Ernst und den Herzog Albrecht den Beherzten, den Schwiegersohn des Böhmenkönigs, zu Hilfe. Als sich Heinrich Ii. trotz wiederholter Ladung des Böhmenkönigs nicht vor dessen Gericht stellte, wurden die sächsischen Fürsten von diesem mit der Achtsvollstreckung an ihm betrank. Sie forderten Heinrich zur Abstellung der Fehde auf und kündigten ihm, als er nicht Folge leistete, selbst Fehde an. Im Februar 1466 be- setzten sie ohne großen Widerstand zu finden, Planen und die ganze Herr- schast. Hierauf erklärte der Böhmeukönig den Burggrafen Heinrich Ii. der Herrschaft für verlustig und belehnte mit ihr den Herzog Albrecht von Sachsen. Mehrmals versuchte Heinrich Ii. wieder in den Besitz seines Landes zu kommen, ebenso sein Sohn Heinrich Iii. Es glückte ihnen nicht. Der letztere mußte am 2. Mai 1482 zit Brüx in Böhmen förmlich und feierlich allen Ausprücheu auf seine vogtländischen Besitzungen entsagen. So wurde das jetzige sächsische Vogtland der Krone Sachsen in aller Form Rechtens einverleibt. Es trat damit in einen großen, gnt geordneten Staat ein. Die sächsischen Herzöge ließen sich die Ordnung und Pflege des neuerworbenen Gebietes angelegen sein und kamen wiederholt nach Plauen und nach dem Vogtlande. So feierte Albrecht am W. November 1476 nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Lande das Wiedersehen mit seinem Bruder Ernst in Olsnitz. „15 Gulden 17 Groschen" — so sagt das Reisebuch der fürstlichen Brüder — „haben meine gnädigen Herren beide zu Ölsnitz verzehrt." Bis 1485 haben beide Fürsten, wenn auch Albrecht der eigentliche Herr von Planen war, gemeinsam über die Herrschaft Plaueu regiert. Bei der Teilung der sächsischen Lande zu Leipzig aber fiel Plaueu an den Kurfürsten Ernst allein und damit an die Ernstinische Linie, bei welcher es bis 1547 blieb. Da gelang es deu Reußeu uoch eiumal auf kurze Zeit wieder in den Besitz ihrer augestammten Herrschaft zu kommen. Im Jahre 1575 aber fiel das Vogtland für immer an das Hans Wettin. 13. Wogt Heinrich I V. Burggraf Heinrich Iv. war einer der tüchtigsten Männer seines Hauses. Er hatte sich die Gunst des Königs Ferdinand von Böhmen in so hohem Maße erworben, daß er dessen volles Vertrauen genoß und zu wichtigen Beratungen stets zugezogen wurde, Schou frühzeitig war ihm deshalb der Titel eines „Reichsfürsten" verliehen worden, als welcher er Sitz und Stimme auf den Reichstagen hatte; ja König Ferdinand hatte ihn zum Oberstkanzler der Krone Böhmen ernannt. Es ist zweifellos, daß Heinrich Iv. eifrig mit an dem Ausbruche des schmalkaldischen Krieges schürte; denn bei einem glücklichen Ausgange

5. Geschichte der Reformation - S. 158

1834 - Leipzig : Dürr
Hess«'’ 158 Der s chmalkaldische Krieg. Städte. Man hatte ein Heer von <ov,ooomann beisam- men, wodurch man, wäre es geschickt zur rechten Zeit ge- braucht worden, sich wohl Religionsfreiheit hätte erkämpfen können. Aber die beiden Häupter, Johann Friedrich, ein guter Fürst, persönlich tapfer, aber kein Feldherr, und der lebhaftere Philipp von Hessen konnten sich nicht über den Hauptplan vereinigen und ließen darüber den Kaiser seine Macht verstärken. Sie gingen nun zwar dem feindlichen Heere bis an die Donau entgegen; allein da der Kurfürst erfuhr, daß sein Vetter Herzog Moritz von Sachsen, der Sohn des verstorbenen Herzogs Heinrich, ein junger, leb- hafter Fürst, der zwar der Reformation ergeben, aber auch vom Ehrgeiz beseelt war, welchen er bei dem thätigen Kaiser mehr als bei seinem Vetter Johann Friedrich, an dessen stil- lem Hofe er erzogen war, befriedigen zu können hoffte, und daher auf Karls V. Seite trat, die Reichsacht vollziehen sollte, und in sein Land eingefallen wäre, so war er darüber ganz bestürzt und eilte zurück. Moritz mußte zwar weichen, aber mehre Bundesgenossen der Protestanten fielen ab, als der Kaiser immer mehr an die Elbe vorrückte. Der Kurfürst, wohl nicht von lauter treuen Räthen umgeben, hielt sich noch für sicher bei Mühlberg jenseit der Elbe; er wartete einen Gottesdienst ab, als unterdessen ein Bauer aus Rache, daß ihm ein paar Pferde waren genommen worden, dem kaiser- lichen Anführer, Herzog von Alba, eine sichere Stelle zum Uebergange zeigte. Nun kam es auf der Lochauer Haide bei Mühlberg zu einer Schlacht, ehe noch der Kurfürst gerüstet war. Er vertheidigte sich tapfer, wurde aber au dem linken Backen verwundet, und ergab sich einem feindlichen Offizier, der ihn zu dem Herzog von Alba, einem eifrigen, gefühllosen Katholiken brachte, und dieser führte ihn zu dem Kaiser. Der kriegerische Schmuck des Kurfürsten war mit Blut und Staube bedeckt; demütbig nahte sich der Besiegte dem Kaiser und sprach mit gesenktem Blicke: Allergnädigster Kaiser — Ha! fiel der Kaiser ihm ins Wort, „bin ich nun ein gnädig- ster Kaiser und nicht mehr Karl von Gent, wie Ihr mich sonst genannt habt?" Eine Wache von rohen Spaniern führte

6. Geschichte der Reformation - S. 159

1834 - Leipzig : Dürr
Der sch m alkaldischc Krieg. 159 ihn fort und verwahrte ihn. Wirklich schien der Kaiser an- fangs entschlossen ihn als Rebellen hinrichten zu lassen, we- nigstens wollte er ihn und Andre mit Drohungen schrecken. Die Fürbitten vieler Fürsten retteten zwar den Kurfürsten, doch sollte er sich von der lutherischen Lehre lossagcn, und die Beschlüsse von Trident annehmen. Aber der Kurfürst antwortete: „Mit Nichten, wir wollen bei der Lehre und dem Bekenntniß, die wir zu Augsburg mit übergeben haben, be- ständig verharren und lieber die Kur, Land und Leute, ja selbst den Hals hergeben, als uns von Gottes Wort abrei- ßen lassen." Der Kaiser, dadurch im Innern bewegt, ließ diese Forderung sogleich durchstreichen. Der Kurfürst, kein Krieger, war dagegen ein Held, als es seinen Glauben galt. Es wurde ihm das Todcsurtheil angckündigt, als er eben Schach spielte. „Ich glaubte," sagte er ruhig, „der Kaiser würde etwas gnädiger mit mir verfahren, sollte es aber sein Ernst scyn, mich hinrichten zu lassen, so wünschte ich es gewiß zu erfahren, um wegen meiner Gemahlin und Kinder Anordnungen zu treffen." Nun spielte er fort. Sehr edel und treu zeigte sich auch gegen seinen unglücklichen Landes- herrn der große Maler Lucas Cranach, Bürgermeister in Wittenberg. Er hatte Karln V. als einen Knaben von acht Jahren gemalt, und der Kaiser berief ihn jetzt ins Lager. Bitte dir eine Gnade aus, sagte der Kaiser. Cranach fiel ihm zu Füßen und bat mit Thranen um die Freiheit seines Landesherrn. Karl wurde verlegen, und sagte: Du bist ein braver Mann, ich will deinen Herrn gut halten, nur nicht losgeben. Er lud den redlichen Cranach ein, künftig an seinem Hofe zu leben, erhielt aber zur Antwort: „Ich habe diesem Fürstenhause 54 Jahr in Freuden gedient, ich will auch in Leiden nicht von ihm scheiden." Er folgte also sei- nem Herrn, und erheiterte ihm seine Gefangenschaft. Der Landgraf Philipp von Hessen war noch frei, jedoch zu schwach, um sich zu halten. Er folgte dcmrathc sich zu unter- werfen, und traute der Versicherung, er werde nach geschehener Abbitte von dem Kaiser ohne einiges Gefangniß entlassen werden. Allein als er kam, würdigte ihn der Kaiser kaum

7. Geschichte der Reformation - S. 234

1834 - Leipzig : Dürr
234 Die Jubelfeste der Protestanten. men, Schlesien, Ungarn, in Frankreich noch manche De« drück'ung und Mißhandlung ertragen mußten. Verschiedene angesehene Protestanten waren zur katholischen Kirche über- getreten, unter welchen besonders der Uebertritt des Kur- fürsten von Sachsen Friedrich August 1697, den die Polen nicht als Protestanten zum Könige annehmen wollten, sie für ihre Freiheit besorgt machte, da die Reformation ! on Sachsen ausgegangen war und man dasselbe als die Haupt- stütze der Evangelischen in Deutschland ansahe. Die Sach- sen erhielten aber völlige Sicherung ihrer Rechte, und Frie« drich August, nachher August I., König in Polen, so wie auch seine Nachfolger haben als Katholiken sich keine Eingriffe in die Freiheit ihrer protestantischen Untcrthanen erlaubt. Ihre kirchlichen Angelegenheiten wurden einer besonder» evangelischen Behörde übergeben. Indessen erkannten die Protestanten 1717 dankbar, daß sie Gott eine bessere Zeit hatte erleben lassen. Noch tönte der traurige Nachhall der Jammertöne aus dem vorigen Jahrhundert herüber und hochbejahrte Greise hatten wohl noch mit eignen Augen Spuren von dem Greuel der Ver- wüstung auf Deutschlands Gefilden gesehen; die jüngere Nachwelt vernahm mit Grauen, was die Alten davon er- zählten und priesen Gott für den ruhigern Tag nach der langen stürmischen Nacht. Sie genossen die blutig erkämpf- tem Vortheile der Reformation, die Religions- und Gewis- sensfreiheit, den ungehinderten Gebrauch der heiligen Schrift, den Gottesdienst in der Muttersprache, der für den Geist und das Herz so wohlthatig wurde. Bessere Vortrage, Ge- sänge und Erbauungsschriften erquickten das Herz; die Herr- schaft der protestantischen Lehre in den nordischen Reichen und in einem großen Theile Deutschlands, blühende Univer- sitäten, wie in Halle, Kiel, Wittenberg, Leipzig, Jena, welche letzte Lehranstalt die Söhne des unglücklichen Johann Friedrich des Großmüthigen i558 gegründet hatten; mehr Aufmerksamkeit auf Volksschulen, worin sich besonders Ernst der Fromme Herzog von Gotha, der überhaupt ein Vater seines Volkes war, rühmlichst auszeichnete, und allmalig die

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 57

1906 - Leipzig : Dürr
Vorgeschichte des brandenburgisch-preuischen Staates von 11341640 57 So trug sich Johann Cicero mit dem Gedanken, in Frankfurt a. O. eine Hochschule zu grnden, und Joachim I. brachte diesen Plan zur Aus-fhrung (1506). Joachim Il hat mit der Einfhrung der Reformation nicht blo auf die Bildung der Geistlichen, die damals vor allen Dingen erstrebt werden mute, hingearbeitet; er hat auch durch die Brandenburgische Schul- und Kirchenordnung das Schulwesen in der Weise neu ordnen lassen, da auch den Kindern der Armen Gelegenheit zur Erwerbung der notwendigsten Grundbildung gegeben wurde. Joachim Friedrich hat durch die Grndung des Joachimstalschen Gymnasiums seinem Lande eine Schulanstalt gegeben, die eine vortreffliche Vorbereitung fr die Hochschule wurde, durch die die geistige Bildung im Staate besonders gefrdert wurde. 3. Der Verfall im Dreiigjhrigen Kriege. Vielverheieude Anfnge! Dem Nachfolger des Kurfrsten Johann Sigismund waren so die Wege zu einer groen tatkrftigen Politik nach auen und innen vorgezeichnet. Aber unter Georg Wilhelms Regierung (16191640) trat ein vollstndiger Verfall des Staates ein. Die zweihundertjhrige Arbeit der Hohenzollern wurde nur zu bald unter dem Sturm der dreiig Schreckensjahre vernichtet. Die Ursache liegt nicht allein in der Unfhigkeit des Herrfchers, der es war ein unglck-liches Zusammentreffen am allerwenigsten in der Reihe der Hohen-zollernsrsten jene Eigenschaften eines Kriegshelden und Staatsmannes besa, die in so gefhrlicher Zeit den Staat retten und erhalten konnten. Gerade in dem Augenblicke, da der werdende und wachsende Staat den bergang zu neuen Verhltnissen infolge der groen Erwerbungen in Ost und West durchzumachen hatte und vor schwierige Ausgaben der innern Politik gestellt war, wurde er hineingerissen in die furchtbaren Kmpfe und Verwirrungen, die durch den groen deutschen und europischen Entscheidnngs-kmpf heraufbeschworen wurden. Brandenburg war infolge feiner Lage den Leiden des Krieges ausgesetzt, und selbst ein vorzglicher Herrscher htte das Land nicht vor feindlichen Einfllen und Verwstungen schtzen knnen. Aber die beraus traurige politische Rolle, die dieser Staat in dem groen Kriege spielte, das so groe, namenlose Weh und die Flle der ent-setzlichen Greuel, die er zu erdulden hatte, sind auf die Schwche und Unfhigkeit seines Herrschers zurckzufhren. Es fehlte Georg Wilhelm an Selbstndigkeit und Tatkraft; er lie sich beraten von dem katholischen Grafen Adam von Schwarzenberg, *) der das Heil Brandenburgs im An- 1) fei doch erwhnt, da eine Anzahl Geschichtsforscher Schwarzenberg bedeutend gnstiger beurteilen: zwischen der Szylla schwedischer Oberherrschast und der Charybdis

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 60

1906 - Leipzig : Dürr
Das Zeitalter des Absolutismus Neue Kmpfe (1774). Der Sieger am Rhin. Einfall der Schweden in die Mark unter Wrangel. Die mrkischen Bauern. Marsch der Magdeburg nach Rathenow. Schlacht bei Fehrbellin (18. 6. 1675). Der Kmpfer in Pom-mern und Preußen. 1677 Eroberung Stettins, Rgens. 1678 Eroberung Greifswalds und Stralsunds. 1679 Verfolgung in Preußen. 1679 Friede zu St. Germain. Von jetzt ab wechselvolle Politik. Die Frage der schleichen Erbfolge. Der Trkenkrieg. Die Abtretung des Kreises Schwiebus. e) Hebung wirtschaftlicher Kultur (Landwirtschaft, Ge-werbe, Handel, koloniale Bestrebungen). Der Ausbau des brandenburgisch-preutzischen Mittelstaates unter Friedrich Iii. (I.)* und Friedrich Wilhelm I. a) uerliche Hebung des Staates durch Friedrich Iii. (I). a) durch Erwerbung der Knigskrone. Verhandlungen mit dem Wiener Hofe. Jesuitische Absichten. Stiftung des Schwarzen Adlerordens. p) Neuer Waffenruhm des preuischen Heeres im 3. Raubkrieg vor Kln und Bonn. Im Trkenkrieg bei Zenta 1697. Im spanischen Erbfolgekrieg bei Hochstedt und Turin. y) Landerwerbungen aus der oranischen Erbschaft: Mt%, Bingen, Tecklenburg, Neuenbrg, Obergeldern. d) Seine glnzendehofhaltung (Wartenberg). Pflege der Kunst: Schlter und Eosander v. Goethe. Die Aka-demie der Wissenschaften unter Leibniz. Universitt Halle; Thomafius; A. H. Franck und sein Waisenhaus. 1)) Innerliche Krftigung des Staates durch Friedrich Wilhelm I. a) Schwache, unselbstndige uere Politik. Er-Werbung Stettins und der Odermdungeu im Frieden zu Stockholm. Die Jlich-Bergsche Erbfrage. Vertrge zu Herrenhausen, Wusterhausen. Die pragmatische Sanktion und der Berliner Vertrag. Der polnische Thronfolgekrieg (173335). /?) Soldatischer Eifer und strenge Verwaltung. Heer auf 83 000 Mann. Kantonsystem. Offizierstand. Strenge Zucht. Zentralisation der Verwaltung. General-

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 90

1906 - Leipzig : Dürr
90 Das Zeitalter des Absolutismus fortgesetzt. Das geschah durch Erwerbung der Knigswrde, die sr die Ausbildung der Staatsverwaltung von grter Wichtigkeit wurde.1) Da darin auch eine groe Bedeutung fr die zuknftige Macht-entfaltung des preuischen Staates lag, ist von allen einsichtigen Mnnern jenes Zeitalters erkannt worden; Prinz Eugen und Friedrich der *) Es sei an dieser Stelle kurz hingewiesen auf die Ursachen des Knigsprojekts und die Vorarbeiten fr seine Verwirklichung. Indem Friedrich Iii. seinen eigenen Wnschen folgte, wenn er nach der Knigswrde strebte, war er doch, wie oben er-whnt, auch von der Stimmung und Ansicht seiner Zeitgenossen abhngig; denn Nang-und Standesfragen gehrten damals zu den wichtigsten des Lebens. Und nun waren die Bedingungen fr eine Rangerhhung der brandenburgischen Kurfrsten vorhanden: ein groes Herrschaftsgebiet, ausreichende Finanzmittel und vor allem ein tchtiges, starkes Heer. Sachsen und Hannover waren auerdem mit gutem Beispiel voran-gegangen; jenes hatte die polnische Knigswrde, dieses die Kurwrde erlangt. Von den Manahmen, die zur Erreichung der Knigskrone getroffen wurden, ist fr uns heute am interessantesten das hinterlistige Treiben der Jesuiten, die aus der Absicht des Kurfrsten fr ihre Macht und ihren Einflu Gewinn ziehen wollten. Unter der Bedingung, da Brandenburg-Preuen katholisch wrde, bot die rmische Kirche Kurfürst Friedrich Iii. die Knigskrone an und bediente sich dabei des gewandten italienischen Jesuitenpaters Karl Moritz Vota, des Beichtvaters Knigs Johann Sobieski von Polen, der sein Handwerk vorzglich verstand. Neben Vota war in gleichem Sinne ttig Bischof Zaluski von Ermland, der sich persnlich aus Rom die Anweisung fr das Bekehruugswerk in Brandenburg-Preuen von Papst Inno-zenz Xii. holte und mit groen Versprechungen fr den Landesfrsten heimkehrte. In Wien war ebenfalls ein Jesuitenpater Friedrich von Ldinghausen, genannt Wolf, der Frsprecher des Knigsprojekts, der namentlich die kirchlichen Bedenken des Kaisers Leopold Ii., dem ein protestantischer König in Deutschland schier eine Unmglichkeit dnkte, zu besiegen wute. Er plante die Vermhlung des brandenburgischen Krn-Prinzen Friedrich Wilhelm mit einer sterreichischen Erzherzogin und hoffte so den neuen König zu bekehren. Wenn auch diese Jesuiten durch ihre Machenschaften bei dem festen religisen und kirchlichen Standpunkt des Kurfrsten nichts erreichten, so haben sie die Stimmung fr seinen Plan doch sehr gefrdert; freilich hat die rmische Kirche nach vollendeter Tatsache feindselig Widerspruch erhoben, da sie bei der neugeschaffenen Knigswrde nicht den geringsten Vorteil davongetragen hatte, ja nicht einmal die Einrichtung eines stehenden katholischen Gottesdienstes in Berlin erreichte. Nach mehr-monatlichen Verhandlungen angesichts des drohenden Spanischen Erbfolgekrieges hat Kaiser Leopold I. am 17. November 1700 das Aktenstck unterzeichnet: Der neue preuische König verpflichtet sich gegen die Anerkennung der Knigswrde durch den Kaiser zu einem Bndnis mit sterreich int' Spanischen Erbfolgekrieg, zur Stellung von 8000 Mann Hilfstruppen, zum Verzicht auf die vom Kaiser zu zahlenden Hilfs-gelder aus frheren Kriegen, zur Anerkennung der hannoverschen Kurwrde, zur Verpflichtung , bei knftigen Kaiserwahlen die brandenburgische Kurstimme dem fter-reichischen Bewerber zu geben, und die katholischen Untertanen nicht zu bedrcken." Auf weitere Wnsche betreffs der katholischen Kirche war Friedrich nicht eingegangen, auch nicht auf den katholischen Gottesdienst in Berlin. Neben der Anerkennung der Knigswrde verpflichtete sich der Kaiser zur Zahlung von 150 000 Gulden fr den Krieg.
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