Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 4

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 4 — ein. Die ganze dortige Gegend mit ihren Kraterseeen, Schwesel-queüen u. s. w. weist ans vnlkanische Entstehung hin, wie schon die Alten erkannten, die den Vesnv für erloschen ansahen, bis die berühmte Katastrophe des Jahres 79 n. Chr. ihnen die Augen öffnete. . Ähnliche Katastrophen sind auch in anderer Weise herbeigeführt worden. So wurde durch einen Bergsturz (im dritten Jahrhundert n. Chr.?) die Stadt Veleia südwärts von Placentia an der ürnilischen Straße verschüttet. Im vorigen Jahrhundert, wo man sie wieder anffand, wurden Grabungen vorgenommen und hierbei die Fundamente einiger Tempel und die Reste des Amphitheaters freigelegt. Die zahlreichen Bildwerke und Inschriften, unter letzteren nicht wenige Bronzetafeln, auf denen nach römischer Sitte Gesetze und öffentliche Stiftungen verzeichnet und aufgestellt zu werden pflegten, bilden gegenwärtig die Zierde des Museums von Parma. Ich nenne ferner Ostia, die Stadt an der Tibermündung, die in der späteren Kaiserzeit, im fünften und sechsten Jahrhundert, ein Opfer der geänderten Verhältnisse wurde; vom Meer her war die Stadt vor den Plünderzügen der seebeherrschen-den Vandalen nicht sicher, die Verproviantierung der Hauptstadt, die jetzt von Sieilien aus erfolgte, schrumpfte infolge des rapiden Rückganges der ehemaligen Reichshauptftadt aus ein Minimum zusammen, das dem andern Hasen „Portns" zu gute kam. Niemand dachte daran, den südlichen Tiberarm, an dem Ostia lag, dem Verkehr offen zu halten, er verschlammte und bildete einen Sumpf, in dem die alte Stadt, von ihren Bewohnern verlassen, buchstäblich versank. Dort hat man sie in neuerer Zeit wieder entdeckt und in den letzten Jahren zu einem guten Teil wieder ans Licht gestellt: mehrere Tempel, ein großes Theater, Thore, Badeanlagen, die Gräberstraße; das am Tiber gelegene Emporium: der Mittelpunkt der Geschäfte und des städtischen Treibens überhaupt, wohin eine zu beiden Seiten mit Arkaden eingefaßte Straße führte; große gewölbte Magazine, bestimmt

2. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 11

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 11 — daß gegenwärtig etwa der dritte Teil der ehemaligen römischen Kolonie und zwar die wichtigeren Partien als aufgedeckt gelten können. Was bei Herculaneum der systematischen Forschung entgegentrat, war der Umstand, daß über der ehemaligen Römer-stadt die Orte Portiei und Resina (das Retina des Plinins) gelegen sind und man dieselben durch Grabungen in Gefahr gebracht hätte; zudem ist die Stelle des alteu Herculaneum durch einen späteren Lavastrom besonders tief überdeckt worden. Nur zufällig stieß man im I. 1709 bei Grabnng eines Brnnnens in einer Tiefe von 27 Metern auf die Scene des alten Theaters. Dieses Theater ist — obwohl von 1869 bis 1875 neue Ausgrabungen erfolgten — das' einzige öffentliche Gebäude von Herculaneum, das allerdings nur bei Kerzenlicht und über eine dunkle Treppe von mehr als hundert Stufen hinab noch gegenwärtig vollkommen zugänglich ist. Außerdem faud man einen Teil des Forums mit Säulenhallen, Thermen, eine fünsschiffige Basilika, Tribunale, Tempel und mehrere Privathäuser; man konstatierte auch hier die regelrechte quadratische Begrenzung, die schnurgerade Richtung der unter rechtem Winkel sich schneidenden Straßen. Nahe der Stadt auf deu umgebenden Hügeln lagen zahlreiche Villen; in einer derselben ist die ansehnliche Bibliothek von 3000 Papyrusrollen an den Tag gekommen, ferner eine uugemeine Menge von Statuen (namentlich Bronzen), Büsten, Wandgemälde, die gegenwärtig die Zierde des Museo nazionale zu Neapel, einer unserer größten Altertumssammlungen, ausmachen. — Bedeutender als Herculaneum war Pompei, das, wie die zahlreichen Kaufläden beweisen, einen lebhaften Handel unterhalten haben muß. Auch lockte die Anmut der Gegend viele Auswärtige herbei und war der Vesnvwein im Altertum nicht weniger beliebt als heute. Die neuere Forschung hat sich viel mit der historischen Entwickelung der Stadt abgegeben. Pompei war ursprünglich wie auch Herculaneum und die ganze dortige Gegend von'oskern be- !

3. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 74

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
Kaiserwohnung mit ihren zahlreichen Nebengemächern (für die Leibwache, das Gesinde n. s. w.) nahm die ganze dem Meer zugewendete Seite ein, gegen die ein offener Gang von Arkaden sich aufthat; mit entzückender Aussicht auf den schönen Golf und auf die umliegenden Ebenen und Hügel. „Vor dem Wohntrakte des Palastes lag eine mit einer Kuppel überdeckte Vorhalle und vor dieser ein prächtiger, früher gedeckter Vorhof, der zu beiden Seiten mit Bogenstellungen über hohe freistehende Säulen begrenzt ist und heute den Hauptplatz von Spalato bildet. Zu beiden Seiten dieser Vorhalle lagen, symmetrisch angelegt, zwei Höfe, in deren Mitte je ein monumentales, tempelartiges Gebäude errichtet war. Das eme, im östlichen Hofe gelegen und vermutlich als Mausoleum Diocletians bestimmt gewesen, ist ein wuchtiger, innen runder, außen achteckiger Bau, der mit einer wohlerhaltenen Kuppel überdeckt und mit Süulenstellnngen sowohl rings im äußeren als wie rings im inneren umstellt ist. Das andere Gebäude im westlichen Hofe ist ein rechteckiges Tempelgebäude von kleineren Dimensionen und in der Form eines sogenannten italischen Prostylos ausgeführt. Die Vorhalle und die beiden eben genannten Bauwerke ließen sich für die Zwecke der christlichen Kirche einrichten, und wir danken diesem Umstande ihre Erhaltung. Die Vorhalle wurde das Atrium für die christliche Kirche. Der große Kuppelbau, früher das Mausoleum Diocletians, wurde nun eine Domkirche und das im anderen Hofe gegenüber der Domkirche gelegene Gebäude wurde zum Baptisterium." Die übrigen Teile des Palastes wurden zu profanem Gebrauche eingerichtet, wie es eben das Bedürfnis der vor den Barbaren Zuflucht suchenden Bevölkerung erheischte. In die engen Zwischenräume und zum Teil in die Kolonnaden und Kuppelräume wurden kleine Wohnhäuser eingebaut; im Vestibulum befindet sich gegenwärtig ein Kaffeehans, im Promenadentrakte ein Nonnenkloster, der Südtrakt mit seinen weit gewölbten Unter-

4. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 26

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 26 — In dem Peristyl eines Hauses fand sich folgender Herzenserguß eines Sklaven: „Amoris ignes si sentires, mulio, Magi properares ut videres Venerem. Diligo juvenem (puerum) venustum; rogo: punge! iamus! Bibisti; iamus! prende lora et excute! Pompeios defer, ubi dulcis est amor meus es............ Der Schreiber teilt mit, wie er einst auf einem Maultier nach Pompei geritten sei und der Treiber ihm zu langsam war: „Wenn bu, Maultiertreiber, bei- Liebe Feuer fühltest, Würbest bu mehr eilen, die Venus zu sehen. Ich liebe den anmutigen Jungen; ich sage bin stich ihn boch*)! rasch voran! Getrunken hast bu; vorwärts! nimm die Peitsche und treibe (ihn) an! Nach Pompei bringe mich, wo mein süßes Liebchen ist . . Die Graffiti im Innern der Häuser beziehen sich häufig auf geschäftliche Verhältnisse. So verrechnete in den Wirtsstuben der Wirt (z. B. der „zum Elefanten") auf diese Weise seine Einkäufe oder was er auf Pump ausgegeben hatte. Die Gäste wieder benutzten die Wände der Herberge als eine Art Fremdenbuch und kritzelten Namen, Stand und Herkunft hin. Die Wirte verfehlten nicht, Gäste auf jede mögliche Weise anzulocken und reklamenartige Inschriften auf dem Schilde anzubringen. (So heißt es z. B. einmal in Lugudunum (Lyon) an einem Gasthause, das Merkur und Apoll im Schilde geführt zu haben scheint: „hier verspricht Merkur Gewinn, Apollo Gesundheit, der Wirt Septumanus Aufnahme (liospitium) nebst Mahlzeit. Wer emkehrt, wird sich nachher besser befinden; Fremder (hospes) sieh' zu, wo du bleibst.") — Auf anderen Ankündigungen dieser Art werden alle Genüsse der Ceres, des Bromins, d. i. des Bacchus, und des Amor ausgeboten. Besser gestellte Personen pflegten sich um ein Privatquartier umzusehen, die Tabernen und Popinen suchte in der Regel nur das niedere Volk, wie *) Mit dem Stachelstock, bent „pungolo“.

5. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 29

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 29 — Zum Schluß dieses Kapitels einiges über die wichtigsten sonstigen Funde, die neuerdings zu Pompei gemacht wurden. Von größter Bedeutung war die Aufdeckung des schönen Hauses des schon erwähnten L. Cäcilins Juenndus im Jnli des Jahres 1875. Die Büste des Besitzers, eines behäbigen Fünfzigers mit einer Warze an der linken Backe, ward links vom „tablinum“ gefunden; der Pfeiler, der sie trug, hatte die Inschrift: „Grenio L(uci) nostri Felix libertus.“ „Dem Genius unseres Lucius der Freigelassene Felix." Das „tablinum“ selbst glänzte in einer Farbenpracht, wie nicht leicht ein anderes in Pompei; besonders der herrliche Zinnober machte sich gut. In dem ersten Stockwerk dieses Gebäudes über dem Por-ticns des Peristylium fand man die Überreste eines Holzkastens, in welchem L. Cäcilins Jneundus allerlei Urkunden verwahrte, die zufällig uoch vorhaudeu waren: Quittungen derjenigen Personen, für deren Rechnung Jucundus Auktionen abzuhalten pflegte; serner Quittungen der Gemeinde über die Pachtgelder ihrer von Jncundns verpachteten Grundstücke. Diese Dokumente sind in Kursivschrift teils mit Tinte ans Holz geschrieben, teils in Wachs eingeritzt; wie sich denn die Römer für derlei Urkunden in der Regel der „Wachstafelu" zu bedienen pflegten. Es sind hölzerne, mit einer dünnen Schicht von Wachs überzogene Täfelchen, auf welche man mit einem Stift (stilus) schrieb, der an dem einen Ende spitz, am anderen platt war; das erstere zum Schreiben, das letztere zum Wieder-ausglätleu der beschriebenen Stelle; worauf mau neuerdings Notizen machen konnte. Das Wachs war schwarz gefärbt und mit einem Holzrahmen eingefaßt, damit die beschriebenen Stellen beim Zusammenklappen des Buches sich nicht verwischten. Es gab förmliche Bücher dieser Art, sog. Polyptycha, während häufig auch nur zwei oder drei zu beschreibende Seiten, Diptycha und Triptycha, benutzt wurden. In dem Hanse des Cäcilins Jucundus wurden 127 solcher noch lesbarer Diptychen und Triptychen gefunden, die sich jetzt

6. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 32

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 32 — hören. Dies Gemälde ist deshalb von weitergehendem Interesse, weil in den römischen Katakomben ähnliche Orpheusdarstellungen gesunden sind und die Orpheusgestalt nach und nach in die des evangelischen „ guten Hirten" übergegangen zu seht scheint. (Andere glauben, daß Orpheus als ein Vertreter monotheistischer Ailschauuugeu, gleich der Sibylle, in die christliche Legende einfach übernommen wurde). Für die Geschichte der antiken Malerei ist es wichtig, die Übergänge in der Darstellungsweise durch die Vergleichung des pompeianischen Bildes mit denen der jüngeren christlichen Grabstätten ausfindig machen zu können. Von diesem Endpunkte aus, der mit der neronisch-slavischen Periode gegeben ist, kann die pompeianische Kunstrichtung nach rückwärts verfolgt, ihre Wurzeln in alexandrinischen Vorbildern, ihre allmähliche Umwandlung durch die italische Geschmacksweise im ersten Jahrhundert der Kaiserzeit nachgewiesen werden. Hiermit beschäftigt sich die neueste wissenschaftliche Leiftnng von A. Mau, die „Geschichte der dekorativen Wandmalerei in Pompei", herausgegeben von der Redaktion der archäologischen Zeitnng (1882). —- Bei der Fortsetzung der Ausgrabungen stößt man immer wieder auf die Überreste der unglücklichen Pompeianer, die von der Katastrophe ereilt wurden. Während die Fleischteile im Laufe der Zeiten verwest sind, hat sich, sofern die Verunglückten in Asche zu liegen kamen, diese infolge darauf gefallenen Regens zu einer festen Form verhärtet. Diesen Umstand benutzte Fiorelli, der frühere hochverdiente Chef der Ausgrabungen, im Jahre 1863 zu einem sinnreichen Versuch, die sonst an der freien Lnft zerfallenden Cadaver zu konservieren; als man bei der Ausgrabung auf eine derartige Form stieß, ließ er die Knochen vorsichtig entfernen und die zurückbleibende Hohlform mit Gips ausgicßcn. Seitdem ist es wiederholt in überraschender Weise gelungen, die Haltung der alten Pompeianer in ihrem Todeskampf getreu zu fixieren und dem kleinen Museum in Pompei eine ganze Reihe vou solchen Gipsabgüssen zuzuführen: ein junges Mädchen mit einem Ring ant Finger; zwei Franen, eine ältere

7. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 34

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
dlltars standen sieben Statuetten aus kostbarem Metall und von vorzüglicher Arbeit; eine davon war beim Eintritt der Katastrophe weggenommen, weil sie vor den übrigen sich, sei es durch Kostbarkeit, sei es durch Heiligkeit, auszeichnete; die sechs anderen aber waren an ihrem ursprünglichen Platz geblieben. Die erste derselben stellt Äpollo mit der Leyer dar; die Statuette selbst ist aus Bronze, das Beiwerk dagegen (der Lorbeerkranz, die Lyra u. s. w.) von Silber. Die zweite, aus Bronze, Silber und Elfenbein gefertigte, hatte ursprünglich den Merkur dargestellt, war indes später, ein merkwürdiges Beispiel für antike Umänderung, durch Beifügung der geeigneten Tracht in einen Äskulap verwandelt worden. Dazu kommen noch Merkur, Herkules und zwei Laren. Drei dieser Statuetten werden als wahre Kunstwerke bezeichnet, deren Wert die schöne saphirfarbene Patina nicht wenig erhöht." Vor dem Schrein hing eine Bronzelampe. — Die Statuetten wurden dem Museo nazionale überwiesen, wohin alles kommt, was in Potnpet nicht niet- und nagelfest ist. Ferner wurde im Juli vorigen Jahres ein Wandgemälde mit der Darstellung einer Scene entdeckt, die mit dem Urteil des Königs Salomon, als zwei Frauen um ihr Kind stritten, auffallende Ähnlichkeit darbot. „Ungefähr in der Mitte des Bildes erhebt sich ein Tribunal: dort sitzt ein bärtiger König, durch den Scepter als solcher gekennzeichnet, und ihm zur Seite je ein Beisasse; die drei sind im Gespräch miteinander begriffen. Hinter ihnen stehen sechs Soldaten mit Schild und Lanze; zwei andere Krieger stehen bei Seite. Vor dem Tribunal, linkshin, befindet sich ein großer runder vierbeiniger Tisch, auf demselben liegt rücklings ein nacktes Kind, welches ein Soldat mit einem großen Messer mitten durchzuschneiden sich anschickt, während ein Weib eine Hand auf die Brust des Kindes legt. Ein zweites Weib, mit gelöstem Haar, kniet zu Füßen des Tribunals und erhebt flehend ihre Hände zu den Richtern. Eine Gruppe von Zuschauern schließt links die Darstellung ab." Die Menschen sind karikiert dickköpfig

8. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 106

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 106 — „Kneipe" stammt von dem wälschen Ausdruck „canapa“ und dieser wieder erscheint in der Geschichte zuerst auf unseren Inschriften. Die „canabae“ unfern des Lagers waren mobil gewesen, so lange die Truppenkörper häufiger dislociert wurden. Dies war aber in der Kaiferzeit, bei dem geänderten Charakter des Militärdienstes, der zur bloßen Grenzwacht wurde, nicht mehr der Fall; die Legionslager blieben stabil, da eine Dislokation der Truppen mir in ganz außerordentlichen Fällen vorgenommen wurde; schon der ungeheueren Kosten wegen, welche der Transport gekostet hätte. Dafür zog es die Regierung vor, um nicht dem Provinzialismus über das Interesse der Reichseinheit das Übergewicht zu verleihen, das Offizierscorps häufig zu wechseln: vom Corpskommandanten bis abwärts zum Centurionen blieb selten ein Offizier länger als vier oder sechs Jahre bei demselben Truppenkörper. — Die Soldaten aber dienten ihre 20—25 Jahre in derselben Station ab und fanden im Lager ihre zweite Heimat. In den freien Stunden durften die Legionäre hinaus zu den „canabae“. Die anfänglichen Buden waren allmählich zu stattlichen Gebäuden herangediehen; aus den Zelten der Marketender ein Flecken erwachsen mit all' dem Comfort, den sich wohlhabende Leute in der entfernten Provinz verstatten konnten; neben den Kneipen standen Tempel, Bäder u. s. w. Die Lieferanten hatten ihre Familien hier untergebracht und war überhaupt die Bevölkerungszahl in beständiger Mehrung begriffen. Die Soldaten, die nach Vollendung der Dienstzeit als „Gefreite" bei der Fahne behalten wurden, scheinen dort am liebsten geweilt zu haben, ihnen folgten die aktiven Legionäre, so oft sie konnten. Hier trafen sich die Kameraden, hier verkehrte man mit den Familien der Kaufleute und Marketender. Hier machte man Bekanntschaft mit den Mädchen des Lagerfleckens, es knüpften

9. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 42

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
Senat verglichen; die Einteilung in Regionen, wie sie in Alexandria, Rom, später in Konstantinopel durchgeführt wurde, findet sich auch in Carthago. Ebenso waren die Anstalten für die Verproviantierung, die Pflasterung, die Beleuchtung ohne Zweifel nach demselben Vorbild geordnet. Die Hauptgöttin der Stadt war die Juno Cölestis, d. i. die Astarte. Einmal, unter Caracalla, ward sie sogar zur Hauptgöttin des Reiches erhoben; wie denn das Kokettieren mit dem Puniertum unter diesem Sprößling des Septimischen Hauses in Mode kam; dem Hannibal, einst dem Schrecken von Rom, wurden jetzt Statuen errichtet. Die „Augusta Cölestis", wie sie auch hieß, hatte in Carthago einen großartigen Tempel, neben ihr die anderen pnnischen Götter; dem Baal-Satnrnns sollen noch immer heimlich Menschenopfer dargebracht worden sein. Rings um den Landungsplatz am geräumigen Hafen, der durch eine Kette gesperrt werden konnte, lagen die Magazine der reichsten Kaufleute; an Palästen, Thermen, Tempeln, Aqnäducten war eine große Zahl vorhanden. Wie alle großen Städte des Reiches enthielt auch Carthago eiue weichliche, schlemmeude, ausschweifende Menge: es strömte hier alles zusammen, was in der Provinz Geld oder nichts zu thun hatte. Zudem brachte der Handel und der Seeverkehr beständig Fremde hierher. Für alle möglichen Zerstreuungen war hier wie in Rom bestens gesorgt: man hatte Theater, Straßenpromenaden, das Leben auf dem Forum und in den Gerichtssälen, am Hafen; Volksfeste aller Art. Daneben eine Liederlichkeit, wie sie in südlichen Hauptstädten ganz besonders vorherrscht. Nicht weniger als die Stadt selbst wird von den Zeitgenossen ihre Umgebung gerühmt. Rings um Carthago lagen die Landhäuser und Gürten der reichen Besitzer, wo diese ihre Villeggiatur abhielten. Da wechselten in bunter Reihenfolge Haine von Olbäumen, Rebengelände, ährenschwere Getreidefelder; im Vordergründe die See mit ihren kühlenden Lüften.

10. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 111

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 111 — Gardist seine Dienstzeit tadellos vollendet hatte, mit ihren Kindern das Bürgerrecht erhielten; die Regierung nahm so darauf Rücksicht, daß die Peregrinen in der Hauptstadt ein integrierender Teil der Bevölkerung, gleichsam kosmopolitische Römer waren. — Wieder anders verfuhr man bei den Unterthanenkontingenten oder Auxiliartruppeu, die pere-griueu Rechtes waren. Zwischen ihnen und römischen Bürgerinnen gab es kein Connbium, der Soldat mußte sich an die Provinzialinnen halten; sei es, daß ein Mädchen aus der Heimat dem Geliebten gefolgt war, sei es, daß er an dem Garnisonsorte, der fern der Heimat lag, ein solches Verhältnis einging. Beim Abschied erhielt der Auxiliarsoldat mit der normalmäßigen Abfertigung für sich mit) die Seinen das Bürgerrecht; zugleich das Connbium mit seinem Weibe, das ihm in sacraler Weise bereits angetraut sein mochte. Diese Verhältnisse lernen wir hauptsächlich kennen aus den zahlreich erhaltenen (gegenwärtig 76) Bürgerschastsdiplomeu für verabschiedete Soldaten, die auf Brouze geschrieben in allen Teilen des einst römischen Machtbereiches gesunden worden sind; wir ersehen zugleich, daß die Regierung gelegentlich die Bedingungen der Verabschiedung änderte. Seit dem Kaiser Pins wird wohl den Anxiliarsoldaten das Bürgerrecht erteilt, nicht aber den Fig 45. Standartenträger einer Auxüiarkohorle.
   bis 10 von 110 weiter»  »»
110 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 110 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 2
3 11
4 5
5 35
6 2
7 12
8 2
9 24
10 17
11 5
12 1
13 2
14 5
15 1
16 4
17 0
18 1
19 14
20 9
21 4
22 2
23 2
24 2
25 4
26 4
27 8
28 2
29 6
30 0
31 0
32 1
33 4
34 1
35 1
36 5
37 31
38 1
39 14
40 0
41 0
42 2
43 1
44 0
45 26
46 0
47 10
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 3
3 3
4 7
5 0
6 9
7 0
8 1
9 0
10 2
11 0
12 6
13 22
14 5
15 0
16 25
17 39
18 7
19 2
20 0
21 2
22 4
23 3
24 0
25 11
26 6
27 1
28 2
29 0
30 2
31 2
32 0
33 6
34 3
35 5
36 16
37 10
38 4
39 7
40 5
41 3
42 5
43 9
44 1
45 19
46 1
47 1
48 1
49 1
50 0
51 0
52 2
53 7
54 3
55 2
56 2
57 0
58 0
59 5
60 0
61 1
62 0
63 2
64 0
65 5
66 3
67 0
68 6
69 1
70 2
71 7
72 8
73 0
74 0
75 5
76 21
77 10
78 0
79 2
80 0
81 0
82 6
83 0
84 1
85 2
86 6
87 27
88 4
89 4
90 7
91 9
92 27
93 0
94 22
95 2
96 0
97 0
98 11
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 56
1 47
2 2
3 34
4 18
5 50
6 67
7 39
8 13
9 54
10 41
11 26
12 59
13 18
14 47
15 12
16 20
17 4
18 83
19 36
20 6
21 17
22 6
23 1
24 94
25 82
26 64
27 15
28 35
29 21
30 33
31 7
32 43
33 230
34 52
35 5
36 34
37 7
38 9
39 123
40 80
41 0
42 35
43 42
44 42
45 13
46 71
47 32
48 14
49 15
50 55
51 36
52 36
53 19
54 24
55 136
56 9
57 8
58 74
59 169
60 34
61 26
62 40
63 4
64 44
65 23
66 65
67 10
68 12
69 2
70 7
71 9
72 20
73 14
74 44
75 52
76 10
77 13
78 32
79 6
80 29
81 138
82 14
83 63
84 49
85 11
86 22
87 18
88 18
89 45
90 25
91 47
92 3
93 8
94 172
95 33
96 25
97 92
98 23
99 45
100 165
101 22
102 22
103 25
104 12
105 28
106 38
107 64
108 9
109 31
110 29
111 18
112 16
113 31
114 63
115 35
116 27
117 3
118 9
119 68
120 28
121 41
122 17
123 15
124 99
125 34
126 18
127 78
128 19
129 16
130 110
131 140
132 16
133 108
134 14
135 38
136 87
137 30
138 11
139 43
140 20
141 3
142 59
143 47
144 14
145 38
146 7
147 12
148 6
149 12
150 38
151 27
152 90
153 33
154 33
155 49
156 28
157 31
158 16
159 43
160 19
161 96
162 10
163 14
164 33
165 49
166 51
167 16
168 33
169 18
170 32
171 35
172 24
173 62
174 14
175 341
176 23
177 178
178 9
179 89
180 34
181 36
182 63
183 190
184 22
185 15
186 12
187 37
188 127
189 15
190 3
191 29
192 40
193 63
194 32
195 46
196 44
197 16
198 37
199 64