1846 -
Dresden
: Arnoldi
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- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
130
nützen meist durch Fleisch, Cier und Federn. — Ente, zahme und
wilde, fast in der ganzen alten Welt. Türkische oder indische, Löf-
fel-, Brandente rc.; — Gans, die wilde kleiner, in nördlichen Ge-
genden. Gänsezucht (Lausitz, Pommern). Gänsebrust, Leber; —
Eidergans, auf Klippen in Island rc.. Haut zu Pelzwerk, Ei-
derdunen; — Schwan, schwarze Füße, zur Zierde auf Teichen.
Stummer, schwarzer, Singschwan; — Fettgans (Pinguin),
flossenartige Flügel, hornartige Federn, im Süden; — Sturm-
vogel, Schwalbengröße, auf Klippen im Meere. Riesensturmvogel;
— Kropfgans (Pelikan), Schwangröße, beutelförmiger Kropf.
Kleinasien, Osteuropa. Fleisch, Pelzwerk, Dunen, Abrichtung zum
Fischfänge; — Freg atte, Huhngröße, frißt fliegende Fische; —
Eistaucher, größer als Gans, im Norden; — Möven, viele
Arten, oft in großen Scharen an Meeren und Flüssen; — See-
schwalbe, an allen Meeren.
C. Amphibien.
47. (Beidlebige) oder Reptilien (Kriecher), rothes kaltes Blut,
Athemholen durch Lungen, einkammriges Herz, — kleines Gehirn,
unvollkommner Blutumlauf, Lungen fast nur ein häutiger Sack, '
Athemholen willkürlicher, lange Ausdauer ohne Luft, — Nahrung
wird ungekaut verschluckt, Zähne nur zum Feschalten, Zunge ange-
heftet oder frei, Kehldeckel fehlt, Speiseröhre trichterförmig, Magen
Erweiterung des Speisekanals, Darm kurz, Leber groß, Zwerchfell
fehlt, — Nerven weniger vom Gehirn abhängig, inehr durch einzelne
Knoten gesondert, Sinne wenig ausgebildet, Augen meist groß, Oh-
ren mit einfachen innern Gehörwerkzeugen, Nase nahe an der Spitze
des Mauls, Stimme meist fehlend, — Hautbedeckung entweder it'itr
aus Drüsen abgesonderter Schleim oder Schuppen, oder Schilde und
Platten. Zähes Leben, in Eisschollen rc. eingeschlossen nach Jahren,
ohne Gehirn nach Monaten noch lebendig. Wiedererzeugungskraft
(Reproduktion) und große Reizbarkeit der Muskeln nach dem Tode. —
Zahlreiche Vermehrung, meist durch Eier. — Die meisten können im s
Wasser und auf dem Lande leben. — Winterschlaf. — Nahrung:
meist Thiere. Nutzen: Vertilgung lästiger Thiere, viele geben ge-
sundes Fleisch, eßbare Eier, •— Haut, Schildpatt. — Wenige sind
gefährlich. Giftzahn. — Kriechende (mit Füßen) und schleichende.
1) Frösche und Kröten.
48. Nackten, ungeschwänzten, rippenlosen Körper. Verwand-
lung. Das aus den Froscheiern (Froschlaich) kriechende Junge
(Kaulquappe) hat langen Schwanz, hornartigen Schnabel, Kiemen,
keine Füße. Nach 14 Tagen Hinterfüße, Lungen, nach 2 Monaten
Häutung, Schwanz verschrumpft, Froschgesialt. Im Winter in der
Erde oder im Schlamme. Nahrung: Insekten. Der braune Gras-
frosch, lauert im Grase; — grssne Wasserfrosch, eßbare Schen-
kel; — Laubfrosch, Füße ohne Schwimmhaut, aber kleberigen
Schleim, auf Sträuchern rc. Wetterprophet; — Kröte, dicken, war-
zigen Körper, ätzenden Saft, mehr kriechend, an feuchten Oettern j —
1846 -
Dresden
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Bucht), trennt Länder (Meerengen, Straßen, Sund, Kanal), an
manchen Stellen seicht (an flachen Ufern. Sandbänke, Dünen), an
andern über 16000 Fuß tief, zeigt auf seinem Grunde Erhöhungen
und Vertiefungen wie das Festland (Inseln, Archipel, Felsenriffe).—
Meerwasser specifisch schwerer als Flußwasser, bitter und salzig schmek-
kend, gewöhnlich grünlich, in's Blaue spielend. — Leuchten des
Meeres (Electricität, leuchtende Seewürmer, Phosphortheile). —
Bewegungen des Meeres, hervorgebracht durch Winde (Wellen,
Brandung), durch den Umschwung der Erde (Bewegung von Ost
nach West am Aequator), durch Anziehungskraft des Mondes (Ebbe
und Fluth, Spring-, Nipfluth). Strömungen, Meerstrudel. —
Hauptmeere: 1) nördliches, 2) südliches Eismeer, 3) atlantischer
(westlicher) Ocean (Nord-, Ostsee, Kanal, irländisches Meer, Mittel-
mcer, äthiopisches Meer), 4) östlicher Oceau (stckles Meer, Südsee,
chinesisches und japanisches Meer), 5) indischer Ocean (indisches, per-
sisches und arabisches Meer). — Ausdünstung, Wolken, Regen, un-
terirdische Wasserbehälter, Quellen, Bäche, Flüsse (Küsten-, Steppen-
slüsse), Ströme. Immerwährender Kreislauf. — Landseen.
10. L a n d. Erdtheile: (Süd-, Mittel-, Nord-) Europa,
Asien, Afrika, Amerika, Australien. Vom Meere mannichfach be-
grenzt, zuweilen hinein sich erstreckend (Halbinsel, Land- oder Erd-
zunge, Landenge). Verschiedenheit der Landsirecken in ihrem Ver-
hältnisse zum Meeresspiegel. Hoch-, Tiefländer, a) Ebenen, nach
Beschaffenheit des Bodens Marschland, Kleiboden, Geest- (Sand-)
land, Steppen, Wüsten. Hoch-, Tiefebenen, Niederungen, b) Er-
höhungen: (Fuß, Abhang, Rücken, Gipfel) Anhöhen, Hügel (Erd-
rücken, Hügelkette), Berge, Gebirge (Bergkette, -rücken, -zug), Ge-
birgszüge (Gebirgsstock, Gebirgszweige). Land-, Mittel-, Hochge-
birge (oft mit Gletschern und Eisbergen). Vorgebirge (Cap). Vul-
kane (Krater), feuer- und wasserspeiende. — Nach der Entstehungs-
zeit: Ur-, Uebergangs-, Flötzgebirge, aufgeschwemmtes Land. Nach
Bestandtheilen: Schiefer-, Kalk-, Gyps-, Steinkohlen-, Sandstein-
gebirge k. c) Vertiefungen: Haupt-, Neben-, Längen-, Seiten-
und Querthäler, Gebirgspässe, Schluchten, "Abgründe, Klüfte. —■
Das Innere der Erde, etwas über 3000 Fuß tief bekannt, hat
Weitungen, Gänge, Höhlen (Baumanns-, Biels-, Fingalshöhle re.
Tropfstein- oder Stalaktitenhöhlen).
0. Politische Geographie.
11. Asien, 800000 Q.m., 550 Mill. Eittw. a) Grenzen
und Meere: nördliches Eismeer, Cooks- oder Beringsstraße, stiller
Ocean (Meer von Kamtschatka, von Ochotsk, von Japan, gelbes
Meer, chinesisches mit Meerbusen von Tunkin und Siam), indischer
Ocean (Meerbusen von Bengalen, persisches Meer, persischer und
arabischer Meerbusen), Landenge von Suez, Mittelmeer, Archipel,
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heringsähnlich. Ost-, Nordsee, Mittelmeer. Einmarinirt, eingesal-
zen; — Thunfis ch (Riesenmakrele), 2ly Fuß, Nordsee, Mittel-
meer. Frisch und eingesalzen; — Scholle (Butte), ganz platt
gedruckt, Augen auf einer Seite, meist auf dem Meeresboden. Ost-,
Nordsee; — Spritz fisch, Oberkiefer in Röhre sich endigend.
Ostindien; — Flußbarsch, 1 — 2 Fuß, in Seen und Flüssen; —
Sandbarsch (Sander), 2 — 4 Fuß, Raubfisch; — Meerbarbe
(Rothbart), Hering ähnlich; — Ka ulkopf, 4 — 6 Zoll, in
Flüßchen,
4) Bauchfloss er.
56. Bauchstossen hinter Brustflossen. Schmerle, fingerlang,
in Bächen; — Wels, größter Süßwasserfisch, 8—16 Fuß, fettes
Fleisch. Donau,-Elbe rc.; Zitter wels, 1 — 2 Fuß, elektrische
Schläge, in asrik, Flüssen; — Lachs (Salm), Rückenflosse ohne
Gräten, lange spitze Zähne: der gemeine Lachs, 4 — 6 Fuß,
geht zur Laichzeit in Flüsse z. B. Rhein, Elbe :c. Lachsfänge.
Geräuchert, eingesalzen, marinirt; Forelle, schön bunt, in fri-
schen Bergwässern; Lachsforelle, 8 — 10 Pfund, zartes
Fleisch; — Hecht, 4 — 7 Fuß, lange vorstehende Kinnladen,
spitze Zähne, sehr raubgierig, frißt Fische, Wasservögel, Ratten rc.
Gutes Fleisch, Leber, aus Galle Farbe; — zu den Weißfischen ge-
hören: Karpfen (Spiegel-, Lederkarpfen), in Teichen und Flüs-
sen; Karausche, 6 — 10 Zoll, in schlammigen Gewässern;
Schleie, 12 — 18 Zoll, in mehr stillstehenden; Barbe,
1 — 3 Fuß, in Flüssen, schädl. Rogen; Zärthe, 10 — 12
Zoll, marinirt; Gründling, 6 — 8 Zoll; Gold und Sil-
berfisch, wird zahm. China, Südeuropa; — Hering, im
atlantischen Meere, zur Laichzeit (Frühjahr, Sommer, Herbst) an
den Küsten von Holland, Schweden, Norwegen, England in Heer-
den von Millionen. Jährlich an 1000 Millionen gefangen. Einge-
salzen, geräuchert (Böcklinge. Bökel (Buckclings) 1449), getrock-
net. Düngemittel; — Sardelle, dem Heringe ähnlich, kleiner.
Mittelmeer, Sardinien; — Anschovis, der Sardelle ähnlich; —
fliegende Fisch, sehr lange Brustflossen.
5) Knorpelfische,
57. Statt der Gräten Knorpel, größtenthrils unregelmäßige
Gestalt. Pricken (Neunaugen), aalförmig, am Halse 7 Oeffnun-
gen: Flußpricke, 8—- 10 Zoll, eingesalzen, marinirt; Lam-
prete, 1 — 3 -Fuß, Nordsee; — Rochen, dünnen, plattge-
drückten Körper, Maul und 10 Oeffnungen auf der untern, Auge
und Nase auf der obern Fläche, dünnen Schwanz, bei manchen mit
Stacheln besetzt: Glatt roche, 150 -—- 200 Pfund, schmack-
haftes Fleisch; Zitterroche, 20 Pfund, elektrisch, im Mittel-
meere; — Haifische, lang gestreckt, an jeder Seite des Halses
5 Kiemenlöcher, hinter den Augen Spritzlöcher, Haut bei manchen
mit zarten Stacheln besetzt, Maul bei einigen nach der Länge. Ham
giebt Leder und Chagrin, die Leber Thran: Hundshai (Menschen-
fresser), 20 — 30 Fuß, 4 — 5 tausend Pfund, 6 Reihen Zähne,
1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
109
welche weit schwerer sind, im Meere zurück. Auf diese Weise können wir
das reine Wasser trinken, da hingegen das Seewasier nicht getrunken
werden kann, so daß die Schiffer sich mit Trinkwasser, das sie in Tonnen
aufbewahren, versehen müssen, wenn sie eine weite Seereise unternehmen.
Eine ganz eigenthümliche Erscheinung auf dem Meere ist die
sogenannte Ebbe und Fluth. Man bemerkt nämlich in dem großen
Weltmeere, daß das Seewasser binnen 24 Stunden zweimal steigt
und fällt. Steigt es, so nennt man es Fluth; fällt es, Ebbe.
3. B. Mittags 12 Uhr fängt es an zu steigen, und Nachmittags 6 Uhr
hat es die größte Höhe erreicht. Von 6 Uhr Nachmittags bis Mitter-
nacht 12 Uhr sinkt es wieder so tief herab, als es Mittag 12 Uhr stand.
-Jetzt fängt es wieder an, sich zu erheben bis Morgens 6 Uhr und fällt
Dann bis Mittags 12 Uhr. Woher aber dieß? Ohne Zweifel von
dem Monde, der eine anziehende Kraft hat. Steht daher der Mond
näher der Erde zu als zu andern Zeiten, so findet man, daß die Fluth
stärker ist, als gewöhnlich. Da auch die Sonne die Kraft besitzt, ge-
wiffe Körper an sich zu ziehen, so hat sie unstreitig ebenfalls Einfluß
aus die erwähnte Veränderung. Deßhalb findet man die stärksten
Fluchen, welche man Springfluthen nennt, zur Zeit des Neu- und
Vollmondes, weil dann Sonne, Mond und Erde fast in gerader Linie
gegen einander stehen, und in dieser Stellung die anziehende Kraft
der Sonne und des Mondes gemeinschaftlich auf das Meer wirkt.
Zur Zeit des ersten oder letzten Mondviertels tritt die todte Fluth
ein. Bei derselben steht nämlich der Mond im Mittagskreise des
Ortes, und die Sonne im Horizont desselben. Durch diese Stellung
bewirkt die Sonne, daß das Wasser der Ebbe nicht so tief sinken, folg-
tich auch die Fluth nach dem Monde zu nicht so hoch steigen kann, als
es geschehen würde, wenn der Mond allein und die Sonne gar nicht
wirkte. Uebrigens dienen Ebbe und Fluth mit dazu, das Meer in Be-
wegung zu setzen und es dadurch gegen die Fäulniß zu schützen. Nicht
weniger wird durch das regelmäßige Steigen der See die Schiffahrt
erleichtert, indem die Schiffe aus dem Meere in die Mündungen der
Ströme gelangen können, wie dieß z. B. bei Hamburg mit der Elbe
der Fall ist.
Das Wasser.
Das Wasser ist ein flüssiger und durchsichtiger Körper. Auch
hat er weder Farbe, noch Geschmack. Allerdings giebt es verschiedene
Arten desselben, die sich sowohl durch Farbe als durch Geruch und
Geschmack unterscheiden. Zuweilen schmeckt es wie Kalk, nach Salz,
nach Schwefel, nach Eisen, je nachdem es unter der Erde über Kalk,
Salz, Schwefel oder Eisen hinwegläuft und folglich den Geschmack
1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
108
welches te ir bewohnen, liegt in der nördlichen gemäßigten Zone; nur-
im hohen Norden reicht ein kleiner Strich in die nördliche kalte Zone
hinüber. Auf diese Weise sind wir vor der unerträglichen Gluth der
Sonne, so wie vor der harten Strenge der Kälte geschützt, und die
größte Manchfaltigkeit der lebenden Geschöpfe wird bei uns vorge-
funden. Weil in den beiden gemäßigten Erdgürteln die größte Frucht-
barkeit möglich ist, so hat der weise Schöpfer die Einrichtung getroffen,
daß, wenn man die Oberfläche der Erde in 1000 gleiche Theile zer-
legt, auf die heiße Zone 396, auf die beiden gemäßigten 520 und auf
die beiden kalten Zonen 82 solcher Theile kommen.
Das Meer.
Der größte Theil unserer Erde ist mit Wasser bedeckt, und dieses
große Wasser nennen wir das Meer. Warum hat aber der Schöpfer
die Einrichtung getroffen, daß der Ocean drei Viertheile der Erd-
oberfläche bedeckt? Wäre es nicht besser, wenn es mehr festes Land
als Wasser gäbe? So fragen viele unverständige Leute. Ihr sollt
sogleich hören, warum es Gott gerade so und nicht anders gemacht hat.
Bekanntlich steigen aus dem Meere täglich eine Menge Dünste empor,
nachdem sie von der erwärmenden Sonne verdünnt worden sind. Aus
diesen Dünsten bilden sich die Wolken, die von dem Winde in alle
Gegenden getrieben werden, uns Regen und fruchtbare Zeiten geben
und unsere Herzen erfüllen mit Speise und Freude. Ohne Regen
hätten die Quellen aus den Bergen keine Nahrung, und wir würden
weder Bäche, noch Flüsse, noch Ströme haben. Wie viel müßten wir
alsdann entbehren! Wäre nun eine geringere Masse von Seewasser
vorhanden, so könnten nicht so viele wässerige Dünste in die Höhe
steigen, und wir würden Mangel an Regen haben, so daß Pflanzen,
Menschen und Thiere in kurzer Zeit verschmachten müßten. Als eine
besondere Eigenschaft des Meerwassers ist zu erwähnen, daß es einen
salzigen und ekelhaft bittern Geschmack hat. Der Salzgehalt kommt
von den zahlreichen Steinsalzlagern, welche sich im innern Meeres-
grunde befinden; und die Bitterkeit läßt sich leicht aus der zahllosen
Menge verfaulter Thiere und Pflanzen erklären, welche das Meer,
überall in sich enthält. Auch darin müssen wir die Weisheit Gottes
anerkennen Denn da das Meer sich nicht bewegt wie das Wasser der
Bäche, Flüsse und Ströme, so würde es bald faulig werden, böse Aus-
dünstungen verursachen, die Luft verpesten und gefährliche Krankheiten
erzeugen. Allein durch das Salz bleibt es vor jeder Fäulniß bewahrt.
Gleichwohl hat der Regen, der aus deni Meere zu uns kommt, durch-
aus keinen salzigen Geschmack. Denn nur die feinen und leichteren
Wassertheilchen steigen aufwärts; dagegen bleiben die Salztheilchen^
1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
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- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
120
gäbe? So fragen viele unverständige Leute. Ihr sollt so-
gleich hören, warum es Gott gerade so, und nicht anders
gemacht hat. Bekanntlich steigen aus dem Meere täglich
eine Menge Dünste empor, nachdem sie von der erwärmen-
den Sonne verdünnt worden sind. Aus diesen Dünsten
bilden sich die Wolken, die von dem Winde in alle Gegen-
den getrieben werden, uns Regen und fruchtbare Zeiten
geben, und unsre Herzen erfüllen mit Speise und Freude.
Ohne Regen hatten dhe Q-uellen »auf den Bergen keine
Nahrung, und wir würden weder Bache, noch Flüsse, noch
Strome haben. Wie viel müßten wir alsdann entbehren?
Ware nun eine geringere Masse von Seewasier vorhanden,
so könnten nicht so viel wäßrige Dünste in die Höhe stei-
gen, und wir würden Mangel an Regen haben, so daß die
Pflanzen,, wje fck Menschen und Thiere in kurzer Zeit ver-
schmachten müßten. Als eine besondere Eigenschaft des
Meerwassers ist zu erwähnen, daß es einen salzigen Ge-
schmack hat. Auch darin müssen wir die Weisheit Gottes
anerkennen. Denn da das Meer sich nicht so bewegt, wie
das Wasser der Bache, Flüsse und Ströme, so würde es
bald faul werden, böse Ausdünstungen verursachen, die Luft
verpesten und gefährliche Krankheiten per gefächen. Allein
durch das Salz bleibt es vor jeder Faulniß verwahrt.
Gleichwohl hat der Regen, der aus dem Meere zu uns
komnit, durchaus keinen salzigen Geschmack. Denn nur
die feinen und leichteren Wassertheilchen steigen aufwärts;
dagegen bleiben die Salztheilchen, welche weit schwerer sind,
im Meere zurück. Auf diese Weise können wir das reise
Wasser trinken, da hingegen das Seewasser nicht getrunken
werden kann, so daß die Schiffer sich mit Trinkwasser, das
sie in Tonnen aufbewahren, versehen müssen, wenn sie eine
weite Seereise unternehmen.
Eine ganz eigenthümliche Erscheinung auf dem Meere
ist die sogenannte Ebbe und K l u t h. Man bemerkt näm-
lich in dem großen Weltmeere, daß das Seewasser binnen
24 Stunden zweimal steigt und fallt. Steigt es- so nennt
man es Fluth; fällt es, Ebbe. Z. B. Mittags 12
Uhr fängt es an zu steigen, und Nachmittags 6 Uhr
hat es die größte Höhe erreicht. Von 6 Uhr Nachmittags
bis Mitternacht 12 Uhr sinkt cs wieder so tief herab, als
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1830 -
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Flüsse, Bäche, Teiche mit Eis bedeckt sind. Wenn nun
gleich das erkältete Wasser sich anfangs in einen engern
Raum zusammenzieht, als cs im Zustande der Warme ein-
nahm, so dehnt cs sich doch beträchtlich aus, sobald es
durch das Gefrieren seine Flüssigkeit verliert, und diese
Ausdehnung wird immer starker, je mehr die Kalte zu-
nimmt. Dies muß man sich aus den Luftblaschen erklären,
welche in dem Eise eingeschlossen sind. Der größeren Aus-
dehnung des Eises ist cs zuzuschreiben, daß gläsern?)
thbnerne und andere Gefäße, die mit Wasser angefüllt und
verschlossen sind, zerspringen, sobald das Wasser darin ge-
friert. Ja die Gewalt des Eises ist so groß, daß man
Baume, .Steine und selbst metallene Kugeln damit aus ein-
ander treiben kann. Weil das Eis sich ausdehnt, so
schwimmt cs auf dem Wasser; denn cs wiegt nicht so viel,
als die Wasserfläche, die es einnimmt. Davon kann man
sich bei Eisfahrten leicht überzeugen; auch die größten Eis-
schollen sinken niemals unter. Bel strenger Kälte nimmt
die Festigkeit des Eises immer mehr zu. In dem kalten
Winter des Jahres 1740 ließ die russische Kaiserin Anna
ein Gebäude aufrichten, das ganz aus Eis bestand; alle
Geräthschaften des Hauses, das verschiedene Zimmer hatte,
mußten aus Eis gearbeitet seyn; sogar die Kanonen, die
vor denl Gebäude standen, waren aus Eis gedreht und so
fest, daß man wirklich daraus feuern konnte. Hierdurch
kann man sich leicht überzeugen, welche Harte und Festig-
keit das Eis durch die Kälte erlangt. Ehe ein Fluß zu-
friert, sehen wir auf der Oberfläche desselben lockere Eis-
schollen schwimmen, die unter dem Namen des Grund-
eises bekannt sind. Dieses Grundeis entsteht auf dem
Boden der Flüsse, reißt sich in größeren und kleineren
Stücken los, schwimmt sodann in die Höhe, verbindet sich
und zieht endlich eine feste Eisdecke über den Fluß. Bei
gelinder Witterung wird diese Decke durch die Kraft des
steigenden Flußwassers mit lautem Krachen zersprengt;
größere und kleinere Schollen schwimmen nun fort, die sich
nicht selten aufthürmen, den regelmäßigen Lauf des Wassers
verhindern und auf diese Weise vic^,Schaden anrichten.
Oft werden Brücken, und Häuser mit fortgerissen, Menschen,
1830 -
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- Autor: Otto, Christian Traugott
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167
er immer auf dem Grunde des Wassers bleiben müssen.
Die Eierch'en im Fische heißen R o g e n; die Anzahl dersel-
den ist ungeheuer groß; man hat in einem großen Hechte
über zwei mal hundert Tausend und in einem Karpfen
über eine Million gefunden. Hat der Fisch seine Eierchen
gelegt, so nennt man sie Laich, und die Zeit, wo dieß ge-
schieht, die Laichzeit. Die Sonne brütet aus dem Laich
junge Fischchen, die anfangs wie kleine Würmchen aussehen,
aber in kurzer Zeit ihre eigentliche Gestalt bekommen.
Welches ist aber die Nahrung der Fische? Einige nähren
sich vom Schlamme und von Pflanzen; andere verschlingen
kleinere Fische oder andere Thiere, und diese nennt man
Raubfische, wohin z. B. der Hecht mit' semen scharfen
Zähnen gehört. Uebrigens leben gewisse Gattungen nur im
salzigen Meerwasser; andere verlassen niemals das süße
Flußwasser; einige halten sich gewöhnlich im kalten Klima
auf, andere im gemäßigten; wiederum andere wandern aus
einer Gegend in die andere, so daß es eben so gut Zug-
fische wie Zugvögel giebt. Man denke nur an den
Hering, der aus dem nördlichen Eismeere in die deut-
schen Meere herabschwimmt, wo er in den Monaten Juni
und Juli von den Holländern, Engländern, Schweden und
Dänen in ungeheuerer Anzahl mit Netzen gefangen, . und
alsdann entweder geräuchert, oder eingesalzen und in'ton-
nen fortgeschasst wird. Daß der Fisch für uns ein höchst
nützliches Thier sey, ist bekannt. Wie viele derselben wer-
den nicht von den Menschen gegessen! Der Hering, der
Karpfen, der Hecht, die Barbe, die Forelle, der Lachs,'
der Stockfisch, das Neunauge u. s. w. geben uns ein gutes
Gericht und -die Völker, welche an dein Meere wohnen,
nähren sich zuin großen Theile von den Fischen. Von dem
Hausenfische bekommen wir einen feinen Leim, welcher unter
dem Namen der H a u s e n b l a s e bekannt ist.
Die Amphibien.
Die Amphibien können sowohl im Wasser, als auch
auf der Erde leben, weßhalb sie auch, zw eil obige Thiere
heißen. Sie haben rothes kaltes Blut und dadurch unter-
scheiden sie sich von den Säugethieren und Vögeln,
Í
1830 -
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: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
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- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
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«oy
bengefeld hat ansehnliche Tuchfabriken und 3 Spinn-
mühlen.
Reichenbach fertigt Musselin, wollene Strümpfe,
hat 500 Tuchmacher, 2 Spinnmühlen für Schafwolle und
1 für Baumwolle.
In M a r k n e u k i r ch giebt es viele Instrumentmacher;
auch werden -daselbst Darmsaiten für die Violine, die Harfe
gesponnen. Die Darmsaiten macht man aus den Därmen
der Schafe, Ziegen, Gemsen und Katzen. Zuerst schabt
man allen Schleim ab, legt sie sodann in Seifensiederlauge
und spinnt sie. Nun kommen sie in den Schwefelkasten,
wo sie durch angezündeten Schwefel weiß werden. Sind
ste getrocknet, so bestreicht man sie mit Mandelöl. Zu einer
Violinsaite gehören 3 — 6 Darme; die stärkste Saite auf
der großen Baßgeige besteht aus 120 zusaimyengedrehten
Därmen.
Zwischen den Städten Adorf und Oelsnitz giebt es^
Perlenbänke, d. h. Haufen von Perlenmuscheln, die meist
6 Zoll lang, 2 Zoll hoch, auswendig schwarz, innerlich
silberweiß sind und viele, aber selten große und schöne
Perlen enthalten. Im grünen Gewölbe zeigt man 2 Schnu-
ren Elsterperlen, welche den astatischen beinahe gleichkommen.
Die Perle entsteht auf der inneren Seite der Muschel,
indem dadurch das inwohnende Schalthier sein Haus gegen
das Durchbohren der Würmer schützt. Sandkörnchen, die
beim Oeffnen der Muschel hineinfallen, oder absichtlich hin-
eingeworfen werden, überzieht das Thier mit einer talkarti-
gen Materie. Eine mäßige.perle muß wenigstens 10 Jahre
wachsen. Die Elsterperlen gehören dem Könige, welcher
ezne Anzahl Perlenfischer besoldet, die jährlich einigemal
die Elster durchwaten müssen, wenn ste am seichtesten, ist,
und die reifen Muscheln sammeln. l
Das Dorf Würschnitz zwischen Oelsnitz und Adorf
ist darum zu bemerken, weil hier ein junger Bauer, der
in England gewesen war, am Ende des 17ten Jahrhunderts
die ersten Kartoffeln in seines Vaters Garten baute. Von hier
verbreitete sich diese wohlthätige Frucht allmälig über unser
ganzes Vaterland und sättigt jetzt Tausende seiner Bewohner.
Plauen, die Hauptstadt des Voigtlandes an der
Elster, hat gegen 11,000 Einwohner, von denen ein großer
1792 -
Leipzig
: Heinsius
- Autor: Nitsch, Paul Friedrich Achat
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Jtalia.
4*
z. Seen:
Lmkerna palus (Lago di Patria) nicht
»veit von der Stadt Linkernum auf der Küste.
Acdernsia zwischen Cuma und Misenum.
Lacus Lucrinus oder Bajanus bey Ba-
sti ; ein Damm sonderte diesen ^ce von dem
Meere ab. Er hatte gute Fische.
Lacus Averm, feine giftigen Ausdünstungen
waren sehr berufen.
6. Städte:
Lapua, eine sehr alte, prächtige Stadt»
Ihre weichliche Lebensart, der Stolz und die
Empörungssucht der Einwohner sind bekannt.
Durch erstere wurde die Armee des Hannibals
verderbt. Der letztem halber erlaubten die Rö-
mer den Capuanern nicht ihre eigene Obrigkeit
ten und Gesetze zu haben , sondern verwandelten
sie in eine Prafcctur. Es gab hier, der wohl-
feilen Lebensart wegen, viele Fechterschulen.
Aus einer solchen entsprang Spartacus und der
Fechterkrieg.
Neapolis/ ehemals Parchenope, war
gleichfalls sehr alt, allein vor Zeiten an Ansehn.
Capua bey weitem nicht gleich, .Virgil hat
Hiersein Grabmaal.
^cucnlamnn lag iiooo Schritte von Nea-
polis, wurde im bürgerlichen Kriege erobert
und unter der Regierung des Kaiser Titus von-*'.
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