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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 80

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Stadt, sich von ihnen große Vorrechte zu erwerben. Sie erweiterte ihr Gebiet durch eine Menge von Ankäufen, so .daß sie viele Herrschaften, Schlösser und Dörfer besaß; die Bürgerschaft war so zahlreich, daß bei einer Pest 12,000, "bei einer andern sogar 20,000 Menschen umkamen, ohne daß die Stadt in Verfall gekommen wäre. Bei der Judenverfol- gung wurden 6000 dieses Glaubens umgebracht. Zum Ruhm und Vortheil dieser Stadt gereichte besonders die auf ihre Ko- sten vollbrachte Stiftung einer Univetfttät, deren Einweihung 1392 erfolgte. Sie kam schnell in große Aufnahme. Er- fu r t war der Stapelplatz des ganzen t h ü r i n g i sch e n Han- dels und hatte seit 1330 eine Messe. Die Einkünfte dieser Stadt beliefen sich im Uten Jahrhundert auf 9)59 Pfund Silber. Leipzig, die vorzüglichste Stadt im Osterlande, vergrößercr sich zwar seit 1237 beträchtlich, doch konnte es beinweirem mit Erfurt nicht wetteifern, da es den Han- del mit Merseburg und Halle theilen mußte. Doch war seit 1388 der Handel in stetem Wachsen: Die wich- tigsten Artikel waren Leinwand und Pelzwerk, welches die Sorben dahin brachten. Seine eigentliche Wichtigkeit er- langte Leipzig erst durch die Stiftung der Universität -1409, wovon bereits Erwähnung geschehen. Von den Sitten in diesem Zeiträume ist wenig Er- freuliches zu melden-) Der Adel blieb roh und raubsichtig, und als er nach der Anwendung , des Pulvers nicht mehr allein auf seine festen Schlösser und Mauern trotzen konnte, und in den Kriegen nicht mehr den Fürsten ganz unent- behrlich war, da suchte ec durch übertriebenen Aufwand sein Ansehen zu behaupten, und schwelgte und zechte, wenn er im Kriege nicht mehr beschäftigt war. Bei der Geist- lichkeit verlor sich mit der Lust zu den Wissenschaften, auch alle gute Sitte, sie wetteiferte an Pruk und lleppig- keit, an Völlerei und Zügellosigkeit mit dem Adel, und brachte sich um alle Achtung der Weltlichen. Auch bei dem Bürger stände herrschte ein. ungemeffcner Aufwand, und viel Schwelgerei , doch fand- sich in diesem Stande noch die mehrste gute Sitte, und die-mehrste Rechtlichkeit. Der Bauernstand versank immer tiefer in die Leibeigenschaft; ihm wurden nach und nach immer größere Lasten aufgebür- der, sein Zustand war"beklagenswerch. «' • • -

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 38

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
seinen Vorrathshäusern. Auch ließ er die Stadt Eisenach mit einer neuen Mauer umgeocn, darauf aber das Schloß Neu en bürg und dann die Stadt Freiburg an der Unstrut bauen. Endlich hat er das Kloster Rernhards- brunn gestiftet, was zu seiner Zeit für eine verdienstliche Handlung galt, und cs damals denn auch wohl war. Von diesem Grafen wird manch wunderliches Mähr- chcn erzählt, so von seiner Gefangenschaft auf dem Schloße G Leb ich en stein, aus der er sich durch einen Sprung aus dem Fenster in die Saale gerettet, und davon den Beinamen der Springer erhalten haben soll. Es ist aber nichts Wahres daran, da alle Geschichtsschreiber, die zu seiner Zeit lebten, oder bald darauf, nichts davon wis- sen. In seinem sosten Jahre legte Graf Ludwig Ii. die Regierung nieder und ging ins Kloster zu Reinhards- brunn, wo er ein Jahr darauf, 1123, starb. Der älteste Sohn Ludwig des Ii. folgte seinem Vater, der zweite war ein Geistlicher, der dritte, Hermann, schon vordem Vater gestorben, der vierte Heinrich, mit dem Beinamen Raspe, machte sich durch seine Streit- barkeit einen großen Namen. Er erheirathcte mit seiner Gemahlin Adelheid, der kinderlosen Wittwe des Grafen Guiso von Hessen, die hessischen Lande, und da auch er 1130 durch Meuchelmord ohne Kinder starb, so fiel das Hessenland an Ludwig Iii. Graf Ludwig Iii. besaß, nachdem er seinen Bruder Heinrich beerbt hatte, so viele Länder und Güter, daß er darin dem angesehnsten Reichsfürsten nicht nachstand, auch war er ein Jugendfreund und naher Verwandter des Kaisers Lothar, und da dieser überdies Ludwigs Bei- stand gegen die mächtigen hohenstaufenschen Herzoge, Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken, bedurfte, so erhob er ihn zum Landgrafen von Thüringen. Diese Würde war bis dahin nicht sonderlich bekannt im deutschen Reiche, doch findet sich schon ein Landgraf von Nordthüringen etwa 30 Jahre vorher. Sie be- deutete einen Landrichter in des Kaisers Namen über ein großes Gebiet, der mehrere Grafcnbezirke unter sich hatte, und die Stelle eines Herzogs ersetzte. In Nordthürin- gen war es Hermann Ii., Graf von Winzenberg bis

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 33

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
33 ner über, und diese vergrößerten ihre Besitzungen durch Annahme mehrerer Lehne. Die Geistlichkeit als Grundbe- sitzer, und weil sie bei den Kriegen Mannschaft stellen mußte, nahm auch Theil an den Landtagen. Der Städte wurde in den früheren Zeiten auf den Landtagen gar nicht gedacht, theils weil sie noch zu unbedeutend, theils weil ihre Bewohner dem Grundherrn hörig waren. Als aber die Städte in Aufnahme kamen, größere Rechte und auch freies Grundeigenthum erwarben, und besonders als die Landesherr» anfingen, Abgaben von dem Lande zu begeh- ren, da erscheinen auch Abgeordnete von den Städten, auf den Landtagen; denn uralte deutsche Regel war es, daß niemand etwas zu leisten schuldig sei, wozu er sich nicht selbst oder durch seine Vertreter verpflichtet hatte. Die landesherrlichen Rechte der Markgrafen waren bis zu dem Ende dieses Zeitraums noch höchst eingeschränkt. Neue Zölle durften sie ohne Bewilligung des Kaisers nicht er- richten, doch wurde ihnen die Einnahme von den schon beste- henden überlasten; das Münzrecht besaßen mehrere geist- liche und weltliche Herrn; auch ein Jagdrecht, als Vorbe- halt des Landesherr», gab es damals nicht, jeder Gutsbe- sitzer jagte auf seinem Grund und Boden. Wichtige Ver- ordnungen in Rechts- und Polizeisachen erließ der Mark- graf nur mit Einwilligung der Großen des Landes. Sei- nen Lehnsleuten konnte er nicht verbieten, unter einander Krieg zu führen, und nur wenn sie sich Ausschweifungen erlaubten, die nach dem damaligen Kriegsrechte nicht ge- stattet waren, mischte sich der Markgraf in ihre Händel. Ueber die hohe Geistlichkeit in seinem Lande übte der Mark- graf die Schutzherrlichkeit, und über die Klöster, die seine Vorfahren gestiftet, auch landesherrliche Rechte. Daher gab es im Markgrafthum Meißen heinahe gar keine un- mittelbare Geistlichkeit, und um so besser konnten die Mark- grafen ihre landesherrliche Macht befestigen. Mit dem Städtewesen war es bis zur Regierung Ottos des Rei- chen noch gar schlecht bestellt. Zwar hatten die Wenden eine Menge Städte angelegt, allein das waren nur eigent- lich Dörfer mit einem Erdwall, oder mit einem hölzernen Zaune umgeben, von freien Bürgern war noch beinah gar nicht die Rede. Der Handel war noch ganz unbedeutend, die 3

4. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 18

1854 - Leipzig : Hirschfeld
18 Otto der Reiche. 1179*) die Berzstadt Freiberg, welches seinen Namen von den vielen Freiheiten erhalten hat, die derselbe den zahlreich vom Harz herbeige- kommenen Bergleuten, als den ersten Bewohnern, zugestand. Da er beim Kaiser in besonderer Gunst stand, so erlangte er von demselben die Belehnung mit dem Bergregal. Den reichen Bergsegen der frei- berger Silbergruben verwendete der Markgraf nicht bloß zum Ausbau des Klosters Zelle, zur Gründung lind Begabung des Klosters Owa (Aue) sowie überhaupt zur reichlichen Versorgung der Stifter der Kirche, sondern auch zur Verschönerung und Vergrößerung der Städte Libicz (Leipzig), Dsenbergk (Eisenberg) u. a. m. Ja, er fühlte sich im Besitz seines großen Reichthums auch veranlaßt, in dem angrenzenden thü- ringer Lande Weißenfels und viele andere Güter käuflich an sich zu bringen. Da aber Markgraf Otto der Reiche einen thüringischen Besitz nach dem andern erkaufte, so glaubte sich der Landgraf von Thüringen Ludwig Iv. (oder der Fromme) beeinträchtigt, verweigerte die Lehen über die erkauften Güter und forderte diese zurück. Dadurch ward Otto in Krieg mit demselben verwickelt, in welchem der Land- graf unfern Markgrafen gefangen nahm und auf die Veste Wartburg setzte. Dieß geschah im Jahre 1182. Nur der Vermittelung des Kai- sers gelang es, Otto wieder in Freiheit zu setzen; doch mußte er, mit Ausnahme von Weißenfels, die gekauften Güter und Schlösser, gegen Rückerstattung des Kaufgeldes, wieder an den Landgrafen abtreten? In den markgräflichen Landen war damals die Zahl der Städte noch gering und deren Aussehen sehr unscheinlich; daher fuhr Otto fort, mit Hülfe des reichen Ertrags der freiberger Bergwerke mehre Städte zu erbauen oder bereits gegründete zu verschönern. Nament- lich war es Leipzig, das er besonders bevorzugte, und wo er sich öfters aufzuhalten Pflegte. Er ließ diese Stadt mit einer festen Mauer und mit einem tiefen Graben umgeben, erbaute die Nicolaikirche und ge- währte der Stadt mehre Freiheiten. Insbesondere ertheilte er derselben die Gerechtigkeit, jährlich zwei Jahrmärkte zu halten, woraus später die Jubilate- und Michaelismesse entstanden sind.**) Ebenso war die Entdeckung der gedachten Silbergruben der Gewerbthätigkcit aller säch- sischen Lande höchst förderlich. So begann denn in diesem Zeiträume überhaupt allmählig ein regeres und reicheres Leben in den Städten, wo die Ertheilung von Markt-, Zoll- und Münzgerechtigkeit gewöhn- lich der Anfang des Aufblühens war, und Handel-, Kunst und Ge- werbe unter dem Schutze der Stadtmauern gediehen. Auch war cs für das Land von Bedeutung, daß die große Handelsstraße von der Donau und dem Rhein nach Böhmen, Polen und der Ostsee durch das Osterland und Meißen (d. i. das Gebiet zwischen Elster, Mulde und Saale) ging. Otto war cs auch, der (um 1161) den Weinbau in der meißner Gegend begründete. Noch ist bemerkenswerth, daß derselbe *) Zeit und Ort der Gründung Freibergs sind nicht so genau und sicher bekannt, wie man gewöhnlich annimmt. **) Die dritte, die Ncnjahrsmesse, ward erst spater durch Friedrich den S anftm üthig e n bewilligt.

5. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 29

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Dietrich der Bedrängte. 29 des Fürstenmordes. Gedungene Meuchelmörder wurden nach Eisenberg gesendet, um den Markgrafen auf seiner Burg zu ermorden. Doch der Mordversuch mißlang. Unterdessen war in Leipzig der Wahn allgemein, die Ermordung des Markgrafen sei gelungen; daher rüstete man sich zum offenbaren Aufruhre. Die Bürgerschaft trat unter die Waffen und verband sich mit einer Anzahl für ihr sträfliches Vorhaben gewonnener Ritter, welche mit 400 Reisigen herbeikamen. Ihr Ziel ging dahin, die Besitzungen des Markgrafen anzugreifen und sie dessen rechtmäßigen Erben zu entreißen. Als kurz darauf die Kunde sich verbreitete, daß Markgraf Dietrich noch am Leben und über Leipzig'saufstand höchst entrüstet sei, beeilten sich die Leipziger, noch mehr Bewaffnete für sich zu gewinnen, und so entspann sich ein Krieg, welcher bis zum Jahre 1216 andaucrte, und durch welchen manche Ritterburg, aber auch manches friedliche Dorf und manche schuldlose Stadt in Asche gelegt wurde. Als endlich die Stadt Leipzig sich verlauten ließ, sie wollte sich mit den verbündeten Rittern gänzlich von ihrem angestammten Landesherrn lossagcn und sich entweder unter den unmittelbaren Schutz des Kaisers stellen oder den Erzbischof von Magdeburg zu ihrem Schutzherrn er- wählen, so fand sich der Letztgenannte, Albrecht, bewogen, in Ge- meinschaft mit dein Bischof Eckard von Merseburg und mit dem Grafen Friedrich von Brenc einen Vergleich zu vermitteln, in Folge dessen dem Markgrafen auferlcgt ward: 1) der Stadt vollständige Verzeihung zu gewähren, 2) alle ihre früheren Privilegien zu bestätigen, 3) inner- halb des Weichbildes keine neuen Festungswerke oder Zwinger zu er- richten. Nothgedrungen ging der Markgraf diese Bedingungen ein, doch hielt er dieselben mit seiner Ehre unverträglich -und wußte sich ihrer bereits im nächstfolgenden Jahre zu entledigen. Der neuerwählte Kaiser Friedrich Ii., dem der Markgraf ins- geheim seine Roth an's Herz gelegt hatte, und dem cs um die Be- festigung der inncrn Ruhe Deutschlands zu thun war, erwog gar wohl, wie bedenklich das in Leipzig gegebene Beispiel auf die übrigen Lan- desthcile des Markgrafen, sowie auf die Unterthanen anderer Fürsten wirken könne. Schnell und ohne Aufsehen zu erregen, traf er im Oct. 1217 mit einem ansehnlichen Heere im Osterlande ein und zog, mit dem Markgrafen und dessen Schaarcn vereinigt, in die Gegend von Leipzig. Auf seine Versicherung hin, er komme als Freund und wolle, da ihm als Kaiser an der Erhaltung der Ordnung und Ruhe im Reiche liegen müsse, nur einen Versuch machen, das gestörte gute Vernehmen zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn wieder hcrzu- stellen, zog er mit Dietrich ungehindert in die Stadt ein. Doch in der Mitternachtsstunde des zweiten Tages wurden plötzlich auf ein gegebenes Zeichen die Bürgerwachen von "den Fremden überfallen, von allen Seiten strömten Kriegcrschaaren zu Roß und zu Fuß herbei, und so gelang in Kurzem die vollständige Unterwerfung der Stadt. Nachdem auf diese Weise iin Jahre 1217 diese Stadt wieder unter den Gehorsam gegen ihren rechtmäßigen Herrn zurückgebracht worden war, ließ derselbe die Mauern sammt Streitthürmen und Thoren ab-

6. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 107

1854 - Leipzig : Hirschfeld
14. Johann der Beständige. (1525 —1532.) 2)tefer schon mehrfach erwähnte einzige Bruder des Kurfürsten Friedrich des Weisen und jüngerer Sohn des Kurfürsten Ernst erblickte das Licht der Welt zu Meißen am 30. Juni 1467. Einen Theil seiner Jugend verlebte er zu seiner Ausbildung an dem Hofe des mit seinem Hause verwandten*) Kaisers Friedrich 111. Daher kam cs, daß er, nachdem er Mitregent seines Bruders geworden war, seinen Muth in kriegerischen Unternehmungen für den Kaiser erprobte, gleich- wie früher sein Oheim Albert gethan, während der Bruder daheim regierte. Vorerst nämlich zog er mit dessen Sohn, dem Kaiser Maxi- milian, gegen die Ungarn und zeichnete sich auf diesem Zuge so sehr durch persönliche Tapferkeit aus, daß er bei der Erstürmung von Stuh lweißenbur g im I. 1490 einer der Ersten mit war, der die Mauern erstieg und dafür mit einer Mauerkrone geehrt ward. Im 1. 1508 aber zog er mit demselben Kaiser nach Italien, wo er gegen die Venetianer kämpfte. Entschlossenheit und Unerschrockenheit zeich- neten ihn überhaupt frühzeitig mit dem Schwert in der kampfgeübten Hand vortheilhaft aus. Der ungestörten Eintracht, in welcher er mit seinem Bruder Fri ed- *) Seine Großmutter Margaretha «Friedrichs des Sanftmüthigen Gemah- lin) war eine Schwester des Kaisers.

7. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 60

1854 - Leipzig : Hirschfeld
60 Friedrich Ii. der Ernsthafte. Coburg, Neustadt, Sonnenbcrg, Neuhaus, Schalkau, Straut und Ro- dach. Doch sollte cs dabei nicht ohne Kampf abgehen. Friedrich der Ernsthafte war der Meinung, daß diese als Heirathsgut sei- nem Sohne zugesicherten Ortschaften der coburger Pflege sofort nach der Vermählung des jungen Paares, welche im gedachten Jahre mit großer Pracht zu Eisenach vollzogen worden war, übergeben werden sollten, während der Schwiegervater deren Auslieferung erst auf die Zeit seines Todes bestimmt haben mochte. Der Ehevertrag war nicht deutlich und bestimmt abgefaßt. So kam es, daß Friedrich die junge Katharina zurücksandte, worauf beide Thcile sogleich zu den Waffen griffen. Heinrich siegte, und Friedrich der Ernsthafte wäre beinahe dessen Gefangener geworden. Der Beredtsamkeit seiner bejahr- ten Mutter Elisabeth zu Gotha gelang es, daß unser Land- und Markgraf zu einem Vergleiche (1346) sich bewegen ließ. Nach Hein- rich's und seiner Gemahlin Tode (1353) gelangte der junge Fried- rich in den Besitz der genannten Orte. Ebenso erwarb Friedrich der Ernsthafte die Hälfte von (Lan- gen-) Salza, während die andere Hälfte 40 Jahre später auch zu seinem Erbe kam. Die Sache verhielt sich folgendermaßen. Die ge- dachte Stadt sammt Zubehör besaßen drei Brüder. Im I. 1346 ver- kauften die beiden jüngeren Brüder ihre Ansprüche an den Erzbischof von Mainz Heinrich Ul., während der ältere den seinigen an Fried- rich den Ernsthaften veräußerte. Der Erzbischof besetzte die ganze Stadt durch einen Statthalter und hinderte den Land- und Markgrafen, von seinem erkauften Thcile Besitz zu nehmen, unter dem Vorwände, daß der ältere Bruder, weil Salza ein erzbischöflich mainzisches Lehen sei, seinen Antheil nicht ohne Bewilligung des Erzstiftes hätte verkau- fen dürfen. Ja, man trieb sogar die Abgeordneten Friedrich's schimpflich zur Stadt hinaus. Landgraf Friedrich zog nun mit seinen Kriegern zur Belage- rung der Stadt heran und ließ den Statthalter nochmals in Güte auf- fordern, ihm Einlaß zu gewähren. Er ward schnöde zurückgcwicsen; auch schickten sich die Bürger auf den Mauern der verschlossenen Stadt zur Vertheidigung an. Der Landgraf wollte noch immer nicht auf das Aeußerste es kommen lassen und sandte nochmals einen Trompeter ab, um die Stadt zur Nachgiebigkeit aufzufordcrn. Allein in demsel- den Augenblicke begingen die aus den Mauern befindlichen Bürger die Tollheit, daß sic den Landgrafen vor seinen Augen und Ohren durch Worte und Geberden in einer so über die Maßen unanständigen Weise beschimpften und verhöhnten, daß die gebildete Feder sich nur mit dieser Andeutung begnügen muß. Dadurch ward der Zorn Friedrich's auf das Höchste gereizt und an Schonung der übcrmüthigen und hart- näckigen Stadt war nicht mehr zu denken. Durch in die Stadt gewor- fene brennende Pechkränze gerieth dieselbe allenthalben in Brand, so daß auch nicht eine Hütte übrig blieb und angeblich gegen 1000 Menschen um's Leben kamen, während viele der Bürger, welche von den Main- zern nicht aus den Thoren gelassen wurden, vor der unerträglichen Glut sich in die Brunnen oder Stadtgräben stürzten! Von diesem

8. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 249

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Kurfürst Friedrich August Ii. 249 halten hatte, während der preußische König neue Contributionen ausschrieb und die Vervollständigung seiner Armee durch sächsische Recruten auf die härteste Weise betrieb, die Ocstcrrcicher aber we- gen schlechter Mannszucht den armen Einwohnern nicht minder lästig wurden. Doch am schrecklichsten sollte das I. 1760 auf unserm armen Vaterlande lasten! Friedrich Ii. beschloß, die Residenz Dresden durch ein Bombardement zur Uebergabe zu zwingen. Am 14.Juli 1760 begann die Beschießung der Stadt und währte bis zum 30. Juli. Grausenhaft war das Elend, welches dadurch in der Residenz angerich- tet wurde; ganze Straßen brannten nieder, 5 Kirchen und 416 Häuser wurden in Asche gelegt. Als Daun zum Entsatz herbeikam, hob Friedrich Ii. die Belagerung auf und zog, nach Zurücklassung eines kleinen Preußencorps unter General Hülsen, nach dem bedrohten Schlesien. Dieser Letztere mußte aber bald Torgau räumen; Witten- berg wurde nach einem zerstörenden Bombardement (320 Häuser lagen in Äsche) der Reichsarmce (14. Oct.) übergeben. Durch die gräßliche Schlacht bei Torgau (3. Nov.) gewann jedoch Friedrich, mit Ausnahme Dresdens, Sachsen wieder und konnte hier abermals seine Winterquartiere aufschlagen. *) Das I. 1761 war für Sachsen etwas erträglicher, da Fried- rich Ii. nach Schlesi en ging. Dorthin sowie in die Marken zog sich jetzt der große Krieg, während die unter Prinz Heinrich in Sach- sen zurückgebliebenen preußischen Truppen bis aus einige Gefechte mit den Oesterreichern und Reichstruppen das ganze Jahr hindurch sich ziemlich ruhig verhielten. Im I. 1762 dagegen ging cs in unserm Vaterlande wieder sehr kriegerisch her, da Prinz Heinrich die Oester- reicher sammt der Reichsarmee aus Sachsen zu vertreiben suchte. Am 12. Mai hatte er bei Döbeln über die Oestcrrcicher gesiegt und ebenjo am 29. Oct. in der blutigen Schlacht bei Freibcrg die Oberhand behalten und den Feind bis weit in Böhmen hinein verfolgt. Um diesen kleinen nutzlosen Krieg zu enden, kam Friedrich Ii. selbst nach Sachsen und schloß im November 1762 für die Wintermonate einen Wafsenstillstand. Auch in diesem Winter mußte Sachsen für die Preußen wie für die Oesterreicher zum Winterquartiere dienen. Die Noch und das Elend wurde noch durch große Thcurung aller Lebens- bedürfnisse und durch eine Münzverwirrung gesteigert, welche die gänz- liche Verarmung zahlreicher Familien zur Folge hatte. Es war nämlich die leipziger Münzstätte, nach Entfernung der kursächsischen Münzbe- amten, durch Friedrich Ii. mehren Juden überlassen worden, deren Pacht, von Jahr zu Jahr erhöht, gegen Ende des Kriegs bis auf *> Er blieb während dieses Winters zu Leipzig, von besten Bürgerschaft er, unter Aufhängung von Pechkränzen an die Häuser, die ungeheure Summe von 1,100,000 Thlr. forderte, die zuletzt durch die Vermittelung eines edlen Mannes, des berliner Kaufmanns Gotzkowsky, auf 800,000 Thlr. herabgesetzt wurde. 120 der angesehensten und reichsten Männer der Stadt waren in der härtesten Weise ge- fangen gesetzt worden und 17 derselben mußten 4 Monate lang in abscheulichen Kerkern schmachten.

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 2

1854 - Leipzig : Hirschfeld
2 Einleitung. entwickelte. Ein ehrwürdiger Chronist sagt: „An dem Ufer der Elbe im Lande Glomaci erhebt sich ein Berg; dicker Wald deckt seine Schei- tel. Dort baute König Heinrich eine Burg, nachdem er die Höhe des Holzes hatte entkleiden lassen. Von einem Bache (Meissa) an der Nordseite des Berges nannte der König diese Burg Meißen und be- festigte sie mit Schutzmauern." Diese Gründung ist der Anfangspunkt des heutigen königlichen Sachsens. Dort walteten nun im Namen und Aufträge der deutschen Könige und römisch-deutschen Kaiser Markgrafen als Befehlshaber des Landes, denen die Sicherheit der Grenzen gegen feindliche Einfalle und die Handhabung der Ordnung im Innern desselben anvertraut war. Auch ward, nachdem die Burg Meißen begründet, daselbst eine christliche Kirche erbaut, welcher seit 965 ein Bischof Vorstand, dem die Bekehrung der heidnischen Bewohner des Landes zum Christenthum übertragen worden war. Zum Schutze der Burg selbst aber und der nach und nach am Fuße derselben entstandenen Stadt wurde eine Be- satzung bestellt, deren häufig wechselnde Befehlshaber aus den ange- sehensten Geschlechtern der benachbarten Marken erwählt wurden; "sie führten in späterer Zeit mit dem Eintritt der Erblichkeit ihres Amtes den Titel Burggrafen. Ueber die Geschichte der ersten fünfzig Jahre nach Herstellung dieser Einrichtung ist nur wenig mit Sicherheit bekannt. Erst mit dein Auftreten der Urahnherren des Königlichen Hauses Sachsen tritt zugleich einige Klarheit in die älteste Geschichte unsers Landes ein, dessen Geschicke mit der Geschichte des erlauchten Hauses Wettin seit nun länger als neunthalbhundert Jahren auf das Engste verbun- den sind, während fast alle andern Staaten Deutschlands und Euro- pas einen zum Theil mehrfachen Wechsel der regierenden Familien erfahren haben und doch keine derselben die ununterbrochene Reihe ihrer Ahnherren in eine gleich frühe Zeit mit derselben unbedingten Sicherheit zurückzuführcn vermag. Die Geschichte des Hauses Wettin, das mit dem ersten Beginn unsrer historischen Kenntniß des Landes und zur Zeit der ersten Ein- führung des Christenthums an den Usern unsrer vaterländischen Ströme, der Saale und der Mulde, bereits eine hervorragende Stellung behaup- tete, dessen erste uns bekannte Glieder nach dem lauten Zeugniß glaub- würdiger, durch keinerlei Einfluß befangener Geschichtschreiber schon in ihrer Gestnnungs- und Handlungsweise, in Wort und That sich auszeichneten, — die Geschichte der Urahnen unsers geliebten Königs- hauses, in denen Tausende untergegangener Geschlechter, unsere eigenen Vorältern vor vielen hundert Jahren schon ihre Herren erkannten und verehrten, mit denen sie Leiden und Freuden getragen, von welchen sic vielfache Wohlthatcn empfangen, — diese Geschichte soll in den nächst- folgenden Blättern urkundlich getreu erzählt werden. Um die Mitte des zehnten Jahrhunderts lebte auf seinen Be- sitzungen im Svevengau und in einigen benachbarten Gauen (dem

10. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 25

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Otto der Reiche. 25 und Schlsser gegen Rckerstattung des Kaufgeldes wieder an den Landgrafen abtreten. In den markgrflichen Landen war damals die Zahl der Städte noch gering und deren Aussehen sehr unscheinbar; daher fuhr Otto fort, mit Hlfe des reichen Ertrags der Freiberger Bergwerke mehrere Städte zu erbauen oder bereits gegrndete zu verschnern. Nament-lich war es Leipzig, wo er sich fters aufzuhalten Pflegte, das er beson-ders bevorzugte. Er lie diese Stadt mit einer festen Mauer und einem tiefen Graben umgeben, erbaute die Nikolaikirche und gewhrte der Stadt mehrere Freiheiten. Insbesondere erteilte er derselben die Gerechtigkeit, jhrlich zwei Jahrmrkte zu halten, woraus spter die Jubilate- und Michaelismesse entstanden sind.*) Schon zu seinen Lebzeiten kamen an den sich immer mehr entwickelnden Handelsplatz Kaufleute vom Rhein und von der Ostsee, sowie aus Bhmen und Polen. Ebenso war die Entdeckung der gedachten Silbergruben der Gewerbthtigkeit aller meinischen Lande hchst frderlich. So begann denn in diesem Zeitrume berhaupt allmhlich ein regeres und rei-cheres Leben in den Stdten, wo die Erteilung von Markt-, Zoll- und Mnzgerechtigkeit gewhnlich der Anfang des Aufblhens war, und Handel, Kunst und Gewerbe unter dem Schutze der Stadtmauern gediehen. Von Bedeutung war es, da die groe Handelsstrae von der Donau und dem Rhein nach Bhmen, Polen und der Ostsee durch die Mark Meien ging. Wo vordem undurchdringlicher Wald gewesen, da entstanden Lichtungen mit Ackerbau treibenden Ansiedlern, und Otto war es auch, der (um 1161) den Weinbau in der Mei-ner Gegend begrndete, sowie endlich als bemerkenswert hervorgehoben werden mu, da er im Jahre 1185 mit seinen Vasallen eine bera-tende Versammlung (Landgemeinde oder Landtag) zu Kolm am Kolm-berge oder auf diesem selbst abhielt. In den letzten Lebensjahren mute Markgraf Otto noch von seinem ltesten Sohne die tiefsten und bittersten Krnkungen erfahren, die auch sein Lebensende herbeifhrten. Seine Gemahlin Hedwig hatte ihm auer zwei Tchtern**) zwei Shne geboren: Albrecht, welcher in der Geschichte der Stolze", und Dietrich, der gewhn-lich der Bedrngte" genannt wird. Jener, als der ltere, sollte nach *) Die dritte, die Neujahrsmesse, ward erst spter durch Friedrich den Sanftmtigen bewilligt. **) Adela, an den Herzog Ottokar von Bhmen vermhlt, der sie im Jahre 1202 verstie, worauf sie bis zu ihrem Tode (1211) als Nonne im Kloster zu Meien lebte, und Sophie, erst an den Herzog Ulrich von Bhmen und dann an den Burggrafen Friedrich von Nrnberg vermhlt.
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