1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
20t>
Ein schon früher zwischen Kursachsen und Dänemark
bestandenes Vertheidigungsbündniß wurde 1698 erneuert,
und auch auf Polen ausgedehnt, und mit dem Czaren
von Rußland am 21. November 1699 auch ein Angriffs-
bündniß geschlossen. Den Vorwand zu einem Angriff Po-
lens liehen die Eingriffe Schwedens in die Rechte der
liefländi sch en Ritterschaft. Ein liefländischer Edel-
mann , I o h a n n R e i n h o l d von P a t k u l trat in säch-
sische Dienste, als er aus Liefland flüchten mußte, und
bestärkte den König August in seinem Vorsatze, Liefland
den Schweden zu entreißen. Friedrich August sand-
te im Juli 1700 dem Könige von Dänemark 8000
Mann zu Hilfe. Diese wurden aber von den hannover-
schen und z e l l i s ch e n Truppen zurückgeworfen, und schon
im August sah sich der König von Dänemark zum Frie-
den von Travendal genöthigt. In Liefland eröffnete
der Graf von Flcmming im März 1700 den Krieg
durch Eroberung einiger Schanzen und die Belagerung von
Riga. Vergebens hatte August die Polen zur Theil-
nahme an dem Kriege zu bewegen gesucht. Er ging nun
selbst mit seinem Heere von 20,000 Mann über die Düna,
um Riga anzugreifen, richtete aber nichts aus. Er mach-
te nun Friedensvorschläge, mit denen es ihm aber kein Ernst
war und die auch zurückgewiefen wurden. Mittlerweile
war Karl Xll. mit 15,000 Mann bei Pernau gelandet,
hatte am 30 November bei Narva das russische Heer
von 80,000 Mann vernichtet und wandte sich nun gegen
den König von Polen. Er schlug im Jahre 1701 die
Sachsen unfern Riga, verfolgte sie durch Kurland,
und befreite noch in demselben Jahre ganz Liefland von
ihnen. König August ließ nun wiederholt Friedensvor-
schläge thun, die der erzürnte Sieger aber alle zurückwies
und einer polnischen Gesandtschaft die Antwort gab:
„er wolle in Warschau sie anhören."
König August hatte vergeblich Hilfe bei den Polen
und bei Frankreich gesucht, nun ließ er in Sachsen
für schweres Geld Mannschaft werben, aber es wurden,
wahrscheinlich ohne sein Wissen, viele Leute gewaltsam aus-
gehoben und eine Menge Familien um ihre Ernährer ge-
bracht. 20,000 Mann brachen nach Polen auf, wurden
1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
230
Kurfürst Friedrich August I.
zu werden. Nachdem dieser Letztere Dänemark gedemüthigt und Ruß-
land einstweilen gelahmt hatte, ging er nun auf seinen dritten Feind,
den König von Polen, los. Trotz der außerordentlichen Tapferkeit,
welche die Sachsen im Laufe des I. J 701 entwickelten, ging Liefland
für Friedrich August verloren, und Karl Xii., der nun seinen
Feind in Polen selbst aufsuchte, hatte sich fest vorgenommen, nicht
eher die Waffen nicderzulegen, als bis er Friedrich August vom
Throne gestoßen. Daher wies er alle Frietcnsvcrmittelungen (durch
Holland, England re.) zurück. Der bedrängte König von Polen, wel-
cher in der Eile mit schwerem Gelde ein Heer von 20,000 Mann in
Sachsen hatte werben lassen, das ihm zugeführt werden sollte, zog sich,
da der König von Schweden immer ernstlicher von Grodno nach War-
schau zu ausbrach, nach Krakau zurück. Im Mai 1702 hielt Karl Xii.,
voll dem falschen und ränkevollen Cardinal-Primas und dessen Partei
unterstützt, seinen Einzug in Warschau, knüpfte hier Unterhandlungen
wegen Friedrich August's Entthronung und Wahl eines neuen
Königs an und ging nun auf Krakau los, von wo ihm unser Kurfürst
mit seinem stärkeren Heere entgegenzog. So kam es am 19. Juli
1702 zu dem Treffen bei Clissow, in welchem nach beiderseitigem
schweren Verluste die Sachsen, trotz des ritterlichen Muthcs des Ge-
nerals Grafen von der Sch ulen bürg, weichen mußten. Hierauf
nahm Karl Xii. (Ii.aug. 1702) Krakau ein und schlug die Sachsen
in der blutigen Schlacht bei Pultowsk (l.mai 1703). Nachdem
auch Thorn, Posen, Elbing und Danzig in die Hände der Schweden
gefallen waren, erklärte auf Karl's Xii. Forderung am 6. Febr. 1704
eine General-Eonföderation zu Warschau unter dem Vorsitze des treu-
losen Radziejowski und des Kronfcldhcrrn Lub omirski den König
August seines Thrones für verlustig, proclamirtc eine einstweilige
Regentschaft und wollte eine neue Wahl angeordnet wissen. Vier-
Tage darauf erklärte Friedrich August im Reichsrath zu Krakau
sowie zu Sendomir in einer Conföderation der ihm treu gebliebenen
Polen jene warschauer Beschlüsse für null und nichtig, die Gliedcr
jcner Versammlung aber für Rebellen. Ja, er ließ sogar den von
Karl Xii. zu seinem Nachfolger empfohlenen Prinzen Jacob So-
bieski sden Sohn seines verstorbenen Vorgängers) auf einer Reise
nach Breslau gefangen nehmen und auf der Plcißenburg, später auf
dem Königstein, festhalten. Im März aber hätte Friedrich August
fast das Schicksal dieses Prinzen thcilen müssen, indem er zu Krakau
mitten unter Carncvalsfreuden vom schwedischen General R Hein sch ild
(Rehnskiöld) überfallen wurde und mit genauer Noth nach Sen domir
entkam. Am 14. Juli 1704 wurde der neue König von Polen ge-
wählt. Karl Xii. erzwang cs, daß die Wahl aus den Woiwodcn
(oder Palatin) von Posen, Stanislaus Lcsczinski, fiel, destcn
Krönung am 4. Oct. 1705 erfolgte.
Während nun Karl nach Galizien ging, wo er (am 7. August
1704) Lemberg eroberte, errangen die Sachsen und Polen in demselben
Monate bei Posen und bci Somkos einen Sieg über die Schweden;
ja Friedrich August brach im September nrit 30,000 Mann Polen
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
45
mim 1256 — 73. Zwei Ausländer: Richard von Coruwallis f
1272 und Alfons X., König von Caftilien, waren Namenkönige.
2. Mongolen im nordöstlichen Asten. Anführer: Dschingis-
Khan. Plan, die ganze Erde zu erobern. Von 1206 an fast ganz
Asten überschwemmt. 1240 Rußland, Polen, Ungarn, Servien,
Bosnien in ihren Händen. Fast alle Städte zerstört. 1241 Schlacht
bei Liegnitz (Kloster Wahlsiatt). Herzog Heinrich Ii. v. Schlesien
fällt. Mongolen ziehen sich unbesiegt zurück. Ihr Reich von China
bis an die Oder. In das entvölkerte Preußen, Liefland, Esthland
und Kurland gingen Deutsche. Mongolen später von Russen un-
terjocht.
3. Türken, Verwandte der Tataren, wohnten am kaspischen
Meere. Ein Stamm, die Selb schlicken, entreißenden Arabern Per-
sien, Syrien, Kleinasien (1080). Chalif von Bagdad ihr Unterthan.
Grausamkeit gegen die christlichen Pilgrime. Veranlassung zu den
4. Kreuz zögen. Verdienstlichkeit der Wallfahrten, beson-
ders nach Jerusalem. Kirche aus dem heiligen Grabe und zu Beth-
lehem von Helena. Einsiedler Peter v. Amiens 1094 vor Papst
Urban 11. 1095 Kirchenversammlung in Clermont.
Erster Kreuzzug 1096. Peter, und Walther ohne Habe
im Frühjahre durch Ungarn, Bulgarien. Andere Züge begingen
Grausamkeiten an den Juden. Bei Konstantinopel und in Klein-
asien aufgerieben. Den 15. August Gottfried v. Bouillon,
Herzog v. Niederlothringen. Gefahren: Hunger, glühende Hitze,
Pest, Seldschuken. Kampf vor Antiochien. Die heilige Lanze.
Den 14. Juli Sturm. Heiliger Georg. Den 15. fällt die Stadt.
Gottfried: Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. 1100
ck Gottfried, und Balduin König von Jerusalem.
Zweiter. 1147—49. Eroberungen der Seldschuken. Eu-
gen 111. und Abt Bernhardt von Clairveaux bemühen sich, einen
neuen Kreuzzug zu Stande zu bringen. Ludwig Vii. von Frank-
reich *) und Konrad Iii. führen ihn aus. Unbeschreibliches Elend.
Damaskus vergeblich belagert. Das ganze Unternehmen nutzlos.
Dritter. 1189 — 91. Sultan Saladin von Aegypten er-
obert 1187 Jerusalem. Friedrich Barbarossa durch Ungarn rc.
Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz
von England **) vereinigt zur See. Uneinigkeit bei Eroberung von
Akre. Leopold von Oestreich gekränkt. Philipp August nach Frank-
reich zurück. Richard's Bruder, Johann ohne Land, strebt
nach der englischen Krone. Richard's Gefangenschaft in Wien. Fast
an 2 Millionen Thaler Lösegeld an Heinrich Vi. Richard ck 1199
von einem Pfeile getroffen. Johann wird König, aber nach 17
Jahren verjagt. (1212 Kreuzzug deutscher und frattzösischer Kinder.)
Vierter. 1217 —19. König Andreas 11. von Ungarn und
°) Seit Hugo Eapet hier nichts Erwähnenswcrthes.
“) Seit Wilhelm von der Normandie nichts Besonderes, als daß Ir-
land zu England kam.
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
60
!
15, auf dem Jagdschlösse Hubertusburg mit den andern Mächten.
Friedrich gab Sachsen heraus und ihm verblieb Schlesien. Friedrich
bot Alles auf, die geschlagenen Wunden in seinem Lande zu heilen.
7. Russen. Gründer des Reichs: Rurik. Wladimir!,
ließ sich 988 taufen. Eroberungen der Mongolen. 1613 das
Haus Romanow auf den .Thron. Aus diesem stammten die
ränkesüchtige Sophie, Iwan und ihr Stiefbruder Peter (der
Große.) Beide Brüder 1682 Czaren und Sophie Mitregentin.
Peter 1689 Alleinherrscher. Sophie in ein Kloster gebracht.
Peter hob den Seehandel mif dem weißen Meere, entriß Asow den
Türken, bestrafte die Verschworenen Strelitzen, reiste 1697 durch
Europa und erlernte die Schisssbaukunst in Saardam. Abermalige
Empörung der Strelitzen. — Peter führte europäische Kleidung ein,
legte Schulen u>rd Buchdruckereien an und erleichterte das Schicksal
der Leibeignen. Krieg mit Schweden (s. unten). 1703 Petersburg
angelegt. Handel mit Holland. Verbindung der Ostsee mit dem
kaspischen und schwarzen Meere durch Kanäle. Aufnahme fremder
Fabrikanten und Handwerker. Selbst Sibirien und Kamtschatka
verbessert. 1716 neue Reisen durch Deutschland, Holland, Frank-
reich. Traurige Erfahrungen an seinem Sohne Alexei, der 1718
starb. Titel Czar ging in Kaiser über. Peter -s den 25. Januar 1725.
Katharinä !. 1725— 27. Neue Eroberungen in Persien.
Peter Ii. 1727 — 30. Menzikoff gestürzt und nach Sibirien
verwiesen. Peter ch 16 Jahr alt.
A n n a, 1730—40, brach das Versprechen, die uneingeschränkte
Macht beschränken zu lassen.
(Iwan, 2 Monate alt als Kaiser ausgerufen. 1741 in's
Gefängniß geworfen und 64 ermordet.)
Elisabeth, Tochter Peter's des Großen 1741 — 61. (Theil-
nahme am 7jährigen Kriege.) Aufhebung der Todesstrafe, aber
andere Strafen desto qualvoller.
Peter Iii. Schwach, unterschrieb eigenhändig die Erklärung,
daß er untüchtig zur Regierung sei. Nach 6 Monaten ermordet.
Seine Gemahlin
Katharina Ii. 1762 — 96. Fortsetzung des Werkes, das
Peter der Große begonnen. Katharina, klug und voll innerer Kraft,
nahm viel Ausländer auf, gründete 200, Städte, errichtete Stif-
tungen und Anstalten, hob den Handel, legte Straßen und Kanäle
an, theilte das Reich in Statthalterschaften ein und erweiterte die
Schifffahrt auf dem schwarzen Meere. Plan, die Türken aus Eu-
ropa zu verjagen. 1770 Verbrennung der türkischen Flotte. Die
Krim an Rußland, das bis an den Kaukasus erweitert wurde
(11,000 □ Weil, hinzugekommen). 1787 unglaubliches Blend-
werk ihres Günstlings Potemkin bei ihrer Reise durch Taurien.
9. Polen. (Einwohner ein slavischer Volksstamm. Gegen
900 ein eigenes Reich. Im Innern schwach, weil gesetzliche Ord-
nung fehlte und sich der Edelmann für den alleinigen Staatsbürger
hielt. Seit 1400 der Thron von 2em Adel verkauft und seit 1572
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
61
völliges Wahlreich. In unglücklichen Kriegen gegen Schweden und
die Türkei verlor es große Provinzen. Dem edlen Johann Go-
bi esky folgte der Kurfürst von Sachsen.)
August Ii. 1697 — 1733. Große Körperstärke und Pracht-
liebe. Uebertritt zum Katholicismus. Krieg mit Karl Xii., um Lief-
land wieder zu erobern (s. unten). 1701 — 9 des Thrones verlustig.
Vergebliches Bemühen, die königliche Gewalt, dem Adel gegenüber,
zu vergrößern. Zunahme der Ueppigkeit und Sittenverderbniß. Au-
gust ck den 1. Febr. 1733 in Warschau.
August 111. 1733 gewählt, 36 allgemein anerkannt. Schwach.
Gleiche Prachtliebe wie sein Vater. Abhängigkeit von Rußland.
Sein Günstling, Graf Brühl, einer der mächtigsten Minister, regierte
für ihn. Unordnungen, namentlich auf den Reichstagen, immer grö-
ßer, denn August liebte Sachsen und war nur selten in Polen (Theil-
nahme am 7jährigen Kriege).
Polen von Katharina 11. genöthigt, Stanislaus Ponia-
towsky zum Könige zu wählen. Consöderation (Bündniß) der
Unzufriedenen.
1772 erste Theilung. Preußen erhielt: Westpreußen und
Nordpvsen; Oestreich (Marie Theresia widersetzte sich der Theilung
lange. Minister Kaunitz): Ostgallicien und Lodomirien; Rußland:
Ostpolen. Polen wurde gezwungen, die Theiluug und den aufge-
drungenen König anzuerkennen und seine elende Verfassung beizube-
halten. Die Polen widersetzten sich dem Einflüsse Rußlands, schlos-
sen mit Preußen ein Bündniß, vermehrten ihr Heer und schufen
eine neue Verfassung. 1792 drangen die Russen ein und Preußen
wurde wortbrüchig. Polen unterlag. 1793 zweite Theilung:
Rußland erhielt 4500 □ Meilen und 3 Mill. Einw., Preußen
1000 Hj Meil. mit 1, 200,000 Einw. 1794 Empörung der Polen.
Kosciusko von Suwarow geschlagen und gefangen. Den 9. Novbr.
fiel Warschau und 20,000 Polen verloren ihr Leben. Stanislaus
dankte 1795 ab, und Rußland, Oestreich und Preußen theilten den
Rest des unglücklichen Reiches (dritte Theilung). Im Ganzen er-
hielt: Rußland 9000, Oestreich 2200 und Preußen 2700 Meil.
9. Schweden. Unter der schwachen Christine das Land
zerrüttet. Sie dankt selbst ab. Merkwürdig wurde Karl Xii. 1697
■—1714, als läjähriger Jüngling auf dem Throne.
Nordischer Krieg gegen Friedrich Iv. von Dänemark, Au-
gust von Polen und Sachsen und Peter den Großen. 1700 Frie-
drich zum Frieden genöthigt, in Esthland 80,000 Russen von 8000
Schweden geschlagen, Lithauen und fast ganz Polen erobert, 1701
die Polen an der Düna und 1702 zwischen Warschau und Krakau
geschlagen. 1704—9 Stanislaus Lescinsky polnischer Kö-
nig. Karl in Sachsen und 1706 Friede in Altranstädt. Karl's
unglücklicher Zug in die Ukraine, wohin ihn der Hettmann Mazeppa
rief. General Löwenstein und 1709 auch Karl bei Pultawa völ-
lig geschlagen. Karl mit 169 Schweden zu Sultan Ach me t 111.,
der den Russen den Krieg erklärt, dessen Großvezier aber, von Ka-
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
86
(Stambul), 600000 Einw., Serail, hohe Pforte, Moscheen, Hafen,
Handel. Pera. Adrianopel, an der Maritza, 100000 Einw.,
Handel, Opium, Rosenöl. Philip popel, 100000 Einw. Sa-
lo nichi (Theffalonich), 70000 Einw., Seestadt. Silistria und
Schumla, Festungen. ' .
Serbien (Hauptstadt: Belgrad), Walachei (Bucharest) und
Moldau (Jassy) haben eigene Fürsten.
29. Zu den nicht deutschen östreichischen Staaten, von
Rußland, Türkei, adriatischem Meere, Deutschland, Krakau und Po-
len umschlossen, gehören 1) Großfürstenthum Siebenbürgen, von
den Karpathen umringt, waldiges Hochland mit fruchtbaren Thälern.
Hermannstadt, 19000, Kronstadt, 30000 Einw. — 2) Un-
garn, Königreich, mit Kroatien, Slavonien, Dalmatien und der
Militairgrenze, im Norden und Westen gebirgig (Karpathen, Alpen),
im Süden eben, morastig und waldig. Donau, Raab, March, Theiß,
Drau, Sau. Platten- und Neustedlersee. — Reichthum an Pro-
dukten aller Art. Getreide, Wein, Obst, Tabak, Südfrüchte, Gold,
Kupfer, Eisen, Blei. ■—■ Bewohner (Magyaren [Ungarn], Slaven,
Deutsche, Griechen, Armenier, Zigeuner) sind theils römisch- oder
griechisch-katholisch, theils reformirr. Das Volk noch sehr roh tffib
schwer gedrückt. Viehzucht, Acker-, Wein-, Berg- und Seidenbau.
Handel bedeutender als Fabrikwesen. — Ungarn hat eigene Ver-
fassung und Gesetze. Ofen und Pesth, an der Donau, 100000
Einw., Universität, Fabriken, Messen, Weinbau, Schiffbrücke. P reß-
burg, au der Donau, 35000 Einw., Universität, Krönungs- und
Landtagsort, Handel. Schemnitz und Kremnitz, Gold- und
Silberbergwerke. Raab, 17000 Einw., Handel. Stuhlweißen-
burg, Salpetersicdereien und Weinbau. Tokay, Wein. Sem-
lin, Festung an der Sau. Peterwardein, Felsenfestung an der
Donau. — 3) Galizien, Königreich, durch die Karpathen von
Ungarn getrennt, im Süden gebirgig, mit Morästen, Waldungen,
aber auch sehr fruchtbarem Boden. Weichsel und Dniéster. Rind-
vieh, Pferde, Bienen, Getreide, Holz, Sandsteine, Salz, Flintensteine.
Einwohner größtentheils Polen und der katholischen Kirche zugethan.
Lemberg, 60000 Einw., Universität, Leder- und Leinwandmanu-
fakturen. Wielicza, Salzbergwerk mit unterirdischer Stadt.
Krakau, zwischen Preußen, Oestreich und Rußland liegend,
seit 1815 Freistaat. Krakau, an der Weichsel, 36000 Einw.,
Universität, Handel.
30. Rußland, Kaiserthum, ohne die asiatischen Besitzungen
die Hälfte Europa's einnehmend, zwischen dem nördlichen Eismeere,
Asien, schwarzem Meere, Türkei, Galizien, Deutschland, Preußen,
Ostsee, Schweden und Norwegen liegend, wenig gebirgig (Ural mit
Werchoturen, Wolchonskiwald mit Waldai), aber fast zur Hälfte mit
Wald bewachsen, mit weiten, theils fruchtbaren, theils dürren (Step-
pen), hie und da sumpfigen und morastigen Ebenen. — Wolga,
Don, Dniéper, Bog, Dniéster, Prut, Niemen, Weichsel, Düna,
Newa, Dwina. Ladoga-, Onega-, Peipus- und Ilmensee. —
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
87
Klima sehr verschieden. Kalte Winter. — Pferde, Rindvieh (Juch-
tenleder), Schafe, Pelzthiere, Fische (Hausenblase, Kaviar), wilde
Bienen, im Süden Kamele, im Norden Rcnnthiere, — Holz, Ge-
treide, Reis, Hanf, Flachs, Hopfen, Tabak, Oel, Baumwolle, Wein,
im Süden auch Färbe- und Gewürzpflanzen, — Platina, Kupfer,
Eisen, Steinkohlen, Marmor, Torf, weniger Gold und Silber. —
Bewohner in,' Allgemeinen auf niederer Bildung stehend, zum Theil
in Leibeigenschaft schmachtend, gehören zu den Volksstämmen der
Slaven (Russen, Kosaken), Finnen (Finnländer, Esthen, Lappen, Sa-
mojeden), Tataren (Baschkiren, Kirgisen, Kalmücken, Bucharen) und
Kaukasiern, treiben Ackerbau, Vieh-, Bienenzucht, Jagd, Fischerei,
Berg-, Wein-, Seidenbau, Handel. — Herrschende Religion grie-
chisch-katholische. Unbeschränkte Regierung. — Einthcilung: Gross-,
Klein- (Ukraine), Süd- und Westrussland und die Ostseeprovinzen
(Jngermannland, Esth-, Finn-, Lief- und Kurland). — Moskau,
an der Moskwä, 360000 Einw., alte Hauptstadt, Brand 1812,
Universität, Fabriken, Handel, Kreml. Smolensk, am Dnieper,
15000 Einw., Schlacht. Tula, Gewehrfabriken. A r ch a n g e l,
Mündung der Dwina, 11000einw., Hafen. Pultawa, Schlacht
1709. Odessa, 70000 Einw., See- und Handelstadt. Wilna,
54000 Einw., Handel, Universität. Petersburg, an der Newa,
Haupt- und Residenzstadt, 480000 Einw., Universität, Fabriken,
Handel. Peterstatue und Lltexandersäule. Krön stad t, 40000 Einw.,
Kriegshafen. Riga, an derdüna, 70000 Einw., Hafen, Handel.
Dorpat, Universität.
Polen, zu Rußland gehörig (Theilung des Königreichs Polen),
mit fruchtbarem, aber schlecht angebautem Boden und vielen Wal-
dungen (Pferde, Wölfe). Warschau, an der Weichsel, 130000
Einw., Universität, Fabriken, Handel. Praga. Ka lisch, 10000
Einw. Ostrolenka, Schlacht 1831.
31. Schweden und Norwegen, zwei vereinigte, aber von
einander unabhängige Königreiche auf der skandinavischen Halbinsel,
zwischen Russland, Ostsee, Kattegat, atlantischem Meere und nörd-
lichem Eismeere; im Norden (Lappland) bis in die kalte Zone rei-
chend, reich an Gebirgen, Wäldern und Gewässern. Die nordischen
Alpen, voller Schneeberge, Eisfelder und Gletscher, reichen unter
dem Namen Kiölen (Syltoppen 6100 Fuss) bis an's Eiskap.—
Torneasluss, Dal Elf, Göta Elf (viel Wasserfälle). Mälar-, Wener-
und Wettersee. — Pferde, Rindvieh, Schafe, Rennthiere, Wäre,
Wölfe, Pelzthiere, Heringe, — im Süden Getreide, Hanf, Tabak,
Hopsen, un Norden nur Strauchwerk und endlich kaum dürftige
Moose, —• Silber, Kupfer, das beste Eisen, Steinkohlen, Marmor,
Schiefer. Viehzucht, Fischerei, Bergbau, Handel. Bewohner, lu-
therisch, sind stark, tapfer, 'offen und ehrlich. Stockholm, am
Ausflusse des Mälarsees, auf vielen Inseln, 80000 Einw., Hafen,
Handel, Fabriken, schönes Schloss, Bildsäule Gustav's Iii. und Gu-
stav Adolphs. Upsala, Universität. Karlskrona, Kriegshasen.
Gothenbnrg, 26000 Einw., Handel. Fahlau, Knpfergruben.
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
91
Mandelbaum, im Norden kaum der Weinstock. — Reichthum an
den vorzüglichsten Produkten aller Naturreiche. Pferde-, Rindvieh-,
Schaf-, Seidenraupen-, Bienenzucht, Jagd, Fischfang, Getreide-,
Gemüse-, Obst-, Weinbau, Bergwerke auf Silber, Kupfer, Eisen,
Blei, Quecksilber, Kobald, Steinkohlen rc. — Gcwerbsleiß in Fa-
briken und Manufakturen aller Art. Handelserleichterung durch den
Zollverband. Kunst und Wissenschaften blühen und das Volksschul-
wesen steht in einigen Staaten, deren Bewohner sich daher auch
durch Bildung auszeichnen, auf hoher Stufe. — Bewohner (Ger-
manen und Slaven) freiheitsliebend, treu, tapfer, bieder, fleißig, aber
auch nachahmungs- und titelsüchtig rc., im Süden größtentheils ka-
tholisch, im Norden protestantisch.
37. Die deutschen Staaten des Kaiserthums Oest-
reich, 3700 Q.m., 12 Mill. Einw. (meist'katholisch), von Gali-
zien, Ungarn, adriatischem Meere, Italien, Schweiz, Barern, Sach-
sen, Schlesien umgeben:
s) Königreich Böhmen, 950 Q.m., 4 Mill. Einw. Böh-
mer Wald, Erz-, Riesen- und Mährisches Gebirge. — Elbe, Moldau,
Beraun, Eger, Jser. — Rindvieh, Getreide, Flachs, Tabak, Hopfen,
Braun- und Steinkohlen, Granaten. — Fabriken in leinenen und wol-
lenen Zeugen, Eisen, Wein, Obst, Holz. — Silber, Zinn, Blei, Eisen,
Leder, besonders Glas.— Prag, an der Moldau, 130000 Einw.,
Schloß, Domkirche, Universität, Handel, Schlacht 1620. Reichen-
berg, an der Neiße, 11000 Einw., Tuch-, Strumpf- und Leinwand-
webereien. Friedland, Weberei. Melnik, Vereinigung der
Elbe und Moldau, Weinbau. Königgrätz, an der Elbe, Tuch-
fabriken. Budweis, an der Moldau, Fabriken. Leitmeritz mit
Festung Theresienstadt, Obstbau. Lowositz, Schlacht 1756. Eger,
Festung, Gesundbrunnen. Pilsen, an der Beraun. Kollin, an
der Elbe, Schlacht 1757. Saatz, an der Eger, Hopfenbau. Ba-
deorte: Franzensbrunnen, Marienbad, Karlsbad, Töp-
litz. Kulm und Nollendorf, Schlacht 1813.
b) Markgrasthum Mähren, östlich von Böhmen, 480
Q.m., 2 Mill. Einw. ■— Mährisches Gebirge, Sudeten, Karpathen. \
Quellen der Oder und Weichsel. — Rindvieh - und Schafzucht,
Tuch - und Leinwandweberei. Brünn, an der Schwarza, 36000
Einw., Tuch-, Lederfabriken. Olmütz, an der March, 18000 Einw.,
Festung, Viehhandel. Austerlitz, Dorf, Schlacht 1805. — Im
östreichischen Schlesien: Troppau, Congreß 1820, und Teschen,
Friede 1779.
c) Erzherzogthum O estreich, 710 Q.m., 2^-Mill. Einw.
Zweige der Alpen, Wienerwald. — Donau mit Ens, Traun,
March. — Reichthum an Vieh, Getreide, Obst, Salz, Mineral-
wafler. Land unter und ob der Ens.— Wien, an der Donau,
376000 Einw., Haupt- und Refldenzstadr, Universität, Fabriken,
Handel, Stephansthurm, kaiserliche Burg, Prater. Lustschloß Schön-
brunn. Aspern, Dorf, und Wagra m, Schlacht 1809. W i e n-
erisch-Neustadt, Militairakademie. Linz, an der Donau, 8sg-0 *
*
1846 -
Dresden
: Arnoldi
- Autor: Jäkel, Julius, Berthelt, August, Petermann, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
85
Einw., Festurig, Handel. Genua, 90000 Einw., Seestadt, Uni-
versität.— Insel Sardinien, 430q.m., Hauptstadt: Cagliari.
— 3) Herzogthümer Parma, Modena und Luc ca, I Mill.
Einw.: Parma, 3oo00 Einw., Universität. Pia een za, am
Po, Festung. Modena, 20000 Einw. Carrara, Marmor.
Lucca, 18000 Einw. — 4) Großherzogthum Toskana, 1^-Mill.
Einw., Kunstfleiß. Florenz, am Arno, 80000 Einw., Universität,
Kunstsammlungen. Pisa, 20000 Einw., Fabriken, Bader, schiefer
Thurm. Livorno, 80000 Einw., wichtige Seestadt. — Insel
Elba. — 5) Kirch Sm-a a t, 2} Mill. Cinw., träge und unwissend,
vom^Papste regierbz:'>Rom, an der Tiber, 150000 Einw., alte
Kunstwerke und Denkmäler, Peterskirche, Datican (1iooo Zimmer),
Engelsburg. Bologna, 70000 Einw., Universität. Ancona,
30000 Einw., Fabriken, Seehandel. — 6) Königreich beider
Sicilien (Neapel und Insel Sicilien), 8 Mill. Einw. — Acker-
bau, Gewerbe und Handel vernachlässigt. Neapel, am Vesuv,
4oooo0 Einw., Hafen, Handel, Universität — Lazaroni. — Hercula-
nuin und Pompeji. Palermo, 170000 Einw., Seehandel. Fest
der heiligen Rosalie. Messina, an der Straße voü Messina, 70000
Eiliw., Seidensabriken, Freihafen. — Insel Malta, 6 O.m., gehört
zu England. Malteserritter.
27. Griechenland, Königreich, seit 1829 unabhängig) von
der Türkei und dem Meere begrenzt, gebirgig aber fruchtbar (Oel,
Wein, Baumwolle, Rosinen, Marmor), mit mildem und gesundem
Klima, muntern, geistvollen, tapfern, freiheitliebenden, aber auch
abergläubischen und zuweilen hinterlistigen Bewohnern (griechisch-ka-
tholisch). Athen, 24000 Einw., Residenz, Universität, Handel.
Korinth, am Meerbusen gleiches Namens, Korinthen. N a v a r i n o,
Seeschlacht 1827. Nauplia und Missolunghi, befestigte See-
städte. — Griechischer Befreiungskrieg.
Di e Rep u blik de r j on i sche n Inseln besteht aus 7 un-
ter englischem Schutze stehenden Inseln. Städte: Korfu und
Zante.
28. Europäische Türkei, Kaiserthum, u) Rußland, schwar-
zes Meer, Marmormeer, Archipel, Griechenland, jonisches und adri-
atisches Meer, Dalmatien, Ungarn, Siebenbürgen, h) Meist ge-
birgig (Balkan oder Hämus mit vielen Zweigen, Olympus.), aber
auch weite und fruchtbare Ebenen, o) Donau und Maritza. 6)
Klima im Norden dem deutschen, im Süden dem italienischen ähn-
lich. e) Schafe, Pferde, Rindvieh, Seidenraupen, Bienen, — Ge-
treide, Reis, Baumwolle, Südfrüchte, Tabak, — Eisen, Kupfer,
Marmor, Meerschaum. —- Türken, vom Großsultan despotisch be-
herrscht (Großvezier, Paschas), der muhamedanischen Religion zu-
gethan, sind ernst und gesetzt, aber auch leidenschaftlich, argwöhnisch,
rachsüchtig, unduldsam, fanatisch, Ruhe und Bequemlichkeit liebend.
Ackerbau, Handel und Gewerbe vernachlässigt. ■—• Griechen, Arme-
nier, Juden. In den einzelnen Provinzen z. B. Romanien, Bulga-
rien', Bosnien, Albanien, Macedonien liegen: Konstantinopel
1792 -
Leipzig
: Heinsius
- Autor: Nitsch, Paul Friedrich Achat
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
158
Europa.
Ihr König Marobod führte sie aber nach Böh-
men, wo die Oerter Marobodunlim/ Loco-
ridum (Prag), Melocavlis (Ellnbogen),
Seruacarunr (Klattau), Segodunum(Cza-
flau), Turgisaew (Jglau), von ihnen er-
wähnt werden. Böhmen besaßen ehemals die
Bost. Daher der Name Bojohemi/ der
selbst an die Marcomannen übergieng.
Alemannl kommen nicht eher als im dritten
Jahrhunderte vor. Sie wohnten im heutigen
Elsaß und scheinen sich nach und nach aus klei-
nen unterdrückten und vertriebenen, deutschen
Völkern an der Granze der Römer gesammlct
zu haben.
Hernumdrrri wohnten zwischen der Saale,
Elbe und Donau, im heutigen Anhalt, Meiß-
nerlande, Coburgischen, Fränkischen, Bam-
bergischen, bis Nördlingen und Dünkelspül.
Canduum (Weissensels) und Älcimönuin
(Altmühl) gehörten zu ihnen.
ttjarifci wohnten zwischen den Hermundu-
rern und Marcomannen, in der heutigen Ober-
pfalz und den Bayreuthischen Landern.
E^vabi wohnten hinter den Marcomannen
an der Donau im heutigen Böhmen, Mähren
und Oesterreich, wo die Städte Mcdoslani-
mn(Meissan) an der Donau, Celenmntia
(Braunau), Eburmn (Ollmüh), Rodu-
dttnum (Brünn) liegen. Das Vannifche
Reich