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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 56

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
56 Denkungsart und so anstößige Sitten, daß er mit vollem Recht den Beinamen f,bcc Ausgeartete" erhalten hat. Zuerst fing er 1268 einen Streit mit seinem Bruder D i et- rich an, und beide zogen mit großen Heeren gegeneinander. Ihrem Oheim, dem Bischof Dietrich von Naumburg, gelang es jedoch die feindlichen Brüder zu versöhnen. Dar- auf. gerieth Alb recht mit seinem eigenen Vater in Streit, und welche arge Gesinnung er gehabt, geht daraus hervor, daß er, als er 1270 sich zu unterwerfen gezwungen war, eine Urkunde ausstellen und beschwören mußte, daß er seinen Vater und dessen Räthe nie gefangen nehmen, dessen Städte und Schlösser nie erobern und sich mit seinem Bru- der nie gegen ihn verbünden wolle. Nicht weniger schänd- lich als gegen den Bruder und den Vater handelte der ent- artete Fürst gegen seine eigene Gemahlin und Kinder. Er hatte sich 1254 mit Margaretha, der Tochter des Kaisers Friedrichii. vermählt, und mit ihr als Brautschatz für 10,000 Mark Silber als Pfandstück das Pleißnerland erhalten. Seine Gemahlin hatte ihm drei Söhne Hein- rich, Friedrich und Diezmann geboren. Markgraf Albrecht hegte aber eine strafbare Neigung gegenzdaö Hoffräulein Kunigunde von Eisenberg und kränkte seine edle Gemahlin nicht nur durch Untreue, sondern auch dnrch rohe Behandlung und Verfolgungen. Endlich wollte er sie sogar in der Nacht erdrosseln lassen, doch ein armer Eselstreiber, der zu dem Morde gedungen war, verrieth den gottlosen Anschlag, und die unglückliche Fürstin ent- floh mit Hilfe ihres Hofmeisters Vargula. Bei dem Abschiede von ihren Kindern biß sie aus Schmerz ihren zweiten Sohn Fiedcich, der ihr Liebling war, in die Wange, wovon er den Beinamen der Angcbissene oder „mit'der gebissenen Wange führte." Die Landgräfin fand eine Zuflucht in Frankfurt am Main, starb aber bald vor Gram. Das waren die traurigen Folgen von Markgraf Hein- richs übereilter Theilung, der, nachdem er seinem ältesten Sohne ein so großes Landgebiet abgetreten hatte, nicht mehr Macht genug besaß, ihn mit Strenge von seinen Ausschweifungen und Ungerechtigkeiten abzuhaltcn. Bald nachdem die Markgräfin Margaretha gestorben war,

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 95

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
95 bürg, dem sie, nach Zusicherung ihres Lebens und der Frei- heit, den Prinzen auslieferten. Kunz wurde schon 7 Tage nach dem begangenen Raube von dem Gericht der Vier und Zwanziger zu Freiberg verurtheilt und enthaup- tet. Schweinitz und Schwalbe wurden geviertheilt, der Köhler Georg Schmidt aber erhielt ein Freigut und jährlich vier Scheffel Korn für sich und seine Nachkommen geschenkt und führte von nun ab den Namen Triller, weil er den Prinzenräuber mit seinem Schürbaume getrillt. Herzog Wilhelm führte auch nach der Aussöhnung mit seinem Bruder eine unruhige und wunderliche Lebens- weise, verwickelte sich in viele politische Händel, machte weitaussehende Pläne, that große Reisen und Kriegszüge und lebte in ewigen Wirrem Seine Gemahlin, eine edle Kaiserstochter, Anna, liebte er nicht, eine schöne aber freche Frau, Katharina von Hesberg, geborne von Brandenstein, hatte ihn bethört. Er verwies seine Gemahlin nach Eckarts berge, daselbst mußte sie in tiefer Einsamkeit in Gesellschaft von nur zwei Frauen und einem alten Hofmarschall ihr Leben vertrauern. Er soll ihr sogar die Fenster haben zumauern lassen. Als sie einst, um die Liebe ihres Gemahls zu erflehen, nach Rosta fuhr, be- gegnete ihr der Herzog auf der Brücke und warf ihr seinen Holzschuh ins Gesicht. _ Mit blutenden Wunden am Kopf und im Herzen kehrte die unglückliche Fürstin zurück in ihre Einsamkeit, wo sie am I3ten November 1464 dem Grame erlag. Nun vermählte sich ihr untreuer Gatte mit seiner Buhlin, gegen die er bis an ihren Tod die größte Zärt- lichkeit bewies, obgleich sie mehrmals die eheliche Treue brach und selbst von dem Hofgesinde verachtet wurde. Da der Herzog durch seine Gemahlin Erbansprüche auf Luxemburg hatte, so zog er mit einem ansehnlichen Heere dahin, um sein Erbtheil geltend zu machen, doch wurde er mit Geld abgefunden. Als darauf 1457 sein Schwager, König Ladislav von Böhmen starb, da suchte er die böhmischen Stände für sich zu gewinnen, daß sie ihn zu ihrem Könige wählten, allein die Böhmen gedachten der Mißhandlungen, die er an ihres verstorbenen Königs Schwester ausgeübt. Auch war die Mehrzahl schon für den Georg Podiebrad gestimmt, und dieser machte,

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 168

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
auswärtigen Geistlichen zu Torgau, und ließ eine allge- meine Glaubensformel entwerfen. Als darüber die Gutachten vieler evangelischen Theologen eingeholt waren und viele Bcralhungen darüber gehalten worden, wurde im Jahr i 577 eine neue Versammlung zu Kloster-Bergen gehalten und daselbst auf den Grund der Torgau er Artikel und der darüber eingegangenen Gutachten das berühmte Con, cordien-Buch entworfen, welches die Eintracht unter allen augsburgischen Confefsionsverwandten Herstellen sollte. August gab sich alle Mühe, diesem Glaubensbekenntnisse überall Eingang zu verschaffen, doch das war vergebens. Zwar wurde das Concordien buch von den drei pro- testantischen Kurfürsten, 20 Reichsfürsten, 25 Grafen, 34 Reichsstädten und 8000 Theologen und Schuldienern un- terschrieben, und in Sachsen blieb es unveränderliche Glaubensvorschrift. Allein sehr viele Auswärtige nahmen es nicht an und viele Inländer waren wenigstens heimlich dagegen, und das sogenannte Cintrachtsbuch wurde ein Zwietrachtsbuch, welches bis auf neuere Zeiten die beklagens- werthesten Streitigkeiten und Verfolgungen verursacht hat. August hatte auf die Concordien - Angelegenheiten mehr als eine Tonne Goldes verwandt. War August als Regent, mit Ausnahme der kirch- lichen Streitigkeiten, ein ehrwürdiger, hochverdienter Fürst und war er Vater seines Landes, so war er auch als Ehe- gatte, Vater und Mensch höchst achtungswerth. Seine Ge- mahlin Anna ging ihm durch ihre Wirtschaftlichkeit, Wohlthätigkeit und Gutherzigkeit zur Hand, und wurde des- halb auch nur die Mutter Anna genannt. Sie gebahr ihrem Gemahl 15 Kinder, wovon ihn aber nur ein Sohn und drei Töchter überlebten. Im Umgangs war er gesel- lig, gegen Untergebene leutselig, gegen die Bürger, bei de- ren Vogelschießen er sich fleißig einfand, zutraulich. Bei großen Festen liebte er Glanz und Pracht, sonst war seine Lebensweise einfach; die Jagd, Drechseln und andere me- chanische Künste machten seine Erholungen aus, er liebte aber auch Beschäftigung mit den Wissenschaften. Noch^ in seinem 50. Jahre lernte er hebräisch. Auf seinen Reisen führte er stets Luthers Schriften in einem Kästchen bei sich. Daß er die Alchymie, die Punctirkunst und

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 206

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
20t> Ein schon früher zwischen Kursachsen und Dänemark bestandenes Vertheidigungsbündniß wurde 1698 erneuert, und auch auf Polen ausgedehnt, und mit dem Czaren von Rußland am 21. November 1699 auch ein Angriffs- bündniß geschlossen. Den Vorwand zu einem Angriff Po- lens liehen die Eingriffe Schwedens in die Rechte der liefländi sch en Ritterschaft. Ein liefländischer Edel- mann , I o h a n n R e i n h o l d von P a t k u l trat in säch- sische Dienste, als er aus Liefland flüchten mußte, und bestärkte den König August in seinem Vorsatze, Liefland den Schweden zu entreißen. Friedrich August sand- te im Juli 1700 dem Könige von Dänemark 8000 Mann zu Hilfe. Diese wurden aber von den hannover- schen und z e l l i s ch e n Truppen zurückgeworfen, und schon im August sah sich der König von Dänemark zum Frie- den von Travendal genöthigt. In Liefland eröffnete der Graf von Flcmming im März 1700 den Krieg durch Eroberung einiger Schanzen und die Belagerung von Riga. Vergebens hatte August die Polen zur Theil- nahme an dem Kriege zu bewegen gesucht. Er ging nun selbst mit seinem Heere von 20,000 Mann über die Düna, um Riga anzugreifen, richtete aber nichts aus. Er mach- te nun Friedensvorschläge, mit denen es ihm aber kein Ernst war und die auch zurückgewiefen wurden. Mittlerweile war Karl Xll. mit 15,000 Mann bei Pernau gelandet, hatte am 30 November bei Narva das russische Heer von 80,000 Mann vernichtet und wandte sich nun gegen den König von Polen. Er schlug im Jahre 1701 die Sachsen unfern Riga, verfolgte sie durch Kurland, und befreite noch in demselben Jahre ganz Liefland von ihnen. König August ließ nun wiederholt Friedensvor- schläge thun, die der erzürnte Sieger aber alle zurückwies und einer polnischen Gesandtschaft die Antwort gab: „er wolle in Warschau sie anhören." König August hatte vergeblich Hilfe bei den Polen und bei Frankreich gesucht, nun ließ er in Sachsen für schweres Geld Mannschaft werben, aber es wurden, wahrscheinlich ohne sein Wissen, viele Leute gewaltsam aus- gehoben und eine Menge Familien um ihre Ernährer ge- bracht. 20,000 Mann brachen nach Polen auf, wurden

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 44

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
44 Vaters Hofe erzogen war, und Ihrer großen Frömmigkeit wegen nachmals für eine Heilige erklärt wurde. Bald da- rauf ward er zum Vormunde feines Schwcstcrsohns, des 3jährigen Markgrafen von Meißen, ernannt. Er ver- theidigte das Erbe seines Mündels gewissenhaft und schonte selbst dessen Mutter, seiner eigenen Schwester, nicht, als sie die Erbschaft ihres Sohnes kürzen wollte. Der junge Fürst gebot nun von der sächsischen Grenze ab bis beinahe an den Rhein, und hielt die unruhigen Grafen und Rit- ter und die übermüthigen Städte in Zucht und Ordnung. Im Jahr 1224 half er einen Streit zwischen dem König Wolde mar von Dänemark und dem Grafen Hein- rich von Schwerin beilegen; 1225 that er einen Feld- zug nach Polen und eroberte die Stadt Lebus, um sei- nen Kausteuten, die von den Polen beraubt worden wa- ren, Genugthuung zu verschaffen. Gleich darauf ging ec nach Mähren und zwang den Herzog Leopold von Oe st- reich und den König Przemislaw von Böhmen, die mit einander fehdeten, Friede zu schließen. Im Jahr 1226 begab er sich nach Crcmona und empfing nebst seinem Bruder Konrad die Belehnung von dem Kaiser über die Markgraffchaften Meißen und Lausitz und über das Pleißnerland für den Fall, daß der junge Heinrich ohne Erben sterben sollte. Dieser war damals der einzige männliche Zweig des Wettiner Hauses, vom thürin- ger Stamm lebten vier in voller Jugendblüthe; nach 20 Jahren ruhten diese alle im Grabe, die Wettiner aber sitzen noch heute auf Sachsens Throne. Bei so vieler Thätigkeit im Auslande sorgte Ludwig doch väterlich für seine Thüringer und dabei unterstützte ihn seine fromme Gemahlin Elisabeth, die eine wahre Landesmutter und Pflegerin der Nothleidenden war. Ihre Andacht war allerdings nach unfern gereinigten Begriffen von Gottesdienst zu weit getrieben, denn wir wissen, daß Selbstquälercien und Peinigungen des Körpers keine ver- dienstlichen Handlungen sind, doch damals dachten die Men- schen anders. Daß aber die Markgräfin Elisabeth bei allen ihren wunderlichen Büßungen und Demüthigungcn, wozu be- sonders ihr Beichtvater, der grimmige Konrad von Mar- burg sie verleitete, eine liebevolle Ehegattin, ihren Kindern

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 132

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
132 gute Sache, der er sich gewidmet, durch seine Standhaf- tigkeit und durch sein würdevolles Benehmen im Unglück hat er seine Versehen wieder getilgt und ist andern Fürsten seiner Glanbenspartci ein leuchtendes Vorbild geworden. Johann Friedrich war den Zosten Juni 1503 zu Torgau geboren und hatte unter Spalati ns und E röß- ners Aufsicht eine sorgfältige Erziehung erhalten. Schon in seinen frühen Jünglingsjahren wurde er von seinem Vater, den er aus die Reichstage begleitete, mit den Staats- und Negierungsangelegenheiten bekannt gemacht und mehrmals mußte er wichtige Unterhandlungen mit dem Kaiser und den Rcichsfürsten betreiben. Bereits i. I. 1519 wurde er mit des Kaiser Ka rls V. Schwester, Katharina, ver- lobt; doch ward die Heirath, seines Uebertritts zur evange- lischen Kirche wegen, nicht vollzogen. Er vermählte sich darauf 1526 mit Sibylla, der einzigen Tochter des Herzogs Johann Hi. von Kleve, wodurch er die Anwartschaft auf die Erbfolge in die Lander Kleve, Jülig, Berg, Mark und Ravensberg erhielt. Seinen Halbbruder Johann Ernst bevormundete er bis 1539, dann ließ er ihn Theil an der Negierung nehmen bis 1542, und darauf gab er ihm zu seinem Antheil die Pflege Koburg, die alle kursächsischen Besitzungen in Franken in sich begriff, und jährlich eine baare Summe von 14,000 Gulden. Jo- hann Friedrich zeigte gleich beim Antritt seiner Regie- rung eine große Thätigkeit für die innere Landesverwal- tung, vor Allem aber, was Kirche und Schule betraf. Die Einkünfte der Universität vergrößerte ec beträchtlich durch Zuschüsse von den Klostcrgütern, dann bewilligte er auf Antrag der Stände eine abermalige Kirchenvisitation, weil bei der ersten noch nicht alle Geschäfte vollendet wor- den waren. Die Messen wurden völlig abgeschafft, den noch vorhandenen Mönchen und Nonnen untersagt, Novi- zen anzunehmen und die Gehalte der Geistlichen ver- bessert. Außerdem hatte er mancherlei Irrungen mit dem Herzoge Georg, mit den Preußen, mit dem Räuber Hans Kohlhasr und mit Erfurt auszufechten. Von den Landstanden wurde ihm ein Viehzoll auf 5 Jahre bewilligt; die für seinen Bergbau wichtige Herrschaft Schwarzenberg kaufte er für 20,700 Gulden und 1533

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 16

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
it> scheu Völkern gegen Morgen, und rückten, nachdem die deutschen Völkerschaften durch Auswanderungen ihnen Platz gemacht hatten, immer weiter gegen Abend vor. So gingen sie über die Weichsel, überschritten darauf die Oder, und gelangten endlich bis zur Elbe, die sie um die Mitte des 6.. Jahrhunderts nach dem Untergange des thüringischen Königreichs überschritten und sich des Lan- des zwischen der Saale, Mulde und Elbe bemächtigten. Die Slaven waren gleich den Deutschen in mehrere Völkerschaften getheilt. Die nördlichen Völkerschaften führ- ten gewöhnlich den Gesammtnamen Wenden, oder auch Slaven-Wenden. Zu ihnen gehörten auch die Mil- zetter und Lusitzer in den nachmaligen Lausitzen, und die Sorben, die sich im Thüringischen ausbreiteten. Die slavischen Völkerschaften, mithin auch die Sorben, unterschieden sich in ihren Sitten und in ihrer Lebensweise gar sehr von den Deutschen. Sie waren bei Weitem so kriegerisch nicht als diese, nicht so ernsthaft, nicht so achtungsvoll gegen die Frauen. Ihr Götzendienst war blu- tiger und, grausamer als bei den Deutschen, auch hat- ten sie rohere Vorstellungen von dem Wesen und Walten ihrer Götter, als diese. Sie waren gewinnsüchtig, lieb- ten deshalb den Handel, den die Deutschen verabscheu- ten, daher wohnten sie auch gern in Städten, was jene nicht mochten. Sie trieben sieißig Acker- und Gartenbau, doch bauten sie, wo ihnen die Wahl blieb, lieber den leichten Acker, als den schweren, was bei den Deutschen das Gegentheil war, die überhaupt mehr Beharrlichkeit hatten als die Slaven. Im Uebrigen waren die Sla- ven heitere, fröhliche Menschen, die Tanz, Gesang und Lustbarkeiten liebten, aber auch, nachdem sie lange von den Deutschen Druck und Verfolgung hatten leiden müssen, hinterlistig und rachsüchtig wurden. Die Sorben-Wenden blieben nicht unangefochten in dem von ihnen besetzten thüringischen Gebiete, die Herzoge von Thüringen, und nachmals die Franken, suchten sie wieder daraus zu vertreiben, und es wurde un- aufhörlich darum gekämpft. Die Sorben behaupteten sich aber im Besitz, wenn sie gleich, doch mehr scheinbar, als in der That, die fränkische Lehnshoheit anerkannten.

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 45

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
45 eine zärtliche Mutter, den Armen eine mildthätige Ernähre- rin, den Kranken eine sorgsame Pflegerin war, das ist ein Ruhm, der zu allen Zeiten gilt, und den ihr auch diejeni- gen nicht entreißen können, die über ihre Heiligkeit spotten. Sie stiftete ein Hospital und speiste darin täglich ooo Arme. Sie gab ihre reichen Kleider, ihren Schmuck, ja selbst die Speisen von ihrer Tafel hin, um Dürftige zu unterstützen. Eine Fürstin, die mit so warmen Herzen die Noth ihrer Mitmenschen zu mildern trachtet, bleibt immer der höchsten Verehrung werth, auch wenn sie, wie die fromme Elisabeth allerdings that, in Hinsicht ihrer Pflichten gegen Gott falschen Ansichten folgte. Als sie bei einer Hungersnoth in Thüringen so viel spendete, daß es dem Schatz zu fehlen anfing, und des Landgrafen Rathe ihrem Herrn Vorstellungen dagegen machten, da sagte er: „Möge meine Elisabeth spenden in Gottes Namen, wenn sie uns nur die Wartburg, Eisenach und die Neuen- burg übrig läßt." Ein so mildes, wohlgesinntes Fürsten- paar gereichte dem Lande zu großem Segen und würde bei längerer Lebensdauer des Guten noch viel vollbracht haben; leider starben sie beide noch in der Blüthe ihres Lebens. Der Landgraf that einen Kreuzzug nach dem heiligen Lande und starb auf der Hinreise zu Otranto am Ilten Sep- tember 1227. Seine fromme Gemahlin überlebte ihn nur 4 Jahre, mußte aber wahrend der Zeit noch schwere Lei- den erdulden. Ludwig Iv. hatte einen 4jährigen Sohn Hermann und 2 Töchter hinterlassen, und über ersteren führte sein Oheim Heinrich Raspe die Vormundschaft. Der hätte gern die Landgrafschaft selbst besessen, auch konnte er die verwittwete Landgrafin ihrer Frömmigkeit wegen nicht wohl leiden, deshalb vertrieb er sie mit ihren beiden Töchtern von der Wartburg und verbot auch den Bürgern zu Eisenach, sie aufzunehmen. Die unglückliche Fürstin mußte mit ihren Kindern gleich einer Bettlerin umherirren, bis sie endlich bei ihrem Oheim, dem Bischof von Würz- burg, eine Zuflucht fand. Aber ein wackerer Edelmann Rudolf von Vargula, sprach ohne Scheu dem harther- zigen Fürsten ins Gewissen und sagte: es sei schlecht, daß er, der ein Schützer der Wittwen und Waisen sein sollte,

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 40

1854 - Leipzig : Hirschfeld
8. Albrecht Ii. (reg. 1288-1307. f 1314.) ^as Lebensbild dieses Fürsten, den die Geschichtschreiber bisher als den „Unartigen" (auch „Entarteten" oder „Ausgearteten") zu be- zeichnen kein Bedenken getragen haben, ist wie das des Ersten seines Namens ein allerdings sehr trübes, und die Zeit von 1268 bis 1307 muß unbedingt die unglücklichste genannt werden, welche die meißnisch- thüringischen Länder betroffen hat. Um aber ein richtiges Urtheil über diese Regierungszeit zu fällen, darf man einerseits nicht außer Acht lassen, daß von den meisten Einzelnheiten über Albrecht's Ii. Verhältniß zu seiner ersten Gemahlin und zu seinen Söhnen nicht die Quellen seines und des nächsten Jahrhunderts, sondern zum Thcil höchst unzuverlässige Schriftsteller des 15., ja selbst erst aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts berichten; andrerseits hinwiederum muß die Erbitterung des Papstthums gegen das von ihm verdammte Haus der Hohenstaufen im Auge behalten werden. Im I. 1254 war Albrecht Ii. mit der kaiserlichen Prinzessin Margaretha, der Tochter des Kaisers Friedrich Ii., mit welcher man ihn bereits als zweijährigen Knaben verlobt hatte, vermählt wor- den. Acht Jahre später übernahm er vom Vater die Landgrafschaft Thüringen und schlug seine Residenz auf der Wartburg auf. Albrecht, welcher eine sorgfältige Erziehung genossen hatte, berechtigte frühzeitig zu schönen Hoffnungen, zeichnete sich durch glänzende Waffenthaten wie gegen die heidnischen Preußen so anderwärts*) aus und behauptete in den ersten Jahren seiner landgräflichen Regierung in Thüringen den Ruhm eines für sein Volk sorgenden Regenten. Was nun das Fami- lienleben desselben anlangt, so lebten die Vermählten daselbst einige Jahre im glücklichsten ehelichen Verhältnisse. Drei Söhne (H c inr i ch, Fr i e d- rich und Dietrich oder Diezmann) und eine Tochter (Agnes) wur- den ihnen dort geboren, und nicht die leiseste Andeutung läßt dafür sich auffinden, daß irgend ein Mißverständniß in den ersten 12 bis 15 Jahren ihr Familienglück getrübt hätte. Allein nun trat der verhängnißvolle Wendepunkt ein, wo dielcs *) Daß Albrecht den entscheidenden Sieg bei Wettin über den Herzog von Brannschwcig (126$) erfechten half, ist bereits oben erwähnt.

10. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 55

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich I. 55 die vorkommenden Urkunden in ihrem und ihres minderjährigen Soh- nes Friedrich Namen aus. Friedrich 1. war nämlich zuerst (seit 1282) mit Agnes von Kärnthen vermählt gewesen, mit welcher er einen Sohn, Friedrich (den Hinkenden) erzeugt hatte, der bereits 1315 als 22jähriger Jüng- ling bei der Belagerung des Schlosses Zwenkau durch einen Pfeilschuß das Leben verlor. Nach Agnes' Tode (1293) hatte er sich (1300) mit der von seiner Stiefmutter aus erster Ehe zugebrachten Elisabeth von Arnshaugk, der einzigen Tochter Otto's von A., vermählt und aus dieser Ehe die beiden Kinder Elisabeth (geb. 1306) und Fried- rich (geb. 1310) erhalten. Durch diese zweite Vermählung erhielt übrigens Friedrich 1. die Städte Neustadt an der Orla, Ziegenrück, Auma, Triptis, einen Theil von Jena, und also beinahe den ganzen späteren neustädtcr Kreis. Was seine beiden ihn überlebenden Kinder aus zweiter Ehe be- trifft, so folgte ihm Friedrich, unter dem Beinamen der Ernst- hafte, in der Regierung, und Elisabeth ward (1321) an den Land- grafen von Hessen, Friedrich 11., vermählt. Bei Elisabeth's Ge- burt zeigte ihr Vater, daß ihm unter dem ehernen Panzer ein fühlendes Vaterherz schlug. Als das Töchterlein auf der Wartburg geboren ward, war diese Burg von den Eisenachern, Mühlhäusern, Erfurtern und Nord- häusern belagert. In der hart umlagerten Wartburg, der Residenz Friedrich's I., aber war kein Geistlicher, der das Kind hätte taufen können. Da reitet Friedrich I. bei Nacht mit 10 Mann Gefolge sammt dem Kinde und dessen Amme heraus in den Wald nach Rein- hardsbrunn zu; rasch und zahlreich der Feind ihm nach. Das Kind schreit und will gestillt sein und läßt sich nicht beruhigen. Trotz der Gefahr — man hört bereits die Feinde — wird auf des zärtlichen Vaters Befehl: „Das Kind soll's nicht entbehren, ob auch wir gejagt werden, und sollt' es auch das thüringer Land kosten!" Halt gemacht und das Kind, von den Männern mit ihren Wehren umstanden, ge- säugt. Die Feinde verloren die Spur, und so kam der geängstete Zug glücklich auf dem Tennebcrge an, und Abt Hermann von Reinhards- brunn taufte die kleine Elisabeth. Wer sollte nicht mit inniger Wehmuth bei diesem Lebensabriß eines so schwer heimgesuchten Fürsten verweilen! War es zu verwun- dern, daß zuletzt sein Herz der Last der Begegnisse unterliegen und sein Gemüth in die schauerliche Nacht des Irrsinns versinken mußte? Mag man ihn auch hin und wieder nicht ohne Grund einer stürmi- schen Leidenschaftlichkeit irr seinen Handlungen zeihen, so darf doch nicht übersehen werden, daß in so schwerer Zeit gerade solch ein Cha- rakter vonnöthen war, um rüstigen Kampfes die Selbstständigkeit des Hauses Wettin zu retten und demselben mindestens den Besitz von Meißen, Ostcrland und Thüringen zu sichern. *) *) Friedrich ward im St. Katharinenkloster zu Eisenach beigesetzt.
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