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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 102

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
102 zu werden, that der Lasterhaftigkeit großen Vorschub. Der Bernhardiner Mönch, Johann von Capistrano, der Deutschland durchzog um einen Kreuzzug gegen die Türken zu predigen, kam 1452 auch durch Meißen und Thüringen. Er predigte, vom Herzog Wilhelm auf- gefordert, auch in Jena, dann aber auch im andern Städten gegen die verderbten Sitten und brachte es so weit, daß die Bürger ihre Würfel und Spieltische, die Frauen und Jungfrauen ihre Zöpfe und andere Putzstücke auf den Markt zusammen brachten und verbrannten. Doch dauerte diese Buße nicht lange und bald herrschte wieder die alte Ueppigkeit, daher vermehrte Herzog Wilhelm seine Lan- desordnung 1452 mit mehreren Polizeigesetzen. In Mei- ßen wurde die allgemeine Landcsordnung erst 1482 cinge- führt, worin Vorschriften enthalten sind, wie Dienstboten gekleidet und was sie an Lohn erhalten sollen, ferner wie viel Esten und Lohn die Arbeiter erhalten sollen, und wie viel bei Festlichkeiten an Aufputz und Schmuck verwendet werden könne. Das, was darin erlaubt ist, beweist, daß in allen Volksklaffen ein großer Wohlstand geherrscht habe; selbst die Handwerker gingen in Sammt und Seide gekleidet, und es mußte ihnen untersagt werden, des Mittags mehr als 6 und des Abends mehr als 5 Gerichte und mehr als zweierlei Wein und Bier auf dem Tische zu haben. Frauen- kleider sollten nicht mehr als 15o Gulden kosten und nicht Schleppen über 2 Ellen lang haben. Alle Verordnungen waren doch nicht im Stande, den übertriebenen Aufwand zu hemmen. Sachsen hatte sich von den Verwüstungen des Hu.ssitenkriegs und der Bruderfchde schnell wieder erholt, und ein großer Bergsegen, besonders nachdem 1471 die reichhaltigen Silbergänge bei Schnccberg entdeckt wur- den, brachte viel Geld in Umlauf, Handel und Gewerbe blühten, und der Bürgerstand stand in seinem höchsten Flor. Dresden erhielt 1443 eine eigene Stapclgerechtigkeit; in Leipzig wurde noch vor 148o, des Tauschhandels wegen, ein eigenes Gewandhaus angelegt; 1458 erhielt Leipzig den Neujahrs mar kt und 1466, 1469 und 1497 kaiserlich privilegirte Messen, und Kon rad Kachelofen legte i486 die erste Buchdruckerei in Leipzig an.

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 228

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
228 rüsteten und Preußen auf sein Anfragen in Wien nur zweideutige Antworten erhielt, da schloß König Friedrich Ii. am I6ten Januar 1756 zu Westminfter ein Bünd- niß mit England zur gegenseitigen Vertheidigung, und setzte sein Heer schleunig auf den Kriegsfuß Als nun auch Oestreicham 1. Mai 1756 einen Bund mit Frank- reich geschlossen hatte, da brach am 29. August 1756 Friedrich Ii. mjt drei Heeren, zusammen 60,000 Mann in Sachsen ein, und eröffnete damit den dritten schle- sischen oder siebenjährigen Krieg. Ueberall schrieben die Preußen starke Kriegslieferungen aus, befestigten Torgau und errichteten daselbst ein Feld-Kri egs dire- ctorium, an welches alle Kammer- und Landeseinkünftc abgelieftrt werden mußten. Friedrich Ii. erklärte durch ein Manifest, daß er Sachsen nicht erobern wolle, son- dern nur der eigenen Sicherheit wegen besetze, auch forderte er den Kurfürsten zu einem Bündnisse gegen Oestreich auf, das aber zurückgewiesen wurde, so wie er dagegen die angebotene Neutralität Sachsen's verwarf. August Iii. war mit Brühl auf den Könr'gstein geflüchtet und das sächsische Heer wurde in ein befestigtes Lager bei Pirna zusammengezogen. Statt der 30,000 Mann, die den Listen nach vorhanden sein sollten, bestand es nur aus 17,000 Mann, denen Lebensmittel und Pserdefutter fehlten. Die Menschen litten Hunger, die Reiterei mußte von ihrem wenigen Futter auch noch für 50 königliche Pferde und 150 des Grafen Brühl Futter geben. Unterdessen hatten die Preußen Dresden besetzt, das Zeughaus mit 250 Kanonen ausgeräumt, die Kassen in Beschlag genommen, die Landesbehörden außer Thätigkeit gesetzt und dem Ober- steuercollegium eine preußische Commission an die Seite gestellt. In dem Archive waren die wichtigsten Papiere wegen des Bündnisses gegen Preußen leichtsinniger Weise zurückgelassen worden, Friedrich ließ sie wegneh- men und zu seiner Rechtfertigung bekannt machen. Fried- rich ließ einen Heerestheilzur Beobachtung des sä ch fisch en Lagers zurück und brach mit dem Hauptheere nach Böh- men auf, daselbst schlug er am 1. October 1756 die Oestreicher unter Brown bei Lowositz und kehrte darauf zurück. Das sächsische Heer hatte aus Mangel

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 206

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
20t> Ein schon früher zwischen Kursachsen und Dänemark bestandenes Vertheidigungsbündniß wurde 1698 erneuert, und auch auf Polen ausgedehnt, und mit dem Czaren von Rußland am 21. November 1699 auch ein Angriffs- bündniß geschlossen. Den Vorwand zu einem Angriff Po- lens liehen die Eingriffe Schwedens in die Rechte der liefländi sch en Ritterschaft. Ein liefländischer Edel- mann , I o h a n n R e i n h o l d von P a t k u l trat in säch- sische Dienste, als er aus Liefland flüchten mußte, und bestärkte den König August in seinem Vorsatze, Liefland den Schweden zu entreißen. Friedrich August sand- te im Juli 1700 dem Könige von Dänemark 8000 Mann zu Hilfe. Diese wurden aber von den hannover- schen und z e l l i s ch e n Truppen zurückgeworfen, und schon im August sah sich der König von Dänemark zum Frie- den von Travendal genöthigt. In Liefland eröffnete der Graf von Flcmming im März 1700 den Krieg durch Eroberung einiger Schanzen und die Belagerung von Riga. Vergebens hatte August die Polen zur Theil- nahme an dem Kriege zu bewegen gesucht. Er ging nun selbst mit seinem Heere von 20,000 Mann über die Düna, um Riga anzugreifen, richtete aber nichts aus. Er mach- te nun Friedensvorschläge, mit denen es ihm aber kein Ernst war und die auch zurückgewiefen wurden. Mittlerweile war Karl Xll. mit 15,000 Mann bei Pernau gelandet, hatte am 30 November bei Narva das russische Heer von 80,000 Mann vernichtet und wandte sich nun gegen den König von Polen. Er schlug im Jahre 1701 die Sachsen unfern Riga, verfolgte sie durch Kurland, und befreite noch in demselben Jahre ganz Liefland von ihnen. König August ließ nun wiederholt Friedensvor- schläge thun, die der erzürnte Sieger aber alle zurückwies und einer polnischen Gesandtschaft die Antwort gab: „er wolle in Warschau sie anhören." König August hatte vergeblich Hilfe bei den Polen und bei Frankreich gesucht, nun ließ er in Sachsen für schweres Geld Mannschaft werben, aber es wurden, wahrscheinlich ohne sein Wissen, viele Leute gewaltsam aus- gehoben und eine Menge Familien um ihre Ernährer ge- bracht. 20,000 Mann brachen nach Polen auf, wurden

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 94

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
94 geben mußte, was bei Hofe vorfiel; er selbst aber hielt sich mit einigen Genossen in der Nahe auf. Als cs sich nun traf, daß der Kurfürst nach Leipzig reiste, die Hofdiener- schaft aber in der Stadt zu einem Gastmahl geladen war, da stieg Kunz mit einigen Gefährten in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 auf Strickleitern in das Schloß, wo nur die Kurfürstin Margaretha mit ihren beiden Prinzen, Ernst und Albrecht, und deren Gespiele, ein jungergraf von Barby anwesend waren, und raubte, nachdem er die Gemächer der Kurfürstin von Außen verschlossen, die beiden Prinzen. Umsonst rief die eingefchlossene Mutter um Hilfe. Kunz eilte mit dem Prinzen Albrecht auf dem Wege nach Eisenberg in Böhmen, Wilhelm von Mosen und Wifhelm von Schönfels mit dem Prin- zen Ernst auf einem andern Wege nach Franken, damit, wenn der Eine etwa eingeholt würde, doch dem Andern Gnade erzwungen werden könnte. Sobald der Raub be- kannt wurde, kam das ganze Land in Bewegung. Ueberall klangen die Sturmglocken und auf das Schleunigste wurde den Räubern nachgefctzt. Als Kunz mit dem Prinzen schon nahe an der böhmischen Grenze war, mußte ec anhalten und ihm erlauben, einige Erdbeeren zu pflücken, weil der Kleine vor Hunger und Durst zu verschmachten drohte^ Indem der Prinz die Erdbeeren suchte, traf er auf einen Köhler, Georg Schmiedt, dem er sich ent- deckte und der sogleich andere Köhler herbeirief. Kunz wollte mit feinem Gefangenen entfliehen, verwickelte sich aber mit seinen Sporen, fiel und wurde mit seinem Knap- pen Schweinitz gefangen. Sowohl der Prinz als feine Räuber wurden nach dem Kloster Grün Hain gebracht, und der erste von dem Abt nach Altenburg, die andern nach Zwickau gesandt. Mosen und Schönfels waren mit dem Prinzen Ernst bis in die Gegend von Stein gelangt, und hatten sich, als sie den Aufstand im Lande hörten, in einer Höhle verborgen. Von einem Holzhauer vernahmen sie Kunzens Gefangenschaft und beschlossen ihren Gefan- genen auszuliefern, wenn ihnen die Freiheit zugesichert würde, sonst aber den Prinzen zu ermorden und sich auf Leben und Tod zu vertheidigen. Sie unterhandelten des- halb mit dem Amtshauptmann Friedrich von Schön-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 39

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
39 dahin gewesen,, der aber eines Mordes wegen abgcsetzt wurde. Ludwig als Landgraf, nunmehr der Erste ge- nannt, war dankbar für diese Erhebung und blieb dem Kai- ser Lothar, wie auch dessen Nachfolger Kon rad Iil. treu. Ihm folgte sein Sohn Ludwig Ii. mit dem Beina- men der Eiserne, der erst 12 Jahr alt war, als er zur Regierung kam. Seinen Beinamen soll er wegen seiner Strenge gegen die Adeligen erhalten haben, wovon fol- gende Sagen erzählt werden. Landgraf Lu dw ig war in seiner Jugend zwar milde und gutherzig, dabei aber etwas leichtsinnig, und kümmerte sich um die Negierung nicht viel, die er seinen adeligen Näthen überließ. Diese drückten das Volk auf eine himmelschreiende Weise und litten es auch, daß ihre adeligen Verwandten den Bürger und Landmann durch Raub und Plünderung zu Grunde richteten. Einst verirrte sich der Landgraf auf der Jagd im Walde, und mußte für die Nacht in einer Schmiede ein Obdach suchen. Der Schmidt, der seinen Landesherrn nicht kannte, ließ sich in seiner Arbeit nicht stören und bei jedem Schlage, den er auf den Ambos that, rief er: „Landgraf werde hart." Ludwig fragte den Schmidt um die Bedeutung dieser Worte, und er sagte ihm denn, welches Elend durch die Nachsicht des Landesherrn über die Unterthanen gekom- men sei. Da nahm sich der Landgraf der Negierung des- ser an und wurde nun so streng gegen die adeligen Räthe und Raubritter, daß sie ihm nach dem Leben standen, und er seiner Sicherheit wegen stets einen Panzer auf dem blo- ßen Leib tragen mußte, weshalb er denn der Eiserne ge- nannt wurde. Auch wird erzählt, er habe die adeligen Bauerqualer, als sie sich ihm widersetzen wollten, zu Vie- ren in einell Pstug gespannt und mit ihnen einen Acker Feld umgepftügt. Auch wird noch ein Acker bei dem Schlosse Neuen bürg, wo dies geschehen sein soll, davon der Adels acker genannt. Was an dieser Sage wahr oder nicht wahr ist, muß dahin gestellt bleiben, doch ist sie von alten Zeiten her im Munde des Volkes, und das Andenken dieses Landgrafen als eines gerechten Regenten in hohen Ehren gewesen. Dieser Landgraf war ein kriegerischer Fürst, der die Waffen selten aus den Händen legte. Seinen Schwager,

6. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 90

1854 - Leipzig : Hirschfeld
90 Friedrich der Sanstmüthige. Schiedsgericht berufen, um diese Angelegenheit zu ordnen. Allein Kunz wartete den Spruch gar nicht ab, sondern sann auf ein gewaltsames Mittel, sich Recht zu verschaffen und den Kurfürsten zu reichlichem Schadenersatz zu nöthigen. Da kam er auf den verwegenen Einfall, das Faustrecht gegen seinen Fürsten zu üben, nämlich ihm seine beiden Prinzen zu rauben, diese auf das von ihm erkaufte Schloß Eisenberg in Böhmen *) zu bringen und sie nicht eher wieder herauszugcben, als bis seine Forderungen vollkommen befriedigt sein würden. Er soll auch im Allgemeinen dem Kurfürsten eine auf das verbrecherische Vor- haben bezügliche Drohung gemacht und ihm ins Angesicht gesagt haben, ,.er wolle sich nicht an Land und Leuten, sondern an dem Fleisch und Blut Friedrich's rachen", worauf der sanstmüthige Kurfürst lächelnd erwiedert haben soll: „Mein Kunz, siehe, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennest!" Um fein schändliches Vorhaben zur passendsten Zeit ausführen zu können, hatte er sich mit dem kurfürstlichen Küchenknecht Hans Schwalbe auf dem Schlosse Altenburg, wo der Kurfürst mit seiner Familie sich aufhielt, in Einverständniß gesetzt, und, um zu gelegener Stunde gleich bei der Hand sein zu können, auf einige Zeit das einem seiner Freunde gehörige Schloß Kohren bezogen. Zugleich setzte er sich zur Unterstützung seines Vorhabens mit mehren dem Kurfürsten übel- wollenden Rittern in Verbindung, von denen Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels die vorzüglichsten waren. Als er denn nun eines Tages im 1. 1455 von gedachtem Schwalbe die Nachricht erhielt, daß der Kurfürst mit dem größten Thcile seiner Hofleute nach Leipzig reisen, und am 7. Juli der Kanzler den übrigen Hofleuten am Abend ein Gastmahl in der Stadt geben werde, so daß bis auf einen alten Trabanten die Kurfürstin an jenem Abende mit den beiden Prinzen allein im Schlosse sein werde, beeilte sich Kunz, sein Bubenstück auszuführen. In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1445 erschien er mit seinen Genossen vor dem Schlosse zu Altßnburg und kletterte mit einigen derselben mittelst der von Schwalbe befestigten Leitern die hohe Schloßmauer hinan. Nachdem man den Wacht habenden Trabanten gefesselt und die Thüren von den Schlaf- gemächern der Kurfürstin und ihrer Kammerfrauen verriegelt hatte, eilte Kunz, welcher, da er früher hier Marschall oder Schloßhauptmann gewesen, mit den Oertlichkeiten genau bekannt war, in das Schlaf- zimmer der beiden Prinzen. Der vierzehnjährige Prinz Ernst, welcher von dem Knarren der Thüre erwacht war, rief einer daselbst zugleich schlafenden alten Hofdame zu, sie möchte die Mutter herbeirufen. Doch Kunz brachte ihn durch Drohung mit dem entblößten Schwerte zum Schweigen und schleppte ihn in den Schloßhof hinab. Die übrigen Räuber, welche mit der Entführung des zwölfjährigen Prinzen Albert beauftragt waren, ergriffen statt dessen den jungen Grafen von Barby, *) In Böhmen lebten damals die dem Kurfürsten feindlichen Gebrüder <Apel- Busso und Bernhard) Vitzthum, die gewiß nicht ohne Einfluß auf sein Vor, haben blieben.

7. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 146

1854 - Leipzig : Hirschfeld
146 Heinrich der Fromme. und schenke ihm dieses Geld, lasse er sich's aber von den Buben (Mön- chen) nehmen, so könne er nichts dawider." Daß ihm von seinem Vater Albrecht die Vicestatthalterschaft von Friesland übertragen worden, wobei er zu Franecker in Lebens- gefahr gerathen, sowie daß er nach des Vaters Tode die Statthalter- schaft selbst überkommen, jedoch bald wieder an den kräftigeren Bruder Georg abgetreten, ist bereits oben in den Lebensbeschreibungen von Albrecht und Georg erwähnt worden. Die Kette, an welcher die Friesen den Herzog Heinrich zu hängen gedachten, und die denselben abgebeutet worden, hob derselbe als ein Heiligthum auf, sowie er auch sein in Friesland gebrauchtes Schlachtschwert in seinem Schlafgemach aufgchängt hielt. Seitdem wählte Heinrich Freiberg zu seiner Residenz, wo er ein heiteres und gemächliches Leben führte und sich am 6. Juli 1512 mit Katharina, Tochter des Herzogs Magnus zu Mecklenburg, vermählte, welches Fest nebst anderen fürstlichen Personen auch sein Bruder Georg durch seine Anwesenheit verherrlichte. Geliebt und werthgehalten von seinen Unterthanen, näherte er sich ihnen gern freund- lich und besuchte häufig, von einem kleinen Mohren und einer Dogge begleitet, ihre Werkstätten und fuhr selbst in Bergmannskleidern mit seinen lieben Bergleuten an. Dabei hatte er manche unschuldige Eigen- thümlichkeit. Er liebte, im Gegensatz zur schwarzen Hoffarbe seines Bruders Georg, an seinen Hoflcuten auffallende buntgewürfelte Klei- dung, während er selbst ganz geringe Kleider trug und meist in einem Wolfspelz einherging.*) Fortwährend trug er einen Dolch und ein großes, schweres, mit Gold beschlagenes Schwert an der Seite, das er selbst im Alter, wie schwer es ihm auch wurde, nicht ablegte. Auch liebte er schöne Pferde und ergötzte sich gern an Musik und Gesang. Trotz seiner friedlichen Natur hatte Heinrich Freude an übermäßig großen Kanonen, auf deren Schilden nach von Lucas Cranach in Wittenberg entworfenen Zeichnungen allerhand Teufels gestalten rc. an- gebracht waren. Diese Kanonen, denen er auffallende Namen gab, besuchte er oft im Zeughause und wischte mit seinem Mantel jedes Stäubchen hinweg. Ging's auf die Reise, so konnte seine Ungeduld die Abfahrt nicht erwarten, und man sah ihn schon halbe Stunden lang zuvor im noch unbespannten Wagen sitzen. Auf seinen Reisen, und wenn sie noch so kurz waren, führte er stets tüchtige Speisevor- räthe bei sich. Trotz seiner geringen Einkünfte (nach Vcrtheilung jener Jahrrente kamen nur 2000 Gulden auf seine Person) führte er ein gastfreies Leben, wie er denn auch selbst die Freuden der Tafel nicht wenig liebte. Dadurch kam er freilich, zumal als seine Familie wuchs, nicht selten in Geldverlegenheit und mußte Vorschüsse erheben, wodurch er sich manche gerechte Klage vom sparsamen Georg zuzog. Jnsbc- *) Seine Hofbedienten führten übrigens später auf den Acrmeln von Seide auf Atlas gestickt die Buchstaben V. D. M. I. Ae. d. i. des Herrn Wort bleibet in Ewig- keit, welche Buchstaben auch viele Bürger Freibergs über den Eingängen ihrer Häu- ser anbringen ließen.

8. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 230

1854 - Leipzig : Hirschfeld
230 Kurfürst Friedrich August I. zu werden. Nachdem dieser Letztere Dänemark gedemüthigt und Ruß- land einstweilen gelahmt hatte, ging er nun auf seinen dritten Feind, den König von Polen, los. Trotz der außerordentlichen Tapferkeit, welche die Sachsen im Laufe des I. J 701 entwickelten, ging Liefland für Friedrich August verloren, und Karl Xii., der nun seinen Feind in Polen selbst aufsuchte, hatte sich fest vorgenommen, nicht eher die Waffen nicderzulegen, als bis er Friedrich August vom Throne gestoßen. Daher wies er alle Frietcnsvcrmittelungen (durch Holland, England re.) zurück. Der bedrängte König von Polen, wel- cher in der Eile mit schwerem Gelde ein Heer von 20,000 Mann in Sachsen hatte werben lassen, das ihm zugeführt werden sollte, zog sich, da der König von Schweden immer ernstlicher von Grodno nach War- schau zu ausbrach, nach Krakau zurück. Im Mai 1702 hielt Karl Xii., voll dem falschen und ränkevollen Cardinal-Primas und dessen Partei unterstützt, seinen Einzug in Warschau, knüpfte hier Unterhandlungen wegen Friedrich August's Entthronung und Wahl eines neuen Königs an und ging nun auf Krakau los, von wo ihm unser Kurfürst mit seinem stärkeren Heere entgegenzog. So kam es am 19. Juli 1702 zu dem Treffen bei Clissow, in welchem nach beiderseitigem schweren Verluste die Sachsen, trotz des ritterlichen Muthcs des Ge- nerals Grafen von der Sch ulen bürg, weichen mußten. Hierauf nahm Karl Xii. (Ii.aug. 1702) Krakau ein und schlug die Sachsen in der blutigen Schlacht bei Pultowsk (l.mai 1703). Nachdem auch Thorn, Posen, Elbing und Danzig in die Hände der Schweden gefallen waren, erklärte auf Karl's Xii. Forderung am 6. Febr. 1704 eine General-Eonföderation zu Warschau unter dem Vorsitze des treu- losen Radziejowski und des Kronfcldhcrrn Lub omirski den König August seines Thrones für verlustig, proclamirtc eine einstweilige Regentschaft und wollte eine neue Wahl angeordnet wissen. Vier- Tage darauf erklärte Friedrich August im Reichsrath zu Krakau sowie zu Sendomir in einer Conföderation der ihm treu gebliebenen Polen jene warschauer Beschlüsse für null und nichtig, die Gliedcr jcner Versammlung aber für Rebellen. Ja, er ließ sogar den von Karl Xii. zu seinem Nachfolger empfohlenen Prinzen Jacob So- bieski sden Sohn seines verstorbenen Vorgängers) auf einer Reise nach Breslau gefangen nehmen und auf der Plcißenburg, später auf dem Königstein, festhalten. Im März aber hätte Friedrich August fast das Schicksal dieses Prinzen thcilen müssen, indem er zu Krakau mitten unter Carncvalsfreuden vom schwedischen General R Hein sch ild (Rehnskiöld) überfallen wurde und mit genauer Noth nach Sen domir entkam. Am 14. Juli 1704 wurde der neue König von Polen ge- wählt. Karl Xii. erzwang cs, daß die Wahl aus den Woiwodcn (oder Palatin) von Posen, Stanislaus Lcsczinski, fiel, destcn Krönung am 4. Oct. 1705 erfolgte. Während nun Karl nach Galizien ging, wo er (am 7. August 1704) Lemberg eroberte, errangen die Sachsen und Polen in demselben Monate bei Posen und bci Somkos einen Sieg über die Schweden; ja Friedrich August brach im September nrit 30,000 Mann Polen

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 91

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich der Sanstmüthige. 91 welcher am Hof erzogen ward und mit Albert in demselben Bette schlief. Als sie denselben herab in den Hof brachten, führte ihn Kunz, den Mißgriff sogleich wahrnehmend, zurück, um dafür den Prinzen Albert zu holen. Inzwischen war die unglückliche Mutter Marga- retha erwacht. Die Riegel vor der Thüre behinderten sie, ihren theu- ren Kindern zu Hülfe zu kommen. Da rief sie flehentlich zu Kunz, den sie erkannt hatte, durch's Fenster herab um ihre Kinder und that ihm die größten Versprechungen; aber umsonst. Kunz, für Alles taub, eilte mit seinem Raube und seinen Räubern in die dunkle Nacht hinaus. Kunz, welcher den jüngern Prinzen Albert zu sich genommen, eilte, von seinem Knappen Schweinitz begleitet, auf dem geraden Wege nach Böhmen durch das Erzgebirge zu, während Mosen und Schönfels mit Ernst auf einem Umwege über Zwickau durch das Voigt- und Frankenland dahin gelangen sollten. Diese Theilung ge- schah, um alles Aufsehen zu vermeiden und das Gelingen des hinter- listigen Unternehmens desto eher zu sichern. Kaum war die beispiellose Unthat geschehen, so flogen Eilboten zum Kurfürsten nach Leipzig, und dieser verordnete unverzüglich, daß allenthalben Sturm geläutet würde, und ließ außerdem nach allen Richtungen hin auf fliegenden Rossen Späher aussenden. Bei der Glut der Sonne des achten Juli und dem eiligen Ritte waren Roß und Mann etwas ermüdet, auch klagte Prinz Albert in Kunzen's Geleite über brennenden Durst. Als man daher auf Neben- und Waldwegen bis in die Gegend von Elterlein und Grünhain gekommen war, ließ Kunz im dichten Walde absitzen und gestattete dem Prinzen, sich Erdbeeren zu suchen. Kunz streckte sich auf's Moos tlnd glaubte sich sicher. Doch die Vorsehung wachte. Der Prinz fand einen Köhler, Georg Schmidt, der in der Nähe seine Meiler hatte, und entdeckte sich ihm. Da ging der Köhler mit seinem Schürbaum auf den am Boden gelagerten Kunz los und versetzte ihm tüchtige Schläge, nahm ihn zuletzt, da sein Weib die übrigen Köhler hcrbeigerufen hatte, sammt seinem Knappen gefangen und fesselte dieselben mit Stricken und Baumseilen. Hierauf brachten die Köhler den Prinzen sammt den Räubern nach Grünhain zum Abte des dortigen Klosters, Liborius. Dieser entsandte den mit Speise und Trank erquickten Prinzen unter Bedeckung bewaffneter Knechte und der wackeren Köhler zu den bekümmerten Aeltern; den Räuber Kunz und seinen Knappen aber ließ er unter scharfer Wache an den kur- fürstlichen Voigt zu Zwickau abliefern. Die Köhler brachten den Prinzen wie im Triumphzuge nach Altenburg zu den hocherfreuten Aeltern, und der bescheidene Georg Schmidt bat sich, aufgefordert, keine größere Gnade aus, als in jenem Walde, wo er den theuren Prinzen gerettet, frei Kohlen brennen zu dürfen. Der Kurfürst gewährte ihm dieß gern und schenkte ihm zugleich ein Freigut zu Eckartsbach bei Zwickau sammt einer jährlichen Gctrcidercnte aus dem Amte *) *) Es war dicß an dem davon sogenannten Fnrstenberge, woselbst die Bewohner der Umgegend im I. 1822 zum Andenken an jene Begebenheit ein Denkmal errichteten.

10. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 192

1854 - Leipzig : Hirschfeld
192 Christian Ii. Gaben vorsichtiger zu Werke ging. Ueberhaupt zürnte er durchaus nicht, wenn ihm Erinnerungen zugingen, namentlich nahm er solche sehr dankbar von seinem Hofpredigcr an, wie er denn überhaupt recht- schaffene Geistliche sehr hoch schätzte. Auch wird von ihm bemerkt, daß er die Predigten fleißig und mit Andacht gehört, und, wie hinzugefügt wird, „stehend, mit offenem (unbedecktem) Haupte, gefaltenen Händen und. Vergießung vieler Thränen." Noch wird von ihm berichtet, daß er einst, als er seufzend und nachdenklich auf dem Bette gelegen, und sein Kammerjunker nach der Ursache seines Seufzens gefragt, das demüthige Selbftbekenntniß abgelegt habe: „Ich betrachte jetzt mit Weh- muth, wie ich meine Jugend zum Studiren nicht recht angewendet, und darum jetzt mit fremden Augen und Ohren sehen und hören, auch mit fremdem Munde reden muß. Solches betrübt mich jetzt herzlich!" Schließlich sei noch bemerkt, daß hauptsächlich unser Kurfürst Ehri- stian Ii. es war, welcher den Kaiser Rudolph Ii. bewog, daß er den Protestanten in Böhmen (böhmische Brüder genannt), welche neun Zehntheile der Bevölkerung des Königreichs ausmachten, in einer be- sonderen Urkunde („der Majestätsbrief" genannt), welche derselbe am 9. Juli 1609 ausstellte, vollständige Religionsfreiheit und völlig gleiche Rechte mit der katholischen Kirche zugestand. Aus Freude über dieses Ereigniß ordnete unser Kurfürst die Feier eines Dankfestes in allen Kirchen Sachsens an. Kurfürst Christian Ii. hatte das 28. Lebensjahr noch nicht vollendet, als er schon am Ziele seines Erdenlebens stand und durch einen schnellen Tod von hinnen schied. Er hatte nämlich an einem den 23. Juni 1611 veranstalteten Ringrennen Theil genommen und sich bei seiner Wohlbclcibtheit dadurch sehr erhitzt. Um sich zu erfri- schen, ließ er sich einen Trunk kalten Bieres reichen, welcher jedenfalls tödtlich für ihn wurde. Denn als er auf den Abend dieses Tages bei dem Kammerrath von Berbisdorf speisete, ward er plötzlich vom Schlage gerührt, in dessen Folge er nach drei Stunden auf dem Schlosse, wohin man ihn eiligst gebracht hatte, unter Gebet und Seufzer verschied. De^ jüngere Bruder des Kurfürsten, der am 7. Sept. 1589 gebo- rene Herzog August, welcher seine spätere Bildung auf der Universität Wittenberg erlangte, die ihm auch auf 2 Jahre die Rectorwürde über- trug, wurde Administrator des Stiftes Naumburg-Zeitz und starb als solcher, nachdem er sich mit der braunschweigischen Prinzessin Elisa- beth vermählt, bereits am 26. Dee. 1615 plötzlich zu Dresden.
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