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1. Die vorchristliche Zeit - S. 7

1877 - Leipzig : Brandstetter
selbst hervorbringt; die zweite das, welches zur Zeit der Überschwemmung aus dem Ocean nach Aegypten kommt; die dritte die Regen, welche berm Steigen des Nil in den südlichen Theilen Äthiopiens fallen. Der groß!;e Gott Cnuphis, auf einer großen Zahl von Denkmälern dargestellt, tst uuell und Richtmaß des irdischen Nil. Er hat menschliche Gestalt, fttzt auf emem Thron und ist von einer blauen Tunica umhüllt. Aus dem menschlichen Körper aber sitzt ein Widderkopf mit grünem Gesicht, und in der Hand hält er ein Gefäß, woraus er die wohlthätigen Wasser ausgretzt. Das Sinnbild der fruchtbaren Erde war die Göttin ^frs, mtt welcher sich der Gott Osiris als Nilgott vermählte. Beide Gottheiten, Osiris und Isis, sind aber zugleich die Sonne und der Mond; Ostns machte das Sonnenjahr, Isis das Mondjahr. Beide wurden auch m menschlicher Form abgebildet und dem Volke zur Verehrung aufgestellt. Selbst demtyphon, dem versengenden Winde, jetzt „Chamsin" genannt, hatte man Tempel geweihet, denn man hielt ihn für den ibater des Bö^en und suchte ihn durch Opfer zu versöhnen. Dankbarkeit und Furcht trieben auch zur Verehrung der Thiere, je nachdem sich diese den Menschen nützlich oder_ schädlich erwiesen. So wurde der storchartige Vogel Ibis verehrt, weil er die im Nivchlantm nistenden Schlangen wegfraß. Das Krokodil, diese 20 Fuß lange gefräßige Eidechse, die blitzschnell auf ihre Beute losschießt, und mit ihrem Schuppeuschwanze ein ganzes Boot umschlägt, ward aus Furcht verehrt. Der Feind des Krokodils ist der Ichneumon oder die Pharaons-Ratte; diese weiß die Krokodileier im Sande zu finden und verzehrt sie. Darum ward sie von den Aegyptern in hohen Ehren gehalten und empfing Dankopfer. Einer ausgezeichneten Verehrung genossen die K a tz e n. Sie ruheten auf kostbaren Decken und Polstern, wurden mit den leckersten Speisen gefüttert und nur mit silbernen und goldenen Gefäßen bedient. Wer eine Katze unvorsichtiger Weise tödtete, mußte ohne Barmherzigkeit sterben. Der Leichnam des heiligen Thieres ward einbauamirt, in köstliche Leinwand gewickelt und feierlich bestattet. Doch war es nicht selten, daß man in einer Stadt Thiere als heilige verehrte, die man in einer andern ohne Bedenken schlachtete. Allen Aegyptern ohne Ausnahme war aber der Ochs, Apis genannt, heilig; denn er war ihnen ein Sinnbild des Ackerbaues, und auf dem Ackerbau ruhete das ganze bürgerliche Leben. Der heilige Ochse mußte am ganzen Leibe schwarz sein und vor der Stirn einen viereckigen weißen Fleck haben; nur dann war der Gott echt. Sein Palast war in der Königsstadt Memphis; Priester bedienten ihn und reichten ihm knieend die Speisen. — War ein neuer Apis gefunden, so jubelte das ganze Volk. In feierlichem Aufzuge wurde das göttliche Thier von den Priestern zum Tempel geleitet. Krieger zogen vor ihm her, zur Seite gingen zwei Reihen schön geschmückter Knaben und sangen Loblieder. Sieben Tage dauerte das fröhliche Fest. Starb aber der Gott, so trauerte das ganze Land und zwar so lange, bis ein neuer Apis gefunden war.

2. Die vorchristliche Zeit - S. 9

1877 - Leipzig : Brandstetter
kamen treue Diener und berichteten ihm, daß am Ufer des Meeres geharnischte Männer gelandet seien, ganz mit Erz bedeckt vom Kopf bis zu den Füßen. Es waren griechische Seeräuber, die Alles in Schrecken setzten, denn noch nie hatte man in Aegypten einen geharnischten Mann gesehen. Psammetich gewann die fremden Männer zu Freunden, und mit ihrer Hülfe vertrieb er feine Mitkönige. So erfüllte sich das Orakel und Psammetich wurde Alleinherrscher. Aus Dankbarkeit bewilligte er den Griechen Wohn-plätze an der pelufifchert Nilmündung, erlaubte auch den Ausländern, in ägyptischen Häfen mit ihren Waaren einzulaufen, und so entstand ein lebhafter Handelsverkehr, besonders mit Griechenland. Auch bildete sich jetzt eine neue Kaste, die der Dolmetscher. Das bisher verschlossene Aegypten ward nun von vielen Fremden besucht, nicht bloß des Gewinnes halber, sondern um der Weisheit willen, die bei dem hochgebildeten Volke zu finden war. 9. Necho. Psammetich's Sohn Necho (Necao) folgte den Grundsätzen seines Vaters und beförderte Handel und Schifffahrt. Zu diesem Zwecke machte er den Versuch, durch einen Kanal den Nil mit dem arabischen Meerbusen zu verbinden. Er nahm auch phönicische Seefahrer in seinen Dienst und ließ von diesen ganz Afrika umsegeln. Man fuhr ans dem Rothen Meere (dem Arabischen Meerbusen) ab und steuerte nach Süden, immer der Küste entlang. Die Fahrt ging freilich nicht so schnell, als heutzutage; wenn es Herbst war, stiegen die Schiffenden an's Land und säeten Korn, bauten sich Hütten und warteten so lange, bis das Korn reif war. Dann ernteten sie und fuhren weiter. Im dritten Herbst kamen sie durch das Mittelländische Meer glücklich nach Aegypten zurück. Necho war auch kriegerisch und drang erobernd bis an den Euphrat vor; bei Circesium aber ward er von Nebukadnezar, dem König von Babylonien, geschlagen und mußte sich eiligst zurückziehen. Unter seinen Nachfolgern sank das Reich mehr und mehr und ward 525 v. Chr. eine Beute der Perser. Psammetich und Necho hatten zuerst das verschlossene „bittere" Aegypten, wie es die Fremden nannten, dem Auslande geöffnet und mit der einheimischen fremde Sitte gemischt; aber der alte ägyptische Staat war damit nicht stärker geworden, denn die Völker sind nur ftar^ wenn sie nach ihrer Weise wachsen und sich entwickeln können. ü. Die Assy rer. 1. Ninus und Semiramis. Die ungemeine Fruchtbarkeit des Landes zwischen dem Euphrat und Tigris hat viele Menschen herbeigelockt. Sie konnten aber nicht alle zusammenbleiben; denn — wie die Bibel erzählt — als sie eine große Stadt

3. Die vorchristliche Zeit - S. 30

1877 - Leipzig : Brandstetter
Dritter Abschnitt. Heroenzü ge. Der Argonautenzug. Der trojanische Krieg. Jason ober der Argonautenzug ^). Als eine Vereinigung Vieler zu einem Zuge in's Ausland ist zuerst der Zug der Argonauten merkwürdig; er fällt in die früheste Periode der griechischen Geschichte, noch 60 Jahre vor dem trojanischen Krieg. Der Hauptheld dieser Unternehmung war Jason, ein thessalischer Königssohn. In Thessalien lag die Stadt Jolkus, die von dem Großvater des Jason, der Kretheus hieß, gegründet ward. Des Kretheus Sohn, Aeson, hätte seinem Vater in der Herrschaft folgen sollen, aber Pelias, ein Anverwandter des königlichen Hauses, entriß diesem die Herrschaft, und Aeson mußte mit dem kleinen Jason auf das Land wandern, wo er in stiller Zurückgezogenheit seine Tage verlebte. Jason bearbeitete das Feld, wurde aber auch von dem Centauren Chiron in allerlei schönen Künsten unterrichtet und wuchs zu einem starken Jüngling heran. Einst wollte Pelias dem Poseidon, dem Beherrscher des Meeres, ein Opfer bringen und lud viele Gäste dazu ein. Jason, der so eben seinen Erzieher verlassen hatte und in seine Heimath zurück wanderte, hörte von dem Feste in Jolkus und wollte es auch sehen. Als er an den Bach Anauros kam, war dieser durch Regengüsse sehr angeschwollen. Am Ufer weilte ein kleines schwaches Mütterchen, das auch gern hinüber wollte, nun aber unschlüssig am Ufer wartete. Jason hatte Mitleid mit der Frau, nahm sie auf seine starken Arme und trug sie wohlbehalten über das Wasser. Am andern Ufer bemerkte er zu seinem Schrecken, daß er einen Schuh habe im Schlamme stecken lassen, und mit dem andern Schuh allein auf das Fest zu gehen, schien doch nicht rathsam. Schon *) Nach L. Stacke „Erzählungen aus der griechischen Geschichte."

4. Die vorchristliche Zeit - S. 14

1877 - Leipzig : Brandstetter
14 nach hier Städte und machten sich einen großen Theil der Insel unter» than. Endlich schifften sie noch weiter gegen Westen bis zu den Säulen des Herkules (der Meerenge von Gibraltar), die von den Alten als das Ende der Welt betrachtet wurden. Sie landeten an der europäischen Seite in Spanien und fanden hier anfangs eine solche Menge von Silber, daß sie alle ihre Geräthe von Holz, Stein und Kupfer dort ließen und silberne dafür zurückbrachten. Selbst die Anker sollen sie sich von Silber gegossen haben. Ihre berühmteste Kolonie in Spanien war Tartessis (die Stadt hieß Tarteffus). Doch fand auch hier die Gewinnsucht der kühnen Kaufleute kein Ziel; sie schifften noch über das vermeinte Ende der Welt hinaus und kamen nach den britischen Inseln, wo sie ein neues Metall, das Zinn, fanden, weshalb sie auch das Land die Zinninseln nannten. Als sie mit Glück ihre Fahrt dahin öfters wiederholt hatten, gingen sie bis an das Nord-ufer Deutschlands, und fanden hier an der preußischen Küste den glänzenden Bernstein, von den Griechen Elektron genannt. Als sie diesen wunderbaren durchsichtigen Körper in die Länder des Mittelmeeres brachten, betrachtete man ihn als das kostbarste Kleinod und schätzte ihn höher als Gold. Wie man jetzt goldene Ringe mit Edelsteinen besetzt, schmückte man sie damals mit Bernstein. Aus allen Gegenden der bekannten Erde führten nun die Phönicier jedem Volke das zu, was es sich vorzüglich wünschte, und durch mancherlei Kunstgriffe wußten sie sich im Besitz des gewinnreichen Handels zu erhalten. So erzählten sie, wenn man über die Säulen des Herkules hinauskomme, würde das Meer so dick wie Gallerte und man müßte sich durch feuerspeiende Seeungeheuer hindurchschlagen. Versuchte dennoch ein fremdes Schiff, ihnen zu folgen, um ihre heimlichen Wege kennen zu lernen, so führten sie dasselbe absichtlich in die Irre, bis es auf eine Sandbank gerieth oder an Klippen zerschellte. Doch nicht bloß zu Wasser, auch zu Lande trieben die Phönicier durch Karawanen Handel nach Norden, Osten und Süden. Sie holten aus dem innern Lande nordwärts von Phönicien, nämlich aus Armenien, Eisen und Stahl; Pferde und Sklaven; von Osten aus Babylonien und Persien Leinwand, vielleicht auch Seide; aus den südlicher gelegenen Ländern^Gewürze und Specereien. Sie folgten da dem Gestade des Arabischen Meerbusens, und fanden an der Küste der großen Halbinsel Arabien jene Harze und wohlriechenden Kräuter, welche alle Völker zu ihren Opfern verbrannten. Auch entdeckten sie bort einen Ueber flu ß an Gold und die Zähne des Elephanten, aus welchen man das Elfenbein schnitt. Als es erst fund ward, daß Kaufleute in Arabien landeten, kamen die entferntesten Völker und brachten ihre Waaren zum Austausch. So führten östliche Völker über den Persischen Meerbusen die Früchte Indiens den Phöniciern zu, ohne daß diese je Indien kennen lernten. Besonders werthvoll waren ihnen die Pfauen und Affen und der Zimmet von der Insel Ceylon; die Phönicier glaubten, alle diese Erzeugnisse kämen aus beut Innern von Arabien,

5. Die vorchristliche Zeit - S. 78

1877 - Leipzig : Brandstetter
78 an. Die Riesenstadt mit ihren gewaltigen Mauern konnte durch Gewalt nicht genommen werden; Cyrus eroberte sie durch List. In einer finstern Nacht, als ein großes Fest in Babylon gefeiert wurde, ließ er das Wasser des Euphrat in ein anderes schon vorhandenes Bett ableiten. Da wurde der Fluß, welcher die Stadt durchzog, seichter und die Krieger drangen, bis an den Gürtel im Wasser watend, mit dem Strome unter den Mauern hindurch in die Stadt und überrumpelten die Einwohner bei ihrem schwelgerischen Feste. So wurde Cyrus in einer Nacht Herr der Stadt und des großen babylonischen Reiches. Hiermit war er aber noch nicht zufrieden. Hinter dem kaspischen Meer wohnte das arme, aber kräftige Volk der Massageten. Auch dieses sollte unterworfen werden. Die Königin des Landes, mit Namen Tomyris, bot ihm die Hand zum Vertrage an, aber der kühne Eroberer wollte nichts von Verträgen wissen. Siegend drang er in's Land hinein, schlug die Massageten und nahm selbst den Sohn der Tomyris gefangen. Da rief die bedrängte Königin in Verzweiflung ihr ganzes Volk zum Kampfe auf. Nun wurde Cyrus geschlagen und fiel selbst im Treffen. Die zornige Königin ließ seinem Leichnam den Kopf abschlagen und diesen in ein Gefäß voll Blut tauchen mit den Worten: „Nun trinke dich satt, Barbar!" Nach einer anderen Erzählung soll aber Cyrus daheim in Frieden gestorben sein und noch lange zeigte man zu Pasargadä sein von Magiern bewachtes Grab. Ii. Kambys es. Dem Cyrus folgte Kambyses und dieser schien mit dem Thron auch den kriegerischen Sinn des Vaters geerbt zu haben. Wie dieser Asien erobert hatte, so wollte er Afrika unter seine Herrschaft bringen. Aegypten sollte zuerst unterjocht werden und mit einem großen Heere brach er dahin auf. Er kam glücklich durch die arabische Sandwüste, welche der nördlichen Seite von Aegypten zur Vormauer dient. Bei der Stadt Pelusium traf er auf das feindliche Heer. An der Spitze desselben stand der König von Aegypten, mit Namen Psammenit. Dieser wurde geschlagen und floh mit den Trümmern seines Heeres in die feste Stadt Memphis. Auf eine ganz sonderbare Art soll Kambyses diesen Sieg erlangt haben. Seine vordere Schlachtreihe war mit Katzen bewaffnet, welche bei der Ankunft der Aegypter in die Höhe gehoben wurden. Die bestürzten Aegypter wagten nicht, ihre Pfeile abzuschießen, aus Furcht, die heiligen Thiere zu treffen. Kambyses sandte alsbald ein Schiff den Nil hinaus und ließ durch Herolde die Stadt Memphis zur Uebergabe auffordern. In der ersten Wuth hieben die Aegypter das Schiff sammt der Mannschaft in Stücke. \

6. Die vorchristliche Zeit - S. 63

1877 - Leipzig : Brandstetter
63 Sturm gedauert, da beruhigten sich die Winde und Odysseus nahete sich den Gestaden der Insel Scheria. Die Ufer aber waren voller Klippen und seine Gebeine wären zerschellt worden, wenn Odysseus nicht schnell einen Felsen umfaßt hätte, bis die Woge vorbei war. Doch die zurückkehrende Welle zog ihn wieder rn’s Meer zurück und er wäre verloren gewesen, wenn sein Auge nicht die Mündung eines Stromes entdeckt hätte, der sich ganz in seiner Nähe in's Meer ergoß. Dahin schwamm er mit der letzten Kraft und dort gelang ihm endlich die Landung. Nun warf er den Schleier der Göttin in's Meer zurück, mit seinen ermatteten Händen häufte er sich im Gebüsch ein Lager von Moos und Blättern auf und sank ohnmächtig darauf nieder. Doch kam bald der wohlthätige Gott des Schlafes und stärkte die Glieder des Helden mit frischer Kraft. 7. Die Insel Scheria ward von dem Handels- und lebenslustigen Volke der Phäaken bewohnt, über welche zwölf Könige herrschten; der oberste König war aber der Held Alcinous. Der hatte eine Tochter, mit Namen Nausikaa, welche eine fleißige Jungfrau war. Sie wollte am Morgen die Gewänder und Leibröcke ihrer Brüder waschen und ließ die Maulthiere vor den Wagen spannen, setzte sich mit ihren Gespielinnen hinein und fuhr nach dem Flusse, an dessen Ufer sich Odysseus verborgen hatte. Die Mädchen legten die Wäsche in viereckige, mit Wasser gefüllte Löcher, stampften sie darin und breiteten sie dann auf dem weißen Sande aus. Hierauf erfrischten sie sich durch ein Bad und salbten sich mit glänzendem Oel; dann begannen sie ein Ballspiel. Schon wollten sie wieder nach Hause zurückkehren, da warf noch einmal Nausikaa den Ball einer ihrer Freundinnen zu, aber diese fing ihn nicht und der Ball fiel in's Wasser. Da erhoben die Mädchen ein großes Geschrei, das den schlafenden Odysseus erweckte. Jetzt trat er nackt, von Schlamm, Meergras und Blättern verunstaltet, hervor. Die Mädchen flohen bei dem Anblick der seltsamen Gestalt entsetzt von dannen, doch der Nausikaa flößte Athene Muth in die Seele, daß sie es wagte, die flehende Anrede des Fremdlings zu hören. Dieser schilderte in mitleiderregenden Worten sein trauriges Schicksal und bat flehentlich um ein Stück Zeug zur Bekleidung. Die gerührte Nausikaa sprach ihren Freundinnen Muth ein und ließ dem Odysseus Leibrock und Mantel nebst Salböl in goldener Flasche reichen. Hocherfreut stieg nun der Held, während die Mädchen sich entfernten, in den Strom, um sich zu baden, und als er sich gereinigt hatte von dem Schlamme des Meeres, salbte er feinen Körper und legte die köstlichen Gewänder an. Seine Schutzgöttin erhöhete die Größe und die Fülle feiner Gestalt und ließ fein Haar in Locken von feinem Scheitel wallen. So stand er, vorher noch der unansehnliche Fremdling, in jugendlicher Kraft und Schönheit vor den erstaunten Mädchen, deren Blicke voll Verwunderung auf dem herrlichen Manne

7. Das Mittelalter - S. 20

1877 - Leipzig : Brandstetter
20 der sich gerade in der Gegend aufhielt, weil er Befehlshaber der in dem Meerbusen liegenden Flotte war, wollte das merkwürdige Phänomen in der Nähe schauen. Er befahl den Schiffern, ihn nach der andern Seite des Meerbusens nach dem Vesuv hin zu fahren, so sehr auch die erschrockenen Menschen ihn davon abmahnten. Eine Menge Fahrzeuge mit Flüchtlingen begegneten ihm, die alle über den kühnen Mann staunten, der so ruhig der Gefahr entgegeneilte. Schon fiel die Asche häufig aus der Luft herab und wurde, je näher das Schiff kam, desto dichter und glühender; ein dummes Rollen ward gehört; heiße Steine flogen umher und schlugen rechts und links in das Wasser. Einen Augenblick schwankte Plimus, ob er doch nicht lieber umkehren sollte; dann rief er aber: „Mit den Muthigen ist das Glück!" Er befahl, gerade nach dem nahen Ufer zu steuern. Dort lag eine Stadt, worin er einen lieben Freund hatte; bei dem wollte er die Nacht zubringen. Aber er fand schon das ganze Haus in Verwirrung; die Fahrzeuge waren bereits bepackt, um eilig an Bord gehen zu können, sobald der Wind sich drehete und die Rauch - und Aschensäule nach der Stadt zu getrieben würde. Plinius sprach den guten Leuten Muth ein, ließ sich, um sie recht sicher zu machen, ein Bad geben, aß mit Appetit und machte allerhand Scherz. Indessen schlugen aus mehreren Stellen des Berges Feuerströme heraus; Flammen durchzuckten die Finsterniß. Alle blieben wach; doch Plinius legte sich ruhig zu Bette. Nach einigen Stunden aber mußte man ihn wecken, denn die Asche und die Steine fielen so dicht, daß man fürchtete, die Hausthür möchte versperrt werden. Die Erde begann immer heftiger zu schwanken, jeden Augenblick besorgte man den Einsturz des Hauses; und doch auch wagte man sich nicht aus demselben heraus, weil die glühenden Bimssteine dicht wie Hagel fielen. Endlich wurde der Ausbruch beschlossen. Jeder band sich ein Kopfkissen auf den Kopf, um die Steine abzuwehren, und nun ging die Wanderung durch die stockfinstere Nacht, die Sklaven mit Fackeln voraus. Als der starkbeleibte Mann, auf die Schultern zweier Sklaven gestützt, so forteilte, erhitzte er sich durch die Anstrengung, und stürzte plötzlich, vom Schlage getroffen, todt zu Boden. Die Üebrigen aber eilten weiter, um sich der drohenden Gefahr zu entziehen, und erst einige Tage später konnte man den Leichnam des Plinius aufsuchen, um ihn zu bestatten. Der Neffe des Alten, der jüngere Plinius, war indessen in der Stadt, in welcher der Oheim wohnte, mit seiner Mutter zurückgeblieben. Hier war er Zeuge der schrecklichen Naturerscheinung, und wir haben noch zwei Briefe übrig, worin er dieselbe beschreibt. Auch an diesem auf der andern Seite des Meerbusens liegenden Orte wurde stündlich das Erdbeben ärger; das Hausgeräth bewegte sich und die Häuser schwankten. Der Sohn flieht mitten in der Schreckensnacht mit seiner alten Mutter an das Gestade des Meeres, um dort den Tag abzuwarten. Dort hörten sie den Einsturz vieler Häuser, das Meer schlägt schäumende Wellen und wirft die Seethiere und Muscheln weü aufs Land. Es ist Morgen geworden, aber die Sonne kann nicht durch den Aschenregen dringen, und es bleibt

8. Das Mittelalter - S. 270

1877 - Leipzig : Brandstetter
270 Turniere und versagte denen, welche darin gefallen waren, ein christliches Begräbniß. Auf ihren Burgen lebten übrigens die Ritter wie kleine Könige, in Reichthum, Pracht und heiterem Lebensgenüsse. Ein Fest drängte das andere. Beim Becherklang ergötzten sie sich an den Erzählungen ihrer Großthaten. Andere, welche kein Eigenthum besaßen, zogen mit ihren Knappen zu Roß von Land zu Land, schmausten bei andern Rittern und gingen, wie einst die griechischen Helden Herkules, Jason, Theseus, auf Abenteuer aus. Diese nannte man „fahrende Ritter". Bald kamen wunderbare Erzählungen au£ von Abenteuern und Heldenthaten, welche diese Ritter vollbracht haben sollten. Der eine hatte gegen Zauberer, der andere gegen fürchterliche Riesen, der dritte sogar gegen feuerspeiende Drachen gekämpft. Manche Ritter vergaßen aber die Würde ihres Standes so sehr, daß sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plünderung lebten. Da hingen an Bergen und Felsen hundert und hundert trotzige Burgen, die wie eine große Sklavenkette sich durch das ganze Land zogen. Aus ihren Raubnestern machten die Ritter mit ihren Reisigen Ausfälle, überfielen den armen, wehrlosen Wanderer, den Bauer und den Städter, warfen die Knechte der Kaufleute nieder und führten den Raub frohlockend mit sich aus ihre Burg. Auch an den Felsenufern der Flüsse erhoben sich drohend ihre Schlösser und Burgen und die vorüberfahrenden Schiffe mußtet: harten Zoll erlegen. In den häufigen Fehden der Ritter untereinander wurden nicht selten die blühendsten Saatfelder von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Die Kaiser waren schwach und vermochten selten dem Uebermuthe der Adeligen mit kräftigem Arme zu steuern. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechts, wo derjenige Recht behielt, der die Gewalt besaß.

9. Das Mittelalter - S. 107

1877 - Leipzig : Brandstetter
107 Einst vielleicht völlig vom Meere bedeckt, wurde sein Boden wahrscheinlich ‘ nur allmälig von den überfluthenden Gewässern angeschwemmt. Ueberall, selbst auf den Höhen und oft tief unter der Oberfläche, finden sich Versteinerungen von Schalthieren und andere Erzeugnisse des Meeres. Die Erdoberfläche selbst deutet darauf hin. daß hier einst das Meer ftuthcte; denn es gebricht dem Lande gänzlich an bedeutenden Höhen und Thalgründen, während es mit einer Menge Seen bedeckt ist, deren Zahl sich einst aus 2000 belaufen haben soll. Eigenthümlich sind dem Lande die beiden Haffe, das Frische und das Kurische; sie bilden große Wasserbecken an der Küste von 10 bis 14 Meilen Länge und 3 bis 7 in der Breite und sind von der Ostsee durch sandige Landzungen, Nehrungen genannt, getrennt. Es war im Jahre 995, als sich der heilige Adalbert, Bischof von Prag, mit zwei Freunden und 30 Bewaffneten zu Krakau einschiffte, um, die Weichsel hinabfahrend, in das Land der heidnischen Preußen zu gelangen und dort das Christenthum zu verkündigen. Er kam in die Gegend von Danzig. Kaum war er gelandet, so strömte das Volk herbei, um das Begehren der sonderbaren Fremdlinge zu erfahren. Von der begeisterten Rede des Apostels ergriffen, stiegen Viele hinab in die Weichsel, um die Taufe zu empfangen und dadurch aller der Wohlthaten theilhaftig zu werden, von denen der Bischof gesprochen hatte. Nach diesem glücklichen Anfange bestieg er wieder das Schiff, um, wie er sich ursprünglich vorgenommen hatte, das unbekannte östliche Preußen, das Bernsteinland, zu besuchen. Er kam ins Frische Haff und daselbst an eine kleine Insel, an der Küste von Samland gelegen. Hier landete er mit seinen beiden Freunden. Die Bewaffneten hatte er zurückgelassen, um nicht durch ihren Anblick die Bewohner zu reizen, sondern ihnen vielmehr auch äußerlich als ein Bote des Friedens zu erscheinen. Die Insulaner aber, ahnend, daß es sich darum handle, ihnen ihre Götter und damit auch ihre Freiheit zu rauben, strömten tobend herbei, um die Fremdlinge zu vertreiben. Der heilige Adalbert fing nun an, mit lauter Stimme einen Psalm zu singen, hoffend, er werde durch die Klänge des heiligen Liedes die Gemüther der Aufgebrachten zu besänftigen vermögen. Umsonst. Schreiend drangen sie auf ihn ein. Ein Ruderschlag auf die Schulter streckte ihn zu Boden. Gott lobend, daß er würdig gewesen war, um seines Namens willen Schmach zu leiden, erhob er sich wieder, begab sich wieder in's Fahrzeug und schiffte nach Samland hinüber. Es war ein Sonntag, als er die Küste des Landes betrat. Gegen Abend kam er in ein Dorf, wo er von dem Herrn desselben freundlich ausgenommen wurde. Ehe es indeß völlig dunkel geworden war, eilten die Leute herbei, umgaben das Haus und verlangten zu wissen, warum die Fremdlinge gekommen seien? Adalbert geht hinaus, um es ihnen zu sagen. Kaum aber haben sie den Sinn seiner Rede vernommen, so erheben sie ein wüthendes Geschrei, schwingen ihre Keulen und drohen, ihn zu tödten, wenn er am Morgen nicht das Dorf verlassen hätte.

10. Die neue Zeit - S. 13

1877 - Leipzig : Brandstetter
13 Prinz, hatte nämlich den christlichen Spaniern gegen die Araber geholfen. Zum Dank erhielt er von dem kastilischen Könige Alphons Vi. das zwischen dem Minho und Duero gelegene Land als eigene Grafschaft, vom Hafen Cale (porto oals) Portugal genannt, welche durch Eroberungen sich allmälig bis zur Mündung des Guadiana erweiterte. Die Nachfolger jenes Henri nannten sich Könige, und diese fochten tapfer wider die Mauren; ja, nachdem sie dieselben von der Halbinsel vertrieben hatten, suchten sie sogar ihre Erbfeinde in Afrika auf. König Johann (1411 —1433) setzte über die Meerenge von Gibraltar, und es gelang ihm, das feste Ceuta an der afrikanischen Küste einzunehmen. Von diesem Hafen aus begannen nun große Entdeckungen. Der dritte Sohn des Königs Johann, Jnfmit H einrich, widmete nämlich alle seine Mußezeit den Wissenschaften, besonders aber der Erd-und Himmelskunde. In seiner Lernbegier verließ er den Hof und wählte seine Wohnung im südlichsten Theile von Portugal, in Lagos, nahe bei dem Kap St. Vineent. Hier war er der afrikanischen Küste möglichst nahe und konnte mancherlei Nachrichten von den gegenseitigen Bewohnern einsammeln. Allgemein ging zu jener Zeit das Bestreben, einen Seeweg nach Indien zu finden, nach jenem durch seine Fruchtbarkeit und Reichthümer hochgelobten Lande. Der Jnfant Heinrich hing immer dem Gedanken nach, ob es nicht möglich sein sollte, um Afrika herum nach dem südwestlichen Asien zu kommen, denn irgendwo müsse doch der Erdtheil ein Ende haben. Auch war ja aus alter Zeit eine Sage überliefert, daß Afrika bereits einmal umschifft sei (vgl. Theil I. S. 9). Aber man fürchtete die Hitze unter dem Aequator, und hielt sie dort für so groß, daß Alles verbrennen müßte, was die Linie passirte. Man erzählte sich Geschichten von wilden, grimmigen Thieren, welche die Schiffe anfielen, von Feuerströmen und schlammigem Wasser, das sich bis zur Gallerte verdickte, und worin die Schiffe stecken blieben. Solche Fabeln schreckten von allen Versuchen ab. Dazu kam, daß man immer noch an der Küste hinschlich, und obwohl seit 1300 der Kompaß erfunden war, sich nicht gern auf das hohe Meer wagte. Sorgfältig forschte Heinrich, was er von Seefahrern und Kaufleuten über die Westküste Afrika s erfunden konnte. Die gesammelten Nachrichten gaben ihm Muth, auf eigene Kosten Fahrzeuge zu rüsten und abzuschicken. Allein die ersten Steuermänner hatten die Köpfe noch zu sehr voll von jenen schrecklichen Fabeln; sie fürchteten sich, als sie in das weite Meer hinauskamen, und kehrten unverrichteter Sache wieder um. Heinrich ward darob sehr erzürnt; endlich fand er zwei tapfere Ritter, die gaben ihm ihr Wort, nicht eher umkehren zu wollen, als bis sie etwas Ordentliches gefunden hätten. Sie fuhren und fuhren, da brach ein Ungewitter und Sturm los und schleuderte ihr Schiff auf die kleine Insel Porto Santo. Heinrich ließ dort eine Kolonie anlegen, den Boden mit Korn, Gemüse und Wein bepflanzen, auch verschiedene Thiere aussetzen, die sich unter dem schönen, warnten Himmel sehr vermehrten. Ein einziges trächtiges
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