Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 164

1854 - Leipzig : Engelmann
164 Das siebenzehnte Jahrhundert. Minderung des Kronguts waren bei Christina's Abdankung die königlichen Ein- künfte so zusammengeschmolzen, daß ohne eine übermäßige Belastung des gedrück- ten Bauernstandes die Regierungsausgaben nicht bestritten werden konnten. Der Adel mußte sich daher in die Nothwendigftit fügen, die seit Gustav Adolfs Tod durch Kauf, List oder Schenkung erworbenen Krongüter theils mit, theils ohne Entschädigung wieder herauszugeben. Die Herausgabe war aber sehr unvollstän- dig, daher unter der folgenden Regierung eine gänzliche Reduction aller Kron- güter erzwungen ward. a) Po lenkri eg. Um der beschränkten Königsmacht wenigstens äußern Glanz zu verleihen suchte der neue König Karl (X.) Gustav von Pfalz-Zweibrücken (Kleebürg) den schwedischen Kriegsruhm zu erneuern. Zu dem Ende gab er den Einflüsterungen eines verrätherischen polnischen Vicekanzlers Gehör und überzog das von äußern Feinden be- drohte und von innern Factionen zerrissene Polen mit Krieg. Die Weigerung Johann Casimirs von Polen, den neuen Schwedenkönig anzuerkennen und die von seinem Vater Siegmund (§. 510.) ererbten Ansprüche auf den schwedischen Thron aufzugeben, mußte als schwacher Grund zum Krieg dienen. W la d i s lav Iv. und sein Bruder und Nachfolgeri o h a nn Casimir, die Wl!d?s- Söhne des schwedischen S i e g m u n d, führten einen blutigen Kampfwider die als ge- laviv. wandtereiter ausgezeichneten Kosaken, die an den Küsten des schwarzen Meers Johann' ein kühnes Freibeuterleben führten, dem Namen nach der polnischen Schutzherrlich- .^Castmir feit unterworfen, in der That aber unter selbstgewählten Häuptlingen (Hetmans) einer wilden Ungebundenheit folgend. Da beschloß der polnische Reichstag, den Kosaken das Wahlrecht ihres Hetmán zu entreißen und das Land durch polnische Statthalter verwalten zu lassen. Der Druck der fremden Beamten, verbunden mit Religionszwang, brachte aber das wilde, streitbare Volk bald zur Em- pörung. Unterstützt von den Tartaren und Russen erkämpften sie sich Unab- hängigkeit von Polen und begaben sich dann unter die Schutzherrlichkeit des Zaar's von Moskau. Als Bekenner der griechischen Religion standen sie ohnedieß den Russen näher als den römisch-katholischen Polen. Umsonst kehrte (Kosakcn- der polnische Adel sein Schwert gegen die früher oft überwundenen Feinde; die 1647-54.Russen und ihre neuen Bundesgenossen behielten den Sieg über Wladislav, der noch vor Beendigung des Krieges kummervoll ins Grab sank; sie eroberten Smo- lensk und Kiew und bedrohten Polen im Osten zu derselben Zeit als der Schwedenkönig mit seinen abgehärteten Truppen und seinen im dreißigjährigen Kriege gebildeten Feldherren siegreich von Norden und Westen vorrückte. Die verrätherischen Statthalter (Starosten) von Posen und Kalisch übergaben die ihnen anvertrauten Provinzen dem schwedischen General Wittenberg. Karl Gustav selbst, kampflustig und ruhmbegierig, nahm Warschau und Krakau ein, nöthigte den König Johann Casimir zur Flucht nach Schlesien, eroberte Masovien und andere Landschaften und konnte sich, als auch das von den Russen bedrängte Litthauen sich den Schweden unterwarf, als Herrn von Polen ansehen. Um das Erworbene sicherer zu behaupten, schloß er mit dem großen Kurfürsten Friedrich

2. Bd. 2 - S. 244

1854 - Leipzig : Engelmann
244 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. schein, als sollten die polnische und russische Krone auf Einem Haupte vereinigt werden, als ein Theil der russischen Großen den polnischen Prinzen Wla d is lav Wasa als Zaar ausrief — aber der Uebermuth der in Moskau gebietenden Po- len und die Verschiedenheit der Sitten und Religion vereitelten den Plan. „Ver- schwörungen, Verrathereien und Ermordungen füllten Moskau mit Mißtrauen und Blut." Müde der Verwirrung ermannten sich endlich die russischen Großen, trieben die Polen aus dem Kreml und vereinigten sich zur Wahl des 17jährigen Mi ch a el Rom a n o w, der ein Sohn des geachteten Erzbischofs und mütter- licher Seits ein Abkömmling des altenzaarenhauses war. Ein aus Adel, Kle- rus und Städteabgeordneten gebildeter Reichstag entwarf ein Staats- grundgesetz, wornach Michael für sich und alle seine Nachkommen unum- riow'sches schränkte Zaarengewalt erhielt. Mit ihm beginnt das Romanow'sche Haus Regentenhaus, dem Rußland seine Größe und Ausbildung zur europai- i6i schen Großmacht verdankt. Michaels Mäßigung und F r i e d l i e b e war sehr geeignet die innern Wunden zu heilen. Er ordnete die Grenzen durch Frie- densschlüsse mit Polen und Schweden, und mußte auch manche Eroberung diesen mächtigen Nachbarn überlassen bleiben — die Russen nahmen spater Alles mit 1645°-76. Wucher zurück. Schon Michaels Sohn Alex ei Romanow erwarb durch den großen Polenkrieg (§. 587.) Smolensk, Severien und andere Orte und brachte die streitbaren, wohlberittenen Kosaken zur Anerkennung der russischen Oberhoheit. Doch mußte er ihnen die freie Wahl ihres Hetmans und die mili- tärisch-demokratische Verfassung bestätigen. Zugleich eröffnete Al ex ei Handels- wege nach Persien und China über Sibirien und die Wolga herauf, hob die innere Betriebsamkeit und begünstigte europäische Cultur. Sein ältester Sohn 1676-82 Teodor that einen großen Schritt zur kaiserlichen Allgewalt durch Vernichtung der Geschl e ch ts register (Rosrad), auf denen die Ansprüche der Adels- 1682. familien beruhten. Nach seinem Tod änderten die Strelitzen durch einen Aufstand die von Feodor getroffene Thronfolgeordnung; als aber Peter, Alexei's jüngster Sohn, das 17. Lebensjahr erreicht hatte, riß er sein Recht wie- 1689. der an sich und führte dann mit starker Hand diealleinherrschaft. Seine ehr- geizige Schivester Sophie, die ihn zu verdrängen gedachte, endete ihre Tage im Kloster. ^Große° §♦ 642. Peter der Große. „Der junge Zaar Peter war ein außer- "i725~ ordentlicher Mensch, von einer Schnellkraft, die nie gelähmt werden zu können schien, und von einem Wahrheitssinn, den kein religiöses oder politisches Vorur- theil tauschen konnte. Sein Ehrgeiz, so gränzenlos er war, verleitete ihn nie zur Eitelkeit, seine Wißbegierde nie zur bloßen Neugier, sein großer Monarchie-Plan nie zur kahlen Habsucht des Eroberers, und so rastlos thätig er war, so standhaft war er auch in allen seinen Entwürfen." Als Mittel der Cultur dienten ihm Rei- sen, vertrauter Umgang mit Menschen aller Art und eigene Versuche. Durch den Hauptmann Le fort aus Genf erfuhr der Zaar zuerst, wie die Länder des civi- lisirten Europa aussähen; dies erzeugte in seinem empfänglichen Gemüthe Liebe zur Ordnung und Cultur und Haß gegen Barbarei. Von dem an ging sein gan- zes Streben dahin, das russische Reich aus einem asiatischen, wie es bisher ge- wesen, in einen europäischen Staat umzuwandeln. Zu dem Zweck beförderte er die E i n w a n d e ru n g ausländischer H a n d w e r ke r, Seeleute und O f- fizierenach Rußland, unbekümmert um den Fr em d en h aß seiner Lands- i697‘ leute; dann unternahm er im Gefolge einer Gesandtschaft, an deren Spitze Lefort stand, seine erste Reise über Norddeutschland nach Holland und England, um den Schiffbau zu erlernen. Und damit er dieses Ziel sicherer erreichte, trat er in

3. Bd. 2 - S. 245

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 245 Saardam (Zaandam) unweit Amsterdam bei einem Zimmermann in Arbeit und verkehrte in England hauptsächlich mit den Schiffleuten auf den Werften. Die Werkstätten der Künstler und Handwerker, die Mühlen, Dämme, Maschinen und dergl. feffelten die Wißbegierde des jungen Regenten. In England wurde er so von Bewunderung für die Seemacht hingerissen, daß er ausrief: wäre ich nicht Zaar von Rußland, so möchte ich englischer Admiral sein! Als er das Land ver- ließ, um sich über Wien nach Venedig zu begeben, schickte er eine große Anzahl Seeleute, Wundärzte und Künstler in seine Heimath. Kaum aber war Peter nach Wien gelangt, so nöthigte ihn ein von den gegen die Neuerung und die Fremdlinge erbitterten Großen erregter Aufstand der Strelitzen zur schleu- ^98. nigen Rückkehr. Die Empörung wurde unterdrückt und die Schuldigen mit furcht- barer Härte gezüchtigt. Das Hängen, Rädern, Enthaupten dauerte mehrere Wo- chen lang; der Zaar legte selbst Hand an. Denn trotz seines Strebens, der euro- päischen Cultur in seinen Staaten Eingang zu verschaffen und trotz seiner euro- päischen Tracht, die er auch seinen Unterthanen gebot, blieb Peter doch in Sitten, Denkungsart und Herrscherweise ein Barbar, dem Branntweintrinken ergeben, roh in seinen Begierden und wüthend im Zorn. Dkeser Aufstand beför- derte seinen Plan, das russische Kriegswesen allmählich durch das europäische zu verdrängen. Er errichtete zwei Garden, schuf aus dem Adel eine Cavalerie und bildete aus den Rekruten, die ihm die Geistlichen und Edelleute liefern mußten, eine Infanterie. Fremde in russische Dienste getretene Offiziere übten die Truppen nach europäischer Weise ein und vervollkommneten seine Artillerie. So kam es, daß er bereits in dem oben erwähnten Türkenkrieg festen Fuß am Aso w sch en Meer fassen konnte, indem er durch den Earlowitzer Frieden (tz. 620.) 1699. der Pforte die mit Hülfe brandenburgischer, östreichischer und holländischer Heer- führer eroberte Stadt Asow abtrotzte und dann Taganrog anlegen ließ. Wie erstaunten die Türken, als plötzlich eine russische Fregatte in den Hafen von Con- stantinopel einlief! Der Schwedenkrieg öffnete den Russen bald auch die O stsee. §. 643. Polen. Als der kriegskundige König Johann Sobieski (§. 620.) nach vergeblichen Mühen, das polnische Staatswesen zu ordnen und den Trotz des Adels zu bändigen, von häuslichen Leiden niedergebeugt kummervoll ins Grab gestiegen war, erhob sich ein neuer Wahlkampf zwischen den Anhängern 16!,ß- eines französischen Thronbewerbers und der Partei des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen. Der letztere trug den Sieg davon, weil die durch den Verkauf deutscher Aemter und Städte erlangten Geldmittel des sächsischen Be- werbers weiter reichten. Friedrich August, ein durch seine Körperstärke, wie2g , durch seine Galanterie und Prachtliebe bekannter Fürst, wurde zum König von' roo?. Polen ausgerufen, nachdem er vorher zum Jubel des römischen Hofes in den Schooß der katholischen Kirche übergetreten und den machtlosen Thron durch Verzichtung auf seine große protestantische Stellung in Deutschland und auf die Liebe und das Vertrauen eines treuen Volkes erkauft hatte. Der polnische Adel, der allein Staatsbürgerrechte besaß, indeß der Bauer in harter Leibeigenschaft schmachtete und der Bür^erstand sich nicht aus seiner untergeord- neten Stellung emporzuarbeiten vermochte, benutzte jeden Wahlkampf zur Erwei- terung seiner Corporationsrechte und zur Minderung der Königsgewalt durch be- schränkende Capitulalionen (pacta convente,), bis der Staat die Form einer demokratischen Adelsrepublik erhielt, in welcher das gewählte Oberhaupt nicht viel mehr als der Vollstrecker der Reichstagsbeschlüsse war. Parteileidenschaften, Conföderationen, stürmische Berathungen, die den polnischen Reichstag sprich-

4. Bd. 2 - S. 210

1854 - Leipzig : Engelmann
210 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. Seitdem hörte Ungarn auf ein Wahlreich zu sein und die königliche Würde wurde dem Habsburger Mannstamm erblich zuerkannt. Die übrigen Rechte ver- blieben der Nation und mußten bei jedem Thronwechsel vom Herrscher beschworen werden. Aber die Klagen der Protestanten über die Bekehrungslist der Jesuiten fanden kein Gehör. „Die evangelische Kirche wurde durch ein unblutiges Martyrerthum über die Halste vermindert." Tököli flüchtete sich zu den Tür- ken, wo ec lange in Ketten gehalten wurde. Die Osmanen, von den Venetianern in Morea und in dem alten Hellas glücklich bekriegt und von den Oestreichern aus Ungarn und Sie- benbürgen getrieben, stürzten ihren Sultan vom Thron und erhoben einen andern; aber Karl von Lothringen, Prinz Eugen und Ludwig von Baden hielten den Sieg bei Oestreichs Fahnen fest. Erst als der Großvezier Kbprili die Leitung des Kriegs übernahm, schwankte eine Zeitlang das 1688. Glück; das mit den größten Anstrengungen eroberte Belgrad kam wieder an die Türken. Allein Ludwigs von Baden glorreicher Sieg bei *691- Salankemen, wo 26,000 türkische Leichen, darunter der kräftige Groß- es?. vezier selbst, die Wahlstatt bedeckten, und die blutige Schlacht von Zentha an der Theiß, in der Prinz Eugen sein überlegenes Feldherrntalent ent- 1699. wickelte, zwang endlich die Pforte, den Carlowitzer Frieden einzugehen. Siebenbürgen und alles Land zwischen der Donau und Theiß wurde an Oestreich abgetreten, Morea und einige Inseln sielen an Venedig; Ruß- land, das zuletzt gleichfalls am Krieg Theil genommen, behielt das eroberte Asow. So ging Oestreich ruhmvoll aus einem Kampfe, der so gefahrdrohend begonnen hatte. 5. England unter den beiden letzten Stuarts. ^0-85 §.621. Karl Ii. Die Regierungszeit des leichtsinnigen, charakterlosen und wollüstigen Karls 11. war für England verhängnißvoll. Weder das Schicksal seines Vaters, noch die eigenen schweren Lebensgeschicke dienten ihm zur Lehre und Warnung. An dem fröhlichen Hofe von Whitehall ge- dachte man weniger als irgendwo sonst der ernsten Vergangenheit. Kaum war die Rache der Royalisten an den Puritanern und Republikanern ge- stillt (§. 604.), so wurde das Reich von schweren Drangsalen heimgesucht. 1665. Eine ansteckende Krankheit stürzte in einem einzigen Sommer 100,000 Be- wohner der Hauptstadt ins Grab; im nächsten Jahr verzehrten die Flam- 1666. men zwei Drittel von London (43,000 Hauser,89 Kirchen) und bald darauf befuhr die holländische Flotte die Themse, verbrannte die Kriegsschiffe und raubte Fahrzeuge und Gut. Den leichtsinnigen König focht dies wenig an; am Tage des Flottenbrandes jagte er mit seinen Buhlerinnen in kindischem Getändel einer Motte nach; ohne Vaterlandsliebe und Ehrgefühl verkaufte er an Frankreich das von Cromwell erworbene Dünkirchen und „verjubelte den Kaufpreis;" und als seine verschwenderische Hofhaltung Schulden und

5. Bd. 2 - S. 253

1854 - Leipzig : Engelmann
253 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. schen Königsgesetz, ein Verfahren, das in der neuesten Zeit seine blutigen Früchte getragen hat. — August Ii. wurde als König von Polen anerkannt. Am längsten dauerte der Krieg mit Rußland. Erst als Peter die schwedische Küste mit Feuer und Schwert barbarisch verheeren ließ, willigte endlich die Regierung im Frieden von Nystädt in die Abtretung der reichen Provinzen Jngermanland, Esthland, Lievland und eines Theils von Ca re lien an die Russen gegen die geringe Entschä- digung von zwei Millionen Thaler. §. 650. 2) Rußland. Wie ganz anders ging Rußland aus dem Kampfe hervor. Der Zaar, der nunmehr den Kaisertitel annahm, hatte seinem Reiche blühende, cultivirte Länder erworben, seiner neugegründeten Seemacht zwei Meere erschlossen, die wenig bevölkerte Provinz Jngermanland durch erzwungene Uebersiedelung volkreich gemacht, Petersburg, das der europäischen Cultur naher lag als Moskau, zum Sitz der Regierung und zur Hauptstadt des Reiches erhoben und durch großartige Anlagen und Bauwerke in Aufschwung gebracht. Durch Anlegung von Canälen und Landstraßen erleichterte Peter den inner» Verkehr seines unermeßlichen Reiches; mit den Seestaaten des Auslandes wurden direkte Handelsverbindungen angeknüpst und zu dem Ende Seehäfen angelegt und die Schiffahrt befördert. Gewerbe und Manufakturen erfreuten sich besonderer Begünstigungen und neu erschaffene Berg we rke för- 4 derten den inneren Reichthum des Landes zu Tage. Dies hatte zur Folge, daß am Ende des zweiundzwanzigjährigen Krieges der russische Staat nicht nur schul- denfrei war, sondern das Finanzwesen sich in so gutem Zustande befand, daß der Kaiser unmittelbar nachher einen Krieg gegen Persien, hauptsächlich für 1722-24 Handelszwecke, unternehmen konnte. Auch die ganze Verwaltung des Reichs bekam durch Peter eine neue Gestalt. An die Stelle des alten Bojarenhofs trat der vom Kaiser abhängige und von ihm ernannte Senat als oberstes Reichsgericht in Petersburg; und in den Ukasen wurde nicht mehr wie früher der Zustimmung der Bojaren zu dem Willen des Souveräns gedacht. Zehn neue Regierungs-Kollegien mit bestimmtem Geschäftskreis leiteten die Verwaltung in den Provinzen. Eine nach französischem Muster eingerichtete Polizei sicherte die Hauptstadt, aber leider glaubte Peter, daß eine geheime J n- quisitionskanzlei auch zur guten Polizei gehöre, und ließ daher dieses von Iwan Wasiljewitsch gegründete schreckliche Institut bestehen. — Ja selbst eine Akademie der Wissenschaften wurde in Petersburg gegründet, aber von ihren gelehrten Forschungen hatte das rohe Volk keinen Gewinn. — Eine der folgen- reichsten Neuerungen Peters des Großen war die Aufhebung der Patriar- 1700. chenwürde und die Errichtung der h e i l i g e n S y n 0 d e als oberster Kirchen- behörde, welcher der Kaiser Verhaltungsbefehle ertheilte. Eine nach dem Tode des Patriarchen Adrian von Peter angeordnete zwanzigjährige Verwesung sei- ner Stelle hatte das Volk zuvor eines kirchlichen Oberhauptes entwöhnt. Hätte Peter noch seinen Plan, dem ganzen Reiche ein allgemeines Gesetzbuch zu ver- leihen, ausgeführt, so wäre die Staatsorganisation zur Vollendung gebracht wor- den. — Aber wie viel Peter auch für Cultivirung seines Landes that, er selbst blieb bis an das Ende seines Lebens ein der Völlerei und rohen Sinnesgenüssen ergebener Despot. Eine zweite, in Begleitung der Kaiserin Katharina unternom- mene Reise durch Deutschland nach Holland und Frankreich bewies, wie weit noch die russischen Sitten hinter der europäischen Civilisation zurückstanden; und Pe- ters Verfahren wider seinen einzigen Sohn Alex ei, auf den er die Abneigung gegen dessen verstoßene Mutter übertragen, zeugt von der harten Gemüthsart des Machthabers. Durch Trotz und störrisches Wesen hatte Alexei die Liebe seines

6. Bd. 2 - S. 268

1854 - Leipzig : Engelmann
268 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. — Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl- stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach- theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut- schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs- grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le- bens, aller praktischen Volksthatigkeit. :r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s. 1714. 1716. 1717. 21. Juli 1718. §.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut- müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa- tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes (Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über- müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe- loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten. Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge- wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne- val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu- gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis), erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung

7. Bd. 2 - S. 472

1854 - Leipzig : Engelmann
472 Die Zeit des heiligen Bundes. deln, immer im Vertrauen auf die Vermittelung der Mächte und die beruhigen- den Zusagen der Diplomaten, wahrend Rußland mit Energie handelte. Der tapfere D w e r n i ck i, der Volhynien zum Aufstand bringen wollte, wurde durch die Uebermacht der Feinde so sehr ins Gedränge gebracht, daß er sich nur durch einen kühnen Marsch, der den größten Waffenthatcn der neuern Kriegsgeschichte beizuzahlen ist, auf östreichisches Gebiet retten konnte, wo man ihn nebst seinen 6000 tapfern Streitern als Kriegsgefangene zurückhielt. Endlich erwachte Skrzy- necki aus seiner Unthätigkeit; er zog im Mai über den Bug, wurde aber von -6 Mai Diebitsch durch einen kühnen Eilmarsch erreicht und in der Schlacht von Ostro len ka besiegt. Sie war der Wendepunkt der polnischen Revolution. Zwietracht, Parteiung, Verrath und die Sirenenstimme der französischen Zwi- schenträger führten Polen seinem schnellen Untergang entgegen. Diebitsch starb s. Juni, an der Cholera. Sein Nachfolger wurde der unternehmende Paskiewitschfder von der Eroberung der persischen Stadt Eriwan mit dem umliegenden Gebiet (1828) den Beinamen Eriwan ski führte). Dieser setzte (unterstützt von Preußen, das von demerfolg der polnischen Revolution den Abfall seiner östlichen Provinzen fürchtete) über die preußische Weichsel und näherte sich den Mauern von Warschau, wo die größte Rathlosigkeit herrschte. Das Volk der Hauptstadt, im Glauben, daß das Mißlingen der Revolution von Verrath herrühre, ließ seine Rache an den Aristokraten und Russenfreunden aus und mordete 30 dieser Unglück- August. lichen. Entsetzt floh Czartoryski in das Lager, wo Dembinski in Skrzynecki's Geist den Oberbefehl führte, und bewirkte durch seine Entfernung, daß die Regie- rungsgewaltin die Hände eines Mannes gerieth, der entweder ein höchst beschränkter Kopf oder ein Verräther war; — Krukowiecki wurde von dem Reichstage zum Regierungs-Präsidenten mit dictatorischer Gewalt ernannt. Dieser gab, als Paskiewitsch sich mit seinem großen Heere der Hauptstadt näherte, durch die widersprechendsten Maßregeln und verkehrtesten Einrichtungen seine Muthlosigkeit und Verzweiflung an jedem Erfolge zu erkennen. Tapfer widerstand die polnische Armee den stürmenden Feinden bei Wola, der alten Wahlstätte der Könige, und die Heldenthaten des vierten Regiments im dortigen Kirchhofe wurden seither in Liedern gefeiert; über 11,000 Russen waren bei dem zweitägigen Sepil'r' Sturme bereits gefallen; da übergab Krukowiecki Warschau und Praga ver- 1831. tragsmäßig und überlieferte sich, von dem abziehenden Heer als Verräther ausge- ftoßen, dem siegreichen Feinde zum Kriegsgefangenen. Regierung und Reichstag begaben sich mit der Armee nach Modlin. Unter sich entzweit und von den Russen bedroht blieb ihnen kein Ausweg, als sich auf preu ß isch es Gebiet zu flüchten. Hier wurden die tapfern Streiter, 24,000 Mann stark, entwaffnet und so lange verpflegt, bis, nach gänzlicher Bezwingung Polens, Kaiser Nicolaus durch eine Amnestie den Meisten die Rückkehr gestattete. Dasselbe Schicksal hatte Ram orino, der sich schon vorher mit seinem Heer nach Galizien geflüchtet. Der Gnade des zürnenden Kaisers mißtrauend kehrten die polnischen Patrioten zu Tausenden ihrem Vaterlands den Rücken und wanderten nach Frankreich, Eng- land, der Schweiz und andern Ländern aus, vorziehend das Brod der Trübsal auf freiem, wenn auch fremdem Boden zu essen, als der allmählichen Vernich- tung der polnischen Nationalität geduldig zuzusehen. Die Theilnahme der deut- schen Völker, welche die Unglücklichen auf ihrem schweren Gange aufnahmen und bewirtheten, war eine Linderung ihres Kummers. In Polen, Litthauen, Vol- hynien ergingen schwere Strafgerichte über die Schuldigen; Sibiriens Bergwerke bevölkerten sich mit Verurtheilten, einige wurden am Leben, eine große Anzahl an ^1832^' ®ui beschädigt. Durch das „organische Statut" verlor Polen seine

8. Bd. 2 - S. 321

1854 - Leipzig : Engelmann
Rußland unter Katharina ii. und Polens Theilung 321 Reform der Verfassung scheiterte am Einspruch des russischen Gesandten Repnin, der sich in Warschau wie ein Diktator benahm und im Namen seiner Kaiserin eine Art Protectorat über Polen übte. Poniatowski, als Kö- nig eben so schwach und Haltungslos, wie als Privatmann und feiner Ken- ner und Beschützer der Literatur und Künste liebenswürdig, mußte schon jetzt einwilligen, daß Rußland zur Abrundung seiner Grenzen eine Strecke Landes von Polen losriß. §.693. Der Dissidentenftreit. Da geschah es, daß die Dissi- denten, wozu nicht nur Protestanten und Socinianer, sondern auch die Bekenner der griechischen Kirche gerechnet wurden, um Rück- erstattung der ihnen durch den Frieden von Oliva zugesicherten (§. 587.), aber durch den Einfluß der Jesuiten langst entrissenen Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit mit den Katholiken bittend einkamen. Ihr nicht nur von Rußland und Preußen, sondern auch von Schweden, Dänemark und England unterstütztes und von dem König gebilligtes Gesuch wurde auf Betreiben des Klerus von dem katholischen Adel auf dem Reichstage verwor- fen. Da bildeten die Dissidenten im Verein mit den „Mißvergnügten" die General-Conföderation von Radom, um unter dem Schutze ~i'7c7.rt Repnins und der von ihm herbeigerufenen russischen Armee ihre Forderun- gen mit Gewalt durchzusetzen. Der Reichstag, eingeschüchtert durch die Ver- haftung des fanatischen Bischofs von Krakau (Soltyk) und die gewaltsame Wegführung der eifrigsten Gegner der Duldung, bewilligte den Dissidenten freie Religionsübung, Zutritt zu allen Aemtern, Stimmrecht in der National- versammlung und die im Jahre 1717 inne gehabten Kirchen. Umringt von russischen Truppen Unterzeichneten die Landboten unter dem ^Bildnisse der Kaiserin die in ganz Europa mit Jubel begrüßte Toleranzakte, das Wahrzeichen der Ohnmacht Polens ; und damit diese Ohnmacht dauernd bliebe, mußte derselbe Reichstag die Beibehaltung des liberum Veto, und aller Uebelstände der alten Verfassung beschließen, so sehr auch der König, seine Oheime (Czartoriski) und andere patriotische Edelleute auf Abstellung des anarchischen Zustandes hinwirkten. Ohne die Zustimmung Rußlands, das die polnische Verfassung gewährleistete, sollte in Zukunft kein Reichstags- beschluß Geltung haben. Diese Vorgänge verletzten das Nationalgesrchl und weckten den Religionshaß der katholischen Eiferer. Die podolische Gegen- ^tgs*' co nföderation von Bar (geleitet von Krasinski, Pulawski, Potocki u. 21.) hatte zum Ziel, Abschüttelung der russischen Uebermacht und Vernich- tung der den Dissidenten verliehenen Rechte. Nun zwang Repnin den Se- nat zu der Bitte, die Kaiserin möge ihre Heere nicht aus Polen entfernen. Ein wüthender Kampf erhob sich zwischen den von Frankreich mit Geld und Offizieren unterstützten Conföderirten und den Russen und ihren polnischen Schützlingen. Alle Schrecken eines verheerenden Kriegs lagerten sich über das unglückliche Land. Bald waren die Conföderirten aufs Aeußersie ge- Weber, Geschichte. li. 6. Äufl. 21

9. Bd. 2 - S. 323

1854 - Leipzig : Engelmann
Rußland unter Katharina Ii. und Polens Theilung. 323 Rache an den katholischen Polen für alte an den Bekennern der griechischen Kirche begangene Frevel; weithin rauchte das Land und Tausende wurden erhängt, ermordet, in die Erde gegraben. Das polnische Reich war zerrissen, seine Ohnmacht lud zum Raube ein. Ländersucht führte Preußen und Oest- reich zur ungerechten und falschen Politik. Um Polen den Russen nicht allein als Beute zu überlassen, beschlossen jene Mächte, an dem Raube Theil zu nehmen. Nach einer mündlichen Besprechung Friedrichs Ii. mit Joseph Ii. (da die rechtlich gesinnte Maria Theresia dem Theilungsplan abhold war) und nach einem Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen in Petersburg kam zwischen Rußland, Preußen und Oestreich ein Theilungsvertrag zu5‘ 1772.'^ Stande, in Folge dessen jeder dieser Staaten die an sein Gebiet grenzenden polnischen Länderstrecken an sich riß. Ein Manifest, worin die drei Mächte die Wiederherstellung und Erhaltung der Ruhe und Ordnung in Polen, der alten Verfassung und der Freiheit des Volkes als Zweck ihrer gemeinsamen Wirksamkeit darstellten, suchte dann durch Geltendmachung verjährter Rechte und Ansprüche zu beweisen, daß das von Düna, Dnepr und Drudsch eingcschlossene Land von 2000quadratmeilen und mit mehr als 1^-Millionen Einwohner den R ussen recht- lich zustehe, daß das p o l n i sch e P r e u ß e n sammt dem Netzdistrikt und den fruchtbaren Gegenden an der Weichsel (Elbing, Marienburg, Culm u. s. w.) von etwa 630 Quadrat- mcilen und mit mehr als-l00,000 Menschen den Preußen gehöre, und Ostgalizien und L o d o m irien, etwa 1300 Quadratmeilen reichbevölkertes, mit 300 Städten und Flecken geziertes Land, mit 2s/-Millionen Bewohnern und den unschätzbaren Salzbergwer- ken von Wiclicka ein Bestandtheil von Oestreich sei, und forderte alle Polen aus, Zwist und Täuschung bei Seite zu setzen und für jenen Zweck mit thätig zu sein. Mit Thränen nahm Maria Theresia die ihr zugetheilte Beute. König und Reichstag widersetzten sich; der letztere bewies, daß die ange- führten Rechte längst durch Verträge und Verzichtleistungen aufgegeben worden und daß ein solches Verfahren Treue und Glauben umstoße, und protestirte feierlich vor Gott und vor der Welt gegen den Mißbrauch der Uebermacht. Weder Drohungen noch Versprechungen waren vermögend, den Widerstand des Reichstags zu brechen; selbst die Mißhandlung der Widerspenstigen durch russische Einquartierungen blieben ohne Einfluß auf die Landboten, die bei dieser Gelegenheit einen edeln Patriotismus an den Tag legten. Erst die Drohung, daß bei längerm Widerstand ganz Polen getheilt würde, brachte den von russischen Waffen umringten Reichstag zur Einwilligung in die Landabtretung, zumal da seit dem Frieden von Kudschuck Kainardsche, den die Pforte nach den schweren Verlusten von Schiumla mit Rußland abschließen mußte, auch die Hoffnung auf türkischen Beistand vernichtet war. Der Rest des Polenreichs behielt seine verderbliche Wahlform, sein liberum Veto und alles Unheil des alten Zustandes; und die Errichtung des ohne Zuthun des Königs vom Adel gewählten und nach Katharinas und ihres Gesandten Weisungen handelnden immerwährenden Raths, der für die Vollziehung der Gesetze und für die Besetzung aller Staats - und Kirchen- ämter sorgen sollte, entriß dem König den letzten Rest von Herrschermacht. 21 *

10. Bd. 2 - S. 327

1854 - Leipzig : Engelmann
Rußland unter Katharina Ii. und Polens Theilung. 327 nutz, nicht Nächstenliebe, die Triebfeder ihrer Beschützerin gewesen. Im April erklärten Preußen und Rußland, daß man sich genöthigt sehe, Polen in engere Grenzen einzuschließen, um den Freiheitsschwindel, der von Frankreich aus in die Republik eingedrungen, zu ersticken und die Nachbarstaaten vor jeder Ansteckung des demokratischen Iakobinismus zu bewahren. Umsonst widersetzte sich der in Grodno versammelte Reichstag dem neuen Theilungs- vertrag. Russische Truppen umstellten das Sitzungshaus und erzwangen zuerst die Abtretung der von Katharina begehrten Landschaften (Litthauen, Kleinpolen, den Rest von Wolhynien, Podolien, Ukraine, über 4000 Qua- dratmeilen mit mehr als drei Millionen Einwohnern). Hartnäckiger wider- standen die Landboten der preußischen Forderung; als aber die kühnsten Sprecher von den russischen Soldaten, die den Versammlungssaal von Außen und Innen umstellt hatten, verhaftet und weggeführt worden, wagten die Uebrigen nicht mehr, ihren Widerstand laut werden zu lassen. Ihr Still- schweigen wurde als Einwilligung gedeutet und der Vertrag vollzogen. Dadurch erhielt Preußen Großpolen nebst Danzig und Thorn, 1000 O.ua- dratmeilen mit mehr als einer Million Bewohner, Rußland Podolien und die Ukraine nebst der Hälfte von Litthauen und Wolhynien, 4553 Q..-Meilen mit 3 Millionen Bewohner. Der Republik Polen blieb kaum mehr ein Drittel ihres ehemaligen Gebiets. Die Auftritte in Grodno glichen an Brutalität und Gcwaltthätigkeit den gleich- zeitigen Schrcckensmaßrtgeln der französischen Demokraten. Mit höhnender Sophistik hatte der preußische Gesandte erklärt, sein König habe mit der Republik Polen einen Bund geschlossen; da diese aber in eine constitutionelle Erbmonarchie umgewan- delt worden, so sei er seiner Verpflichtung enthoben. Um dem noch übrigen Polenreich und seinem ohnmächtigen König den letzten Rest von Selbständigkeit zu rauben, wurde der immerwährende Rath wiederhergestellt und ein neuer Bundesvertrag mit Rußland abgeschlossen, vermöge dessen die Polen ohne Erlaubniß der Kaiserin keine Veränderung in der Verfassung vornehmen und mit keiner fremden Macht ein Bündniß eingehen durften, indeß die russischen Truppen das Recht haben sollten, zu jeder Zeit in das Königreich einzurücken. tz. 701. Polens Ende. Im Vertrauen auf die verschiedenen Heer- abtheilungen der Russen und Preußen, die selbst nach Abschluß des Vertrags das Land nicht räumten, gebot Katharinas Gesandter, der barsche und über- müthige Igelström, mit despotischem Trotze in Warschau. Da erwachte noch einmal der polnische Nationalgeist. Es bildete sich eine geheime, durch das ganze Land verzweigte Verschwörung. Die ausgewanderten Patrioten, vor allen Kosciuszko, kehrten zurück und stellten sich an die Spitze der Bewegung. Igelströms Befehl, die polnischen Heere aufzulösen, gab das Signal zum Aufstand, dessen Mittelpunkt Krakau war. Kosciuszko, zum unumschränkten Befehlshaber der Nationalmacht ernannt, erließ von Krakau aus einen Aufruf an das Volk, in welchem er die Wiederherstellung der Frei- heit und Unabhängigkeit des Landes, die Wiedereroberung der entrissenen 1793. Septbr. 1793.
   bis 10 von 231 weiter»  »»
231 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 231 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 37
1 762
2 451
3 167
4 1006
5 154
6 208
7 278
8 137
9 134
10 3057
11 496
12 814
13 161
14 420
15 89
16 116
17 297
18 198
19 189
20 307
21 131
22 206
23 316
24 121
25 939
26 470
27 780
28 446
29 228
30 103
31 682
32 59
33 169
34 707
35 232
36 273
37 1485
38 242
39 289
40 231
41 211
42 342
43 129
44 162
45 2034
46 523
47 565
48 229
49 223

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 6
2 1
3 4
4 12
5 0
6 4
7 12
8 41
9 33
10 10
11 11
12 0
13 1
14 4
15 5
16 23
17 35
18 53
19 0
20 6
21 4
22 0
23 44
24 0
25 3
26 2
27 0
28 0
29 20
30 0
31 0
32 0
33 8
34 21
35 2
36 0
37 0
38 3
39 1
40 1
41 41
42 0
43 24
44 4
45 4
46 0
47 0
48 26
49 6
50 4
51 11
52 6
53 2
54 2
55 0
56 1
57 0
58 0
59 6
60 23
61 13
62 5
63 0
64 1
65 5
66 0
67 32
68 6
69 8
70 29
71 9
72 8
73 3
74 16
75 0
76 6
77 2
78 122
79 2
80 1
81 3
82 4
83 2
84 0
85 5
86 14
87 0
88 3
89 1
90 1
91 2
92 31
93 1
94 2
95 26
96 5
97 52
98 85
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 2
7 20
8 0
9 6
10 4
11 1
12 0
13 0
14 4
15 0
16 2
17 2
18 0
19 14
20 0
21 2
22 0
23 0
24 2
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 5
31 3
32 3
33 6
34 2
35 6
36 0
37 0
38 0
39 4
40 8
41 0
42 0
43 1
44 14
45 0
46 0
47 0
48 4
49 13
50 0
51 1
52 0
53 0
54 15
55 1
56 0
57 45
58 3
59 20
60 1
61 1
62 0
63 1
64 0
65 0
66 2
67 12
68 0
69 0
70 4
71 11
72 1
73 13
74 0
75 2
76 0
77 0
78 10
79 1
80 14
81 9
82 2
83 1
84 0
85 2
86 0
87 47
88 96
89 0
90 1
91 4
92 0
93 2
94 4
95 6
96 0
97 0
98 4
99 0
100 3
101 1
102 2
103 1
104 0
105 1
106 0
107 4
108 1
109 2
110 1
111 0
112 1
113 4
114 1
115 0
116 2
117 1
118 0
119 13
120 0
121 2
122 2
123 0
124 0
125 0
126 0
127 25
128 4
129 4
130 0
131 1
132 0
133 21
134 4
135 12
136 8
137 1
138 12
139 7
140 29
141 2
142 7
143 16
144 0
145 17
146 0
147 0
148 9
149 4
150 7
151 2
152 3
153 61
154 0
155 11
156 13
157 3
158 1
159 16
160 3
161 0
162 0
163 0
164 1
165 10
166 6
167 0
168 0
169 1
170 0
171 1
172 0
173 3
174 1
175 11
176 16
177 31
178 0
179 0
180 0
181 0
182 42
183 3
184 0
185 4
186 1
187 2
188 14
189 0
190 0
191 17
192 2
193 8
194 2
195 0
196 1
197 1
198 8
199 2