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1. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 148

1915 - Leipzig : Hirzel
148 Physische Erdkunde. Gebirge. Auch die Gebirge werden nach ihrer Höhe und äußeren Form ein- geteilt. Die Erhebungen mittlerer Höhe mit sanft ansteigenden Gehängen und breiten Rücken oder Kuppen bezeichnet man als Mittelgebirge, während steilaufragende Bergländer mit scharfen Spitzen und Kämmen von größerer Höhe als Hochgebirge angesehen werden; doch gibt es hier keine bestimmte Grenze zwischen beiden Kategorien, ebenso wie auch zwischen Mittelgebirge und Hügelland sich eine scharfe Grenze nicht ziehen läßt. Richter hat die charakteristischen Hochgebirgsformen. wie sie uns in den Alpen entgegentreten, auf die Wirkung einstiger Vergletscherung zurückgeführt und faßt sie als glaziale Formen auf, während die milden Formen der Mittelgebirge das Ergebnis der Wasser- arbeit sind. Es sind fluviatile oder hydatogene Formen. Nach der äußeren Form der Erhebung allein unterscheidet man Massengebirge, die als eine breite einheitliche Erhebung aus dem Lande aufragen, und Ketten- oder Kammgiebirge, deren höchste Gipfel sich zu einer Kette aneinanderreihen oder einen mehr oder weniger deutlichen Kamm bilden. Wichtiger ist die Einteilung der Gebirge nach genetischen Gesichts- punktaii. Danach haben wir zunächst Gebirge, welche durch die exogenen Kräfte und solche, die durch die endogenen Kräfte geschaffen jsind; beide Kräfte haben aber oft gemeinsam das Gebirge hervorgebracht, so daß diese verschiedenen Bildungen nicht immer deutlich zu trennen sind. Als^endogene Gebilde erscheinen die Falten- und die Sehollen- oder Bruchgebirge. Die^Faltengebirge, zu denen die meisten der jüngeren Gebirge der Erde gehören, zeigen wieder je nach der Art ihres Aufbaues sehr verschiedene Formen. Sie sind ihrer äußeren Gestalt nach überwiegend Kettengebirge. Vielfach beherrscht die Faltung die ganze Plastik des "Gebirges, es folgen dann lange Kämme und Längstäler aufeinander. Ein Beispiel dafür ist der Schweizer Jura. Zuweilen reihen sich auch zahlreiche gleichförmige Falten in parallelen Zügen aneinander; von Richthofen bezeichnet solche Bildungen als Rostgebirge. Das ganze südöstliche China ist von einem derartigen Rostgebirge eingenommen. Andere Faltungsgebirge weisen nach beiden Seiten hin verschiedene Formen auf, sie sind unsymmetrisch gebaut. Es sind meist bogenförmige Gebirgszüge wie die Alpen, die Apenninen, die Karpathen und viele aüdere Glieder der großen Gebirgszone der Alten Welt. Sie besitzen im allgemeinen zwei morphographisch wesentlich voneinander abweichende

2. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 156

1915 - Leipzig : Hirzel
156 Physische Erdkunde. sind wesentlich verschieden je nach dem Stand der Durchtalung. Davis hat daher auch für die Einteilung der Tallandschaften das Prinzip der Zeit angewendet. Er spricht von jungen, reifen und alten Landformen, deren Merkmale durch das jeweilige Stadium des Erosionszyklus gegeben sind. Die Art des Erosionszyklus schafft dann wieder verschiedene For- men, wir haben solche des normalen, des ariden, des ni valen und des marinen Zyklus. Orographie und Orometrie. Um die äußere Gestalt der Formen genau darstellen zu können und vor allem auch eine einheitliche Grundlage für die vergleichende Betrachtung verschiedener Formen zu haben, bedürfen wir einer sorg- fältigen Bestimmung der äußeren Merkmale eines Gebirges, Mit ihr beschäftigt sich die Orographie. Die Merkmale selbst bezeichnet man als orographische Begriffe. Sie geben die Mittel zu einer ziffer- mäßigen Berechnung der Formen, zu einer Oro- oder Morphometrie. Bei den Gebirgen sind die orographischen Grundbegriffe: Fuß. Kamm, Gipfel, Scharte, Wasserscheide, Paß. Der Gebirgsfuß, also die Grenzlinie des Gebirges gegen das vorgelagerte Flachland, ergibt sich meist unmittelbar aus den orogra- phischen Verhältnissen. Zuweilen geht aber das Gebirge auch ganz allmählich in das Flachland über, dann bieten die geologischen Ver- hältnisse die einzigen Anhaltspunkte zur Bestimmung der Lage des Fußes. Diese geologische Grenze ist vielfach sogar schärfer zu ziehen als die orographische. Für orometrische Untersuchungen wird es daher häufig weit zweckmäßiger sein, an Stelle des Fußes die Grenze des Gebirges aufzusuchen und das letztere als eine in ihrem inneren Baue einheitliche Erhebung aufzufassen. Wo die beiderseitigen Gehänge des Gebirges zusammenstoßen, liegt der Kamm. Dieser ist nur in seltenen Fällen eine scharfe Kante oder ein Grat. Meist gehen die Gehänge in eine Kammfläche oder Scheitel- iiäche über. Gleichwohl spricht man in der Orometrie von einer Kamm- oder Firstlinie, die die höchsten Punkte der sämtlichen Quer- schnitte des Gebirges miteinander verbindet; sie läuft also über alle Gipfel und Einsenkungen, Sättel und Scharten hinweg. An den Hauptkamm eines Gebirges setzen sich zu beiden Seiten vielfach Querkämme an, die die einschneidenden Erosionstäler von

3. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 383

1915 - Leipzig : Hirzel
Wegsamkeit. 383 in breiten Bahnen, im Hügel- oder Gebirgslande dagegen auf engeren Linien. Die Straßen treten also hier ausgeprägter hervor und dürften dort auch zuerst zu künstlichem Ausbaue angeregt haben. Die künstlichen Straßen folgen ebenfalls vorwiegend den durch die Natur des Landes gebotenen Wegen. Daher bleibt auch bei höherer Kultur eine größere oder geringere Wegsamkeit bestehen. Frank- reich wird heute durchzogen von einem dichten Netze von künstlichen Straßen, aber diese bewegen sich sämtlich in von der Bodengestalt vor- gezeichneten Linien. In der Balkanhalbinsel werden dagegen immer nur einige Hauptstraßen den Verkehr an sich ziehen, weil die zahl- reichen Gebirge der Anlage von Straßen überall Schwierigkeiten be- reiten. Selbst über die Gebirge hinweg sind die künstlichen Wege durch die Natur vorgezeichnet; sie folgen den vorhandenen Pässen. Wo solche fehlen, wie in den Pyrenäen, umgeht der Verkehr selbst in der Gegen- wart noch das Gebirge. Die Entwicklung der Straßen hängt weiter auch von ihrer Bedeu- tung für denverkehr ab, also von der allgemeinen geographischen Lage eines Landes. Gebiete, die rings von schwer überwindlichen Verkehrshindernissen und von menschenarmen Flächen umgrenzt sind, werden auch bei vorhandener Wegsamkeit niemals ein dichteres Straßen- netz erhalten. Das osteuropäische Flachland vermag uns die Richtigkeit dieses Satzes z. T. zu veranschaulichen. Im Gegensatze dazu werden die Länder, die inmitten blühender Handelsvölker liegen, stets von zahlreichen Straßen übersponnen sein, selbst wenn die Bodengestalt ihre Anlage erschwert. In Europa finden wir mehrere Beispiele dafür. Wir bezeichnen solche Länder als Durchgangsländer. Zu ihnen gehören Belgien und die Niederlande, ferner in Deutschland unter anderem die oberdeutsche Hochebene und das hessische Berg- und Hügelland. Die für die Entwicklung der Menschheit wichtigsten Straßen sind diejenigen, die möglichst verschiedenartige Länder miteinander verbinden und dadurch den Austausch der mannigfaltigsten Erzeugnisse ermöglichen. In erster Linie gilt das für die großen ozeanischen Verkehrswege; An diese knüpft sich dann der wichtigste Land verkehr an. Seit der Er- öffnung der Seeschiffahrt sind daher vornehmlich die Hafenplätze die Ausgangspunkte für die Wege auf den Festländern. Diese folgen z. T. den Flußläufen und verzweigen sich mit jenen, oder sie führen auch über das Land unmittelbar zu den Bevölkerungsmittelpunkten. Die Verkehrswege stehen auch unter sich wieder in Verbindung

4. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 94

1915 - Leipzig : Hirzel
94 Physische Erdkunde. Auch nach Beendigung der Eruption strömen nocli Gase und Dämpfe aus dem Boden; sie bilden die sog. Fumarolen, oder wenn sie aus Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure bestehen, Solfataren und aus Kohlensäure, Mofetten. Man faßt diese Erscheinung als Solfataren- tätigkeit zusammen. Häufig bilden sich bei vulkanischen Ausbrüchen in Spalten des Bodens Schlammassen, die dann mit den Gasen zugleich ausgeworfen werden, als Schlammsprudel, Schlammvulkane oder Salsen be- zeichnet. Sie erfolgen immer unter hoher Temperatur. Es gibt aber auch kalte Schlammsprudel. Diese sind nicht vulkanischen Ursprungs, sondern entstehen im Bereiche starker Sedimentablagerungen infolge der Zer- setzung organischer Substanzen. Die bekanntesten kalten Schlamm- sprudel sind die Mud-Lumps im Mississippi-Delta. Mit der Solfatarentätigkeit beginnt das Erlöschen der Vulkane; es treten Ruheperioden ein. Diese dauern oft Jahrhunderte an. Als völlig erloschen dürfen wir nach Supan nur solche Vulkane bezeichnen, die seit Menschengedenken überhaupt nicht tätig gewesen sind und einem vulkanischen Gebiete angehören, das niemals vulkanische Eruptionen gezeigt hat. Jeder Vulkan unterliegt nach seiner Bildung sofort der Abtragung durch die exogenen Kräfte. Die Regenbäche graben in seine Gehänge tiefe Furchen ein, die radial vom Gipfel nach dem Fuße verlaufen. In diese Rinnen ergießen sich bei neuen Ausbrüchen die Lavamassen und bilden ausgedehnte Ströme, die bei weiterer Erosion infolge ihrer größeren Widerstandsfähigkeit als Rücken hervortreten. Der Kraterkessel bleibt oft noch lange bestehen, er bildet eine Kaldera, die noch völlig die ur- sprüngliche Form des Kraters zeigt, oder durch Erosion noch vertieft und erweitert ist. Durch eine tiefer eingeschnittene Erosionsrinne, einen Barranco, hat der Kessel nicht selten Abfluß nach außen erhalten. In dem erloschenen Krater setzt nach langer Ruhe zuweilen die vulkanische Tätigkeit wieder ein, es bildet sich ein neuer Vulkankegel im Rahmen des alten Kraters. Der heutige Vesuv gilt als eine solche Bildung, die ihn wallartig umgebende Somma wird als der Rest eines älteren Tuffkegels angesehen. Typische Beispiele dafür finden sich auf der Azoreninsel Sa5 Miguel. Die erneuten Eruptionen brechen aber auch in der unmittelbaren Umgebung der älteren durch. Dadurch reihen sich oft auf kleinem Raum Vulkan an Vulkan, wie es die Phlegräischen Felder bei Neapel und der Isthmus von Auckland zeigen. Durch eine solche Häufung von

5. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 113

1915 - Leipzig : Hirzel
Erosion. 113 Je nach der Festigkeit des Gesteines ändert sich also die Form des Talquerschnittes. In lockerem und weichem Boden zeigen die Täler im allgemeinen sanftere Formen, langsam ansteigende Gehänge und eine breite Sohle, in hartem Felsen sind die Erosionsfurchen dagegen meist Y-förmig eingeschnitten. Wo an den Talwänden lockeres und härteres Gestein wechselt, ändert sich gleichzeitig auch die Böschung, so daß oft schon die äußere Gestalt der Talgehänge Änderungen im geologischen Baue anzeigt. Neben der Festigkeit bestimmt weiter die Struktur und die Lage- rung des Gesteines die Form der Erosion. In Gestein mit zur Lage der Schichten senkrechter Zerklüftung folgt das Wasser den natürlichen Sprüngen, und das Gestein zerfällt auch längs dieser. Selbst lockeres Material bietet dann Steilwand ige Talfurchen, wie der Löß in China, der von zahlreichen vertikalen Poren durchzogen ist und stets in der Richtung dieser abbricht. Wo die Schichten geneigt liegen, bilden sich die Gehänge je nach der Struktur des Gesteines. In völlig oder nahezu horizontalen Schichten schreitet die Erosion vorwiegend senkrecht vor, es entstehen schmale, steilwandige Furchen. In großartigster Form finden wir diese in den Cafions Nordamerikas, vor allem in dem berühmten Cañón des Kolorado ausgebildet. In Europa bietet die Sächsische Schweiz mit ihren horizontal lagernden Quadersteinen ebenfalls cañonartige Täler dar. In beiden Fällen fehlt zugleich die Gehängeabtragung. Der Kolorado durchfließt ein Trockengebiet, hier stellt der Canon gewissermaßen ein übertieftes Tal dar, in der Sächsischen Schweiz ist der Boden so wasserdurchlässig, daß das Regenwasser nicht oberflächlich abfließt und die Talwände daher nicht abspült. Tiefe, senkrecht in den Felsboden einschneidende Furchen treffen wir auch in den Gebirgen als Entwässerungsgräben der Talerweiterun gen in den sogenannten Klammen oder Klüsen, die nament- lich in den nördlichen Kalkalpen häufig auftreten. In geneigten Schichten folgt die Erosion im allgemeinen der Eich- tling des Einfallens dieser. Wenn festere mit weicheren Gesteinen ab- wechseln, schreitet die Erosion in den weicheren Massen viel schneller fort, und diese bestimmen daher dem fließenden Gewässer den Weg. Die harten Gesteine halten dagegen die Arbeit des Wassers auf und zwingen den Fluß zu Biegungen und Krümmungen. Noch anders gestaltet sich die Wirkung auf abgetragenen Landflächen, sogenannten Destruktions- oder Rumpfflächen, auf denen zunächst das allgemeine Gefälle die Rich- tung der Täler bedingt, sodann aber auch die Struktur des Gebirges die Entwicklang der Flüsse beeinflußt. Ule, Erdkunde. 2. Aufl. •;/* /tuxic, 1) P r. L r ^ }

6. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 114

1915 - Leipzig : Hirzel
114 Physische Erdkunde. Sind die Destruktionsflächen von transgredierenden Schichten über- deckt, so bildet sich das Stromsystem unabhängig davon aus und greift auch nach Durchfurchung der Decke meist in das Grundgebirge ohne Bezug zu dessen Struktur ein. Bei der Ausgestaltung der Täler kommt auch dem geologisch so wichtigen Faktor Zeit eine hohe Bedeutung zu. Breite Täler mit sanftem Gehänge sind vielfach weniger Folgen der Gesteinsbeschaffenheit als Merkmale langer Dauer der Erosion. Steilwandige Furchen sind meist auch jugendlichen Alters. Ebenso ist die Ausbildung des Längsprofils eines Flusses abhängig von der Zeit. Je älter der Fluß, um so mehr nähert sich die Erosionslinie dem Gleichgewichtszustand. Nach der durch das Alter bedingten Verschiedenheit der Erosions- arbeit unterscheidet der Amerikaner Davis in dem Entwicklungsgange der Talbildung das Stadium der Jugendzeit, der Reife und des Greisen a Iters. Es handelt sich dabei aber nicht um das absolute Alter, es kann vielmehr ein Tal im Zustand der Jugend in Wirklichkeit weit älter sein als ein solches der Reife und selbst des Greisenalters. Sup an setzt deshalb zweckmäßig die neutralen Ausdrücke Unreife. Reife und Überreife dafür ein. Als Merkmal der Jugend oder der Unreife gilt, daß die Zertalung des Geländes eben erst begonnen hat, daß die Erosion überall in regster Tätigkeit ist und das Tal noch nicht den Gleichgewichtszustand erreicht hat und noch von Talstufen mit Seen und Wasserfällen unterbrochen wird. Bei dem Stadium der Reife ist die Gleichgewichtskurve in den Tälern überall vorhanden, die Zertalung des Geländes gewissermaßen vollendet, Seen und Wasserfälle sind verschwunden, nur im Oberlauf herrscht noch kräf- tigere Erosion, im Unterlauf ist dagegen bereits der Zustand des Greisen- alters oder der Überreife eingetreten. In diesem ist die Erosionstätigkeit fast völlig erlahmt, die Flüsse vertiefen ihr Bett nur so weit, daß sie noch das Meer erreichen, und winden sich unter dem Einfluß der seitlichen Ero- sion in zahlreichen Krümmungen durch das nahezu eingeebnete Gelände. Der geographische Zyklus der Erosion ist dann beendet. Das Er- gebnis ist eine von flachen Tälern durchsetzte flachwellige Ebene, eine Fastebene oder Peneplain, in der nur vereinzelt härtere Gesteins- massen als Härtlinge oder Monadnocks höher aufragen. Neben der oberflächlichen Erosion besteht in vielen Gebieten der Erde auch noch eine unterirdische, die zuweilen die oberirdische übertrifft. In ihren Erscheinungen unterscheidet sie sich nicht wesentlich von denen jener, nur überwiegt die vertikale Erosion, weil für eine horizontale kein

7. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 149

1915 - Leipzig : Hirzel
Senkrechte Gliederung des Landes. 149 Seiten, eine konkave oder innere Seite mit sehr starker Faltung und ge- waltiger Pressung der Gesteine, mit zahlreichen Brüchen und Senkungen und eine konvex.....1er äußere Seite mit geringerer Faltung. Zuweilen bildet eine einzige Wölbung der Erdrinde die Ursache eines Gebirges. Nach der Auffassung der amerikanischen Geologen sind die Uintaberge, die vom Wahsatchgebirge nach dem Felsengebirge streichen, ein typisches Beispiel eines derartigen einfachen Faltensattels, einer Monoantiklinale. Auch die Bruchgebirge zeigen sehr verschiedenartige Bildungen. Sind sie durch einseitigen Bruch entstanden, so erscheinen sie nur von der Bruchseite aus als Gebirge, während sie nach der anderen Seite flach abfallen. Von Richthofen bezeichnet diese Formen als einseitige Schollengebirge oder Scholienrandgebirge (Erzgebirge). Der Bruch kann eine einmalige Senkung sein, häufiger ist er jedoch ein Staffelbruch. Die Scholle fällt dann in Stufen, Bruchstufen, ab. Der Bruch geht auch zuweilen in eine Flexur über. Ist eine Scholle zwischen abgesunkenen Schollen stehen geblieben, so haben wir nach Suess ein Horstgebirge vor uns. Je nach dem Baue des Bodens können wir verschiedene Horstgebirge unterscheiden, so spricht man von Tafel hör st en und namentlich auch von Rumpf h or s ten, wo die stehengebliebene Scholle der Rumpf eines alten Faltengebirges ist. Die Rumpfhorste führen uns zu dem Begriffe der Rumpfgebirge. Als solche bezeichnet man alte Faltengebirge, welche durch die Destruk- tion_wieder abgetragen, .sind und unabhängig von der einstigen Faltung durch die exogenen Kräfte später von neuem durchfurcht wurden. Sie zeigen meist flachgewölbte Bergformen, abgerundete Gipfel und wenig tief einschneidende Pässe. Es sind Massengebirge. Die Gipfel nähern sich in ihrer Höhe noch oft einer einheitlichen Fläche, die die ursprüng- liche Destruktionsfläche darstellt. Diese Rumpfgebirge sind ziemlich ver- breitet. "W ir begegnen ihnen besonders in den Mittelgebirgen. In Europa gehören unter anderen zu ihnen die meisten mitteldeutschen Gebirge, das Zentralplateau von Frankreich, das schottische Bergland, das skandina- vische Gebirge. Nicht selten verdankt ein Gebirge allein der Wirkung der exogenen Kräfte seine Entstehung. Diese sind überhaupt imstande, aus jedem Flachlande ein Gebirge zu schaffen, wenn sie nur genügend lange tätig / sein können. Solche Gebirge nennt man Erosions gebirge. Im all- gemeinen entstehen durch die Erosion zunächst nur Hügelländer. Erst

8. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 154

1915 - Leipzig : Hirzel
154 Physische Erdkunde. an. Im Gegensatz zu diesen Gehängetälern durchschneiden andere Täler auch das ganze Gebirge. Wir haben es dann mit Durchbruchs- oder Durchgangstälern zu tun. Durch ein derartiges Tal fließen zu- weilen die Gewässer des jenseitigen Gehänges und selbst die entfernter Gebirge ab. Der Rhein durchströmt ein solches Durchgangstal von Bingen bis Bonn, die Donau bei Pressburg und am Eisernen Tore. Einzelne der Durchgangstäler sind epigenetische (Fig. 81), sie sind also unabhängig von der eigentlichen Gebirgsbildung entstanden. Andere haben wir als Abflußgräben einstiger Seebecken zu betrachten. Vielfach wird die Bildung dieser Täler auch auf die rückwärtsschreitende Erosion zurückgeführt. Durch diese wird die Wasserscheide durchschnitten und das Talsystem des jenseitigen Gehänges abgelenkt oder angezapft. Das jenseitige Tal verliert dann unterhalb der Anzapfstelle seinen Fluß, es wird ein verlassenes, ein totes Tal. Endlich kann es zur Bildung von Durchgangstälern auch dadurch kommen, daß die Vertiefung durch a a a ursprüngliche, beb heutige Oberfläche, b b heutiges Flußtal. Fig. 81. Fig. 82. die Erosion mit der Hebung des Bodens gleichen Schritt gehalten hat (Fig. 82), der Fluß also vor der Gebirgsfaltung schon vorhanden war. Diesen Vorgang bezeichnet man als Antezedenz. Landschaften. Die verschiedenen Formen der Flachländer, der Gebirge und der Täler bedingen die Landschaftsformen der Erde. Diese zeigen daher ebenfalls eine ungeheure Mannigfaltigkeit. Man hat solche morpholo- gischen Landschaften wohl auch als natürliche bezeichnet. Allein als natürliche Landschaften dürfen nur die natürlichen geographischen Ein- heiten gelten, in denen recht gut auch morphologisch verschiedene For- men enthalten sein können. Die Landschaft des Flachlandes ist im allgemeinen die Ebene. Aber selbst diese bieten schon außerordentlich wechselnde Bilder. Xeben den oft tischgleichen Ebenen der Flußniederungen (Poebene, Amazonastiei- land) haben wir die sanft ansteigenden Dejektionskegel der großen Strom- anschwemmungen vor dem Austritt aus den Gebirgen (oberdeutsche Hoch- ebene, nordchinesische Ebene). Flachwellig erscheinen dagegen meist

9. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 157

1915 - Leipzig : Hirzel
Orographie und Orometrie. 157 einander trennen. Wenn sie selbständige Höhenrücken von größerer Höhe bilden, bezeichnet man sie als Jochrücken, die oberste Höhenlinie als Jochkamm. Ihrer Form und Entstehung nach zeigen die Gebirgskämme eine große Mannigfaltigkeit. Die Form kommt in der Schartung zum Aus- druck. Ihre Entstehung kann sowohl auf tektonischen Vorgängen wie auf der Wirkung der Erosion beruhen. Hier besteht eine ähnliche Viel- heit der Kategorien, wie wir sie bei der ganzen Plastik des Bodens wiederholt kennen gelernt haben. Durch die orographischen Verhältnisse eines Gebirges wird auch der Wasserabfluß in diesem bestimmt. Die Kammlinie ist meist auch die Wasser scheide zwischen zwei den beiderseitigen Gehängen angehören- den Stromsystemen. Neben der eigentlichen Kammwasserscheide finden sich häufig noch in den Hohlformen Scheiden, die man als Talwasser- scheiden bezeichnet. Sie sind vorwiegend Querscheiden in tektonischen Längstälern oder in Senkungstälern. Die Wasserscheiden sind in ihrer Lage keineswegs beständig, viel- mehr werden sie durch tektonische Vorgänge, weit häufiger aber noch durch die Erosion fortwährend verlegt. Die Durchgangstäler machen auch die Wasserscheide zu einer durchgreifenden. Wo sich die Talfurchen der beiderseitigen Gehänge eines Gebirges nahe kommen, ist dieses meist auch leicht überschreitbar. Solche Übergangsstellen oder Pässe finden sich sowohl auf dem Kamme wie in den Tälern. Man unterscheidet darum auch Kammpässe und Talpässe. Die Kammpässe, die sich auf dem Hauptkamme wie auf dem Joch- kamme finden, haben je nach der Plastik des Gebirges sehr verschiedene Formen. Enden die Gehänge in einer Scheitelfläche, so führt der Über- gang durch einen Wallpass. Weiter unterscheidet man Sattel-, Schar- ten- und Lückenpaß, deren Form sich aus diesen Ausdrücken ohne weiteres ergibt. Die ziffermäßige Berechnung aller dieser Formen ist Aufgabe der Orometrie. Man berechnet die mittlere Kamm-, Gipfel- und Sattelhöhe, ferner die mittlere Schartung, die mittlere Tal- und Sockelhöhe usw. Später ist diese Disziplin weiter ausgebaut und auf alle Formen des Bodens ausgedehnt worden. Sie gibt uns auch für die mittlere Neigung oder Böschung der Gehänge und namentlich für das Volumen der ein- zelnen Bodenformen ziffermäßige Ausdrücke. Die mittlere Böschung wird nach der von Finsterwalder an- gegebenen Methode berechnet. Danach ist die mittlere Böschung (è) ymru f)/-1/

10. Grundriss der allgemeinen Erdkunde - S. 255

1915 - Leipzig : Hirzel
Vertikale Temperaturverteilung. 255 In den höheren Luftschichten oberhalb der Region der Temperatur- inversion stellt sich dann meist wieder die normale Wärmeabnahme ein. Zuweilen wiederholt sich aber die Umkehr, d. h. es wechseln mehrfach wärmere Luftschichten mit kalten und umgekehrt. Diese Wechsel können auch durch horizontale Strömungen hervorgerufen sein, indem sich über einer kalten Luftschicht ein warmer Luftstrom bewegt. Die Temperaturverhältnisse der oberen Regionen der freien Atmo- sphäre sind in den letzten Jahren durch Drachenaufstiege sowie durch bemannte und unbemannte Ballons eingehender erforscht. Für die Be- obachtung selbst ist in Assmanns Aspirationsthermometer ein zuver- lässiges Instrument gegeben, das die wirkliche Lufttemperatur auch inner- halb der höheren Schichten, wo infolge der geringen Dichte der Luft die Strahlung außerordentlich intensiv ist, zu messen gestattet. Das Ergebnis der zahlreichen Beobachtungen ist, daß die Temperatur noch bis zu beträchtlicher Höhe eine stete Abnahme zeigt, daß aber darüber dann eine Zone folgt, die in ihrer ganzen Mächtigkeit nahezu gleich- mäßig temperiert ist. Die untere Zone bezeichnet man als Troposphäre. Sie zerfällt wieder in zwei Stufen. In der unteren Stufe, die man etwa bis 4000 m rechnet, ist die mittlere Temperaturabnahme gering, Tempe- raturinversion tritt häufig auf, es ist zugleich die Zone lebhafter verti- kaler Luftbewegung und häufiger Wolkenbildung. In der oberen Stufe mit gleichmäßigerer Wärmeabnahme stellt sich dagegen Temperaturinversion nur selten ein, die Atmosphäre enthält nur noch wenig Wasserdampf und die Temperaturabnahme nähert sich daher dem normalen Werte von Io auf 100m. Die obere Zone, Stratosphäre genannt, ist nahezu isotherm, doch kommen Temperaturinversionen fast regelmäßig vor. In- folgedessen herrschen auch nur noch horizontale Strömungen. Die untere Grenze ändert sich, sie liegt erheblich höher in den Tropen — über dem Äquator etwa 15000 m hoch — als in den polaren Gebieten, wo sie sich auf etwa 7000 m senkt. In den Tropen ist es daher in den höheren Schichten der Atmosphäre kühler als über den arktischen Regionen in gleicher Höhe. Weiter verschiebt sich die Grenze im Laufe des Jahres, im Sommer ist sie höher als im Winter. Endlich weist ihre Lage auch Beziehungen zum Luftdruck auf. Über Gebieten mit niederem Luftdruck liegt sie niedriger als über solchen mit hohem Luftdruck. Literatur : R. Assmann und A. Berson, Wissenschaftliche Luftfahrten. — Berlin, 1899—1900.
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